Geologie von Böhmen
Friedrich Katzer
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August Eman. Reusa.
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Geolooie von Böhmen.
Der geognostische Aufbau
und die
geologische Entwicklung des Landes.
■
• • Mit besonderer Ber&clßicbtignng
der Erzvorkommen und der verwendbaren Minerale nnd Gesteine,
* Von
Dr. Friedrich Katzer.
Mit 1068 Abbildungen im Texte, 4 Porträts, 3 Kartenbeilagen
und einer geologischen Karte in Farbendruck.
*{ *
PRAG
VERLAG VON I. TAUSSI G.
/fecAfe vorbehalten.
Buch.Wuck.rci .1» i „L'olittk* '» IT*«-
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1
*
VORWORT.
^5/iewohl das an Naturproducten so gesegnete herrliche
Böhmen durch seine reiche geologische Gliederung und die
mannigfachen Beziehungen derselben zu Industrie und Land-
wirtschaft, Bergbau und Heilkunde in der ganzen Welt
bekannt geworden ist, gebrach es bisher gänzlich an einer
übersichtlichen und genügend eingehenden
Schilderung der geologischen Verhältnisse des Landes. Die-
sem in weitesten Kreisen immer fühlbarer gewordenen Mangel
abzuhelfen, ist der Zweck des vorliegenden Buches.
Dasselbe ist in der Anlage und Durchführung eine
durchaus selbständige Arbeit und zugleich die umfassendste
geologische Monographie, welche ein Kronland des öster-
reichischen Kaiserstaates aufzuweisen hat. Wie weit es
über frühere ähnliche Leistungen, deren Verdien^tlichkeit
nicht im Geringsten angetastet werden soll, hinausgeht, be-
weist wohl schon allein der Umstand, dass in der bisher ein-
gehendsten Beschreibung des geologischen Aufbaues Böhmens
der archaeischen Gruppe etwa 60 Octavseiten gewidmet
werden, während dieselbe im vorliegenden Buche volle 750
Seiten umfasst!
Bei Abfassung des Buches leitete mich das Bestreben,
auf wissenschaftlichen Grundlagen, unter Rücksichtnahme
auf die Anforderungen der Praktiker, ein Gesammtbild der
IV
VOHWOKT-
geologischen Verhältnisse Böhmens zu entwerfen und das-
selbe durch eine möglichst verständliche, übersichtlich ge-
gliederte Darstellung auch weiteren Kreisen zugänglich zu
machen. Zugleich sollte der enge Zusammenhang zwischen
dem geologischen Aufbau und der Orographie des Landes
hervorgehoben, und durch die eingehende, das Ganze
unseres heutigen W i s s ens . zusammenfassende Be-
handlung jeder Naturfreund in den Stand gesetzt werden,
durch eigene Beobachtungen die Kenntniss des heimatlichen
Bodens fördern helfen zu können.
Die zu diesem Behufe gewählte, stets auf die Quellen
zurückgehende und dieselben genau nachweisende Darstel-
lungsweise hat erstens den Vorzug, in jeder die Geologie
Böhmens betreffenden Frage sofort über die bestehenden
Vorarbeiten Aufschluss zu geben, und zweitens die Urquellen
selbst in vielen Fällen entbehrlich zu machen. Hiedurch
dürfte das Buch denjenigen Freunden der Geologie einen
guten Dienst leisten können, welchen die in zahlreichen
Zeitschriften und Sammelwerken verstreuten Specialarbeiten
theils sprachlicher theils anderer Schwierigkeiten wegen
nicht zugänglich sind.
Ueberall war ich bemüht, die grösste Objectivität
Walten zu lassen und hoffe, dass man dies gern anerkennen
wird, ohne es mir zu verargen, wenn ich in diesem Bestre-
ben hie und da vielleicht zu weit gegangen sein sollte.
So habe ich an einigen Stellen der Beschreibung des süd-
lichen archaeischen Gebietes der Auffassung und Ausdrucks-
weise der ursprünglichen Autoren möglichst Rechnung ge-
tragen, weil diese Auffassung insofern den heutigen Stand
unseres Wissens von den betreffenden Gegenden bezeichnet,
als dort seit Jahrzehnten keine Neuuntersuchungen vor-
genommen wurden, und ohne solche eine Uebertragung
von anderwärts gewonnenen Resultaten auf dieselben nicht
ohne weiters zulässig ist. Auch glaubte ich jeden Beitrag
zur geologischen Kenntniss des Landes von einigem Belange
VORWORT. V
nicht nur gewissenhaft benützen, sondern auch, wo thun-
lich, den Urhebern derselben einige Worte widmen zu sollen,
weil ich vielfach Gelegenheit hatte mich zu überzeugen, dass
dadurch wesentlich zur Erweckung des Interesses an ver-
dienstvollen Einzelleistungen und zur Gharakterisirung der
verschiedenen Richtungen des geologischen Forschens bei-
getragen werden kann.
Bezüglich der Ausstattung möchte ich mich auf wenige
Bemerkungen beschränken.
Für eine Anzahl Gliches bin ich der hochlöblichen
Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt . zu beson-
derem Danke verpflichtet. Alle übrigen Abbildungen sind
für das Buch besonders hergestellt und in diesem Sinne
Originale. Viele, bei welchen die Ergebnisse neuerer For-
schungen berücksichtigt werden konnten, unterscheiden sich
nicht unwesentlich von den Vorlagen. Trotzdem glaubte
ich den ursprünglichen Autor stets namhaft machen zu
sollen. Die colorirte geologische Karte, welche in der lithogr.
Kunstanstalt des Herrn V. Neubert in Smichov ausgeführt
wurde, durfte auch strengeren Anforderungen entsprechen.
Das Terrain wurde in der Hauptsache K. v. Kokistka's Ge-
neral-Karte Böhmens nachgezeichnet. Die Schrift ist bei Ort-
schaften bis zu 2000 Einwohnern ganz deutlich, bei Dörfern
trotz ihrer Kleinheit scharf und für ein gutes Auge leicht
leserlich. Höhenangaben wurden in die Karte nicht aufge-
nommen, die Sprachgrenze dagegen aus praktischen Gründen
eingezeichnet. (Im Inneren des Landes herrscht die böh-
mische, im Grenzgebiete die deutsche Sprache.)
Bezüglich der Ortsnamen habe ich mich, bis auf wenige
Ausnahmen, an die Orthographie des bekannten „Post-Lexi-
cons des Königreiches Böhmen" von M. v. Feiiringer ge-
halten, welche den Vorzug hat dem deutschen Leser in den
meisten Fällen eine richtige Aussprache der böhmischen
Namen zu ermöglichen.
VI VORWOKT.
Noch sei mir gestattet eine angenehme Pflicht zu er-
füllen, indem ich auch an dieser Stelle meinem Herrn Ver
leger bestens danke für die stets gleich liebenswürdige Freund-
lichkeit, mit welcher er auf alle meine Anregungen, betreffend
den Umfang und die illustrative Ausstattung des Buches, in
zuvorkommenster Weise einzugehen nie müde wurde.
Zum Schlüsse erlaube ich mir den herzlichen Wunsch
auszusprechen, das Buch möge bei allen Freunden und
Förderern der Vaterlandskunde eine dem Fleisse, mit wel-
chem es verfasst wurde, entsprechende freundliche Auf-
nahme finden und zur Verbreitung der Kenntniss des geo-
logischen Aufbaues Böhmens recht viel beitragen.
PRAG, am 6. September 1891.
Dr. FRIEDRICH KATZER.
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INHALT.
Einleitung. B «ue
Allgemeines 1
Geoynostische Uebersicht Böhmens 6
Tabelle der Schichtensysteme der Erdrinde 11
Qrographische Uebersicht Böhmens 12
I. Theil.
Der geognostiscke Aufbau Böhmens.
I. Archaeische Gruppe.
Allgemeine Uebersicht 3?
Das Urgneiss- and Urschiefersystem.
l' t^ Ury^neisssystem Böhmens 40
Pas Urschiefersystem Böhmens 47
Dm» bahmi»oh«m&hri«ohe Hochland 52
O b e r f 1 a c h e n g e s t a 1 1 u n g 54
Gneiss . . . . . ... 56
Lagerungsverhaltnisse 80
Glimmerschiefer 83
Granulit 84
HornblendeschR-t'er 84
Kalkstein 89
Serpentin 101
Granit 106
Erze 116
Der Bfthnterwald 128
1. Der eigentliche Böhmerwald (Sumava) 129
Oberflächenbeschaffenheit 131
Granulit 138
VIII
Inhalt.
Seite
üm-igs ... 14?
Glimmerschiefer 15b
L a g e r an g s ve rhältnisse . 161
HornblerkleKesteine 1(36
Serpentin 10^
Kalkstein 170
Granit • Tb5
Eruptive Ganggcst e ine 200
Graphit 2<Jb
Krze .... 211
2. Der Böhmische Wald (Cesky les) 219
Uberflachenbeschaffenheit 221
Gneis* 223
GlimrnmcTschieter 22«»
Honihlemleschiefer . . 227
Lagerungsverhältnisse 229
Kalkstein 230
Serpentin 2^T
Huarzfels 231
Granit 235
Glimmerdiorit . 237
K £ e r e v Z w i s c h e n u e b i r ■* e . '. '. '. '. '. '. 2o7
riivflit 238
Erze 240
Da» Fichtelgebirge 245
Oberflächengcstaltung 24*i
Gliminerschieter 24."
Fhyllit 247
Kaikst.m 24>>
(Juarzitsehiefer 24S
yuarz 24s
l^eranschiefer 24'.'
Granit 250
Lagerungsverhaltnisse 251
Mr/e . . 2-V'
Das Erzgebirge 2-"3
1. Das Karlsbader Gebirge 254
ü b e r f 1 a c h e n w e s t a 1 t u n g 2-"»^
GueUs ... iiü2
Glimmerschiefer . , . . 205
Hornlilendegesteine ; 207
Serpentin . . 272
Phyllit 275
L a g e r u n ^ s v e r h ä 1 1 n i s s e 277
Graphitsfhk-tVr 2SJ
Kalkstein . . . ~2S?
Quarzfels 2SS
Granit 2N»
Karl?ba<l 2W
GalTggesteine »w4
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Inhalt.
IX.
•
Seite
MW
Ol o
. . 315
. . 31/
. . 325
. . 328
. . 343
34b
3->4
. . 303
. . 30 ;
. . 3bb
. . 30b
. . 370
. . 3?ü
. . 37T
. . 3*0
. . 5W9
. . 399
. . 4'.'».'
. . 401
rh c 1 auiHipp mit dem Jeschken Gcbirqe . .
. . 439
J k L * 1 1 3 E — 1 , . W r* 1 . r» II i\ t \ Ii ii | 1
. . 443
44-1
Im , l Ii»
44",
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Uuarzitschiefer
. . 4 53
K ;il k v t i ii >
. . 4ö3
. . 454
. . 455
. . 470
. . 4Sw
X
Inhalt.
4SI
483
O Rae airrontlir^ha RidconorahirorA
£. . UoS eigoniiiuntj nicbongauirgo
45+
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L a g e r u n g s v e r h ;'i 1 1 n i s s e
501
.)ü4
5<M>
- v V
A r c h n e i s c h e Inseln d e s
Vorlandes. . .
nl.s
Das Adlergebirge mit dem Massiv des Glatzer
^i'lllMMlhui'lll 1 S
Oberfläche n cestaltun« .
52f>
O.iü
540
"41
541
Archaeische Insel n <1 e s
Vorlandes . . .
544
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O h e r 11 i i c h e n p e s t a 1 t u n u' .
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Lag e r u n g s v e r h ii t n i s s e
(iTiLMlt. . • • • • • •
• ••••••••
5<ki
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(iahhro
57'»
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5M
Das Saarer Gebirge mit dem böhmisch-mähri-
schen Grenzqebirge von Swratka und Policka
584
0 b e r 1*1 ii c h e n I» e s c h a ff e n h
e i t
585
(iliiiuiM-rscliit/ler
5SS
Inhalt. \l
Seit«
Piiyllit 590
Lagerung ? v e r h a 1 1 n i s s i- 592
KüJ Mfin -*)U 4
Serpentin 595
Granit . , , . , , ,_, , , , , , , , , « , , . , , , 596
Porphyr 601
ülörit" 601
Erze . 002
Das mittelböhmische Urschief ergebirqe 604
O b e r fl ä c h e n k e s t a 1 1 u n k . 610
Gneiss ^ , . . . . 6JÜ
Hornblendegesteine 621
Phvllit 629
Lag erungs Verhältnisse . . 661
Kieselsehiefcr 610.
Kalkstein . . . 675
Serpentin 684
Grünsteme t , , , : ^ , ; ÜM>
Gabbro 693
Syenit 693
Porphyr 694
Erz« 709
Das mittelböhmische Granitgeüirge T29
O b e r f 1 a ü he n h o s t: h ;i f f t» ii h e i t 731
Granit 737
Porphw- 769
Grunsteine 771
Kalkstein 776
Uuatzfels 776
Erze 778
II. PaLAEOZOISC.HE GRI'IVE.
Allgemeine Lebersicht 788
1. Das Silursysteiii.
Lebersicht . , . . . , , 79j
Eirvthe»lun^t;ib>-ll,- 796
Omm mittelböhmische Waldgebirge 797
( ambrium 804
D Da» Cambrinm im mittelböhmischen Waldgebirge . . 805
Con/loineratstufe la . . 896
Paradox Menschiefer 11> 8<i9
(Juarzgrauwackenstufe lc 815
Diabas- und Rotheisensteinstufe ld 820
Lagerungsverhaltnisse . 828
Erze - . . . . ■ . ■ . . ^ . . . • . i EM
XI T
Inhalt.
Seite
b) Das Cambriam im Eisengeblrpe 852
cj Das Cambrinm im Erzgebirge w.
Silur S57
a Das Silur im mittelböhmischen Waldgebirge . . . Sös
1. 1" ii t v r y i 1 n r.
Stufe der schwarzen Thonschiefer mit Qüarzitconcre-
tiunen 2a 85'.'
Quarzitstufe 2b 870
Stufe der yrliinmerreichen Grauwackcnschicfer 2c . . 884
Stufe der weichen Schiefer mit Sandsleineinlage -
rungen 2d . . 899
Das mittelböhmische Kalkstein plateau 90
2. O 1) c r s i I u r.
Graptoli!.lteii?i'hietVr5tnl't' :-'»m . . - * i 4
Cephal. >jtd,|, •!,!<. ilk-!nt.- oli K Xi>
[j a ^ c r u ii v f s v i- r Ii ;t 1 ' ii i ~ ^ r '.>fi!T
Kruptiv^f steine '075
Porphyr 976
Diaha* 979
Basalt 9.s4
Erze 9Sö
b) Die östlichen Silurinseln . . 99:;
1 . linv-V^->l,ir.-r Silunnsel 9'.»4
ZvAnowitz-Vod.'T.adt'r Silurinsel 997
c Das Silnr im Eisengebirge ''99
Stufe 2a 1000
Quarzitstufe 2b .... . ... 1002
L a lt <* r u ii g s v e r h a 1 t n i s s t* 1003
Eruptive Maspenyesteim' . . ^ )<l j b
d) Das Silnr im nördlichen Böhmen 1905
Parallelisirunfrstalielle 100«
2 Das DevonsysteTn.
Uebersicht 1009
I ' i n1 1 iei 1 n i ilt-^ t il h i 1 1 ■
Devon 1"U
1. 1' n t e r <1 e v o n.
'IViitaiMiIH-iLkaU; Da . 1014
Stufe der hellen Zwischertkalke Di. . . 1026
1 r.tnvr Knolleiikalk I».- 1037
2. Mittel d evo n.
Tentaculitengchiefer Dd lo4S
Oberer goniatitenreicher Knollenkalk De 1054
Algcnschiefer mit (juarziteinschaltungen Df lu*,12
L a g er u n g s \ ► • r h ä 1 t n i s * e 1 * » t ä - »
Parall.ilisiriin.-^iah.-Kf 1072
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Inhalt. XIII
3. Das Carbonsystem. Belle
l'cbersicht 1074
ö b g r f I a C Ii e n i-' e s t a 1 1 u n g 1082
(arbon ...... ' ■ 1083
" äTDas Carbon in Mittelböhmen 1084
Radnitzer Steinkohlenablagerung Iu84
Stilet/er Strinkohlenahbigerung 1Q'.»2
Liseber Steinkohlenablagerung 1095
Klein-Pfileper Steinkohlenablagerung . . 1100
Holoubkatier Steinkohlenablagerung 1 lo4
Miröschauer Steinkohlenablagerung 1105
Ledkover Steinkühlenablagerung 110^
Kladno-Kakonitzer SteinkohlcnablagerunK 1109
Pilsener Steinkohlenablagerung . ._ . .
Merkliner Steinkohlenabl^ergng (Wittuna) 1129
Steinkohlenablagerung von Wranowa . . 1132
b) Da» Carbon im Erzgebirge 1132
Brandauer StemtöhTenäHIagerüng" 1132
Steinkohlenvorkommen bei Nikiasberg ........ 1135
c> Da» Carbon am Fasse des Rieaengeblrges .... 1138
Schatzlar-Schwadowitzer Steinkohlenablagerung . . .1138
Poitcarbon (Perm) 1144
a) Das Postcarbon in Westböhmen 1148
Pilsener Ablagerung ...
Kladno-Rakonitzer Ablagerung 1 1 ">S
Manetiner Ablagerung T . . 1172
La gerungsver h_ä 1 1 n i s 9 e 1175
i) Das Postcarbon im Erzgebirge . 1178
Braiulauer Ablagerung . . ... ■ 1178
c) Dag Postcarbon in Stid- nnd Ostböhmen . . ... llTü
Budweiser Ablagerung 117V)
Die kleinen Ablagerungen zwischen Wittingau und
Böhmisch Brod T . . . . 1181
Ablagerung von Schwarz Kosteletz und Böhm. Brod . 1183
Ablagerungen im Eisengebtrge 1180
Ablagerung an der Ust grenze Böhmens . . ... . ■ 1187
d) Das Postcarbon auf der Süd und Ostseite des Riesen -
geblrges ... 1188
Ablagerung am Südt'usse des Riesengebirges 1185
Ablagerung auf der Ostseite des Riesengebirges . . . 1201
Vorgeschobene Partien ... 12M
Uebersichtstabelle 1211
Porphyre 12F2
Melaphyre . 1214
Erze . . 1222
Die Steinkohlenproduction Böhmens 12~?^>
Parallelisirung 1227
III. Mesozoische Gruppe.
Allgemeine Uebersicht ..... .122'.'
XTV
Inhalt.
1. Das Jurasystem. s ellü
Mulm 1230
Lagerung 1283
l\'irall«'!isirun!J«!;iliL'IIr — : — : — . . . . — . . . — ~. — — — — r+230
2. Das Kreidesysiem.
i: eher* i cht 1236
Eint heil uu-st ahelle 1243
Das böhmische Sandsteingebirge 1244
Cenoma« 1250
IVrut/cr Schichten ; 12-TT'
Korytzaner S<:hu-hkm 1274
Tu rem 12t'0
Weissenberirrr Schichten 12'A>
Malnitzev Schichten 1307
Teplitzer Schichten 131U
Simon , 1319
ls> •r.scltu litnt T3TÜ
l'riest'ii»M- Srhirlit ■■!> • . • .... 1330
r.lilor'neker Schichten . . 1330
Ladern n^vcrhälhiisse 1342
l'.-uMllrlisii utiu r ~talM_-ll>- 1344
IV. Kaknozoisc.hk Grttppf.
AlIifenuMiir I 'ei >M sieht 134?
1. Das Tertiarsystem.
TVhomcht 134 s
Das böhmisch«» Kc qclgebirqe 13-~n
Oliirocium und Hiocaen 13ÖJ*
a> Das Oligocaen and Miocaen in Nordböhinen and am
Fasse des Erzgebirges 1300
Das Unterolitfocaen ? in Norrihfihmen 1300
Saaz-Dux-Leitrntritzer Braunkoklenahla^erun^ .... 1301
Nalkniaurr I !i a '.i n k <> h !»■ i lal >la u , ' , ni nu r ^''^
Egerer Iii auuk"hle nahlagcnin^ . V?'?7
Basalte 1401
Phonolithe 1417
Trachyte 1422
b) Das Miocaen in Südböhmen 142 ■'•
lhnlweiser und Wittinyauer Braunkohlenahlagerung . 1423
c) Das marine Miocaen in Ostbölimen ......... 1427
Ilebersicbtstabelle 14.1"
Die Iii ai;nkobU'nprotluclioii Böhmens 1431
Parallelisirunystahelle 1433
Inhalt.
XV
2. Das Qnartärsystem. s Mtte
Lebersicht 1434
lUlnvlum und Alluvium 1435
gjctscher . 1435
Diluvialer Schotter 143?
Lehinablagerungen 1444
Kalktufle , 1440
Torflager 1440
Flugsand . 1450
Die ersten Spuren des Menschen 1400
II. Theil.
Die geologische Entwicklung Böhmens.
Einleitung 1465
Archaeische (iruppe 1400
Falaeozoi><-hr Zt'it 1470
Mesozoische Zeit 14',>3
Kaenozoische Zeit . . 1507
.?culu^ 1014
n i-i ;••->'' 1 1517
Örtggjegjgter . . . • ipa4
Sach-Kegister 1502
Vorwort • . , , . Lil
l:d--i] t • VII
r.orrei;t ureu lind Ktyau/.iniy.'eu . Wl
Correcturen und Ergänzungen.
S. 7, Zeile 0 von unten, lies.Cambriuru anstatt Kambrium.
S. 18, Zeile 9 von oben, ist zü Uhlavka beizusetzen (Angelbach).
S. 22, Zeile 14 von oben, ist Franzensbad zu streichen.
S. 23, Zeile 6 von unten soll stehen: bei Joachimsthal (Sonnenwirbel,
1244 ro), der Spitzberg ussv. In der folgenden Zeile ist „der Son-
nenwirbel (1234 m) u zu streichen.
S. 24, Zeile 14 von oben, lies Basaltmasse anstatt Besaltmasse.
S. 28, Zeile 18 von oben, lies Mettau stait Metau.
S. 29, Zeile 9 von oben, lies 1013 statt 968.
S. 41, Zeile 23 von oben*, lies Augitgesteine statt Angitge*teine. — In
den Anmerkungen sind die Vorzeichen ***) und f ) zu vertauschen.
S. 43, Zeile 20 von oben, lies Quarzfels anstatt Quarzit.
S. 60, Zeile 18 von Unten, lies Vrcowitz statt Wrkowitz.
S. 61, Zeile 17 von oben, lies Längsrichtung statt Längenrichtung.
S. 69, Zeile 5 von oben, lies Kocidi anstatt KoeJ, und Zeile 9 von oben
ausserhalb statt usserhalb.
S. 73, Zeile 19 von unten, lies Saarer Gebirges statt Eisengebirges.
S. 77, Zeile 19 von oben, lies deutlich anstatt deutich.
S. 103, Zeile 6 von unten, lies fasste statt fasst.
S. 112, Zeile 6 von oben, lies Turmalin in statt Turmalinin.
S. 113—114. Die Angaben über die Granitverbreitung sind nach der
colorirten geolog. Uebersichtskarte zu corrigiren.
S. 118. Bei Gutwasser bestand ein Goldbergbau, welcher erst zu Anfang
dieses Jahrh. vom Aerar aufgelassen wurde.
Zu S. 122—126. Der Kuttenberger Silberbergbau stand im J. 1890 mit
72 Arbeitern im Betriebe, eine Förderung nennenswerther Erzmen-
gen fand jedoch nicht statt Am Vierzehn-Nothhelfer- Stollen, am
Greiferschachte (106 m Tiefe) und Rovinaschachte (1012 m Tiefe)
wurden weitere Ausrichtungsarbeiten vorgenommen, ausserdem im
October 4889 am nördlichen Abhänge des Gang-Berges, etwa 25 m
im Liegenden des Dauerganges, auf dem Haldenplateau, des alten,
durch eine grosse Pinge gekennzeichneten Schachtes „Svarny Ka-
spar" ein neuer Richtschacht angeschlagen, der auf 250 m zu teu-
fen sein wird. Bis jetzt wurden nur Pyrit- und Sphalerittrümmer
durchsunken.
Zu S. 126. F. PoSepny, Ueber einige wenig bekannte alte Goldberg -
baue Böhmens, ' Oest. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen. XXXVII,
1889, i\ro. 23 u. 24, berichtet, dass bei Libouft, W von Louftowitz,
ehemals Goldbergbau umgieng u. zw. auf dem „Roudny", einem
Hachen Gneisshügel, dessen ganzer südwestlicher Abhang mit Hal-
den und Pingen besäet ist, während am nördlichen Fusse desselben
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Correcturen und Ergänzungen.
XVII
im Libouner Thale zahlreiche Seifenhalden zu sehen sind. Die
Erze, goldhaltige Kiese, brachen hier auf Quarzgängen ein. Sie
wurden allenfalls zu wiederholten Malen bergmannisch gewonnen
und dürfte der alte Betrieb schon in das 16. Jahrh. fallen, während
aus dem 18. Jahrh. urkundliche Belege für denselben vorhanden
sind. Darnach wurden in 34 Jahren von 1769 bis 1804 im Gan-
zen 126.478 Hark Rohgold, entsprechend 84.054 Feingold gewonnen.
J. Hon ige r erwähnt (dieselbe Zeitschr. 1885, p. 356), dass um
das J. 1770 vom Fürsten Auersperg hier mit grossen Kosten ein
Goldbergbau betrieben wurde, welcher aber nur 3 Mark 12 Loth
Gold und 1 Mark 10 Loth Silber ergab.
S. 176, Zeile 7 von oben, lies Dioritporphyrit anstatt Diorit
S. 177, in der Erläuterung zu Fig. 40 lies Krumauer statt Kumauer.
S. 188, Zeile 2 von oben, lies Heuraffel statt Heurafel.
S. 203, Zeile 9 von oben, lies Zichowetz statt ^ichowetz.
S. 204, Zeile 4 von unten, lies Nuzin statt Nuzino.
Zu S. 210. Im R. B. A.-Bez. Budweis standen im J. 1890 auf Graphit
4 Unternehmungen mit 873 Arbeitern im Betriebe, die 143.740 q
Graphit im Werthe von 523. G83 fl. erzeugten. 1
S. 224, Zeile 15 von unten, lies den Quarzgang anstatt das Quarzlager,
und Zeile 11 von unten eingewachsen statt eingewaschen.
S. 226, Zeile 13 von unten, lies Psilomelan statt Psilomalan.
S. 230, in der Ueberschrift in Fig. 51 lies Siehdichfür stat Siedichfür.
S. 233, Zeile 10 von unten, lies Meigelshof statt Meigelhof.
S. 257, Zeile 14 von oben, lies Kreybich statt Kreibich.
S. 281 in Fig 62 lies Kneibelbach statt Keniselbach.
S. 284, Zeile 10 von unten, lies Art statt art.
S. 285, Zeile 21 von oben, lies Krottensee statt Kuttensee.
S. 286, Zeile 8 von oben, lies Silbersgrün statt Silbergrün.
S. 287, Zeile 2 von unten, lies Verbindungsglied statt Verbindungsglieg,
und Zeile 22 von unten Erzgebirgsgraniten statt Erzgebirgegraniten.
S. 299, erste Zeile, lies 60*7° statt mit 60-7°.
S. 310, Zeile 11 von oben, lies einstigen Umfange der hiesigen statt
einigsten Umfange der riesigen.
S. 314, Zeile 10 von oben, lies Zeidelweidt statt Zeidelweid.
S. 319, Zeile 16 von unten, lies Neudek statt Neudeck.
Im 21. Bogen soll über der Kopfleiste überall stehen: 2. Das eigentl.
Erzgebirge.
S. 338, Zeile 6 von unten, lies Haide weges statt Haidweges.
Zu S. 341. J. E. Hibsch, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1889, pag.
204, spricht in einer Mittheilung über den Doleritstock und das
Vorkommen von Blei- und Silbererzen bei Rongstock die Ansicht
aus, die im Phonolithtuff eingeschlossenen Gneissblöcke seien aus
der Tiefe heraufbefördert worden.
Zu S. 343. Die Schichten der Biliner Gneissscholle besitzen zwar ein
veränderliches Streichen, doch herrscht die ostwestliche Richtung
vor. Auf dieser selben Richtung entsprechenden Klüften liegen die
Biliner Mineralquellen. Es sind alkalische Säuerlinge mit
einem hohen Gehalt an Kohlensäure, welche schon seit langer Zeit
als Heilmittel dienen. Die ersten Nachrichten über dieselben rei-
chen sogar bis in das 8. Jahrh. Bei einer im J. 1888 ausgeführten
Bohrung kam man in einer Tiefe von 55 8 m auf einen Eisensäuer-
ling und bei 68'1 m auf reinen, an freier Kohlensäure sehr reichen
Katttr, Geologie Ton Böhmen. 11
XVIII Correcturen und Ergänzungen.
.
Säuerling, die jeder für sich in demselben Bohrloch gefasst wurden.
Die ganze Anlage wird als Unicum in Oesterreich bezeichnet.
S. 343, Zeile 6 von unten, lies Neudeker statt Neudecker.
S. 352, Zeile 2 von unten, lies Halbmeil statt Halbunitz.
S. 361, Zeile 2 von unten, lies Georgensdorf statt Georgendorf.
S. 363, Zeile 7 von oben, lies Peterswald statt Peterswalde.
S. 380, Zeile 4 von oben, lies Adalbertsfelsen statt AJbertsfelsen.
S. 381, Zeile 15 von oben, lies Silbersgrün statt Silbergrün.
S. 389, Zeile 17 v. unten, lies Döllinger-Schachte statt Döllinger Schachte.
S. 390, Zeile 8 von oben, lies H. Hallwich statt E. Hallwich.
S. 394, Zeile 12 von unten, ist beizusetzen: (Vergl. Fig 989).
S. 395, Zeile 18 von unten, lies A. W. Stelzner statt W. Stelzner.
S. 401, Zeile 6 von unten, lies Jahrh. statt. Jahth.
Zu S. 401 flf. Auf Zinn bestanden im J. 1890 im Erzgebirge zwei Un-
ternehmungen, welche mit 43 Arbeitern 5092 g Erze erzeugen,
nämlich die Mauritiuszeche bei Abertham 5040 q und die Grau-
pener Werke G40 q Zwitter.
S. 402, Zeile 16 von oben, lies für statt als
Zu-S. 421 bezw. 429. Im J. 1890 wurden 255*8 q Uranerze im Werthe
von 41.674 fl. gewonnen, wobei 320 Arbeiter Beschäftigung fanden.
Die Silbererze, die ^als Nebenproduct gelten, betrugen 477 q im
Werthe von 47.319 fl. Auf der Segen Gottes -Zeche bei Breiten-
bach wurden 107 q Stuferze und Schliche im Werthe von 15.443 fl.
erzengt welche nebst Silber und Wismuth auch einen Halt von
0*76 q Nickel und 0 77 q Kobalt hatten. Kobalt wurde auch in
Joachimsthal als Nebenproduct (3 60 q) gewonnen. Die Gesammt-
erzeugung an Wismuth betrug 7929 q im Werthe von 19.032 fl.
Wolframerze wurden in Zinnwald durch Auskutten alter Halden
und Bergversätze 378 q im Werthe von 12 337 fl. erzeugt. Mangan
(S. 432) wurde im J. 1890 im ganzen Erzgebirge keines erzeugt.
S. 480, in der Profilüberschrift lies Keiliger statt Heiliger Berg, und
Tatobyta statt Tatobit.
S. 511, Zeile 2 von oben, lies Pyromorphit statt Pyroraorphyt.
S. 519, Zeile 9 von oben, lies Senkungsspalte anstatt Hebungsspalte,
und Zeile 13 von oben, bezeichnet statt veranlasst.
S. 528. Zeile 11 von oben, lies Dreigraben statt Drei Graben.
S. 535, in der Ueberschrift zu Fig. 103, lies Kronstadt anstatt Kronstaat
S. 538, in der Ueberschrift zu Fig. 107. lies Lipka statt Eipka, in der
Unterschrift Schneeberggebirge statt Schneeberggebirg.
S. 538 in der Ueberschrift bei Fig. 107 lies Brücknerberg statt Brüch-
nerberg.
Zu S. 547. Die in der Anmerkung f) erwähnte Karte ist einstweilen
erschienen.
S. 548, Zeile 21 von unten, lies südwestlichen statt südöstlichen.
S. 556, Zeile 7 von oben, lies ausser statt auser.
S. 557, Zeile 5 von oben, lies Planavy statt Planany.
Zu S. 582. Beim Schwefelkiesbergbaue in Lukawitz" wurden im J. Is9ü
mit 40 Arbeitern 4179 ^ Kiese im Werthe von 6209 fl. erzeugt.
S. 598, Zeile 4 von oben, lies Kfiiänky statt Kfi2änek.
S. 609, Zeile 16 von unten lies W von Selean statt S von Selcan, und
Zeile 17 von unten lies Desnoberge statt Desnoberge.
S. 613, Zeile 21 von oben, lies carbonischen oder tertiären.
S. 619, Zeile 8 von unten, lies Honsperg slatt Ronsqerg.
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t
Correcturen und Ergänzungen. XIX
S. ÖU, Zeile 19 von unten, lies Cerchov statt Cerkov.
S. 624. Zeile 18 von oben, lies Muttersdörfern statt Muttersdörtern.
S. 629, Zeile tQ von unten, lies Consequenzen statt Cosequenzen.
S. 681, Zeile 2 von unten, lies in statt im.
S. 634, Zeile 13 von unten, lies Hniemitz statt Hnemitz
Zu S. 035. Im R. B. A.-Bez. Pilsen waren im J. 1890 auf Vitriolschiefer
3 Unternehmungen im Betriebe, welche mit 71 Arbeitern 261.938 q
Vitriolschiefer erzeugten. Die Erzeugung sinkt in der letzten Zeit
von Jahr zu Jahr (gegen das Vorjahr um 40.207 q),
S- 637, Zeile 11 von unten, lies Biluk statt Böluk.
S. 666 in der Ueberschrift zu Fig. 126 lies Mariafels statt Marialfels.
S. 673, Zeile 14 von oben, lies Bradlavka statt Bradlavak.
£. 676, ist der zweite Absatz zn ergänzen: Desgleichen sind dem Phyl-
Ut bei Ledkov und Hradek in der Pilsener Gegend schwarzgraue
Kalkschiefer concordant eingelagert Ein Kalkschiefer von Cernitz
enthielt 62*121% CaC0 3 . (J. E. Hibsch u. O. Humler, Ueber
krysL Kalke in den azoischen Schichten der Silurformation Böh-
mens. Jahresber. d. k. k. Staats- Realsch. in Pilsen, lb80.)
Zu S. 677. Von Alt Rozmitäl wird oolithischer Kalkstein erwähnt, das
Vorkommen ist mir aber nicht bekannt.
S- 679. lies am Ende der zweiten Zeile von unten 2"5 statt 25.
S. 6S1, in der Ueberschrift zu Fig. 129 lies Vletitz statt Vtetitz.
S. 682. Zeile 16 von oben, lies eine isolirte statt eineisolirte.
S. 686, Zeile 13 unten, lies Hniemitz statt Hniemetz.
Zu S. 710. Die Toker Prokopizeche bei Bitis wurde im J. 1890 berg-
bücherlich gelöscht.
Zu S. 713. Auch 1890 wurden die Goldgruben bei Eule nur in Stand
gehalten.
S. 717, Zeile 11 von unten, lies Pyromorphit statt Pyromorphyt.
Zu S. 721. Im J. 1890 waren bei den Bleibergwerken um Mies 463 Ar-
beiter beschäftigt, die 12.927 q Erze im Werthe von 120.381 fl.
erzeugten.
S. 738, Zeile 18 von oben, lies Granat statt Granit.
S. 742, Zeile 7 von unten, lies Brühl itz statt Druhlice.
S. 754, Zeile 11 von unten, und S. 767, Zeile 15 von oben, lies Klein
Chischka statt Chfska.
S. 771, Zeile 7 von unten, lies vorwaltend statt vorworwaltend.
Zu S. 780 und 784. Bei Schönberg wurden 1890 mit 68 Arbeitern
11.698 q goldhaltige Quarze im Werthe von 5849 fl. gewonnen,
bei Proutkowitz als Nebenproduct des Antimonbergbanes 1*131 kg
Goldschliche im Werthe von 1244 fl.
Zu S. 782. Bei Velka nahe Mühlhausen soll neuestens mit der Wieder-
gewaltigung der Silbergruben begonnen worden sein.
Zu S. 787. Im J. 1890 wurden bei Schönberg 1567*9 q Antiraonerze im
Werthe von 6234 fl., bei Proutkowitz und Dublowitz-Pficov mit
169 Arbeitern 363.389 q Antimonerze im Werthe von 45.347 fl. pro-
ducirL
Zu S. 780. Bei Doubrawitz W von Selcan wurde neuestens ein Gold-
bergbau in Angriff genommen, dessen Ergebniss bisher kein nett-
nenswerthes ist. Das Gold erscheint an Kiese gebunden im Quarz
und Granit.
S. 789, Zeile 19 von oben, lies: somit orographischen Einheiten nicht
entsprechen müssen.
*
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XX
Correcturen und Ergänzungen.
S. 811, Zeile 16 von oben, lies SO von Hostomitz statt SW.
S. 815, Zeile 10 von unten, lies Jivina statt Ivina.
S. 819, Zeile 10 von unten, lies Milina statt Milena.
Zu S. 835. Im J. 1890 wurden in Pfibrara mit 5317 Arbeitern 3,234.091 q
Roherze und daraus 144.464 q Reinerze und Gefalle mit 35.939 kg
Silber und 42.670 q Bleigebalt erzeugt Die Pfibrammer Hütte er-
zeugte mit 481 Arbeitern 35.101 kg Silber im Werthe von rund
3 127.480 fl., sowie 14.821 q Blei und 19.127 q Glatte.
S. 843, Zeile 17 von oben, lies dieselben statt diesselben.
S. 844 ist die Seitenzahl zu corrigiren.
Zu S. 851, bezw. 902. Auf Eisenerze bestanden im J. 1890 in Böhmen
88 Unternehmungen, von welchen 19 mit 1134 Arbeitern im Be-
triebe waren. Die Gesammtproduction betrug 4,013.25t) q Eisenerze
im Werthe von 668.083 fl. Hievon entfielen auf den R. B. A.-Bez.
Prag 3,923.000 q Chamoisite, Roth- und Brauneisensteine, auf den
Bez. Schlan 200 q Röthelerze, auf den Bez. Pilsen 82.971 q Erze,
hauptsächlich Thoneisensteine, und auf den Bez. Budweis 3-943 ^
Thoneisensteine, welche letzteren, ebenso wie die Förderung bei
Ouval und Gross Horouschan, zur Mineralfarbenerzeugung verwer-
thet wurden.
S. 855, Zeile 20 von unten, lies Bfezinka statt Bfezinky.
S. 861, Zeile 8 von unten, lies oben statt ober.
S. 865 in der Erklärung zu Fig. 203 lies fractum statt factum.
S. 866 in der Erklärung zu Fig. 207 lies Bathmoceras statt Bathomo-
ccTas.
S. 896, Zeile 10 von unten, lies Fig. 409 statt Fig. 331.
S. 897 soll über der Kopfleiste stehen: Untersilur im mittelböhm. Wald-
gebirge. — Stufe 2c.
S. 899, Zeile 18 von unten, lies Goldfussi statt ornatus.
S. 908, Zeile 7 von unten, lies Atrypa statt Atripa, und Zeile 12 von
unten, Cyrtina statt Cirtina.
S. 913, Zeile 21 von unten, lies Straiisteberg statt StradisWberg.
S. 923, Zeile 9 von oben, lies 2d statt 2a.
S. 937 über der Kopfleiste lies Stufe 3a statt 2a. — Zu Zeile 13 von
oben: Spirina gehört nach Koken zu Natiria.
S. 942 sind die Fig. 391 bis 394 in der Reihenfolge von rechts nach
links mit den Zahlen 1, 2, 3, 4 zu bezeichnen.
S. 943, erste Zeile von unten, lies Anthracit statt Antracit.
S. 944, Fig. 405. Vergleiche den Zusatz zu S. 937.
S. 954, Zeile 10 von oben, lies spectandum statt truncatum.
S. 966, Zeile 15 von oben, lies obercambrisehen statt obersilurischen.
S. 972 in der Erklärung zum Profil lies Fig 405 statt 456.
S. 977, Zeile 5 von oben, lies bewahrte statt bewahrten.
Zu S. 1000. Das Blatt der geolog. Karte Böhmens im MasssL 1 : 200.000,
welches u. a. das Eisengebirge enthält, ist mittlerweile erschienen.
S. 10ÖG in der Tabelle lies im Untersilur : Quarzitstufe statt Quarzistufe.
S. 1038, Zeile 18 von oben, lies Dd statt Da.
S. 1045 in der Erklärung zu Fig. 559 u. 560 ist hinter Lurchfischreste
ein Fragezeichen einzuschalten.
S. 1062, Zeile 8 von unten, lies 2c statt De.
S. 1105, Zeile 4 von oben, lies Steinkohlenablagerung statt Steikohlen-
ablagerung.
S. 1119, Zeile 10 von oben, lies Krcelak, Pavlikov statt Krcelak bei
Pavlikov.
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Oorrecluren und Ergänzungen.
XXI
Zu S. Wl'l. Kolycosa Loremi soll eine Liphistia oder Falaranea sein
iönnen und Anthraeomartus affinis scheint einer besonderen Gat-
tung der Anthraeomartiden anzugehören.
S. 113", Zeile 'Z von oben, lies Sigillaria statt Siqillaria.
S. II/,'*. Zeile 17 von unten, lies Warnsdorf statt Warnsdorf.
S. Wt'l Zeile. 14 von unten, lies Cardioc.arpus.
Zu S. lls:>. Auch bei der Penkaumühle nahe Krhanitz an der Sazawa
NO von Networitz hat sich ein* 1 kleine Permseholle erhalten, wel-
cher schon früher gedacht wurde.
S. 1P,4, Zeile 14 von oben, lies Nieder statt Unter.
>. 1*^0*2, Zeile 11 von oben, lies Zaltmanrücken statt 2altman-Rücke
und Habengebirge statt Raabengebirge.
>. 1*2' >:J, Zeile 10 von oben, lies Braunauer statt braunauer.
S. 121:} im Profil Fig. 717 lies NO statt SO, und SW statt N IF, sowie
Cenr>inaner statt Cenomauer.
d S. P220. Im J. lS'Hi betrug die Gesammtsteinkohlonproduction Böh-
mens 37,*20O.r»"»*j q im Werthe von P2,os;1t270 11. Ilievou entfielen
auf den R. B. A.-Bezirk Prag I»,0l7.a0ä q, auf den Bezirk Schlau
1*,»,"i01.s.V.» q % auf den Bez. Pilsen "v* ( . »O.'ÜJO q, auf den Bezirk Mies
7.iK;:-{.4»i q, auf den Bezirk Kuttenberg (Schatzlar - Schwadowitz)
\. q Steinkohlen, und auf die Brandauer Ablagerung im Bez.
Brüx lN>s q Anthracit. Bei '.)."> Betrieben waren *2I.*20N Arbeiter
beschäftigt. Die Steinkohlenausfuhr ist gegen lNV.) um 1,0.">.0'.>X, q
gesunken.
S. P22*\ Zeile 4 von oben, lies Gebiete statt Gebiote.
S. Pi^i in «ler Tabelle, Rubrik Franken, lies Cephalopodenfacies statt
Cephalopodenllacies.
>. P27*. Zeile 10 von unten, lies Hippuriten- und statt Hippuriten und.
S. pjv». Zeile 0 von nnten, lies Liebenau statt Lihenau.
S. P297 in der Erklärung der Abbildung Fig. lies Eriphyla statt
Krtfphfflla
S. Zeile 7 von unten, lies Nautilus sublaeriyatus statt Nnutiluss
ublacviyatus.
S. 1:>IT>, Zeile S von unten, ist hinter Dlaschkowitz einzuschalton u>w.
S. Pl'io, Zeile 0 von oben, lies semiqlobosa stitt Scmiglohosa.
< 1:3*20 in der Profilüberschril't lies Schelesen statt Schellesen.
S. 1:;:>M in ilec Erläuterung zu <len Abbildungen lies bei Fig. Lippenz
statt Lipenetz: ferner: 6 Deiralquea coriacta V>l. — T Araliu usw.,
und in der Anmerkung wird statt werden.
S. 1341, Zeile 3 von unten, lies Kowaleuskianum und Zeile Ü von unten
Veltnovsky.
S. I:ir2, Zeile 10 von unten*, lies Engelhauser Schlossberg.
S. p-W, Zeile 17 von unten, lies Fleyh statt Fleyha.
Zu S. UOl. Die Weigsdorf-Wustunger Ablagerung lieferte im J. 1S0O
*2'io.t;07 q Braunkohle im Werthe von 40.7 "50 II. und <lie Görsdml-
Grottauer Ablagerung M?o..~ 3-"> q Braunkohle im Werthe von 00.'»77 11.
S. I..NS, Zeile 1* von unten, lies Vrsowitz statt Wrschowitz.
S. l,T.h» t Zeile 11 von oben, lies im Innern, haulig usw.
Zu S. l.;'.»l, Zeile 7 von unten: Im Jahre P*>'*0 wurde bei Altsalf« !. Kahr-
Boderi und Haberspirk mit 0;! Arbeitern ;21>1.44»i q Alaunmaterial
gewonnen und auch »>">.0n0 q kiesreicher Zwischenmittel vom Hnni-
boldtschachte bei Retschitz wurden zu gleichem Zwecke verwendet.
S. 14o"i Zeile 4" von unten lie*: Michelsherg), von.
III
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XXII Correcturen und Ergänzungen.
S. 140t'., Zeil«* S von unten, lies vom statt von.
S. 141n, Zeile 4 von oben, lies Ploschkowitz statt I'loshckowitz.
S. 1425, Zeile 17 von unten, lies Eisenhüb) statt Eisenbühl.
S. 1431, Zeile 1 von oben, lies sehr statt serh.
Zu S. 1431. Vergl. den Zusatz zu S. 1301. Im R. B. A.-Bez. Teplitz
wurden im Jahre 1800 mit 50(15 Arbeitern 20,025.154 q Braunkohle;
im Bez. Brüx mit 12.540 Arbeitern 73,310.054 q Braunkohle: im
Bez. Komotau mit 007 Arbeitern 2,805.538 q Braunkohle; im Bez.
Elhogen mit J717 Arbeitern 5,035.402 q Braunkohle; und im Bez.
Falken au mit 3055 Arbeitern 0,452.857 q Braunkohle erzeugt. —
Zusammen waren im Jahre 1800 von 003 Unternehmungen 188 mit
23.352 Arbeitern im Betriebe. Die Gesammtförderung Böhmens be-
trug 121,000.322 q Braunkohle, stieg also gegen das Vorjahr be-
deutend. Ebenso ist die Braunkohlenausfuhr gegen das J. 1880 um
0.700.007 q gestiegen.
S. 1448, Zeile 2 von unten, lies Soos statt Soor, und Zeile 10 von
unten Fehlamühle statt Fehlarmühle.
8. 1450, Zeile 1 von unten, lies die- statt die, und Zeile 18 von unten
Lager statt Lagre.
Einige andere Fehler wird sich der gütige Leser leicht selbst corrigi-
ren: sie werden übrigens durch die Schreibweise der Register ricli-
feestellt.
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Einleitung.
Mit Recht fülirt Böhmen den Beinamen der Perle in
der Kaiserkrone Oesterreichs; denn an Schönheit
und Reichthum überragt es thatsächlich alle übrigen Länder.
Wäre es uns möglich von seinem Herzen aus uns so hoch
zu erheben, dass wir es mit einem Blicke umfassen könn-
ten, wir würden staunen ob der Fülle, Mannigfaltigkeit und
Pracht dessen, was hier auf verhältnissmässig beschränktem
Räume vereint erscheint. In lieblichem Wechsel reihen sich
kuppenreiche, waldbedeckte Berggegenden an weitgestreckte
Plateaus mit einförmig sanft welliger Oberfläche und dem
ruhigen Aussehen einer Feldlandschaft, die jedoch wieder
reich sind an tief eingeschnittenen Thälern von eigenartiger
Schönheit. Berg und Thal, Fels und Ackerkrume, Fluss und
Teich, Dorf und Stadt, — Alles verbindet sich in Böhmen
zu einem Gesammtbilde, das den Vergleich mit keinem an-
deren Lande zu scheuen braucht.
Oberflächenbeschaffenheit, landschaftliche Schönheit,
Fruchtbarkeit, Reichthum seines Gebietes, die Entwicklung
seiner Industrie, ja selbst Eigenheiten seiner Bevölkerung
— Alles steht im Zusammenhange mit dem geognosti-
schen Aufbaue, dessen Kenntniss und Verständniss daher
die einzig richtige Grundlage für eine entsprechende Beur-
theilung des ganzen Aussehens des Landes, sowie der Be-
schaffenheit aller Theile desselben bildet.
Es ist klar, dass mit Rücksicht hierauf die genaue
geologische Durchforschung und die Zugänglichmachung
ihrer Ergebnisse für die weitesten Kreise von besonderer
Wichtigkeit ist. In diesem Sinne haben auch die k. k. geo-
logische Reichsanstalt in Wien und das Comite zur natur-
wissenschaftlichen Landesdurchforschung in Prag ihre Aut-
gabe aufgefasst und in der That — jene seit den 50ger Jahren,
Kttztr, Geologe tob Böhmen. 1
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2
Einleitung.
dieses neuerer Zeit — in Bezug auf die geologische Erfor-
schung Böhmens sehr Erspriessliches geleistet.
Auch sonst hat sich seit F. A. Reuss (Vater), in wel-
chem wir den ersten Geologen verehren, der sich mit eini-
gen Gegenden Böhmens wissenschaftlich genauer beschäftigt
hat, eine bedeutende Anzahl von Fachmännern mit der geo-
logischen Erforschung einzelner Landestheile befasst. So na-
mentlich von den älteren F. X. Zippe, Leop. von Buch,
Gumprecht, Riepl, Nöggerath, Klipstein, Naumann,
Cotta, Geinitz, Barrande; unter den jüngeren neben A.
E. Reuss (Sohn) allen voran die Geologen der k. k. geolog.
Reichsanstalt Ferdinand v. Hochstetter, M. V. Lipold,
R. v. Zepharovich, J. Jokäly, D. Stur, H. Wolf, v. Lidl,
V. Andrian, M. Paul u. a.; ferner von den heimischen For-
schern J. KrejCi, A. FriO, G. G. Laube, K. und 0. Feist-
mantel, R. Helmhacker, sowie viele Andere, deren Namen
weiterhin genannt und deren Arbeiten benützt werden sollen.
Die Ergebnisse der Einzelforschungen sind auch einige-
mal in übersichtliche Beschreibungen des ganzen Landes
zusammengefasst worden, und zwar 1822 von L. A. Dlask
in dessen kleiner „Orognosie Böhmens" ;*) dann bedeutend
wissenschaftlicher und mit der, diesem ausgezeichneten For-
scher eigenen Klarheit 1831 von F. X. M. Zippe in der
»Uebersicht der Gebirgsformationen in Böhmen*;**) ferner
1854 von Aug. Em. Reuss in einer »Kurzen Uebersicht der
geognostischen Verhältnisse Böhmens* ; ***) 1860 von J.
Krejci in einem Werke, t) das, obwohl allgemeineren Cha-
rakters, Böhmen in erster Reihe berücksichtigen sollte, aber
leider nur bis zur Beschreibung der Silurformation gedieh.
Hierauf verfasste ebenfalls in böhmischer Sprache A. FriO
ein kleines Buch, welches 1869 erschien ff) und in populärer
Weise neben allgemeineren Fragen besonders die geogno-
stischen Verhältnisse Böhmens bespricht. In demselben Jahre
*) Dieselbe bildet den dritten Abschnitt (pag. 305—825) von des
Verf. umfangreicher „Geognosie Böhmens", die wiederum den ersten
Theil seines „Versuches einer Naturgeschichte Böhmens'', Prag, C. W.
Ender?, 1822, ausmacht.
**) Abhandlungen der kön. böhm. Ges. d. Wissensch. III. Bd. von
den Jahren 1831 u. 1882. Frag, 1833.
*** < Fünf Vorträge, gehalten im naturw. Vereine Lotos im J. 1863.
Mit drei geolog. Uebersichtskarten. Prag, 1854, J. G. Calve.
t) Erschienen bei A. Augusta in Leitomyschl.
ff i O vistväch küry zemske. Matice lid'u C. 16.) V Praze 1869.
— Eine zweite verbesserte Auflage erschien 1878.
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Einleitung.
3
erfolgte die Veröffentlichung von Franz R. von Hauer'S
Begleitworten zu dem I. und II. Blatte der geologischen
Lebersichtskarte der österreichischen Monarchie, *) auf wel-
chen das ganze Königreich Böhmen nebst Theilen der Nach-
l>arländer dargestellt ist. Diese Begleitworte sind in Wirk-
lichkeit eine kurz gefasste Geologie Böhmens.**) Ein Decen-
nium später, 1879, wurde von J. Krejöi dessen umfangreiche
Geologie***) beendet, welche schon am Titel besagt, dass
sie mit besonderer Berücksichtigung des cechoslavischen Ge-
bietes verfasst wurde und thatsächlich Böhmen in so ein-
gehender Weise behandelt, dass sie häufig rundweg als Geo-
logie von Böhmen bezeichnet zu werden pflegt. 1882 gab
J. de Morgan ein hübsch ausgestattetes Buch über unseren
Gegenstand heraus, f) welches strengeren Anforderungen in
allen Stücken zwar nicht entspricht, aber immerhin Brauch-
bares enthält. Einer in böhmischer Sprache verfassten, kurzen
Skizze der geologischen Entwickelung Böhmens, die ich -im
Jahre 1885 und 1886 erscheinen Hess, möchte ich nur ne-
benbei erwähnen.ft)
Von allen diesen Arbeiten nehmen die citirten Schriften
Zippe s. Reüss" und KrejCIs die erste Stelle ein, wie über-
haupt anerkannt werden muss, dass diese drei Forscher nicht
nur durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, sondern na-
mentlich auch durch das lebendige Wort vom Catheder herab
sehr viel zur Erweckung eines regen Interesses für die Er-
gebnisse der geologischen Erforschung Böhmens in weite-
ren Kreisen beigetragen haben. Ganz besonders Fr. X. M.
Zippe ttt) tat sich in dieser Hinsicht so grosse Verdienste
*) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A., XIX., 1869. 1. — Der Separat-
abdrnck, welcher dem einzeln käuflichen Blatte „Böhmen" beigegeben
wird, trägt die Jahreszahl 1873. Wien, A. Hölder.
**) Desselben Verf. ausgezeichnetes Werk : ..Die Geologie und ihre
Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der österreich.-
anjramchen Monarchie", Wien, I. Aufl. 1876, II. Aufl. 1877, bietet in
>l«i betreffenden Abschnitten ebenfalls eW gute Uebersicht der geolo-
gischen Verhältnisse Böhmens.
**•> Geologie clli nauka o ütvarech zemskych. V Praze, 1879,
^lavik a Borovy. (Begonnen 1876.)
f > Geologie de la Boheme. Paris, J. Baudrv.
ttJ „Vlasf 4 , II. und III.
tü-i Franz Xaver Maxmilian Zippe, geboren am 15. Jänner
1*91 zu Falkenan (B. H. Leipa), widmete sich nach zurückgelegten philo-
sophischen Studien den Naturwissenschaften, namentlich der Mineralogie
und Chemie. 1819 als Adjunct der Chemie am polytech. Institute in
Frag angestellt, eröffne er 1823, in welchem Jahre er zum Custos der
1*
Einleitung.
Tages noch keinesfalls zu den ganz genau oder doch gleich-
mässig erforschten Ländern. Böhmen ist seit Jalirhunderten
der Sitz eines ausgebreiteten und einst ausserordentlich
ergiebigen Bergbaues; weltberühmt sind seine zahlreichen
wunderkräftigen Heilquellen; gesucht und überall bekannt
einzelne seiner edlen Steine, wie besonders der blutigfeue-
rige Pyrop; die Schichten der verschiedenen Systeme sind
ungewöhnlich reich an Versteinerungen, welche in Samm-
lungen auf der ganzen Welt Eingang gefunden haben. —
Dies Alles musste seit jeher die besondere Aufmerksamkeit
auf die geologische Beschaffenheit des Landes lenken: —
und dennoch vermag man selbst heute noch einige Gebiete
als terra incognita zu bezeichnen. Eine die Entwickelung und
die Fortschritte der Forschung berücksichtigende und auf
die Hilfsmittel verweisende, gewissenhafte Zusammenfassung'
des gegenwärtig Bekannten hat somit nicht nur den histo-
rischen Werth der Belehrung über den augenblicklichen
Umfang des Erforschten, sondern verfolgt vielmehr auch
den Zweck der Andeutung dessen, was noch zu ergründen
bleibt und der Anregung hiezu.
Bevor wir diesem Zwecke entsprechend in* die genaue
geognostische Beschreibung von Böhmen eingehen, wollen
wir in kürzesten Zügen eine allgemeine üebersicht der im
Lande vertretenen Formationen entwerfen, die zur vorläu-
figen Orientirung, ebenso wie zur richtigen Auffassung der
lückenhaften geologischen Entwickelung, als auch -dagegen
wieder zur Erkenntniss des Reichthums Böhmens in geogno-
stischer Beziehung dienlich sein mag.
Böhmen ist der Hauptsache nach eine Urgebirgsscholle,
nämlich ein Theil des arcltaeischen Massivs, welches nörd-
lich v'on der Donau beginnend das ganze österreichisch -
böhmisch-mährische Grenzgebiet bis nahe den Elbniede-
rungen im Norden und den Böhmerwald sammt den baie-
rischen Grenzgebirgen im Westen umfasst. An diese
zusammenhängende, mehrere Hundert Quadratmeilen einneh-
mende, von jüngeren Auflagerungen nur in verhältnissmassig
geringem Masse bedeckte Erstreckung reihen sich in ziemlich
eng verknüpftem Kranze die Randgebirge, welche Böhmen
im Westen, Nordwesten, Nord und Nordosten umgeben. Es
sind dies der Böhmische Wald und das Karlsbader Gebirge,
die Ausläufer des Fichtelgebirges, ferner das Erzgebirge, das
Lausitzer und Isergebirge, das Riesengebirge und schliess-
lich das Adlergebirge. Diese sämmtlichen Gebirge werden
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j
CU-ovrnostisclie Vehersicht Böhmens. 7
ebenso wie das böhmisch-mährische Hauptmassiv, abge-
sehen von den massigen Gesteinen, die zum Theil erwie-
sener Weise jüngeren Ursprunges sind, aus Gesteinsarten
der arehaeischen Gruppe und zwar zunächst des Ur-
gMis&systemSi zusammengesetzt.
Zwischen das böhmisch-mährisclie Hochland im Osten
und den Kaiserwald im Westen erscheint ein Gebirgsland
eingeschaltet, welches die Haupterstreckung des ürschie fer-
nst ems in Böhmen bildet. Die östliche Begrenzung derselben
wird zwar durch das mittelböhmische Granitmassiv im Allge-
meinen angedeutet, ist aber deshalb nicht scharf zu bestim-
men, weil eben durch den Granit einige Stücke von der
übrigen zusammenhängenden Verbreitung abgetrennt erschei-
nen, die doch zu derselben einbezogen werden müssen. Im
Westen ist die Erstreckungsgrenze gar nicht zu umschreiben,
weil dort das Urschief ergebirge von jüngeren Gebilden über-
lagert wird. In untergeordneter Weise, oder doch in weniger
bedeutenden Erstreckungen treten Glieder des Urschiefer-
systems auch anderwärts in Böhmen auf. So namentlich im
westlichen Erzgebirge, im Eisen gebirge, im Norden des Lan-
des am Jeschken u. s. w.
In den beiden letztgenannten Gebirgen stehen die ar-
ehaeischen Gebilde mit Ablagerungen in Verbindung, welche
der palaeozoischen Gruppe angehören, und zwar zum
Silur gestellt werden. Diese Gruppe hat ihre Hauptentwick-
lung in Mittelböhmen erlangt, wo deren Glieder dem Ur-
schiefergebirge aufliegen. Das Silursystem besteht hier aus
kambrischen und echten silurischen Gebilden, von welchen
die ersteren im nördlichen Verbreitungsbezirke zwischen
Brandeis a. E. und Beraun im Westen, und Auval und Kö-
nigsaal im Osten nur streifenweise entwickelt erscheinen, im
Süden aber einen weiten Bezirk zwischen Mnischek, Rozmitäl
(Rosenthal) und Rokytzan einnehmen und in losgetrennten
Inseln sich noch weiter erstrecken.
In dieser Weise bildet das Kambrium die Umrahmung
der Silurablagerungen, die der Hauptsache nach unten aus
Grauwackenschiefern und Quarziten, oben aus Kalksteinen
bestehend, zwischen Brandeis im NO und Rokytzan im SW,
Unhoscht im JVFT und Königsaal im SO sich verbreiten.
Die obersilurischen Kalksteine hängen auf das Engste
mit den Ztepowablagerungen zusammen, welche ihnen auf-
liegen und fast in ihrer Mitte eine elliptische Erstreckung
zwischen Pankratz im NO und Litten im S W einnehmen.
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Einleitung.
Weitere Verbreitung weisen die Glieder des Carbon-
systems in Böhmen auf. Das Praecarbon oder Kulm ist nicht
nachgewiesen, aber die beiden höheren Formationen, das
productive Garbon und das Postcarbon sind ziemlich mächtig
und zwar vornehmlich in Mittelböhmen entwickelt. Hier bil-
den sie eine Reihe von Becken um Kladno, Rakonitz. in
der Nähe von Beraun, bei 2ebräk, Stedrä, Miröschau, Manetin,
Merklin, Pilsen und Radnitz. Die productive Steinkohlenforma-
Fig. /. Durchschnitt durch B3hm«n vom 8pitt>
(Höbe cur Länge
1. Gneis«, I. GHmmerachitfer. 3. GHmmerichiefergneiss. 4. Granullt. 6. Crthon«chlef«r
12. Porphyr.
Fig. 2. Durchschnitt durch Böhmen Tom Plückensteln im
(Hobe cur Lange
1. Gneise 2. Grenulit. 8. Glimmerschiefer. 4. Rothllegendee. 6. Krelde-
tion ist auf die tieferen Züge beschränkt, während post-
carbonische Ablagerungen, nämlich das Rothliegende, die
Oberflächendecke bilden. Hauptsächlich entwickelt ist das
Postcarbon in den Becken von Kladno-Rakonitz, bei StSdrä
(Stiedra), Manetin und Pilsen.
Dieselben Verhältnisse herrschen in der kleinen Abla-
gerung bei Brandau im Erzgebirge, wo ebenfalls Gebilde
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ftpoiriiostisi he Uebersicht Böhmen«.
9
des productiven Carbons von postcarbonischen Schichten
bedeckt werden.
Dasselbe gilt von den Ablagerungen des Carbonsystems
bei Schatzlar, wo jedoch das Postcarbon am Fusse des Rie-
sengebirges zu besonders machtiger und räumlich bedeu-
tender Entwickelung gelangt ist.
Ausserdem treten einzelne Partien des Rothliegenden
im mittleren und südlichen Böhmen in der Umgebung von
berge im Erzgebirge bit Iglau in Mähren.
wie 20 : l.)
t. Kambrium und Silur. 7. Devon. 8. Carbon. 9. Postcarbon. 10. Tertiär. 11. Batilt.
IS. Granit.
4
Eohmerwalde bis snr Schneekoppe im Riesengebirge.
wie 20 : 1.)
ablag, g. Tertiärgebilde. 7. Schwemmland. 8. Melaphjr. 9. Granit.
Bühmisch-Brod und Schwarz-Kosteletz, bei Diwischau, Wla-
schim, Chejnov und Libnitsch (bei Budweis) auf und ein
Streifen zieht sich von Senftenberg über Landskron östlich
von Böhm. Trübau in der Richtung gegen Mähr. Krumau
nach Mähren hinüber.
Die mesozoische Gruppe nimmt in Böhmen zwar
einen bedeutenden Flächenraum ein, ist aber sehr lücken-
10
Einleitung.
hafl entwickelt. Das Trias-System ist mit keinem seiner
Theile im Lande erwiesen und jüngere Jura- Ablagerungen
kommen nur in einem schmalen Zuge bei Sternberg und Khaa
an der sächsischen Grenze vor.
Die hervorgehobene ansehnliche Verbreitung der meso-
zoichen Gruppe kommt ausschliesslich auf Rechnung des
Kreidesystems, das in machtiger Ablagerung ziemlich den
ganzen Norden und Nordosten des Landes einnimmt und
neben den Systemen der archäischen Gruppe die verbrei-
tetste Formation in Böhmen ist. Doch auch dieses System
ist nur theihveise, nämlich nur durch seine drei oberen
Abtheilungen: das Cenoman, Turon und Senon vertreten.
Die kaenozoisebe Gruppe schliesslich weist in Böh-
men Ablagerungen des Tertiär- als auch des Quartär-Systems
in ansehnlicher Erstreckung auf. Was zunächst das Tertiär-
system anbelangt, so ercheinen nur die jüngeren Abthei-
lungen durch Ablagerungen vertreten, die bis auf einen ganz
geringen Bruchtheil durchwegs aus süssen Gewässern zum
Absatz gelangt sind. Die grösste Ausbreitung haben die
Ablagerungen am Südfusse des Erzgebirges in der durch die
Städte Eger, Falkenau, Saaz, Teplitz, Leitmeritz bezeichneten
Zone erfahren. Hier gehören dem Systeme auch mächtige
Basaltbildungen an. — Weiter ist das Tertiär-System im
Süden des Landes in der weiteren Umgebung von Budweis
und Wittingau verbreitet. Tertiäre Meeresablagerungen von
ganz geringem Umfange treten bei Böhmisch-Trübau an der
mährischen Grenze zu Tage.
Das Quartär-System hat in Böhmen ziemlich weit
verbreitete Diluvial- und Alluvialgebilde aufzuweisen. Die
ersteren sind namentlich durch ausgedehnte Lehmablage-
rungen vorwaltend im Norden und Osten des Landes und
durch Schotter vertreten. Die letzteren begleiten hauptsächlich
die grösseren Flüsse.
Es dürfte nicht überflüssig sein, die in dieser kurzen
Uebersicht genannten, in Böhmen vorkommenden Schichten-
systeme nochmals in einer Tabelle deutlich hervortreten zu
lassen.
Geo^nostische Uehersieht Böhmens.
11
Uebersiclit fier Schiclitensysteme 4er Erdrinde.
Lie in Böhmen vertretenen Systeme erscheinen durch fette,
die daselbst entwickelten Formationen durch liegende Schrift
hervorgehoben.
i. Akchaeische Gruppe.
Urgneisssystem (Laurentin)
Ursctaiefersystem (Huron)
2. Palaeozoische Gruppe.
Silursystem
Kambrium
Silur
Devonsystem
Carbonsystem
Praecarbon
Carbon
Postcarbon
3. Mesozoische Gruppe.
Triassystem
Buntsandstein
Muschelkalk
Keuper
Jurasystem
Lias
Dogger
Malm
Kreidesy stein
Neocom (und Wealden)
Gault
Cenoman
Tnron
Senon
4. Kaenozoische Gruppe.
Tertiärsystem
Eocän
Oligocän
Neogän
Quartärsy stein
Diluvium
AUuvitm.
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12
Einleitung.
Die Gesamnitgeologie Böhmens soll nun in diesem
Werke in zwei Theilen behandelt werden.
Der erste Theil wird beschreibend sein, möglichst alles
über die geognostische Beschaffenheit des Landes bekannt
Gewordene zusammenfassen und in übersichtlicher systema-
tischer Anordnung in der Reihenfolge, wie sie aug der Tabelle
zu ersehen ist — also mit den ältesten Schichtensystemen
beginnend und zu den jüngeren fortschreitend — kurz dar-
zulegen versuchen. Besonders soll der historische Hergang
der Zunahme unserer Kenntnisse berücksichtigt werden und
namentlich auch bei der eingehenden Beschreibung den An-
forderungen der Praktiker an die Geologie Beachtung zuge-
wendet werden.
Auf der hiedurch geschaffenen Grundlage werden die
Erörterungen des zweiten Theiles basiren, der die geologische
Entwickelung von Böhmen schildern und die Tektonik des
Landes erklären wird.
Vor Allem erscheint es nothwendig, eine gedrängte
Uebersicht der Topographie Böhmens mit besonderer Berück-
sichtigung der Orographie zu bieten, um einestheils dem mit
der Geographie des Landes weniger vertrauten Leser eine
einigermassen entsprechende Grundlage für das Verständniss
der eingehenden geologischen Erörterungen zu verschaffen
und anderentheils um zu zeigen, in welch' engem Verbände
der geognostische Aufbau mit der Oberflächengestaltung und
speciell Orographie des Landes steht.*)
Böhmen erscheint im Grossen und Ganzen als ein
Hochland, das der vielfach widerlegten, aber immer noch
landläufigen Vorstellung eines von Gebirgen wie mit einem
Wall ringsumgebenen Beckens durchaus nicht entspricht.
Denn im Süden, Südwesten, Westen und namentlich Osten
*) Hiezu ist zu vergleichen: J. KrejCf, Betracht Ober den Zu-
sammenhang der orographischen und geognost. Verhältn. Böhm. Sitzber.
böhm. gel. Gesellsch. 1866 p. 33, Abh. V., 10. Bd. — J. Krejei, Skizze
einer Orographie Böhmens. Progr. der k. k. bohm. Realsch. Prag 185b.
— Jahrb. f. Erzieh. 1859. — Ueber das Verhältnis* der Terrainlehre zur
Geologie spricht sich K. Ritt. v. Kofistka im Archiv d. Landesdurch-
forsch. I. Bd., Topograph. Abtheil., Prag 1869, pag. 10—11 in lesens-
werther Weise aus.
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Topographische Ueberskht Böhmens.
13
des Landes senden die höher ansteigenden Randgebirge
zahlreiche Ausläufer in das Innere oder stehen mit den
Bergzügen der Mitte Böhmens in solch' engem Zusammen-
hange, dass man nicht berechtigt ist, das Grenzgebirge als
wallartig aufsteigende Umfassung der ersteren aufzufassen. Im
Gegentheil machen z. B. einige Urschiefer- und Granitpartien
Mittelböhmens einen viel gebirgigeren Eindruck als das
böhmisch-mährische Grenzgebirge, welches zwar als Wasser-
scheide zwischen Donau und Elbe von Wichtigkeit ist, nicht
aber als ein Gebirge an sich. Es geht also nicht an, bloss
die Randgebirge zu besprechen und die Berglandschaften
des inneren Böhmens in der, in vielen geographischen Hand-
büchern üblichen Weise entweder nur so nebenbei zu erwäh-
nen, oder ganz zu übergehen.
Der ganze Südosten Böhmens, mehr als ein Drittel der
Gesammtoberfläche des Landes, gehört dem böhmisch-mäh-
rischen Hochland an, welches den weiten Raum zwischen
der Donau im Süden und dem Elbethal im Norden einnimmt,
und im Osten von der Linie Boskowitz, Brünn, Znaim,
Krems; im Westen: Hradeschin, Rican, Eule, Milin, Klat-
tau umschrieben wird. Das Plateau erhält sich im Ganzen
in ziemlich gleichmässiger Höhe von durchschnittlich 500 w.
Das Grenzgebiet zwischen Böhmen und Mähren überragt
diese Mittelhöhe um etwas und bildet daher, wie erwähnt,
die Grenze zwischen den Gewässern der Nordsee und des
Schwarzen Meeres. Der südliche Theil dieser Erhebung des
Plateaus ist der höchste im ganzen Bereiche desselben,
denn im Quellengebiet der Lu2nice (Luschnitz) und Thaja
(in Mähren) erreichen einige Berge die Höhe von 1000 m.
Gegen Mähren und Oesterreich zu ist der Abfall ein ziemlich
rascher, wohingegen in Böhmen das Plateau nur 'eine sachte
Neigung in nordwestlicher Richtung verräth und weit in das
Land hinein seinen gleichmässig wellenförmigen Charakter
beibehält. Die mittelböhmische Partie zwischen den beiden
Flüssen Sazawa und Moldau, nördlich von der beiläufigen
Linie Leded, Jung- Wozitz und Zvikov dagegen erscheint ziem-
lich bergig. Im Süden in den weiteren Umgebungen von
Budweis und Wittingau breiten sich teich- und moorreiche
Ebenen aus, welche in ihrer Ausdehnung im Ganzen den dor-
tigen tertiären Ablagerungen entsprechen. Das Plateau wird
hauptsächlich von der Moldau und deren Zuflüssen durch-
strömt. Es sind dies besonders der Sazawafluss mit den
Zuflüssen Zelivka und Blanice (Blanitz) ; die Luznice (Lusch-
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14
Einleitung.
nitz) mit der Nezärka (Nescharka), welche die Kamenice
(Kamenitzer Bach) aufnimmt, und dem Smutna-Bache am
rechten, sowie dem Goldbache am linken Ufer ; und am süd-
lichsten die Maltsch (Malsching). Alle diese Flüsse und
Flüsschen winden sich durch schöne, zum Theil von steilen
felsigen Gehangen eingeschlossene Thäler. Das ganze Gebiet
des Hochlandes gehört zu den ärmeren Gegenden in Böhmen,
denn der Boden ist nicht sonderlich fruchtbar, so dass vor-
waltend nur Korn, Hafer und Kartoffeln angebaut werden
können. Torfbildungen sind sehr verbreitet und Walder be-
decken einen bedeutenden Theil des Plateaus. Eine grössere
Fig. 8. Dm Sazawathal bei Sternberg
Geicicbnet Ton K. Uerold.
Stadt — abgesehen von Budweis (und Iglau in Mähren) —
hat sich auch im ganzen Gebiete desselben nicht entwickelt;
alle Städte und sonstige Ortschaften, die besonders in den
Thälern in erheblicher Anzahl sich ausgebildet haben, sind
von minderer Bedeutung. Die Einwohnerschaft befasst sich
zumeist mit Feldbau und kleinerem Gewerbe.
Der westliche Theil des eben als böhmisch-mährisches
Hochland umschriebenen Gebietes kann zufolge seiner Zu-
sammensetzung und seiner damit zusammenhängenden Ober-
flächengestaltung füglich als selbständiges Gebirge angesehen
und mit dem Namen mittelböhmisches Granitgebirge be-
zeichnet werden. Es umfasst ein etwa 100 Quadratmeilen
grosses, kuppenreiches, waldiges Gebiet, das im Osten in
zahlreichen Zungen und Ausbuchtungen in das Gneissplateau
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Topographische Uebersieht Böhmens.
15
eingreift und zu den in landwirtschaftlicher Hinsicht weniger
gesegneten Landstrichen Böhmens gehört.
An das mittelböhmische Granitgebirge schliesst sich
im Westen von der Linie ftican, Eule, Milin, Klattau in zu-
sammenhängender Erstreckung das mittelböhmische Ür-
schiefergebirge und im Süden zwischen Klattau, Strakonitz
und Wodnian der Böhmerwald an. Zum mittelböhmischen
ürschiefergebirge sind auch einige isolirte Phylliünseln zu
zählen, welche der mächtigen Graniterstreckung, östlich von
der, durch die angeführten Städte bezeichneten Grenze auf-
gelagert erscheinen. Diese Phylliünseln haben zum Theil ein
v'hr gebirgiges Aussehen, wohingegen die Haupterstreckung
des Ursehiefergebirges durch flache ruhige Contouren aus-
F; S- Du mittelböhmlache Grenitgeblrge roni TehoY-Wscheitarer Berge (Hfira) au»
(«»eben.
Nach einer Aufnahme toh Ed. Herold.
gezeichnet ist. Das Gebiet ist zumeist Feldgegend. Der Bo-
den ist ziemlich ertragsfahig. Im westlichen Theile hat sich,
begünstigt durch die vortheilhafle Lage am Zusammenfluss
von vier Wasserläufen und sonstige natürliche Bedingungen,
die zweitgrösste Stadt Böhmens entwickelt. Im Nordwesten
wird das Ürschiefergebirge von den Sandsteinhügeln des
mittelböhmischen Kohlengebirges von Kralup an der Moldau
über Kladno, Neustraschitz, Rakonitz bis Lubenz begrenzt,
während die weitere Grenze, die gegen das Tepler und
Karlsbader Gebirge und den Böhmerwald allerdings nicht
annähernd gleich scharf zu bestimmen ist, etwa von Ghiesch
über Neumarkt, Leskau, Bischofteinitz gegen Taus verläuft.
Dem Ürschiefergebirge liegen einige Gebirgsbildungen
auf, die sich durch eigenartigen Charakter auszeichnen und
besonders benannt werden müssen. Zunächst der westlichen
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16
Einleitung.
Begrenzung breiten sich einige Sandsteininseln aus, die geo-
logisch und orographisch dem erwähnten KohJengebirge
angehören. Ziemlich in der Mitte der Urschiefererstreckung
steigt besonders im südlichen Theile zu sehr bedeutender
Höhe ein Conglomerat- und Grauwackengebirge empor, dem
sich gedehnte Quarzitrücken anschliessen, welchen beiden
zusammen Krejöi den passenden Namen „mittelböhmisches
Waldgebirge" (entsprechend der böhmischen Benennung
eines Theiles dieser Bergzüge : Brdy) ertheilt hat. Das Wald-
gebirge erscheint im südöstlichen und südlichen Theile be-
sonders bergig nnd hat hier auch nach einzelnen besonders
hervorragenden Bergrücken specielle Namen erhalten. Die
wichtigsten Gebirgstheile sind im Osten die Brdy, im Süden
Beraun Dfd-Bn. Beraunfiu*» Plriintc-B'j.
Nach einer Zeichnung Ton Ed. Uerold.
das Tremoschnagebirge und im Westen die Brdutky. Das
mittelböhmische Waldgebirge mit seinen Auslaufern ist in
vielen Beziehungen von hervorragender Bedeutung für Böh-
men. Die reichen Erzadern von Pribram, die mächtigen Eisen-
steinlager, auf denen die böhmische Eisenindustrie beruht,
die unerschöpflichen Steinbrüche für vorzügliches Pflaste-
rungsmaterial gehören seinem Gebiete an. Zahlreiche Ort-
schaften, darunter eine erhebliche Anzahl hübscher Städtchen,
haben sich namentlich am Fusse der Quarzitrücken in erfreu-
licher Weise ausgebildet und sind zum Theil der prächtigen
Lage wegen zu Lieblingsausflugsorten und Sommerfrischen
der Prager geworden. Uebrigens liegt auch die Landes-
hauptstadt selbst im Bereiche des Waldgebirges in einer
erweiterten Thalfurche der Moldau, deren Gehänge mit ihrer
verschiedenartigen Ausbildung die anerkannt wundervolle
Lage der hundertthürmigen Metropole Böhmens in erster
Reihe bedingen.
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Topographische Uebersicht Böhmens.
17
Inmitten des aus Conglomeraten, Sandsteinen, Grau-
wadctnsel liefern und Quarziten zusammengesetzten Waid-
gebirges erscheint in geringer raumlicher Ausbreitung ein
Kalksteinplateau von fast elliptischem Umriss, dessen lange
Achse die Ortschaften Pankraz bei Prag und Libomysl süd-
lich von Beraun verbindet. Dieses mittelböhmische Kalk-
steinplateau erreicht nicht die Höhe des Waldgebirges und
hat eine ziemlich einförmige sanft wellige Oberfläche. Doch
zahlreiche tiefeingeschnittene Thäler enthalten eine Fülle
landschaftlichen Reizes, wie z. B. das Beraunthal zwischen
Karlstein und Beraun, das Moldauthal südlich von Prag, das
Radoüner, Kosorer, das St. Prokopi-Thal u. s. w. Von
Bury K-?rlitriR Beraunflxus
Fig. o'. D»§ mittelböhmWcbe Kalkst* inplateau bei Karlatein.
N'acb einer Aufnahme von Ed. JUrotd.
besonderer Wichtigkeit für Böhmen ist das Kalksteinplateau
wegen seines Reichthumes an zu verschiedenen Zwecken vor-
züglich geeignetem Kalkstein, ferner wegen seines enormen
Reichthumes an Versteinerungen und wegen der eigenartigen
geologischen Verhaltnisse, welche diesem Gebiete die be-
sondere Beachtung der wissenschaftlichen Welt zugewendet
haben.
Das mittelböhmische Urschiefergebirge, das Waldge-
birge und das Kalksteinplateau bilden zusammen insofern
ein Ganzes, als sie gegenseitig in dem engen Verbände einer
Unterlage und des ihr autliegenden Gebildes stehen. Denn
auf dem Urschiefergebirge ruht das Waldgebirge, welches
wieder dem Kalksteinplateau als Unterlage dient. In Folge
o
A*B/«r, Geologie »on Böhmen.
18
Einleitung
dessen werden von einigen Wasserlaufen alle drei Gebirgs-
bildungen durchdrungen. Dies ist der Fall bei der Moldau
und ihrem mächtigsten Zufluss am linken Ufer, der Beraun,
ebenso wie bei deren Zuflüssen der Litavka am rechten und
dem Lodenitzer Bache am linken Ufer. Ausser diesen beiden
Nebenflüssen nimmt die Beraun noch auf: am linken Ufer
den Rakonitzer Bach und die Strela (Schalotka); am rechten
Ufer den Klabavabach, die Üslava, Bradlavka, Radbuza und
Ühlavka. Alle diese Wasserläufe durchfliessen wenigstens
zum Theil das Urschiefergebirge oder auch das Waldgebirge.
Der südlichere linksseitige Nebenfluss der Moldau, nämlich
die Otava (Ottau), gehört dem Böhmerwalde und dem böh-
Fig. 7. Daa Kohlen- und Sanditeingebirge bei Rralup
Nach einer Aufnahme Ton Ed. Herold.
inisch-mährisehen Plateau an. Sie nimmt am rechten Ufer
die Blanice (Blanitz) und die Volynka (Wolinka) auf.
Um noch des, sich an das mittelböhmische Schiefer-
gebirge anschliessenden, schon erwähnten Kohlengebirges
zu gedenken, so sei bemerkt, dass dessen Verbreitung mit den
in der geognostischen Uebersicht genannten mittelböhmischen
Ablagerungen des Carbonsystems vollkommen zusammenfallt.
Seine Hauptverbreitung wird also durch die Ortschaften
Kladno, Rakonitz, Merklin, Pilsen, Plass, Radnitz, Mireschau
und Manetin angedeutet. Der Oberflächencharakter dieses
Landstriches ist ein eintöniger, nur hie und da durch Aus-
waschungen des Sandsteines etwas malerisch gestalteter.
Die Fruchtbarkeit des Bodens ist eine ungleiehmässige,
obwohl im Ganzen in der nördlichen Partie bessere als im
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To|»o^raphi.-icli«i l'el »ersieht Böhmens.
19
südlichen Theile. Die zahlreichen Steinkohlengewerkschaften
beschäftigen einen grossen Theil der Bevölkerung, die sich
sonst zumeist mit Ackerbau befasst.
Im Süden hängt mit dem böhmisch-mährischen Plateau,
an welches sich alle bisher besprochenen Gebirgstheile im
Westen anschliessen, der Böhmerwald zusammen und zwar
zunächst dessen südliche höhere Hälfte, die seit Alters her den
böhmischen Namen Sntnava führt. Es ist dies jener Theil,
welcher mit den dichtbewaldeten Bergrücken am Plöcken-
stein im südlichen Ausläufer Böhmens beginnt und in nord-
westlicher Richtung der böhmischen Grenze entlang bis zum
Osserberge bei Neuern sich hinzieht. Er besteht der Haupt-
sache nach aus zwei Bergketten oder Bergrücken, welche
mit einander durch einen mächtigen Querriegel verbunden
sind. Der äussere, knapp an der Grenze verlaufende, ist der
höhere. Zwischen Hohenfurth und Leonfeld seinen Anfang
nehmend, steigt er alsbald zu einer Höhe von 1000 bis 1300
Meter auf und' erhält sich auf derselben mit geringen Schwan-
kungen seiner ganzen Erstreckung nach bis zum Osserberge.
Nur einzelne Kuppen erheben sich über diese Durchschnitts-
höhe des Hauptkammes, wie z. B. der Hochfichtet (1337 m),
der Plöckenstein (1378 m), oder auf baierischer Seite der
Dreisesselberg, der Lüsen (1370 m), der Rachel (1446 m).
der malerische Arber (1455 m), die Seewand (1340 m) und
die charakteristische Bergform des gezackten Ossers (1218 m).
An diesen nördlichsten Theil schliesst sich die Bergreihe an,
welche sich vom Javornik gegen Klattau hinzieht. Mit der-
selben dürfte auch berechtigt die Berglandschaft zwischen
Schüttenhofen und Klattau zusammengefasst werden können.
Der innere zweite Bergrücken der Sumava ist bedeu-
tend niedriger als der Grenzkamm; erscheint aber geglie-
derter als dieser. Denn ihm gehört zunächst der Plansker
Wald an, dessen höchster Punkt, der Schöninger (1080 m),
sich bei Kalsching erhebt. Während dieser Gebirgstheil bei-
nahe südlich verläuft, hält die westlicher gelegene, immerhin
mit ihm zusammenhängende Fuchswiese (1186 m) eine dem
(J renzkam m ziemlich parallele Richtung ein. An diese schliesst
sich gegen Süden der Gr. Sternberg (1116 m) und in nord-
westlicher Richtung der Steinschicht- (1080 m) und Stöger-
Berg (1069 m), sowie der Schreiner (1258 m) und der hoch-
anstrebende Kubani (Boubin, 1357 m) an, welcher mit der
Gebirgslandschaft zwischen Winterberg und Bergreichenstein
in Verbindung steht und eine wundervolle Rundsicht ge-
2*
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20
Einleitung.
währt. Das Querthal der Otavti bildet die natürliche Grenze
dieser Bergreihe, welche eben hier durch den breiten Quer-
riegel, Gewilde*) genannt, mit dem Grenzkamme verbunden
wird. Vom hohen Grcnzrüeken stuft sich das Gebirge nach
Baiern zu allmalig ab, auf der böhmischen Seite jedoch ist
der Abfall in die Längsthäler der Moldau und Otava ein stei-
ler. Ebenso senkt sich die innerböhmisehe Bergkette ziemlich
jäh in die Thäler genannter Flüsse, während nach dem inne-
ren Böhmen zu der Abfall ein gelinder ist. — Die Sumava
gehört zu den in landschaftlicher Beziehung am meisten her-
vorragenden Gebieten des Landes. Es ist ein richtiges Wald-
gebirge, in welchem sieb auch ein kleiner Theil Urwald **>
Fig. t. Per Arh.M- von Billim -Kisenntvin aus . ■■■>. l»en.
Nacb F. v. JI„.-h t t,ttcr.
erhalten hat und wo nahezu sämmtliche Interessen der Be-
völkerung mittelbar oder unmittelbar vom Walde abhängen.
Eine beiläufig drei Meilen breite Einsenkung theilt
die Sumava vom eigentlichen Bübmerwalde, Gesky les,
wörtlich: Böhmischen Wahl ab, der übrigens in seiner
Haupterstreckung eine andere Richtung einhält als der süd-
lichere Gebirgszug und daher mit diesem nicht zu eng ver-
*i (;»'\vil«K (Jefilde, wurden ursprünglich Oberhaupt alle abgelese-
nen, oeden, von Waldungen eingesrhlo^fin-n. doch bewohnten Thiiler
und (beenden genannt.
**) Ein Rest jenes ungeheueren Waldgebiete«, das den Römern
als Sylva Hercinia, Sylva lunae. Saltus Hircanus, bekannt war und von
Tacitus <L>e situ, moribus et popuiis tiermaniae. Vol. II.» als ein Land-
strich bezeichnet wird, d^r jVd^m Fremdlinge unwirthbar « \ und den
selb-t (hu Einu''*boiv}iHn nur die Li-be zum tt^burtsorte bewohnbar
mache.
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Topographische Uebersicht Höhmens.
21
knüpft werden sollte. Kr beginnt mit den Ccrchovbergen
(1039 m) bei Klenetsch und zieht sich in nordnordwestlicher
Richtung gegen Tachau, so dass er im mittleren Theile
seiner Erstreekung kein Grenzgebirge ist und erst nördlich von
Tachau sich wieder
mehr an die Grenze
anschmiegt. Hier en-
det er mit dem Dil-
lenbfrge (91ö Meter),
dessen Ausläufer sich
{regen Eger bis zum
Thal des Wondreb-
flüsschens erstrecken.
Nach Baiern zu ver-
flächt sich der böh-
mische Wald ziem-
lich allmfdig, erscheint
aber von zahlreichen
Querthäleru durch-
furcht, die alle in das
Ltngsthal der Naab
ausmünden. In Böh-
men erscheint der
Abfall, oder vielmehr
die Begrenzung ge-
jren das mittel böhmi-
sche Schiefergebirge
scharf gekennzeich-
net durch eine Ein-
Senkung, die sich von
Taus und Ronsperg
aus bis Königswart
verfolgen lässt. Auch
der böhmische Wald
fuhrt seinen Namen
nicht umsonst. Es ist
ein ziemlich rauhes
Gebirge, in welchem
Waldkultur und Viehzucht vorherrscht und wo nur wenige
hiemit zusammenhangende Gewerbszweige betrieben werden.
Die breite Einsenkung zwischen der Sumava und dem
Böhmischen Walde, welche der Osser auf der einen und der
<Whor auf der anderen Seite wie zwei riesige Pfeiler ein-
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Einleitung.
schliessen, ist eine Hügellandschaft von beiläulig nur 600 nt
mittlerer Höhe. Diese Niederung bildet einen ziemlich be-
quemen Durchgang aus Baiern nach Böhmen, vor welchen
der Hohe Bogen (1073 m) zwischen dem weissen Regen und
dem Kamfluss in Baiern wie ein Riegel vorgeschoben er-
scheint.
Das Nordende des Böhmerwaldes steht gegen das
Innere des Landes zu mit dem Karlsbader Gebirge (Kaiser-
wald) in Verbindung, welcher im Osten vom Plateau des
Kohlengebirges und im Süden vom mittelböhmischen Ur-
schiefergebirge begrenzt wird. Das Gebirge hat einen wellen-
förmigen, von einigen, au 1000 Meter hohen, Kuppen über-
ragten Oberflächencharakter und gehört wegen seiner be-
rühmten Thermen und Heilquellen (Marienbad, Franzensbad,
Karlsbad) zu den besuchtesten Gegenden in Böhmen. Die
Tepl durchzieht das Gebirge von Süd nach Nord und zahl-
reiche sonstige Thäler und Thälchen üben Einfluss auf die
Gestaltung der Oberfläche. Das ganze Gebiet ist verhältniss-
mässig volkreich und verschiedenartige Industriezweige sind
dort zu bedeutendem Aufschwünge gelangt. Sie hängen zum
grossen Theil von der geogn ostischen Beschaffenheit ab. Die
Zinnbergwerke von Schönfeld und Schlaggenwald, die Por-
zellanindustrie Karlsbads u. s. w. sind Belege hiefür. Natur-
gernäss ist auch der Verkehr ein sehr reger.
Weiter im Innern des Landes und durch die Rons-
perger Einsenkung vom Böhmerwalde vollkommen abgetrennt
macht sich im Schiefergebiete südlich von Kladrau eine
Gruppe von Granitbergen nicht so sehr durch ihre Höhe,
die die Umgebung nicht sonderlich überragt, als durch ihre
Gestalt bemerkbar. Sie führt den Namen Siebenberge.
In den westlichsten Zipfel des Landes bei Asch und
Eger greift ein ausserhalb der böhmischen Grenzen liegen-
der sehr wichtiger Gebirgsknoten ein, nähmlich das Fichtel-
gebirge, welches in Oberfranken sich ausbreitend gewisser-
massen den Knotenpunkt der drei Gebirgszüge : des Böhmer-
waldes, des Erzgebirges und des Thüringer Waldes bildet.
Als seine südliche Grenze gegen den Böhmerwald und das
Karlsbader Gebirge kann man das Egerthal bezeichnen»
während es vom Erzgebirge durch das Schönbachthal ab-
getheilt wird. Der Hauptsache nach besteht das Fichtel-
gebirge aus krystallinischen Schiefern, die von mächtigen
Granitergüssen durchbrochen wurden. Die Schiefer streichen
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Topographische Uehersicht Böhmens. 23
in nordwestlicher Richtung ziemlich parallel zum Erz-
und Karlsbader Gebirge. Der höchste Punkt des böhmi-
schen Theiles des Fichtelgebirges ist der Hainberg nördlich
von Asch.
Das Erzgebirge ist vom Fichtelgebirge geologisch nicht
scharf geschieden; doch kann seine Grenze gegen dasselbe,
also sein südwestlicher Anfang, in das Thal von Schönbach
verlegt werden. Sein Nordostende wird von den Kreidegebil-
den, welche die Elbe hinaus nach Sachsen begleiten, be-
zeichnet. Der Böhmen zugewandte Abfall ist ein sehr steiler,
wohingegen nach Sachsen hin das Verflachen ein so allma-
Fig. 10. Der Sonntnwlrbcl Im Erzgebirge.
liges ist, dass man, von dorten den Kamm ersteigend, gar
nicht den Eindruck eines Gebirges empfangt. Auf dieser
sanften Lehne verlauft die zumeist künstlich geschaffene
politische Grenze zwischen den beiden nachbarlichen König-
reichen. Der Hauptkamm ist im Durchschnitt 844 Meter hoch.
Über die einförmige Linie desselben erheben sich nur ein-
zelne Kuppen um ein namhaftes, so besonders der Keilberg /
bei Jnnfhiingthflljri >^) | f |or Spity^ory (1106 m), die Wirbel- J ,
steine (1094 nif, ger Sonnenwirbel3 (1 234 m ), der Hassberg Av^m**^
(986 m), der Bäreiistein (U'Jl jn],^r^ TvTeselstein (956 m),
der Bornhauberg (911 m) und einige andere. Das im Erz-
gebirge am meisten verbreitete Gestein ist Gneiss, aber
auch massige Gesteine sind stark vertreten, wie überhaupt
<
Dogle
24
Einleitung.
der ganze Aufbau den Gebirgsarten nach ein mannigfaltiger
ist. Das ganze Gebirge ist reichlich bewaldet und wird
auch am Kamme bebaut. Auf der sachsischen Seite ist der
Bergbau noch mehr im Schwünge als auf der böhmischen,
beschäftigt aber doch nur einen Bruchtheil der Bevölkerung,
die sich daher veranlasst sah hier wie dort sich mehr an-
deren Erwerbszweigen zuzuwenden. Daher wurde das Erz-
gebirge zum Sitze mancherlei für dasselbe eigenthümlicher
Industriezweige, welche jedoch der zu reichlichen Bevölke-
rung hinreichenden Erwerb nicht zu sichern vermögen.
Durch das breite Egerlhal vom Erzgebirge getrennt,
erhellt sich weiter im Innern von Böhmen das Duppaurr
Gebirge, welches gegen Westen an das Karlsbader Gebirge
sich anlehnend, als zusammenhangende Besaitmasse die wei-
tere Umgebung von Duppau bis gegen Klösterle und Waltsch
einnimmt. Es bildet nur eine Gruppe des geologisch jugend-
lichen Kegelgebirges, welches aus wenigen unregelmässigen
Rücken und sehr zahlreichen glocken- oder kegelförmigen
Bergen von oft auffallend regelmässiger Gestalt zusamen-
gesetzt ist und namentlich im nordwestlichen und nördlichen
Böhmen sich ausbreitet.*)
Eine zweite Gruppe bildet das M i 1 1 e 1 g e b i r g e, auch
Leitmeritzer Gebirge genannt, welches zwischen dem
Bilatluss uud der Eger sich hinzieht, die Elbe in der Leit-
meritzer Gegend übersetzt und weit in's nördliche Böhmen
in nordöstlicher Richtung sich erstreckt.
Als eine dritte Gruppe darf in orographischem Sinne
das geologisch nicht einheitliche Semiler Kegelgebirge
bezeichnet werden, welches sich in der Umgebung von Semd,
Lomnitz, Petzka und Jicin hauptsachlich verbreitet, aber zu
welchem auch weiter entfernte isolirte Kegel einzubezie-
hen sind.
Es ist dies überhaupt eine geologisch leicht erklärliche
Eigentümlichkeit des böhmischen Kegelgebirges, dass sich
rings um seine mehr oder weniger zusammenhängenden Grup-
pen isolirte Kuppen erheben und eine lockere Verbindung
*) Eine vorzügliche und angenehm lesbare Schilderung des nördl.
Thciles enthält K. Ritt. v. Kof istka's schön ausgestattete, umfangreirhe
Abhandlung: Das Terrain und die Höhenverhältnisse des Mittelgebirges,
des Sandstein- und des Schiefergebirges im nördlichen Böhmen. Archiv
für naturwiss. Landesdurchforschung v. Böhmen. 1. Bd. Topogr. Abtheil.
Prag 1809. Mit 2 chromolith. Ansichten, 11 Holzsehn., 1 Protiltafel und
1 Höhenkarte. Mehrere unserer Abbildungen sind diesem Werke entlehnt.
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Topographisch*» tVhcrsicht KAhmeiLs.
25
zwischen den einzelnen Theilen her-
stellen. Diese isolirten Kegel über-
ragen in Glockengestalt häufig die
sanften und einförmigen Contouren
des nordböhmischen Kreidesand-
stein- und Plfmerplateaus (vergl.
Figur 12.), hiedurch einem weiten
Landstrich ein eigenartiges Gepräge
verleihend. Die Tiefung zwischen
dem Erzgebirge und dem Kegelge-
birge, die um Saaz sich erstreckende
Ebene zwischen der Duppauer und
der Leitmeritzer Gruppe, gehören zu
den fruchtbarsten Gegenden Böh-
mens und das ganze Gebiet des Ke-
gelgebirges überhaupt bildet wohl
den schönsten und gesegnetsten Theil
des Landes. Blühende, gewerberei-
ehe Städte sind am Fusse der Berge
zur Entwickelung gelangt, zahlreiche
schöne Dörfer sind in den Thälern
entstanden, und Feld, Garten und
Wald verbinden sich mit der Ober-
tlächengestaltung zu einem so präch-
tigen, auf einer jeden höheren Kuppe
dem erstaunten Auge immer anders
und immer gleich wundervoll sich
darbietenden Landschattsbilde, wie
man in Böhmen sonstwo kaum ein
ähnliches zu finden vermag.
Es ist erwähnt worden, dass
die einzelnen Bergkegel über das
eretaceisehe Plateau emporragen.
Dieses nimmt den Kreideablagerun-
gen entsprechend fast den ganzen
Norden und Osten, wohl ein Drittel
des Landes ein. Im Süden grenzt
es an das böhmisch-mährische Hoch-
land, liegt weiterhin dem mittel-
böhmischen Schiefergebirge , dem
Waldgebirge und Kalksteinplateau
auf. grenzt an das Kohlengebirge,
verflicht sich mit dem Kegelgebirge
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Erzgebirge an. Im Norden reicht es fast bis zur Landesgrenze.
Scharf ist die Begrenzung im Südosten, wo es vom böhmisch-
nudirischen Plateau
ein ziemlich hoher
Gebirgszug, das Ei-
sengebirge, und ge-
wissemiassen in des-
sen Verlängerung
das Saarer Gebirge
trennt.
Das der Kreide-
formation in Böhl neu
entsprechende Ge-
s birgsland kann an-
I gemessen mit dem
Namen Sandsteinge-
birge belegt werden.
(Kkejci benannte es
Wandgebirge, abge-
leitet aus der chara-
kteristischen böhmi-
schen Bezeichnung
Steny, d. h. Wände,
womit die schroffen
Abfalle u. steilen Ge-
hänge gemeint sind.)
Es ist ein relativ nie-
driges Plateau von
einförmiger Oberflä-
ehenbeschaffenheit,
in welchem jedoch
einzelne tief einge-
schnittene Thäler sich
eines besonderen
landschaftlichen Rei-
zes rühmen können.
Die Oberfläche ist zu-
meist fruchtbares Ak-
kerland. Neben der
Landwirtschaft sind
in dem ortschaftsrei-
chen Gebiete einige Industriezweige zur Blüthe gelangt. Ein-
zelne Punkte sind ihrer Felsgebilde und ihrer sonstigen
I
2.
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Topographische Uebersicht Böhmens.
27
landschaftliehen Eigenheiten wegen berühmt geworden und
>ind auch für den Geologen beachtenswerth, weil sie den all-
gemeinen Charakter des Sandsteingebirges wohl erkennen
lassen. Es ist dies zunächst die böhmische Schweiz in der
weiteren Umgebung von Tetsehen zu beiden Seiten der Elbe.
Sie erhebt sich zu ziemlich bedeutender Höhe (Schneeberg
724 w) und ist ausgezeichnet durch eine Fülle von malerischen
Felspartien, denen sie, eben so wie das angrenzende Gebiet
in Sachsen, ihren Namen verdankt. Noch schönere und ro-
mantischere Einzelnheiten birgt das Sandsteingebirge zwi-
sehen Jicin und Turnau, die sogenannten Prachover Felsen.
Fig. JH. Der FeU«nkea«el von Dittersbach Tom Tootberge am geieben.
Nach K. Bitt. t. Kofittka.
deren Ruf sich neuerer Zeit immer mehr verbreitet. Seit
altersher bekannt und angestaunt sind die Felsgebilde bei
Adersbach und Weckelsdorf, die sammt den Politzer Wän-
den vom Rücken des Faltengebirges (Zaltmanske hory), wel-
ches der Hauptsache nach dem Garbonsystem angehört, sich
erheben. Dieses Gebirge steigt in der Bergplatte der Heu-
scheuer, die sich zum Pass von Nachod hinzieht, zu 932 m
auf. Es fallt gegen Süden ziemlich steil ab, verflächt sich
aber gegen Norden in die Braunauer Mulde allmälig. Eine
vielbesuchte und landschaftlich thatsächlich hervorragende
Gegend im Gebiete des Sandsteingebirges erstreckt sich von
den Ufern der wilden und stillen Adler über Böhm. Trübau
hinaus nach Mähren, wo sie sich in einem nicht breiten
Streifen bis gegen Brünn verfolgen lässt.
28
Einleitung.
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Das Gebiet des Sandsteingebirges wird von einigen der
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Böhmens durch/« r_ren. Die
Elbe durchströmt es von
.laromer an bis Leitme-
ritz in einem breiten fla-
chen Thale, das sieh na-
mentlich um Podebrad
und Nimburg herum zu
einer ausgedehnten Ebene
erweitert. Auch der Aus-
fluss der Elbe aus dem
Lande wird von Sand-
steinreisen eingeengt. Am
rechten Ufer die Gidlina,
die Merlina. die Iser und
die Pölzen, ebenso wie
am linken Ufer die Metau,
die Adler, Luucnä (Mauth-
nerfluss, Mejtnieka), Chru-
dimka und Doubravka und
einige geringere Zuflüsse
der Elbe winden sich zum
Theil od«T im ganzen Ver-
lauf durch das Sandstein«
gebirge und zwar stellen-
weise in engen romanti-
schen Thalern, sonst frei-
lich zumeist in flachen
Thalmulden. Auch der
unterste Lauf der Moldau
ist in das Sandsteinge-
birge eingebettet.*)
Im Norden und Nord-
osten, eben so wie im
Südwesten und Süden
wird das Sandsteinge-
birge von einigen Urge-
birgsstöeken umschlos-
sen. Aus Sachsen tritt
das Lausitzer Gebirge
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*) Verjrl. die Anmerkung: auf S. 24.
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Topographische Uebersieht Böhmens.
29
mit einem Theile auf böhmisches Gebiet über und erstreckt
sich über Hainspach und Rumburg der Xeissesenkung ent-
hing an Reichenberg vorbei bis gegen Eisenbrod. Es ist in
seiner Hauptverbreitung ein unregeimässiges Hochland, be-
stehend im nördlichen Theile aus einzelnen Gruppen von
(Iranitbergen, deren Höhe kaum 600 Meter erreicht, wogegen
es im südlichen Theile mehr kammartig entwickelt erscheint.
Hier erlangt es auch im Jeschken eine bedeutendere Höhe
(968 m\
Durch die Neissesenkung, gegen welche das Lausitzer
Plateau ziemlich steil abfällt, erscheint es vom Isergebirge
getrennt. Dieses ist ein Kammgebirge, bestehend aus vier
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RingtUtopp*
Braunau-
GrotHlorf
Braunauer
Porphyrgebirgc
Ftf. ii. Die Bi»un«uer Mulde. Aufgenommen von der
Nach A*. Ritt. t. KoHttk*.
grossen Heuicheuer.
ziemlich parallel verlautenden, durch Längsthäler von ein-
ander geschiedenen Kämmen, von welchen der Grenzkamm
in der Tafellichte zu 1145 m ansteigt. Das Gebirge ist sehr
waldreich, rauh und wild. Einige Industriezweige, besonders
die Glasfabrikation und Weberei haben sich hier sehr ent-
wickelt und Weltruf erlangt. Von der Weberei hat dies na-
mentlich auch Giltigkeit für den Rumburger Theil des Lau-
sitzer Gebirges, welches mit dem Isergebirge der Umgebung
von Friedland, Reichenberg, Warnsdorf u. s. w. zu den am
dichtesten bevölkerten, industriereichsten und steuerkraf-
tigsten Landstrichen nicht nur Böhmens, sondern der ganzen
Monarchie gehört.
Der Neuweiter Sattel trennt das Isergebirge vom Rie-
sengebirge, einem breiten Bergrücken von ausgeprägtem Ge-
birgscharakter, dem höchsten Gebirge zwischen Donau und
BaJt. Aufgebaut im Gentrum aus massigen archaeischen Ge-
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30
Kinleitunir.
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steinen, welche im Süden und
Norden von einem Gürtel kristal-
linischer Schiefer umgeben 'sind,
bildet es der Hauptsache nach
zwei Kämme deren nördlicher
Hauptkamm zugleich Grenzkamm
ist, während der südliche Kamm
ganz Böhmen zugehört. Zwischen
beiden ziehen sich die sogenann-
ten Sieben Gründe hin. Einzelne
Kuppen sind den Hauptrücken
aufgesetzt, so der Reifträger (1H54
Meter), das Hohe Rad (1507 m),
die grosse (1422 m) und kleine
(1446 Meter) Sturmhaube und
die Schneekoppe (1601*3 m ev.
1599'5 m) dem nördlichen ; — der
Kesselberg (14369»), der Krkonos
(1409»//), der Brunnberg (1555 m)
dem südlichen Kamme. Die Gipfel
dieser Berge reichen über die
Baumgrenze hinaus. Der breite
Rücken ist sumpfig und torfreich,
zum Theil mit Knieholz bewach-
sen. Die tieferen Gehänge sind
zumeist bewaldet. In Böhmen leh-
nen sich an den Hauptstock des
Riesengebirges Vorgebirge an, die
sich als Querrücken zumeist senk-
recht vom Hauptrücken abzwei-
gen, und ziemlich jäh gegen das
sanfte Hügelland des Rothliegen-
den abfallen. Es gehört hieher
der Wolfskamm (höchster Punkt
1150 tu), der Heidelbergrücken
(Heidelberg. XW von Hohenelbe
10^5 Mi), der Schwarzenbergrük-
ken, der sich vom Brunnberg ab-
zweigt (Fuchsberg 1362 wi, Forst-
berg 1268 Mi), der Rosenberg
(1394 Mi) und der Querrücken des
Kolbenberges (1187 m/), von wel-
sich das Rehhornmassiv (Hofbusch 1022 mi ) abzweigt.
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Topographische Uebersicht Böhmens.
31
AupaChal
Das Riesengebirge ist ebenso wie die beiden vorerwähnten
Grenzgebirge reich an gedehnten, in den Thälern angesie-
delten Ortschaften und ist der
Sitz einer berühmten Spinn-
und Webeindustrie *)
Das Faltengebirge und
die zwischen dasselbe und das
Riesengebirge bei Schatzlar
eingeschobenen, dem südlichen
Fusse des Riesengebirges ent- Vohren
lang sich erstreckenden Gebilde
des Carbonsystems, sammt den Fontbtrg
über dieselben sich erheben-
den plutonischen Kegeln und
Rücken, — in dem Braunauer
Landchen das Rabengebirge SchvanerBe ^
genannt, — trennen das Rie-
sengebirge von dem in süd-
östlicher Richtung verlaufen-
den Adler- oder Erlitzer Ge-
birge. Dasselbe erhebt sich bei
Nachod über das Rothliegen-
de und streicht bis zum Gru-
licher Schneeberg. Dieser ragt
als höchster Punkt des Grup-
pengebirges hervor , welches
als Glatzer Schneeberggebirge
bezeichnet werden kann und
als Kern dreier Gebirgskämme
wichtig ist. Gegen Nordwesten
verläuft von ihm aus das Rei-
diensteiner und gewissermas-
Schneekoppe
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*i Eine vorzügliche Darstel-
lung des Iser- und Riesengebirges mit
ihren südlichen und östlichen Vorla-
gen, zugleich eine Schilderung ihrer
»»rographischen und hydrographi-
schen Verhältnisse bietet K. Ritt. v.
K o f i s t k a im Archiv für die natunv.
Landesdurcbforsch. von Böhmen,
U. Bd. I. Theil, Prag 1877, pag.
1—128, mit 2 chromolith. Ansichten,
10 HoIz.«clin., 1 Profiltafel und 2 Höhenkarten. Viele unserer Abbildun-
gen ?ind diesem schönen Werke entlehnt.
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32
Einleitung.
sen in dessen Fortsetzung das Eulengebirge, gegen Ostsüdost
das Gesenke, welche beide Gebirgsketten ausserhalb der
böhmischen Grenze sich ausbreiten; und endlich fast parallel
zum Reichensteiner Gebirge am südwestlichen Rande des
Glatzer Hochkessellandes das genannte Adlergebirge. Das-
selbe erscheint in seinem südlichen Abschnitte durch das
Längsthal der wilden Adler in zwei Kämme getheilt, von
Google
Topographische Uebersicht Höhmens.
welchem der südliche Böhmen angehört und mit dem Namen
„Böhmische Kämme" belegt wurde; während der nörd-
liche, das sogen. Habelschwerdter Gebirge, der Grafschaft
Glatz, die übrigens orographisch einen Theil von Böhmen
bildet, zukommt. Die Vereinigung dieser beiden Kämme bil-
det die Hohe Mense (1083 m). Das böhmische Adlergebirge
mit der Deschnaer Koppe als höchstem Punkte (die grosse
ist 1114 m hoch), ist ein freundliches Gebirge, das den Be-
such lohnt.
Parallel zum Adlergebirge verläuft im Gebiete der böh-
mischen Kreideformation eine Verwerfungslinie, der entlang
dir älteren Unterlagen des Kreidesystems zu Tage treten.
Diese Bruchlinie beginnt in der Gruppe der Granithügel bei
Pottenstein und Lititz an der wilden Adler und erstreckt
sich über Geiersberg und Landskron gegen Mährisch Trü-
ban und weiter gegen Brünn. Sie wird von einem Streifen
rothen Sandsteines von postcarbonischem Alter deutlich ge-
kennzeichnet. Wiederum parallel mit dieser Verwerfungslinie
verläuft das oben schon erwähnte Eisengebirge, so dass
zwischen diesem und dem Adlergebirge und der zwischen
beiden befindlichen Bruchlinie ein ursächlicher Zusammen-
hang angenommen worden ist.
Das Eisengebirge beginnt im Norden bei Elbeteinitz
tuit Hüjreln, die nur zwischen 200 — 300 Meter Meereshöhe
erlangen, erstreckt sich von hier aus wallartig in südöstlicher
Richtung, allmälig bis zu 700—800 Meter aufsteigend und
übergeht bei Vojnomestec in das Saarer Gebirge. Die Hügel-
fonn des nordwestlichen Endes erscheint hier in ansehnliche
Bergrücken umgewandelt. In der ganzen Erstreckung erweist
sich das Gebirge deutlich individualisirt, erstens dadurch,
dass es aus wesentlich anderen Gebirgsarten aufgebaut ist.
als das Flachland, über welches es sich erhebt, und zwei-
tens durch seinen steilen Aufstieg, der besonders auf der
von der Doubravka begleiteten Südwestseite ein plötzlicher
und unvermittelter ist. Das Gebirge wird im Südosten etwa
in der Mitte von einem tiefen Thale durchfurcht, welches in
vielfachen Krümmungen das Ghrudimkallüsschen bis Slatinan
durchströmt. Diese Partie des Gebirges, besonders bei der
Mühle Peklo bis Präcov, ist auch landschaftlich sehr schön.
Andere obwohl bewaldete Theile sind wasserarm. Der Name
des Gebirges ist von dem einstigen regen Eisenbergbaue, von
welchem heute nur noch geringe Reste vorhanden sind, ab-
geleitet.
Sstfr, Geologie von Böhmen. «3 •
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34
Einleitung.
Bei Vojnomestec und Kreuzberg schliesst sich das
Eisengebirge an das Saar er Gebirge an, welches von dem-
selben durch die fcdiretzer Einsenkung abgetrennt erscheint,
aber in seiner Hauptrichtung mit ihm übereinstimmt. Es ge-
hört zum grösseren Theile Mähren an. Beachtenswert« ist
/ die Grenzpartie zwischen Saar und Swratka, die Gebirgs-
charakter aufweist und im Berge &äkova Hora zu nahe
1000 m ansteigt. Hier sind einzelne Bergpartien noch mit
Urwalde bewachsen.
Wer die oben versucht«* Uebersicht der geoguostischert
Verhaltnisse Böhmens mit der eben zu Ende gebrachten
Skizze einer naturgemässen Orographie des Landes vergleicht,
was am leichtesten unter Zuhilfenahme der beigegebenen
beiden Kartchen (Tab. I. und II.) geschehen kann, wird fin-
det», dass die gegenseitige Abhängigkeit und Uebereinstini-
mung der Orographie mit dem geognostischen Aufbaue in
Böhmen thatsächlieh eine ausserordentliche und doch voll-
kommen natürliche, sich von selbst ergebende ist.
Die specielle geognostische Beschreibung des Landes
wird dies nicht nur des Naheren darthun, sondern auch die
Wichtigkeit geologischer Kenntnisse für die Beurtheilung
mancher anderer Verhältnisse, sowie für die Lösung vieler
praktischer Fragen hervortreten lassen.
Möge das Buch die Kenntniss des schönen Böhmer-
landes fördern und allseits recht nützlich sich erweisen!
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I. THEIL.
HER (jEOGNOSTISCHE AUFBAU
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i. Archaische Gruppe.
Allgemeine Uebersiclit
Die archaeischen Gebilde, welche als die ältesten, uns
zugänglichen, die Unterlage aller übrigen Schichtensysteme
bilden, bezeichnen in ihrer Verbreitung diejenigen Stellen
der Erdoberfläche, welche relativ am höchsten emporgehoben,
oder durch Abwaschungen und sonstige zerstörende Einflüsse
am tiefsten von den sie einst überlagernden jüngeren Ab-
lagerungen entblösst worden sind.
Böhmen mit Theilen der anliegenden Länder bildet
eine solche Urgebirgsscholle, die nach aussenhin ihre Umrisse
liegen die abgesunkenen Gebiete ziemlich deutlich erkennen
lässt, und im Innern bedeutendere Senkungen durch die
auflagernden jüngeren Schichtensysteme verräth, welche sie
zum Theile bedecken. Im Norden wird diese Urgebirgsscholle
vom Meissener und Lausitzer Gebirge, vom Iser- und Riesen-
gebirge, im Nordosten von den Glatzer Gebirgen umgrenzt ;
im Osten bildet das mährische Senkungsgebiet in der Linie
von den Quellen der Oppa über Boskowitz, Brünn und
Znaim bis Krems die Grenze, welche im Norden von devo-
nischen und im Süden von jüngeren Ablagerungen bezeich-
net wird. Die weitere Umgrenzung der böhmischen Urgebirgs-
scholle verläuft von Krems an beiläufig parallel zur Donau,
wo die am Nordfusse der Alpen sich hinziehenden Tcrtiär-
gebilde dieselbe deutlich machen ; wendet sich dann vom
Einflüsse der Naab in die Donau dem ersteren Flusse entlang
gegen Norden zum Fichtelgebirge, von wo aus in nordöst-
licher Richtung der flache Abhang des Erzgebirges in Sachsen
die Grenze bildet.
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;}8 I. Archaei^che Gruppe.
In dieser Umgrenzung erscheint die böhmische Urge-
birgsscholle als die gewaltigste archaeische Masse in Mittel-
Europa, die Spuren all' der grossartigen Veränderungen an
sich trägt, welche das Continent im Laufe der geologischen
Zeiten betroffen haben. Daher erweist sich der böhmische
Urgebirgskern als einer der Hauptknotenpunkte der Gebirgs-
züge Mitteleuropas. ,
Der grösste Theil dieser mächtigen Verbreitung der
archaeischen Gruppe wird in der heute der Beobachtung
zugänglichen Erstreckung aus Gebilden des Urgneisssystems
aufgebaut, während der kleinere Theil dem jüngeren Ur-
schiefersysteme angehört. Eine Anzahl der Eingang* geschil-
derten orograpliischen Einheiten Böhmens besteht aus Ge-
steinen beider Systeme, die zumeist so eng mit einander
verknüpft erscheinen, dass es nicht leicht möglich ist jedes
System für sich zu besprechen. In wenigen Fällen wäre dies
allerdings durchführbar, wie z. B. im Erzgebirge, in dessen
westlichem Theile das Urgneisssystem fehlt, während es im
östlichen Theile vorherrscht, worauf eine natürliche Zwei-
theilung des ganzen Gebirges begründet wurde. Doch wird
die Uebersichtlichkeit unserer Darstellung der archaeischen
Gebiete Böhmens gewiss gewinnen, wenn wir ohne Rück-
sicht hierauf ein orographisches Gebiet nach dem andern
durchnehmen und in der Beschreibung das geologische Mo-
ment dem orograpliischen anpassen. Cm jedoch immerhin
den Fortgang von den ältesten zu den jüngeren Systemen
auch in der archaeischen Gruppe zu wahren, sollen vorerst
diejenigen orograpliischen Gebiete beschrieben werden, in
welchen das Urgneisssystem vorherrscht, worauf erst in die
Schilderung der Erstreckungen des Urschiefersystems einge-
gangen werden soll.
Mit den geschichteten Gesteinen der beiden archaei-
schen Systeme betheiligen sich am Aufbaue der einzelnen
Gebirgszüge in hervorragender Weise Massengesteine, na-
mentlich Granit, die zum Theile gewiss jünger sind als die
krystallinischen Schiefer, doch mit denselben in den meisten
Fällen so eng vergesellschaftet erscheinen, dass sie ebenfalls
nicht wohl getrennt von jenen behandelt werden können,
wenn die wünschenswerthe Uebersichtlichkeit der Darstellung
nicht sehr beeinträchtigt werden soll. Für die Beschreibung
derselben wird daher ebenfalls die orographische Grundlage
als massgebend angenommen werden.
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Allgemeine Uebersichl.
Von allen Systemen, welche in Böhmen zur Entwickel-
nd gelangt sind, haben die Gebilde der arehaeischen Gruppe
im Verhältnisse zu ihrer Ausbreitung bisher die geringste Be-
achtung gefunden und sind daher in wissenschaftlicher Hin-
sicht am wenigsten bekannt. Der erste, der sich eingehender
mit ziemlich allen Theilvn derselben befasst hat, war Fr. X.
M. Zippe. Hatte dieser vorzügliche Gelehrte nichts anderes
geleistet, als nur die Bearbeitungen der physikalischen Ver-
hältnisse der einzelnen Kreise Böhmens und die zahlreichen
sonstigen geognostisehen Notizen und Angaben für Sommer' s
..Königreich Böhmen 44 *) geliefert, er hätte sich für immer
einen der ersten Platze unter den Erforschern des Landes
gesichert. Wiewohl seit dem Erscheinen der einzelnen Bande
dieses Werkes ein halbes Jahrhundert verflossen ist und
während der Zeit im Allgemeinen grosse Fortschritte in der
genaueren Kenntniss des Königreiches gemacht wurden, so
ist man doch in Bezug auf einige Gegenden über das von
Zutk dargebotene kaum hinausgekommen.
Nach Zippe waren es besonders die Geologen der k. k.
geolog. Reichsanstalt, die sich ausserordentliche Verdienste
um die Ergründung der archaeischen Systeme in Böhmen
erworben haben, wie aus den (keineswegs ganz vollständi-
gem Literaturaugaben in den folgenden Abschnitten zur Ge-
linge hervortreten dürfte. — Das Erzgebirge hat ueuestens
eine eingehende Bearbeitung von G. C. Laube erfahren.
J. Krejci und B. Helmhacker haben das Eisengebirge und
die urographische Fortsetzung desselben, das Saarer Gebirge,
erforscht und beschrieben. Einzelne Theile des Böhmer-
waldes und der angrenzenden Gebirgspartien haben, abge-
sehen von den vorzüglichen Arbeiten von GCmrels,**) neuerer
Zeit die besondere Aufmerksamkeit einiger Forscher in An-
spruch genommen. G. C. Laube beschäftigt sich mit Studien
im Lausitzer, Iser- und Riesengebirge, welch' letzteres schon
w > Das Königreich Rohmen: statistisch - topographisch dargestellt
von J. Gottfr. Sommer. Prag, J. G. Galve. 1. Bd. Leitinerilzer Kreis.
1833; 2. Bd. Bunzlauer Kr.. 18*4; 3. Bd. Bidsrliower Kr., 1835; 4. Bd.
Kf.niggratzer Kr.. 183*>: 5. Bd. Chrudimer Kr.. J837; 6. Bd. Pilsener Kr..
1!>38; 7. B<i. Klattauer Kr., 1839: 8. Bd. Prachiner Kr.. 1840; 9. Bd.
Hudweiser Kr.. 1841; 10. Bd. Taboter Kr.. 1842; 11. Bd. (laslauer Kr.,
1S+3; 12. Bd. Kaurimer Kr.. 1844: 13. Bd. Bakonitzer Kr.. 1845; 14. Bd.
SiuzerKr., 1840: 15. Bd. Elbogner Kr.. 1847; 10. Bd. Beraimer Kr., 1849.
**i Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges.
<*>tha. 1868. — Geognost. Beschreibung des Fichtelgehirges etc. Gotha,
1879.
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40
I. Archaeische (»ruppe.
früher die sehr dankenswerthe Beachtung schlesischer Geo-
logen gefunden hat ; *) und auch aus anderen archaeischen
Gebirgslandschaften sind Mittheilungen über neue Beobach-
tungen gemacht worden. Trotzdem bieten die archaeischen
Gebiete Böhmens, zumal in der östlichen und südlichen
Hälfte, noch ein weites Feld für eingehende Studien, die
sehi* viel zur richtigen Beurtheilung der Gesammtgeologie
des Landes beitragen können und früher oder später werden
in Angriff genommen werden müssen.
i. Das Urgxeiss- und das Urschiefer-
SYSTEM.
Das Urgneisssystem Böhmens, entsprechend der
Laurentischen Schichtenreihe Nordamerikas, bestellt vorwal-
tend aus verschiedenen Gneissarteu, die einestheils in Schiefer,
anderentheils in granitartige Gesteine übergehen. Von den
Hauptmodifikationen des Gneisses ist Gliminergneiss in
den verschiedensten Abfinderangen bei weitem vorherrschend.
Am meisten verbreitet scheint Biotitgneiss zu sein, der na-
mentlich im Bereiche des böhmisch-mährischen Hochlandes
in mehrfachen, im Gefüge abweichenden Abarten aufritt.
Muscovitgneiss kommt seltener vor. allenfalls nicht häufiger
als zweiglirnmeriger Gneiss. Gegen die Glimmergneisse im
Allgemeinen tritt die zweite Hauptmodifikation, der Horn-
blendegneiss, sehr zurück. Varietäten, verursacht durch
Abänderungen in der mineralischen Zusammensetzung, näm-
lich durch das Hervortreten dieser oder jener charakteristi-
schen Beimengungen, sind unter den böhmischen Gneissen
sehr verbreitet.
Durch Abänderungen der Struetur gehen die Glimmer-
gneisse einestheils in Gneissglimmerschieler über; oder sie
nehmen anderentheils ein massiges Gepräge an und bilden
sich zu Granitgneissen und Lagergraniten aus. Ebenso geht
der Hornblendegneiss häufig einerseits in Amphibolschiefer,
anderseits in massigen Amphibolit über. Alle diese Abände-
rungen finden sich gelegentlich mit der normalen schieferigen
Ausbildungsform durch allmälige Uebergänge verbunden vor,
*: J. Roth. Erläuterungen zur geo^nnsttschen Karte des nieder
fehles. (.Jebirtre*. H«t1 in, lfc07.
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I.'rgneiss- und Ursehiefersystem. — Allgemeines
41
welcher Unistand wohl kaum zu Gunsten der Anschauungs-
weise zu deuten wäre, dass besonders deu Granitgneisseu
♦ ine andere Entstehungsweise zukommen könne als den
echten GneLssen .*)
Dasselbe frilt von dem Granu Ii te, der sich in Böh-
men als wichtiges Gebirgsglied dem Gneis.se anschliesst und
hauptsächlich im Süden des Landes bei Krumau und Pra-
chatitz ein weites Gebiet einnimmt. Häufig wechsellagert er
mit Gneiss. oder geht durch Glimmeraufnahme allmälig in
Gneiss über.
Auch Amphibolite sind im Verbreitungsbezirke des
L'rgneisssystems in Böhmen ziemlich häufig, zumal im Böh-
inenvalde. Böhmischen Walde, im Erzgebirge und auf dem
böhmisch-mährischen Plateau. Im Böhmerwalde kommt Am-
phibolit vielfach in enger Verknüpfung mit Serpentingesteinen
vor. woraus Hochstetter**) den Seliluss abgeleitet hat, dass
die Serpentine sich aus Amphiboliten durch Wasseraufnahme
t ntwickelt haben könnten. Doch hat diese Annahme keine
Bestätigung gefunden. C. von Camerlander***) vertritt die
Ansicht, dass der Serpentin von Krems (Kremze SW Bud-
weis) aus einem Olivin-Omphacitgesteine und der Serpentin
i>ei der Gemeindemühle (Prachatitz NO) aus einem granatfüh-
renden OliWn-Angitgesteine hervorgegangen sei. Die Serpen-
tine nördlich von Marienbad betrachtet H. B. Patton J) ^
aus Peridotiten entstanden und hält auch die Entwickelung
«ler dortigen Hornblendegesteinc aus ursprünglich massigem
Materiale für nicht unwahrscheinlich.
•i Die bisherigen Untersuchungen der Ursystcuie Böhmens scheinen
zwar, in ein»"ni Theile wenigstens, für die neuerdings von J. Lehmann
Untersuchungen üher die Entstehung der altkrystallinischen Schiefer-
ir^teine. Mit einem Atlas. Bonn, 1884. — Zu vergl. ferner: E. Danzig:
L'«*ber die eruptive Natur gewisser Gneisse, sowie des Granulits im säeh-
»i»< hen Mittelgebirge. J. Lehmann s Mittheil, aus d. mineral. Institut der
l'r.ivers. Kiel. I. lt'SS, pag. 33—79/ in so hochinteressanter Weise au-
„vr^gte Frage über die möglicherweise eruptive Entstehung gewisser
vhielerge^teine zu sprechen. Doch mag sofort bemerkt werden, dass
•iiese Frage derzeit für Böhmen eine offene ist.
**> Jahrb. d. k. k. geol. H.-A., V., 1854, pag. 41.
'*•) Tschermak's Miner. u. petrogr. Mittheil., IX. 1887, p. 89-144.
f» Verhandl. k. k. H.-A. 1887. pag. b«>-67. — Jahrb. k. k. geol.
K.-A.. XXXVII. 1887. pag. 117-142. — Verhandl. 1. c. pag. 276. -
Hifinit i-t zu vergleirhen: A. Schrauf's vorzügliche Monographie in
• irofh's Zeitsohr. f. Krystallogr. u. Mineralogie. 1882. Bd. VI., p. »21-38h
an«! de-sen Erklärung' in Verhandl. k. k. H.-A., 1887, pag. Uli.
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42
I. Airlia«*ii*che Gruppe.
Uebrigens sind im Gebiete des Urgneisssystenies in Böh-
men Serpentingesteine weitverbreitet. Sie durchsetzen
in verschiedenen Abarten die Urgneissreihe in allen Hori-
zonten nicht selten in sehr machtigen Lagern. Doch beson-
ders scheinen sie an die Grenze von Gneiss und Granulit
gebunden zu sein, so zwar dass v. Hochstettek hiedurch
die Kartirung beider Gesteine im Bohmerwalde sehr erleich-
tert fand. Granatserpentin dürfte allgemein vorherrschen.
Häufig stehen die Serpentine mit Talkgesteinen und Chlorit-
schiefern in Verbindung, stellenweise auch mit krystal-
lini sehen Kalksteinen.
Diese selbst bilden oft machtige Lager im jüngeren
Gneisse, besonders im südlichen Böhmen. Sie sind zum
Theile sehr deutlich geschichtet und erscheinen öfters von
quarzigen Zwischenlageu durchschossen. Ihre Farbe ist bei-
nahe durehgehends eine helle, graue oder rein weisse. Der
Uebergang in Gneiss ist manchmal ein allmäliger. durch
Wechsellagerungen von Kalk- und Gneissschichten bewirkter.
Namentlich in der Nähe des Gneisscontaktes kommen an
manchen Orten schön entwickelte und seltene Minerale vor,
wie z. B. bei Netolitz, Wodnian und vorzüglich in der De-
hetnikschlucht bei Polanka im Eisengebirge, wo von Helm-
hackek *) Albit, Amphibol. Apatit, Goluinbit, Diopsid, Epi-
dot, Granat (Grossular), Orthoklas, Quarz, Rhodonit. Serpeii-
tin, Skapolith und Titanit nachgewiesen worden sind. Auch
anderwärts sind accessorische Minerale häufig. 'In ganz
analoger Weise wie l'rkalkstein tritt an einigen Stellen kri-
stallinischer Dolomit auf. wie z. B. bei Cheynov un-
weit Tabor. Doch sind reine Dolomite gewiss selten, häufig
dagegen dolomitische Kalksteine.
Von den accessorischen Einlagerungen des kristalli-
nischen Kalksteines haben Nester oder unregelmässige Lagen
von Serpentin das meiste Interesse erregt und zur Ausschei-
dung der sogen. Ophica leite Veranlassung gegeben. Auch
in Böhmen treten im Gebiete des Urgneisssystemes Ophical-
cite auf, so namentlich bei Krumau im Süden, am Raspe-
nauer Kalkberge unweit von Friedland im Norden und
im Kalksteinlager bei Rychnov bei Prosec im Osten des
Landes. Auf diesen drei genannten Fundstellen kommen
Gebilde vor, die an organischen Ursprung denken lassen,
*) Erläuterungen zur geolog. Karte «le* Eisengebirges. Archiv der
nalurw. Landes.lurchf. von Böhmen. V. B.l. 1882. pag. 1(56— 170.
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Urgneiss- und Urschiefersystem. — Allgemeines.
indem sie stellenweise zellenartige Structur von merkwür-
diger Regelmassigkeit aufweisen, und zwar so, dass die
Zellenwände aus Kalkstein bestehen, die Ausfüllung aber
aus grünem Serpentin gebildet wird. In dieser Hinsicht
gleichen die bölimischen Fundstücke vollkommen den ame-
rikanischen aus den Kalksteinlagern im unteren Laurentian
in Ganada, die zur Aufstellung der vermeintlich ältesten rie-
sigen Foraminiferenart : Eosoon Canadense geführt haben.
Thatsächtich wurden auch sie als Eozoonreste beschrieben
und zwar das Vorkommen bei Krumau von F. v. Hoch-
stetteh,*) die Vorkommen von Raspenau und Rychnov
von A. FriO.**) Doch sei bemerkt, dass heutigen Tages
viele Forscher mit K. Möbius ***) den thierischen Ursprung
des sog. Eozoons als widerlegt betrachten.
In Begleitung des Urkalksteines erscheint im Urgneiss-
>ysteme nicht selten Graphit, wie z. B. am Südabhange
des Plansker Waldes in grösseren Lagern. Anderwärts kommt
er zumeist nur in eingestreuten mehr oder minder häufigen
Schuppen vor.
Bedeutend selbständiger ist das Auftreten von Quar-
zit. der besonders im Böhmerwalde die Bedeutung eines
ziemlich wichtigen Gebirgsgliedes inne hat. Mehr unter-
geordnet sind Einlagerungen von Magneteisenstein.
Kiesen und ferner einige seltenere Gesteinstypen, wie aus
den Einzelbeschreibungen der Urgneissgebiete Böhmens zu
ersehen sein wird.
Der mit Recht hervorgehobenen bemerken swerthen
Thatsache, dass krystallinischen Schiefern massig ausgebil-
dete Gesteine von genau derselben mineralischen Zusam-
mensetzung entsprechen, gebricht es im Urgneisssysteme
Böhmens nicht an Belegen. Dem Glimmergneisse entspricht
Lager granit, dem Hornblendegneisse Syenitgranit,
d'-m geschichteten Serpentine Lagerserpentin u. s. w.
Diese Lagergesteine, deren Ursprung übrigens auch eruptiver
*> Silzber. d. kais. Akad. Matli.-nat. Cl. 1866, LIII. Bd., I. Abth.
p. 17 ff
•*) Sitzber. böhm. Ges. d. Wiss. 1866, pag. 36. — Archiv f. d.
nahirw. Landend urchforschung von Böhmen. I. Bd. Prag 1869, 2. Sekt,
pa^ 245 ff. — Siehe terner die Angaben Krejci's ebenda pag. 17—20
and die mineralogisch - chemische Untersuchung von R. Hoffmann,
4*-nda pag. 252 ff.
*•*) Der Bau des Eozoon Canadense. Palaeontographica, Cassel.
1578. Mit 18 Tafeln.
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44
1. Archaeischtf (irupj>e.
Natur sein dürfte, vermitteln gewissermassen den Uebergang
zu stock- und gangförmig auftretenden unzweifelhaft
eruptiven Gebirgsgliedern, die jedoch zum Theile trotz
engster Verknüpfung mit den Schiefergesteinen der Urgneiss-
reihe jünger sind als diese.
Unter den eruptiven Gliedern nehmen, in Betreff ihrer
weiten Verbreitung, sowie ihrer Bedeutung für den Gebirgs-
bau, unstreitig die verschiedenen Granitabarten die erste
Stelle ein. Am meisten verbreitet ist normaler Gebirgsgranit
und porphyrartiger Granit mit beiden Glimmern ; ferner Gra-
nitit, mit blos dunklem Glimmer (Biotit), besonders typisch
entwickelt im Biesen- und Isergebirge; Hornblendegranit,
der Amphibol neben wenig Glimmer otl in porphyrischer
Ausscheidung führt; weiters Pegmatit, die sehr grobkörnige,
orthoklasreiche Abart, mit zumeist reichlichem Schörl, wel-
eher stellenweise in der Zusammensetzung die Oberhand
gewinnt. Otl geht der Pegmatit durch Zurücktreten des
Glimmers und ein paralleles Durchwachsen des Feldspathes
mit gestreckten, stengeligen Quarzindividuen in eigentlichen
Schriftgranit (Pegmatit im Sinne Hauy's) über. Von minderer
Bedeutung für Böhmen, da nur locaf entwickelt, sind Aplite,
d. h. glimmerarme, feinkörnige Varietäten, Frotogingranit,
Greisen, die wahrscheinlich durch Verkieselung des Feld-
spathes feldspathfrei gewordene Abart, und mehrere andere
< iranitmodifikationen.
An den Granit reiht sich zunächst Porphyr an, der
mit demselben durch Uebergänge (Granitporphyr) verbunden
ist. Weiter tritt als wichtiges massiges Gebirgsglied Syenit
auf. dessen typische Bestandteile Orthoklas und Hornblende
sind, welcher jedoch manchmal verschiedene mineralische
Beimengungen enthält, die zur Unterscheidung von Abarten
herangezogen zu werden pflegen.
Ferner sind von den eruptiven Gesteinen, die in der
Urgneissreihe auftreten, hervorzuheben: Diorite, krystalli-
nischc Massengesteine, die sich dadurch vom Syenite unter-
scheiden, dass sie neben Amphibol als Hauptgemengtheil
Plagioklas enthalten; Gabbro, der Hauptsache nach aus
Plagioklas und Diallag bestehend; und Olivinfels (Peri-
dotit, Lherzolith). Wird das Gefüge der Diorite sehr fein-
körnig, so übergehen sie in Di oritap hani te. Das gänz-
liche Zurücktreten des Feldspathes im Diorit hat dessen
Umwandlung in Amphibolit zur Folge.
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Ui>Miei*s- und Uisohiefersystem. — Allgemeines. 45
Einige andere eruptive Glieder der Urgneissreihe be-
sitzen für Böhmen geringe Bedeutung, allerdings nur insoweit
unsere jetzigen, leider nur oberflächlichen Kenntnisse dieser
Gesteine schüesen lassen. Das Studium derselben ist in Böh-
men, abgesehen von wenigen, auf beschränkte Gebiete be-
züglichen Detailarbeiten und abgesehen von E. BoftiCKY's
Bearbeitung der Quarzporphyre, noch nicht aufgenommen
worden, obwohl die Petrographie des archaeischen Gebietes
in Böhmen zu den wichtigsten Aufgaben der geologischen
Erforschung des Landes gezahlt werden muss. Hier eröffnet
sich der wissenschaftlichen Arbeit ein ergiebiges und dank-
bares Feld.
In Betreff der Lagerung, des gegenseitigen Verhältnisses
der Gneissschiefer und der sie durchbrechenden Massen-
gesteine, der Erzführung, sowie sonstiger Eigentümlich-
keiten der Urgneissreihe dürfte Böhmen nicht nur für ander-
wärts sichergestellte Thatsachen neue Belege aufweisen,
sondern auch der genauen Forschung das Material zur Lö-
sung von so mancher Frage von allgemeiner Wichtigkeit
liefern.
Was schliesslich die Gliederung des Urgneisssyste-
raes anbelangt, so dürften sich, soviel aus den bisherigen
Untersuchungen zu ersehen ist, wohl in allen böhmischen
Verbreitungsgebieten desselben mindestens zwei Abteilun-
gen unterscheiden lassen, entsprechend im Ganzen den beiden
Gneissfonnationen , welche die scharfe Beobachtungsgabe
C. W. von GCmbel'S im baierisch-böhmischen Grenzgebirge
unterschieden hat.*) Dieser vorzügliche Geologe charakteri-
sirt die beiden Formationen neuestens **) dahin, dass die
ältere, untere, bojische oder Grundgneissfonnation vor-
herrschend aus gleichförmig gemengtem, theils fein-, theils
grosskörnigem, meist röthlich gefärbtem, seltener grauem,
zweiglimmerigem. bankartig geschichtetem, granitAhnlichein
Gneisse (sog. buntem Gn.) und aus ganz gleichartig zusammen-
gesetztem bunten Granite bestehe, der meist lagiTförmig mit
dem Gneisse wechselt, doch auch in Gangen und Stöcken
aufzutreten pflegt. Der Magnesiaglimmer (Biotit) ist häufig
in ein chloritartiges Mineral und in Ilelminth zersetzt. Fibro-
lith kommt nicht oft vor. Hornblende führende Gesteine sind
*) Die ueoffnosti^chen Verhältnisse des ost bayrischen U renz^« l »u -
Bavaria IV. Buch. 1868, j.a<r. 24.
•\> GrundzUge der Geoloirit-. Kassel, 1888. i»ajr. 50C.
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46
I. Aichueische (Jrupp<\
sehr selten und vereinzelt, wie überhaupt einige andere sonst
an der Zusammensetzung der Urgebirge betheiligte Gesteine,
insbesondere körnige Kalke gänzlich fehlen. — Die iün-
gere, jeuer alteren gleichmässig aufgelagerte hercvnische
oder üebergangsgneissformation dagegen sei aufgebaut aus
mannigfachen, sehr rasch wechselnden, meist dünngeschich-
teten, vorwaltend grauen, fibrolithreichen Gneissen, Horn-
blende führendem Schiefer, Dioritschiefer, Serpentin, Gra-
nulit, spärlichen Lagen von körnigen Kalken und verschie-
denartigen Lager-, Gang- und oft mächtig ausgedehnten
Stockgraniten- Granat und Dichroit finden sich häufig bei-
gemengt. Graphit ersetzt streckenweise den Glimmer und
Schwefelmetalle pflegen in fahlbandartigen Linsen angehäuft
zu sein.
Aus dem Umstände, dass das Fehlen von Kalksteinen
und Graphit nach v. GüMBEL geradezu als ein Charakteri-
stiken für die bojische Grundgneissformation angeführt wer-
den darf, hat v. Hochstetter seinerzeit, gelegentlich der
Besprechung des Krumauer Eozoonvorkommens *) abgeleitet,
dass die bojische Formation eine tiefere Abtheilung des
Systemes repräsentire als das untere Laurentian in Nord-
amerika, welches in der vermeintlichen Riesenforaminifere
(Eoz. canadense) Spuren von Leben aufweisend, der herey-
nischen Gneissformation GCmhel's entspreche und eine Sedi-
mentbildung der eozoischen Periode darstelle, welche auf
dem bojischen Grundgneisse als dem ersten, ältesten und
primitiven Boden zur Ablagerung gelangt sei. Dieser Stand-
punkt ist heute allerdings überwunden, ebenso wie die wei-
tere damalige Annahme v. Ho C fl STETTE RS, dass nun, nach-
dem die bojische Gneissfurmation eine solche Bedeutung
erlangt habe, auch der Granit wieder in seine alte Würde
als eigentliches Urgestein der Erde eingesetzt werde. Doch
die Würdigung, welche v. HocHSTETTER der Gümberschen
Zweitheilung des Urgneisssvstemes angedeihen liess, kann
auch heute noch unterfertigt werden, wenn auch neuere
Forschungen in einigen Gneissgebieten eher auf eine Ein-
theilung in drei Abtheilungen zu verweisen scheinen. Dies
gilt zunächst von Becke's Untersuchungen im niederöster-
reichischen Waldvierlei,**) mit welchem besonders die Ver-
*, SitzungshtM'. d. kitis. Akademie, Wien, LIIJ. Bd., 1866, 1. c.
pag. 24—25.
*•) Tscli«Tm;ik\s Mineral, u. petrogr. Mittli».*ilun^n. N. F. IV, p;ig.
1*0 u. 285.
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Crjrnei**- und Urscliiefersystem. — Allgemeines. 47
hältnisse der weiten Gneisserstreckung des böhmisch-mähri-
«chen Hochlandes werden in erster Reihe verghchen werden
müssen. Dieses grosse Urgneissgebiet Bönniens ist verhält-
nismässig am wenigsten bekannt; doch auch in den übri-
gen Verbreitungsbezirken des Urgneisssystemes in Böhmen,
ausser im Erzgebirge, berechtigen die bisherigen Erforschun-
gen in keiner Weise zu einer genaueren Gliederung und
Parallelisirung.
Das Urschiefe rsystem Böhmens, entsprechend der
Imronischen Schichtenreihe Nordamerikas, schliesst sich äus-
serst enge an das Urgneisssystem an, so zwar, dass es nicht
irieht i>t dasselbe diesem Systeme gegenüber deutlich zu
charakterisiren. Im Allgemeinen kann nur der Reichthum
an Glimmer und glimmerähnlichen Mineralen in den vor-
iji-rrschenden Gesteinen des Urschiefersystemes, sowie die
vorwiegend schieferige Structur derselben als charakteristi-
sches Merkmal bezeichnet werden. Den Schiefergesteinen
•iitses Sy stemes entsprechen nur selten massig ausgebildete
La-rcrgesteine von analoger Zusammensetzung; wohl aber
durchbricht die Sclüchtenreihen des Systernes häufig Granit
iu mächtigen Stöcken und Gängen, deren Ergüsse in vielen
KaJU-ii nachweislich einer verhältnismässig jungen Epoche
angehören.
Die Hauptgesteine des Urschiefersystemes sind Glimmer-
schiefer und Urthonschiefer (Phyllite), welche in ihrer chara-
kteristischen Ausbildung allerdings von den Hauptgesteinen
le> Urgneisssystemes ohne Schwierigkeiten zu trennen wären.
Doch verwischt nach unten zu häufig das Auftreten von
♦ciueferigen Amphibolgesteinen , welche beiden Systemen
eingeschaltet sein können, die Grenze; weiters treten nicht
?elten Hornblende- und Gümmer führende Schiefer als gleich-
wthig (als Faciesbildungen) auf und endlich kommen selbst
in den höchsten Abtheilungen des Systernes noch gneissartige
Einschaltungen vor, welche sämmtliche Umstände die syste-
matische Einreihung der jüngeren Urschiefer erschweren.
iMzu koninit noch, dass anderseits auch schon im Urgneiss-
Vfteme Gesteine auftreten, welche den Hauptgliedern der
fr-chiefen-eine petrographisch gleichen.
Doch herrscht Glimmerschiefer in den tieferen
Ligen des Urschiefersystemes entschieden vor, und zwar in
Abarten, die einesteils durch das Hervortreten eines oder
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i
48 1. Archaeisch* Gruppe.
des anderen Hauptbestandtheiles (näinlich des Glimmers
oder des Quarzes), anderseits durch verschiedene accesso-
rische Beimengungen hervorgebracht werden. Von diesen
kommt besondere Bedeutung dem Feidspathe zu, weil dessen
reichlicheres Auftreten allmälige Uebergänge vom typischen
Glimmerschiefer zum Gneisse bewirkt. In dieser Weise ent-
standene, gewöhnlich sehr glimmerreiche Gneisse (Gneiss-
glimmerschiefer) gehören, wie man sieht, unbedingt dem Lr-
schiefersysteme an.
Gewinnt im Glimmerschiefer, der stets vorzügliche
Schichtung aufweist, der Glimmer die Oberhand, so ent-
wickelt sich schliesslich ein reines G 1 i m m e r g e s t e i n ; wo-
gegen wenn der Quarz auf Kosten des Glimmers zur Herr-
schaft gelangt, Quarz it schiefer entsteht. Diese letztere
Umwandlung können auch Anhäufungen von Quarzlinsen
bewirken, welche bei der sehr auffallenden, dem Glimmer-
schiefer eigenthümlichen Faltung, Knickung und Biegung in
hiebei entstandenen Hohlräumen durch Niederschlag aus dem
circulirenden Wasser entstehen dürften.
Eine gleiche Entstehungsweise mag auch einigen an-
deren accessorisch auftretenden Mineralen, vornehmlich dem
Feidspathe, zukommen. Doch führt der Glimmerschiefer aus-
serdem sehr zahlreiche Mineralarten, welche seiner Gesteins-
inasse selbst angehören. Von diesen ist in erster Reihe
Granat zu nennen, der in bis eigrossen Krystallen in Böh-
men namentlich im Böhmerwalde an mehreren Orten im
Glimmerschiefer eingebettet sich vorfindet ; lerner Andalusit
(am Dillenberge), Gyanit (bei Eisenstein), Buchbolzit, Am-
phibol, Turmalin. Staurolith (im Böhmerwalde). Magneteisen,
Pyrit (bei Joachimsthal), verschiedene Edelsteine usw.
Stellenweise, wie im Adlergebirge, wird der Glimmer
des Glimmerschiefers durch blält erigen Eisenglanz theilweise
oder ganz vertreten, wodurch Eisenglimmerschiefer
entsteht.
Findet sich im Glimmerschiefer neben oder anstatt
dem Glimmer Hornblende oder Chlorit ein. so entwickelt
sich 11 o r n b 1 e n d e - oder Gh 1 o r i l s chi e fr r, analog auch
Talk s chi efer. welche dort, wo sie allmälig aus Glimmer-
schiefer durch fläufigerwerdcn der genannten Minerale ent-
stehen, hiedurch allerdings deutlich ihre Zugehörigkeit zum
t T rschiefeisysteme dokumentireii. jedoch keinesfalls immer
dieser Schieferreihe zugezählt wn-den dürfen, wie schon aus
der oben gemachten Bemerkung hervorgeht, dass diese Ge-
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Urjmeiss- urul L"rschiefen»y!»t«?m. — Allgemeines. 49
steine auch in der Urgneissreihe vorkommen. Böhmen bietet
ttir beides Belege.
Häufig sind im Verbreitungsgebiete des Glimmerschie-
fers Einlagerungen von körnigem Kalksteine vorhanden.
In den oberen Lagen des Urschiefersystemes treten die
Glimmergemengtheile je höher desto mehr zurück, die Ge-
steine, ursprünglich wohl noch glimmerglänzend, werden
nach und nach matt und dicht, chloritische Beimengungen
treten in den Vordergrund und an der mikroskopischen Zu-
sammensetzung betheiligen sich zumeist in sehr reichlicher
Menge Rutilnädelchen. Auf diese Weise entwickeln sich
Schiefergesteine von äusserst verschiedenartigem Aussehen,
die jedoch alle das gemeinschaftliche Merkmal besitzen, »dass
sie von krystallinischem (nicht klastischem) Gefüge
sind. Sie werden unter dem Collectivnamen U r t h 0 n s ch i e-
fer oder Phyllite zusammengefasst. In Böhmen sind sie
sehr verbreitet und bilden hier ebenso wie überall, wo sie
vorkommen, das Verbindungsglied zwischen der Glimmer-
schiefergruppe und den ältesten Versteinerungen führenden
Gebilden.
Das verschiedenartige Aussehen der Phyllite wird haupt-
sächlich durch das Vorherrschen oder Zurücktreten des einen
oder anderen Hauptgemengtheiles (Quarz, Feldspath, Glim-
mer, Chlorit) verursacht (Quarzphyllit, zum Theil Wetzstein-
schiefer, Feldspathphyllit, glimmerglänzender Phyllit, Chlorit-
schiefer), wird jedoch auch in bedeutendem Masse durch
accessorisch auftretende Beimengungen beeinflusst und er-
leidet besonders auffallende Veränderungen in Folge von
Contactmetamorphose in der Nachbarschaft eruptiver Ge-
steinsmassen, zumal von Granit und Diabas.
Von den accessorischen Beimengungen, die dem Ur-
thonschiefer nicht nur ein eigenthümliches Aussehen, sondern
auch praktische Bedeutung ertheilen, verdienen vor Allen
Graphit und Eisenkiese genannt zu werden, welche die für
Böhmen sehr wichtigen Phyllitabänderungen : Graphit- und
Alauns chiefer (Vitriolschiefer) entstehen lassen. Diese bei-
den Abarten finden in der Technik ausgiebige Verwendung.
Von den veränderten Phylliten sind in erster Reihe die
sog. Fleck schiefer hervorzuheben, d. i. Urthonschiefer,
welche durch eine stellenweise Verdichtung der Schiefer-
masse fleckig erscheinen. Putzenförmige Ausscheidungen
verschiedener Mineralbestandtheile lassen je nach ihrer Ge-
stalt Knoten-, Frucht- und Garbens chiefer entstehen,
taUtr, Gcoloffe tob Böhmen. 4
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I. Archaeische Gruppe
welche Abarten in bestimmter Reihenfolge vom normalen
Urthonschiefer gegen die eruptiven Gesteinsstöcke zu, welche
die Metamorphose bewirkt haben, einander folgen. Dem
Massengesteine zunächst pflegen die Phyllite in ungeschichtete
dichte Hornfelse umgewandelt zu sein. In Böhmen ist
die Contactzone von Rican genau beschrieben worden.*)
Die Quarzphyllite gehen häufig in eigentliche Quar-
zit schiefer über, die an einigen Stellen in Böhmen ziem-
lich machtig entwickelt sind und in scharfen Rücken hoch
ansteigen. Durch Aufnahme von Glimmer oder Sericit ver-
laufen sie in glimmerig glänzende Abänderungen, welche
durch knotenartige Feldspath- und Quarzausscheidungen m
Phyllitgneisse (auch Serieitgneisse) übergehen können.
Wird in diesen Urschiefern die Grundmasse dicht und por-
phyrartig, §o entwickeln sich sog. Porphyroide, welche
im mittelböhmischen Urschiefergebirge ziemlich verbreitet sind.
Sehr häufig treten im Gebiete des Urschiefersystemes
in Böhmen Kiesels chiefer auf und zwar nicht selten in
Erscheinungsformen, die an eruptiven Ursprung gemahnen
könnten. Auch Kalksteine und dolomitische Kalke
bilden im Urthonschiefer Einlagerangen, doch, wie es scheint,
nur in den tieferen Zügen.
Von sonstigen, mehr untergeordneten Gesteinen des
Urschiefersystemes wären noch die Serpentine, ferner
A m p h i b o 1 i t e, welche besonders im Eisengebirge zwischen
Caslau und Chrudim stellenweise schön entwickelt sind, her-
vorzuheben. Mehrerer anderer wird bei den unten folgenden
Einzelbeschreibungen Erwähnimg geschehen.
Einige Phyllitstriche Böhmens sind, ebenso wie in ande-
ren Gebieten manche Schichtenzüge des Urschiefersystemes,
mit Erzen, namentlich Eisenerzen (Limonit und Magnetit)
und Schwefelmetallen fahlbandartig angereichert. Von
diesen letzteren kommen am häufigsten Pyrit und Chalko-
pyrit vor z. B. bei Lukawitz in Ostböhmen, im Talkschiefer
des Riesengebirges, im Erzgebirge, in Mittelböhmen bei Ska-
litz, Strimelitz, Woderad und anderwärts. Goldführende
quarzige Schichten sind bei Eule in Mittelböhmen dem Ur-
schiefer eingeschaltet.
*)Friedr. Katzer: Geologische Beschreibung der Umgebung
von ftiean. Jahrb. der k. k. geolop. R.-A. XXXVIII. Bd., 1888. pag. 355
bis 41C.
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ür^neiss- und Urschielersysteri). — Allgemeinp«.
51
Von massigen Gesteinen, welche in den Verbreitungs-
bezirken des Urschiefersystemes in Böhmen auftreten, sind
namentlich Granite, Porphyre und Diorite hervorzuheben.
Doch muss bemerkt werden, dass diese Gesteine, Avelche
zwar mit den Urschiefem enge verknüpft sind und in cha-
rakteristischer Weise am Aufbaue der meisten Phyllitgebiete
sich betheiligen, doch wohl eigentlich immer einer jüngeren
geologischen Epoche angehören.
Granit tritt vorwaltend in typhonischen Stöcken auf,
die manchmal Gänge und Ausläufer (Apophysen) in das um-
gebende Schiefergestein entsenden. Wie oben erwähnt pfle-
gen die Schiefer in diesem Falle bis zu einer oft mehrere
Kilometer betragenden Entfernung vom eruptiven Massen-
gesteine metamorphosirt zu sein. Auch die granitischen
Massen erleiden durch gegenseitige Einwirkung der Phyllite
Veränderungen , wie solche in der Granitit- und Urthon-
schiefercontaetzone bei Rican, sowie weiterhin gegen Süden
im mittelböhmischen Granitgebirge zu beobachten sind.*)
Die Porphyre und Diorite, an welche sich auch
noch andere Massengesteine anschliessen mögen, durchsetzen
die Schichtenreihen des Urschiefersystemes zumeist in Gängen.
Die Gliederung des Urschiefersystemes ist im Grossen
und Ganzen eine natürlichere und deutlichere als jene des
Urgneisssystemes, denn sie kommt in einer ziemlich augen-
lalligen petrographischen Verschiedenheit der vorherrschen-
den Gesteine zum Ausdrucke, aus welcher sich, wie gleich
Eingangs erwähnt wurde, zwei Abtheilungen dieses Systeme*
ergeben, nämlich eine untere, ältere, die als Glimmer-
Schieferformation oder Unterhuron bezeichnet werden kann,
da sie hauptsächlich aus Glimmerschiefer oder für denselben
stellvertretend sich einfindendem Amphibol- (Chlorit-, Talk-)
Schiefer aufgebaut wird; und eine jüngere, obere, die
vorwaltend Phyllite führend, berechtigt Urthonschiefer-
(Phyllit-)Formation oder Oberhuron genannt werden darf.
In Böhmen sind beide Formationen gut entwickelt und
in einigen Verbreitungsgebieten des Urschiefersystemes ziem-
lich leicht auseinanderzuhalten, wogegen in einigen anderen
unsere derzeitigen Kenntnisse hiezu nicht berechtigen. Hier
wird die genauere Gliederung nur durch neuerliche Unter-
suchungen, welche der Formationstrennung mehr Beachtung
Friedr. Katzer, i. c. pag. 405 ff. — Derselbe: Verhandl.
der k. k. geol. H.-A. 1888, Nro. 14, pag. 285 ff.
4*
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1
52 l- Archaeische Gruppe. — l'rgneiss- und Trschiefersysteni.
zuwenden müssten, durchgeführt werden können. Ueberhaupt
bietet das Urschiefersystem Böhmens, für eingehende For-
schungen petrographiseher und stratigraphischer Natur ein
weites Feld, da vom grössten Theile der Ausdehnung des-
selben nicht mehr bekannt ist, als was die in erster Reihe
doch allgemeinere Zwecke verfolgenden Aufnahmen der Geo-
logen der k. k. geol. Reichsanstalt ergeben haben.
Das böhmisch-mährische Hochland.
Das umfangreiche Plateau, welches unter dieser Be-
zeichnung verstanden wird, ist schon früher genauer um-
schrieben worden. Es umfasst das westliche Viertel von
Mähren und den ganzen Südosten Böhmens, sowie die ent-
sprechenden Theile Ober- und Nieder-Oesterreichs bis zur
Donau. Der böhmische Antheil des Hochlandes wird im
Norden von der Thalfurche der Doubravka bis zur Mündung
dieses Flüsschens in die Elbe, von dort beiläufig zur Elbe
parallel über Kolin und Planan von Ablagerungen des Kreide-
systemes und weiterhin, um Böhmisch Brod, von postearbo-
nischen Gebilden begrenzt. Im Westen schliesst sich das
Hochland an das raittclböhmische Granitgebirge an, welches
in seiner östlichen, ausgezackten und unregelmässigen Be-
grenzung mit den westlichen Ausbuchtungen und Lappen
des Gneissplateaus eng verknüpft erscheint. Namentlich um-
schliesst das mittelböhmische Granitgebirge auch eine Anzahl
von Gneissinseln, wie bei Marschowitz, Seitschan, Altsattel,
zwischen Breznitz und Mirowitz, bei Mirotitz und Sedlitz.
Diese Gneissinseln erscheinen als Reste des durch die Gra-
nitergüsse nicht bedeckten Gneissgebirges und werden daher
im Zusammenhange mit demselben besprochen. Das böh-
misch-mährische Hochland grenzt ferner im Südwesten an
den Böhmerwald an, von welchem es in der Hauptsache
durch die Budweiser Ebene geschieden wird. Nördlich und
westlich von dieser kann die Grenze in das Otavathal, etwa
vom Einflüsse der Blanitz bis gegen Schüttenhofen verlegt
werden. Im Süden der Budweiser Ebene darf als Grenze des
böhmisch-mährischen Hochlandes das Thal der Moldau bei-
läufig bis Hohenfurth angenommen werden und von hier
weiter nach Oberösterreich hinein, die durch einen Gneiss-
streifen inmitten des Granites gekennzeichnete Senkung,
welche sich bis Linz erstreckt.
Das böhm.-mähr. Hochland. 53
Dieses umfangreiche Hochland, soweit es Böhmen an-
gehört, ist zu den in geologischer Hinsicht minder bekannton
Gebieten zu zählen. Die Geologen der k. k. geologischen
Reichs-Anstalt, die dasselbe in den 50ger und 60ger Jahren
aufnahmen und erforschten, fanden an Vorarbeiten eigent-
lich nur die allgemeineren Angaben Fr. X. M. Zippes und
A. E. Reuss in den oben citirten übersichtlichen Darstell-
ungen der geologischen Verhältnisse Böhmens, sowie Zippe s
eingehendere Berichte in Sommers „Königreich Böhmen" *)
vor. welche letzteren sammt den Zippeschen geologischen
Einzeichnungen in die Kreybiclvschen Kreiskarten namentlich
benützt wurden. So schufen die Geologen der k. k. geol.
R.-A., besonders J. CzizEK,**) J. Jokely,***) D. STUR,t)
V. v. Zephakowich tt) und Freih. v. Andrian fft) eine
verlässliche Grundlage für spätere, noch genauere Forschun-
gen, die jedoch seit der Zeit, abgesehen von gelegentlichen
Beschreibungen der Umgebungen dreier grösserer Städte (Ta-
bor, Pisek, Kuttenberg) ,*f) welche über das von anderwärts
bekannte nur in Einzelnheiten hinausgehen, nicht vorgenom-
men worden sind. Die kurzen Darlegungen in KrejCts Geo-
logie **f) enthalten ebenfalls keine bedeutenderen Zusätze zu
dem von früher her bekannten. Einige petrographische Mit-
theilungen, eruptive Gesteine aus der Umgebung von Tabor
betreffend, hat Fr Safranek ***f) veröffentlicht.
•> V. Band 1837, VIII. Bd. 1840, IX. Bd. 1841, X. Bd. 1842, XI
Bd. 1643, XU. Bd. 1844.
**) Bericht der II. Section über die geolog. Aufnahme im ßüdl.
Böhmen im J. 1853. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1854, V., pag. 263 ff.
Beiträge zur Kenntniss der Erzlagerstätten bei Adamstadt und
Rudolphstadt im südlichen Böhmen. Jahrb. d. k. k. Keol. R.-A., V.,
Ifc54, pag. 107 ff. Geognostische Verhaltnisse in einem Theile des mitt-
lren Böhmen. Ibid. lböo, VI., pajr. 355 ff. — Geognostische Verhältnisse
<]t r Genend v. Mirotitz, Chlumetz u. Stfepsko in Böhmen. Ibid. p. 682 ff.
t) Uie Umgebungen von Tabor (Wottitz, Tabor, Jung Woiitz,
Patzau, Pilgram und Oechlitz». Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1858, IX. pag.
Ml ff. _ Vergl. Ibid. l»-67, VIII., pag. 809.
ff) Beitrüge zur Geologie des Pilsener Kreises in Böhmen I., Jahrb.
»I. k. k. geolog. R.-A.,V., 1854, p. 271 ff. - II., Ibid. VI., 1*55, p. 453 ff.
ttt) Beiträge zur Geologie des Kaurimer und Taborer Kreises in
Böhmen. Jahrb. d. k. k..geol. R.-A., Ib03, XIII., pag. 155 ff. — Geolo-
gische Studien aus dorn Chrudimer und Czaslauer Kreise. Ibid. 1803,
XIII., pa^r. 183 ff. — Bericht über die irn südlichen Theile Böhmens
während des Sommers 1802 ausgeführte Aufnahme. Ibid. 1803, p. 537 ff.
•f» Verfasst von F. Safranek, J. Pazout, J. KrejCi und W. Kurz.
**t> L. c. pag. 275 ff.
***t; Sitzber. d. köngl. böhm. Gesellseh. d. Wissenden.
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f>4 1. An:haeischo (iru|>i»o. — Fiymiiss- und I Tsdii»'fersy«leiii
Da alle diese Arbeiten ihrer Anlage und Durchführung
nach sehr ungleichmässig sind und ferner auch, insoweit sie
dieserhalb in Betracht kommen, in Bezug auf mehrere wich-
tige Fragen ziemlich weit auseinander* gehen; so wird es
oft äusserst schwierig ohne eingehende Untersuchungen, die
sich Verfasser für später vorbehält, die verschiedenen Auf-
fassungen in einer übersichtlichen Gesammtdarstellung zu
vereinigen.
Was die übcrflächengcstaltung des böhmisch-mähri-
schen Hochlandes anbelangt, so stellt sie sich in Böhmen
im südlichsten Theile, zumal im Mittelgebirge zwischen der
Budweiser und der Wittingauer Ebene als ein Plateau mit
sanft verlaufenden Hügelzügen dar, das im westlichen Theile
bis zu 500 m ansteigend, gegen die Budweiser Ebene steil
abfüllt, wogegen es sich in das Wittingauer Becken allmälig
verflächt.
In der weiteren Umgebung von Pisek besteht es aus
einförmigen flachgewellten Hügel- oder Bergzügen, die kaum
die mittlere Höhe von 500 m erreichen und nur von einzel-
nen höheren Punkten überragt werden, als dem Chlumberge
(534 m), dem Sedskäberge S W von Scpekau (513 m), dem
Bi-ezo wetzer Walde, dem Brezi- und Eichenberge im Osten
und Süden von Podoli und einigen anderen. Doch gehören
die höchsten Kuppen dieser Gegend schon dem mittelböh-
mischen Granitgebirge an.
Die Gegend von Sobeslau und Tabor, welche sich im
Osten bis in's Grenzgebiet gegen Kamenitz, Ober Cerekwe
und Pilgram ausbreitet, im Westen an die Piseker Umgebung
anschliesst, ist ebenfalls nur ein flachwelliges Hügelland von
mittlerer Höhe zwischen 450 und 500 m, über welches na-
mentlich der in Domgestalt über die Ebene sich erhebende,
mit einer Burgruine gekrönte Choustnik zwischen Tucap und
Cernowitz (555 m) einen weiten Ausblick gewährt.
Weiter im Norden, in der Umgebung von Jung Wozitz,
Wottitz und Unter Kralowitz ist die Gegend ebenfalls eine
gleichförmige Hochebene, die kaum 500 m Meereshöhe er-
reicht. Auch hier steigen einzelne Punkte allmälig über die
im Ganzen flachen Contouren des Plateaus auf. wie z. B.
der Strazisteberg N von Patzau (T44'4 m). der Swidnikberg
X von Cernowitz (739 m) und andere. Die schroff aufstei-
genden und daher um so auffallenderen Höhen dieses Ge-
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Oberfl&chengesL
55
bietes gehören dem Granite an, wie z. B. der Blanikberg bei
Lounowitz (637 m).
Ostwärts gegen die mährische Grenze zu bietet das
böhmisch-mälirisehe Hochland ganz dasselbe Bild flachwellen-
lönniger Gontouren. wie in den übrigen Theilen. Dieselben
sind namentlich in der Umgebung von Deutsch Brod ziem-
lich regelmässig. Die hiesige Gegend bildet gewissermassen
eine tlache Mulde zwischen den im Allgemeinen höher an-
steigenden Gebieten im Westen und im Osten. Einzelne
Berge erreichen hier jedoch die Höhe von nahe oder mehr
als 600 im, wie z. B. der Kosovberg bei Pollerskirchen (683 m),
der Altschaflerhübel (597 m). der Turkftv Kopec (596 m) und
F>y Ä Gnel»*geg«nd bei Male*chau nahe der Nordgrenxe dea böhm.-mähr
Hochlande».
Nach einer Zeichnung von Ed. Harold.
der Worlovberg, sämmtlich südlich von Deutsch Brod gele-
gen, oder besonders der Kremeschnikberg (762*2 m) bei Neu
Reichenau.
In der nördlichsten Ausbreitung gegen die Elbniederung
zu ist der Oberflächencharakter des böhmisch-mährischen
Hochlandes womöglich noch eintöniger und ruhiger, als in
den anderen Verbreitungsgebieten, da hier auch einzelne
höher ansteigende Rücken seltener werden und die Gegend
sich im Allgemeinen neigt.
Wie aus diesem kurzen Ueberblicke zu ersehen ist, bil-
det das ganze böhmisch-mährische Hochland, soweit es Böh-
men angehört, ein sanft weiliges Plateau von einförmiger
Oberfläche, über welche nur einzelne Anhöhen auffallender
sich erheben. Im Allgemeinen senkt es sich von Osten gegen
Westen, wobei die gestreckteren Wellenrücken im Gan-
zen eine Richtung von Südwest gegen Nordost einzuhalten
scheinen.
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5<j I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystent.
Von Thälern wird das Gebiet nicht zu reichlich durch-
furcht, doch enthalten dieselben nicht nur nahezu die ein-
zigen geologischen Aufschlüsse, sondern sind auch zugleich
die wenigen Stellen, die malerische und romantische Partien
aufweisen. Dies gilt z. B. vom Thale der Luschnitz und na-
mentlich vom Thale der Sazawa und ihrer Zuflüsse, deren
landschaftlicher Reiz inmitten des .sonst so einförmigen Ge-
bietes um so schatzbiuer ist.
Der yeoytiosUschc Aufbau des böhmisch - mährischen
Hochlandes ist kein complicirter. Das Hauptgestein bilden
verschiedene Varietäten von Gneiss, die ein im ganzen
ziemlich gleichmässiges Streichen der Schichten von Südwest
gegen Nordost bis von West gegen Ost erkennen lassen.
Das Gneissgebiet erstreckt sich in Böhmen über den ganzen
weiten Raum zwischen dem böhmisch-mährischen Grenz-
granitgebirge im Osten, dem mittelböhmischen Granitgebirge
im Westen, der Budweiser Ebene und dem Otavathale bis
Horaidiowitz im Süden, und dem Doubravathale, sowie der
Elbeniederung im Norden.
Freih. v. And Kl an hat sich bei seinen Aufnahmen viel
daran angelegen sein lassen die Trennung Zwischen soge-
nanntem „grauem" und „rothem Gneisse 44 möglichst überall
durchzuführen, hatte hiebei jedoch häufig grosse Schwierig-
keiten zu überwinden. Im Allgemeinen wurde der „graue
Gneiss 44 als räumlich am meisten verbreitet vorgefunden,
ohne jedoch überall scharf von Einlagerungen des „rothen
Gneisses 44 abgeschieden werden zu können. Die anderen
genannten Geologen der k. k. geolog. Reichs- Anstalt haben
sich auf eine ähnliche Zweitheilung des Gneissgebirges nicht
t ingelassen, sondern vielmehr die petrographische Beschaffen-
heit der Gneissvarietäten in Betreff ihrer Structur und ihrer
mineralogischen Zusammensetzung hervorgehoben. Immerhin
ist Andrian'S Vorgehen dankenswerth, da es bei neuerlichen
Untersuchungen die sehr wünschenswerthe Auseinander-
haltung der älteren und jüngeren Gneissformation fördern
und das Studium der Frage von dem möglicherweise erup-
tiven Ursprünge des „rothen Gneisses 44 erleichtern kann.
Ueberall im Gebiete des böhmisch-mährischen Hoch-
landes ist Glimmeigneiss durchaus vorwaltend und zwar
sind Biotitgneisse, sowie Zweiglimmergneisse viel verbrei-
teter als reiner Muscovitgneiss.
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Das böhm.-mahr. Hochland.
— Gneiss.
57
Im südlichsten Gebiete wechseln nach CziZEK die ver-
schiedenen Gneissvarietäten besonders schnell ab. Auf dem
Plateau, welches als Mittelgebirge die Budweiser von der
Wittingauer Ebene abtheilt, also in der Erstreckung von
Forbes und Ledenitz über Rudolfstadt, Lischau, Podhrad,
ßukowsko und Moldauthein gegen Pisek, ist der Gneiss ent-
weder feinkörnig mit eingewebten zarten, oft linearen Fla-
htü von dunklem Glimmer und besitzt dann eine ausge-
zeichnete Parallelstructur, oder er ist grobkörnig, grossflaserig,
in diesem Falle manchmal beide Glimmer führend. Im All-
gemeinen ist in diesen beiden herrschenden Abarten der
(ilimmer untergeordnet und entweder Feldspath (Orthoklas)
oder Quarz überwiegend. Stellenweise findet sich nach Jo-
kely im Gneisse auch Hornblende ein und zwar anfanglich
nur in einzelnen Krystallen, dann allmälig zunehmend, wobei
gleichzeitig der Glimmer zurücktritt, so dass sich schliesslich
reines Hornblendegestein entwickelt. Es ist bei deutlicher
Schichtung Hornblendeschiefer, wird jedoch oft auch massig
und führt accessorisch fleischrothen Orthoklas, Pistazit, Tita-
nit und Kalkspath. Den Uebergang vom am phibol freien
<»limmergneisse zu diesem amphibolreichen Extreme bildet
ein syenitartiges Gestein, welches Orthoklas und Oligoklas
der Menge nach in gleichem Verhaltnisse mit grünlich
schwarzer Hornblende enthalt. Stellenweise werden auch
L'ebergänge in Granulit durch das Zurücktreten des Glim-
mers bedingt, wobei gewöhnlich auch Granat in die Zusam-
mensetzung des Gesteines mit eingeht.
JOKELY hat diesen Wechsel von Gesteinsarten vor-
züglich in der Nähe der Erzgänge im Rudolfs tädter und
Adamstädter Reviere und zwar gleichennassen im Liegend-
wie im Hangendgesteine vorgefunden. Es hat ihm daher den
Anschein, als ob hier das abnorme Verhalten des Gneisses,
welcher einestheils in seinen gewöhnlichen Bestandteilen
entmischt, anderenteils von fremden Stoffen durchdrungen
ist, mit der Bildung der Gangausfüllungsmassen in gewisser
Beziehung stehe.
Als Beispiel der im südlichen Theile des böhmisch-
mährischen Hochlandes verbreitetsten Gneissabart mag der
(ineiss angeführt werden, der in der Sobeslauer Gegend
herrscht. Es ist, abgesehen von localen grobkörnigeren Ein-
lagerungen, ein feinkörniges Gestein von vorzüglicher Schicht-
ung. Die einzelnen, oft nur 1 cm starken Schichten zeigen
am Querbruche dem blossen Auge Feldspath und Quarz in
58 I. Archaeische Gruppe. — Urirneta- uti<l rrs»hietersy*tem.
dünnen Lagen abwechselnd mit ganz zarten Flasern von
dunklem Glimmer. Auf den Schichtungsflächen bildet der
Glimmer nicht selten einen zusammenhängenden Ueberzug.
Im Dünnschliffe (Fig. 2U.) erkennt man jedoch, dass der schön
rothbraune Biotit gegen den Feldspath (Orthoklas und unter-
geordnet Plagioklas) und Quarz etwas zurücktritt, und ob-
wohl lagenweise vorherrschend, dennoch die ganze Gesteins-
masse durchdringt. Er erscheint vorwaltend in Fetzen, selten
in gut begrenzten Blattchen und gleicherweise bilden auch
der Quarz und Feldspath zumeist unregelmässige Körner.
Dieser letztere enthält stets ziemlich reichlich eine staub-
förmige Masse (Kaolin). Accessorische Beimengungen sind
I 2
Ftg. iO GneUs »on Chlebuv A'O von Sobf»l»u.
(SOtach vergrößert. t
1. i'*r*l!el rur Schichtung. 2. Senkrecht *ur Schichtung.
Dunkler Biotit, lichter Qn»nt mit flemllch reichlichen RliUchen und FlUulgkeiU-
ein»chlü»sen in Reihen, Orthoklas und Pligiokl»«.
in Dünnschliffen äusserst selten zu beobachten. Dafür er-
scheint stellenweise sehr reichlich Rutil in erbsen- bis ei-
grossen Krvstallen, die aus dem verwitterten Gesteine her-
ausgeschwemmt werden und in den Absätzen der Wasser-
läufe in beträchtlicher Menge aufgesammelt werden können,
wie z. B. bei Sobeslau im Bachbette und in dem dort an-
gehäuften, durch Verwitterung des Gneisses entstandenen,
sehr sand- und glimmerreichen Thone rechts von der Be-
chiner Strasse,*) als auch in entgegengesetzter Richtung in
der Umgebung von Tucap.
*) Vcrgl. Fried. Katzer: Einige Minerale von neuen Fundorten
in Böhmen. 2. Kutil von Sobeslau. Tschennak's Mineral, u. |>etr. Mit-
theil. N. F. IX. 1887, pag. 405.
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Da« böhra.-malir. Hochland. — (»neiss.
f>9
Wie schon Eingangs erwähnt wurde, treten im Ge-
biete des mittelböhmischen Granitgebirges nördlich von Pisek
einige Gneissinseln auf, die als Reste der ursprünglichen
Gneisserstreckung gelten dürfen, welche einer Bedeckung
durch die emporgedrungenen Granitmassen entgangen sind.
Sie schmiegen sich beinahe durchgehends an umfangreichere
Urthonschieferpartien an, welche obwohl jünger als die
Gneisszuge, doch älter sind als der Granit und dem mittel-
böhmischen Urschiefergebirge angehören. Die betreffenden
Gneissschollen müssen jedoch gleich hier besprochen werden.
Die südlichste dieser Inseln umfasst die weitere Um-
gebung von Sedlitz. Eine zweite verbreitet sich südöstlich
von Mirotitz. Nordöstlich von hier erstreckt sich eine Gneiss-
insel 5 von Altsattel an beiden Ufern der Moldau. Weiter
nordostwärts gelangt man zu zwei kleinen Gneissinseln im
Norden von Seitschan, die gewissermassen die Verbindung
zwischen den südlicheren Partien und der Gneisserstreckung
um Marschowitz, sowie der kleinen Insel südlich von Newe-
klau herstellen. Diese sämmtlichen Gneissinseln bilden zu-
sammen einen von S]\ r gegen NO verlaufenden, mit der
allgemeinen Streichungsrichtung des Gneissgebirges, sowie
der westlichen Granitgrenze übereinstimmenden Zug, welche
Uebereinstimmung allenfalls nicht zufallig ist. sondern einen
ursächlichen Zusammenhang erkennen lässt. Weniger auf-
fallend kennzeichnet sich ein solcher auch in der südwest-
nordöstlichen Streckung der Gneissinsel, die sich zwischen
Mirowitz und Breznitz etwa vom Dorfe Hucitz im Süden
über Podcap, Tuschowitz bis &iwowitz (nahe bei Milin) im
Norden an der westlichen Grenze der Mirotitz-Mirowitzer
Urthonschieferinsel hinzieht. Gewissermassen die südliche
Fortsetzung dieser westlichsten Gneisspartie des böhmisch-
mährischen Hochlandes bildet das Gneissgebiet von Kasse-
jowitz, Planitz und Neuem, welches jedoch nach v. Zepha-
Bowicn mit dem Böhmerwalde verbunden werden darf.
Von allen diesen Gneissinseln sind am genauesten die
beiden südlichen um Sedlitz bis Blatnä und bei Mirotitz
beschrieben worden. Die hier ergründeten Verhältnisse ma-
chen sich in ähnlicher Weise auch in den übrigen Gneiss-
inseln bemerkbar, weshalb sie eingehender dargelegt wer-
den sollen.
Es lassen sich liier nach J. Jokely im Gneisse zwei
Haupt Varietäten unterscheiden, von welchen die eine, grob-
tornige, als Granitgneis s von ihm schon dem Granit-
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00 I. Archaeische Gruppe. — Uiyn»'!^- und rrsolik'fersystem.
gebirge zugezählt wird, während nur die klein- bis fein-
körnigen Gneis.se von ihm als die nördlichen Ausläufer
des südböhmischen Gneissgebirges angesehen werden. Aller-
dings hat dieser vorzügliche Geologe das Granitgebirge nicht
wie wir als orographisehe Einheit dem böhmisch-mährischen
Hochlande gegenüber gestellt, sondern eher umgekehrt die
mittelböhmischen Granite mit dem Gneissgebirge enger zu
verknüpfen gesucht. Doch abgesehen hievon, dürfte die Auf-
fassung kaum zu begründen sein, dass die sog. Granitgneisse*
um die es sich hier handelt, dem Granite näher stehen als
dem Gneisse. Es sollen daher Jokelys Granitgneisse hier
zum Gneissgebirge einbezogen werden.
Es sind grobkörnige Gneisse, die hauptsächlich
an der südlichen Grenze des Granit geh irges entwickelt er-
seheinen, wo sie dasselbe nachgerade in einem mehr oder
minder breiten und zusammenhängenden Saume umgeben.
In dieser Weise erstrecken sie sich nach Jokely etwa von
Teinitz über Mühlhausen, Lischnitz, Okrouhlu bis zur Ein-
schiebt Libenäk, ferner in der Gegend von Podoli, Oleschna
über Vlcek an's linke Moldauufer in die Gegend von Jamm%
Kaschnahora, Roth Aujezd und Oslov, und zwar im Norden
an mittelkörnigen, im Süden und Westen an lichten Lager-
granit grunzend und theilwei.se von ihm unterbrochen. Wei-
ters lässt sich der grobkörnige Gneiss von Tuklek Südwest -
würts ununterbrochen bis Rojitz und Klein Torna verfolgen.
Seine südliche Grenze verläuft hier über Wrkowitz, Topie-
letz, Kraschowitz, Chlaponitz, dann um die hier einsprin-
gende Partie des kleinkörnigen Gneisses bei Sliwitz und
Nendorf, weiterhin über Trepkov. nördlich bei Pamielitz und
der Einschiebt Nedilnä vorbei bis Klein Torna. Von dieser
südlichen Grenze verbreitet, er sich (fortwährend nach Jo-
kkly) nordwärts bis über Boreschnitz, Neudorf, nahe bis
Holuschitz und Sedlitz, an zahlreichen Orten jedoch von
unregelmässig grosskörnigem Granite unterbrochen, der in
ihm stockförmige Einlagerungen bildet. Nicht im Zusammen-
hange mit diesem Grenzstreifen findet sich Granitgneiss nach
JOKELY auch noch weiter nördlich längs der südlichen und
südöstlichen Grenze der Urthonschieferpartie von Mirowitz
und Mirotitz. Auch hier möchte Joke-LY für denselben eine
Zwischenstellung zwischen Urthonschiefer und Granit anneh-
men. Bei Jarotitz, Boritz und Übora beginnend, zieht er
sich nordwärts über Radobitz, Mirotitz, den Karlowberg.
Lhota Smetanova. Dietrichstein (Vrabsko) bis über Gimelitz
Das böhm.-iniihr. Hochland. — (itieiss.
61
hinaus. Hier ist er sehr reich an Hornblende und muss füg-
lich schon als Amphibolgneiss bezeichnet werden.
Sonst aber ist die mineralische Zusammensetzung der
Granitgneisse eine derartige, als ob, wie Jokely bemerkt,
sie sich einfach durch parallele Anordnung der Bestand-
teile aus grobkörnigem Granite allmälig entwickelt hätten.
Doch ist ihr Gehalt an Glimmer und Oligoklas gewöhnlich
ein grösserer. Der Quarz wechselt in seiner Menge und tritt
manchmal sogar gänzlich zurück. Der Glimmer — gewöhn-
lich schwarzbrauner Biotit — wird stellenweise durch ein
ehlorit- oder talkartiges Mineral vertreten, welches jedoch
wohl zumeist nur ein Umwandlungsprodukt des Glimmers
?«.in dürfte. Der Orthoklas bildet oft mit dem Oligoklas ein
inniges Gemenge und erscheint auch in Zwillingskrystallen.
Diese, ebenso wie die grösseren einfachen Krystalle, pflegen
nach Jokely in der Regel so ausgeschieden zu sein, dass
ihre Lage und Längenrichtung mit der Schichtung des Ge-
steines zusammenfallt. Hiedurch erhält der Granitgneiss oft
ein porphyrartiges Aussehen und zwar zumeist in der Nähe
von porphyrartigen Graniten. Auch Amphibol tritt in dieser
Abänderung gelegentlich auf, stellenweise sogar in solcher
Menge, dass sich Amphibolgneiss entwickelt.
An einigen Punkten ist die Beschaffenheit des grob-
körnigen oder Granitgneisses eine ganz verschiedene. Es kann
nämlich nach Jokely die Umwandlung, welche sich sonst
nur am Glimmer zeigt, schichtenweise manchmal das ganze
Gestein betreffen, so dass es mehr oder minder vollständig
in eine dichte talk- oder serpentinartige Masse umgewandelt
erscheint. Die glimmerigen Bestandteile pflegen in diesem
Falle ganz unkenntlich geworden zu sein, ebenso der Feld-
spath zum grössten Theile und der Quarz pflegt überhaupt
gänzlich zu verschwinden oder beschränkt sich auf nur hie
und da vorkommende knollige oder nestcrförmige Ausschei-
dungen. Bei weniger vorgeschrittener Umwandlung behält
das Gestein noch ein deutlich gneissartiges Aussehen und
ähnelt dann manchen Talkgneissen. Dieser metamorphosirte
Gneissgranit kommt N von Nedilnä am linken Thalgehänge
und in der wahrscheinlichen Fortsetzimg dieses Zuges S von
Dubi hora, ferner an der Otava S von der Gistetzer Mühle,
bei Rojitz, NW von Tuklek, am linken Moldauufer NO von
Oslov vor. Ebenso erscheint er S von Klingenberg (Zvikov)
im Bereiche des Granites, welcher übrigens auch anderwärts
nach JoKJtuY Umwandlungen in oft serpentinartige Gesteine
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62 1- Archaeteche Gruppe. — Urgneis«- und Ur??chiefersy*?tern.
aufweist, wie z. B. die amphibolreichen Abänderungen S
von Worlik u. a. m.
Die Schichtung des Granitgneisses ist in der Regel,
wie Jokely selbst angibt, deutlich ausgesprochen. Gegen
den Granit zu soll der Uebergang zwar ein ganz unmerk-
licher sein, was immerhin möglich und wahrscheinlich wäre,,
da sich bei näherer Untersuchung der Granitgneiss vielleicht
als ein von Granitmagma durchdrungenes Schichtgestein er-
weisen könnte. Doch ist diese Angabe Jokely.s, soweit
meine Beobachtungen reichen, nicht durchaus stichhältig.
Das Hauptstreichen des Granitgneisses ist überall zwischen
Stunde 3 bis 5 bei nordwestlichem bis nordnordwestlichem
Fallen. Der Fallwinkel ist zwar mannigfach wechselnd, doch
im Allgemeinen an der Grenze gegen den normalen Gnciss,
wo der Uebergang stets ein allmäliger und die Lagerung
durchaus concordant ist, weniger steil (20 — 3f)°) als in der
Nachbarschaft des Granites, wo er oft über 60° beträgt.
Kurz die Granitgneisse des hier berücksichtigten Gebietes,
überlagern den normalen Gneiss, als mit ihm ein Ganzes
bildend, überall gleichförmig, wogegen sie unter den Granit
des mittelböhmischen Granitgebirges ziemlich schroff ein-
fallen. — (Siehe das Profil auf Seite 04.)
Die unzweideutigen Gneisse, die auch J. Jokely in
dem in Rede stehenden Gebiete unter der Bezeichnung klein-
bis feinkörniger Gneisse als solche ausgeschieden hat,
besitzen trotz aller Manigfaltigkeit in ihrer feineren Structur
dem Granitgneisse gegenüber ein gutes Erkennungszeichen.
Sie sind natürlich nicht von überall gleicher petrographischer
Beschaffenheit, doch treten die durch verschiedene Structur
oder das Vorherrschen des einen oder anderen Bestandteiles
bedingten Abänderungen nicht so selbständig auf, dass sie
zonen weise ausgeschieden werden könnten.
Sie sind hauptsächlich in der Umgebung von Woparan,
Weselicko und Bernarditz verbreitet, von wo sie sich nord-
wärts bis Hoduschin, Bozetitz und nahe bis zum Stifte
Mühlhausen erstrecken. Von hier wendet sich ihre Grenz-
linie nach Jokely in unregelmässigem Verlaufe gegen Süden
über Lischnitz, östlich bei Okrouhlä vorüber gegen die Ein-
schiebt Libenäk, nimmt dann eine mehr südwestliche Richt-
ung gegen Branitz, Stehlowitz bis Jetietitz, hier mit einer
Auslenkung in West. Die südwestliche Grenze dieses Theiles
vermochte Jokely wegen des grossen Mangels an Aufschlüs-
sen nicht gleich sicher zu bestimmen. Sie dürfte westlich
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Das böhm.-mkhr. Hochland. — Gneiss.
von Weselicko, im Süden von Stehlowitz, dann nördlich
bei Kfenowitz vorüber gegen Oleschna verlaufen und den
Eichenberg mit einschliessen. Noch weiter im Süden liegen
die Orte Kreschtowitz, Jehnidlo, Oudraz, Albrechtitz auf
Gneiss. Der im Westen das Gebiet umschliessende Granit
bildet hier einen Vorsprung, der sich bis Wodnian erstreckt,
wo er vorwaltend von Tertiärablagerungen des Budweiser
Beckens bedeckt wird. Von Selibau an tritt jedoch wieder
Gneiss auf, dessen Grenze im Osten gegen Neudorf, Semitz,
an Pisek vorbei gegen Wrcowitz verläuft, sich dann gegen
Westen über Topieletz dem Kraschowitzer Thale zuwendet,
dann eine Wendung gegen Süden gegen Chlaponitz macht,
von wo sie sich wieder nordwärts krümmt. Die Umgebung
von Cizovä und Boschowitz, nahe bis Sliwitz und Neudorf,
besteht ebenfalls aus kleinkörnigem Gneisse, welcher hier
eine halbinselförmige Partie im Granitgneisse bildet Ebenso
steht das Neuwirlhshaus nördlich von Drhowl auf Gneiss,
dessen Grenze von hier ziemlich geradelinig bei Tfepkov
vorüber westsüdwärts gegen Pamietitz über Klein Turna
hinaus sich erstreckt.
Das Hauptmerkmal des feinkörnigen Gneisses, dessen
tn-biet hiemit umschrieben worden, ist das verhältnissmässige
Vorwiegen des Glimmers. Dieser, zumeist Biotit von dunkel-
brauner Farbe, bedingt die Structur des Gesteines, welches
je nachdem der Glimmer schuppig, flaserig oder lamellar
ausgebildet ist, auch mehr oder weniger dünn spaltbar er-
scheint. Oft bildet der Glimmer auf den Spaltungsflächen
des Gneisses einen zusammenhängenden Ueberzug. Der Feld-
spath ist vorwaltend Orthoklas von schmutzigweisser Farbe.
In weniger feinkörnigen Gesteinen lässt sich nach Jok£ly
leicht Oligoklas erkennen, dürfte aber auch sonst nirgends
panz fehlen. Der Quarz ist zumeist von grauweisser Farbe.
Äccessorische Beimengungen sind nach Jok£ly im Gneisse
selten. Sie beschränken sich wesentlich auf Nester von Feld-
spath und Quarz, auf Schuppen von Chlorit, Talk, weissen
Gümmer, nur stellenweise auf Graphit, Galenit und hin und
wieder Granaten.
Nimmt der Glimmer sehr überhand, so entwickeln sich
Gneissabänderungen, welche dem Glimmerschiefer sehr nahe
kommen, wie z. B. zwischen Nedilnä und Pamietitz, oder bei
Sepekau. Ist Graphit reichlich vertreten, so bilden sich gra-
phitschieferartige Schichten aus, wie X und W von Cizovä,
zwischen Mladowitz und Drhowl, W von Boschowitz, hier
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64 I. Archaeisehe (iruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersvsteni.
überall mit quarzreichen Schichten in Verbindung; oder bei
Borowan und S von Bernarditz in dünnen Lagen mit glim-
merreichem Gneisse abwechselnd. Wenn der Feldspath
zurücktritt und gleichzeitig auch der Glimmer schwindet,
bildet sich Quarzitschiefer, ja auch massiger Quarzit aus,
was nach Jokely in der Regel nahe der Granitgrenze statt-
findet. Diese Erscheinung dürfte auf eine C ontaetme ta-
rn orphose zurückzuführen sein, ebenso wie die weitere,
dass in der Nähe des Granites der Glimmer auffallend zu-
rücktritt und aus dem Gneisse ein geradezu glimmerfreies
Gemenge von Feldspath und Quarz sich ausbildet. Schliess-
lich dürfte der Contactmetamorphose vielleicht auch das
Fig, 21. Durchschnitt durch 4m Grenzgebiet zwischen Gnelat und Granit bei MalfiiU
Nach J. Jokily.
1. Gneiu. S. Grtnltgneits. S. Granit.
Grob werden des Kornes und der Uebergang in den an die
Granitnahe gebundenen Granitgneiss zugeschrieben werden
können.
Dasselbe gälte dann auch von dem grobkörnigen
Gneisse, welchen V. v. Zepharowich in der westlicheren
Erstreckung des böhmisch-mährischen Hochlandes von Pisek
bis gegen Horazdiowitz in der Nähe des Granitgebirges weit
verbreitet gefunden und beschrieben hat. Er lässt sich von
Klein Turna, ober Radomyschl, bei Leskowitz, Klinowitz,
Ounitz, Michov, am Brod- Bache und bei PofiCi im An-
schlüsse an die von Jokely beschriebenen Vorkommen ver-
folgen. Er entspricht auch vollkommen der oben gegebenen
Beschreibung, und wurde von v. Zepharowich seiner deut-
lichen Parallelstructur wegen sofort dem Gneisse eingereiht,
obwohl auch er mit dem grobkörnigen Granite durch all-
mälige Uebergänge oft unlösbar verbunden sein soll.
Dem feinkörnigen Gneisse Jokely'8, wie er oben be-
schrieben wurde, dürfte der „dünnschieferige Gneiss",
den v. Zepharowich nördlich von der Otava am Hrädek-
Berge bei Schüttenhofen, bei Dobrin, Budetitz, Wlkonitz,
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Das böhui.-mähr. Hochland. — Gneis«.
65
Rabi, Strakonitz an vielen Punkten anstehend und weit
verbreitet vorfand, entsprechen. Der Glimmer herrscht vor,
Quarz und Feldspath treten zurück oder kommen nur par-
tienweise in Ausscheidungen vor.
Als isolirte Insel im Granitgebirge tritt Gneiss weiter
in der Umgebung von Sedlitz auf. Nördlich von der Stadt,
aufwärts von Kraschtowitz über den Hradec- und Kfidli-
berg, erstreckt sich nach V. Zepiiarowich Amphibol-
gneiss, der zwar nicht anstehend ist, doch in Stücken
häufig gefunden wird. Er ist zusammengesetzt aus sehr grob-
körnigen krystallinischen Lagen von Orthoklas und Amphibol,
dazwischen dünneren Schichten reiner Hornblende, wobei
das Gestein überhaupt fast glimmerfrei ist. Nur stellenweise
findet sich dunkler Glimmer reichlicher ein, wenn Hornblende
gleichzeitig schwindet.
Der sonstige Gneiss der weiteren Umgebung von Sed-
litz soll nach V. v. Zepharowich ein Grenzglied zwischen
Granit, Glimmerschiefer und krystallinischem Thonschiefer
bilden, in welch' letzteren ein ganz vollkommener Uebergang
stattfindet. Es reicht nämlich zwischen dem Mokrf-Teiche
und Sedlitz von beiden Seiten der Granit am weitesten in
das Gneiss-Gebiet herein, als sollte hier eine Trennung des-
selben in einen südlichen und nördlichen Theil angedeutet
werden. Zepharowich hält es thatsächlich für sehr wahr-
scheinlich, dass eine solche Trennung besteht, doch ver-
mochte er zwischen Cekanitz und Sedlitz Granit nicht durch-
gehend? nachzuweisen, vielmehr ist hier nach Fundstücken
auf Gneiss zu urtheilen, der sich daher zusammenhängend
bis an das Alluvialland bei Blatnä erstrecken dürfte.
In dem Gneisse der Umgebung vn Niemtschitz-Hnev-
kov ist nach V. v. Zepharowich zumeist Orthoklas der
vorwiegende, Glimmer und Quarz der untergeordnete Be-
standteil. Der sonst ziemlich grobkörnige Gneiss wird an
der Grenze gegen den Glimmerschiefer von Sedlitz feinkörnig,
zuerst dick-, dann dünnschieferig und geht endlich in typi-
schen Glimmerschiefer über, den man erst nahe bei Sedlitz
antrifft.
Stellenweise häuft sich im Gneisse Quarz an und es
entwickelt sich reine Quarzmasse in oft ziemlicher Mäch-
tigkeit. V. v. Zepharowich führt als einen Punkt, wo man
diesen Hergang gut beobachten kann, den Birkenberg bei
Hubenov nordwestlich von Strakonitz an. Hier entwickeln
sich durch die allmälige Zunahme des Quarzes im Gneisse
Kattrr, Geologie tot) Böhmen. 5
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66 I- Archaeische Gruppe. — L'rgneiss- und Urschiefer^ysteiu.
schliesslich reine Quarzmassen, die in einzelnen Felsen vor-
ragen. Adern von ausgeschiedenem, weissem, dichtem Quarze
durchziehen das schieferige Quarzgestein oft in allen Richt-
ungen.
Als untergeordnete Einlagerungen kommen im Gneisse
stellenweise Graphits chiefer vor, die sich allmälig durch
Graphitaufnahme aus Gneiss entwickeln. Bemerkenswerth ist
das Lager, welches im westlichsten Zipfel des böhmisch-
mährischen Plateaus am Kato witzer Berge zu Tage tritt.
Dieser Berg erhebt sich am linken Otavaufer oberhalb Ka-
towitz als eine isolirte Höhe, die steil zum Flusse abfällt.
Angrenzend an die nahe bei Katowitz sich verbreitende ter-
tiäre Schotterablagerung, kommt nach v. Zepiiarowich an
der Otava aufwärts ein undeutlich geschichteter, glimmer-
armer Gneiss vor, der mit dünnschieferigem, sehr glimmer-
reichem Gneisse wechsellagert. Dieser geht durch Aufnahme
von Graphitschuppen in Graphitgneiss und allmälig in un-
reinen Graphitschiefer über. Der Graphit ist gemengt mit
zersetzten Gneisstrümmern und auch die Gneissschichten im
Liegenden und Hangenden sind sehr zersetzt und durch
Eisenoxydhydrat rostbraun gefärbt. Die Schichten sind steil
aufgerichtet und streichen cca nach St. 4—6 {NO).
In derselben Streichungsrichtung findet man am jen-
seitigen Ufer der Otava Graphitgneiss in Stücken auf den
Feldern zwischen Wolenitz und Kladrub vor. Es dürfte
daher der Katowitzer Graphitzug eine ziemlich weite Er-
streckung haben.
Eine zweite, mit jener parallele Einlagerung scheint
sich nördlich von derselben am südwestlichen Abhänge des
Michov-Berges am Wege von Michov nach Katowitz in einem
sehr festen feinkörnig quarzigen Gneisse zu befinden, der
nach St. 6 streicht und nordwestlich einlallt. Hier fand näm-
lich v. Zeph ARO wich ein schwarzes, sehr dünnschieferiges
quarzreiches Gestein, welches zarte Graphitschüppchen ent-
hielt und deutlich abfärbte.
Oestlich vom imttelböhmischen Granitgebirge in der
weiteren Umgebung von Tabor, ist nach D. Stur Biotit-
gneiss in einer sehr glimmerreichen Abart mit vollkom-
mener Parallelstructur und einer zweiten ebenfalls an
Glimmer reichen Varietät, in welcher jedoch die einzelne
Bestandteile nicht in Lagen abgetrennt erscheinen, sondern
ein mehr körniges Gefüge zeigen, am weitesten verbreitet.
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Das böhm.-mähr. Hochland.
— Gneiss.
67
Stellenweise tritt der braune Glimmer zurück oder
verschwindet gänzlich und wird von weissem Phlogopit
(nach Gräflich) oder einer gelblich weissen, selten grün-
lichen Abart ersetzt. Besonders bemerkenswerth ist in die-
sem Falle das oft nahezu gänzliche Fehlen des Feldspathes,
wodurch eine feldspatharme Gneissabart entsteht,
die obwohl im Ganzen nur von localer Bedeutung, doch
stellenweise eine so bedeutende Entwickelung erlangt, dass
sie sogar für sich allein ganze Gebirgszüge zusammensetzt.
Dies gilt nach Stur namentlich von dem Duber Bergzuge
zwischen Cheynov und Bei^gstadtl Ratibofitz, von wo aus
diese Gneisse südlich bis Cheynov und von da bis in die
Gegend von Hofitz und Lejökov sich erstrecken. Hier ent-
halten sie Lager von körnigem Kalksteine. Weiter bilden
sie den östlichen Theil der Umgebungen von Bergstadtl
Ratibofitz, von wo aus sie sich bis gegen Jung Wozitz hin-
ziehen, bei welcher Stadt (0) sie häufig zu Tage treten. We-
niger mächtig entwickelt sind sie in der Umgebung von
Sehimpach südlich von Patzau und anderwärts. Unterge-
ordnet, doch überall ziemlich gleichmässig vertheilt, ent-
halten sie Einlagerungen von Schichten einer feldspath-
reichen Abart.
Feldspathreicher Gneiss ist übrigens im südli-
chen Theile des böhmisch-mährischen Plateaus sehr ver-
breitet. Der gelbe oder bräunliche Feldspath in demselben
ist gewöhnlich stark angegriffen und in Kaolin umgewandelt.
Er ist es auch, der die ausserordentlich leichte Verwitter-
barkeit des Gesteines verursacht. Der Glimmer pflegt von
verschiedenster Beschaffenheit, bald weiss und nur in ein-
zelnen Blättchen eingestreut, bald grünlich, matt und dabei
gewöhnlich flaserig ausgebildet, bald braun, bis schw r arz
wie in den herrschenden Biotitgneissen zu sein. Quarz
kommt in dieser Gneissabart gewöhnlich nur in geringer
Menge vor, doch gewinnt er in einzelnen Schichten auch
die Oberhand, so dass sich manchmal geradezu Quarz-
schiefer entwickelt. Stellenweise findet sich in diesem Gneisse
auch noch Hornblende ein, wodurch Verbindungsglieder zwi-
schen Glimmer- und Hornblendegneiss entstehen.
Hieraus ist ersichlich, dass diejenigen Gegenden, in
welchen der feldspathreiche Gneiss dominirt, sich durch eine
grosse Manigfaltigkeit in Bezug auf die Beschaffenheit ihrer
Gesteine auszeichnen können. Dies bestätigt z. B. nach Stur
die Umgebung von Tabor, wo sich feldspathreiche Gneisse
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68 I. Archaische Gruppe.
— Ur^neiss- und Urschiefersystem.
einerseits südlich gegen Bergstadtl (Horky), anderseits nörd-
lich bis nach Liderowitz zur Granitgrenze erstrecken, sich
jedoch auch aus der Taborer Gegend über Mieschitz, Smy-
slov, Zäluzi, Wfesetz gegen Bergstadtl Ratiboritz, verbreiten
und den westlichen Theil der Umgebung dieser Stadt bis
nach Hlasivo und Alt Wozitz zusammensetzen.
Doch nicht nur dass der feldspathreiche Gneiss selbst
in seiner Zusammensetzung variirt, er führt auch Lager und
Gänge, welche ihm erhöhte Manigfaltigkeit verleihen. So
treten stellenweise Quarzlager auf, von welchen Stur
besonders drei Vorkommnisse hervorhebt, nämlich am St.
Annaberge bei Mieschitz 0 von Tabor, zwischen Zäluzi und
Zavadilka von Mieschitz und nördlich von Cekanitz im 0
von Nachod. An diesen drei Fundstellen kommt der Quarz
auch in Drusen von ausgebildeten Krystallen vor, die ganz
den Quarzdrusen gleichen, die in den Silber und Blei füh-
renden Gängen bei Bergstadtl Ratibofitz und Tabor aufzu-
treten pflegen. Diese Erzgänge, die namentlich bei Bergstadtl
Ratiboritz und Horky südlich von Tabor abbauwürdig sich
erwiesen haben, gehören übrigens ebenfalls demselben feld-
spathreichen Gneisszuge an.
Andere Gneissvarietäten treten im mittleren Verbrei-
tungsgebiete des böhmisch - mährischen Hochlandes mehr
untergeordnet auf, so vor allen ein graphithaltiger,
dunkler Gneiss, den Stur westlich von Tabor in Begleitung
des Kalksteinlagers bei Voltyn, ferner bei Repeö, wo er
wahrscheinlich den Urkalk des Kaschowitzer Zuges begleitet,
nachgewiesen hat. Es scheint daher, dass diese Gneissabän-
derung beim Auffinden von Kalksteinlagern gute
Dienste erweisen könnte. Doch beruht ihre gewissermassen
indirecte praktische Bedeutung nicht nur hierin, sondern
auch in dem Umstände, dass nach Stur in ihrer unmittel-
baren Nähe entweder im Liegenden oder im Hangenden, La-
ger von Brauneisensteinen aufzutreten pflegen, wie
z. B. 0 von fiepeö auf dem Wege zum Jägerhause, SW bei
Voltyn an der Strasse zwischen Bozetitz und Volsi in einer
Länge von 2 Kilometern, und wohl auch anderwärts. Bei
flepeö erscheint im Eisensteinlager auch Kakoxen.
In einzelnen Gegenden dieses Gebietes treten im Gneisse
häufiger, als sonst überall, Quarzitschiefer auf, so nament-
lich zwischen Gechtitz, Patzau und Pilgram, von welcher
Gegend D. Stur hervorhebt, dass hier dafür Einlagerungen
von körnigem Kalke, Hornblendegesteinen und auch Gra-
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Das böhm.-mfthr. Hochland.
— Gneiss.
nite fehlen. Am mächtigsten entwickelt und auch in grösster
räumlicher Verbreitung sind die Quarzitschiefer im
Straüste- Walde N von Gross Chischka. Weniger bedeutende
Einlagerungen kommen nach STUß bei Slaveün, Rischnitz,
westlich von Lukawetz, auf dem Berge Koci Hrady bei
Skuranowitz und bei Wonschow, südöstlich von Cechtitz;
femer südlich zwischen Rovnä und Maschowitz, westlich
von Rothrecitz, bei Praslawitz, Patzau, Gross Chischka und
Hodejowitz nördlich von Pilgram vor. Auch usserhalb des
quarzitschieferreichen Terrains, dem alle diese Vorkommen
angehören, erscheinen lue und da Quarzschiefereinlagerungen,
wie z. B. am Swidnik- Berge, jV von Cernowitz und bei
Bzova nahe dem Serpentine im K von Jung Wozltz.
Auch die phyllitartigen Gesteine, welche sich bei
Wottitz, Prcitz und Borotin in einer Ausbuchtung des
mittelböhmischen Granitgebirges anstehend befinden, dürften
dem Gneissgebiete des böhmisch -mahrischen Hochlan-
des zuzuzählen sein und sollen hier anhangsweise bespro-
chen werden. Der Erforscher dieses Landestheiles D. Stur,
hatte sie dem ürthonschiefer gleichgestellt und demnach die
Gegend als Schiefergebirge vom eigentlichen Gneissgebirge
des Taborer Kreises losgetrennt. Ausschlaggebend mochte
hiebei für diesen hochverdienten Geologen wohl der Um-
stand sein, dass die in dem Gebiete herrschenden krystal-
linischen Schiefer zum Theile grosse Aehnlichkeit mit den
Phylliten besitzen, welche dem mittelböhmischen Granitge-
birge aufliegen. Auf der Hau er' sehen Uebersichtskarte
der öst.-ung. Monarchie ist das Gebiet jedoch zum Gneisse
einbezogen worden, und in der That scheint es, dass eben
auf Grund der vorzüglichen Erläuterungen D. Stur'S die
Notwendigkeit einer Lostrennung der phyllitartigen Ge-
steine vom Gneissgebirge umgangen werden darf. Uebrigens
könnte vielleicht die abweichende Zusammensetzung des
Gesteines in der Granitnähe auf contaetmetamorphische Ein-
flüsse zurückzuführen sein.
Die nördliche Grenze dieses Gebietes verläuft nach
Stur von Wottitz über Srbitz, Strelitow, Nazditz bis
Dietkau. Von hier gegen Süden bildet das mittelböhmische
Granitgebirge der Umgegend von Sedletz über Mrakotitz,
Kvastov, Alt Mitrowitz, Bozetin, Weelakova Lhota, Paratkov,
südlich bei Borotin vorüber mit einer coneaven Krümmung
bis zum Schlosse Borotin die Grenze. Im Osten lässt sich
gegen das Gneissgebiet die Grenze natürlich nur annähernd
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70 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
bestimmen, da die phyllitartigen Gesteine dieses Theiles in
die Gneisse allmälig übergehen. Stur bestimmte sie haupt-
sächlich nach Quarzitvorkommen , die dem angrenzenden
Gneisse gänzlich fehlen sollen. Hienach würde die Ost-
grenze der phyllitartigen Gesteine vom Schlosse Borotin
über Cernotitz, Dobfejov, W an Roth-Aujezd vorbei über
Stirow, Zechow, Hostisov in die Gegend östlich von Wottitz
verlaufen.
Das wichtigste Gestein dieses Gebietes, welches dem-
selben nach Stur vorwaltend einen eigentümlichen Cha-
rakter verleiht, sind streckenweise massig erscheinende,
sonst aber wohl geschichtete Quarzitschiefer, die mit
einigen Quarzitvorkommen des Gneissgebietes, z. B. im
Sträzistewalde bei Gross Chischka, grosse Aehnlichkeit be-
sitzen. Sie sind zumeist von bläulicher Farbe und enthal-
ten neben Quarz und Feldspath, der sehr häufig in Kaolin
zersetzt zu sein pflegt, auch Glimmerblättchen, die bald un-
regelmässig der Gesteinsmasse eingestreut sind, bald die-
selbe lagenweise durchsetzen. Besonders gut entwickelt
sind sie nach Stur bei Laudilka an der Strasse zwischen
Prcltz und Arnoschtowitz , bei Arnoschtowitz südlich am
Teiche der unteren Mühle, bei Kouty N von Smilkau, zwi-
schen Smilkau und Wondfichowitz, ferner bei Smilkau
selbst, und bilden von hier weiter gegen Süden einen langen
Zug, der sich über Raditsch, Jeschetitz bis gegen fiikov er-
streckt, und auch noch weiter zwischen Dworce und Boze-
tin beobachtet werden kann.
In Begleitung der Quarzite treten gewöhnlich schwarze
graphitische Schiefer auf, die sehr an die oben er-
wähnten graphithaltigen Gneisse von Volsi und Stahletz (bei
Woparan) erinnern. Mit dem Quarzitschiefer bei Arnoschto-
witz hängt nach Stur ein Zug dieser graphitischen Schiefer
zusammen, der S von Wottitz beobachtet werden kann, von
da über Jestfebitz bis nach Arnoschtowitz zieht und mit
einigen Unterbrechungen bis zum Quarzitschiefer bei Lau-
dilka streicht. Auch südlicher im Zuge über den Wapenka-
Berg, Dworce und Bozetin bis nach Wcelakova Lhota und
Paratkov kommen streckenweise diese Schiefer zum Vor-
scheine und treten selbst noch bei Borotin in der Nähe des
dortigen körnigen Kalkes hie und da auf.
Aehnlich wie bei dem oben erwähnten Vorkommen
bei Volsi, erscheint der graphithaltige Schiefer auch hier in
Verbindung mit Kalksteinen und Brauneisenstein, welch'
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Das bühm.-mähr. Hochland. — Gneiss. 71
letzterer in geringer Mächtigkeit an der Grenze zwischen
dem Quarzite und den quarzitischen Schiefem aufzutreten
pflegt, wie z. B. auf der Höhe bei Laudilka, S vom Berge
Wapenka neben der Strasse, NO bei Bozetin, zwischen
Smrkov und Paratkov und anderwärts.
Von viel grösserer Bedeutung als diese Eisensteinlager
sind die Kalklager, welche dem phyllitartigen Gneisse an
mehreren Orten eingeschaltet sind: und zwar nicht nur
ihrer praktischen Wichtigkeit wegen, sondern auch deshalb,
weil die Kalkbrüche D. Stur einzig Gelegenheit boten, die
innige Verbindung des Kalksteines mit dem ihn constant
begleitenden Pegmatite, sowie die sonstigen änsserst interes-
santen Verhältnisse zu beobachten, die weiter unten einge-
hende Berücksichtigung finden werden.
Oestlich von dem Taborer Gebiete in der weiteren Um-
gebung von Deutsch Brod hat Freih. v. Andrian sog. „grauen 44
und „rothen Gneiss 44 zu trennen versucht.
Zum „grauen Gneisse 44 zählte er zwei Abarten, de-
nen er zunächst einen gleichen Ursprung beilegte; nämlich
Gneissphyllit und grobflaserigen (grauen) Gneiss.
Der Gneissphyllit scheint Andrian der ältere zu
sein, da er die tieferen Partien des Gneissgebietes einnehmen
soll. Er ist dünnschichtig, sehr feinkörnig, so dass auf dem
Querbruche oft nichts als dunkler Glimmer zu sehen ist,
«lern nur dünne Linsen von röthlichem oder grünlichem
Feldspathe eingeschlossen sind. Quarz ist immer untergeord-
net und frei ist er nur manchmal in Schnüren und Linsen
zu beobachten. In seiner charakteristischen Ausbildung zeigt
der Gneissphyllit stets eine grüne Färbung. Oft besitzt er
einen starken Talkgehalt, wie z. B. bei Ledec. Hauptsächlich
verbreitet ist er bei Zahradka, Kalischt, südöstlich von Deutsch-
Brod, bei Polnä, auch setzt er das ganze Sazawathal nord-
westlich von Deutsch Brod bis Svetlä und Ledeö zusammen.
Uebergänge des typischen Gneissphyllites in glimmer-
schiefer-, thonschiefer- oder quarzitschieferartige Schichten
sind selten anzutreffen. Z. B. bei Wernitz im Schlappenzer
Thale (zwischen Schlappenz und Polnä) steht nach v. An-
drian ein Gestein an, welches aus einer grünlichen, thon-
schieferähnlichen Masse mit zahreichen Quarzlinsen und ver-
einzelten Feldspathlinsen besteht und grob geschichtet er-
scheint. Unmittelbar bei Pfibislau wechseln Schichten von
weisslich grünen, leicht verwitternden Schiefern mit mehr
als ldcm mächtigen Lagen von weissem Quarze. In ihrem
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72 I- Archaeische Gruppe. — L'rjmeiss- und Urschiefersvstem.
Hangenden bei der Wiesenmühle ist der Gneissphyllit im
Ganzen normal, nur dass er einzelne Hornblendeeinlagerun-
gen enthalt. Auch SO von Borau dürfte veränderter Gneiss-
phyllit anstehen, da man im Walde reichlich Stücke eines
quarzigen Schiefers oder grauen, dichten, deutlich geschich-
teten Quarzitcs vorfindet. Es ist nicht ohne Interesse, dass
diese Verkieselung zumeist in der Nähe des „rothen Gneis-
ses kk stattfindet, was auf eine Metamorphose durch Einwirk-
ung dieses letzteren schliessen lassen, und somit vielleicht
als Stütze für die Ansicht von dessen eruptivem Ursprünge
angenommen werden könnte.*)
Neben dem dünnschichtigen Gneissphyllite kommen
im Sazawathale, bei Svetlä und Kalischt, bei Deutsch Brod,
Folna und zahlreichen anderen Orten auch Modifikationen
vor, die bei einem viel grobkörnigeren Habitus eine weni-
ger ausgeprägte Schichtung besitzen. Sie bestehen im Allge-
meinen aus grauem, grünlichem, auch weissem Feldspathe,
ziemlich viel Quarz und dunklem Glimmer, wobei jedoch
die Anordnung und Ausbildung der einzelnen Gemengtheile
eine verschiedene ist. Z. B. beobachtet man in einem Falle
den Glimmer in kleineren oder grösseren Nestern in einem
grobkörnigen Gemenge von Feldspath und Quarz nur spo-
radisch vertheilt, wogegen in anderen Fällen der Glimmer
in reichlicher Entwicklung Linsen von Feldspath und Quarz
umhüllt und sich zwischen denselben anhäuft, oder in ganz
regelmässigen Lagen das Gestein durchzieht.
Die zweite Hauptvarietät des „grauen Gneisses u in
der weiteren Umgebung von Deutsch Brod, nämlich den
grob flas erigen Gneiss, hält v. Andrian für das jün-
gere Glied. Das Gestein ähnelt Uebergängen vom „grauen kk
zum „rothen Gneisse" in der nördlicheren Erstreckung des
bölmüsch-mährischen Hochlandes. Sehr charakteristisch für
dasselbe ist die ausgezeichnete Farallelstructur bei grob-
körniger Textur. Der Feldspath, von grünlicher Farbe und
vor dem Löthrohre fast unschmelzbar, scheint v. Andrian
durchwegs Orthoklas zu sein. Er bildet vorwaltend compaktere
Lagen, wogegen der Quarz zumeist in kleinen Körnern mit
schwarzem Glimmer auf das Innigste verbunden ist. Access-
orisch kommt zwischen Klarbrunn und Blumendorf Granat
*) Allerdings hebt v. Andrian (1. c. pag. 539) hervor, dass hei
weitem an den meisten Aufschlusspunkten in der Nahe- des „rothen
lineisses" der Gneisäphyllit gar keine Veränderungen zeige.
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Das böhm.-inähr. Hochland. — Gneiss. 7:;
in Körnern, die in der Schieferungsrichtung den Glimmer-
quarzlagen eingewachsen sind, vor. Sehr charakteristisch ist
ilie rostbraune Färbung, welche das Gestein durch die Ver-
witterung annimmt.
Besonders auffallend ist die Oberflächengestaltung des
von dem grobflaserigen (grauen) Gneisse eingenommenen
Terraines. Denn während das Verbreitungsgebiet des Gneiss-
phyllites flache ruhige Gontouren aufweist, erscheinen überall,
wo grobflaseriger Gneiss auftritt, sofort verschiedengestal-
tige Felspartien und die Bergeontouren prägen sich scharf
aus. Belege hiefür bietet die ganze aus diesem Gneisse
aufgebaute Gebirgskette, welche sich von Windig Jenikau
über Pollerskirchen und Heraletz bis an den Orlovberg bei
Humpoletz erstreckt, ebenso der Altschafferhübel, der Kahne-
berg, so wie die Ausläufer bei Stöcken und Simmersdorf
tarn Steinberge).
Der echte Gneissphyllit schliesst sich an den grob-
Uaserigen Gneiss im Norden bei Deutsch Brod, im Osten
bei Polnä und im Süden bei Iglau an.
Der „rot he Gneiss" in der weiteren Umgebung von
Deutsch Brod beschränkt seine Verbreitung auf das Grenz-
gebiet zwischen Böhmen und Mähren. Er gehört in seiner
ilaupterstreckung schon dem Gebiete des weiter unten zu
besprechenden Eisengebirges an.
Auch im nördlicheren Theilc des böhmisch-mährischen
Hochlandes, das v. Andrian aufgenommen, sind von ihm
..p'rauc Gneisse" von den „rothen" unterschieden worden.
Die „grauen" verbreiten sich nach ihm namentlich von Zbra-
slawitz nach Westen gegen Katzow und Diwischau. Doch
haben sie ihre Hauptentwickelung in der Gegend südlich von
Katzow erlangt. Sie sind überall von demselben Typus, wo-
bei allerdings das relative Mengenverhältniss, ebenso wie die
Anordnung der Bestandteile häufig wechselt. Ihr Feldspath
i?t vorwaltend von grauweisser Farbe, innig mit dem grauen
Quarze verbunden, in flaserigen Partien ist dunkler Glimmer
beigemengt. In grösseren Abständen wechseln grobkörnige
Schichten mit feinkörnigen. Sehr grosskörnige Abarten mit
weissem und braunem Glimmer trifft man z. B. südlich von
Krolowitz. Sehr feinkörnige Varietäten sind im Eelivkathale
entwickelt. Bei Katzowa Lhota unweit Katzow enthält das
fetein bei mittelkörniger Structur viel braunen Glimmer.
Quam tische Einlagen kommen im Gebiete des „grauen
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74 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Gneisses 44 häufig vor, besonders auf dem Wlachnower Berge
bei Katzow.
Aehnliche dichte Gesteine treten nach v. Andrian in
der Gegend von Cestin bei Kohl Janowitz gegen Polipes zu,
sowie südlich von Zbraslawitz bei Lipina, Samechov nahe
von Zruö auf, während sie sich am linken Sazawaufer gegen
Katzowes auszukeilen scheinen. Stellenweise kommen sie
durch Einlagerungen von dichtem Quarze und einen bedeu-
tenden Glimmergehalt dem Glimmerschiefer nahe wie z. B.
bei der Herrenmühle südlich von Hodkov, ohne dass man
jedoch nach v. Andrian berechtigt wäre, sie als solchen
auszuscheiden.
Der normale Typus des „grauen Gneisses" westlich
von der Caslauer Ebene ist nach Freih. v. Andrian eine
mittelkörnige, stark schieferige Masse aus weissem oder
grauem Feldspathe, der viele weisse Quarzkörner beigemengt
sind und welche durch die starke Beimengung von dunklem
Glimmer in parallelen Lagen eine mehr oder minder flase-
rige Structur erhält. Die relative Anordnung der Bestand-
theile wechselt dabei unaufhörlich, indem bald der Feldspath,
bald der Quarz stellenweise in ganzen Lagen, Linsen und
Nestern sich anhäuft und die parallele Anordnung der Glim-
merblättchen häufig gestört erscheint. Die Farbe des Feld-
spathes ist meistens grünlich- oder gelblichweiss. Derselbe
ist vorwaltend Orthoklas, in einigen Gneissvarietäten auch
Oligoklas. Lichter Glimmer ist sehr selten.
Im Westen und Nordwesten von Chotebor, bei Dob-
kov, und anderwärts, erscheint sehr quarzreicher „grauer
Gneiss 44 , so zwar dass beim Verwittern häufig der Quarz als
durchlöchertes Skelet zurückbleibt. Parallel zur Schieferung
pflegen dem Gesteine nach v. Andrian kleine Hornblende-
krystalle eingelagert zu sein, manchmal auch mächtigere
Lagen, die aus mittelkörnigem Feldspathe und Quarz be-
stehen und ein durchaus granitisches Aussehen haben, jedoch
untrennbar mit der übrigen Gneissmasse verbunden sind.
In dieser Gneissabart ist Oligoklas sehr reichlich vertreten,
ebenso Turmalinkrystalle, wogegen der Glimmer fast ganz
zurücktritt.
Dieses Gestein bleibt im Westen und Nordwesten von
Chotebor herrschend bis gegen Lysä, Sedletin, Skuhrov, wo
sich die Oberflächengestaltung der Gegend ziemlich auffallend
ändert, indem häufiger schroffe Felspartien erscheinen als
früher. Diese Aenderung der Contouren wird durch das
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Gneiss.
75
Auftreten von wahrem Glimmergneiss bedingt, der sieh
hauptsachlich zwischen Sedletin, Lysä, Gerstein verbreitet,
aber auch noch weiter gegen Süden fortstreicht, wie die
Aufschlüsse bei Rosochatetz (Station zwischen Chotebor und
Deutsch Brod) beweisen. Es ist eine leicht zu unterschei-
dende Gneissabart, die aus röthlichem Feldspathe (vorwal-
tend Oligoklas), sehr viel Quarz (der oft in mehrere Centi-
meter mächtigen Lagen mit Glimmer alternirt) und dunkel-
grünem Glimmer besteht, welch' letzterer häufig die ver-
schiedenartig verbogenen Schichtenflächen in dicken Lagen
bedeckt und eine Art schaliger Textur hervorbringt.
Eine ähnliche Gneissabart kommt nach v. Andrian
bei Willimov vor. Doch während sie hier vom Nebengesteine
nicht abgeschieden werden kann, vermag man die vorer-
wähnten Varietäten der Umgebung von Chotebor ziemlich
genau zu umschreiben. Man könnte sie nach v. Andrian
auch dem „rothen Gneisse" zugesellen, da sie mit ihm in
mancher Hinsicht Analogien zeigen, wenn sie sich von ihm
nicht wieder wesentlich durch den grossen Gehalt von dunk-
lem Glimmer und Oligoklas, besonders aber durch die sehr
deutlichen Uebergänge in Gneissphyllite unterscheiden möch-
ten. Daher bezeichnet sie v. Andrian als ein Mittelglied
zwischen „grauem" und „rothem Gneiss", dessen Stellung
eine sehr unklare ist.
Zum „grauen Gneisse" möchte v. Andrian auch die
Gesteine zählen, denen die berühmten Kuttenberger Erzlager
angehören. Doch dürfte sich aus der äusseren Configuration
ihrer Massen z. B. im Gangberge, dem Berge oberhalb
Grunty, dem Gutglückberge u. s. w., sowie aus den übrigen
Umständen und Verhältnissen eher ein Anschluss an den
„rothen (eruptiven) Gneiss" begründen lassen. Das Gestein
besteht vorwaltend aus grünlichgrauem Feldspathe und
Quarz, die eine körnige Masse bilden, welche von unregel-
mässigen Streifen eines grünlichen Glimmers durchzogen
wird. Die Schieferung des Gesteines ist über Tag eine ziem-
lich deutliche, in der Tiefe jedoch wird sie fast ganz un-
kenntlich, ja verschwindet im Kleinen oft vollständig.
Was die von Andrian als „roth er Gneiss" ausge-
schiedenen Varietäten anbelangt, so sind sie im nördlichen
Theile des böhmisch-mähr. Hochlandes vorwaltend in der
weiteren Umgegend von Kohl Janowitz entwickelt. Bei dieser
Stadt ist der Hauptbestandteil des Gneisses Feldspath (in
der Regel Orthoklas) von gelblicher bis weisser oder auch
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76 l> Archaische Gruppe. — Ursrneiss- und Urschiefersyslem.
röthlicher Farbe, der mehrere Millimeter dicke Lagen bildet,
welche mit ganz dünnen Streifen von meist dunklem Glimmer
alterniren, dessen Menge übrigens eine sehr ungleiche ist.
Der rauchgraue Quarz pflegt in Lagen ausgebildet zu sein,
so dass er zuweilen die Saalbänder der Feldspathlagen bil-
det; doch ist er auch unregelmässig dem Feldspathe einge-
mengt. Durch die ausgezeichnete Parallelstructur der einzel-
nen Bestandtheile gewinnt das Gestein ein sehr charakteri-
stisches Aussehen. Ein d i ckschieferiges Extrem dieser Abart
kommt bei Pivnisko und 2andov vor. Südlich von Kohl
.lanowitz ist die Schichtung nur im Grossen ausgesprochen,
während in der Structur des Gesteines der braune und weisse
Glimmer ohne regelmässige Anordnung in der aus röthlich
gelbem Feldspathe und Quarz gebildeten Grundmasse ver-
t heilt liegen und brauner Glimmer in Plutzern das Ganze
durchschwärmt. Diese Varietät bildet einen nicht breiten
Streifen, der von Miroschowitz und Opatowitz (zwischen
Kohl Janowitz und Rataj) über Nespefitz, Althütten, Stein-
Ibota bis Zbraslawitz und Stipoklas reicht. Auch das gut auf-
geschlossene Thal des Maleschauer Baches wird nach v.
Andrian von denselben Gesteinen zusammengesetzt, welche
hier bei constanter Streichungsrichtung ein durch vielfach
wiederholte Schichtenstörungen
verursachtes wechselndes Fallen
zwischen Nord und Süd zeigen.
Dasselbe gilt vom Nucitzer Thale,
das bei Piskocil (Bez. Schwarz-
Kosteletz) in dieSazawa mündet.
Nordwestlich von Roth Ja-
nowitz bei Opatowitz bestehen
einige gute Aufschlüsse und
Steinbrüche die, abgesehen von
Uebergängen, im Wesentlichen
zweierlei Gneiss zu unterschei-
den gestatten. Nämlich erstens
Ftg 2*. ßtengtollg flaierijfer Zweiglirn- * u »1 i_ 11 -
merfrnelM aoi dem Hrnbwchlner Stein- ielaSpatnreiCnen , gTODKOmigen,
brahe bei op.towit«. stengeligflaserigen Gneiss mit
Querschnitt, naturl. Gröise. u • j r<r • j i
Q 0 .r«, ortbokia.,pugioki fts , dunkler beiden Glimmern, jedoch vor-
fand lichter Glimmer. waltendem Biotit, wie er typisch
im Steinbruche Hrabeschin des
Opatowitzer Waldreviercs entwickelt ist; und zweitens quarz-
reichen Gneiss mit vorherrschendem lichten Glimmer, der in
ziemlicher Ausdehnung, allerdings bei einigermassen wech-
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Das böhm.-mähr. Hochland. —
Gneiss.
77
selndeni Mengenverhältnisse der ßestandtheile, in £0- Richt-
ung gegen Cihoscht und Tfebetin zu verfolgt werden kann.
In diesem südlicheren Erstreckungsgebiete soll das Gestein
in einzelnen Schichten einen bedeutenden Kalkgehalt auf-
weisen. Im nördlichen Gebiete um Roth Janowitz ist dies
nicht der Fall. Hier, wie z. B. im Opatowitzer Gemeinde-
steinbruche beim Neuteiche, ist das Gestein trotz des be-
deutenden Glimmergehaltes nicht sehr deutlich geschichtet,
da die Schichtung hauptsachlich durch die welligen Quarz-
einlagen bewirkt wird. Deshalb entwickelt sich local, wenn
der Quarz sehr zurücktritt, ein beinahe massiges Glimmer-
Feldspathgestein, wie es z. B. unter der Dorfkapelle in Opa-
towitz vorkommt.
Die Abhänge des Bohounowitzer Thaies (S von Kau-
rim) werden nach v. Andrian von einer Art Augengneiss
zusammengesetzt, in welchem Feldspath vorherrscht, dem
Linsen von grauem Quarze und unregelmässige Partien von
braunem Glimmer eingeschlossen sind. Die Schichtung ist
deutich und lässt ein nordöstliches Verflachen erkennen.
Grobkörnige und feinkörnigere Varietäten, die sich als homo-
gene Feldspathmasse darstellen, erstrecken sich bis in die
Nähe des Ortes Habern bei Zasmuk, wo Lössbedeckung ein-
tritt. In südöstlicher Richtung ziehen sie sich bis Wawrinetz
und Cirkwitz nahe Kohl Janowitz. Weiter tritt das Gestein
im Süden von Kohl Janowitz in einem Lager auf, dessen
nördliche Grenze die Orte Smilowitz, Miroschowitz, Opato-
witz, Mitrov und Silwanka bezeichnen und dessen südliche
Erstreckung über Makolusk und Hroznitz hinausreicht. An
diesen Orten steht das Gestein überall unmittelbar unter der
Lössbedeckung an und scheint hier stockförmige Einlager-
ungen von fast 2 Meilen Länge und ungefähr 1 Stunde
Breite innerhalb der übrigen Varietäten des „rothen Gneis-
ses" zu bilden. Im Verbreitungsgebiete des „grauen Gneisses"
ist der Augengneiss in aufsitzenden Stöcken nicht bekannt
geworden.
Besonders interessant ist nach v. Andrian die Gegend
Ton Solopisk (B. G. Kaufim), denn hier findet man in den
Gräben und Wegen gegen Dohren zu Gesteine aufgeschlos-
sen, die als Granulit zu bezeichnen wären. Es sind schie-
ferige Gesteine von grobkörniger Structur, mit überwiegendem
rtthlich- weissen, derben Feldspathe, der mit dünnen Quarz-
lagen alternirt. In der Feldspathmasse erscheinen kleine
Feldspathkrystalle, sowie Blättchen von weissem Glimmer
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•
78 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersvstem.
ausgeschieden. Einzelne grössere Granatkrystalle sind in einer
den Schieferungsflächen parallelen Richtung eingestreut. Auch
Turmalin ist oft in winzigen Pünktchen durch die Grund-
masse vertheilt. Andrian hat keinen Aufschluss gekannt,
jedoch an Stücken beobachtet, dass diese Granulitmasse oft
scharf, fast gangartig, von dem schieferigen Gneisse abgeson-
dert ist, wogegen in anderen Fällen der schieferige Gneiss
ellipsoidische Partien dieses Gesteines umschliesst.
Ganz ähnlicher Granulit kommt, wohl in der Fortsetz-
ung desselben Zuges, weiter östlich auch an der Nordseite
des Wysokaberges bei Sukdol vor.
Alle diese Gesteine fasst v. Andrian als „rothen" Gneiss
zusammen und ertheilt ihnen eine besondere Wichtigkeit,
da sie mit dem „Protogin" der Alpen die grösste Aehnlich-
keit haben sollen und ihnen wahrscheinlich eruptive Ent-
stehung zugeschrieben werden muss. Doch konnte v. Andrian
keinerlei störenden Einfluss dieser Gebilde auf das Neben-
gestein constatiren, wohl aber fand er sie stets ausgezeichnet
geschichtet, und zwar vollkommen übereinstimmend mit den
übrigen Theilen des Schiefergebirges. Doch betont er, dass
dieser Umstand wohl keinesfalls als entscheidender Beweis
gegen die eruptive Natur des „rothen Gneisses" gelten
könne, da man sich ja, wie er meint, auf gang- und lager-
förmige Ausbildungsformen unzweifelhaft eruptiver Gesteine
zu berufen vermag.
Auch in diesem nördlichen Gebiete hat v. Aj&tdrian
Gneissphyllite ausgeschieden, unter welcher Bezeichnung
er hier ein ziemlich gut charakterisirtes Mittelglied zwischen
Thonschiefer und Gneiss versteht. Dieselben dürften jedoch
dem Gneissphyllite des Gebietes um Deutsch Brod kaum
durchaus gleichkommen. Ihre Haupteigenschaften sind näm-
lich: ein grünliches talkiges Aussehen, eine durch schwarzen
Glimmer hervorgebrachte sehr dünnschieferige Structur und
das Wechsellagern mit Thonschiefer ähnlichen Schichten.
Alle diese Eigenschaften besitzen nach v. Andrian
Gesteine, welche hauptsächlich in der Gegend von Stepanov,
Zdislawitz bis gegen Wlaschim, ferner bei Hammerstadt
(Bez. Unt. Kralowitz) entwickelt sind und auch bei Stern-
berg in grösseren Massen auftreten. Am besten sind sie in
der Rinne des Stepanover Baches entblöst, der gegen Norden
fliessend in die Sazawa sich ergiesst. Das Gestein führt dun-
keln bis schwarzen Glimmer, ist von papierdünner Schichtung
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Das böhm.-rnähr. Hochland. — Gneiss. 79
und zumeist stark verwittert. Eine kleine Partie des Gneiss-
phyllites erscheint nach v. Andrian inmitten des grauen
Gneisses in einem kleinen Seitenthale des Ostrower Baches
bei Kotoucov aufgeschlossen. Er bildet dort schroffe Ab-
stürze und fallt steil «gegen K ein.
Auf aehnliche Schwierigkeiten wie sie Jokely und
v. Zepharowich zu überwinden hatten, stiess hauptsächlich
an der Granitgrenze auch v. Andrian z. B. südlich von
Diwischau in den Thälern, welche in die Blanitz einmün-
den, an den Abhängen der Berge um Radoschowitz und Po-
stupitz (bei Beneschau) ferner in einer Zone zwischen der
östlichen Granitgrenze bei Sazau und den Hornblende- und
Phyllitschichten von Rataj. Der Streifen, der sich von Wla-
schim in westlicher Richtung gegen Marschowitz hinzieht,
kann bis Zhorny (bei Neweklau) und Wosetschan (bei Selt-
schan) verfolgt werden. Hier überall tritt nämlich ein Gestein
auf, welches gewissermassen die Mitte einhaltend zwischen
Granit und Gneiss, richtig als Granitgneiss bezeichnet
werden muss. Bald besitzt es eine dunkle Grundmasse von
Quarz und Glimmer mit verworren flaseriger Structur, in
welcher Orthoklaskörner zahlreich eingesprengt erscheinen,
wie bei Mestecko W von Wlaschim, oder es sind mittelkör-
nige Gesteine ohne regelmässige Anordnung der Bestand-
theile. Der Feldspath ist fast immer von grünlich grauer
Farbe, oft in grossen Krystallen porphyrartig eingesprengt,
wodurch die Granitähnlichkeit nur noch erhöht wird, der
Glimmer ist schwarz. In Stücken erscheint das Gestein
zumeist durchaus massig, doch in Profilen ist überall die
Schichtung deutlich. Freih. v. Andrian hat daher diesen
Granitgneiss nicht nur zum Gneisse einbezogen, sondern
auch betont, dass er nicht zum Granite gestellt werden darf,
weil er gegen denselben stets gut begrenzt ist. Z. B. bei
ChotJ-san (bei Wlaschim), Borenowitz, Genowitz (bei Bene-
schau) ist die Grenze der beiden Gesteine durch die ver-
schiedene Oberflächengestaltung gekennzeichnet, besonders
dadurch dass im Granitgebiete überall Blöcke herumliegen,
die sofort verchwinden, wenn man, gegen Osten schreitend,
das Granitgneissgebiet betritt. Ein ähnliches wiederholt sich
an dem Grenzverlaufe bei Marschowitz, wo man nach v. An-
drian sogar deutliche Ueberlagerungen des Granites durch
den Granitgneiss beobachten können soll. Daher schliesst er
das Gestein (Lipoid, Stäche u. A. folgend) an den „rothen
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I. Archacische Gruppe. — Urgneiss- und Urechiefersystem.
Gneiss" an, um so, wie er sich ausdrückt, zunächst wenig-
stens den Unterschied zwischen eruptivem und primitivem
Gneisse festzuhalten.
Auch im östlichen Verbreitungsgebiete des böhmisch-
mahrischen Hochlandes kommen ähnliche Granitgneisse vor,
wie z. B. S von Chotebof, bei Dobkov und anderwärts sehr
häufig. Ihr Feldspathgehalt ist immer sehr gross, die übrigen
Bestandtheile treten zurück und die Schichtung ist häufig
ganz unkenntlich.
An quarzitischen Einlagerungen scheinen die Gneisse
der nördlichsten Erstreckung des böhmisch-mährischen Hoch -
landes arm zu sein. Von allen bekannten Vorkommen ver-
dienen besondere Erwähnung bloss die mächtigen Quarz-
einlagen bei Habern und Ledec, die für die Glasindustrie
von Bedeutung sind. Bei dem letzteren Orte ist es eigentlicli
schön weisser Quarz fei s. Ein Streifen erscheint auch bei
Wietrow und Nezditz (bei Wottitz).
Graphitlager sind in diesem Gebiete an mehreren Stel-
len bekannt, wie z. B. bei Wottitz, bei Diwischau, bei Zdi-
slawitz SO von Wlaschim, in der Nähe von Makolusk (0 von
Rataj), bei Sternberg, doch sind sie überall wenig ausgiebig
und liefern, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, ein
so unreines Material, dass es zu technischen Zwecken kaum
verwendet werden kann.
Was die Lagerun gsverhäl tnisse des Gneisses im
böhmisch-mährischen Hochlande anbelangt, so bezeugen sie
was Eingangs schon vorausgeschickt wurde, nämlich, dass
die Gneissschichten im Allgemeinen ein südwest-nordöstli-
ches bis rein west^östliches Streichen besitzen. Im südlich-
sten Böhmen fallen sie nach Jok£ly im Allgemeinen gegen
die Budweiser Ebene, d. h. zwischen 50—70° in W oder
NW. Das Streichen, im Süden ein südnördliches, übergeht
westlich von Rudolfstadt und bei Hurr in ein nordöstliches
und bei Libnitsch in ein östliches. Hier sind die Schichten
oft saiger aufgerichtet vielfach, gewunden und gestaucht und
tragen unzweideutig die Spuren von gewaltsamen Störungen
und Verwerfungen im Gebirgsbaue an sich.
In der weiteren Umgebung von Mühlhausen, Sepekau,
Bernarditz u. s. w. zeigt der Bau des Gneissgebirges nach
Jok£ly eine grosse Regelmässigkeit. Das Streichen ist vor-
herrschend ein südwest-nordöstliches zwischen Stunde 3—4
mit nordwestlichem Fallen. Es ändert sich nur im Begrenz-
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Das buhni.-malir. Hochland. — Gneiss-Lagerun^.
ungsgebtete, z. B. bei Hoduschin, Sepekau und Mühlhausen,
wo der Gneiss ein Streichen von Stunde 4 — 7, zeigt indem
er sich hiemit seiner nahe von Osten nach Westen verlaufen-
den Begrenzungslinie anschmiegt; oder dort wo die Grenze
einen südnördlichen Verlauf hat, hält sich nach Jok£ly auch
die Streichungsrichtung gegen Stunde 12. Dies ist der Fall
bei Kraschowitz, Wrcowitz, Cizova usw. Das Fallen schwankt
zwischen 30 bis 40 Grad. Nur in der isolirten Partie bei
Oervena erreicht es 60° und ist entweder gegen Nordwest
oder Norden, stets unter den Granit des mittelböhmischen
Granitgebirges gerichtet. Dies bezeugt auch die oben schon
erwähnte Lagerung des Granitgneisses.
Ganz dasselbe zeigt sich nach V. v. Zepharowich
am Gneisse auf der Linie Pisek-Schüttenhofen, nördlich von
der Otava. Hier fallen die Schichten constant gegen W oder
yW der Grenze des Granites zu, wobei das Streichen zwi-
schen Stunde 1 — H wechselt, also im Ganzen ein nordöst-
liches bleibt. Ausnahmen von dieser Regel kommen nur
vereinzelt vor. So bei Strakonitz, wo die Schichten an beiden
Ufern gegen die Otava einfallen. Im Allgemeinen herrschen
wiederum die grössten üngleichmässigkeiten der Lagerung
in der Granitnahe.
Im mittleren Theile des böhmisch-mährischen Hoch-
landes, südlich von Tabor, Gheynov, Cernowitz und Pilgram,
ist die Lagerung nach Stur sehr deutlich zu verfolgen. Die
Schichten streichen hier regelmässig von West nach Ost
(Stunde 6 — 7) und fallen insgesammt gegen Norden ein.
Die Neigung beträgt zumeist etwa 45°, geht jedoch auch
bis in saigere, selten in horizontale Stellung über. Nördlich
von Tabor bei Launowitz etc. herrschen im Ganzen dieselben
Ligerungsverhältnisse vor, nur dass hier die Schichten zu-
meist sehr flach, doch stets ebenfalls gegen Norden einfallen.
Zwischen Wottitz und Milcin dagegen streichen nach Stur
die Schichten vorwaltend von Südwest nach Nordost, fallen
aber immer constant in der Richtung gegen Nordwest, oder
bei einem südnördlichen Streichen gegen West. Ganz die-
selbe Streichungsrichtung herrscht im Gneisse zwischen Sudo-
meritz und Tabor vor, nur dass hier auch nordöstliches
Einfallen öfter beobachtet wird. In der Umgebung von Pil-
' r Tam , östlich von Biela , scheint die Streichungsrichtung
Süd-Nord vorzuherrschen, wobei das Fallen der Schichten
ein westliches ist. Zwischen Pilgram. Cechtitz und Jung
Wozitz ist nach Stur weder die Streichungsrichtung, noch
Katxrr, Geotogle »on Böhmen. <>
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82 I. Archaeiache Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersyslem.
die Neigung der Gneissschichten eine deutliche, doch dürfte
das Streichen in Stunde 9—10 und 3 — 4, obwohl das Ein-
fallen sehr veränderlich ist, dennoch vorherrschen. Die La-
gerung der Gneissschichten ist in dieser Gegend häufig eine
nahezu horizontale.
in der weiteren Umgebung von Deutsch Brod, hat
v. Andeian an dem Phyllitgneisse stellenweise ein Streichen
nach Stunde 4 und ein sehr steiles Fallen gegen Süden be-
obachten können, doch scheint im Allgemeinen das Streichen
des „grauen Gneisses" von Nordwest nach Südost (St. 23)
mit einem nordöstlichen Verflächen gerichtet zu sein. Diese
Richtung wechselt jedoch auch oft mit einem Streichen nach
Stunde 24 oder 1, in welchem Falle das Verflächen dann
ein südöstliches wird. Mann kann diese Streichungs- und
Fallrichtungen bei Deutsch Brod, Svetlä, Klanecnä u. s. w.
ablesen. Bei Scheibeidorf streichen die Schichten sozusagen
ausnahmsweise nach Stunde 19. Nördlich von der Ledec-
Humpoletzer Granitpartie tritt dagegen regelmässig Stunde
2—3 mit nordwestlichem Verflächen ein. So bei Ledec\ Za-
hrädka, Kalischt u. a. Es scheint hier also die Richtung
der Gneissschiefer durch den Granitstock quer durchschnitten
zu werden. Im Süden bei Neu Reichenau streichen die
Schichten zwar annähernd dem Granite parallel, nämlich
nach St. 2 — 3, doch fallen sie nach v. Andrian rundum in
steilen Winkeln vom Granite ab. Dennoch glaubt dieser
Autor, dass die Granitpartien in keinem regelmässigen Ver-
hältnisse zur Schichtungsrichtung des Gneisses stehen. —
In der Nähe des „rothen Gneisses" herrscht ein Streichen
nach St. 23 (bei Pribislau, Polnä) bei einem nordöstlichen
Verflächen, so dass der „rothe Gneiss", dessen eigenes
Streichen sehr regelmässig nach St. 22—23 geht und der
gegen Ost bis Nordost zumeist flach einfallt (nur bei Libins-
dorf wurde westliches Fallen beobachtet), durch den „grauen"
regelmässig unterteuft wird. Ueberhaupt konnte v. Andrian
irgend welche durchgreifende Unterschiede in der Schichtung
der verschiedenen Gneissabarten nicht auffinden.
Im nördlichen Theile des Hochlandes waltet nach
Andrian ostwestliches bis nordost-südwestliches Streichen
mit nördlichem oder nordwestlichem Verflächen vor. Im
Norden bei Zasnuik, Drahobuditz und an anderen Orten
macht sich durchwegs eine nordost-südwestliche Richtung
geltend. Auch in der Gegend von Kuttenberg herrscht ein
nordöstlich-südwestliches Streichen (St. 5—4). Südlich von
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Glimmerschiefer. $3
Kuttenberg bei Polican, sowie an den steilen Gehängen des
Maleschauer Baches ist die Richtung St. 4—3 am häufigsten,
wobei die Fallrichtung meistens gegen NW geht. Dieselbe
Streichungsrichtung ist zwischen Roth Janowitz und LedeC
bei nordwestlichem Verflachen herrschend; nur local, wie
z. B. an der Skala bei Cejkowitz, kommt auch Stunde 6 vor.
Im Sazawathale, wo die Schichten sehr gut aufgeschlossen
sind, beobachtet man dagegen nach Andrian fast durch-
gehends Stunde 6 — 8, so bei Sternberg, Sazau, Katzow, bei
einem A r Ö- Verflachen von 40 — 60 Grad. Südlicher, im 2e-
livkathale ist die Neigung eine bedeutend flachere. Bei Ma-
leschau sind locale Störungen und Knickungen zu beobach-
ten, ebenso bei Sazau, Malowid und anderwärts.
In dem weiten Gneissgebiete des böhmisch-mährischen
Hochlandes, dessen zusammenhängender Erstreckung von
der Budweiser Ebene bis zur Elbniederang im Norden, von
der mährischen Grenze bis zu den Ufern der Otava, sammt
den inmitten des mittelböhmischen Granitgebirges einge-
schlossenen isolirten Partien wir bisher unsere Aufmerk-
samkeit zugewendet haben, kommen verhältnissmässig unter-
geordnete Einlagerungen von geschichteten, als auch Ergüsse
von eruptiven Gesteinen vor, die für den Gesammtaufbau
des Gebirges von Wichtigkeit sind.
Von den geschichteten Gesteinen schliessen sich dem
Gneisse zunächst Glimmerschiefer an, welche jedoch im
Gebiete des böhmisch-mährischen Hochlandes wenig verbreitet
sind. Im südlichsten Theile des Landes beginnt am linken
Moldauufer eine grosse Partie, die sich in nordöstlicher
Richtung in das Innere des Landes erstreckt. Sie theilt sich
hier in zwei Arme, von welchen der eine bis gegen Straps
bei Budweis sich hinzieht, während der andere gegen Forbes
sich fortsetzt.
Von Stockern, Walketschlag, Rosenberg, Bamberg nord-
ostwärts bis zur tertiären Ablagerung bei Gross-Poreschin
und zum Maltschflüsschen verbreitet sich ein zusammen-
hängendes Glimmerschiefergebirge, welchem ausser den ge-
nannten auch die Ortschaften Suchenthal, Angern, Rosenthal,
Malching, Hochdorf, Hodenitz und viele .andere angehören.
Abgetrennt von dieser zusammenhängenden Glimmerschiefer-
partie sind zwei schmale Züge zwischen Hodenitz und Prie-
thal und ein Streifen W von Priethal selbst.
6*
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84 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss* und UrschiefersyBtem.
Bei Pflanzen an der Maltsch greift in das Glimmer-
schiefergebirge ein gegen Norden verlaufender Gneissstreifen
ein, der es in die beiden oben erwähnten Arme theilt. Der
östliche, gegen Forbes sich hinziehende, erscheint von einigen
Granitstöcken unterbrochen. In sein Bereich gehören die
Ortschaften Keblan, Mechov, Stradov, Cejrov u. a.
Der westliche Arm verbreitet sich an beiden Maltsch-
Ufern in der weiteren Umgebung von Weleschin über Sedletz,
MokrJ Lom, Wesce und Rimau etwa bis Paschnowitz. Dann
tritt zwischen ftewnowitz, Driesendorf, Straschkowitz eine
Unterbrechung durch Gneiss, und nördlicher bei Borownitz
und Neudorf durch tertiäre Gebilde ein, worauf erst der nörd-
lichste Ausläufer des Glimmerschieferzuges in der Richtung
gegen Strups (SO Budweis) wieder zu Tage kommt.
Weiter im Norden zwischen Podhrad und Moldauthein
streichen quer über die Moldau, von Tertiärablagerungen
theilweise bedeckt, mehrere Glimmerschieferzüge und ebenso
treten einige dem Gneisse eingelagerte Striche zwischen
Moldauthein und Protiwin auf.
Ein etwas umfangreicheres Vorkommen von Glimmer-
schiefer verläuft quer über die Strasse zwischen Bukowsko
und Moldauthein etwa vom Dorfe Bzi nordwärts gegen So-
betitz und Hartmanitz und südwärts über Tuchonitz hinaus.
Kleine Glimmerschieferpartien treten SO von Cheynov
und S von Neu Gerekwe auf und sind auch sonst im Gneiss-
gebiete ziemlich häufig anzutreffen, doch nur in schmalen
Streifen, die durch das Zurücktreten des Feldspathes aus
Gneiss sich entwickeln und keine Bedeutung haben. (Siehe
z. B. pag. 65.)
Viel seltener als Glimmerschiefer sind im Gebiete des
böhmisch-mährischen Hochlandes Granulite. Im südlich-
sten Landestheile stehen sie in einer kleinen, von Tertiär-
ablagerungen theilweise bedeckten Partie S von Lischau,
0 von Rudolfstadt an. Sie sind nach Gzüek durchgehends
deutlich geschichtet und dem Gneisse eonform eingelagert.
Der kleinen Granulitvorkommen bei Solopisk und am
Nordabhange des Wysokäberges ist oben (pag. 77.) schon
gedacht worden.
Ein wichtiges Gebirgsglied ist dagegen im Bereiche des
böhmisch-mährischen Hochlandes Ho rnbl endeschiefer und
mit diesem nicht selten verknüpfte phyllitartige Ge-
steine.
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4
Das bfthm.-mälir. Hochland. — Hornblendeschiefer. S6
Im sudlichsten Landestheile sind derartige Einlagerun-
gen selten. Hornblendeschiefer kommen hier eigentlich nur
als Begleitgestein des Granulites, wie z. B. nördlich von Le-
denitz, und vielmehr noch des Kalksteines vor, der übrigens
in diesem Theile des böhmisch-mährischen Hochlandes selbst
nur in geringeren Lagern auftritt.
Zwischen dem Glimmerschieferausläufer bei Strups und
der Budweis-Rudolfstädter Strasse ist dem Gneisse eine An-
zahl von Hornblendeschieferzügen eingelagert, die südost-
wärts streichen, zwischen Lodus und Hable das Geleise der
Gmünd-Budweiser Eisenbahn überschreiten und unter den
Tertiärablagerungen am rechten Maltschufer sich verlieren.
Bei Forbes finden im Gneisse Uebergänge in Chlorit-
schiefer und quarzigen Phyllit statt. In der nördlich vom
Otavaflusse sich erstreckenden Partie des böhmisch-mähri-
schen Hochlandes erlangen die Hornblendegesteine eine
etwas grössere Verbreitung.
J. Jok£ly erwähnt ihrer von Stehlowitz (NW von
Bernarditz), wo sie dem Gneisse in Form eines schichten-
förraigen nach St. 4 streichenden und nach NWN fallenden
Gliedes eingelagert sind. Bei Jamny und Wrcowitz (NO von
Pisek), bei Sedlitz (£), bei Mirotitz (NW) u. a. erscheinen
grosskörnig-blätterige Amphibolschiefer, die sich hier überall
lagenweise aus dem amphibolführenden Granitgneisse ent-
wickeln. Sie besitzen selten eine namhafte Ausdehnung und
machen sich auch oberflächlich nicht sonderlich bemerkbar.
Diesem Umstände gemäss mögen sie auch an zahlreichen
anderen Orten vorkommen, wo sie mangelhafter Aufschlüsse
wegen, oder auch aus dem Grunde, weil sie leicht verwit-
tern, nicht nachgewiesen worden sind.
Ein Zug von Hornblendeschiefern streicht S von Alt-
sattel quer über die Moldau.
Weiter gegen Osten, in der Umgebungen von Tabor,
kommen Hornblendegesteine vorzüglich in Begleitung von
körnigen Kalken vor, wie aus den weiter unten folgenden
Darlegungen ersichtlich sein wird. In selbständigen Lagern
oder Zügen sind sie jedoch immerhin auch ziemlich ver-
breitet. So z. B. wurden nach D. Stuk am Judenberge 0
von Kladrub (bei Cheynov) zwei Lager von Hornblende-
schiefern beobachtet, die beiläufig die Mitte zwischen den
beiden, weiter unten zu beschreibenden grossen Cheynover
Kalkzügen einnehmen. S und N von dem Kalklager bei
Wieina (S von Patzau) kommt ein ähnliches Gestein vor.
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8(5 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiofersystem.
Wöhrend hier jedoch noch ein Zusammenhang mit den Kalk-
lagern angenommen werden kann, scheinen am Rochberge
0 von Chmelna (S von Neu - Cerekwe), N bei Damienitz
(S von Naceradetz), N von Miltfn im Zuge, der dort die
Milcm-Wottitzer Strasse kreuzt, und bei Stfezmif (NW von
Sudomefitz) Amphibolschiefer in selbständigen, wenn auch
unbedeutenden Lagern aufzutreten.
Noch östlicher, der mährischen Grenze zu, sind grössere,
selbständige Partien von Hornblendeschiefern nicht bekannt
geworden, obwohl sie dern^ hiesigen Gneissgebiete nicht ganz
fehlen. Alternationen von Phyllitschichten mit Hornblende-
schieferbänken von einer Mächtigkeit bis zu 1 m kann man
nach v. Andrian N von Deutsch Brod in der Nähe von
Bfewnitz, OSO von Polna bei Janowitz am Ostabhange des
Zäbornäer Berges, ferner S von Pribislau bei der Wiesen-
mühle beobachten.
Im nördlicheren Gebiete des Hochlandes, und zwar im
westlicheren Theile desselben, sind ausgezeichnete Horn-
blendegesteine in ziemlicher Verbreitung anzutreffen. Sie
wechsellagern hier nach v. Andrian mit dem „rothen", als
auch, und das besonders, mit dem „grauen" Gneisse in drei
grossen Partien, nämlich im Süden von Solopisk (B. G.
Kaufim), bei Zbraslawitz und bei Rataj.
Was zunächst die erstgenannte Partie zwischen Solo-
pisk und Miletin anbelangt, so ist sie zwar räumlich die ge-
ringste, jedoch ihrem Oberflächencharakter nach ausgezeich-
net, da sie zwei auffallend geformte Bergkuppen umfasst.
Die Zbraslawitzer Partie weist nach v. Andrian ziem-
lich unregelmässige Begrenzungscontouren auf. Die Horn-
blendeschiefer verbreiten sich hier in fast ostwestlicher
Richtung südlich von Gestin zwischen Kne2, Genowitz, Hod-
kov gegen Zbraslawitz und weiter mit nur geringer Unter-
brechung durch Gneissinseln bis Siechtin und Bohdaneß (bei
Ledeö), von wo sie sich in südwestlicher Richtung abzwei-
gen und einen bis in das Sazawathal bei Zruö reichenden
Streifen bilden.
Die dritte Partie verbreitet sich in der weiteren Um-
gebung von Rataj. Die nordöstliche Grenze verläuft südlich
von Thalenberg (Talmberk) und Podwek gegen Südost, die
südwestliche Grenze über Belokozel, Cerenitz, Drahnowitz
gegen Sternberg zu. Im Sazawathale von Sternberg gegen
Norden sind die schönsten Aufschlüsse dieser Hornblende-
schieferpartie vorhanden. Im Osten, bei Zbyzub und Kobläsko
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D.i> bohm.-mahr. Hochland — Hornblendeechiefer.
87
[y von Katzow) ist die Grenze eine verworrene und in den
vielen engen QuerthäJern der Sazawa häufig unterbrochene.
Nicht nur hier, sondern überall ist die Lagerung der
amphiholi tischen Schiefer mit dem Gneisse durchaus concor-
dant, wie ja überhaupt die Umschreibung der angeführten
drei Partien nur im Allgemeinen Geltung hat, da sehr häufig
Gneissschichten den Hornblendeschiefern eingelagert sind
und sie unterbrechen, wie z. B. bei Kotoucov, bei Radvan-
citz S von Zbraslawitz und anderwärts. Der Gesteinsbeschaf-
fenheit nach lassen sich in den beiden erstgenannten Partien,
nach v. Andrian, zwei Abarten der Hornblendeschiefer un-
terscheiden : Die eine ist deutlich schieferig und bildet dünne
Fig. 23. HornblendetcMeferfelien \m Saaawathalelbel Sternber«.
Nach einer Aufnahme Ton FA. Herold.
Schichten von abwechselnd heller und dunkelgrüner Färb-
ung. Sie enthält reichlich Zwischenlagen von milchweissem
Quarze und chloritische Partim, wie z. B. im Ostrower Thale.
Sie ist sehr zerklüftet und so zersetzt, dass es kaum mög-
lich ist ein grösseres Stück davon abzuschlagen. — Die
zweite Varietät ist von massigem Aussehen. In ihr wechseln
Lagen von dunkelgrüner, nadeiförmig ausgebildeter Horn-
blende mit feinen Lamellen von hellem, grünem bis weissem
Quarze, dein etwas Feldspath beigemengt zu sein pflegt.
Belege hiezu bietet namentlich die Umgebung von Miletin.
Das Gestein wird von vielen Querklüften, welche mit einer
hellgrünen, chloritähnlichen Masse ausgefüllt sind, durchzogen.
In der Hatajer Partie sind die Gesteine nicht so deut-
lich geschieden. Es kommen hier häufig Mittelstufen zwischen
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38 I. Areliaeische Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem.
Gneiss und Hornbl endeschiefer vor, welche zumeist einen
scharf hervortretenden Glimmergehalt besitzen und auch viel
Quarz enthalten, jedoch nicht wohl als Gneiss angesprochen
werden können, da Amphibolkrystalle doch sehr überwiegend
sind. Ausserdem wechsellagern diese Schichten oft mit sol-
chen, die beinahe nur aus Hornblende bestehen.
Die übrigen Vorkommnisse von Hornblendeschiefern
ausserhalb der drei genannten, mehr zusammenhangenden
Partien sind unbedeutend. Freiherr v. Andrian führt die
Vorkommen bei Nesper (Wlaschim S\V), dann zwischen
Postupitz und Domaschin (bei Wlaschim) an den Gehangen
des Postupitzer Baches und SO von Diwischau an. Ferner
erscheint ein Hornblendeschieferstrich bei Ostrow (zwischen
Lounowitz und Wlaschim) und im nördlicheren Gneissgebiele
eine kleine Partie SW von Goltsch Jenikau bei Ccjkowitz,
sowie je eine Partie & und X von Roth Janowitz, bei den
Ortschaften Bludov und Opatowitz.
Das rechte Ufer der Sazawa zeigt von Sternberg in
dem vielfach gewundenen Thale aufwärts in den grossartigen
Aufschlüssen viele Einlagerungen von Quarziten und Horn-
blendeschiefern. Nebenbei sei hier auch bemerkt, dass nach
v. Andrian am Nordabhangc des Weselka-Berges (Wlaschim
XW) mächtige Einlagerungen von dichtem Quarze vor-
kommen.
Im nordöstlichsten Grenzgebiete des böhmisch-mähri-
schen Hochlandes bilden Hornblendcschiefcr S von Zlcb eine
zusammenhängende Masse bis gegen Mladotitz. Wechsel-
lagerungen von Gneiss mit Amphibolschiefern sind in der
Umgebung von Caslau häufig und am Kamhousek, sowie in
den Steinbrüchen S von Mocowitz (W von Caslau) gut zu
beobachten. S von Gaslau sind die Amphibolgesteine zu-
meist dicht und enthalten oft in Streifen eine hellgraue
Kalkmasse und derben Granat, auch Quarz ausgeschieden.
Kalkspath erscheint auch am Ranibousek - Hügel (SO von
Gaslau) häufig in Alternation mit Hornblendelagen, doch
bildet er nirgends bedeutendere Massen.
In Form von Lagern oder Stöcken kommt Amphibolit
z. B. am Fiolnikberge bei Hammerstadt, bei Polkan und
Maleschau in der Kuttenberger, bei Radbor und am Frie-
drichhügel (Bedrichov) bei Krechor in der Koliner Gegend
und anderwärts mehr untergeordnet jedoch häulig vor.
Den Amphibolit von dem zuletzt genannten Fundorte hat
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Das bölun.-mahr. Hochland. — Kalkstein.
89
L Schiffneb untersucht*) und ihn aus gelbgrünem Amphi-
bol mit beigemengtem Plagioklas, Orthoklas, Epidot, Apatit
und Titaneisen zusammengesetzt gefunden.
Von besonderer Wichtigkeit und vorzuglichster prakti-
scher Bedeutung sind die im Bereiche des böhmisch-mäh-
rischen Hochlandes sehr reichlich auftretenden Kalkstein-
Inger, die sich zumeist an den Hornblcndcschiefer an-
schhessen.
Von den sämmtlichen körnigen Kalksteinen des südlichen
Theiles des böhmisch-mährischen Hochlandes, einschliesslich
die Erstreckung nördlich von der Otava, gilt im Allgemeinen
folgendes: Sie pflegen zumeist dem Gneisse ganz gleich-
massig eingelagert, und durch Wechsellagerungen, oder noch
mehr dadurch, dass der Gneiss durch Aufnahme von Kalk-
spathkörnern und Lagen gewissermassen ganz allmälig in
Kalkstein übergeht, mit ihm untrennbar verknüpft zu sein.
Die Lager von sehr verschiedener Mächtigkeit zeigen
an der Oberfläche ofl eine elliptische Begrenzung, ohne in
der Regel auflallend zu Tage zu treten. Nur stellenweise
setzen sie ganze Berge zusammen, die dann allerdings durch
ihre scharfen Formen und steilen Abfalle von den abgerun-
deten Gneisshügeln sehr wohl zu unterscheiden sind und
auch durch ihre oft auffallende Vegetationsarmuth kenntlich
werden.
Die Schichtung des Kalkes ist zumeist eine ganz deut-
liche, zumal gegen das Hangende und Liegende zu, wogegen
die mächtigeren Lagen der Mitte massiger erscheinen und
durch häufige transversale Zerklüftung das Erkennen der
wahren Schichtung erschweren. Der Gneiss in der Kalknähe
ist oft auffallend glimmerreich. Auch Quarz und Amphibol
machen sich hier häufig sehr bemerkbar.
Die Beschaffenheit der Kalksteine ist eine wechselnde
von sehr grobkörnigen bis zu dichten Abarten. Mittelkörnige
krvstallinische Varietäten sind die häufigsten. Vom prakti-
schen Standpunkte aus ist zu beachten, dass die zu Tage
gehenden Schichten in vielen Lagern bedeutend grobkörniger
sind als die tieferen Lagen, die allmälig an Dichte zuzuneh-
men pflegen, womit zugleich ihr technischer Werth und ihre
Ausgiebigkeit wächst. Hie und da kommen auch Kalksteine
•) Zpravv sj»olku geold}?. v Praze, lb85, j»ajf. 94.
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90 I- Archaeische Gruppo. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
vor, die durch ihre Feinkörnigkeit und blendend weisse
Farbe an carrarischen Marmor erinnern.
Weisse und lichte Farben sind jedoch viel mehr den
grobkörnigen als den dichten Varietäten eigen. Diese pflegen
eine dunklere graue Färbung zu besitzen. Verschiedenartig
gezeichnete, fleckige, wolkige, gestreifte, marmoratige Ab-
arten sind selten.
Dolomitische Kalksteine kommen häufig vor. Von den
accessorischen Gemengtheilen sind die gewöhnlichsten Glim-
mer, Quarz und Feldspath, also die Bestandteile des um-
gebenden Gesteines, die sich auch vonvaltend nahe der
Gneissgrenze einfinden. Weniger häufig erscheint Graphit
eingesprengt, oder in Bändern angehäuft. Auch Amphibol
bildet im Kalksteine Nester und Knoten, die aus dem ver-
witterten Kalksteine deutlich hervortreten. Talk und Steatit
kommt in Schuppen selten eingestreut vor. Pyrit findet man
in den dichten Abarten häufig eingesprengt.
Der südlichste Zipfel Böhmens ist an Lagern von kör-
nigem Kalke verhältnissmässig sehr arm. Sudlich von Bud-
weis, unweit von Porici und Stein-Kirchen, beginnt eine
schmale Zone mit spärlichen Kalklagen und verläuft gegen
Krumau. Häufig ist der Kalkstein unrein und von den Be-
standteilen des Nebengesteines, zumal Quarz, ganz durch-
drungen, so dass sich oft kaum einzelne Lagen zum Kalk-
brennen eignen. Eifrig werden nur die Brüche betrieben,
welche mit Kalk die weitere Umgebung zu versorgen haben,
und isolirt stehend, auf weite Strecken Absatz finden, wie
z. B. seinerzeit und auch jetzt noch die Brüche >ei Kolc-
netz 0 von Lomnitz, bei Purkratitz NW von Pisek u. a.
Von den ehemals ergiebigen Kalks.teinbrüchen bei Lustenek
nächst Rudolfstadt, so wie bei Dubiken, Strups und Brod
bestehen heute kaum Reste.
Zwischen Pisek und Horazdiowitz, sowie weiter bis
Rabi und Hradek bei Schüttenhofen, nördlich vom Otava-
flusse ist das böhmisch-mährische Hochland ziemlich reich
an körnigen Kalksteinen.
Sie sind hier, nach v. Zepharowich, zwischen Strako-
nitz und Drauzetitz aufgeschlossen; bilden weiter einen Zug
im Tisovnik-Walde, über Drauzetitz bis zum Teiche östlich
vom genannten Orte ; treten ferner bei Hradec, Hubenov, Cer-
nikov, Klein Turna und Brloh ; sowie weiter zwischen Klein
Turna und Radomyschl, zwischen Radomyschl und Rovnä,
zwischen Rovnä und Repitz und nördlich von Slanik an der
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Das bühm.-mähr. Hochland. — Kalkstein.
91
Strasse nach Stekna auf. Bei Horafdiowitz erscheinen sie
gleich oberhalb der Stadt am Lorettoberge und an der
Strasse nach Hostitz unweit der Jaworova Mühle. Bei Rabf,
welches mit seiner imposanten Ruine selbst auf Kalkstein
steht, lasst sich ein Zug von der St. Johann Nep.-Kapelle
über den Allerheiiigenberg, sowie den Cepitzer und Dobfiner
Berg bis Dobfin verfolgen, ferner eine Partie zwischen Do-
bfin und Budetitz an der Strasse unweit von der DobMner
Mühle ; zwischen Tedrazitz und Lhota ; bei Lhota selbst und
anderwärts.
Im Kalksteinbruche bei Hradec NW von Strakonitz
am Teiche konnte v. Zepharowich folgende Verhältnisse
ermitteln. Kalkstein befand sich hier
in Wechsellagerung mit schmalen
Schichten von Gneiss und einem
weissen, feldspath-(Orthoklas)armen,
an dodekaedrischem Granate reichen
Granulite. In die Schichtfugen waren
einige schmale Gänge eines glimmer-
treien, grobkörnigen Turmalingrani-
tes eingedrungen, die erst in den hö-
heren Partien die Kalkschichten quer
durchsetzten und einen Kalkstein-
block von dem übrigen Kalke ganz
lostrennten. Die Abbildung Fig. 24.
veranschaulicht diese Verhältnisse.
In einem Steinbruche N von Slanik (NO von Strako-
nitz an der Strasse nach Kbelnitz, an der Mündung des
Weges von Prestowitz) fand v. Zepharowich in regelmäs-
siger Schichtung bei einem nördlichen Streichen (St. 1 — 2)
und nordwestlichem Fallen von 35° von oben nach unten
folgende Schichtenreihe vor: 1. Dammerde. 2. Gneiss und
Kalkstein wechsellagernd. 3. Dünnschieferigen Gneiss mit
dunklem Glimmer etwa 20—30 cm mächtig. 4. Sehr kalk-
haltigen zersetzten Gneiss (sog. Erdfluss und Kalkblüthe) 15
bis 35cm. 5. Kalkstein in drei Abtheilungen; die oberste
sehr dünnschichtig, grobkrystallinisch körnig oder späthig,
jnauweiss oder überhaupt lichtfarbig; die mittlere feinkör-
nig, blftulichweiss , je tiefer desto dichter werdend und
so allmälig in die dritte, aus sehr dichtem, dunkelgrauem
Kalksteine mit muscheligem Bruche und wenig fein einge-
sprengtem Pyrit bestehende Abtheilung übergehend. Diese
Fig. 24. Partie aus einem Kalk*
Steinbruche bei Hradec.
Nach v. Zepharowich.
1. Kalkstein. 2. Gneis«. S. Gra-
nullt. 4. Turmalingranlt.
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92 I. Archaeische Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem
ganze 5. Schichtenlage besass eine Mächtigkeit von über 20
Klafter. 6. Folgte wieder zersetzter Gneiss wie in 4.
In einem der Kalksteinbrüche bei Brloh, NO von Stra-
konitz, wo Kalkstein in zwei kahlen Hügeln ansteht, fand
v. Zepharowich die nach St. 6—7 streichenden, nordnord-
westlich einfallenden Schichten von einem fast senkrecht
stehenden nach St. 3 streichenden, turmalinreichen Granit-
gange durchdrungen. Im Liegenden des Kalklagers stand
fester an Kalkspathkörnern reicher Gneiss an, der quer von
einem gabelförmig verzweigten Kalkspathgange — einem
Lateral-Secretionsgange — durchsetzt wurde.
Aehnliche Erscheinungen wiederholen sich auch in an-
deren Kalksteinlagern, weshalb ihrer hier Erwähnung geschah.
In der weiteren Umgebung von Tabor concentriren
sich die Vorkommnisse von körnigen Kalksteinen nach D.
Stur gleichsam in der Gegend östlich von Cheynov. Von
dieser Ortschaft gegen Kladrub zu bildet die ganze Gegend
ein an Feldspath anner, dafür an weissem Glimmer reicher
Gneiss. Diese Gegend ist reich an Kalksteinbrüchen, die
ostwärts bis nahe an Lejckov heranreichen, im Westen da-
gegen eine ununterbrochene Reihe über den Hofitzer Bach
hinaus bis zum Cheynover Bache bilden. Alle machen zu-
sammen einen Zug aus, der auf dem südlichen Abhänge
der Pacovä hora sehr regelmässig von Ost nach West streicht.
In den südlicheren und zugleich tiefsten Brüchen werden
nach Stur bis gegen 8 Meter mächtige Kalklinsen bearbeitet,
die im Gneisse eingeschlossen liegen und sich nach kurzem
Laufe von Osten nach Westen langsam auskeilen. In den
nördlicheren und zugleich in die Mitteilage des Kalkzuges
vorgeschobenen Steinbrüchen sind die Kalklinsen kaum 2 m
mächtig und das umgebende Gestein ist kein reiner Glim-
mergneiss mehr, sondern enthält dünne Hornblendeeinlagen
und auch stellenweise quarzitische Schichten. In den ober-
sten Kalkbrüchen endlich beträgt die Mächtigkeit der Linsen
kaum 1 m und je weiter in's Hangende um so häufiger
wechsellagern immer dünnere Kalkschichten mit Hornblende-
schiefern und Quarzitlagen. Zu oberst hören die Kalkeinla-
gerungen ganz auf und Quarzitschiefer werden herrschend.
Sie erreichen nach Stur eine Mächtigkeit von etwa 20 m,
worauf im Hängendsten der Kalkformation Hornblende-
schiefer folgt, der über 15 m mächtig ist und die Gräthe
der Pacovä hora bildet. Im Norden des Hornblendeschiefers
tritt nach Stur abermals Gneiss mit weissem Glimmer auf.
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Das bfihm.-mAhr. Hochland. — Kalkstein. 93
Aus dieser Reihenfolge ist ersichtlich, dass das grosse Kalk-
steinlager bei Ober-Horitz und Lejökov, NO von Cheynov
aus vielen kleinen Linsen besteht, deren mehrere zusammen
mit Hornblende- und Quarzitschiefer die Mächtigkeit des
Lagers ausmachen. Die Mächtigkeit der Kalklinsen nimmt
vom Liegenden gegen das Hangende ab und in der Streich-
ungsrichtung des Lagers keilen sie oftmals aus, um immer
wieder anzuschwellen und neuerdings zum Vorscheine zu
kommen. Schon aus diesem Umstände ist der unregelmässige
Betrieb der Steinbrüche erklärlich.
Bei Lejckov werden die Kalksteinlager von Hornblende-
schiefer abgeschnitten, der sich gegen Osten im Gneisse
allmälig verliert. Im Westen bildet der Cheynover Bach
die Grenze des Kalklagers wogegen der Hornblendeschiefer
weiter bis an den Maschowitzer Bach fortstreicht. Bei Wel-
mowitz kommt hier wieder ein Kalksteinlager zum Vor-
scheine, welches die Fortsetzung des Cheynover Zuges zu
sein scheint, der dann im Ganzen nahezu eine halbe Meile
lang sein würde. Der körnige Kalk liegt hier tief unter dem
Schotter des Thaies, hat ein regelmässiges ostwestliches
Streichen und eben solches Einfallen unter 45° nach Norden.
Der Kalkstein dieses Zuges ist vorwaltend feinkörnig,
last dicht, zum grössten Theile, namentlich zwischen dem
Horitzer und Cheynover Bache, schön weiss, doch auch
gelblich, bläulich (vorzugsweise die sehr grobkörnigen Schich-
ten) und grünlich (nach Stur durch Serpentinbeimengungen).
Dieser grünliche Kalkstein ist bedeutend härter als die übri-
gen Abarten und wird daher vorwaltend zur Wegbeschot-
terung verwendet.
Mit dem Kalksteine wechsellagert regelmässig Dolomit
und dolomitischer Kalk von grösserer Härte und Dichte und
ziemlich gleichmässig gelblich grauer Farbe. Er findet sich
namentlich in den tieferen Lagen ein und darf allenfalls als
Umwandlungsprodukt des ursprünglichen Kalksteines gedeu-
tet werden. Einzelne Schichtflächen sind reich an Dendriten.
In der Kalkmasse der Pacovä hora ist durch Aus-
waschungen eine grosse unterirdische Höhle entstanden, die
im 4. 1863 entdeckt und von A. Friö und J. KrejCI unter-
sucht wurde,*) wobei einzelne ihrer Theile und die verschie-
denen Felsbildungen mit passenden Namen belegt wurden,
als „Teufelsstiegen", „Backofen", „Purkym's Auge" (eine
•) 2iva, 1803, pag. 363.
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94 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
runde, von weissem Kalke umgebene Amphibolitplatte), „St.
Adalbert- und St. Veit-Kapelle' 4 usw. Zwei Gänge waren
60— 70 m lang.
In den Kalkwerken der Pacova hora*) werden jähr-
lich mehr als 100.000 Centner Kalk gebrannt und etwa 150
Arbeiter beschäftigt.
Südlich von diesem Zuge erscheint ein zweiter Kalk-
steinzug, der östlich von Ghcynov in Begleitung von Horn-
blendeschiefern beginnend, S bei Hroby besser sich ent-
wickelt, längs des Hroby-Baches bis Oudol sich hinzieht
und auch weiter ostwärts bei Wiezna und Hoch Lhota zum
Vorscheine kommt. Doch ist dieser Zug viel häufiger unter-
brochen als der Gheynover, und sind auch seine Kalklinsen
weniger mächtig, sowie der Kalkstein selbst viel unreiner
als im Cheynover Lager.
Im Norden vom Teiche bei Hroby erscheinen im Lie-
genden des Kalklagers Hornblendegesteine, also nicht Gneiss
wie bei LejCkov. NO von Hroby zwischen Lazan und Neu-
hof scheint die Fortsetzung des Lagers zu sein. Die Kalk-
linsen sind hier weniger mächtig, die Quarzschiefer vorherr-
schend. Auch in der weiteren Erstreckung gegen Oudol
machen sich Quarz- und Hornblendeschiefer-Einlagen sehr
bemerkbar. Hier wird übrigens das Lager auch im Hangen-
den von Hornblendeschiefern begleitet, die nördlich vom
Lager hoch auf dem rechten Ufer des Thaies wieder er-
scheinen. Auf der entgegengesetzten Seite des Thaies mag
ihnen ein Lager von einer Art Mittelgestein zwischen Am-
phibolit und Serpentin entsprechen, in dessen Liegendem
Quarzite und schwarze kieselige Schiefer erscheinen. Das
nördliche Fallen dieser Gesteine ist nach Stur ein steileres
(50—60°) als jenes des Kalklagers (45°). Unter ähnlichen
Verhältnissen erscheint eine Fortsetzung des Kalkzuges bei
Wiezna und noch östlicher bei Hoch Lhota.
Der Kalkstein dieses südlicheren der beiden Cheynover
Züge ist vorwaltend mittelkörnig und wird z. B. bei Hroby
von weissem strahligem Tremolit durchzogen. Bemerkens-
werth ist, dass bald in seinem Liegenden, bald im Hangen-
den graphitischer Gneiss auftritt, der dort, wo die Kalklinsen
auskeilen, im Gegentheil zur mächtigsten Entwickelung zu
*) Zwischen denselben und Tabor unterhalt eine Strassenloko-
motive des Fürsten Schwarzenberg die Verbindung.
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Das b6lim.-niälir. Hochland. — Kalkstein.
95
gelangen pflegt, so dass durch ihn die einzelnen Theile des
Kalkzuges ziemlich deutlich verbunden werden.
Im Westen von diesen beiden Zügen kommen einige
Kalisteininseln vor, die vielleicht als deren Fortsetzung ge-
deutet werden dürfen. Z. B. tritt Kalkstein zwischen Tabor
und Alttabor an der Luschniz auf, ebenso 0 von Stahletz
und zwar hier bei der Suchomel-Mühle feinkörniger dolomi-
tischer Kalkstein; ferner bei Voltyn NW von der Strasse.
Oestlich von Unter Kralowitz bei ZibHdowitz ist im
Niveau der 2elivka ein Kalksteinlager aufgeschlossen, dessen
körniger Kalk nach Stur viel Pyrit eingesprengt und Peg-
matit in nesterförmigen Massen eingelagert enthält.
Ferner wurden Kalksteinvorkommnisse bei Radmefitz
(nahe Jankau), Kamberg, NW und SO bei Noskov und
Leschtin NW von Jung Wozitz im Gneissgebiete nach-
gewiesen.
Besonderes Interesse jedoch erregen die Kalksteinvor-
koinmen im Gebiete des phyllitartigen, quarzitreichen Gneisses
zwischen Wottitz, Prcitz und Borotin, deren Verhältnisse D.
Stur sehr eingehend »studirt und in gewohnt mustergiltiger
Weise beschrieben hat.
In diesem Gebiete erscheint der Kalkstein im Allge-
meinen als Begleiter der Quarzite und graphitischen Schiefer,
was indessen nicht gleiches Interesse erregt als die Pegma-
titgänge, Nester und putzenförmigen Massen, welche sowohl
den Kalk, als auch das umgebende Gestein in der Regel zu
durchdringen pflegen.
Die gegenseitigen Verhältnisse beider wurden in eini-
gen Kalksteinbrüchen untersucht, deren ein Beispiel, betref-
fend den Kalksteinbruch W von dem alten Schlosse SO von
Borotin, im engsten Anschlüsse an D. Stur's Erläuterung
und auf Grundlage seiner Aufnahme des Steinbruches, ge-
nauer beschrieben werden soll.
„In der Mitte der Abbildung (Fig. 25.) sieht man bei y
das Ende einer bedeutenden Kalklinse /; und k 2 . Die äus-
serten obersten und untersten Lagen sind deutlich geschich-
tet, in den mittleren Schichten ist der Glimmer in der Kalk-
masse so zerstreut, dass diese ungeschichtet erscheint, und
nur noch einige Klüfte auf eine Plattung hindeuten. Dieses
Stück einer Kalklinse lagert auf phyllitartigem Gesteine p,
unter welchem abermals ein mächtiges Kalklager Ä, k
folgt, in das sich von rechts eine Schichte des phyllitartigen
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9ß I. Archaeische Gruppo. — Uiyneiss- urnl Urschiefersystem.
Gneisses einschiebt. Diese Schichten streichen alle nach St.
3—4 unter 25—30 Grad.
Dieser ganze Schichtencouiplex ist links von einer ho-
rizontalen mächtigen Pegmatitplatte g, (j nach oben abge-
schnitten. Die Fortsetzung der Kalklinse y nach rechts ist
ebenfalls abgeschnitten durch einen nach abwärts gerichteten
senkrechten Keil r, r, der eine Fortsetzung des Pegmatites
der Platte bildet und sich als eine Kluftausfüllung darstellt.
Erst rechts von der Kluft r wird etwas mehr im Hinter-
Fig. 26. Partie aaa einem Kalkatelnbroche unweit vom Bchloeae Horotin.
Ortglnalanfnahme Ton D. Stur (18.18).
k Körniger Kalk. *, Deraelbe ohne Parallelatructur. p Pbyllltart. Oneiat. g Pegntatlt.
m Schott.
gründe die Fortsetzuug der Kalklinse ;/ bemerkbar; doch ist
hier die Reihenfolge der Schichten nicht mehr dieselbe, ia-
dem hier schon zwischen die Kalkschichten der Pegmatit
eingedrungen ist und darüber, weiter oben an der Wand,
ebenfalls ein Stück einer Kalkschicht im Pegmatite einge-
schlossen ist. u
Dieser Aufschluss, den D. Stur im Borotiner Stein-
bruche vor 30 Jahren abzeichnete, darf hier mit Recht als
Beispiel des Verbandes genannter Gesteinsarten um so eher
angeführt werden, als ähnliche Aufschlüsse dieselben gegen-
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Das böhm.-miihr. Hoclilaml. — Kalkstein.
97
zeitigen Verhältnisse auch heute zu beobachteu Gelegenheit
bieten. Dasselbe gilt von dem petrographischen Verhalten
der Gesteine.
Dort, wo sie mit einander nicht in Berührung standen,
war der Kalkstein mittelkörnig, durch lagenweise beigemeng-
ten Glimmer bald mehr, bald weniger schiefrig, weiss oder
jrrünlichweiss , durch graphitische Beimengungen grau ge-
streift. Der phyllitartige Gneiss war im Ganzen normal,
höchstens stellenweise durch Beimengungen von Hornblende
etwas fester, und der zumeist grobkörnige Pegmatit erschien
manchmal als Schriftgranit ausgebildet. Sein Orthoklas bil-
dete bis 5 cm grosse, oft Körner oder Streifen von Quarz
einschliessende, einfache Krystalle von gewöhnlich gelblich-
weisser Farbe. Der Quarz war grau, Glimmer spärlich vor-
handen oder fehlte ganz.
Bei gegenseitiger Berührung veränderte 4ch diese Be-
schaffenheit der Gesteine auffallend. D. Stur fand den Kalk
im Contacte mit Pegmatit gewöhnlich grobkörniger, beinahe
ohne eine Spur von Schichtung, nach verschiedenen Richt-
ungen zerklüftet, wobei die Klüfte häufig mit Talk ausge-
füllt waren. Die Grenze des Kalksteines gegen den Pegmatit
i namentlich an der Kluft r in Fig. 25.) wurde stets durch
Talk angedeutet gefunden, der in einer melir weniger dün-
nen Lage die beiden Gesteine trennte. Auch der Pegmatit
hiieh in Berührung mit Kalk nicht unverändert. Sein Feld-
>path war entweder ganz weiss oder bläulich gestreift; der
Ouarz gewöhnlich seltener, und der Glimmer, falls er nicht
^anz fehlte, war sehr sparsam in schwarz-grünen gestreckten
und verschiedenartig gewundenen kleinen Blättchen der Ge-
-t>-insinasse eingestreut.
Die Contacterscheinungen zwischen dem phyllitartigen
lin-i-e und dem Pegmatite fand D. Stur je nach der Art
•1er gegenseitigen Berührung verschieden. Dort, wo der Peg-
matit die phyllitartigen Schichten kreuzte, wie z. B. auf
fangen, war er viel reicher an (schwärzlich grünem) Glim-
mer, während das phyllitartige Schiefergestein durch Zu-
nahme des Feldspathes das Aussehen eines normalen Gneisses
bekam, und zwar, wie D. Stur ausdrücklich hervorhebt, da-
'lurch. dass vom Gange aus zwischen die Schichten des phyl-
litartigen Gesteines Feldspath eingedrungen zu sein schien.*)
*> Diesbezügliche Beobachtungen konnten bei y auf Fi^r. 25.
macht werden. Hier war nämlich von der oberen Pe^rnatitdecke in die
Kdur. Geologie tob BShroep «
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98 !• Archaeische Gruppe. — l'rgneiss- und Urschiefersystem.
Ganz andere Gontaeterscheinungen ermittelte D. Stur
an solchen Stellen, wo der Pegmatit in paralleler Verbind-
ung mit den Schienten des Phyllitgneisses angetroffen wurde.
In diesem Falle war es nach D. StüR'S Deutung dem Feld-
spathe kaum in geringer Menge gelungen, durch die para-
lellen Lagen des Glimmers tiefer in die Gesteinsmasse ein-
zudringen. Auffallend war jedoch die Eigentümlichkeit, dass
an allen Contactstellen sowohl im Pegmatite als auch im
Phyllitgneisse der Glimmer (Phlogopit?) in 0*4 — 1 cm breiten
und 6— 9 cm langen Platten ausgeschieden erschien, wobei
die Lage der Platten entweder ganz parallel mit den Glim-
merlagen im phyllitartigen Gneisse war, oder doch von den-
selben wenig abwich.*)
Von Interesse ist die weitere Beobachtung D. Stur's,
dass in den Talklagen, welche den Kalk, wie oben erwähnt,
stets vom Pegmatite trennen, dort, wo sie etwas mächtiger
sind, häufig Quarzkry stalle ausgeschieden vorkommen und
zwar entweder in bloss einseitiger Ausbildung der Flächen,
manchmal in Drusen, oder auch an beiden Enden vollkom-
men schön entwickelt **)
Ausser den drei angeführten und in ihrem gegensei-
tigen Verhältnisse geschilderten Gesteinen kommen im Be-
reiche des Kalksteinlagers bei Borotin auch noch Horn-
blendegesteine vor, die entweder mit dem Gneisse oder dem
Kalke wechsellagern, und ebenso wie diese von Pegmatit -
gängen oft genug durchdrungen werden.
Aehnliche Verhältnisse wie die beschriebenen beobach-
tete D. Stur auch an anderen Vorkommen, so z. B. im
phyllitartigen Gneissschichten Pegmatit eingedrungen. Dieser erschien
feinkörnig, normalem Granite ahnlich, doch mit schwarz-grünem Glim-
mer, der von der Berührungsstelle nach rechts und links allmälig zu-
nahm, bis sich Gneiss entwickelte, der je weiler von y entfernt desto
mehr zum ursprünglichen Aussehen des phyllitartigen krystallinischen
Schiefers zurückkehrte.
*) Diese Erscheinungen liessen sich im Borotiner Steinbruche Fig.
25. nur bei z beobachten, wo ein Stück Gneiss rundum von Pegmatit
eingeschlossen wurde.
**) In Fig. 25. am unteren Ende der Kluft r erweiterte sich die
Trennungsmasse (Talk und Kaolin) ziemlich bedeutend und hier —
bei x — wiederholten sich concentrische Lagen von Quarzkrystallen, so
dass sich eine Druse ausbildete, die in ihrer Mitte eine grössere Masse
von Kaolin eingeschlossen enthielt, in welcher sieh nebst dünnen klei-
nen Kalkblättchen bis 5, ja einzelne über 10 cm lange, beiderseits aus-
gebildete, doch zumeist parallel verwachsene Quarzkrystalle in grosser •
Menge eingewachsen befanden.
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Das böhm.-mahr. Hochland. — Kalkstein.
99
kalksteinbruche am Polen-Berge bei Wottitz, ferner 0 von
Wottitz, wo weisser dolomitischer Kalk nach St. 7 streicht
und gegen Norden einfallt; am Berge „na väpence" 0 von
Prcitz, wo der körnige Kalk ein Streichen nach St. 9 — 10 und
südwestliches Fallen erkennen lässt ; bei Bofcetin und Wcela-
kova Lhota zwischen Prcitz und Borotin ; bei Bejschov S W
von Borotin und bei Zibfidowitz (0 von Unt. Kralowitz).
Im östlicheren Verbreitungsgebiete des böhmisch-mäh-
rischen Hochlandes, nämlich in der weiteren Umgebung von
Deutsch Brod. Pfibislau etc., sind Kalklager von grösserer
Bedeutung nicht bekannt. Wohl tritt in der Nähe von Ledec
krystallini scher Kalk in zwei Lagern auf, von welchen das
umfangreichere (westliche) eine Mächtigkeit von cca 200 t»
hat, quer über das Sazawathal streicht und im Norden nahe
beim Dorfe Hradetz auszukeilen scheint. Der Kalk ist durch
mehrere Zwischenmittel eines quarzigen Gneisses unterbro-
chen und eignet sich nur zum geringsten Theile zu techni-
schen Zwecken.
Das zweite Lager streicht S von LedeC in einem Zuge,
der jedoch wieder von zahlreichen Gängen eines turmalin-
fuhrenden Granites durchdrungen ist. Ferner tritt ein Kalk-
steinzug bei Zahradka auf.
Die nördlichste Erstreckung des böhmisch-mährischen
Hochlandes, zwischen dem mittelböhmischen Granitgebirge
iin Westen und dem Eisengebirge im Osten, ist ziemlich
reich an Kalklagern, welche hier ebenfalls wie in den süd-
licheren Gebirgstheilen in der Regel an Hornblendeschiefer
gebunden sind.
Im Süden treten im Bereiche des grobkörnigen „grauen
Gneisses 41 Lager auf: SO von Wlaschim beim Skalkauer
Mfierhofe von bedeutender Mächtigkeit; NO von Wlaschim
am Nordabhange des Kladruber Berges; endlich bei Stepa-
nov (0 von Wlaschim), wo die Mächtigkeit 1 — 2 w beträgt
und sich dem Streichen nach wohl eine '/ 4 Stunde weit
gegen die Stadt erstreckt. Der Kalk ist schwärzlich, mit
weissen Windungen, die in einander eingreifen. Auch hier
ist mit dem Kalksteinlager Pegmatit und Hornblendegestein
verbunden.
Im engen Thale, welches sich von Sternberg gegen
den Meierhof Prak hinzieht, stehen an der Sohle des Baches
sehr dünnschieferige Gneisse an, weiter aufwärts mächtige
Blöcke eines Pegmatitgranites, ferner in der Mitte der Ab-
7*
100 1- Aivhaeische Gruppe. -
LV„niei-s- uiul Urccliiefri-systctii.
hänge ausgezeichnete Hornblendegesteine, endlich auf den
Kuppen krystallinischer Kalk. Das Ganze streicht nach St. 6
bis 8 und hat nördliches Verflachen.
Am rechten Sazawaufer von Sternberg stromabwärts
vermag man folgende Gesteinsreihe zu beobachten: Auf
Granit folgt Hornblendeschiefer, hierauf mächtige Lager von
schneeweissem Kalke, der sehr dünn geschichtet ist (1 — 2,
bcm) und ein sanftes Verflachen von 15— 20 Grad aufweist,
weiter abermals Hornblendeschiefer mit vielen Quarzlinsen
und endlich dünnschieferiger sehr glimmerreicher Gneiss.
Nördlich von hier wechsellagert der Kalkstein häufig mit
Homblendegestein, bis dieses endlich die Oberhand gewinnt
und allein herrschend wird.
Weiter stromabwärts kommt Kalk zwischen Malowid
und Rataj vor.
Bei Katzow (()) tritt in dünnschieferigem Gneisse mit
nur untergeordneten Hornblendeeinlagerungen ein Kalkstein-
lager auf, dessen Liegendes von Granitgängen durchsetzt zu
sein scheint. Es werden von v. Andrian drei Punkte der
nächsten Umgebung von Katzow bezeichnet, die diesem
Kalksteinzuge angehören dürften. Zunächst am Klenkaberge
(SO von Katzow) treten zwei parallele Lagen mit einer
Mächtigkeit von 10 m nicht weit von einander auf. die in
östlicher Richtung anschwellen und sich einander selir nä-
hern, aber leider an der Qualität des Kalkes eine Vermin-
derung erleiden. Die zuerst angebrochenen Partien waren
mittelkörniger Kalkstein von vorzüglicher Reinheit. Die wei-
teren Lagen sind schon weniger rein und ausgiebig, indem
die Schichten verschiedene Beimischungen enthalten. Von
accessorischen Bestandteilen ist Granat bemerkenswerth,
der nach v. Andrian auf Klüften in Krystallen so wie in
einzelnen Knollen vorkommt. — X von Katzow ist ein Lager
entwickelt, dessen Kalkstein jedoch von geringer Qualität
ist. Bei Zliv, S von Katzow wurde ein sehr reiner, 5 m
mächtiger Kalkknauer abgebaut, der jedoch leider nur einige
Meter in die Tiefe gieng und dort alsbald dem Streichen
nach auskeilte.
Im östlichen, an das Eisengebirge angrenzenden Striche
des böhmisch - mährischen Hochlandes sind krvstallinische
Kalksteine in mächtigeren Lagern nicht bekannt. Anzuführen
wären nur einige kleine Kalkeinschaltungen im Gneisse der
Umgebungen von Kuttenberg, denen jedoch im Vergleiche
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Serpentin.
IUI
zu den dort ebenfalls entwickelten Kalken der Korytzaner
Kreideschichten nur geringe praktische Bedeutung zukommt.
Ein nicht zu unterschätzendes Glied der Gesteinsreihe,
welche das böhm.-mähr. Hochland aufbaut, ist Serpentin,
der namentlich local ziemliche Bedeutung gewinnen kann.
Im südlichsten Landestheile ist er nicht sonderlich ver-
breitet. Vorwaltend scheint er an der Grenze der Granulite
aufzutreten, wie z. B. bei Jelmo nächst Lischau NO von
Budweis und bei Neuötting S von Kamenitz. Bei Bezdecin
XIV von Sobeslau, dann bei Poritsch S von Budweis steht
der Serpentin im Gneisse an. Auf vielen Stellen ist er deut-
lich geschichtet und von Opalen und mannigfaltigen Quarz-
ausscheidungen durchzogen. Eklogite und vorzüglich Horn-
blendegesteine begleiten ihn fast an allen Punkten, so dass
CziiEK geneigt war, ihn als ein metamorphisches, aus den-
selben hervorgegangenes Gestein zu betrachten. Diese Auf-
fassung dürfte auch für viele geschichtete Serpentine richtig
sein. In dem westwärts dem Otavaflusse entlang sich er-
streckenden Verbreitungsgebiete des böhmisc h - mährischen
Hochlandes treten nur hie und da untergeordnete Serpen-
tineinlagerungen auf.
Dafür kommt Serpentin reichlich im mittleren Gebiete
de* Hochlandes in der weiteren Umgebung von Tabor vor.
Hier schliessen sich die Serpentine zumeist eng an amphi-
bolitische Gesteine und somit auch an Kalke an. Z. B. am
Cheynover Kalkberge, Pacovä hora, kommt untergeordnet
Serpentin dem Amphibolschiefer eingelagert und mit dem
K;dksteine engstens verknüpft vor. Vereinzelt treten hier
auch weiter ostwärts mitten im Gneisse Einlagerungen eines
schön grünen kantendurchscheinenden Talkes oder eines
Mittelgesteines zwischen Talk und edlem Serpentine auf,
das hie und da reichlich kleine Granatkörnchen enthält.
Der Zusammenhang des Serpentins mit Hornblende-
gesteinen ist oft ein so inniger, dass die Annahme einer
Entwickeluug desselben aus diesen begründet erscheint.*)
D. Stuk z. B. bezeichnet einige Vorkommen direct als
Mittelgesteine zwischen Hornblendeschiefer und Serpentin,
wie z. B. das oben schon erwähnte (pag. 94.) Lager bei
* S»Tpeutin ist überhaupt ein Eiyebniss der Umbildung anderer
I-Vlsmasssen, und zwar drr mas^i^e Serpentin vorwaltend von nlivinrei-
cli*»n fWeinen < Lherzolith, Pikrit. verjrl. Seite 41.), der schieteri?e von
Kklopten. Ainphibol-. Omrit-chiefern u. ä.
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102 1- Archaische Gruppe. — Urjmeiss- und UrschiHersystem.
Oudol am rechten Ufer des Hroby-Thales, südlich von dein
Oudoler Kalkzuge.
Ein zweites Vorkommen erwähnt Stur von Kamen S
von Patzau, wo das Gestein in der That ein Gemenge aus
Serpentin und Amphibol vorstellen soll. In den Klüften des
Gesteines findet sich gelegentlich faseriger Asbest in ziem-
licher Menge vor. Das Gestein setzt die aus der flachen
Landschaft schroff aufsteigenden schwarzen Felsen zusam-
men, die in der Richtung SO — NW auf einander folgen,
und auf deren einem das Schloss Kamen aufgebaut ist.
Von grösserem Interesse ist das Auftreten eines ähn-
lichen Gesteines nebst wahrem Serpentine bei Jung Wozitz.
Unmittelbar über der Stadt erhebt sich ein ziemlich steiler,
kegelförmiger Berg, der früher von einer Burg gekrönt wurde,
jetzt eine Kapelle tragt. Durch das Thal des Jung Wozitzer
Baches wird dieser Berg von einem zweiten, N bei Pavlov
sich erhebenden Berge geschieden, der mit jenem zusammen
eine hübsche Fels- und Gebirgspartie bildet, an deren Fusse
sich die Pavlover Teiche ausbreiten. Dieses kleine, inmitten
der flachen Gegend schroff aufsteigende und recht anmuthige
Gebirge wird nach D. Stur aus einein feinkörnigen massi-
gen Gesteine zusammengesetzt, welches in der Hauptsache
aus Hornblende, sehr wenig Feldspath und Quarz besteht
und hie und da auch derben Granat bald in grösseren kör-
nigen Aggregaten, bald sehr fein vertheilt enthält. Es wird
in allen Richtungen von Pegmatitgängen oder auch reinen
Quarzgängen durchkreuzt. Das ganze kleine Gebirge stellt
ein mächtiges Lager in dem umgebenden Gneisse dar, der
in unmittelbarer Nähe desselben ziemlich verändert erscheint.
Er ist schmutziggrün und enthält nebst den gewöhnlichen
Bestandtheilen noch eine grüne, matte, erdige Masse bei-
gemengt, die ihm ein erdiges Ansehen verleiht. Er unterteuft
das Lager im Süden und liegt demselben im Norden auf.
Weiter im Norden kommen — um uns wörtlich an
D. Stur zu halten — in der Thalsohle der Blanitz bei der
Schönberger Mühle Serpentine und Eklogite vor, welch'
letztere insbesondere mit den Vorkommnissen am (Schloss)
Berge bei Jung Wozitz eine innige Verwandschaft zeigen.
Die Blanitz theilt das Vorkommen in zwei ungleiche Theile,
von welchen der östliche, kleinere, abermals in zwei Partien
getrennt wird, nämlich durch den von Bek- herabziehenden
Bach. Die Mitte des ganzen Terrains nimmt beiläufig die
Schönberger Mühle ein, so class von hier aus drei Abtheil-
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Das bfthm.-mähr. Horhland. — Serpentill.
103
ungen unterschieden werden können: eine nordwestliche,
eine nordöstliche und eine südliche.
XO von der Schönherger Mühle bildet sehr fester fein-
Eklogit am rechten Ufer der Blanitz steile, felsige
Gehänge. Am südlichen Ende des Vorkommens lagert auf
dem Eklogit ein deutlich geschichteter Serpentin, dessen
Schichten nach S fallen. In der .V IT-Partie ist der Serpentin
in grösster Masse entwickelt, indem er westlich bis nahezu
au die Strasse reicht. Die ganze Serpentinmasse ist gut ge-
schichtet. Die im Durchschnitt kaum 1 dm mächtigen Sclüch-
ten stehen beinahe saiger und lallen nach >S', S\V oder W.
Auch das Streichen ist
verschieden bei den nörd-
lichsten Schichten nach
St, 6, bei den mittleren
nach St. 9—10 und W
von der Mühle nach St 1.
Doch nicht alle Serpen-
tiuschichten sind von glei-
cher Beschaffenheit. Denn
vorherrschend treten Ge-
steine auf, die jenen beim
Schlosse Kamen durchaus
gleichen und nicht selten
mit reinen Eklogitschich-
t»n wechsellagern, wäh-
rend untergeordnet ein
mit einem Ueberzuge von
Pikrolith versehener Ser-
pentin ansteht , dessen
Klüfte mit Chrysotil an-
gefüllt sind. Hie und da
fand D. Stur auch ein Quarzgestein in kleineren Trümmern
vor, das nur aus Quarz und Chlorit zu bestehen scheint und
auf Klüften Chalcedon ausgeschieden enthält.
Alle eben flüchtig angedeuteten, die petrograplüsche
Beschaffenheit als auch die Lagerungsverhältnisse betreffen-
den Erscheinungen fasst D. Stüh als Belege dafür auf, dass
die Serpentine als Umwandlungsproductc aus Hornblende-
gesteinen zu betrachten sind. Diese Annahme dürfte jedoch
ni« ht allgemeine Giltigkeit beanspruchen können, wie z. B.
die mikroskopische Untersuchung des schwarzgrünen, gra-
natfreien, stark zerklüfteten und an den glatten Kluftllächen
Fig 26. Serpentin aus dem Steinbrache im Walde
„V Boro" bei Schebifor NNO ron Jung Wo2iU.
(aofach Tergrüiäiert. )
Serpentin, OUrin in verschiedenen Umwand-
lnng««tadien, Enitatit, Augit (?), wenig Biotit,
viel Magnetit.
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J04 I. Archaische liru|»|»»\ — L"r^n<;i«- und L"rschi«;fci5.y.-t»Mii.
grob faserigen oder geschrammten hie und da mit Chalce-
donmasse belegten Serpentines beweist, der rechts von der
Strasse zwischen Jung Wozitz und Schebirov im Walde
..V Boru u gebrochen wird. Derselbe ist das Umwandlungs-
produet eines enstatithaltigen Olivingesteines. (Fig. 26.)
Nördlich von diesen Vorkommnissen im O von Skrej-
schow ist im flascrigen Gneisse ein feldspathreiches Horn-
blendegestein in Begleitung von Eklogit eingelagert. Die
Schichten desselben streichen nach Sttr bei südöstlichem
Einfallen nach St. 4.
Der Gneiss in der Nachbarschalt der Serpentine zeigt
keine Abnormitäten weder in der Zusammensetzung noch
in der Lagerung.
Weiter ostwärts gegen die mahrische Grenze zu, in der
weiteren Umgebung von Deutsch Brod, ist Sei pentin wenig
verbreitet. Freih. v. Andkian erwähnt des Vorkommens am
Zäbornäer-Berge 0 von Polnä. wo Serpentin den nördlich-
sten Theil des Bergrückens zusammensetzt, wahrend die
Abhänge aus «Gneissphyllit bestehen, welchem der erstere
regelmassig eingelagert zu sein scheint. Der Zusammenhang
dieses Serpentinvorkommens mit den Hornblendegesteinen,
welche über Zäbornä bis gegen Skrejschau sich hinziehen,
scheint ein unzweifelhafter zu sein.
In ähnlichen Verhaltnissen tritt Serpentin 0 von Weis-
senstein SO von Windig Jenikau. nicht weit von der Granit-
grenze auf. Hier hängt er nach v. Andkian gegen X mit
Grünsteinen zusammen, die sich bis in die Nähe der Karls-
hütte verfolgen lassen. Bei Weissenstein steht er in einem
kleinen Hügel an.
Im nördlichsten Verbreitungsgebiete des böhm.-mähr.
Hochlandes treten einige ziemlich mächtige Scrpentinlager
auf. So zunächst am rechten Sazawaufer gegenüber der
Stadt Katzow. Das Gestein ist hier dunkelgraugrün, ziemlich
dünn geschichtet und sehr zerklüftet. Accessorisch führt es
stellenweise rothe Granatkörner, die von diesem Fundorte
z. B. in den Sammlungen der k. k. böhm. Oberrealschule
in Prag enthalten sind.
Ein weiteres etwa &Vm mächtiges Lager tritt im Ze-
livka-Thale bei Scheboritz X\\* von Unter Kralowitz zu
Tage. Dort steht „grauer Gneiss' k in scharfen Felsen an, bei
denen neben einer gewissen Neigung zu schaliger Textur
■
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Das böhin.-mähr. Hochland. — Serpeiilin. 105
die Plattenbildung deutlich entwickelt ist. Der nur in gewis-
sen Schichten unverwitterte, stets stark zerklüftete Serpentin
ist diesem Gneisse durchaus gleichmassig eingelagert. Das
Gestein ist nach v. Andrian von fast schwarzer Farbe, wird
von Chloritklüften vielfach durchsetzt und enthalt auch zahl-
reiche Ghmmerschüppchen , in einigen Querklüften auch
graue Opalmasse.
Bedeutender sind die Serpentinvorkommen der weite-
ren Umgebung von Kuttenberg. Hier befindet sich ein mäch-
tiges Lager namentlich bei Maleschau (NW), wo es im Thale
des dort viele Windungen beschreibenden Baches in seiner
ganzen Mächtigkeit aufgeschlossen ist. Der hiesige Serpentin
ist, abgesehen von localen Abänderungen, von dunkelgrüner
Farbe, ziemlich wohl geschichtet und zeigt ein dem Gneisse
ganz conformes Streichen bei einem Fallen der Schichten
von 40 — fiO°. Das Hangende und Liegende gegen den „ro-
then Gneiss u ist deutlich ersichtlich, besonders etwas weiter
j:egen Süden von dem mächtigen Lager entfernt, wo der
Serpentin mehrmals mit Gneiss Wechsel lagert. Accessorisch
ist dem Gesteine Granat in bis erbsengrossen Körnern oft
in grosser Menge eingestreut und tritt namentlich aus dem
verwitterten Gesteine deutlich hervor. Die Verwitterung ist
schichten weise sehr vorgeschritten und hat zur Bildung
mehrerer Minerale Veranlassung gegeben. Besonders macht
sich auf Klüften Chrysotil (Serp.-Asbest) bemerkbar. Uebri-
gens sind im Maleschauer Thale noch mehrere derartige Ein-
lagerungen auch anderwärts aufgeschlossen.
Diesem Serpentine ähnlich, jedoch im Allgemeinen von
etwas dunklerer Färbung und olivin- sowie auch granaten-
reicher ist das Vorkommen bei Polican 80 von Kuttenberg.
— In einzelnen Lagen schön grün ist der schieferige, zum
Theile in eine talkige Masse verwitterte Serpentin bei der
Teller'schen Zuckerfabrik in Kuttenberg an der Strasse nach
Caslau.
Weiter ostwärts gegen das Eisengebirge zu, sind Serpen-
tinlager im Gneisse weniger bekannt. So z. B. erwähnt von
Axdrun eines dunklen, viele Granaten führenden, unge-
schieferten Gesteines, welches in Verbindung mit Hornblende -
schiefern beim Dorfe Oleschna (SW von Chotebor) von Nord
nach Süd streicht und Serpentin sein dürfte.
Bei Borek (NW von Chotebor) linden sich Eklogit und
Serpentin vergesellschaftet vor. Ersterer bildet nach V. An-
dkian eine gestreifte hellgrüne, mit vielen Granaten durch-
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106 1- Archaeische Gruppe — Urgneiss- un«J 1,'rschiefersystem.
■
wachsene Masse, welche beim Anschlagen glasscharte Splitter
gibt. Der Serpentin ist dunkelgrün, reich an Absonderungs-
klüften, welche mit Asbest und anderen kalkigen Zersetz-
ungsproducten ausgefüllt sind, enthalt aber keine Granaten.
Die Grenze beider Gesteinsarten ist sehr scharf.
Kleine Serpentineinlagerungen sind gewiss auch ander-
wärts vorhanden.
Von massigen Gesteinen betheiligen sich am Aufbaue
des böhmisch-mähr. Hochlandes in hervorragender Weise
Granite, die an der Süd- und Ostgrenze Böhmens in ziem-
lich gewaltigen Massen als Ausbuchtungen und Ausläufer
des grossen Granitgebirges auftreten, welches sich nördlich
von der Donau in Nieder- und Oberösterreich verbreitet
und sich an der Südostgrenze Böhmens bis gegen Iglau und
weiter bis Windig Jenikau hinzieht. Einzelne dieser Aus-
buchtungen dringen tief in das innere Böhmen vor, aller-
dings nur stückweise, da sie vielfach von Gneissinseln un-
terbrochen werden und zum Theile von Tertiärablagerungen
bedeckt sind.
Im südlichsten Landestheile verbreitet sich Granit, an-
schliessend an die Masse des Thomasgebirges und der Ge-
gend südlich von Friedberg, um Kaltenbrunn, Oberhaid,
Hohenfurth und Bamberg mit einem Ausläufer zwischen den
zuletzt genannten beiden Ortschaften gegen Rosenberg; fer-
ner in der Umgebung von Unterhaid, Böhmisch Reichenau
nordwärts bis Steinbach (SO von Kaplitzj, Jarmirn, Buggaus,
Ludwigsberg und Rappetschlag, zwischen welchen letzteren
Orten der 9ö:> m hohe Granitberg Doppler aufsteigt. Die
Grenzausbuchtungen von Zettwing und Buchers sind ganz
mit Granit ausgefüllt, doch greift in diesen entlang des Bu-
chersbuches bis über Theresiendorf eine Gneisszunge ein,
die einen Theil des ziemlich umfangreichen Gneissgebietes
bildet, das sich zwischen den genannten Dörfern im Süden
und der Linie Kaplitz — Heilbrunn (beiläufig parallel zum
Schwarzaubache) im Norden ausbreitet. Diese Gneisspartio
trennt die südliche Grenzgranitmasse von dem Stocke, welcher
zwischen Heilbrunn, Deutsch Beneschau, Kaplitz, Schweinitz
und Gratzen ziemlich weit in das innere Böhmen vorge-
schoben ist. Derselbe wird nördlich von Deutsch Beneschau
und Brünnl, um Slropnitz herum bis über Niederthal und
Gratzen hinaus, ebenso wie im Norden (0 von Schweinitz)
bei Bukwitz, von Gneiss unterbrochen.
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Das bölim.-mähr. HochlanH. — Kranit.
107
Südlich und südöstlich von Slavce sind dem Granite
Diorite eingelagert.
Diese Granitmassen werden auf böhmischem Gebiete
durch die bis Gmund und Weitra sich erstreckenden tertiä-
ren Ablagerungen des sog. Wittingauer Beckens vollständig
von der nach Böhmen übergreifenden nördlicheren Partie
des grossen österreichisch-böhmisch-mahrischen Granitgebir-
?es abgetrennt.
Diese Partie schmiegt sich östlich von Chlumetz, bei
welcher Stadt übrigens auch eine isolirte Granitinsel auftritt,
an die mahrische Grenze an, umfasst den ganzen Neubi-
stritzer Landeszipfel und verbreitet sich über Adamsfreiheit,
Schamers, Königseck, Tremles, Serowitz zunächst bis Po-
eatek und von hier nordwärts über Ober Cerekwe bis Win-
dig Jenikau. Zwischen Neubistritz und Adamsfreiheit soll
nach J. Kusta*) ProtogingraAit, bestehend aus Quarz, Feld-
spath. lichtem Glimmer und reichlichem grünem Talk, vor-
kommen.
Die cca 8 km breite Partie, die von den tertiären Ab-
lagerungen des Wittingauer Beckens und vom linken Igelufer
nordwärts bis Windig Jenikau sich erstreckt, wird im Nor-
den von der Linie Branschau, Windig Jenikau und Simmers-
dorf, im Osten von der Linie Karlshütten, Weissenstein,
Deutsch Giesshübel, und im Westen von den Ortschaften
Neu Reichenau, Jankau, Opatau, Dudin, Ousti begrenzt,
während sie im Süden mit der weiteren Verbreitung des
Granitgebirges in Mähren zusammenhängt.
Das herrschende Gestein ist ein mittel- bis grobkörni-
ger, ott bedeutend zersetzter und zerklüfteter Granit mit
beiden Glimmern, von welchen jedoch stellenweise bald der
eine, bald der andere beinahe allein herrschend wird. Der
röthlich weisse Feldspath ist öfters porphyrisch ausgebildet.
Auffallend sind hie und da innerhalb des grobkörnigen Ge-
steinsgemenges auftretende feinkörnige, deutlich schieferige
Massen, die nach v. An diu an neben Feldspath und Quarz
reichlich dunklen Glimmer enthalten und oft deutliche TJeber-
gänge in die körnige Masse zeigen, so dass sie als Concre-
fj'onen zu deuten sein dürften.
Von Pocatek und Serowitz landeinwärts bis gegen Ka-
menitz, Deschna, Kardasch Kecitz, in das Waldgebiet westlich
*j Zpr;'ivy spolku irool. v Praz»\ 1885. pa;r. 03.
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I. Archaehsche Uiuj»|»c. — Uiynd*»- und LYschieforsysteiu.
vom Holensky-Teiche verbreitet sich der Granit in bedeu-
tenden Massen namentlich im Norden von Neuhaus, wo-
gegen in südlicher Richtung nur beide Ufer der Nezärka
bis Platz von Granit eingeschlossen werden. Oestlich und
westlich von Platz durchbricht der Granit im Querlhale der
Nezärka den von Chlumetz über Platz bis Neuhaus sich er-
streckenden breiten Gneissstreifen und theilt ihn in zwei
Hälften, in denen beiden einige kleine Granitinseln auftreten.
Dieser Gneisszug verlauft parallel mit einem zweiten
am rechten Nezarka-Ufer 0 von Neuhaus sich erstreckenden
Gneissstreifen, so wie mit mehreren den Granit im Norden
von Neuhaus unterbrechenden gestreckten Gneissinseln, deren
südwest-nordöstliche Achse dem allgemeinen Streichen des
Gneisses entspricht.
Losgetrennt von diesem zusammenhängenden Granit-
uiassive treten aus den Tertiärablagerungen des Wittingauer
Beckens einige Granitinseln hervor. Zunächst dem Neuhauser
Granite, den Holenskv-Teich am Westufer begrenzend, eine
grössere Insel, die sich von Mnich bis nahe an Gcstütthof
S\V von Neuhaus erstreckt. Ferner am linken Nezärka-
Ufer die von Gneiss in der Mitte unterbrochene Granitpartie
um Neusattel und Kollenetz. Weiter westlich eine Insel bei
Lomnitz und Zäblati, und von dieser südlich zwei kleine
Stöcke bei Unter Miletin und zwischen Dunajitz und Slo-
venitz.
Nördlicher, in den Umgebungen von Kardasch Kecitz,
Weseli und Sobesiau treten sehr viele kleine isolirte Granit-
partien im Gebiete der tertiären Ablagerungen als auch des
Gneisses auf, die zwar hie und da einigen Einlluss auf die
Oberflächengestaltung ausüben, indem sie kleine Hügel bilden,
aber häufig auch ihre Existenz äusserlich nicht verrathen.
Eine der interessantesten dieser kleinen Granitpartien
befindet sich beim Chlebover Wäldchen 0 von Sobesiau.
Den Untergrund der tertiären Sandablagerungen, die bis
hieher reichen, bildet Gneiss von der Beschaffenheit, wie er
oben (S. 08.) beschrieben wurde. Dieser wird von Granit
in scheinbar gangartiger Ausbildung durchbrochen, welcher
nicht hoch, jedoch immerhin deutlich über die Contouren
des Gneisses sich erhebt und eine über 100 m lange ge-
streckte Anhöhe bildet, welche auch den Namen Draci hory
(Drachenberge) führt. Die Mächtigkeit der Graniteinlagerung
ist eine geringe und es wäre somit keine Veranlassung, der
kleinen Granitpartie besonders Erwähnung zu thun, wenn
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Das b'jhni.-mähr. Hochland. — Kranit.
109
nirht die Beschaffenheit des Gesteines eine ganz ungewöhn-
liche wäre. Es besteht aus weissein Feldspathe (Plagioklas
und Orthoklas) und viel Quarz als Hauptgemengtheilen, de-
nen untergeordnet Turmalin und dunkler Glimmer beige-
mengt sind Der Quarz, welcher der Menge nach vorherrscht,
ist dadurch besonders auffallend, dass er grün gefärbt ist
und zwar durch ein mineralisches, secundar gebildetes, auf
Spalten und Rissen in den Quarz und manchmal auch in
den Feldspath eingedrungenes Pigment chloritischer oder
amphibolitischer Natur. Die Farbe des Quarzes ist im an-
stehenden Felsen häufig eine dunkel wasser- bis grasgrüne
und überhaupt an den zu Tage tretenden Massen eine be-
deutend intensivere als im Innern des Felsens, wo sie oft
nahezu ganz verschwindet.
Ebenfalls beachtenswerth ist der Granit, welcher den
Berg bei Choustnik (NO von Sobeslau) zusammensetzt und
*ich südwärts gegen Psarov erstreckt. Der von einer jetzt
schon sehr verfallenen Ruine gekrönte Berg Choustnik, des-
sen oben als eines über die flache Gneissgegend auffallend
hervorragenden Aussichtspunktes (den das Volk zumeist ein-
fach Berg [hora], gelegentlich auch Fousnik nennt) gedacht
worden ist, besteht aus einem ziemlich grobkörnigen, biotit-
reichen, plattenfönnige Absonderung aufweisenden, gneiss-
ähnlichen Granite, der sich namentlich am Gipfel durch
eingestreute kleine Körnchen eines blauen Minerales, wahr-
scheinlich Lasurit, auszeichnet. Er wird von Pegmatitgängen
durchsetzt.
Die übrigen isolirten Granitinseln der weiteren Um-
gebung von Sobeslau können nicht einzeln besprochen
werden. Im Allgemeinen sei nur bemerkt, dass eben die
Granite des südlichen Böhmens oft von merkwürdigem Aus-
sehen und in petrographischer Hinsicht äusserst verschieden
>ind, was z. Th. allenfalls mit Gontactwirkungen zusammen-
hängen dürfte und eines genauen Studiums werth ist.
Ganggranite, zu welchen das vorletzt erwähnte Vor-
kommen zu zählen ist, sind in dem südlichsten Gebiete des
böhmisch-mährischen Hochlandes überhaupt sehr verbreitet.
Sie treten theils in langgezogenen Lagern, theils stockförmig
auf. Ihre Mächtigkeit ist eine sehr veränderliche zwischen
einigen Centimetern bis zu 50 bis 80 m. Ebenso wechselt
ihre nachweisliche Längserstreckung zwischen wenig Metern
bis mehreren Kilometern.
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11Q I. Ardiaeische liruppe. — t'iyneisM- und Ur^cliiefersystein.
Am reichlichsten treten sie N von Platz, NO von Kru-
mau und um Pisek auf; weniger häufig sind sie SO von
Moldauthein und N von Deschna.
In der Umgebung von grösseren Granitstöcken scheinen
die Gänge Apophysen derselben zu sein. Sie durchdringen
hier das Nebengestein häufig in sehr grosser Anzahl, wie
z. B. bei Scheibenradaun W von Neu Oetting, bei Deschna,
S von Weseli ob der Luschnitz u. a. a. 0., wo oft ge-
radezu nur eckige Gneissstücke zwischen den zahlreichen
Granitapophysen eingeschlossen sind.
Was die lithologische Beschaffenheit anbelangt, so
sind es zumeist Turmalingranite, welche häufig einerseits in
pegma titartige Gesteine, anderseits in quarzreiche bis reine
Quarzgänge übergehen. Die ersteren sind manchmal erz-
führend, die letzteren werden, wenn ausgiebig genug, für
Glasfabriken abgebaut. Von Erzen pflegen zumeist Kiese
vorzukommen, die bei genügend reichlichem Auftreten zu
technischen Zwecken gewonnen werden können, wie z. B.
seinerzeit bei Adamsfreiheit zur Vitriolbereitung.
Syenitische Granite sind im südlichen Theile des böh-
misch-mährischen Hochlandes durchaus untergeordnet.
In dem Verbreitungsgebiete des böhmisch-mährischen
Hochlandes nördlich vom Otavaflusse treten zwar inmitten
der Gneisserstreckung mehrere Granitinseln auf; jedoch als
die südlichsten Ausläufer des mittelböhmischen Granitgebir-
ges sollen sie erst im Anschlüsse an dieses beschrieben
werden.
Dem mittleren Bezirke des Hochlandes, d. h. dem
Gneissgebiete der weiteren Umgebung von Tabor, gehört
eine Anzahl der in manigfacher Hinsicht interessantesten
und auch am besten beschriebenen isolirten Inseln von gra-
nitischen Gesteinen an. Sie wurden von dem hochverdienten
Erforscher dieser Gegend D. Stüh im Allgemeinen als Ueber-
gangsgesteine zwischen Gneiss und Granit bezeichnet. In der
That besitzen sie eine petrographische Beschaffenheit, welche
sie von normalen Graniten scheidet und auf Beeinflussungen
der Zusammensetzung durch Gontactmetamorphose verweist.
Von Gneissgraniten unterscheiden sie sich durch ihren un-
zweifelhaft eruptiven Ursprung und ihre demselben entspre-
chenden Erscheinungsformen.
Die beachtenswertheste dieser Inseln bildet allenfalls
der Blanikberg bei Lounowitz (zwischen Wottitz und Cech-
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Das böhm.-mähr. Hochland. — üraniL
111
ütz), der in schroffen Formen über seine ziemlich einförmige
Umgebung aufsteigt und sich sehr auffallend von derselben
abhebt. An diesen Berg knüpft sich die böhmische Sage
von den darin samrnt ihren Rossen eingeschlossenen Recken,
die einst hervorbrechen werden, um das Land aus grösster
Noth und Bedränguiss zu befreien. *) Das Gestein dieses
Berges ist nach D. Stur'S Beschreibung, der wir hier wie
schon an mehreren Stellen fast wörtlich folgen, von lichter,
durch den weissen oder gelblichen Feldspath bedingter Farbe.
Der Quarz ist grau, der ziemlich reichliche Glimmer (nach
Grailich Muscowit) grösstentheils weiss, nur untergeordnet
findet sich auch brauner Glimmer ein. In der zumeist mit-
telkörnigen granitischen Masse von dieser Zusammensetzung
kommen körnig -stengelige Aggregate, manchmal auch gut
ausgebildete Krystalle von Turmalin sehr gleichförmig ein-
gestreut vor, so dass der Turmalingehalt allenfalls für das
Gestein charakteristisch ist. Auffallend ist die sich überall
in diesem Turmalingranite vorfindende Parallelstructur, die
in Abänderungen, wo der weisse Glimmer dem Gesteine
keine Färbung verleiht, sich sogar in einer deutlichen grauen
und weissen, durch Quarz- und Feldspathlagen verursachten
Streifung kund gibt, so dass nur der unregelmässig einge-
streute Turmalin dem Gesteine ein granitisches Aussehen
verleiht. Tritt der Turmalin zurück und erscheint Biotit
reichlicher, so macht sich eine gewisse flaserige Structur
des Gesteines bemerkbar, die nach Stur'S Angabe einen
allmäligen Uebergang des Turmalingranites in den umgeben-
den Gneiss bewerkstelligt, welch' letzterer in der Nachbar-
schaft der Blanikgruppe überhaupt flaserig ist und erst all-
nialig in den glimmerreichen normalen Gneiss übergeht. Diese
l'ebergänge sollen sich am besten in der Nähe von Zdislawitz
bei Kunowitz, Miretitz und Malowid beobachten lassen. Am
westlichen Abhänge des Blanikbergcs und bei Miretitz ist
") Die Sage bezieht sich auf den Grossen Blanik, von welchem
sudlich der kleine Bl., sich erhebt. An der Süd- und OsLseite des (it.
Blaniks fallen die sog. Ritterfelsen ab, aus welchen bei nassem Wetter
urunreinigtes Wasser hervorrieselt, welches vom Volke für das Stall-
wasser der im Berge verborgenen Pferde gehalten wurde. Auf dem
Gipfel befinden sich zusammengehäufte Felsblöcke, die sog. Schanzen,
welche zur Zeit der Hussitenkriege errichtet worden sein sollen. —
Zippe spricht in Sommer's „Königr. Böhmen", Bd. XII., mehrmals von
schönem Kalksteine, der auf dem Blanik und in dessen Umgebung ge-
brochen werde. Heute gibt es dort, so viel ich weiss, keine Kalkstein-
brüche.
\]2 I. Aivliaei*«:he «iriipp^. — Itkihm**- un«l Urschieiersysteiu.
der Gneis.- glimmerarm, dafür jedoch Hornblende führend.
Die Lagerung des Gneisses soll nirgends gestört sein. Hin-
gegen ist von Bedeutung, dass der Granit den flaserigen
Gneiss in zahlreichen Gängen durchsetzt, die pegmatitische
Ausbildung zeigen, und z. B. S von Malowid, X von Prawo-
nin u. a. Tunnalinin deutlich ausgebildeten Krystallen führen.
Bei Krasikowitz beobachtete D. Sitr einen Gang von Schrift-
granit. Dies beweist, dass der Granit des Blaniks den Gneiss
durchbrochen hat, in denselben in Apophysen eingedrungen
ist und höchst wahrscheinlich eine Metamorphose desselben
bewirkt hat. Einen weiteren Beleg hiefür bietet das Auftreten
von kleinen Einlagerungen des flaserigen Gneisses inmitten
des Blaniker Turmalingranites, welch' letzterer bei seinem
Empordringen die kleinen Gneissschollen von einander ge-
trennt und umhüllt zu haben scheint. Hiedurch dürfte die
verschiedene mineralische Zusammensetzung dieses Flaser-
gneisses verursacht worden sein, die sich in dem Zurück-
treten des PYldspathes und Quarzes und im Vorherrschen
des braunen Glimmers und Turmalins in zuweilen mehrere
Centimeter grossen Krvstallen auffallend bemerkbar macht.
Beachten swerth ist auch die plattenförmige Absonder-
ung des Blaniker Turmalingranites, die jedoch nicht mit
der Parallelstructur des Gesteines zusammenfallt und somit
nichts mit einer Art Schichtung gemein hat. sondern durch
Druck bewirkt wurde und die Anordnungsrichtung der Be-
standteile unter einem unbestimmten Winkel kreuzt.
Der Turmalingranit des Blaniks umfasst den eigent-
lichen von Süd nach Nord gestreckten fgr. und kl.) Blanik-
berg, den Krizover Berg zwischen Krizov und Krasowitz,
und einen Rücken, der sich zwischen Krasowitz und Chmelna,
X von Prawonin von West nach Ost ausdehnt. Von hier
aus nordostwärts folgen noch einige kleine Stöcke des Tur-
malingranit.es.
Der grobllaserige Gneiss, der sich überall an den Tur-
malingranit so eng anschliesst, darf wohl als durch Einwirk-
ung des Granites verändert angesehen werden, wenn anders
er nicht selbst auch eruptiven Ursprunges ist, wofür bei Pil-
gram Anzeichen vorhanden sind.
In der Umgebung dieser Stadt, namentlich im Süden
zwischen Houseiovka und Wratischov, dann bei Wlasenitz,
Drbohlav. Stritef, .V bei Lipkova voda und westlich von
Chmelna bei Neu Cerekwe; ferner in ganz geringer räum-
licher Ausdehnung am Ostabhange des St. Florian Berges
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Granit.
11H
SW von Pilgram, in Siprawitz 0 von Rothre&tz und an
vielen anderen Punkten kommen im Gneissgebiete grani-
tische Einlagerungen vor, in welchen Quarz und Feldspath
vorherrschen, Glimmer in weissen und braunen Blättchen
zurücktritt. D. Stur möchte sie lieber dem Gneisse als dem
Granite anschliessen.
Gewissermassen als Verbindungsglied zwischen den be-
zeichneten granitischen Ausscheidungen kommt in der Pil-
gramer Gegend auch ein gneissartiges flaseriges Gestein vor,
welches besonders deutlich von Drbohlav über Houserovka
weiter nordöstlich, ferner in der Gegend von Stfitef und Bor
nordostwfirts über Oustraschin, Ondfejov bis Pilgram und
Krasikowitz, und weiter in der Gegend zwischen Ö2kov N
von Neu Cerekwe, Bacowitz, Techoraz und Siprawitz in
langgestreckten Lagerzügen mit glimmerreichem Gneisse
wechsellagert und zwar bei genau gleicher Streichungsrichtung
(St. 2). Trotzdem dürfte für dasselbe ein eruptiver Ursprung
angenommen werden können, weil der zwischen den Zü-
gen des flaserigen Gesteines eingeschlossene Glimmergneiss
verfestigt und umgewandelt erscheint. Besonders ist er durch
die mehrere Gentimeter grossen, mit der Gesteinsmasse voll-
kommen verwachsenen Orthoklaskrystalle auffallend, welche
viele rundliche Quarzkörner enthalten. Sehr deutlich sind
diese Vorkommnisse bei Wratischov S von Rinarctz zwischen
den beiden zuerst angeführten Gneisszügen, wo der feste
Gneiss eine auffallend schroffe Terrains-Erhöhung bildet. Ein
ähnliches Vorkommen findet man bei Krasikowitz (X von
Pügram).
Bei Lhota S von Pilgram an der Strasse ist nach Stur
ein Lager von weissem feinkörnigem Granite zu beobachten,
der nebst wenig weissem Glimmer derben Granat führt.
Bei Popelisnä SO von Rothfecitz wird eine Anhöhe
von einem weissen feinkörnigen Granite gebildet, in dem
sehr viele Quarzgänge aufsetzen.
Im östlicheren Gebiete des böhmisch-mährischen Hoch-
landes in der weiteren Umgebung von Deutsch Brod tritt
Granit — abgesehen von der oben schon beschriebenen, vom
linken Ufer des Igelflusses bis gegen Windig Jenikau sich
erstreckenden Ausbuchtung des grossen Granitmassives nörd-
lich von der Donau — in einer bedeutenden Partie zwischen
Ledeß und Humpoletz auf. Dieselbe nimmt den Südwesten
von Svetlä ein und umfasst als nördlichsten Theil den 2e-
Kotier, Geologie ron Böhmen. 8
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114 !• Archaeische Gruppe.
Urgneiss- und Urschiefersystem.
bräkovberg mit seinen nördlichen Abhängen, im Anschlüsse
an denselben gegen Süden den Stock des Melechov, ferner
die Berge von Lipnitz bis an den Orlovrücken. In dieser
Ausdehnung bildet die Granitpartie ein unregelmässiges Vier-
eck, dessen Diagonalen durch die Linien Zahradka-Lipnitz
und Humpoletz-Benetitz gegeben sind.
Der Granit dieses Gebietes ist nach v. Andrian ein
mittelkörniges, sehr gleichmässiges Gemenge von weissem
Feldspathe, Quarz und beiden Glimmern, in welchem grössere
Feldspathkrystalle selten aus der Masse hervortreten und
bedeutende Ausscheidungen von Feldspath oder Quarz gar
nicht vorkommen. Nur hin und wieder findet man Nester
von schwarzem Glimmer und Turmalin. Im Grossen ist oft
eine sehr deutliche horizontale Absonderung mi beobachten,
am schönsten auf dem Schlossberge bei Lipnitz. Freiherr
v. Andrian hält den Granit für verhältnissmässig jung.
Losgetrennt von dieser Granitpartie erscheint eine
kleine Insel 0 von Svetlä an der Sazawa. Auch NW und
S von Deutsch Brod treten Granitinseln auf; einige grössere
sind zwischen Deutsch Brod und Windig Jenikau entwickelt,
so namentlich eine auf halbem Wege zwischen Deutsch
Brod und Stöcken und je eine N und S von Pollerskirchen
in der Nähe dieses Ortes.
In der nördlichsten Erstreckun^r des böhmisch-mähri-
schen Hochlandes treten einige Granitpartien auf, an welchen
interessante Beobachtungen gemacht wurden.
Das Gneissgebiet bei Kohl Janowitz und im Hetliner
Walde bei Zbraslawitz, sowie südlicher bei Machowitz NO
von Hammerstadt enthält mehrfache gangartige Einschalt-
ungen eines vorzugsweise aus weisem Feldspathe und brau-
nem Glimmer bestehenden, feinkörnigen Granites.
Viel häufiger erscheinen Turmalingranite als Einlager-
ungen, doch ist nur selten möglich, deren Ausdehnung und
Richtung genauer zu bestimmen. Noch am besten gelingt
es in Gebieten, wo sie in Begleitung von Hornblendeschie-
fern auftreten. Namentlich schöne Aufschlüsse bietet das
Sazawathal.
Z. B. in nächster Nähe von ZruC am rechten Fluss-
ufer beobachtete v. Andrian drei Gänge von Turmalin-
granit, welche unter die beiläufig 60° geneigten Schichten des
Hornblendeschiefers durchsetzen und grosse Bruchstücke
des Schiefers umhüllen. (Fig. 27.) Die Granitmasse scheint
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Granit.
115
sich am Ausgehenden über die Hornblendegesteine zu lagern
und entsendet in dieselben Apophysen.
Dieselbe Erscheinung lässt sich auch anderwärts ziem-
lich häufig beobachten. Gleich an demselben Ufergehänge
aufwärts trifft man noch einige solche Gänge, die, wie es
scheint, in das Ostrover Thal gegen die Basche- und Brtnik-
Mühle im Gneisse fortstreichen. Ferner fand v. Andrian am
Wege von Hodkov zur Herrenmuhle S W von Zbraslawitz
das dortige grünliche, mit Quarzschichten alternirende Horn-
blendegestein von einem Granitgange durchquert, welcher
ebenfalls deutliche Apophysen in jenes entsendete. Die
gleichmässige Schieferung des Gneisses pflegt in der Nähe
der Graniteinlagerungen auffallend gestört zu sein. Jedoch
eine Veränderung der
Structur des Gesteines
will v. Andrian niemals
beobachtet haben.
In Lagerform tritt
Turmalingranit z. B.
zwischen dem Fiolnik
Berge und Harnmer-
?tadt an der Sazawa
auf. Steigt man von dem
Berge gegen den ge-
nannten Bergort herab,
so übersieht man nach
v. Axdrian folgendes
Profil : Die Kuppe des
Fiolniks besteht aus Magneteisenstein, der auf dünnschiefe-
rigem weissem Gneisse zu liegen scheint, welcher mit Bänken
eines festen lichten Gneisses, Hornblendeschiefers und Gra-
n i t lagern alternirt, worauf an der Thalsohle der dünnschie-
ferige Gneiss wieder herrschend wird.
Nahe bei Zruc an der Strasse, die von Unt. Kralowitz
über Zbraslawitz nach Kuttenberg führt, befinden sich im
Gneisse mehrere Einlagerungen eines an Turmalingranit ge-
mahnenden Gesteines, welche unter einander und mit der
Gneissschieferung vollkommen parallel sind und wohl nur
Gneissschichten von granitähnlicher Ausbildung sein dürften,
da sie kaum einige Gentimeter Mächtigkeit erlangen, wo-
gegen die hier ebenfalls vorkommenden eigentlichen, stets
mehrere Decimeter mächtigen Turmalingranitgänge die Gneiss-
schichten quer durchbrechen.
8*
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I
J1P) Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
In grösseren Massen und einen gewissen Einfluss auf
die Oberflächengestaltung der Gegend ausübend kommen
Tunnalingranite z. B. bei Wlaschim vor, wo sie den Klad-
ruber Berg (NO von Wlaschim) und die Hüra (S W von Wl.)
zusammensetzen. Sie stellen hier nach v. Andrians Be-
schreibung vorzugsweise ein grobkörniges, aus weissem Ortho-
klase und Quarz bestehendes, von grossen Turmalinflasern
durchzogenes Gestein vor, besitzen also eine von der sonst
gewöhnlichen der Tunnalingranite etwas abweichende Zu-
sammensetzung.
Diese bestehen nämlich ziemlich constant aus gelblich
weissem, grobkörnigem Oligoklase, vorwaltend milchweissem,
doch auch rosenrothem, rauchgrauem bis schwarzem Quarze
und Turmalin in Krystallen, die bis 1 cm im Durchmesser
erreichen und dem Gesteine unregelmässig eingestreut liegen.
Im nordöstlichsten, an das Eisengebirge angrenzenden
Verbreitungsbezirke des böhmisch - mährischen Hochlandes
sind isolirte Granitpartien selten und ganz unbedeutend.
Eine etwas grössere Insel ist von Andrian S von C.aslau
zwischen Hostoulitz und Braeitz verzeichnet worden.
In Betreff der Erzführung gehört das böhmisch-mäh-
rische Hochland zu den reichsten Gebirgspartien Böhmens,
zumal wenn man die Ausbeute an edlen Metallen in früheren
Zeiten in's Auge fasst. Leider sind heutigen Tages die
meisten Bergbaue von geringer Bedeutung, da ihre Schätze,
welche sie ehemals in Fülle darboten, nun erschöpft zu sein
scheinen, oder doch schwierig zu gewinnen sind.
Von Süden gegen Norden vorschreitend, finden wir im
Gneisszuge zwischen der Budweiser und Wittingauer Ebene,
etwa eine Stunde östlich von Budweis, Rudolf stadt als
den Mittelpunkt und Haupt sitz eines in früheren Zeiten wich-
tigen und ertragsreichen Bergbaues, der nördlich von der
Stadt bei den Orten Wes am Berg, Adamstadt, Hurr und
Libnitsch, südlich von derselben bei Gutwasser, Hodowitz
und Strups in Flor stand, wie schon die zahlreichen Pingen
und mächtigen Halden der dortigen Gegend beweisen.
Die ersten Nachrichten über den Rudolfstädter Silber-
bergbau stammen aus dem 13. Jahrhundert; doch scheint
seine Blüthezeit in das 16. Jahrhundert zu fallen, wie aus
dem Berichte des Grafen Caspar Sternberg*) zu ent-
*) Dem namentlich um die l'alaeophvtologie verdienten Grafen
Caspar Sternberg, dem Begründer der (ieselfsehafl des vaterländi-
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Das böhm.-mähr. Hoch] and. — Erzlagerstatt.
317
nehmen ist, der den schwunghaftesten Betrieb der Berg-
werke in die Jahre 1547 — 1618 verlegt. Allein für diese
Periode gibt er die Erzeugung nur auf beiläufig 200.000 Mark
Silber an, während Schaller*) für denselben Zeitabschnitt
1,620.000 Mark berechnet. Theilweise wegen des geringen
Gehaltes der Erze, theilweise wegen ausseier Ursachen ge-
rieth der Bergbau bald in Verfall. Um ihm zu neuem Auf-
schwünge zu verhelfen, betheiligte sich 1767 das Aerar als
Uewerke an den Bauen und begann einen thatkräftigen
Betrieb, jedoch ohne Erfolg. Trotzdem bemühte sich das
Aerar den Bergbau vor dem gänzlichen Verfalle zu retten,
Hess jedoch die alten Rudolfstadter und Adamstädter Baue
auf und begann etwa 50 Jahre später mit einem neuen
Baue im noch unverritzten Gebirge. Das Bergamt wurde
von Rudolfstadt nach Gutwasser verlegt, hier der alte Seba-
stiani- und Barbara-Bau,**) der aus geringhaltigen Quarzen
etwas Gold, jedoch stets mit Einbusse erzeugte, eingestellt
und auf Grund der viel versprechenden Schürfungen zwi-
schen den Orten Ilodowitz und Sirups 1818 mit dem neuen
Baue begonnen. Die anbrechenden Erze bestanden aus Spröd-
glaserz (Stephanit), Silber-Fahlerzen und gediegenem Silber,
beschränkten sich jedoch leider nur auf eine unregelmässige
Linse in den oberen Teufen, die gänzlich ausgebeutet wurde,
worauf im J. 1852 der Bau aufgelassen werden musste.
Nur die sog. Elias-Zeche nächst Rudolfstadt wurde von
einer Privatgewerkschaft weiter in Betrieb genommen, ohne
dass jedoch die eifrigen Bestrebungen um Hebung des Berg-
baues von dem erhofften Segen belohnt worden wären.
Alle Gangbildungen des Rudolfstädter Gebietes treten
im Gneissgebirge auf und bilden einen Gangzug, dessen
Hauptrichtung eine südnördliche von Gutwasser über Ru-
dolfstadt, Adamstadt. Hurr bis Libnitsch ist. Die Haupt-
masse der Gänge ist nach J. Jokely theils ein kieseliger
dolomitischer Kalkstein (Lazar-Gang), theils dichter Quarz
mit Bruchstücken des Nebengesteines, welches gewöhnlich
sehen Museums in Prag,* (* 6- 1761, -f 20. Dec. 1838; verdanken
wir „rrnrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke," von welchen
1836 Iiis 1838 zwei Bünde in drei Abtheilungen erschienen sind. Als
Grundlage der historischen Nachrichten Uber viele Bergbaue Böhmens
wurden sie im Folgenden häufig benützt.
V Topographie des Königreich? Böhmen. 10 Theile. Trag 178 ö
bis 17%. XIII. Th.. pag. 23.
*\< Diese Baue sollen bis 1809 einige Hundert Mark Gold er-
geben haben.
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118 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
stark zersetzt ist (Richard-Gang), wobei namentlich der
Feldspath vollständig in Kaolin umgewandelt erscheint. Dieser
Grundmasse sind silberhaltige Blende (Sphalerit) und silber-
haltiger Bleiglanz (Galenit), in Partien oder streifenweise, und
Eisenkies eingesprengt. Im Allgemeinen konnte J. Jokely
folgende Altersreihe der einzelnen Bestandtheile der Gang-
ausfüllung mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmen : 1 . Quarz
und Kalkstein (stellenweise dolomitisch); 2. Bleiglanz und
Blende, scheinbar gleichzeitiger Entstehung; 3. Eisenkies,
während oder erst nach völliger Umwandlung des Feld-
spathes in Kaolin entstanden: 4. Quarzkrystalle in Drusen;
5. endlich Braunspath (Ankerit) als jüngste Bildung und hin
und wieder auch krystallinischcr Quarz, beide gleichfalls in
Drusenräumen ausgebildet.
Ausser dem Gehalt an Silber besitzen ßleiglanz und
Blende einen kleinen Halt an Gold, welches auch in geringer
Menge in den dem Gneissgebirge aufsitzenden Quarzgängen
enthalten ist. Obwohl die relative Erzführung keine ungün-
stige war, da 15 bis 311öthige Scheideerze vorgekommen
sind und stellenweise sogar gediegen Silber an Gewicht von
7 Mark und darüber gewonnen wurde, reichte leider die
Ausbeute an edlen Metallen kaum hin, die Betriebskosten
zu decken. Deshalb wurde 18ß7 der Betrieb vom Aerar ein-
gestellt. Ein Jahr später übernahm ihn jedoch eine in Bud-
weis gebildete Gewerkschaft und führte ihn, zu Beginn der
70ger Jahre mit Ausrichtungsarbeiten beschäftigt,*) ziemlich
nothdürftig weiter.
Im mittleren Theile des böhmisch-mähr. Hochlandes
ist die Umgebung von Tabor als ehemals reiche Berggegend
bekannt. Die hiesigen Erzlagerstätten gehören dem Gneiss-
gebirge an und wurden seit altersher fleissig abgebaut, da
sie beträchtliche Mengen von edlem Metalle lieferten. Vor-
züglich in dem flachen Thale zwischen dem Duber und
Chotowiner Bergzuge und an seinen beiden Gehängen wur-
den viele reiche Gänge von Silber- und Bleierzen ausge-
beutet. Beiläufig den Mittelpunkt der ganzen Berggegend
bildet das Bergstadtl Ratiboiitz, von wo aus über eine
Stunde in der Runde Pingen und Haldenzüge anzutreffen
sind und im X noch weiter bis Raschowitz bei Jung Wo-
*) J. F. Schmidt von Borjrenhold : Uebers. (ie>ch. des Bergbau-
und Hüttenwesens im Königr. Böhmen ftc., Prag. 18?3 t pag. 172.
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Das böhm.-mähr. Hochland. — Erzlagerstätt.
119
zitz sich erstrecken. Bergstadtl Ratiboritz selbst verdankt
seine Entstehung den reichen Silberbergwerken, welche
hier bereits im XVI. Jahrhundert im Gange waren und bis
zum Beginne des 30jährigen Krieges reiche Ausbeute gaben.
Der verheerende Krieg brachte eine Unterbrechung der
Baue mit sich. Dieselben wurden aber später wieder aufge-
nommen, mehrere alte Gruben neu belegt und auch neue
Erzgänge aufgefunden, so dass der Bergbau alsbald wieder
in Flor kam. Doch hielt er nicht an und die Silberausbeute
wurde immer geringer, da bei dem Forttreiben der Stollen
die Erze der Gänge je weiter desto mehr an Adel ein-
büssten. Dennoch wurde unter diesen Verhältnissen der
Bergbau bis zur Mitte dieses Jahrhundertes mühsam fort-
geführt. Ein in den Jahren 1860 — 61 gemachter Versuch,
die alte Richtschachthalde sorgfaltiger auszukutten, ergab
keine günstigen Resultate. In den 70ger Jahren baute Joh.
Adolf Fürst zu Schwarzenberg bei Ratiboritz in 7 grossen
Massen und in einem Stollen, jedoch wurden beide Baue
blos gefristet.*)
Ein weiterer Silberbergbau wurde in nächster Nähe
von Tabor bei Bergstadtl (Horky, Ortsgemeinde Celkowitz)
vor dem 30jähr. Kriege mit Erfolg betrieben, später jedoch
nur zeitweise mit immer längeren Unterbrechungen in Bestand
gehalten. Wohl wurden einigemal Anläufe zu einer thatkräf-
tigeren Erzförderung gemacht, ohne dass jedoch nennens-
werthe Erfolge erzielt worden wären. So z. B. wurde zu
Ende der 30ger Jahre dieses Jahrhundertes der alte Stollen
gereinigt und brauchbar gemacht und der Bergbau durch
das Aerar aufgenommen. In den 60ger Jahren sollen zwei
grosse Massen in Betrieb gestanden sein, ohne dass es bis
zu Beginn der 70ger Jahre zu einer Silbergewinnung ge-
kommen wäre.**)
Weiter nordwärts bei Alt Wozitz***) wurde schon im
XVI. Jahrhunderte ein wichtiger Bergbau auf Silbererze ge-
trieben, worüber jedoch nichts Näheres bekannt ist. In der
Mitte des vorigen Jahrhundertes wurde bei Wozitz ein Silber-
bergwerk entdeckt und 1752 aufgenommen. Es soll schönes
Brandsilber, etwa 4000 Mark jährlich, und viel Blei geliefert
haben. Nachdem noch 1842 hoffnungsreiche Erzgänge sich
•) Ibid., 1. c. pag. 203.
*} Ibid., 1. c, pag. 204.
*) J. F. Schmidt. I. c, spricht immer nur vou Jung Wo2itz.
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120 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
im Baue befanden und mit 40 Mann belegt waren, erschien
das Bergwerk Mitte dieses Jahrhundertes erliegend, wurde
aber später wieder gefristet.
Die Gangminerale von Ratiboritz, Alt Wofcitz, Remi-
cov sind fast durchwegs durch schöne Drusung ausgezeich-
net. Es sind vornehmlich Abänderungen von Kalkspath,
Braunspath (Ankerit), Quarz, Bleiglanz, Fahlerz, Rothgiltig-
erz, Stephanit, Sphalerit und Kupferkies (Chalkopyrit), nebst
einigen anderen sich nur seltener zeigenden Mineralen.
Im Anschlüsse hieran mag bemerkt werden, dass im
Luschnitzflusse ehemals G o 1 d w A s c h e r e i betrieben wurde,
wie ausser urkundlichen Belegen auch die noch vorhandenen
Seifenhalden beweisen.
Im östlicheren Gebiete des böhmisch-mähr. Hochlan-
des, in der Umgebung von Deutsch Brod (und weiter nach
Mäliren hinüber um Iglau herum) ist der Sitz eines uralten,
angeblich schon im 8. Jahrhunderte bestandenen*) und vor
Zeiten sehr ergiebigen Bergbaues. Nach Graf Sterxberg
scheint die grösste Blüthezeit der hiesigen Baue im 12. und
13. Jahrhunderte gewesen zu sein. Durch die Hussitenkriege
wurde die Umgebung von Deutsch Brod hart betroffen und
soll hiedurch auch der gänzliche Verfall der Werke verur-
sacht worden sein. Mag dies auch nicht ganz zutreffen, da
von einigen Bergwerken urkundenmässig deren Bestand und
Betrieb selbst noch nach dem 30jährigen Kriege erwiesen
ist, so ist doch auch sicher, dass der Bergbau um Deutsch
Brod schon seit Jahrhunderten beinahe gänzlich ruht. Immer
wieder bis in die neueste Zeit unternommene Versuche zur
Wiederaufnahme des Bergbaues hatten leider nie den er-
wünschten Erfolg.
Zahlreiche Pingen lassen noch heutigen Tages den
Umfang der einstigen Silber-Bergwerke erkennen und ge-
ben einigen Aufschluss über die Beschaffenheit der Lager-
stfitten, allerdings geringen und ungewissen, da sie zum
grössten Theile bewachsen und von Wald bedeckt sind.
Aus der Vertheilung der Pingen glaubte v. Andrian jedoch
mit ziemlicher Sicherheit entnehmen zu können, dass die
Erzgänge nur innerhalb der Verbreitungszone des Gneiss-
phyllites sich vorfinden, wogegen sie in der Region des
*' J. Th. A. Peithner, Edl. v. Lichtenfels: Versuch über die
natürliche u. polit. Geschichte der böhm. und mithr. Bergwerke. Wien,
1785, pag. 10«.
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Das bfthm.-imihr. Hochland. — Erzlagerstätt.
121
grossblätierigen Gneisses nur höchst spärlich entwickelt sein
dürften.
Das Pingensystem der Umgebung von Deutsch Brod
bildet eine fortlaufende Zone, die im Süden von der Stadt
bis in die Nähe von Scheibeidorf reicht, dann zwischen
Scheibeidorf und Simmersdorf unterbrochen wird und von
liier weiter gegen Polnä und Iglau sich verbreitet In der
nördlichen Umgebung von Deutsch Brod im Sommerwalde
und bei Silberberg (Ortsgemeinde Böhmisch Schützendorf
SO von Biela) sind ebenfalls zahlreiche Pingen vorhanden,
welche der Tradition nach die ältesten und reichsten Ab-
baue gewesen sein sollen. Nach der Lage der Pingen an
dem der Sazawa zugekehrten Abhänge des Silberberghügels
ist zu urtheilen, dass hier der Bergbau in primitiver Weise
nur in den obersten Theilen der Gänge betrieben wurde,
also ein wahrer Raubbau gewesen ist. Im Osten reicht die
Erzzone bis Biela und Pribislau, im Westen bis gegen Ledec.
Die besten Aufschlüsse gewährten v. Andriax die Pin-
nen am linken Sazawaufer im Süden von Deutsch Brod.
Hier befindet sich zwischen den Höflern und Xeuwelt ein
grosser Complex von Pingen, welche sich im Westen bis
Petrkov und Heiligenkreuz, im Osten über Friedenau nach
Pattersdorf. Langendorf und Uttendorf verfolgen lassen. In-
initte derselben zwischen den Einschichten Christof und
Smrci und dem Orte Xeuwelt liegt der Karolischacht mit
bedeutenden, jetzt ganz bewachsenen Halden, in welchem
die reichsten Anbrüche sollen abgebaut worden sein. Der
Richtung der Baue entnahm v. Andrian. ohne sich jedoch
auf eine Grubenkarte stützen zu können, dass man hier
wahrscheinlich ein grosses Schaarkreuz zwischen verschie-
denen Gangsvstemen (der Hauptrichtungen St. 22. St. 4— G
und St. 1—2) erreicht habe *)
Peithner gibt in seinem citirten montanistischen Geschichts-
*erke eine Karte der Gegend zwischen Deutsch Brod und Iglau, auf
welcher eine grosse Anzahl muthmasslicher un<l wirklich bestandener
Bergbaue verzeichnet ist. Eine Kreuzung und Shaarung der Erzgänge
hätte darnach nahe von Heiligenkreuz stattgefunden. Vor einigen Jahren
sind die Werke um Böhm. Schntzendorf und Ittendorf in geringem
f mfanjre in Betrieh gesetzt worden. In einer Mittheilung hierüber werden
joter anderen auch Nickelerze als auf den Gangen vorkommend ange-
führt. (Yesimr, XIII.. pag. 270.' — lieber die neuerdings unternomme-
nen Versuche zur Wiederbelebung des Bergbaues bei Deutsch Brod
••nthalt .1. Höniger's kleine Schrill: ,,Silber und Bleibergbau zwischen
teutsch Brod und Pribislau in Böhmen.*' Iglau, 1K83?. kurze Nachrichten,
wiche den Zweck verfolgen die Ertragsfähigkeit d^r Werke nachzuweisen.
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122 !• Archaeische Gruppe.
— Ureneiss- und Urschiefersvstem.
Weitere Silbererzvorkommen werden von Graf Stern-
berg aus der Humpoletzer, Lipnitzer und Neu Reichenauer
Gegend angeführt. Thatsächlich stösst man SW von Hum-
poletz in einem Seitenthale der Zelivka, sowie S W von Neu
Reichenau bei Cejkov und Chrastov auf Pingen. Die letzte-
ren dürften dem Pilgramer Grenzzuge angehören. Bei Lip-
nitz, wo nach dem Chronisten Häjek ein silbernes Pferd
gefunden worden sein soll, wurden v. Andrian im Granite
keine Erzlagerstätten bekannt, da die nächste bei Michalo-
witz SW von Deutsch Brod offenbar noch dem Heiligen-
kreuzer Zuge angehört. In den Berichten über den in alten
Zeiten bei Lipnitz getriebenen ergiebigen Bergbau auf Silber
dürften diese Erzgänge gemeint sein.
Die mineralogische Beschaffenheit aller dieser Erzgänge,
soweit sie sich bestimmen liess, wurde von V. Andrian schnell
wechselnd gefunden. Ebenso variirt die Mächtigkeit der
Gänge zwischen 5 cm bis 1 m, wobei, wie auch sonst ge-
wöhnlich, die schmälsten Gänge die edelsten waren. Die
Gänge bestehen aus Quarz oder Letten mit Schwefel- und
Kupferkies und putzenförmigen Vorkommen von Bleiglanz,
Eisenspath (Siderit), Arsenkies (Arsenopyrit) und Fahlerz.
Man findet Stücke von derbem Schwefel- und Arsenkies mit
Bleiglanz durchfloohten, wogegen sonst im Allgemeinen die
Ausbildung der Kiese vorzugsweise mit einer lettenartigen
Beschaffenheit des Gangkörpers, das Auftreten des Blei-
glanzes mit Quarz in Verbindung zu stehen scheint.
Im Gneissgebiete der nördlichsten Erstreckung des böh-
misch-mähr. Hochlandes haben sich einige Reste von ehe-
maligen Bergbauen erhalten.
Auf silberhaltige Bleiglanze wurde bei Cestin
und Hodkov unweit des „Herrenteiches** SW von Zbrasla-
witz geschürft. Es sollen hier viele Kupferkiese mit den
Bleiglanzen eingebrochen sein. Jetzt sind nur noch ganz
geringe Reste dieser uralten Bauten zu sehen.
Auf der Herrschaft Rataj an der Sazawa ist nach
Zippe *) ebenfalls ein Bergbau auf S i 1 b e r versucht worden,
musste jedoch wegen Mangel an Kräften und vielleicht auch
wegen Unergiebigkeit als nicht lohnend wieder aufgelassen
werden.
Besonders berühmt sind die Gruben von Kutten-
berg, der reichsten Bergstadt des Mittelalters, deren Berg-
* Soian i er' s Könfgr. Böhmen. XII. Bd., pag. XXI.
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Das böhm.-mähr. Hochland. •— Erzlagerstätt. 123
*
werke Anfangs des 13. Jahrh. in Angriff genommen und bis
zum Beginne des 30jähr. Krieges mit verschiedenen Wechsel-
ftillen im Baue erhalten wurden. Die Geschicke der Gruben
hat Graf C. Sternberg eingehend beschrieben.*) Im J. 1237
soll ein Mönch des Sedletzer Cistercienser-Klosters, Namens
Anton, bei Malin, nahe des jetzt nicht mehr vorhandenen
Ortes Pnewitz. eine aus der Erde emporgewachsene Silber-
ruthe gesehen und so der Entdecker der Erze geworden
sein. Um die Stelle leicht wieder zu finden, soll er den
silbernen Zain mit seiner Kutte oder Kapuze (käpi) zuge-
deckt haben, wovon schon in alter Zeit der Name Kutten-
berg, sowie der erst im XVI. Jahrhunderte aufgetauchte
böhmische Ortsname Käpi hora abgeleitet wurde. Indessen
dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass der Name
von dem altdeutschen bergmännischen Kunstworte k u 1 1 e n,
d. h. graben, scharren, abzuleiten ist. Ist es doch historisch
erwiesen, dass die ersten Bergleute, welche hier und ander-
wärts in Böhmen nach Erzen zu graben anfiengen, aus
Deutschland, wo der Bergbau am Harz schon in sehr früher
Zeit getrieben wurde, eingewandert sind. Es verweisen hier-
auf auch die bei Kuttenberg noch heutigen Tages gebräuch-
lichen nur wenig bohemisirten Ausdrücke: Kuklik (Gut-
glück), Kank (Gang), Turkank (Durchgang), u. a.
Allenfalls verdankt die Stadt den reichen Silbererzen
ihre Gründung. Unter König Otakar sollen auf dem Gut-
glückberge schon hundert Schachte bestanden haben, und
um das Jahr 1300 darf die wöchentliche Ausbeute der Berg-
werke auf 1000 Mark Silber geschätzt werden. Unter dem
stets geldbedürfligen Könige Johann von Luxemburg wurden
aas Kuttenberg wöchentlich 500—600 Mark Silber abgeliefert,
wovon nach einer Angabe des Chronisten und Sedletzer
Abtes Peter der damalige Statthalter Heinrich von Lippa
dem Könige oft nicht mehr als 16 Mark geschickt und das
Uebrige nach eigenem Gutdünken verwendet haben soll.
Die Religionskriege des 15. Jahrhundertcs Hessen die
bis dahin stets sehr ergiebigen Bergwerke zum Stillstande
kommen. Die alten Werke wurden zum grössten Theile von
den unterirdischen Wassern ertränkt und da es überall an
Betriebskapital fehlte, wurde auf neuen, noch nicht ange-
griffenen Strecken nurmehr sog. Raubbau betrieben, d. h.
•) Umrisse etc. 1. Bd., 1. Abth., pag. 46—178.
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124 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
man begnügte sich mit der raschen Erschöpfung der Ober-
fläche, da niemand wusste, wie lange er werde bauen können.
Ungeachtet dessen, dass Wladislav II. die Bergunter-
nehmungen sehr begünstigte und oll längere Zeit zu Kutten-
berg im Wälschen Hofe (spät. k. k. Bergamt) residirte,
konnten die Bergwerke nicht mehr recht zu Kräften kom-
men. Der Bergbau erstreckte sich nun vorwaltend nach
Nordosten, auf die Gangberge, wo neue Gruben eröffnet
wurden. Es brachen hier in grosser Menge Kupferkiese mit
zwar nur geringem Silbergehalte ein, die dennoch ihrer
Reichlichkeit wegen das Bergwerk beinahe zwei Jahrhunderte
erhielten. Es scheinen aber schon damals jene Unordnungen
und Missbräuche im Betriebe des Bergbaues, jene Unwissen-
heit und noch mehr Unredlichkeit der Beamten, welche Graf
Sternberg*) umständlich nachweist, an dem trotz aller
Mühen der Könige, den Betrieb zu heben, und trotz aller
werkthätiger Unterstützung allmälig immer grösser werden-
den Verfalle der Werke gearbeitet zu haben.**)
Den Gesammtertrag der Kuttenberger Bergwerke für
die Zeit von 1240 bis 1620. also für 380 Jahre, schätzt
Graf Sternbero auf 8,440.000 Mark d. h. 4,220.000 Kilo-
gramm Silber im beiläufigen Werthe von 170 Millionen Gulden
jetzigen Geldes.
Trotz des allgemeinen Verfalles wurden mit zeitweiligen
Unterbrechungen stets Hoffnungsbaue unterhalten. So z. B.
wurde in den 30ger und 40ger Jahren dieses Jahrh. Bergbau
auf Silber in zwei Bergwerken getrieben, nämlich am Gut-
glück (Kuklik) zu Händen des k. k. Montanaerars, und bei
den sog. Vierzehn N o t h h e 1 f e r n für Rechnung der
Stadtgemeinde.***)
Das erstgenannte Werk wurde mit einem Schachte und
mehreren Strecken und Teufen, mit Hilfe eines Göpels; das
bei Vierzehn Nothhelfern durch einen Stollen und einen
Lichtschacht, sowie auf mehreren Strecken betrieben. In bei •
den Werken sind schöne Silberanbrüche mit Bleiglanz an-
*i L. e. pajr. 06-167.
**) Freilich dürften auch viel»» andere, von dem (iebahren d«T
Beamten unabhängige Umstände zum Verlalle der Kultenberjrer Horn-
häuten beigetragen haben, wie aus den durchaus sachlichen Darleg-
ungen J. (J rim ins, Jahrb. der Montan le braust. Leoben und I'fibranu
X. Bd., pa^f. 133 (T. zu ersehen ist.
Sommer'* Koriigr. Böhmen. Bd. XI., pa£. 371. — 15 Kuxen
gehörten 1843 einer Privatirewerkschall.
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Das böhm.-mahr. Hochland. — Erzlagerstätt. 1*>5
gefahren worden, doch leider waren die entdeckten Gang-
trommer von zu unbedeutender Mächtigkeit und die Aus-
beute eine ganz geringe. Speciell in der Gutgluckszeche
kamen Eisenkies, silberhaltiges Fahlerz, Antimonglanz und
Rothgiltigerz vor. Die Erze der alten Gruben werden in
Urkunden stets als Kiese bezeichnet und aus dem Umstände
zu schhessen, dass das zum Abtriebe des Silbers nöthige Blei
von Auswärts angekauft, werden musste, mögen es haupt-
sachlich sog. dürre Erze, namentlich gediegen Silber, Glaserz
(Argentit) und Rothgiltigerz (Pyrargyrit) gewesen sein.
Nachdem ein mehrjähriger Stillstand in den Erzgrab-
ungen eingetreten war, hat das Aerar im Juni 1875 im JV
von Kuttenberg bei dem Hofe Skalka einen Schurfbau be-
gonnen, der jedoch nach einigen Jahren als hoffnungslos
aufgelassen werden musste. Dagegen wurde mit Erfolg der
Weiterbetrieb des Vierzehn Nothhelferstollens in Angriff ge-
nommen und es soll nun ferner auf Grundlage der Erfahr-
ungen, die bei diesem letzteren Unternehmen gesammelt
wurden, die weitere Untersuchung hauptsächlich jenes Ter-
rain umfassen, welches früher intensiv bebaut worden ist,
wobei jedoch keine grosse Tiefe erreicht wurde. Es sind
dies insbesondere die Reviere des Reussen- und Dauergan-
ges, des Karlice- und Rovinaganges und des Greiferganges.*)
Derzeit wird der Abbau am intensivsten im Vierzehn Notli-
helferstollen nächst Malin betrieben. Im Jahre 1887 wurde
er um 65 m weiter aufgefahren, so dass derselbe eine Ge-
sammtlänge von 1196*4 m erreichte. Sein Feldort war bis
auf 1 m Entfernung vom mittleren Gange des Dauergang-
zuges vorgerückt. Die mit demselben verquerten drei Lie-
gendtrümmer des Dauerganges wurden in beiden Streich-
ungsrichtungen in Untersuchung gezogen. Behufs Untersuch-
ung des weiteren Schurfterrains wurden XIV und S von
Kattenberg je ein neuer Schacht abgeteuft, von welchen
1887 der erstere am Greifergange eine Teufe von 40*5 tu,
der letztere am Rovina-Gangzuge eine solche von 46" 9 er-
reichte. **)
*) Eine gute Beschreibung der neuerdings durch das Aerar bei
Kuttenberg eingeleiteten Baue, sowie deren Vorgeschichte und Erfolge
bietet W. Göbl in der Oest. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen, 1887,
pag. 251 ff. Die dort beigegebene Karte bringt das Kuttcnberger Erz-
revier mit den Pingen, Gangzügen, Schurfbauten usw. recht übersichtlich
zur Anschauung.
Oest. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen. 1889, XXXVII. Jahr-
gang, pag. 54.
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126 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Unter den in neuester Zeit bei Kuttenberg vorgekom-
menen Mineralen beanspruchen Cronstedtit *) und Proustit
besonderes Interesse. — Das Ergebniss des Bergbaues muss
heute noch als gering bezeichnet werden.
Ausser auf edle Metalle, hauptsächlich Silber, ist im
Gebiete des böhmisch-mähr. Hochlandes vormals stellenweise
ergiebig auf Eisen geschürft worden.
Einiger wenig bedeutender, längst eingegangener Baue
im sudlichen Gebirgstheile soll nicht weiter gedacht werden.
Im nördlicheren Verbreitungsbezirke sind Eisenerze viel
reichlicher gefunden und abgebaut worden. So sind z. B.
Eisenerzlager bei Polipes NO von Katzow, Ghotomefitz NO
von Unter Kralowitz und bei RadwanCitz nahe Zbraslawitz
im Gneisse ; und zwischen Knez und Cestin (zwischen Katzow
und Zbraslawitz) im Hornblendeschiefer bekannt. Sie ver-
rathen sich hier durch Erzfundstücke, so wie durch Reste
der ehemaligen Schlackenhalden.
Viel ausgiebiger allenfalls waren die Magnet eisen-
erzlag er bei Maleschau und bei Hammerstadt.
Das Maleschauer Lager scheint sich auf den Gipfel des
Maleschauer Berges zu beschränken, da mit einem im Thale
angeschlagenen Stollen das Hauptlager nur sehr verschmälert
angefahren worden ist. Die Erze wurden auf der Spitze des
Berges in Tagbauen gewonnen, deren Richtung auf das
Vorhandensein zweier paralleler Lager zu verweisen scheint,
während die Streichungsrichtung der Lager der allgemein
herrschenden entspricht. Auch ist die eben dort gut ausge-
sprochene Schichtung des „rothen Gneisses" im Liegenden
und Hangenden des Erzlagers durchaus regelmässig. Das
Erz, wie es noch jetzt in den seit mehreren Decennien
ausser Betrieb stehenden und in den ausgehauenen Räumen,
zumeist ersäuften Bauen gefunden werden kann, ist manch-
mal eine innige Mischung von körnigem Magneteisenstein,
rothem Granat und dunkelgrüner Hornblende, während in
anderen Fällen diese drei Lagerbestandtheile neben einander
ausgeschieden sind oder in den verschiedensten Trümmer-
bildungen sich durchkreuzen. Accessorisch finden sich häufig
Quarz und Kalkspath in schönen Krystallen ein. Oft zeigt
sich die dichte Erzmasse von Trümmern dieser Minerale
•) K. Vrba, Sitzber. d. küngl. böhm. Ges. d. Wissensch. 1886,
pag. 13—19.
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Da* böhm.-mähr. Hochland. —
Erzlagerstätt.
127
durchdrungen, an welche sich dann gewöhnlich Hornblende-
krystalle als äussere Umhüllung anschliessend so dass förm-
liche Hornblendeknollen im dichten Erze eingeschlossen er-
scheinen.*)
Die genaueren Lagerungsverhältnisse sind leider nicht
zu bestimmen, doch scheint, nach zahlreichen Fundstücken
von mittelkörnigem Kalksteine zu urtheilen, krystallinischer
Kalk das Erzlager zu begleiten. Gleicherweise hat v. Andrian
aus Bruchstücken, die auf den Feldern zu finden sind, ab-
geleitet dass die Lagerstätte von zahlreichen Granitadern
durchsetzt sein müsse und das ganze Lager wahrscheinlich
stockförmige Diorite zu Trägern habe.
Die Lagerstätte von Magneteisenerz am Fiolnikberge
*VÖ von Hammerstadt zeigt ähnliche Verhältnisse, wie sie
bei Maleschau bestehen. Auch hier nimmt das Lager die
höchste Spitze des Berges ein, auf welcher einige Tagbaue
und viele schon verfallene Schächte zu sehen sind. Die Be-
schaffenheit der Gangart und des Erzes ist jener bei Male-
schau sehr ähnlich, doch scheint das Magneteisenerz des
Fiolnikberges reicher an Quarz zu sein. Die allgemeine La-
gerung dürfte sich von jener bei Maleschau nicht sonderlich
unterscheiden, und namentlich scheint auch hier das Erz-
lager von Granittrümmern durchsetzt zu sein, da man im
Schurfgebiete häufig Stücke eines grobkörnigen Pegmatites
findet. (Vergl. S. 115.)
Nach Zippe**) ist brauner Thoneisenstein bei Ledec
und Frauenthal gewonnen worden.
Anhangsweise mag hier auch eine Bemerkung über
einstige Edelsteingewinnung im Gebiete des böhmisch-mäh-
rischen Hochlandes beigefügt werden. Bei Radbof und Se-
dier sollen im letzten Viertel des vorigen Jahrhundertes
..Granaten-Brüche 44 bestanden haben und stark betrieben
worden sein. Später wurden sie an die Koliner Juden ver-
pachtet, welchen man nachsagt, dass sie daraus grossen
Gewinn gezogen haben.***)
*) K. von Hauer bestimmte in einer Erzprobe 37,11% Rein-
eisengehalL
*•) Sominer's Königr. Böhmen, XI. Bd., pag. XXIII.
'**) Ibid. XI. Bd., pag. 366. — Diese Granaten dürfen nicht mit
den vormals im Edelsteinhandel bekannten „Koliner Edelsteinen" ver-
wechselt werden, welche dem angeschwemmten Sand und Gerolle der
Elbe entstammten.
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128 1- Archaeische Gruppe.
Uiynriss- und ITrechiefersystom.
Der Böhmerwald.
Die gewaltige, waldreiche Gebirgsmasse, die von der
Budweiser Ebene im Süden in nordwestlicher Richtung ent-
lang der böhmisch-baierischen Grenze bis ins Egerland sich
hinzieht, wird nach allgemeiner Gepflogenheit als Böhmer-
wald bezeichnet, obwohl sie, wie schon in der Einleitung
(pag. 19) hervorgehoben wurde, aus zwei orographisch und
geologisch selbständigen Theilen besteht, nämlich dem süd-
lichen bis zum Osserberge reichenden, eigentlichen Böhmer-
walde (Sumava), und dem nördlichen, zwischen dem Cer-
chov- und Dillenberge sich erstreckenden Böhmischen
Walde (Cesky les). Die Hauptrichtungen dieser beiden
Gebirgstheile kreuzen sich unter einem stumpfen Winkel in
dem niedrigen Hügellande, das sich zwischen den Riesen-
pfeilern des Osser- und Cerchovberges ausbreitet. Es sind
somit in der Gebirgsmasse zwischen Böhmen und Baiern
drei Theile auseinanderzuhalten, von welchen jedem eine
gewisse Selbständigkeit zukommt. Deshalb soll auch jeder
einzeln beschrieben werden, allerdings in diesem Abschnitte
zunächst nur die beiden böhmisch-baierischen Grenzgebirge :
Sumava und Cesky les. während die Neumarkter Senke erst
später im Anschlüsse an das mittelböhmische Urschiefer-
gebirge besprochen werden wird.
Jedoch ist im Allgemeinen vorauszuschicken, dass die
geognostische Schilderung der genannten böhmischen Ge-
birgstheile eigentlich nur ein unvollständiges Bild von dem
Aufbaue des böhmisch-baierischen Grenzgebirges zu bieten
vermag, da die böhmischen Gebirge nur Theile von Ketten
sind, die zur Hälfte dem Königreiche Baiern angehören.
Es bildet nämlich im südlichen Gebirge die Sun\ava
mit dem Baierischen Walde und im nördlichen Theile der
Böhmische Wald mit dem Oberpfälzer Grenzgebirge ein
Ganzes. Daher sollen bei den folgenden Beschreibungen
soweit zum Verständnisse nöthig auch die ausserhalb der
böhmischen Grenze liegenden Gebirgspartien berücksichtigt
werden, und zwar um so mehr, als die baierischen Gebirgs-
theile eine eingehende geognostische Erforschung durch C.
W. v. Gümbel erfahren haben, dessen Resultate selbstver-
ständlich für die Beurtheilung auch der böhmischen Gebirgs-
theile massgebend sein mussten und bei den Erforschern der
böhmischen Gebirgszüge, soweit sie dieselben berücksichtigen
konnten, in der That entsprechende Würdigung fanden.
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Der Böhmenvald. — 1. Sumava.
129
l. Der eigentliche Bohmerwald ( Samara)
wird im Osten bis Protiwin vom Moldauthale und der Bit-
weiser Tertiärebene, im Norden bis Hradek nahe Schütten-
hofen vom Otavaflusse, und von hier bis Klattau vom mittel-
buhmischen Granitgebirge begrenzt, in welches letztere sich
das Vorland der Sumava einschiebt und zwar in einer Aus-
buchtung von Bergstadtl und Kolinetz aus gegen Silberberg,
und in einer zweiten, sehr umfangreichen Partie, die sich
von fteschin und Janowitz über Planitz und Kasejowitz weit
in das Innere des Landes ausdehnt. Die westliche Begrenz-
ung verläuft von Janowitz an Neuern, Kohlheim, und Spirken
vorbei zur Landesgrenze, welche selbst im Südwesten und
Süden das hier in Betracht kommende Gebiet der Sumava
umschliesst.
Das Gebirge, welches diesen Raum einnimmt und in
seiner Hauptmasse unmittelbar an der Landesgrenze hoch
aufgethürmt ist, verflächt sich gegen das Innere des Landes
allmfdig, während der baierische Gebirgsantheil nach Baiern
ziemlich schroff abfallt. Nur in das Thal der Moldau senkt
es sich auch in Böhmen beiderseits steil. Das Gebirge, wel-
ches heute wohl in allen Theilen zugänglich ist und von
Touristen besucht wird, war mit seinen weiten undurch-
dringlichen Waldungen noch im ersten Drittel unseres Jahr-
hundertes ein Gebiet, von welchem man kaum oberflächliche
Kenntnisse besass und das z. B. in den alten Beischreib-
uogen (Preysler's, Lindaker's und Hoser's 1791, Flurl's 1798,
Graf Sternberg's 1806, Dlask's 1822 u. a.) in übertriebener
Weise als ein ödes Waldgebirge mit finsteren, von wilden
Thieren bewohnten Schlünden geschildert wird, dessen Er-
gründung im Innern namentlich „die oft ansehnliche Gesell-
schaft der Raubschützen," verhindert, „welche Tag und
Nacht die Wälder durchstreichen und alles was ihnen vor-
kommt, selbst Menschen nicht ausgenommen, niederschies-
sen" (Dlask, pag. 219).
Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass
die geologische Erforschung der Sumava neueren Datums
ist. Noch 1831,musste sich der vortreffliche F. X. M. Zippe
in seiner „Uebersicht der Gebirgsform. in Böhmen" auf ganz
wenige, einige hohe Berge betreffende Angaben beschränken.
In Sommer s Königreich Böhmen 1839 bis 1841 *) lieferte er
•) Band Yll., VIII. und K.
K*i$*r, Geologie tob Böhmen.
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130 I- Archaeische Gruppi*. — Urgueiss- und Urschiefersystem.
allerdings schon eine ziemlich eingehende und als einzig«
Vorarbeit für die späteren geologischen Aufnahmen unge-
mein werthvolle Beschreibung des Gebirges, nebst vielen
beachtenswerthen Einzelnangaben. A. E. Reuss in seiner
„Kurzen Uebersicht etc. 44 *) vermochte 1854 die Kenntniss
des Böhmerwaldes nicht sonderlich zu erweitern, konnte
aber wohl hauptsächlich auf Grund der Zippe'schen Arbeiten
immerhin ein Bild des geognostischen Aufbaues des Böhmer-
waldes entrollen, welches dem heutigen schon recht nahe
kommt.
Ebenso wie für die Reuss'sche Darstellung bildeten die
Zippe'schen Beschreibungen und dessen geognostische Ein-
zeichnungen in die Kreybich'schen Kreiskarten die oft nach
Verdienst anerkannte Grundlage für die Aufnahmen der k. k.
geol. Reichsanstalt, welche im Jahre 1853 in Angriff genom-
men wurden. Doch dürfen die grossen Verdienste nament-
lich eines Ferd. v. Hochstetter um die geologische Er-
forschung des böhmischen Antheiles des böhmisch-baieri-
schen Grenzgebirges nicht unterschätzt werden. Dieser vor-
zügliche Geologe schuf im Vereine mit V. v. Zepiiarowich
eine durchaus verlässliche, höchstens in Einzelnheiten zu
ergänzende Grundlage für die Beurtheilung des geognosti-
schen Aufbaues der Sumava, die von unvergänglichem
Werthe ist.
Der erste, die Granulite und Serpentine, und der zweite,
die alten Goldwäschen im Böhmerwalde behandelnde Theil
der eingehenden, mustergiltigen Arbeit v. Hohstetter'S er-
schien 1854,**) der dritte, dem Granite und Granitporphyre,
und der vierte, der Glimmerschiefer-Formation des Künischen
Gebirges gewidmete Theil 1855.***)
Gleichzeitig befasste sich V. v. Zepharowich mit der
genauen Erforschung des Vorlandes der Sumava bis zum
Otavaflusse.t)
Durch die Arbeiten dieser beiden Forscher wurde eine
Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der Sumava ge-
schaffen, welche durch die baierischerseits beiläufig zur sel-
ben Zeit von C. W. v. Gümbel vorgenommenen Aumahms-
*) L. c. pag. 35-43.
**) Geognostische Studien aus dem Böhmerwalde. Jahrb. der k. k.
geol. H.-A., V., pag. 1 fT., und ibid. pag. 567 ff.
♦•*) Ibid., VI., pag. 10 ff.
+,» Beiträge zur Geologie des Pilsener Kreises in Böhm. I. Jahrb.
d. k. k. geol. R.-A.. V., 1854, pag. 271 ff. — II. Ibid. VI., 1855, p. 453 ff.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. 131
arbeiten, die erwünschte Ergänzung erfuhr.*) Hochstetter
hatte später mehrfach Gelegenheit die Gümberschen Ergeb-
nisse mit seinen eigenen Resultaten zu vereinigen. Die Kalk-
und Graphitlager bei Schwarzbach hatte C. Peters schon
1853 beschrieben;**) alle späteren Specialarbeiten fussen
jedoch auf den grundlegenden Darstellungen der früher ge-
nannten Forscher. Als die wichtigsten dürften in Bezug auf
die archaeische Gruppe die hauptsächlich das petrographische
Moment hervorhebenden Arbeiten J. N. Woldbich'8,***) der
eingehend das Gebiet N von Winterberg und SO von Berg
Reichenstein beschreibt, und C. v. Camerlander'8 t) ange-
führt werden können. An dieselben schliessen sich einige
Abhandlungen an, die noch speciellere Fragen berühren, wie
z. B. A. SchraüF'S classische Studie über die Serpentine
von Krems, ft) J* Lehmann'S auf das Gebiet Bezüg neh-
mende Bemerkungen,ftt) R. Helm hacke R 8 raineralogische
Beobachtungen aus dem Böhmerwalde,*f) G. Starkls Stu-
die am Glimmerdiorit von Christianberg,**t) u. a.
Die folgende Darstellung des geognostischen Aufbaues
der Sumava stützt sich in erster Reihe auf die Forschungen
v. Hochstetter'S und v. Zephabowich'S, deren Ausführ-
ungen zum Theil wörtlich wiedergegeben werden. »
Was zunächst die Oberflächenbescliaffcnheit der Sumava
anbelangt, so erweist sie sich im Allgemeinen deutlich ab-
hängig von dem geognostischen Aufbaue. Das verbreitetste
Gestein ist Gneiss, welcher im Ganzen nur flachgewölbte
Rücken ohne auffallend hervorragende Felsmassen bildet.
Die Granitgipfel, welche sich knapp an der Grenze zwischen
Ober Plan und Kuschwarda ausbreiten, ebenso wie die Berge
der umfangreichen Granulitpartie zwischen Krumau und Ne-
tolitz, und besonders die scharfen Rücken des Glimmer-
■) Die umfangreiche Gesammtdarstellung : Geognostiscbe Beschreibe
ung des ostbaierischen Grenzgebirges, erschien erst 1868. Gotha.
•*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., IV., 1853, pag. 126 ff.
***) Hercjmische Gneissformation bei Gross Zdikau im Böhmer-
walde. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXV., 1875, pag. 259 ff.
f) Zur Geologie des Granulitgebietes von Prachatitz. Ibid. XXXVII.,
1887, pag. 117 ff.
tt) Vergl. die Anmerk. auf Seite 41. (Es sind dort die Vorzeichen
***) und umzuwechseln).
■J-rt) Untersuch, über die Entstehung der altkrystall. Schiefer-
eestein e. 1884.
*i> Tschermak's Mineral. Mittheil., 1873, pag. 273 ff.
~t) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXXIII.. 1883. pag. 638 ff.
9*
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132 I. Archaeische Gruppe. - Urgneiss- und Urschiefersystera.
Schiefers im Osserzuge sind in ihrer Form von den Gneiss-
bergen deutlich verschieden.
Aus der Budweiser Ebene erhebt sich der Böhmerwald
ziemlich unvermittelt und entwickelt von hier aus eine An-
sicht von eigenartiger Schönheit. Die niedrigeren vorderen
Bergzüge lassen die entfernteren höheren stufenförmig hinter
einander aufsteigen, wodurch ermöglicht wird eine weite,
höchst anmuthige Gebirgslandschaft zu überblicken, welche
durch die vorliegende wasserreiche und fruchtbare Ebene
noch gehoben wird.
Dieser an die Budweiser Ebene angrenzende Theil der
Sumava wird von den breiten waldigen Rücken des Plan-
sker Waldes beherrscht, dessen höchster Gipfel, der 1080 m
hohe Schöninger von seinem Aussichtsturme eine herrliche
Rundsicht gewährt, welche zugleich den unterschiedlichen
Charakter der Oberflachengestaltung der einzelnen Gebirgs-
theile erkennen lässt.
Von der Plattform des Thurmes erscheint die Sumava
in dunklen Contouren, welche sich sehr deutlich von den
hinter ihnen aufsteigenden leuchtenden Umrissen der Alpen
abheben. Diese höchst malerische Aussicht gegen Süden,
♦ wo jenseits des Donauthales die über den Nebel der Nie-
deningen emporsteigenden Alpen in weiter Ferne den Hori-
zont bekränzen, verleiht überhaupt allen Höhenpunkten des
Böhmerwaldes ihren grössten Reiz.
Ferd. v. Hochstetter beschreibt die Aussicht vom
Schöninger sehr anschaulich. „Hoch über dem wellenförmi-
gen Hügellande des Gneiss- und Glimmerschiefer-Terrains
gegen Südost und Süd zieht sich am fernen Horizonte die
lange Kette der Kalkalpen vom Oetscher bis zum Watzmann.
Bei durchsichtiger Luft schimmert das Karlseisfeld des Dach-
steins so hell herüber, die dunkleren Felsspitzen darauf
schneiden sich so rein am Horizonte ab, dass man die Ent-
fernung fasst vergisst. Dieser leuchtende Streifen der Schnee-
berge mit den zackigen pittoresken Contouren ist gegen
Südwest plötzlich abgeschnitten durch die dunkeln Rücken
der Sumava. Zuerst der runde Granitrücken des St. Thomas-
gebirges mit der Burgruine Wittinghausen, dann die lang-
gestreckten waldigen Rücken der grossen Granitmasse längs
der österreichisch- und baierisch-böhmischen Landesgrenze,
des Hochfichtet (1337 m) und des Plöckensteins (1378 w),
mit den Dreisesseln (1331 m) und dem Hohensteine, vor
ihm die Granitspitzen des Lysfwaldes und der Fuchswiese,
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava.
133
die lange düstere Granitwand des Langenberges ; weiter
gegen Westen die runden Gneisskuppen des grossen Chluni-
und Pleschkenberges, des Schreiners und Kubani, und weit
hinter ihnen die waldigen Gneiss-Plateaus bei Aussergefilde
und Stubenbach überragt vom Lüsen und Rachel. 4 *
Der Plansker Wald selbst bildet nur einen Theil des
(in Sommers Bölimen, IX. Bd., pag. IX. so benannten)
Plansker Gebirges. Parallel zu ihm im Nordwesten,
jenseits des Berlaubaches verläuft nämlich ein zweiter nie-
drigerer Gebirgszug, dessen höchster Gipfel, der Kluk (737 m)
sein felsiges Haupt in eckigen Umrissen über die südöst-
lichen Waldstrecken emporhebt. An ihn reihen sich gegen
XW einige andere Berge, wie z. B. der Hedel, Habfiberg,
Sturma. Struha, Jankauberg u. a. an. Eine niedere Reihe
von Gneisshügeln trennt diesen Zug von der Budweiser
Ebene. Im Nordwesten hängt er jedoch mit einer dritten
Reihe höherer Kuppen zusammen, welche die beiden durch
das Thal des Berlaubaches (Kremser Thal) getrennten Pa-
rallelzüge des Plansker und Kluk halbkreisartig verbinden.
Es sind dies die Berge bei Kugelwaid und Jaronin, der
Wolfsberg, Kroatenberg, Buglata (829 ro), hohe Würzen,
die hohe Liesl, der Steinberg u. s. w., die alle ansehnliche
Felsmassen auf ihren Gipfeln tragen.
Diese drei Gebirgszüge bilden ein Amphitheater von
Bergen, das Plansker Gebirge, welches gegen NW von dem
übrigen Abfalle des Böhmerwaldes durch den Wagauer Bach
und die Einsattelung, über welche die Strasse von 0chsbrunn
nach Elhenitz führt, getrennt ist. Durch seine Höhe, Relief-
formen und geognostische Zusammensetzung erscheint es ge-
wissermassen als ein dem eigentlichen Böhmerwalde vor-
liegendes, selbständiges Gebirge. Es soll hier jedoch dem
Böhmerwalde angeschlossen und im Zusammenhange mit
ihm beschrieben werden, um so mehr, als sich zwei weitere
Granulitpartien in der Oberflächengestaltung von ihrer Gneiss-
umgebung kaum unterscheiden.
Es ist schon oben erwähnt worden, dass sich die Su-
raava am höchsten an der Grenze erhebt, von wo aus sie
sich gegen den Otavafluss zu allmälig verflächt.
Etwa bis zur Linie, die man sich beiläufig über die
Orte AVällischbirken, Ckyn, Pfecin, Straschin und Schütten-
hofen parallel zum Grenzrücken gezogen denken kann, reicht
das höhere Gebirge. Nördlich von dieser Linie, dem Otava-
flusse zu, verliert das Gebirge allmälig an Zusammenhang,
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134 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
da sich zwischen die in Reihen oder Bögen stehenden nie-
deren Berge mehr weniger flache Landstriche einschieben.
Am weitesten dringen im Vorlande der Sumava die Berge
zwischen Sehüttenhofen und Horazdiowitz gegen die Otava
vor. Hier erhebt sich der Berg, welcher die Reste der Pra-
chinburg trägt, nach welcher ehemals ein Kreis benannt
wurde, als der am weitesten an den Fluss vorgeschobene
bedeutende Höhenpunkt.
Hier überall ist Gneiss das herrschende Gestein. Das
ganze Gebiet desselben stellt sich als ein gegen Nordosten
y.<j 28. Die Stromschnellen der Moldau an der TeafeUmauor.
sich senkendes, grosswelliges Hochland von cca 800 — 1000 m
mittlerer Seehöhe dar, welches in allen Richtungen von
tiefen Felsthfdern durchfurcht wird. Ein solches enges,
höchst romantisches Thal bildet zunächst die Moldau selbst
von Ferchenhaid aufwärts bis Aussergelild, aber auch weiter
unten, wo sich Granit an den jungen Fluss herandrängt,
welcher in einem engen, vielfach gewundenen, bald von un-
geheueren Felswänden, bald von zahllosen Felsbiöoken ein-
geengten Bette einherbraust und an malerisch gelegenen
Ortschaften, Kirchen, Klöstern, Burgen vorbeirauscht, bis er
sich durch die Felsgehänge einen Weg in die weite lachende
Ebene eröffnet. Die Gegenden von Friedberg, Kienberg, die
Teufelsmauer (Fig. 28.), Hohenfurth, Rosenberg usw. reihen
sich am Flusse hinter einander zu einem Bilde von wechsel-
Goo<;
Der Böhmenvald. — 1. Suinava.
13ß
voller, höchst romantischer Scenerie. Aehnliche tiefe Thäler
bildet die Flanitz von Husinetz aufwärts über Sablat bis zur
Ruine Gans, die Bäche bei Winterberg, der Maderbach, der
Widen- und Kislingbach, dann die das Gebirge quer durch-
brechende Otava (Fig. 29.) und alle ihre Zuflüsse von rechts
und links.
Die Bergbäche zwängen sich zwischen Steinmassen
durch, springen an Felsgehängen rauschend in die Tiefe,
bohren sich in das harte Gestein ein und arbeiten unermüd-
lich an seiner Zerstörung. Mit Hilfe von kleinem Gerölle,
Fig. »9. Partie am dem Wldra- i Otava ) Thale bei Innergetild.
welches sio in Klüften und Springen der anstehenden Felsen
absetzen und in Bewegung bringen, vermögen sie die Fels-
massen im Innern auszuhöhlen und sog. Strudellöcher
zu erzeugen, die häufig erst beim Zersprengen grösserer
Felsmassen ersichtlich werden, wie in dem Falle (Fig. 30.),
über welchen A. FriO in dankenswerther Weise Mittheilung
gemacht hat.*)
Das südliche Gneissgebiet erreicht in der Gegend von
AiHsergefild und Mader seine höchste Höhe, nur einzelne
Kuppen und Rücken steigen noch höher an, wie z. B. der
•> Ve?mfr, XV.. I88fi, pa>r. 217.
136 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Libin bei Prachatitz, der Kubani (1357 m) bei Winterberg,
der Schreiner (1258 m) bei Wallern, der Antigel (1246 m)
bei Innergefild, der Schwarzberg bei Aussergefild u. a.
Die Hochgipfel und Plateaus dieses Gebietes sind von
Wäldern bedeckt, welche neben umfangreichen Mooren
(hauptsächlich in der Gegend von Aussergefild und Mader)
die geologische Erforschung sehr erschweren, da Aufschlüsse
nur in felsigen Thalgründen bestehen, auf den abgerundeten
Bergkuppen jedoch nur selten Felsengebilde emporragen.
Dennoch wird der Geognost, wie v. Hochstetter vortreff-
lich bemerkt, selbst nach tagelangem W r andern durch Wald
Fig. 30 Strudellöcber in Felablücken »ra Klsiingbivcu«: iui Bobmerwalde.
Nach A. Frii. (ZelchnuDg von B Battie.)
und Moor, wobei er kaum einen Stein zu sehen bekam,
sich gerne „die grossen Eindrücke zurückrufen, die er em-
pfand, wenn er eintrat in jene ursprünglichen Wälder, wenn
er sie an der kundigen Führerhand eines biederen Forst-
mannes durchstreifte, bald zwischen Riesenstämmen von
Fichten und Tannen hindurch, wie zwischen den Säulen
eines gothischen Domes, bald über Moorboden durch krüp-
pelliges Knieholz, oder wenn er mühsam emporkletternd
über ein Gewirr von Felstrümmern und vermodernden Baum-
leichen, durch fest verwachsenes Gestrüpp endlich hervortrat
auf die letzte hohe Felsplatte, und nun von tiner der hohen
Kuppen hinweg sah über die ungeheueren, düsteren, schwar-
zen Waldmassen, aus denen nur da und dort ein blauer
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava.
137
Rauch aufsteigt, das Zeichen des Holzhauers, der mit Feuer
und Eisen sich Bahn bricht in die uralten Wälder."
Im nördlicheren Gneissgebiete des Böhmerwaldes er-
reichen die Berge ihre grösste Höhe S von Schattenhofen
in der Umgebung von Berg Reichenstein, Stachau. Ckyn und
Wällischbirken, wo zwar auch keine schroffen und zackigen
Gebirgsformen vorkommen, immerhin jedoch die Contouren
der Berge schärfer sind als im niederen Hügellande, wo die
Formen stets abgerundet erscheinen.
Der nördlichste Grenztheil der Sumava, das sogenannte
Künische Gebirge, welches aus Glimmerschiefer aufge-
baut ist und die beiden Seeberge : Osser und Seewand um-
fasst, bildet ein hohes, von vielen tiefen Längs- und Quer-
Fig. 81. Der bfclerltche und htthmUche Oaser.
Nach F. r Hochstetter.
thälern durchfurchtes Gebirgsland, welches mit vollem Rechte
zu den landschaftlich schönsten Gegenden des Böhmerwaldes
gezählt wird. Thal und Bergbildung ist hier von durchaus
alpinem Charakter. Tief zwischen hohen, steilen Felsabstürzen
liegen zwei prachtvolle Gebirgseen : Der Teufelssee und der
Schwarze (Deschenitzer) See, und hoch über das Gebirge
erhebt sich, weit in's Land sichtbar, die charakteristischste
Bergform des Böhmerwaldes, der Osser (Sattelberg) mit
seinen beiden mächtigen Felszacken. (Fig. 31.) Von ihm ge-
trennt durch das Lamthal erhebt auf baierischem Grund der
höchste Berg des Grenzgebirges, der Arber, sein Gneisshaupt.
(Fig. 32.)
Vom Osser fällt das Gebirge in der Gruppe des Rant-
scher terassenförmig gegen das Hügelland der Hornblende-
gesteine ab, welches die weite Kluft zwischen den hochauf-
138 L Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
strebenden Pfeilern, dem Osser im Süden und dem Cerchov
im Norden, ausfüllt und in Baiern bis zum Gebirgsstocke des
Hohen Bogen sich erstreckt.
Zur Schilderung des yeognostischen Aufbaues des Böh-
merwaldes übergehend, wollen wir unsere Aufmerksamkeit
zunächst dem Granulitgebir^e zuwenden, welches im süd-
östlichen Theile des Gebirges in drei grossen, von einander
getrennten Partien im Gneissgebiete aultritt und für diesen
Theil der Sumava charakteristisch ist.
Die erste dieser Partien ist die des Plansker Ge-
birges bei Krumau, dessen Umwallung nur in ihrem obe-
ren Theile aus Grannlit besteht. Die Grenze desselben ver-
Fiq. 32 Der Arber von Böhm Kisenstetn *us gesehen.
Nach F. t. lhwhttttttr.
läult in fast regelmässiger Linie ohne auffallende Ein- und
Ausbiegungen ringsum am Fusse des Gebirges etwa im
ersten Drittel der Höhe der Berge. X von Goldenkron bildet
auf eine kurze Strecke die Moldau selbst die Grenze. Von da
zieht sie sich S W -wärts gegen Srnin, wo sie von Serpentinen
gebildet wird, und weiterhin, von Amphibolgneiss scharf be-
stimmt, gegen Neuhof, Losnitz und Kalsching, die Kühberge
XW von Kalsching noch einschliessend, bis in die Nähe
von Bichterhof, wo massige Hornblendegesteine und Serpen-
tine interessante Grenzverhältnisse geben. Hier wendet sich
die Grenzlinie gegen Süden und das Granulitgebirge bildet
einen grossen halbinselartigen Vorsprung in das angrenzende
Gneissterrain, gegen welches die Grenze keine scharfe ist.
Der Vorsprung umfasst die Berge S von Prossnitz und Hoch-
wald, die Hügel bei Meisetschlag, Michetschlag, PlatteLschlag
bis an die Torfmoore des Olschbaches X vom Langenbrucker
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Der Böhinerwald — 1. Suraava. — Granulit. 139
Teiche and lässt sich auch jenseits der Torfmoore über
Ottetstift gegen Honnetschlag verfolgen.
Zwischen Richterhof und Ochsbrunn hängt diese Aus-
buchtung mit der Hauptmasse des Granulitgebirges zusam-
men. Bei Ochsbrunn bildet Gneiss und Hornblendegestein
eine schmale, etwa 2 km lange, in das Granulitterrain gegen
Mistelholz sich hereinziehende Zunge. Von da an ist die
westliche Granulitgrenze, — bei Dobrusch auf eine kurze
Strecke von Serpentin begleitet, — ziemlich genau durch
den Wagauer Bach bestimmt und verläuft nordwärts bis in
die Nähe von Netolitz. Von diesem nördlichsten Punkte
zieht sich die Grenze in südöstlicher Richtung beiläufig an
Luzitz. Kolowitz und Dobschitz vorbei gegen Saborsch, wo
die Granulitformation unmittelbar an die Budweiser Tertiär-
ebene angrenzt. Weiterhin bis über Slavce hinaus ist sie
von ihr durch eine schmale Gneisszone getrennt, verläuft
S W von Gross Cekau durch Jankau am östlichen Fusse des
Kluk vorbei und von da wenig östlich von Trissau zur Mol-
dau zurück.
In dieser Umschreibung erscheint das ganze Granulit-
gebirge, jenen keilförmigen Vorsprung bei Richterhof abge-
rechnet, an der Oberfläche in Form einer Ellipse, deren
grosse SO-NW-Axe von Smin bis gegen Netolitz 18 lern,
und die kleine Axe zwischen Dobrusch und Saborsch 11 km
laug ist. Die höchsten Gipfel des Gebirges liegen auf der
hufeisenförmigen Linie, welche den Schöninger mit dem
Mistelholz, Wolfberg, der Buglata, hohen Lie-1 und dem Kluk
verbindet, so dass die Oberflächengestaltung den Eindruck
eines Ringgebirges macht, welches nur an seiner östlichen
Seite zerstört erscheint und bei der Ruine Maidstein vom
Berlaubache in felsiger Schlucht durchbrochen wird.
In seinem Verbreitungsgebiete zeigt sich der Granulit
überall in losen Blöcken oder Platten, die besonders an den
Gehängen der Berge oft wahre Felsenmeere bilden, so bei
Jarunin, Berlau, bei den Schmiedhäusern, unterhalb der
Steinwände im Mistelholz, am Sandberge ober Rothenhof,
bei Tuschetschlag, am Hohenstein und am Weissenstein im
Plansker.
Die Hauptmasse des Granulites besteht aus weissem
bis gelblich weissem, seltener röthlichem, immer sehr fein-
körnigem Feldspathe ( Orthoklas , nur untergeordnet
Oligoklas z. B. bei Smin), und aus gröberem, zumeist in
rundlichen Körnchen oder auch papierdünnen Lamellen der
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140 I- Archaeische Gruppe. — IJrgneiss- und Urschiefersystem.
Feldspathmasse eingelagertem, grau- oder gelblichweissem
Quarz. Beide Bestandteile vermag man in der Grund-
massc gewöhnlich leicht zu unterscheiden, insofern sie nicht
aphanitisch ist, was nur sehr selten vorkommt. Als dritter
wesentlicher Bestandtheil tritt im Granulite braunrother bis
fleisch- und colombinrother Granat in kristallinischen
Körnchen von Mohn- bis Hirsekorn-, selten von Erbsen-
Grösse, manchmal jedoch auch erst mit der Loupe erkenn-
bar auf. Mehr als erbsengrosse Granaten sind immer ein
Haufwerk. Wahren Granuliten fehlt der Granat nie, so zwar
dass v. Hochstetter selbst glimmerreiche gneissähnliche
Gesteine als Granulit auft'asst, solange sie feinkörnigen Feld-
spath und Granaten enthalten.
Neben diesen drei Hauptgemengtheilen finden sich in
einigen Granulitvarietäten auch noch manche andere Minerale
ein. Zu den wichtigsten gehört Cyanit in kleinen, breit-
säulenförmigen, jedoch nie mit Endflächen ausgebildeten
Krystallen, oder auch unregelmässigen Körnern von blau-
weisser, gelbweisser, auch schön himmelblauer Farbe. Vor-
waltend scheint er in schieferigen Abarten aufzutreten, in
welchen manchmal durch Granat, Cvanit und Glimmer die
Grundmasse ganz zurückgedrängt wird. Besonders deutlich
erscheint der blaue Cyanit an der Oberfläche angewitterter
und von der Sonne gebleichter Blöcke. Spaltungsflächen
pflegen bisweilen von büschelförmigen Aggregaten eines
feinstengeligen ^finerales bedeckt zu sein. Es ist Sil lim a-
nit (rhomb. Thonerdesilikat ALSiO,), welcher sich beson-
ders schön bei Kugelwaid und Berlau vorfindet.
Ferner ist von den accessorischen Mineralen im Gra-
nulit dunkler, tombackbrauner bis schwarzer Magnesia-
glimmer (Biotit) zu beachten, der, ohne charakteristisch
zu sein, doch selbst in den reinsten Granulitvarietäten in
kleinen Blättchen zerstreut vorhanden ist und oft eine be-
deutende Rolle spielt. In den feinkörnigsten, fast dichten
Abarten sammelt er sich gewissermassen in Lagen und be-
dingt die ausgezeichnete Parallelstructur, resp. im Quer-
bruche eine regelmässige Streifung des Gesteines.
Manchmal findet sich in körnigen Granuliten auch noch
Turmalin in sehr feinen schwarzen Krystallnadeln oder
Büscheln ein. Sein Erscheinen schliesst dunklen Glimmer
und Cyanit aus: jedoch mit Granat und weissem Glimmer
pflegt er vergesellschaftet zu sein.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granulit. 141
Nach ihrer verschiedenen Zusammensetzung hat von
Hochstetter drei Gruppen von Granulitvarietäten im Plan-
sker Gebirge unterschieden, nämlich 1. reine glimmerarme
Granulite, 2. glimmerreiche Granuli te und 3. turmalinführende
Granulite.
Der glimmerarme Granulit kommt körnig ent-
wickelt bei Kokotin und bei Hödlwald im Plansker in einer
so feinkörnigen Abart vor, dass man auch mit der Loupe
die einzelnen Bestandteile nicht mehr zu unterscheiden
vermag. Körnigere Varietäten treten auf dem Hügel westlich
von Srnin, im Kremserthale, bei Richterhof links von der
Strasse nach Ochsbrunn, beim Neuhof 0 von Elhenitz usw.
auf. — In einer schieferigen Varietät erscheint dieser Gra-
nulit stellenweise im Plansker. Das Gestein des Leitersteines
auf dem Schöninger steht in der Mitte zwischen der körni-
gen und schieferigen Varietät.
Glimmerreiche Granulite lassen ebenfalls eine
körnig schuppige und eine streifige Varietät unterscheiden.
Aus ersterer bestehen z. B. alle die zahllosen Blöcke, welche
an den Gehängen des Plansker, der Berge bei Kugelwaid,
Jaronin, am Steinberge usw. herumliegen. Sie enthalten wohl
am meisten Cyanit, in einzelnen Handstücken oft mehr als
Granat. Gneissähnliche Abarten setzen die Felsmassen des
Kluk, des hohen Würzen, der hohen Liesl, des Groschumer
Waldes, des Hohen Steines bei Tuschetschlag zusammen.
Diese gneissartigen Granulite mit wenig Granaten enthalten
nach v. Hochstetter am Kluk, besonders an seinem N0-
und fP-Fusse, ebenso am Buglataberge, bei Jaronin neben
schwarzem Glimmer noch wenig weissen, der in einer talk-
artigen Varietät zu radial auseinanderlaufenden schuppigen
Büscheln verwachsen ist. — Die zweite, körnig streifige
Abart der glimmerreichen Granulite ist hauptsächlich da-
durch charakterisirt, dass der braune Glimmer in mehr oder
weniger ebenen Flächen mit der gewöhnlich sehr feinkörnigen
Granulitmasse wechsellagert. Cyanit fehlt hier in der Regel,
jedoch nicht immer. Man findet diese Abart bei Tuschet-
schlag, am Fusse des Schöninger bei Neuhof, im grössten
Theile des Leitersteines auf dem Schöninger, besonders
schön entwickelt bei Adolfsthal links an der Strasse nach
Budweis, dann bei der Hollubauer Mühle, beim Greinerhof
unweit Netolitz usw. Verliert die Abart alle Granaten und
wird dafür der Glimmer häufiger, so bilden sich Uebergänge
in sehr feinstreifige Gneisse aus, wie z. B. auf dem niederen
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142 I- Archaeische Gruppe. —
Urgneiss- und Urschiefersystem.
Bergröcken, der zwischen Berlau und Neudorf' gegen SO in
das Serpentingebiet des Kremser Thaies hineinragt . — Beach-
tenswert ist ein Vorkommen von glimmerreichem feinkör-
nigem Granulite in der Gegend von Srnin und am Sandberge
bei Rothenhof, wo nach v. Hochstetter bis wallnussgrosse
Kugeln, aus der Granuli tmasse selbst oder aus reinem Quarze
oder Orthoklas bestehend, in der übrigen Gesteinsmasse ein-
gebettet vorkommen sollen.*) Bei Klein Zmietsch im Hohl-
wege nach Kugelwaid fand derselbe Forscher im dünnschie-
ferigen Granulite faustgrosse Quarzkugeln.
Die glimmerreichen Granulite sind im Krumauer Gra-
nulitgebirge am meisten verbreitet.
Turmalinführende Granulite sind die verhält-
nissmässig seltensten. Typisch kommen sie nach v. Hoch-
stetter am Fusse des Matzo bei Jaronin, bei Siebitz unweit
Ochsbrunn, zwischen Habri und Jankau an der iVO-Grenze
des Granulitgebirges und bei Plattetschlag und Meisetschlag
auf dem Granulitvorsprunge vor.
Die sog. „trappartigen" Varietäten der sächsischen Gra-
nulitformation (Pyroxengranulite) hat v. Hochstetter in
Böhmen nirgends gefunden. Auch Camerlander hat sie
im Gebiete von Prachatitz nicht wahrgenommen, wogegen
sie J. Lehmann von einigen Punkten anfuhrt.
Was die Textur der Granulite im Allgemeinen anbe-
langt, so sei bemerkt, dass der, theils durch die schicht-
weise Anhäufung des Quarzes, theils durch die parallele
Ablagerung des Glimmers bewirkten, vorzüglichen Parallel-
struetur stets eine ausgezeichnete Spaltbarkeit des Gesteines
entspricht. Mit der Spaltbarkeit steht gewöhnlich auch eine
plattenförmige Absonderung in Verbindung, welche so aus-
gesprochen zu sein pflegt, dass stellenweise wenige Centi-
meter dicke, 3—4 Quadratmeter grosse Platten gebrochen
werden können. Jedoch auch bei körnigen Granuliten kommt
die plattenförmige Absonderung vor und die Fälle, wo sie
mit der Parallelstructur nicht übereinstimmt, sind durchaus
nicht selten, so dass also die Plattenabsonderung nicht mit
Schichtung identiticirt werden darf. Vielmehr besteht eine
Aehnlichkeit mit der auch bei Graniten vorkommenden
Plattenbildung. (Vergi. S. 112.)
*) J. Lehmann (Entstehung altkryst. Schiefergest. 1884, pag. 15)
vermocht* die Kugeln im Granulite bei Srnin nicht wieder zu finden.
C. v. Camerlander (L. c. p. 141) erklart sie für Massenanhäufungen
von Sillimanitnadeln.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granuüt. 143
Immerhin unterscheiden sich plattige Granulite durch
ihr mehr geschichtetes Aussehen charakteristisch von ähn-
lichen Granitfelsen, bilden aber wie diese hoch aufragende
mauer- und thurmähnliche Felsen, die oft in Folge einer zu
der plattenförmigen Absonderung fast senkrecht stehenden
Zerklüftung nach einem Vergleiche v. Hochstettens wie
Coolissen in langen Reihen hinter einander stehen. Sehr
schön ist dies am Leiterstein auf dem Schöninger zu be-
obachten. Im Kleinen macht sich namentlich bei den körnig
streifigen Granuliten eine scharfkantige rhomboidale Zerklüft-
ung sehr bemerkbar, welche die Verwitterung ungemein be-
günstigt. Dieselbe fangt mit einem Zerfallen der Masse in
kleine ochergelbe Stücke an, die allmälig in lichtgelben,
mehr sandigen als lehmigen Grus übergehen.
Dieser ist in oekonomischer Hinsicht von ziemlicher
Bedeutung, da er erstens dem mageren Serpentinboden
gegenüber eine fruchtbare Dammerde bildet und zweitens
in Ziegelbrennereien wohl verwendet werden kann. Fester
Granulit findet als Maurer- und Steinmetzmaterial Verwend-
ung. Die Mariensäule auf dem Stadtplatze zu Krumau soll
aus Granulit vom Plansker gearbeitet sein.
Westlich von dem Krumauer Granulitgebirge, dessen
Hauptgruppe der Plansker bildet, erstrecken sich in gleicher
Richtung von S nach N in einer Länge von cca 8 km drei,
durch tief eingeschnittene Thäler von einander getrennte,
parallele Bergrücken mit zahlreichen niederen und höheren
Kuppen.
Der erste dieser Bergrücken, welcher sich von Tisch
aus zwischen dem Wagauer und dem Gruber oder Melhutka-
bache in die Gegend von Herbes SW von Netolitz zieht,
und dem z. B. der Matzels-Bühel, Wrati, Hohenstein, der
Elhenitzer Berg usw. angehören, ist ein cca 2 hm breiter
Gneisszug, welcher das Plansker Gebirge von dem westlicher
gelegenen sog. Prachatitzer Granulitgebirge trennt.
Dieses besteht in seiner Hauptmasse aus dem zweiten und
dritten der erwähnten drei Bergrücken.
Der zweite beginnt zwischen dem Gruber Bache und
dem Frauenthaler Bache S bei Zabof und dehnt sich nord-
wärts über Klenowitz und Feibern in den Hügeln des Thier-
gartens W von Netolitz aus. Der dritte, zwischen dem
Frauenthaler Bache und dem 2ivnybache bei Prachatitz ge-
legene, verbreitet sich von Schlag aus über Jelemka, Neba-
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144 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
hau, Zernowitz und Lhota bis in den Babiwald zwischen
Bieltsch und Witjejitz.
Das ganze SO von Prachatitz sich ausbreitende Gra-
nulitgebirge hat die Gestalt einer unregelmässigen Ellipse,
deren grosse Axe von Zäboi- bis zur ßlanitz bei Bieltsch
10 km lang und mit der grossen Axe der Plansker Granu-
litpartie parallel ist, wahrend die kleine Axe zwischen Pra-
chatitz und Witjejitz 7 km misst.
Die genauere Grenze verläuft im Süden von Zäboi- dem
Bache entlang bis zur Köppelmühle (NO von Chrobold), von
hier in fast gerader Linie bis zum Galgenberge bei Prachatitz,
wobei von Röhn bis zur Sägemühle oberhalb Prachatitz der
2ivn^bach die scharfe Grenze zwischen den Granuliten an
seinem rechten und den ihnen auflagernden, im Libinberge
steil aufsteigenden Gneissen an seinem linken Ufer bildet.
Unmittelbar bei Prachatitz, 0 von der Stadt, schneidet die
Grenzlinie den ZivnVbach, zieht sich deutlich bis zum Schnei-
der auf der Wiese hin, von wo sie sich nordostwärts gegen
Bieltsch wendet, gleichzeitig bei dem hier stattfindenden all-
mäligen Uebergange des Granulites in Gneiss ihre Schärfe
einbüssend. Den einzigen sicheren Anhaltspunkt zur Grenz-
bestimmung bieten hier nach v. Hochstetter eigentüm-
liche Hornblendegesteine, die N von Wostrov anstehen und
schon zu Schürfungen Veranlassung gegeben haben, da man
sie für Steinkohlen hielt.*) Es sind feldspath- und quarzarme
Gesteine, in denen die braunschwarze, von dunklem Glimmer
regelmässig durchwachsene Hornblende in grossen blätte-
rigen Partien bis zu 2—3 cm Länge und Dicke, aber ohne
jede regelmässige Krystallgestalt ausgeschieden ist und bei
der Verwitterung des Gesteines in Knollen übrig bleibt. — -
Von Bieltsch**) wendet sich die Grenzlinie südostwärts bis
Tfebanitz, so dass der Burgberg bei Witjejitz schon auf
Gneiss steht. Von Trebanitz gegen Süden bildet bis Zäbof
zurück der Melhutkabach die Grenze.
Die Granulite dieses Gebietes, welche von v. Camer -
lander näher untersucht worden sind, erwiesen sich alle
als von ziemlich genau übereinstimmender Zusammensetzung.
*) An anderer Stelle erwähnt v. Hochstetter scheinbar von
demselben Orte „schwarzgrüner Serpentine, die unkundige Private
zu einem Versuchsbaue auf Steinkohlen verführt haben."
**) Nach C. von Ca merlander (Jahrb. der k. k. gedl. R.-A.,
XXXVII., 1887, pag. 118) dürfte die Grenze richtiger durch den Ort
Bieltsch gegen den Cihadloberg verlaufen.
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[>er Bohmerwald. — J. Sumava. — Granulit. 145
Z. B. in dem Granulite vom Jelemkaberge (SO von Prachatitz)
wurde neben Feldspath, Quarz, Granat (gemeinem, nicht
Almandin) und Cyanit, dessen Körner häufig von einem
Rande von Sillimanit*) umgeben sind, auch dunkelgrüner
Aagit als filzartiger Kranz von dichtgedrängten Stengeln ent-
weder als Umrandung des Cyanits oder frei im Quarze lie-
gend, ferner Biotit, tiefbraune Rutilprismen, Erzpartikeln und
wenig Apatit nachgewiesen. Ganz ähnlich ist der Granuli t
vom Galgenberye, von der Wällischmühle (^V von Prachatitz)
von Klenowitz (S von Netolitz) und von einigen anderen
Fundstellen zusammengesetzt.
Interessant ist die Beobachtung v. Cameklandek's,
•iass der Granulit des Prachatitzer Gebietes nicht nur von
(ineissen überlagert, sondern auch unterlagert wird, so
dass er sich zwischen Gneiss eingeschlossen darstellt. Der
Hangendgneiss gibt die äussere Umgrenzung der Granulit-
}>artie an. Der Liegendgneiss nun soll ausserordentlich con-
form zum elliptischen äusseren Umrisse des Gebietes ver-
laufen, und zwar von der Rumpal mühle (N von Prachatitz)
nach 0, S an Witjejitz vorbei über den Goidbach zum Grün-
berge und zurück durch das Südende des Dorfes Nebahau.
Jedoch sind die Liegendgneisse nicht zu ungestörter Ent-
wickelung gelangt, da sie relativ mächtige Granulitlager
enthalten, wie z. B. am Gipfel des Kobyla Berges, N vom
Gipfel des Nebahauer Berges und anderwärts.
Durch den Frauenthaler und £ivny Bach wird das ganze
Prachatitzer Granulitgebiet in drei Theile getheilt, deren
jeder einige Eigenthümlichkeiten aufweist.
Der erste Theil, zwischen Zäbof, Klenowitz, Krallen
und Feibern bis Witjejitz besteht fast durchgehends aus
schieferigen, körnig-schuppigen und körnig streifigen Gra-
nuliten. die sehr selten Cyanit enthalten. Erst bei Feibern
werden die Granulite glimmerreicher und gneissartig. Schön
entblösst und in grossen frei hervorragenden Felsmassen
anstehend sind diese Granulite am Hohen Stein X von Za-
ber, im Köhlerwalde S von Klenowitz, im Bodenbergwalde
u. a. Die plattige Absonderung ist zumeist horizontal, die
Parallelstructur des Gesteines dagegen sehr wechselnd.
') Sillimanit ist nicht nur für den (Jranulit charakteristisch, son-
dern kommt nach v. Cain e r I a n d er auch ausserhalb des Gr<mulit-
i.*<fbietes vor, so zwar, dass z. B. der eigenartige Gneiss an der Wald-
liniere des Eichberges W von Prachatitz geradezu als Sillimanit- fFibro-
lith-; (?nei«s bezeichnet werden könnte.
Xetitr, Geologe ton B6htn*n 10
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146 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Der zweite Theil des Prachatitzer Granulitgebietes, dem
die Ortschaften : Pieschen, Schlag, Frauenthal, Laschischt,
Jelemka, Nebahau, Zdenitz, 2ernowitz, Lhotka mestskä (Stad-
tisch Oed., 0. G. Wostrov, N von Prachatitz), Dubowitz,
Lhota und Bieltsch angehören, verräth schon grössere Unter-
schiede in der Gesteinsbeschaffenheit. Der Granulit ist von
wechselndem Aussehen und das ganze Gebiet zeichnet sich
durch seinen Quarzreichthum aus. Z. B. nordöstlich vom Gipfel
des Nebahauer Berges findet man unzahlige Quarzblöcke. Alles
herumliegende Gestein ist nach v. Hochstetter nur Quarz,
rein, weiss, oft schön krystallisirt, ebenso am Jelemkaberge.
Geognostisch noch mehr hervorragend ist der dritte
Theil des Prachatitzer Granulitgebietes. einmal durch die
schönen cyanitreichen schieferigen Granulite am Galgenberge,
und besonders durch einen 3 km langen Quarzgang, der sich
von der Skalka am iV-Ende der Stadt Prachatitz in einer
Streichungsrichtung nach Stunde 1—2 (X 15—30° in 0) bis
zu der Stelle verfolgen lässt, wo die Strasse von Husinetz
mit der von Bieltsch zusammentrifft. Prachatitz selbst liegt
in einem tiefen Thalkessel am Zusammenflusse zweier Bäche
auf deren Alluvionen. Hoch und steil erheben sich an der
SW- und 5-Seite der Stadt die waldigen Gneissrücken des
Eichberges, des Schwarzberges und des Libin. Die NO von
der Stadt gelegenen niederen Berge und Hügel bestehen
aus Granulit. Die Grenze zwischen Gneiss und Granulit zieht
sich unter interessanten Verhältnissen unmittelbar an der
Nordseite der Stadt gegen Westen. Die Stadt selbst hat
noch Gneiss zum Untergrund.
Der erwähnte Quarzgang ragt in einigen schroffen Fel-
sen über das übrige Terrain hervor, von welchen die Skalka
oberhalb Prachatitz historische Berühmtheit geniesst. Der
Quarz des Zuges ist theils rein weiss, theils röthlich und
gelblich gefärbt, sehr zerklüftet. Seine Drusenräume sind
mit Krystalien besetzt. Er scheint in veränderter Beschaffen-
heit bis zum Schwarzberge fortzustreichen, wo vor Zeiten
ein Versuchsbau auf Silber eingeleitet worden ist, aber nur
Schwefelkies ergeben zu haben scheint.
Südlich vom Prachatitzer und westlich vom Krumauer
Granulitgebirge, zwischen den hohen Gneisskuppen des Ohlum
östlich, des Libin im Norden, des Kubani im Westen und
dem Granit - Hochlande des Langenberges im Süden, ver-
breitet sich eine d r i 1 1 e Granulitpartie, die als Ghristian-
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Gneiss.
147
berger Granu litgebirge bezeichnet werden kann. Sie
ist von geringerer Ausdehnung als die beiden zuerst ge-
nannten und auch viel weniger zugänglich und in geogno-
stischer Hinsicht charakteristisch. Diese Granulitpartie umfasst
nach v. Höchste tter die Ortschaften Neuberg, Althütten,
Hundsnursch, Ober Haid z. Th., St. Magdalena, Unter
Schneedorf, Miesau, Christianberg, Markus und Ghumhäuser
und ist namentlich im südlichen Theile bei den zuletzt an-
geführten Orten von tiefem Moorboden und dichten Wal-
dungen bedeckt. Deshalb lässt sich auch die südliche Grenz-
linie nicht scharf bestimmen. Hingegen ist die nördliche
Grenze über Ober Haid, Schreinetschlag, längs des Lang-
wiesbaches S an Haberies vorbei, über Paulus bis Neuberg
durch Serpentine und Hornblendegesteine gut kenntlich ge-
macht. Es bildet auch diese Granulitpartie eine Ellipse,
deren grosse, Ost-West-Axe von Neuberg bis St. Magdalena
oca 7 km lang ist, während die kleine S-N-Axe von Ernst-
brunn bis Ober Haid kaum 4 km misst.
Der herrschende Granulit ist von körniger und körnig
schuppiger Beschaffenheit und zeigt die allmäligsten Ueber-
gänge in Gneiss. Auch er dürfte stets Fibrolith enthalten.
In der sonstigen Erstreckung der Sumava kommt Gra-
nulit nach v. Hochstetter ganz untergeordnet auch am
Fallbaum und am Fels des Stierplatzes SO vom Osser an
der Landesgrenze vor. An letzterem Fundorte hat er sich
aus Quarzitschiefer durch Aufnahme von feinkörnigem Feld-
spathe und reichlichen kleinen Granatkörnern entwickelt.
' Die beschriebenen drei Granulitpartien des südlichen
Böhmerwaldes umgibt rundum Gneise, der überhaupt im
ganzen Gebirge die vorherrschende Gesteinsart ist und na-
mentlich nordwestwärts von Wallern, Sablat und Wällisch-
birken über Winterberg, Wolin, Berg und Unt. Reichenstein,
Schüttenhofen, Bergstadtl bis Neuern und Janowitz in zu-
sammenhangender Erstreckung sich ausbreitet.
Zwischen den höheren Granitmassen des St. Thomas-
gebirges, des Hochfichtet und des Plöckensteins im Süden
und dem Krumauer Granuli tgebirge im Norden verbreitet
sich von Unter Wuldau und dem Austritte des Fürstlich
Schwarze nberg'schen Schwemmkanales aus Böhmen über
Eggetschlag, Schwarzbach, Ober Plan, Höritz, Kirchschlag,
Gojau, Krumau, Rojau, Goldenkron nordöstlich bis in die
Gegend von Priethal, Steinkirchen und Payreschau an die
10*
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148 I. Archaeische Grup|*». — Uiyneis«- und Urechiefercystem.
tertiären Ablagerungen heran, hier an das Gneissgebirge des
böhmisch-mähr. Hochlandes sich anschliessend, ein in mehr-
facher Beziehung ausgezeichneter Gneisszug. Zwischen dem
Olschbache im \V und der Moldau im 0 ist die berühmte
Graphitgegend Böhmens.
Nur zwischen Tuschetschlag, Ochsbrunn und Zmietsch
erreicht das Gneissgebirge bedeutende Höhe, während es
sonst in der Umgebung des Krumauer Granulitgebirges nie-
driger als dieses erscheint. In der nördlichen Partie ist das
Verhältniss ein umgekehrtes. Hier bilden die Granulite nur
ein niedriges Hügelland, wogegen der Gneiss in hohen Ber-
gen ansteigt.
Der Gneiss des südlichsten Böhmerwaldes weist die
verschiedenartigsten Abarten im Gefüge als auch in der Zu-
sammensetzung auf. Dies letztere ist dadurch erklärlich, dass
die Einlagerungen von Horablendegesteinen, Graphit und
auch Kalksteinen durch allmälige Uebergänge mit dem nor-
malen Gneisse verbunden sind. Es finden sich demnach
Hornblendegneisse und Graphitgneisse neben normalen Glim-
mergneissen mit oft sich ziemlich bemerkbar machendem
eingestreutem Turmalin und Granaten. Z. B. bei der Spinn-
fabrik S von Krumau enthält der sehr glimmerreiche Gneiss
Granaten, die an der verwitterten Obertläche des Gesteines
knotenartig hervorstehen.
Südlich von der Christianberger Granulitpartie und
westlich vom Krumauer Granulitgebirge steigt der Gneiss
von der Grenze der ersteren bei Ernstbrunn zu dem hohen
Granitplateau des Langenberges und der Fuchswiese an,
während er von Osten her über den Grossen Pieschen bei
Ochsbrunn und den Ohlumberg zum Hochlande bei Andreas-
berg sich erhebt.
In diesem Gneissgebiete herrschen schieferige und kör-
nig schuppige Gneisse vor. Sie scheinen im N vom Granu-
lite, im S vom Granite abzufallen und eine muldenförmige
Falte zu bilden, an deren östlichem Ende der, hohe Ghlum-
berg aufragt.
An der 0 und NO-Grenze des Plansker Gebirges, S von
Slavce bis Habri und Cekau, treten nach v. Hochstetter
charakteristische granitähnliche Gneisse mit weissem und
gelblichem Orthoklase, wenig grauem Quarze und braunem
bis schwarzem Glimmer auf. Dieser letztere bildet kleine,
deutlich gestreckte Flasern. Das ganze Gestein hat jedoch
eine höchst unvollkommene Parallelstructur und ist granit-
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Gneiss.
artig in dicke Platten abgesondert. Es dürfte auch im Sinne
J. Lehmanns besser als Granit denn als Gneiss gedeutet
werden.
Etwas südlicher, jedoch auch an der Grenze der Gra-
nulite des Plansker Gebirges, erhebt sich der an 70 m hohe,
schroffe Gneissfelsen, welcher die Ruine des alten Rosen-
berg'schen Schlosses Maidstein trägt und um dessen Fuss
der Kremser Bach seine Wasser in wildem Laufe der Moldau
zuführt. Das fast senkrechte Aufsteigen der Felswände von
der Moldau, als auch von dem Bache auf, ist durch eine
transversale Schichtung bedingt. Der Gneiss ist feinschieferig,
glimmerreich, enthält theilweise auch Granatkörner und bil-
det dann gewissermassen einen Uebeigang in Granulit.
Sehr interessant sind die Verhältnisse, welche in den,
zwischen den Granulitpartien sich erstreckenden Theilen des
Gneissgebirges herrschen.
Zwischen dem Krumauer und Prachatitzer Granulite
bildet der Gneiss eine von zahlreichen kleinen Querthälern
durchfurchte Bergkette, in welcher der Hohenstein im Hra-
dischte Walde, dessen Felsmassen durch einen breiten Sattel
vom schroff abfallenden Gaissteine, dem Elhenitzer Berge
mit dem Langen Berge und dem Sträz abgetrennt erscheint,
am meisten auffallt. Dieser Haupttheil des Gebirges ist vom
nördlichsten Ausläufer (der Doubrava W von Herbes) durch
die Hradetzer Schlucht abgetheilt.
Der ganze zwischen die drei Granulitpartien wie ein-
gekeilte Gneissgebirgszug ist durch seinen Granatreichthum
ausgezeichnet. In der nördlichen Hälfte, besonders am nörd-
lichen Theile des Elhenitzer Berges, am östlichen Gehänge des
Sträz in kolossalen Blöcken u. a., im südlichen Gebirgstheile
sehr deutlich an den bei der Kapelle zum guten Wasser
oberhalb Tisch anstehenden Felsen, die am Abhänge hinab
ein wahres Meer von wollsackförmigen Blöcken bilden ; tritt
eine ziemlich grobkörnige, streifige Gneissvarietät auf, die
aus gelblichem Quarz, Orthoklas, viel dunklem Glimmer (in
nicht paralleler Anordnung) und zahlreichen erbsengrossen
lichtrothen Granaten besteht. — In der südlichen Gebirgs-
halfte, im südlichen Theile des Elhenitzer Berges, beim Gais-
steine, auf den Bergen bei Tisch, besonders jedoch im Kö-
gelholz bei Ochsbrunn waltet ein feinkörniger, streifiger bis
schuppiger Gneiss vor, der aus sehr feinkörnigem Feldspathe
and Quarz, dunklem Glimmer und unzähligen lichtrothen
Granatkörnern von beinahe mikroskopischer Kleinheit bis zu
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150 !• Archaeische Gruppe. — (Jrgneiss- und Urschiefe rsystem.
Hirsekorngrösse besteht, welche letzteren oft in solcher
Menge vorhanden sind, dass die übrigen Gesteinsbestand -
theile ganz zurücktreten. Diese Gneisse zeigen häufig bedeu-
tende Aehnlichkeit mit Granulit und werden von Hoch-
STETTER als Beleg für die Ansicht einer gleichzeitigen Ent-
stehung beider Gesteine angeführt. — Der felsige Kamm
des Elhenitzer Berges, vom Gaissteine bis zur Dlouhä Hora
(Langen Berge) besteht aus mächtigen, mauerartig aufra-
genden Quarzfelsen von rein weisser, röthlicher oder gelb-
licher Färbung, die ebenfalls viel schmutzig braunrothe Gra-
natkörner enthalten.
Von ähnlicher Beschaffenheit ist der Gneissstreifen
zwischen der Prachatitzer und Ghristianberger Granulitpartie.
Es herrschen hier zwar körnig schuppige Gneisse mit sehr
unvollkommener Parallelstructur vor, die in bedeutenden
Felsmassen anstehen und granitähnliche Blöcke bilden, wie
z. B. bei Chrobold und besonders im Tonnetschlager Revier
am Libin, Schindaufeis, Joselstein, Lenzfels usw. Doch kom-
men die schönen, körnig streifigen bis flaserigen Gneisse mit
Granaten auch hier vor, wie z. B. bei Chrobold, Tonnet-
schlag und Schreinetschlag.
Ein weites Gebiet nimmt der Gneiss, wie oben erwähnt,
westlich von den Granulitpartien von Prachatitz und Chri-
stianberg, so wie von dem südlicher gelegenen Granitmassive
des Langen Berges und der Fuchswiese ein. Dieses Gneiss-
gebiet erstreckt sich von Prachatitz, Sablat, Wallern bis in
die Gegend von Kolinetz, Besin, Drosau und Neuern, wo es
auf dem Gebiete der ehemaligen königlichen oder künischen
Freibauern von der Glimmerschieferformation des sog. Kü-
nischen Gebirges begrenzt wird.
Der Gesteinscharakter des Gneisses ist in der südöst-
lichen Hälfte dieses grossen, zusammenhängenden Terrains
ein wesentlich verschiedener von jenem der nordwestlichen
Hälfte.
Jene erstere, die sich als waldiges Hochplateau vom
Kubani und Schreiner bis in die Gegend von Aussergefild
und Innergefild erstreckt, und die Umgebungen von Sablat,
Husinetz und Winterberg einnimmt, ist in petrographischer
Hinsicht höchst einförmig. In Handstücken kann man zwar
verschiedene Gneissvarietäten unterscheiden, ohne dass es
jedoch möglich wäre, bestimmte Verbreitungsgebiete der ein-
zelnen Abarten zu umgrenzen. Nur im Allgemeinen kann
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Der Böhmerwald. —
1. Öumava
— (ineiss.
angegeben werden, dass sehr feldspathreiche, dick-
schieferige, körnigstreifige Gneisse mit dunklem Glimmer
vorherrschen. Am Kubani und Schreiner sind sie ziemlich
ebenflächig geschichtet, in der Gegend von Aussergefild aber,
namentlich im oberen Moldauthale zwischen Aussergeflld
und dem sog. Biertopf, einem bizarren Gneissfelsen am lin-
ken Moldauufer, dessen Namen seiner eigentümlichen Form
entspricht, und an vielen anderen Punkten zeigen die Gneisse
die verschiedensten Stauungen ihrer Schichten, welche manch-
mal selbst cylindrisch zusammengebogen sind, so dass man
nach v. Hochstetter am Querbruche einen Holzstamm mit
Jahresringen zu erblicken glauben könnte.
Von ganz verschiedenem Charakter ist die nordwest-
liche Hälfte des Gneissterrains, die sich um Zdikau, Berg
Reithenstein, Schüttenhofen, Hartmanitz, Bergstadtl, Wel-
hartitz, Haidl, die Seewiesen, Cachrau, Drosau bis Neuern
zur Angel (Chlavka) ausbreitet. Dieser Theil, in welchem
sich die berühmten alten Bergorte Berg Keichenstein und
Bergstadtl unserer Lieben Frau befinden, ist der eigentliche
Golddistrict Böhmens von ehemals, der im Norden durch
eine Linie vom Einflüsse des Ostruznä-Baches in die Otava
(unterhalb Schüttenhofen) nördlich an Winterberg vorbei bis
an die Flanitz bei Husinetz begrenzt werden kann.
Es ist die von Hochstetter so bezeichnete quarz-
reiche Gneissregion des Böhmerwaldes, in welcher sich
bedeutende Quarzbrüche befinden und quarzitische Gesteine,
so wie reine Quarze sehr verbreitet sind. In Blöcken sind
<ie häufig anzutreffen, wie z. B. bei Schüttenhofen am Wege
nach Wodolenka, zwischen Schüttenhofen und Wolschov,
bei Haidl, Swojschitz, Pfestanitz, Althütten usw. Der herr-
schende Gneiss ist selbst sehr quarzreich und feldspatharm,
jedoch oft auch so glimmerreich, dass sich glimmerschiefer-
artige Abarten entwickeln, wodurch zumal in der Nahe des
Glimmerschiefers allmälige Uebergänge in diesen verursacht
werden. Ebenso entwickeln sich stellenweise Quarzitschiefer,
die z. B. in grosser Mächtigkeit in der Gegend von Welhar-
titz auftreten. Hier bildet Quarzitschiefer an beiden Ufern
der Ostruznä hohe zackige Felswände, auf deren einer das
alte Schloss von Welhartitz steht.
In der weiteren Umgebung von Gross Zdikau ist der
(ineiss nach J. N. WoLDRlCH von sehr verschiedener Be-
schaffenheit, je nach der mineralischen Zusammensetzung
( Glimm ergneiss. Amphibol-, Graphitgneiss), als auch nach
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152 I. Arr.haeische (uuppe. — l.'nrneiss- Uu.l L'rschiefersystem.
•
der Structur (Schuppen-, Körnel-, Augengneiss, Glimmer-
schiefer-, porphyr-, granitartiger Gneiss, aphanitischer Gneiss).
Der Gneiss wird in seiner Fallrichtung immer glimmerreicher
Die älteren (Liegend-) Schichten enthalten häufig Graphit-,
die Hangendschichten Kalkeinlagerungen. Verbreitet sind in
diesem Gneissgebiete quarzige Ausscheidungen (dich-
ter Quarz secundären Ursprunges) namentlich neben der
Strasse von Gross Zdikau nach Aussergefild bei dem Dorf«-
Plane, wo der Quarz in „Kiesbrüchen" (Kies = Quarz) zur
Glasfabrikation gewonnen wird ; und quarzige Einlager-
ungen, wie z. B. Quarzitschiefer bei Branickov (am Felsen
Mala bäba), Gabus N von Gross Zdikau, NW von Winter-
berg, am Stachauer Berge u. a., oder Quarzitfels SO bei
Mladikau.
Der Quarzreichthum dieses Theiles der Sumava ist es
eben, der in engster Beziehung zu (lern Goldvorkommen
daselbst steht. Das Gold ist in sehr feiner Zertheilung der
ganzen quarzreichen Gebirgsmasse eingestreut und leider
nicht auf Adern und Gange beschränkt, welche Verhältnisse
allerdings für den Bergbau sehr ungünstige sind.
Weiter nördlich im Vorlande der Sumava bis zum
Otavaflusse ist Gneiss zwar die herrschende Gcbirgsart, die
sich von Netolitz, Wodnian und Protiwiu westwärts über
Wolin und Schüttenliofen hinaus verbreitet, jedoch von einer
bedeutenden Anzahl kleiner und grösserer Granitinseln unter-
brochen wird. Das östlichste Verbreitungsgebiet des Gneisses
stimmt durchaus mit dem nachbarlichen Theile des böh-
misch-mährischen Hochlandes überein.
Ganz allgemein ist Biotilgneiss verbreitet. In den
höheren Gebirgen mit schärferen Contouren und Felsanhäuf-
ungen herrscht vorzugsweise eine orthoklasreiche feinkörnige
Varietät mit wenig dunklem Glimmer. Es ist lichter, körnig
schuppiger Gneiss, der nach v. Zkphauowich z. B. bei
Berg Reichenstein, ganz ausgezeichnet bei Nahoran, O von
Straschin, in Felsen und Blöcken am Wege nach Malec u. a.
vorkommt. Am Karlsberge N von Berg Heichenstein, der
von der schönen Karlsburg gekrönt wird, ist diese Varietät
quarzreich. Vorragend • Schichtenköpfe bilden den Kamm
des felsigen Rückens, der die beiden Kuppen des Karls-
berges verbindet. Auch die Gehänge des Steinberges sind
mit Blöcken eines ähnlichen Gneisses besäet. Ferner tritt
der körnig schuppige glimmerarme Gneiss auf dem Höhen-
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Der BohinerwaM. — 1. äumava, — ■ Gneiss.
zuge auf, der in iVW-Richtung von Barau über Autieschau.
BUko, Zäluzi gegen ParaCov zieht, weiter am Lipowitzer
Berge S von Dub und auf dem Gross Borer Berge SU von
Barau, wo er überall sehr quarzreich ist. N von Winterberg
wird die Wolinka von Felspartien desselben Gesteines ein-
geschlossen. Dasselbe ist auch von hier östlich und westlich
um Kfesane, Zeisiitz, Svatä Maia, Elschtin, Nakwasowitz
herum und an vielen anderen Punkten im höheren gebirgi-
geren Terrain verbreitet.
In Handstücken macht diese Gneissvarietät, welche mit
dem Gneisse des Michovberges bei Katowitz und einiger an-
derer Fundstellen im böhmisch-mähr. Hochlande (siehe Seite
ti4 u. 66) übereinstimmt, oft den Eindruck eines granitischen
Gesteines. Im Grossen ist jedoch die Schichtung stets eine
ausgezeichnete, wie namentlich au der Wand bei Annathal
am rechten Ufer des Baches.
, Eine andere Gneissvarietät unterscheidet sich von der
ersteren durch ihre körnig schieferige Structur und den
viel häufigeren Glimmer, weither zwischen dem fein- bis
grobkörnigen Gemenge von Orthoklas und Quarz zusammen-
hängende dunkle Lagen bildet. Dieser schieferige Gneiss
herrscht in der Umgebung von Wällischbirken N und 0 von
der Stadt bei Aujezdetz, Konopischt, Buschanowitz, Dub.
usw.. wo er auf den Höhen in deutlich geschichteten Fels-
partien anstehend ist. Auch SO von Berg Reichenstein, NW
von Barau auf der felsigen Kuppe des Auticschauer Berges,
hei Kranicko, an den Abhängen des Hrad- und Hirschberges
0 von Blsko und bei Netonitz ist diese Abart verbreitet und
uuf den Höhengipfeln in Felsen, thalabwärts in reichlichen .
Blöcken anzutreffen.
Mehr untergeordnet als diese beiden Gueissabarten sind
unige andere Varietäten, welche v. Zephakowich im Vor-
lande der Sumava unterschieden hat.
Grobkörniger Gneiss, wie er in der Granitnähe von
Hsek bis Horazdiowitz entwickelt ist, kommt z. B. am Ho-
stito Berge, bei Milikowitz, am Berge S bei Treschowitz,
hei Miliwitz, auf dem Rücken, der sich zwischen Stritei* und
Marzowitz erhebt, X und O von Wolin, ferner bei Neza-
mvslitz S von Horazdiowitz und wohl auch anderwärts in
kleineren Partien vor.
An ihn schliesst sich p o r p h y r a r t i g e r Gneiss an,
<ler bei Ccprowitz OSO von Wolin vorkommt, wo er arn
Wege nach Litochowitz in liegende Platten abgesonderte
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154 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Felsen bildet. Seine ziemlich grobkörnige Grundmasse besteht
aus viel röthlichem Orthoklas und wenig grauem Quarze mit
unregelmässigen und aufgelösten Lagen von dunklem Glim-
mer. In dieser Hauptmasse sind bis mehrere Centimeter
grosse Krystalle oder kugelige körnige Ausscheidungen von
Orthoklas porphyrartig eingeschlossen.
Auffallend verschieden von diesen Abarten ist der
dünnschiefe rige Gneiss (vergl. Seite 64.), der durch
Ueberhandnehmen des Glimmers ein glimmerschieferähnliches
Aussehen erlangen kann und vorzugsweise im mehr ebenen
Terrain herrschend ist, wie z. B. ausgezeichnet unmittelbar
bei Schüttenhofen S von der Otava. Flussabwärts steht er
bei Klein Ghmelna, bei Cimitz, 2ichowitz und am Prachin-
ßerge {SW HoraSdiowitz) in Felsen an. Auch auf vielen
anderen Stellen ist diese Gneissabart anzutreffen, jedoch nur
selten ist sie über grössere Flächen ausgedehnt. Bei Dou-
brawitz, Zleschitz unweit Wolin, Wischkowitz, Zuzlawitz und
Wonschowitz nächst Ckyn kommt sie in Begleitung von Kalk-
steinlagern vor. 0 von Wolenitz (SO von HoraZdiowitz) fand
v. Zepharowich in derselben sparsam Granat in Deltoid-
ikosiedem eingesprengt.
An einigen Orten geht diese Abart in Hornblende-
gneiss über, indem sich Amphibol in Nadeln oder Körn-
chen einfindet, der den Glimmer allmälig verdrängt und
seine Stelle einnimt. Eine grössere Ausdehnung erlangt dieses
Gestein bei Zbynitz NO von Bergstadtl, von wo es sich ge-
gen Tedrazitz ausbreitet. Es erscheint hier als trennendes
Glied zwischen, dem Granite und dem Gneisse und streicht
bis gegen Lhota. Feinkörniger Amphibolgneiss steht unmit-
telbar bei Skäl, 0 von Wolin an, wo er übrigens mit glim-
merreichem, schieferigem Gneisse zu wechsellagern scheint.
Vom praktischen Standpunkte aus ist der innige Zu-
sammenhang zwischen der Güte des Bodens und dem Men-
genverhältnisse und der Verbindungsart der Bestandtheile
des Gneisses im ganzen Gebiete unverkennbar. Vorzüg-
lich kommt es hiebei auf den Glimmer an, von welchem
die grössere oder geringere Verwitterbarkeit des Gesteines
abhängt. In den einzelnen Glimmerlagen wird das Gefüge
zuerst gestört, dann zerfallt das Gestein in Schichten, um
sich schliesslich bei fortschreitender Zersetzung in einen
rothen, lehmig sandigen Boden aufzulösen. Dieser ist z. Th.
guter Ackerboden, eignet sich aber auch vorzüglich zur
Ziegelbereitung.
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>
Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — üneiss. 155
Noch zu erwähnen wären aus dem mittleren Theile
des Vorlandes der Sumava Gneissglimmerschiefer und
Quarzite, welche sich untergeordnet am Aufbaue desselben
betheiligen. Die ersteren entwickeln sich aus Gneissen durch
das fast vollständige Zurückweichen des Feldspathes und
treten z. B. in grösseren Massen in der felsigen Thalschlucht
des Zollerbaches unterhalb Berg Reichenstein auf. Vom
Pochwerke am Zollerbache abwärts gegen Unter Reichen-
stein kann man an den steilen Felswänden in den Gneiss-
schichten einen raschen Wechsel beobachten, indem durch
das Herrschendwerden eines oder des anderen Bestandtheiles
bald Gneissglimmerschiefer, bald Quarzitschichten sich ent-
wickeln, die mit gewöhnlichem Gneisse wechsellagern.
Quarzausscheidungen sind im Gneisse eine sehr häufige
Erscheinung und von einzelnen quarzreichen Gneissschichten
bis zu mächtigen Quarzlagern anzutreffen.
Sehr quarzreiche Schichten treten zwischen Klein und
Gross Bor auf und bilden die Kuppe des Borer Berges.
Weiter kommt Quarz nach v. Zepharowich in grösserer
Menge bei Dub am S- Abhänge des Braböitz Berges, der mit
dem Vorkommen am Lipowitzer Berge bei der Kapelle zu-
sammenhängt , bei Zichowetz nächst * Strunkowitz an der
Blanitz, am Budkauer Teiche und bei Wällischbirken am
Kancov Berge vor. Bei Berg Reichenstein am Zollerbache
ist der Quarz weiss bis dunkelgrau gefärbt, bald ganz zer-
klüftet, bald fest, und bildet im Gneisse theils kleine Nester,
theils Lager und Gänge. Sein Goldreichthum veranlasste den
Bergbau, dem Berg Reichenstein seine Gründung verdankt.
Das* Vorherrschen des Quarzes in der Gesteinszusammen-
setzung ist in der Regel schon von Weitem zu erkennen,
da auf dem steinigen und unfruchtbaren Boden der Vege-
tationsbestand ein mangelhafter ist.
Wo Quarz rein und hinreichend mächtig auftritt, wird
er als Material zur Glaserzeugung gewonnen, wie z. B. sei-
nerzeit unweit Strakonitz im Srbskowalde, dann in den
grossen oben schon erwähnten Kies-Brüchen bei Plane. In
bedeutenden Mengen vorkommender Quarz wird häufig für
den Strassenbau gebrochen.
Von den Ausläufern der Sumava, welche tief in das
raittelböhmische Granitgebirge eingreifen und mit der west-
lichsten Partie des böhmisch-mährischen Hochlandes N von
der Otava bei Schüttenhofen und Hradek zusammenhängen.
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"Infi 1. Archaeisehe <Ji-uj>|m?. -- Ur^neiss- und l'rschieters}>t*m.
ist schon oben gelegentlich erwähnt worden, dass nament-
lich der westlichere, zwischen Besin, Janowitz und Kasse-
jowitz eine Gebirgspartie bildet, welche eng mit dem Nord-
ende des eigentlichen Böhmerwaldes zusammenhängt.
Vom Seewandberge an der baierischen Grenze erstreckt
sich nach v. Zephakowich ein Gebirgszug über Cachrau,
Drosau und Chlistau und zieht sich zuerst nördlich, dann
nordöstlich zwischen Klattau und Planitz hin, wendet* sich
zwischen Neuraz und Mysliv noch mehr östlich gegen Kot-
taun und Poldnka W bei Kassejowitz und nimmt endlich
eine nördliche Richtung gegen Jung Smoliwetz an, allmäli^
je weiter gegen Nordost desto mehr an Breite einbüssend
In dieser Kichtung lockert sich auch der Zusammenhang,
der Parallelismus der Längsthäler schwindet und das Gneiss-
gebirge geht ziemlich allmälig in Granit über.
Das vorherrschende Gestein in diesem Gebiete, zu wel-
chem auch die isolirte, rundum von Granit eingeschlossene
Gneissinsel N von der Silberberg-Horazdiowitzer Strasse, bei
den Ortschaften Smrkowetz, Bfezan, Neprachov, Welleschitz
und Tejiowitz, gestellt werden mag, ist ein glimmer rei-
cher feinkörniger Gneis s, der aus röthlichem Ortho-
klas, grauern oder röthlichem Quarze und dunklem Glimmer
besteht. Dieser bedingt durch seine lagenweise Anordnung
den Gneisscharakter des Gesteines, welches sonst durchaus
dem angrenzenden Granite gleicht. Der normale Gneiss von
angeführter Zusammensetzung enthält keinerlei accessorische
Gemengtheile. Nur in einzelnen, z. B. feinkörnigen, glimmer-
armen Lagen erscheinen hie und da Granuten, wie z. B. in
der Umgebung von Planitz, hauptsächlich auf dem Rücken,
der N von Skrancitz verläuft; ferner bei Sobietitz nächst
Klattau an der Strasse, am Kamme des Späleny Berges, hier
in einem feldspathreichen Gneisse, der in einer nackten Fels-
partie ansteht und in Handstücken als Granulit angesprochen
werden könnte.
Stellenweise findet sich im Gneisse Hornblende ein
und verdrängt den Glimmer. Es ist dies hauptsächlich in
grobkörnigen Gesteinen der Fall, in welchen nicht selten
nebst Glimmer auch entweder der Feldspath oder der Quarz
zurücktritt, wie man X von Krischtin auf dem Gipfel des
Hügelrückens beobachten kann, welcher dem Spaleny Berge
parallel läult und mit ihm derart verbunden ist, dass die
Thalbucht, in welcher Aujezd liegt, von drei Seiten von
Höhenzügen umschlossen wird. Weiter findet man Horn-
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D*t BMimerwaltl. — 1. Suinava. — Gneiss.
blende a«cessorisch an eben der Stelle an der Klattauer
Strasse bei Sobietitz, wo der Gneiss Granaten enthält. (Siehe
weiter oben.) Hier kommt Amphibol ziemlich häufig in ku-
geligen Nestern im Gneisse angehäuft vor. Das ganze Stück
der Strasse von Klattau bis hieher ist in Bezug auf die
Grenze zwischen Gneiss und Granit sehr lehrreich. Der Gra-
nit um Klattau bis Slawoschowitz, Wiederkomm und Lazanky
ist nach v. Zepharowich ausgezeichnet durch porphyrartig
ausgeschiedene grosse Orthoklaskry stalle. Diesem Granite
nun ist der Gneiss zwischen La2anky und Sobietitz so sehr
ähnlich, dass er nur mit Parallelstructur versehener Granit
zu sein scheint. Jedoch ist die Schichtung eine ganz deut-
liche. Schmale Granitgänge durchsetzen diesen Gneiss in
allen Richtungen.
•
Weiter südlich, bei Skraneitz, Hnucov, Zborov, Nitzau,
Stipoklas, Louznä und Miltitz ist der an den Granit schein-
bar angrenzende Gneiss in einer schmalen Zone sehr glim-
merreich und dünnschieferig. Solcher Gneiss findet sich in
ganz ähnlicher Ausbildung gewöhnlich auch in der Nähe
von Kalksteinlagern vor, worauf v. Zepharowich als auf
ein beachtenswertes Moment für die Beurtheilung der Ent-
stehung des Granites, ebenso wie für die Auffindung
von Kalksteinlagern aufmerksam macht. Man darf wohl
den Gliramerreichthum als eine Uniwandlungserscheinung
auffassen.
Wieder in anderer Weise bekundet sich die Thatsache,
dass der Gneiss in der Granitnähe eine Metamorphose erlitt
dort, wo das Gestein an der Granitgrenze sehr quarzreich
wird, ja sogar in Quarzit übergeht. So z. B. an der Strasse
zwischen Plänieka und Cihan und in der Umgebung dieser
Orte, zwischen Kwaschniowitz und Nekvasov, ferner bis
gegen Kassejowitz.
Dass auch der Granit an der Berührungsgrenze eine
Umwandlung erfahrt, scheint N von Neudorf zu beobachten
zu sein, da v. Zepharowich diesen Punkt als einen anführt,
wo „der deutliche Uebergang von Granit in Gneiss 44 auffallen
soll. Allein hier trennt den typischen Gneiss vom normalen
Granit eine Uebergangszone von Granitgneiss, die man wohl,
ohne fehlzugehen, zum Gneisse einbeziehen darf. Von einem
allmäligen Uebergange des Granites in Gneiss im Sinne einer
gleichzeitigen Entstehung dieser beiden Gesteine kann
hienach allerdings nicht die Rede sein.
■
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158 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefcrsystem.
Von krystallinischen Schiefern betheüigt sich weiter am
geognostischen Aufbaue der Sumava Glimmerschiefer,
der besondere im nördlichsten Grenztheüe des Gebirges eine
bedeutende Rolle spielt.
Er bildet hier eine ziemlich umfangreiche zusammen-
hängende Partie, welche das ganze sog. Künische Ge-
birge umfasst und seine höchste Höhe in der Seewand
(1343 m) und im Osser (1283 m) erreicht. Weitere hervor-
ragende Gipfel sind der Fallbaum (1241 m), der Panzer
(1152 m), der Rantscher oder Freihöls-Berg (830 m) u. a.
Die Umgrenzung des Glimmerschieferterrains ist nicht immer'
scharf zu bestimmen, da der Glimmerschiefer oft allmälig in
Gneiss übergeht.
Ferd. v. Hochstetter hat die Grenzen des Glimmer-
schiefergebirges wie folgt festgestellt. Von der Spitze des
Lakaberges an der baierischen Grenze zieht sich die nord-
östliche Grenzlinie zwischen dem höchsten Punkte des Fall-
baumes und des Pampfer Berges hindurch zur Pampfer
Glashütte am Regenbache. Jenseits des Regenbaches wendet
sich die Grenzlinie nördlich, am östlichen Gehänge des Panzer-
und Brückelberges hin, nach Dorrstadt und Todlau, und von
da mit einer mehr westlichen Richtung gegen Deschenitz.
Von hier aus bilden die Alluvionen zuerst des Deschenitzer
Wassers, dann der Angel die Grenze bis gegen Chudiwa.
Zwischen dem Hofackerberg und Chudiwa biegt sich die
Grenzlinie fast rechtwinklig um und nimmt von da an, durch
Hornblendegestein scharf bestimmt, eine südwestliche Richt-
ung, läuft zuerst am rechten Ufer des Angelbaches hin,
Kohlheim und St. Leonhard noch einschliessend, setzt dann
mit der Strasse nach St. Katharina über auf's linke Ufer,
geht aber an St. Katharina östlich vorbei und tritt zwischen
Unter und Ober Hütten zwischen dem 63. und 62. Grenz-
steine, A r IF von der Huisenmühle aus Böhmen nach Baiern
hinüber. Die südwestliche Grenzlinie der Formation verläuft
vom Lakaberge aus auf baierischer Seite, tritt aber eine
halbe Stunde östlich von Ferdinandsthal wieder auf böh-
misches Gebiet ein, und zieht sich nun bei Schloss Deffernik
vorbei am südlichen Fusse des Brettlberges bei Elisenthal
hin. Wo die böhmische Grenze sich nördlich umbiegt in der
Nähe des Weges, der von der Rothsailhütte nach Scheiben
in Baiern führt, tritt die Glimmerschiefergrenze wieder auf
baierische Seite hinaus. Dadurch erscheint ein kleines Stück
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. - Gümmerschiefer. 159
der bei Ferdinands- und Elisenthal vorspringenden Ecke von
Böhmen noch als Gneiss.
Gneiss begrenzt das Gebirge im Süden und im Norden.
Während nun der gezackte Osser den ausgeprägten Typus
schroffer Formen, wie sie dem Gliinmerschiefergebirge häufig
eigen sind, aufweist, erhebt steh auf baierischer Seite jen-
seits des Lamthales der Gneiss im Arber (1455 m) und im
Rachel (1450 m) zur höchsten Höhe des ganzen böhmisch-
baierischen Grenzgebirges.
Das Glimmerschieferterrain des Künischen Gebirges hat
eine Lange von 30 km und eine mittlere Breite von 8 Im.
Durch drei tiefe Thaleinschnitte: das Querthal des Regen-
baches bei Eisenstein, das Querthal des Osserbaches und
das Längsthal des im Frischwinkel entspringenden Eisen-
strasser Baches, wird es in vier Theile eingetheilt, deren
petrographische Beschaffenheit eine verschiedene ist.
Im südöstlichen, eben so wie im nordwestlichen Theile
ist nämlich schon der Uebergang in Gneiss ausgesprochen,
so dass man diese Zonen als Gneissglimmerschiefer
bezeichnen könnte. Nur im mittleren, durch den Eisenstrasser
Bach in eine südliche und nördliche Gebirgskette getrennten
Haupttheile ist typischer Glimmerschiefer mit ver-
einzelten Einlagerungen von Quarzitschiefern herrschend.
Diesem mittleren Haupttheile gehören in der höheren süd-
lichen Bergkette die Seewand und der Osser, in der nörd-
lichen niedrigeren Gebirgskette der Panzerberg, Bruckelberg
und Hochfiederet an.
Der verschiedene Gesteinscharakter beeinflusst im All-
gemeinen auch die Bergformen, denn im ersten und dritten
Haupttheile herrschen einförmige Rücken vor und nur in
den tiefen Thaleinschnitten vermag man mächtigere Fels-
massen zu beobachten, wie z. B. am Scheibenmacherriegel
bei Eisenstein. In dem zweiten Haupttheile jedoch steigen
die Felsmassen schroff an, bilden auf den Bergspitzen scharfe,
zackige Kämme und bedecken Alles mit mächtigen Blöcken
und Trümmern.
Der Glimmerschiefer des Künischen Gebirges ist in
seiner typischen Ausbildung ein dickschieferiges, sehr glim-
mer- und quarzreiches Gestein, dessen theils lichter, theils
dunkler, manchmal auch grünlicher, chloritartiger Glimmer
meistens feinschuppig ist, wobei jedoch die Schuppen zu
grossen Membranen verfilzt zu sein pflegen, welche sich zwi-
schen den flachen Quarzlinsen wellenförmig hinwinden.
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IfiO l. Archaeische Gruppe. — Urjmeiss- und Urschiefersystem.
5
8
-
3
Untergeordnete Gemengtheile sind reichlich vorhanden,
zumal Granat, Andalusit, Titaneisen (Kihdelophan KobeU's).
Spuren von Feldspath, seltener Chlorit und vereinzelt Tur-
malin. Alle diese unwesentlichen Beimengungen sind an
dem verwitterten Ge-
stein viel deutlicher
zu beobachten als am
frischen. Der roth-
liche Andalusit ptlegt
mit der Quarzmasse
innig verwachsen zu
sein. Die gewöhn-
lichen langsäulenför-
migen Krystalle, die
am Fusse des baieri-
schen Osser schön
vorkommen sollen,
hat V. HOCHSTETTER
auf böhmischer Seite
nicht gefunden. Eben-
so gelang esihm nicht.
die Fundstelle am
Panzerberge bei Ei-
senstein aufzufinden,
von woher Mayer *)
aus dem Glimmer-
schiefer himmelblau-
en, grünen und grün-
blauen Gvanit derb
w
und schön langsäu-
lenförmig krystallisirt
beschreibt. — Der ty-
pische Glimmerschie-
fer herrscht an den
Seewanden und von
da längs der Landes-
grenze bis zum Osser.
besonders ausgezeichnet auf den beiden Osserspitzen selbst:
ferner am Scheibenmacherriegel bei Eisenstein (A T 0-Fuss des
Fallbaum) und am Panzerberge, theilweise auch im Frisch-
a
o
99
P
>
3
•i Sammlung phvsikal. Aufsätze, he-ombTs <li»' böhmische Natur-
»reschichte betreffend. Dresden. 1791-1798. Fünf Bde. III. Bd.. p. 288.
Google
Der Böhmenrald. — 1. Samara. — Lagerungsrerhältnisse. 161
winkel. auf dem Hochfiederet (S JT-Theil), am Rantscher und
bei der Ruine Baiereck. Das Gestein bildet hier überall
scharfe kantige Blöcke und Platten, welche nur dem mecha-
nischen Zerfallen, nicht jedoch der Verwitterung unterworfen
zu sein scheinen.
Neben der typischen ist auch noch eine andere quarz-
reiche Glimmerschiefervarietät ziemlich verbreitet. Sie ist
bedeutend dünnschieferiger und ebenflächiger, enthält Glim-
mer in grösseren Schuppen in Lagen mit Quarz abwechselnd,
dafür weniger Granat, und von den übrigen oben genannten
accessorischen Bestand theilen wohl keinen. Besonders schön
plattig ist diese Abart bei Freihöls und Chudiwa bei Neuern
entwickelt.
In der Nähe der Gneissgrenze, z. B. am Lakaberg,
Fallbaum. Hochfiederet, Brennerberg u. a. geht der Glim-
merschiefer durch Aufnahme von Feldspath und das Ueber-
handnehmen des dunklen Glimmers in Gneis s glimm er-
schiefer über. Manche Varietäten dieses letzteren machen
ganz den Eindruck von Quarzitschiefern mit Feldspath.
Uebrigens sind Quarzitschiefer ziemlich häufig dem
Glimmerschiefer regelmässig eingelagert, wie z. B. in einer
Zone vom höchsten Punkte der Seewand über das Zwergeck
hinaus, in Felsen bei Müllerhütten (P. Neuern), am Hammern-
bach und anderwärts.
Im sonstigen Gebiete der Sumava kommt Glimmer-
schiefer oder ihm ähnliche Gesteine, abgesehen von der
grossen den südlichsten Landestheil einnehmenden Erstreck-
ung, die schon gelegentlich der Schilderung des böhmisch-
mährischen Hochlandes beschrieben wurde (Seite 83.), nur
ganz untergeordnet in einzelnen Lagen im Gneisse vor.
Die drei besprochenen Hauptgesteinsarten: Gneiss,
Granulit und Glimmerschiefer bedingen im Böhmerwalde die
Lagemngsverhältnisse, welche deshalb gleich hier erörtert
werden sollen.
Im südlichsten Gneissterraine ist die Streichungsricht-
ung von SW nach NO (Stunde 3—5) bei nordwestlichem
Einfallen der Schichten allgemein herrschend. Im Einzelnen
bestehen hie und da allerdings Abweichungen, welche durch
die genaue Verfolgung der Kalk- und Graphitlager bestimmt
werden können. Auf der schmalen Gneisszone, die zwischen
den Tertiärablagerungen der Budweiser Ebene und dem
Krumauer Granulitgebirge verläuft, ist da> Streichen 0 von
KilitT, Geologe von B5hraen 11
162 !• Archaeische Gruppe. -— Urgneiss- und Urscuiefersystein.
Slavtfe ein östliches, weiter im Nordwesten ein zur Granulit-
grenze paralleles, nach St. 8—10 verlaufendes mit einem
südwestlichen Einfallen von 40 bis 60°. Ueberhaupt ist das
Streichen des Gneisses in der Nähe des Granulites zu der
Grenze desselben durchaus parallel, was auch für die Gneiss-
erstreckung zwischen der Krumauer und der Prachatitzer
Granulitpartie gilt, wo das Streichen der Schichten nord-
wärts (St. 1 — 12) gerichtet ist. Das Fallen von 80° gegen
0 ist ein solches, dass der Gneiss den Granuli t des Plansker
Gebirges überall gleichmässig unterteuft, den Granulit der
Prachatitzer Partie jedoch überlagert. (Vergl. Fig. 34. u. 36.)
Zwischen der Prachatitzer und Christianberger Granulit- -
partie herrscht eine südöstliche Streichungsrichtung (St. 8
bis 9), wobei der Gneiss südwestwärts von den Prachatitzer
Granuliten unter 40° ab und unter die Christianberger Gra-
nulite einfällt. Diese letzteren scheinen dem Gneisse regel-
mässig eingelagert zu sein.
Kremier Budwtittr
Krumau SehSninger Thalmulde Kluk Et-ent
Fig. 34. Durcbichnitt dnrch daa Rrnmaner GranalUgeblrge.
Nach F. t. UochMtetttr.
1. UranulÜ. 2. Serpentin S. Onelta. 4. Hornblendegeatein. 6. Kalkstein. 6. Tertiär.
Die Granulite des Plansker Gebirges zeigen eine im
Ganzen muldenartige Lagerung (Fig. 35.) ; die Granulite der
Prachatitzer Partie hingegen hat v. Hochstetter als einen
convexen Dom aufgefasst, indem er die Lagerung der Schich-
ten in ihrer Mitte für ziemlich horizontal, an den Rändern
jedoch unter den Gneiss einfallend ansah. Da die horizon-
tale Lagerung im Gentrum des Gebirges nach v. Camer-
lander nicht besteht und Gneiss dort den Granulit unter-
teuft, so stellt sich die ganze Gebirgspartie als Antiklinale
dar, wie ja auch schon aus dem Profile (Fig. 36.) zu ersehen
ist (in welchem bei 1 am Nordende vielleicht noch ein
Schichtenzug von Gneiss einzuzeichnen wäre).
Südlich von dem Granuli tterrain der Sumava ist das
Streichen der Schichten im Allgemeinen ein südöstliches
(St. 8 — 9) mit nordwestlichem Einfallen, also ein der böh-
misch-baierischen Grenze im Ganzen paralleles. Nur im
südlichsten Theile im grossen Bogen der Moldau, geht das
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Der Böhmerwald. — 1. Suniava. — Lagerungsverhältnisse. 163
Streichen des Gneisses und Glimmerschiefers, dessen Grenze
hier X bei Tweras vorbei verläuft, zwischen Ottau und
Schömern die Moldau überschreitet und sich nordwärts zwi-
schen Thurnplandles und Priethal über Zalcltz gegen Wel-
leschin hinzieht; in ein östliches, bei einem Einfallen der
Schichten gegen Norden, über. Das Thal der Moldau schnei-
det diese Richtung ab, und am rechten Flussufer ist die
Streichungsrichtung des Gneisses schon eine cjurchaus nord-
östliche (St 3-4) mit nordwestlichem Verflächen, d. h. eine
der im böhmisch-mährischen Hochlande vorwaltenden La-
gerung vollkommen entsprechende. Dies ist auch ein Grund,
weshalb wir das südliche Moldauthal als Grenzscheide zwi-
schen den beiden Gebirgen annahmen.
Im nördlicheren Theile der Sumava, wo Gneiss das
herrschende Gestein ist, ist der Schichtenbau sehr regel-
■S 'S
5 2 g «I Orostt SUintcand
* Öt O «5 Miitüholz
i
Fig. 85. Durchschnitt durch die GrennlUpartio de« P] entleer.
Nach F. HochsUUer.
l. Grenolit. 2. Serpentin. 8. Gneles 4. Hornblendegeeteto. 6. Kelkitein.
massig. Die Streichungsrichtung hält sich im Allgemeinen
parallel zur Landesgrenze, verläuft also von SO gegen NW
(St. 8—9) bei einem nordöstlichen Einfallen von 30—50°.
Nur local in der Granitnähe kommen ähnlich wie in der
Granulitnähe Abweichungen vor. Im Allgemeinen jedoch
schmiegen sich auch hier die Gneisse unter Beibehaltung
des herrschenden Streichens dem Granite an, den sie somit
überlagern. Auf baierischer Seite fallen sie im Gegentheil
eben so regelmässig unter den Granit ein, so dass der
ganze mächtige Granitkern der Sumava von Hochstetter
als ein mächtiges, dem Gneisse eingeschaltetes Lager auf-
gefasst wurde .*)
*) Hierauf gründete v. Hochstetter seine beiden Behauptungen,
dass erstens die Hauptgranitmasse des Böhmerwaldes nicht eruptiv sei,
und zweitens, dass dem Böhmerwalde eine Mittellinie seiner Gebirgs-
11*
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164 Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem.
•
Eben so einfach und regelmassig ist der Baji des
Glimmerschiefergebirges an der baierischen Grenze, wenn
man von ganz localen Störungen der Lagerung absieht. Vom
Lakaberg bis über den Osser hinaus ist das Streichen über-
all nach Stunde 8 — 9, das Verflachen ziemlich steil (60 bis
70° gegen iVO), wodurch der schroffe Charakter der Fels-
massen mit den auf baierischer Seite gegen SW überhän-
genden Wänden wesentlich bedingt ist. Erst in der Rant-
scher Gruppe, am iVW-Ende des Gebirges, gegen die Horn-
blendegesteine zu, tritt eine kleine Aenderung in der Schich-
tenstellung ein, indem sich die Schichten allmälig mehr
westlich bis südwestlich (nach St. 5 und 4) mit steilem,
nordwestlichem Verflachen die Hornblendegesteine
zurückbiegen. Die ganze Glimmerschieferformation des Kü-
nischen Gebirges wird auf baierischer Seite von Gneiss
1
L'jtyberg
und s
!
1 I
v
1
Fig. BS. Durchschnitt durch das Chriatlanbarger und Pracbatitzer üranuHtgebirgö
Nach F. t. Hochttetter.
1. Granullt. 2. Serpentin. 3- GneUi. 4. Hornblendegeatsln. 5. Granit.
unterteuft, auf böhmischer Seite eben so regelmässig von
Gneiss überlagert. Nur westlich von Neuern schmiegen sich
an dieselbe Urthonschiefer (Phyllite) mit Einschaltungen von
phyllitartigen Gneissen an. (Fig. 37.)
Im Vorlande der Sumava ist das Streichen der Gneiss-
schichten ebenfalls im Allgemeinen ein von Südost gegen
Nordwest gerichtetes, zeigt jedoch schon viel häufigere Ab-
weichungen von dieser Regel als im Hochgebirge. Von
Schüttenhofen abwärts beobachtet man am häufigsten St. 7
(0Ö£), während gegen Winterberg und weiter hinaus bis
Wolin allmälig südöstliches Streichen nach St. 10 — 11 ein-
tritt und herrschend wird. Das Verflachen bleibt stets ein
nordöstliches. Oestlich von der Wolinka macht sich nach
erhebuns «mnzlich fehle. Er i?t von diesen Ansichten spater selbst abge-
kommen.
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Der Böhmerwald — 1. Sumava. — Lagerlingsverhältnisse. 16o
v. Zepharowic h eine andere Lagerung bemerkbar, indem
hier etwa von Ckyn an eine Umänderung der Streichungs-
riehtung nach NO eintritt. Bei Wällischbirken und Strunko-
witz kann man St. 5—4 beobachten und noch östlicher bei
Dub wird das Streichen ganz nördlich (St. 2). Hier unter-
bricht den Gneiss ein von Wolin bis gegen Strunkowitz in
südöstlicher Richtung verlaufender Granitarm. Jenseits des-
selben bei Kranicko, 0 und W von Cepfowitz streicht der
Gneiss gegen den Granit, weiter östlich oberhalb Barau an
beiden Ufern der Blanitz herrscht jedoch wieder die Richt-
ung nach St. 2 mit nordwestlichem Einfallen, die dann im
Gneissgebiete bis gegen Pisek herrschend bleibt. Zumeist
pflegt das Streichen des Gneisses auch in der Nähe von
Granit partien ein nördliches oder nordöstliches zu sein, wie
z. B. an der östlichen Grenze des Granitarmes, der sich von
Putzritd IS'i Stutrn 0**er Lara Ärber
/Vy. 57. Darchtchnitt durch dai Nordends der Samara.
Nach C. W. Qämbd.
U 6d«1m. % GoeiMgllmmerachtefer. 3. Glimmerschiefer. 4. Qaaraltaehlefer. 6. Chlor!-
liicher Schiefer mit ö. Kalklagern. 7. Untere Urthonschlefer. 8. Pbyllltgnei»». 9. Obere
Urthon«chicfer. 10. Granit 11. Lager«yenlt.
Hostitz an der Otava bis gegen ftihobetz bei Schüttenhofen
hinzieht, und anderwärts.
Im Planitzer Gneissgebirgszuge entspricht das Streichen
der Schichten der Gebirgsrichtung, d. h. es hält ungemein
regelmässig eine südwest-nordöstliche Richtung ein, wobei
die Schichten gegen NW einfallen. In der Umgebung von
Klattau ist das Verflachen zumeist ein steiles (60 bis 70°).
Hier lässt sich am Kamme des Späleny-Berges eine Ab-
weichung der Lagerung (Streichen nach .V, St. 1—2, Fallen
gegen W unter 60°) beobachten. In der Umgebung von Pla-
nitz ist das Fallen des Gneisses weniger gleichmässig, das
Streichen jedoch zumeist nur in der Granitnähe von dem
angegebenen abgelenkt.
Die Hornblendeschiefer, schieferigen Serpentine, Kalk-
steine und alle sonstigen geschichteten Einschaltungen stim-
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1 66 I. Archaeische Gruppe. — L'rjmeiss- und Ursdiiefersj stem.
men in ihrer Lagerung durchaus mit der des urnschliessenden
Gesteines — zumeist Gneiss — überein und helfen diese
nicht selten genau zu bestimmen.
Unter diesen untergeordneten Gesteinen nehmen in der
Sumava Hornblendegesteine eine erste Stelle ein. Beson-
ders häufig treten sie im Gneissgebiete zwischen Krumau
und Unter Wuldau auf. Zugleich sei hier bemerkt, dass sie
überhaupt im ganzen Gebirge in der Nähe \*on Kalklagern
nur selten fehlen.
Im Gebiete der drei Granulitpartien kommen sie beinahe
stets in Gemeinschaft mit Serpentinen vor, denen gegenüber
allerdings ihre Bedeutung etwas zurücktritt. Hornblende-
schiefer bilden den Untergrund des Dorfes Srnin am SO-
Fusse des Plansker, werden unmittelbar NW hinter dem
Dorfe von Serpentin unterbrochen und treten erst weiterhin
am Wege gegen Krems, beziehungsweise Goldenkron wieder
zu Tage.
In der Nähe des zweiten ehemaligen Adolfsthaler Ham-
mers beginnen Hornblendegesteine von eigenthümlicher Be-
schaffenheit. Sie sind feinkörnig, schwärzlich grün, ohne
Parallelstructur, plattig abgesondert und erinnern sehr an
die körnige Masse eines Diorits, der feldspathfrei, oder eines
Eklogits, der granatfrei geworden ist. Sie halten an bis zur
Wendung des Weges, von wo aus man die ersten Häuser
des einstigen Eisenwerkes erblickt.
Weiter tritt Hornblendegestein deutlich bei Richterhof
unweit der Kohlmühle auf. Es ist theils Hornblendeschiefer,
theils Amphibolit, der in Hornblendegranit überzugehen
scheint.
Im Granulitgebiete von Prachatitz wir der Granulit von
Zäbor bis zur Köppelmiihle von Hornblendegesteinen be-
gleitet, die nach v. Hochstetter jenen von Richterhof
gleichen. Die Strecke der Granulitgrenze von der Sägemühle
bis zum Schneider an der Wiese am Galgenberge N von
Prachatitz bietet durch das Auftreten von Hornblendeschie-
fern neben Serpentin und Graniten höchst interessante Ver-
hältnisse dar. Auch weiterhin bei Bieltsch am Wege von
Witjejitz nach dem Schwarzwalde, an der Strasse von Pra-
chatitz nach Wallern, am Schwarzberge und anderwärts
kommen Hornblendegesteine vor, und zwar an den letzt-
genannten Stellen in Wechsellagerung mit Gneiss. '
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Der BöhmerwakJ. — 1. Sumava. — Honiblende^resteine. \Q1
Im Granulitgebirge von Christianberg treten Horn-
blendegesteine an der Nordgrenze bei Ober Haid, Schreinet-
schlag über Paulus bis Neuberg in Gesellschaft von Serpen-
tinen auf. Grosse Blöcke von Hornblendegesteinen findet
man namentlich X und W von Ober Haid längs der Torf-
moore des Rossaubaches.
Bedeutend umfangreicher sind die Partien von Horn-
blendegesteinen, die im Gneissgebiete in der Nachbarschaft
der Granulitgebirge auftreten.
Im südlichsten Gneissgebiete sind sie ziemlich verbrei-
tet, wenn auch nur zumeist in wenig mächtigen Einlager-
ungen. So kommt Amphibolschiefer z. B. zwischen Unter
Wuldau und Eggetschlag vor. Bei Eggetschlag selbst wird
♦ r herrschend und wird hier nicht selten von unregelmässigen
ideinen Adennassen durchschwärmt, die (J. Peters als Sve-
nit bezeichnet hat. S und X von Eggetschlag geht das
Schiefergestein in Amphibolgneiss über. Bei Schwarzbach
lind Stuben herrscht schon wieder Glimnicrgneiss.
Das Krumauer Granulitgebiet ist längs seiner südlichen
Grenze von Goldenkron bis Ottetstift von amphibolitischen
Gesteinen begleitet, die in der Mitte ihrer Erstreckung bei
Knlsching und Hichterhof am mächtigsten entwickelt sind,
an beiden Anfangen jedoch im Gneisse auskeilen. Auch ge-
j:en Süd ist der Uebergang in Gneiss ein allmäliger. Weiter-
hin kommen Hornblendeschiefer zumeist nur noch in Ver-
bindung mit Kalksteinen vor, wie bei Hüttendorf, Eggetschlag,
Tattern usw. Uebrigens wechsellagern die Hornblendege-
steine auch in jener Zone, wo sie weitaus vorherrschend
sind, häufig mit Gneiss und Kalkstein und werden von Gra-
nitgängen durchsetzt, wie z. B. bei Krumau. Die Horn-
blendegesteine sind meistentheils körnig-streifige, wohlge-
schichtete, ebenflächige Schiefer mit einem ziemlich ansehn-
lichen Feldspathgehalte, die jedoch einerseits in reine Horn-
blendeschiefer, anderseits in granitische Gesteine übergehen.
Im Ganzen sind sie sehr quarzarm. Accessorisch wurden
Glimmer, Eisenkies, Magnetkies und Granat — dieser bei
Weixeln X von Krumau, und S von der letzteren Stadt,
wo auch der glimmerreiche Gneiss Granaten führt — be-
obachtet.
Im Gneissgebiete östlich vom Granulitgebirge treten
Hornblendegesteine nur sparsam in einzelnen Lagen auf.
Auch westlich vom Granulitgebiete in dem mächtigen
Gneissgebirge des Böhmerwaldes kommen Hornblendeschiefer
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168 I. Archaeische tirupp».«. — Urgneiss- und Urschietersystem.
nur untergeordnet vor. Sie werden vereinzelt schon um Un-
ter Reichenstein und Hartinanitz angetroffen und wechsel-
lagern zwischen Cachrau, Drosau, Olchowitz und Neuern sehr
mannigfaltig mit Glimmergneissen, den allmäiigen Uebergang
des Gneissgebirges der Sumava in das mittelböhmische Ur-
schiefergebirge vermittelnd.
Im Gebiete des Glimmerschiefers im Künischen Gebirge
treten theils Hornblendeschiefer, theils massigere Amphibol-
gesteine in einem schmalen Lagerzuge auf, der sich über
die Ruine Baiereck gegen Glashütten erstreckt.
Im Vorgebirge der Sumava sind Hornblendeschiefer im
Gebiete des Gneisses nur wenig verbreitet. So z. B. fand
V. Zepharowich N beim Dorfe Kladrub W von Katowitz.
auf einigen Hügeln und am Kladruber Berge selbst Amphi-
bolschiefer entblösst. Sie sind auch SW von Kladrub in
der gleichen Streichungsrichtung (nach N bei östlichem
Einfallen) anzutreffen.
Ein ziemlich verbreitetes und wichtiges Gebirgsgliecr
des Böhmerwaldes ist Serpentin, der zumal im südlichen
Theile in Verbindung mit Granulit und Hornblendegesteinen
auftritt. Die alteren Erforscher des Gebietes, namentlich
J. Czizek und v. Hochstetter hielten ihn, wie oben schon
mehrfach erwähnt, für ein Umwandlungsproduct von Eklogit
und Hornblendegestein. Neuere Forschungen haben diese
Annahme (in mehreren Fällen) nicht bestätigt.
Im Bereiche des Krumauer Granulitgebirges bildet
Serpentin von Srnin am &Ö-Fusse des Plansker bis zur
Pleschowitzer Schlucht bei Goldenkron einen cca 1 km
langen Zug, der im Zusammenhange mit Hornblendeschiefer
den Granulit zu unterteufen scheint. Er bildet weiter eine
grose, von NW nach SO gestreckte, 7 km lange und 3 bis
4 km breite Partie in der Thalmulde von Krems, die
vom Berlauer (oder Kremser) Bache durchflössen wird ; fer-
ner erscheint er zwischen Gross Gekau und Saborsch
(SO von Netolitz); weiter in kleinen Partien bei Dobrusch,
Richterhof, Ottetstift, bei Neuhof und auf der
Höhe des Plansker, so wie bei Mistel holzkollern.
Ueberall bildet er theils an der Grenze des Granulites, ge-
wissermassen ihn unterteufend, theils inmitten desselben
Lager, die sich bald wieder auskeilen.
Die petrographische Beschaffenheit ist eine ungleiche,
nur bei dem Vorkommen im Kremser Thale von A. Schrauf
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Der Bolimerwald. — 1. Sumava. — Serpentin. 169
genau ermittelte und in mustergiltiger Weise beschriebene.*)
Es lassen sich hier drei Zonen unterscheiden. Die erste»
äusserste, wird von Almandinfels gebildet, der aus Al-
mandin, fraglichem Diallag mit untergeordneter Hornblende,
Opaeit und etwas Olivin besteht. Die zweite, mittlere Zone
wird von Gesteinen eingenommen, die aus Enstatit, Bron-
zit und Omphacit zusammengesetzt sind und in zwei
Abarten vorkommen, einer dichten aus dein ersten uftd
dritten, und einer körnigen, welche aus allen drei genannten
Bestandteilen besteht. Endlich die dritte Zone, das Cen-
time (iebiet, wird von Olivinserpentin und dessen
verschiedenen, durch Umwandlung aus demselben hervorge-
gangenen Begleitern eingenommen. Am Gontact mit Granulit
scheint das Serpentingestein einer besonderen Umwandlung
zu unterliegen, indem in einer Spalte nahe bei der Kremser
Mühle ein schwärzliches' Detritusgemenge von Olivinserpen-
tin, wenig Omphacitkömern, halb zersetztem Feldspath und
sehr viel Biotit, alles durch ein apolares Grundmagma ver-
kittet, in einer anderen Spalte eine chloritische Ausscheidung
(Berlauit) angetroffen wurde.
Das ursprüngliche Gestein des Olivinserpentines ist
echter Olivinfels, bestehend aus Olivin, der zum Theil in
Serpentin umgewandelt ist, aus Pyrop und Omphacit. Der
reine sog. „Serpentin" von Mfic erwies sich als körniger,
zur Haltte in Serpentin umgewandelter Olivinfels. In dichten
Abarten scheint die Umwandlung des Olivins in Serpentin
weiter vorgeschritten zu sein. Der Pyrop des Olivinserpen-
tines soll nach Schkauf kein ursprünglicher, sondern ein
secundär durch Zusammenschmelzen von Olivin und Alman-
din entstandener Bestandtheil sein. Er pflegt zumeist von
einer Hülle umgeben zu sein, aus der er sich leicht loslöst
und welche Kelyphit**) genannt wurde. Mit dem Serpentin
*> In der schon mehrmals erwähnten ausgezeichneten Arbeit:
Öt-iträge zur Kenntniss des Associations-Kreises der Magnesiasilikate.
Pnragenetische Studien im Serpentingebiete des sUdl. Böhmerwaldes.
Groth's Zeitschr. f. Kry«t. u. Mineralog. J882, VI., d. 321 ff.
**'■> Derselbe kann als eine Verbindung von 2 Molek. Granat und
1 Molek. Olivin betrachtet werden. Eine Analyse ergab A. Sehr auf:
SiO, 40 41, A1,0 3 13 35, Fe a 0 3 247, Cr, 0 3 Ho, FeÖ 7 02, MnO 0 31,
C;iO 5 05, MgO 27 40, Glühverlust 2 21 Proc, Summa 99*97. Gew. 3 064,
Härte C o— 7. Durch künstliches Zusammenschmelzen von Almandin
und Olivin hat S c h r a u f eine Masse erhalten, die sich mit Kelyphit
vergleichen lasst. — Durch die Untersuchungen an anderen Gesteinen
in anderen Gebieten ist bestätigt worden, dass die kelyphitischen Hüllen
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170 I- Archaeisehe Gruppe. — rrjrneiss- und L^scliiefersystem.
;
ist sie fest verbunden und wird von Schrauf als pyrogenes
Contactproduct des Pyrops aufgefasst. Der Omphacit endlich
tritt in Körnern auf oder nimmt manchmal auch das Innere
der Pyrope ein. Er ist der aus dem gluthflüssigen Magma
zuerst zur Ausscheidung gelangte Gemengtheil.
Die Bestandteile des Gesteines erleiden einestheils
durch Auslaugungsprocesse, anderenteils durch anderwei-
tige Vorgänge Umwandlungen, die A. Schrauf sehr genau
studirt hat. In Spalten des Serpentines setzen sich Carbonatu
von Kalk und Magnesia ab, die leicht als Zersetzungspro-
ducte von Silikaten zu erkennen sind. Kieselsäure schlägt
sich als Hyalit, Halbopal, Chalcedon und Quarz nieder. Neu-
bildungen aus Olivinserpentin sind ferner auch Hydrosilikate,
zumal von Magnesia, die wahrscheinlich durch Absatz aus
den in Lösung übergegangenen Serpentinbestandtheilen ent-
standen sind. Durch weitergehende Metamorphosirung des
Olivinserpentines entstehen Minerale mit einem sehr hohen
Kieselerdegehalt, welche Schrauf Siliciophite nennt.
Die das Gestein durchdringenden Gewässer entziehen näm-
lich demselben fortwährend Magnesia, so dass schliesslich
nur ein Kieselskelet zurückbleibt und sich Gosteinsabarten
ausbilden, die etwa in der Mitte zwischen Serpentin und
Opal stehen. Die Siliciophite vom Typus Opal sind wahre
Umwandlungspseudomorphosen von Opal nach Serpentin.
Der Granat und seine Kelyphithülle werden durch
Wassereinwirkung in demselben Masse umgewandelt, wie
sich Olivin in Serpentin und dieser in Siliciophit unisetzt.
In diesem letzteren sind daher weder Pvrop noch Kelyphit
zu unterscheiden, sondern ihre Stelle nehmen grüne bis
erbsengrosse Knoten ein, deren Hülle, entsprechend dem
ursprünglichen Kelyphit, aus Parachlorit (einem Zwischen-
glied zwischen Serpentin und Ghlorit), der Kern aber aus
einem erdigen braunen Hydrosilikat mit geringen Resten
von Granat besteht.
Aehnliche petrographisch - mineralogische Verhältnisse
dürften auch in manchen anderen Verbreitungsgebieten des
Serpentines zu beobachten sein.
nicht einheitlicher Natur sind. — Zu bemerken ist. das.* F. v. Ho»- li-
sten er die Umhüllungen der Granaten und ihr Verhalten dem .Serpentin
gegenüber schon sehr wohl kannte, sie jedoch als aus einem chlorit-
oder glimmerartigen Mineral bestehend, auffasse. — Nach Camerlan-
der entspricht dem Kelvphit manchmal auch eine Umhüllung von Au-
gitstengeln. (Siehe S. l?o.)
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Serpentin, 171
Was den Umfang des Serpentinvorkommens im Kremser
Thale anbelangt, so lässt er sich etwa folgenderweise um-
grenzen : Vom rechten Ufer des Berlaubaches unterhalb
Adolfsthal zieht sich der Serpentin auf das linke Ufer über
MhV, und kehrt bei Krems wieder auf das rechte Ufer in
zwei Flügeln zurück, die durch einen vom Schöninger her-
abreichenden Granulitarm, welcher knapp bei Krems den
Berlaubach übersetzt, von einander getrennt werden. ' Der
eine Flügel verläuft südöstlich gegen Hollubau, der andere
südwestlich über Chlum gegen Lutschau. Oberhalb Krems
ist dfcr Serpentin durch den Chlumeöeker Berg auf dem
linken Bachufer und durch die Granulithügel zwischen Ohlum
und Mehlhiedl auf dem rechten Ufer zu einer schmalen Zone
zusammengedrängt. Bei der Rothen Mühle (O. G. Krems)
breitet er sich wieder aus und bildet zwei Flügel. Der nord-
östliche verläuft über Chlumecek, Stupnä, Chmelnä bis un-
mittelbar an Neudorf, also beinahe 6 km weit ; der südwest-
liche, grössere Flügel, erstreckt sich, viele Ausbuchtungen
bildend, rechts und links vom Berlaubache über Mehlhiedl
und Roisching in die Niederung gegen Johannesthal bis an
den Fuss des Napolaniberges SO von Berlau, und am linken
Ufer des Baches über die Einschichten Smetana (0. G. Ber-
lau), Simäcek bei Lutschau, Bergschneider (0. G. Berlau)
und Chlap. Mag man somit von der ringförmigen Granulit-
umfassung des Berlauthales in welcher Richtung immer nie-
dersteigen, sei es vom Schöninger herab gegen Adolfsthal,
von Kugelwaid nach Berlau, von der Buglata gegen Neu-
dorf, oder vom Kluk nach Bohauschkowitz und Ghlumecek.
— überall findet man an den unteren flachen Gehangen
Serpentinmassen entblösst.
Die schönsten Aufschlüsse sind an dem Berlaubache
selbst zu beobachten, namentlich wenn man von Adolfsthal
bachaufwärts geht. Unterhalb der Hollubauer Mühle setzen
die körnig streifigen Granulite plötzlich gegen Serpentin und
dieser bald darauf wieder gegen den Granulit ab, auf wel-
chem die Mühle selbst steht. (Fig. 38.) Der Serpentin er-
scheint hier zwischen Granulit fächerförmig eingekeilt. Gegen
das Dorf Hollubau legen sich seine Schichten allmälig flacher
auseinander und an seinem Ende bei Hollubau selbst scheint
er dem Granulit förmlich muldenartig aufzuliegen. Geht man
jedoch von der Hollubauer Mühle längs des Baches weiter
gegen Krems, so trifft man den Serpentin mit Granulit auf
überraschende Weise wechselnd. Auf einer kurzen Strecke
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172 I- Archaische (»ruppe. — L'ryrieiss- und Urschiefersystem.
von etwa 200 Schritt reichen in den Serpentin drei Gra-
nulitanne hinein, von welchen der mittlere von einem kaum
^ 2 dm mächtigen Granitgange durchsetzt
wird. (Fig. 38.) Weiter folgt bis Krems nur
Serpentin. Erst weiter bachaufwärts, rechts
an der Strasse, die von Krems nach Chlum
führt, reicht Granulit abermals in den Ser-
pentin hinein, der weiter oben am Bache
>: wieder herrschend wird. Hier jedoch ver-
lieren sich die felsigen Gehänge des Ufers
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und der Bach schlängelt sich langsam durch
Serpentin und Granulitschutt.
Im Serpentin werden, wie oben aus-
geführt, durch Verwitterung und Umwand-
lung verschiedene Minerale gebildet, so
namentlich Ghalcedon, Hornstein (Silicio-
phit?), Opal, die nicht nur Spalten, son-
dern auch Hohlräume ausfüllen und über-
ziehen. Ausser diesen fand v. Hochstet-
TER auch Ghlorit, Talk, Asbest, Magnesit
und Helmhackkk entdeckte in demselben
bei Krems Obsidian (Moldavit) in bis nuss-
grossen Körnern, wodurch die Frage über
den Ursprung dieses Minerales, welches
man für ein Kunstproduct (Glas) anspre-
chen wollte, gelöst erscheinen könnte. Fund-
stellen für r o t h e H o r n s t e i n e mit Ueber-
gängen in Jaspis und Carneol sind in
der Umgebung von Krems, zumal in der
Richtung gegen Adolfsthal und MriC; für
weisse Hornsteine von oft schöner
biseuitartiger, kryptokrystallinischer Be-
schaffenheit, mit Uebergängen in weisse
Opale, in der Rachel, welche vom Plansker
her in nördlicher Richtung oberhalb der
Hollubauer Mühle in den Berlaubach mün-
det, sowie in einem Wasserriss X von der
Strasse von Mfic" nach Chlumecek; für
§ Opale von verschiedenen Farben und
Magnesit X und 0 von Mric, zwischen
Hollubau und Chlum, bei den Laushäusern X von Stupnä
und in der Nähe der ehemaligen Eisenerzgruben X von
der Rothen Mühle.
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Der Böhmenvald. — 1. Sumava. — Serpentin. 173
Im Allgemeinen dürften die übrigen oben angeführten
Serpentinvorkommen mit dem Kremser übereinstimmen,
doch sind sie darauf hin noch nicht näher untersucht. Na-
mentlich ist zu beachten, dass sie v. Hochstettee alle
durch sehr deutliche Uebergänge aus Hornblendegesteinen
entstehen lässt, was vielleicht doch in einzelnen Fällen zu-
treffen mag. trotzdem bei neueren Begehungen die besagten
Uebergänge an mehreren Stellen nicht wieder anzutreffen
waren. Selbst ein genaues Studium der Hornblendegesteine
in den Serpentingebieten wäre sehr empfehlenswerth, da ja
doch nun einmal der Gedanke angeregt ist, dass auch sie
das Product der Umwandlung irgend eines anderen Gestei-
nes sein könnten.
Bei Srain steht Serpentin unmittelbar am nordwest-
lichen Ende des Dorfes in. klippigen zerbröckelten Massen
an. Selbst das frische schwarzgrüne Gestein ist sehr rissig
und zerklüftet, die Klüfte sind zumeist mit Kieselmineralen,
Chlorit, Talk und Asbest bedeckt, welche Minerale übrigens
auch in grösseren Nestern und Gängen angehäuft erscheinen.
Manche Gänge werden von einer chloritischen lettenartigen
Masse gebildet, in welcher Speckstein von lichtölgrüner
Farbe, Magnesit, Opale aller Art, Hornsteine, ein Mittelding
zwischen Serpentin und Opal, in Knollen eingebettet vor-
kommen. Die Originalabbildung Hochstetters (Fig. 39.)
zeigt die Lagerung der Gänge im Serpentin. — Etwas weiter-
hin von dieser Stelle am Wege gegen Goldenkron sollen die
Serpentine ganz allmälig in braunschwarze, deutlich geschich-
tete feldspatharme Hornblendegesteine mit östlichem Strei-
chen (St. 6) und fast saigerer Schichtenstellung übergehen.
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174 I- Archadsche tiruppo. — ürgueis«- und Urschiefersystem.
N von Goldenkron in der Schlucht bei Pleschowitz treten
Serpentine deutlich zu Tage und lasssen sich bis zur Mol-
dau verfolgen, welche sie jedoch nicht überschreiten. Am
rechten Gehänge der Schlucht sind sie von fast dichter Be-
schaffenheit und dunkelschvvarzgrüner Farbe, durchzogen
von feinen Chrysotilstreifen und Trümmern von lauchgrünem
edlem Serpentin. Sie enthalten auch Bronzit und Pikrolith,
zeigen starke Einwirkung auf die Magnetnadel, führen jedoch
weder Granaten, noch chloritische oder talkige Gänge, noch
auch Kieselgesteine. Sie dürften übrigens vollkommen dem
Serpentin von Schebifov (siehe pag. 103.) entsprechen. In
der ganzen Erstreckung Von Srnin bis in die Pleschowitzer
Schlucht scheint Serpentin in Verbindung mit Hornblende-
gesteinen den Granulit lagerartig zu unterteufen.
Oberhalb Goldenkron, etwa 40 m über dem Spiegel der
Moldau, ist das ganze Plateau von Geschieben und Schutt
bedeckt, in welchem man in staunenswerther Menge alle
oben angeführten Serpentinminerale finden kann. Die Stein-
haufen sind hier thatsächlich von Sammlern ausgebeutet
worden. Die böhmischen Opale (Halbopale, Milchopale etc.)
stammen zum grössten Theile von dieser Fundstätte.
Ein weiteres Serpentinlager tritt zwischen Saborsch
und Gross Cekau SO von Netolitz zu Tage in der Bucht,
die sich vom Dechternteiche auf der Budweiser Tertiär-
ebene westwärts gegen die Dobschitzer Berge erstreckt. Es
herrschen im Allgemeinen längs der Bäche, die hier zusam-
menfliessen, sumpfige Torfmoore und Gebirgsschutt. Nur
in der Mitte der Bucht erhebt sich inselartig ein Hügel,
über welchen der Weg von Saborsch nach Gross Cekau
führt. Dieser nun besteht in seiner südlichen Hälfte aus
einem Serpentintrümmergesteine, in welchem Opale selten,
poröse und cavernöse Hornsteinmassen (Siliciophite?) jedoch
sehr häufig sind. Helmhacker fand in dem Serpentin auf
Klüften auch Orthoklas und Albit. Frisches Gestein ist in
der Richtung gegen Holschowitz im höheren Terrain stellen-
weise anstehend.
An dem Wege, der von Kugelwaid nach Gross Zmietsch
führt, ferner bei Dobrusch in der Richtung gegen Ochsbrunn,
kann man Serpentine beobachten, die von papierdünnen
Lagen von Magneteisen durchzogen sind und etwas Bronzit
enthalten. Sie sind deutlich geschichtet, und sollen mit zähen
schwarzen Hornblendegesteinen wechsellagern und Nester
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Der Böhmerwatd. — 1. äumava. — Serpentin. 17 5
von grauschwarzem Quarze enthalten. Sie bilden ein etwa
2 bn langes Lager, das in seiner südlichen Hälfte die Grenze
von Granuiit und Gneiss bildet, mit seiner nördlichen Hälfte
aber in die Grauulite zwisclfcn Kugelwaid und Gross Zmietsch
hereinreicht. Den ziemlich dichten Amphibolit bei Dobrusch,
6 vom Dorfe, fand C. v. Camerlander zusammengesetzt aus
Hornblende (in Blättchen, in strahlsteinartiger oder büschelig
stengeliger Ausbildung), aus untergeordnetem Plagioklas,
diallagartigem Augit, Quarz und Pleonast. Nebst Hornblende-
gestein begleitet den Serpentin bei Dobrusch auch ein Augit-
gestein mit beträchtlichem Granatgehalt. Die Granatkörner
pflegen von Augit in Stengelaggregaten umhüllt zu sein.
Weiter steht im Plansker Gebirge Serpentin am Fusse
•ie» Hügels oberhalb der Kohhnühle, ehe man nach Richter-
hol" abwärts geht, in einem kleinen Felsen an. Er scheint
liier auch in Verbindung mit Ilornblendeschiefer, massigem
schönen Amphibolit und Amphibolgranit zu stehen, welche
Gesteine durch ganz allmälige Uebergänge mit einander ver-
bunden sind.
Der Serpentin bei Ottetstift bildet rechts von der Strasse
von Honnetschlag nach Ottetstift, nicht zu weit entfernt von
diesem letzteren Orte, einen niedrigen Hügel („Böhmstein-
felsel"). Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Granuiit unter
den Torfmooren des Olschbaches von Tuschetschlag bis in
die Gegend von Ottetstift herüber reicht und hier in dem
schmalen, von Serpentin und Hornblendegesteinen begleiteten
Streifen auskeilt.
Im Dobruscher, Richterhofer und Ottetstifter Serpentin
sollen nach v. Hochstetter Kieselgesteine und Magnesia-
minerale gänzlich fehlen. — Von den übrigen oben (S. 168.)
angeführten Serpentinvorkommen ist nichts Näheres zu be-
richten.
Im Prachatitzer Granulitgebiete tritt Serpentin am
schönsten bei der Gemeindemühle iVO von der Stadt zu
Tage. Er ist nach v. Camerlander aus einem granatfüh-
renden Olivin -Augitgesteine hervorgegangen. Das Gestein
zeigt im Dünnschliffe in dem schön entwickelten Maschen-
systeme nicht zu reichliche frische Reste von Olivin in Form
unregelmässiger wasserheller Körner, neben Körnchen und
Blättchen, selten Kryställchen eines fast wasserhellen bis
schwach lichtgrünen Pyroxenes, nebst viel Erzpartien (meist
Magnetit) und sehr seltenen Picotitblättchen. Der Serpentin
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176 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urscbiefersysiem.
beginnt nach v. Hochstetteb gleich hinter der Stadt links
vom Wege nach St. Peter in den Feldern. Unweit des sog.
Lusthauses überlagert er concordant den Granulit. Verfolgt
man die Streichungsrichtung des Kerpen tines nach Südosten,
so gelangt man zu dem erwähnten interessanten Aufschlüsse
bei der Gemeindemühle, wo der Granulit mit pegmatitartigem
Granit, Serpentin und Diorit vergesellschaftet ist. Jenseits
des Zivnybaches bis zur Feidelmühle findet man Serpentin
nur noch in losen Stücken.
Im Christianberger Granulitgebiete kommt Serpentin
unter ganz analogen Verhältnissen wie in den eben bespro-
chenen Granulitpartien an der nördlichen Grenzlinie von
Ober Haid bis Neuberg vor. Die Serpentine von Ober Haid
lassen sich in einer schmalen Zone bis gegen Schreinet-
schlag verfolgen. Sie haben dasselbe Aussehen wie die
Serpentine von Dobrusch und Richterhof (S. 175.) und sind
ganz deutlich geschichtet. Bedeutender ist das Serpentin-
gebiet zwischen Haberies und Neuberg. Schon von weitem
machen sich in der sonst wald- und felderreichen Gegend
nahezu nackte Steinhügel bemerkbar, die sich von Haberies
gegen Paulus und von hier gegen Neuberg zu beiden Seiten
des im Moorboden laufenden Mühl- oder Herrenbaches hin-
ziehen. Sie bestehen aus Serpentin, der als unfruchtbarer
Bodenuntergrund den Landleuten sehr wohl bekannt ist und
von ihnen gefürchtet wird, da dort, wo er auftritt, nichts
recht gedeihen will. Die besten Aufschlüsse dieser Serpen-
tine bestehen bei Paulus, wo das bronzitreiche Gestein deut-
lich geplattet ist. Nach v. Camerlander war das ursprüng-
liche Gestein dieses Serpentines ein Olivin -Augitgestein,
welches in seiner Umwandlung weniger vorgeschritten ist
als z. B. der Serpentin des Gaisberges N von Prachatitz.
In dem übrigen Verbreitungsgebiete der Sumava sind
Serpentine nur stellenweise ganz untergeordnet vorhanden.
Ein weiteres, wichtiges Gebirgsglied des eigentlichen
Böhmerwaldes bilden Kalksteine, die namentlich im Vor-
lande der Sumava streckenweise reichlich vorhanden sind.
Im Granulitgebiete des Plansker Gebirges wurde ein
körniger dolomitischer Kalkstein als bedeutungslose Einlager-
ung im Hornblendegesteine zwischen Adolfsthal und dem
ehemaligen zweiten Hammer (Fig. 38. S. 172.) beobachtet.
In der Umgebung der drei Granulitpartien sind Kalk-
steinlager im Gneisse weit häufiger. Sie bilden durchaus
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Der Böhmerwald. — 1. £umava. — Kalkstein.
regelmässige Lager mit zumeist deutlicher Schichtung und
veränderlicher Mächtigkeit bis über 30 m. Sie sind vorwal-
tend grobkörnig, weiss oder licht gefärbt. Feinkörnige Ab-
arten pflegen nicht selten zur Schichtung parallel gestreift
zu sein, wohl durch Graphiteinschaltungen. Neben Graphit,
der übrigens nicht nur als Pigment, sondern auch in kry-
stallinischen Schuppen vorkommt, finden sich im Kalksteine
accessorisch ein : Glimmer, Quarz, schwarze und grüne Horn-
blende, Grammatit, Eisenkies, Talk, Speckstein und Asbest
auf Kluftflächen, Serpentin in Adern und kleinen Nestern,
wodurch oft richtige Ophicalcite entstehen. (Vergl. S. 42.)
Die Kalklager sind gleicherweise, wie wir es im böhmisch-
mährischen Hoch-
lande kennen ge-
lernt haben, (S. 91
ff.i, oft von Granit-
gängen durchsetzt,
wahrend manchmal
Granit oder Quarz
auch rundliche
Massen im Kalke
bildet. Aehnlich ver-
halten Sidl Diorite Ori(rlnalaofn4bine Ton Ftrd. r. Hoefutetter (18,4).
, , • r ,1 ' a Grobkörniger Granit b Verwitterter Granit e Quars.
Welche im Kalke <l Körniger Kalkitein. e Diorit. / OdcUi.
Gänge, seltener La-
ger und fragmentartige Stücke bilden. Diese Verhältnisse hat
v. Hochstetter durch eine Skizze aus dem Kalkbruche
unterhalb des Krurnauer Schlossberges am linken Moldau-
ufer veranschaulicht. (Fig. 40.) Die Mehrzahl der Kalksteine
dürfte dolomitisch sein.
Die geschilderten Verhaltnisse gelten im Allgemeinen.
In einigen Kalklagern treten noch andere Erscheinungen zu
Tage. die. wenn nicht von Bedeutung, einzeln nicht Erwähn-
ung finden können, wie es ja überhaupt auch zu weit führen
möchte, wollte man alle Punkte, wo Kalklager zu beobachten
sind, namhaft machen. Es ist schon oben angedeutet wor-
den, dass die Lagerungsverhältnisse in der Umgebung der
Granulitpartien am genauesten aus dem Streichen von Kalk-
und Graphiteinlagerungen abgeleitet werden können. Eine
solchergestalt bestimmte Streichungslinie verbindet die Kalk-
vorkommen bei Hüttenhof (nahe der Grenze W von Ober
Plan), bei Habichau (P. Schwarzbach), bei Schlackern und
Mutzkern. Eine andere Streichungslinie verknüpft die zahl-
Fig. 40. Partie ans einem Kalkbrache unterhalb de«
Kumauer SchloMbergei.
; Geologie Ton Böhmen
12
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178 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
reichen Kalklager zwischen Krumau und Payreschau, die am
schönsten im Einschnitte der Moldau aufgeschlossen sind,
wie bei Krumau selbst, bei DumrowiU, zwischen Rojau und
Goldenkron, unterhalb Maidstein, bei Payreschau. Dieser
Streichungslinie gehören auch die Kalke bei Lagau S W von
Krumau an.
Eine weitere Kalklinie geht über Turkowitz, östlich
über den Neuhof oberhalb Krumau, gegen Srnin und Gol-
denkron, Ferner treten Kalke bei Stein NNW von Höritz,
S von Kalsching und bei Weixeln auf. Hier kommt typischer
Stinkkalk vor, welcher beim Anschlagen mit dem Hammer
einen widerlichen bituminösen Geruch von sich gibt. In sei-
nem Streichen liegen auch die Kalke bei Losnitz (zwischen
Krumau und Kalsching) und beim Jägerhause oberhalb Neuhof.
Die Kalklager in der Umgebung der Ortschaften Stuben,
Schlackern, Mutzkern, Planles und Eggetschlag bieten nach
C. Peters manches Interessante. Sie bilden im Allgemeinen
nur wenig mächtige Massen, von sehr verschiedenem Strei-
chen und Verflachen. Im Kalke nahe beim Habichau-Hofe
wurden Graphit, Amphibol, beide vorwaltend als Pigment,
Tremolith, Asbest und Eisenkiesel als untergeordnete Bei-
mengungen vorgefunden. Bei Schlackern, Mutzkern und Plan-
les verhielten sich die Kalke ähnlich. Ein Lager bei dem
erstgenannten Orte fand Peters von einem Dioritgange
durchsetzt. Ein aufgelassener Kalkbruch bei Hüttenhof am
Südabhange des Hochwiesen liess einen durch mehrere Gra-
nitdurchbrüche gestörten Bau erkennen. Die unreinen und
daher nicht zur Verwendung geeigneten Kalkmassen ent-
hielten hauptsächlich körnig stengeligen Amphibol, Quarz,
gelbbraunen Granat, oft in ansehnlichen Dodekaedern aus-
gebildet, stellenweise auch rosenfarbigen faserigen Kalk (Ara-
gonit?). NW von Ober Plan tritt ein Kalksteinlager bei der
Höpfelmühle unweit von den Salnauer Jägerhäusern auf.
Südwestlich von der Christianberger Granulitpartie soll am
Nordfusse des Tussetberges gegen Guthausen zu ein Kalk-
steinlager im Granit ehemals ausgebeutet worden sein.
Westlich vom Granulitterrain der Sumava kommt kry-
stallinischer Kalkstein in Lagern vor an der Flanitz zwischen
Husinetz und Sablat, bei der Dwurer Mühle und bei Zabrdi
am linken Ufer, ferner unterhalb Sablat am rechten Ufer
bei der Thaler Einschicht. Hier ist es ein grauweisser, schön
krystallinischer Kalk, der stellenweise Glimmer, Chlorit und
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. 179
Talk. Hornblende und Granat enthält. Seinerzeit waren bei
Zuderschlag gegenüber der Ruine Gans am linken Flanitz-
ufer die grössten Kalksteinbrüche, in welchen der Kalk häufig
von Granitgängen durchdrungen und von durch Ausspül-
ungen entstandenen Hohlräumen unterbrochen war. Kalk
kommt ferner bei Winterberg (0), am NO-Fusse des Kubani
im sog. Huschitzer Reit und bei Wallern (NO und NW) in
Lagern oder in Partien dem Gneisse eingestreut vor.
Noch weiter westlich, zwischen Gross Zdikau und
Schüttenhofen ist das Gneissgebiet reich an Kalklagern. Bei
Gross Zdikau selbst liefern die Hfebeny (Kämme SO vom
Orte) nach J. N. Woldrich einen feinkörnigen, grauweissen,
stellenweise röthlichen, technisch sehr wohl verwendbaren
Kalk, der sich unter dem Mikroskop als zusammengesetzt
aus Kalkspath und Dolomit, sowie untergeordnet eingestreu-
tem Quarz, Pyrit und vielleicht Granat erweist. Weiter kommt
Kalk 0 von Zdikau bei Bransov, N von Gross Zdikau bei
der Waniekmühle, NW von Zdikau am Novotn^-Hügel, bei
Jaroschkau N von Stachau, bei Mladikau am Cabuser Bache,
zwischen Nitzau und Milau, bei Aubislau (0), Pfecin (W und
XW), Wonschowitz (NO und SW), ürowitz, Wischkowitz,
Modlenitz (Ö) usw. in kleineren oder grösseren Einlagerungen
von sehr verschiedener Güte vor.
Ein grosses Lager von krystallinischem Kalk erstreckt
sich auf beiden Ufern der Ostru2nä (Forellenbach) zwischen
Hartmanitz und Bezdekau, bei einem Streichen nach St. 8
und nordwestlichem Einfallen unter 40°. Das Hangende des
Lagers bilden Quarzitschiefer. Kleinere Einlagerungen sind
bei Nuserau am linken Otavaufer, bei Trsitz, 2ikau und
Swojschitz in der Nähe der Granitgrenze, ferner bei Wodo-
lenka, S von Hradek, bei Lukau N von Hartmanitz, in der
unteren Vorstadt von Schüttenhofen, bei Hradek (nahe St.
Lorenz), bei Prestanitz am Wege nach Welhartitz, bei Libie-
titz und Theresiendorf (SW von Schüttenhofen), und west-
licher bei Köppeln am ÄO-Fusse des Salierberges, wo nach
v. Ho CHSTETTER im Kalke auch Putzen von Manganschaum
vorkommen, bei Gesen (S von Cachrau), bei Swina (SW
von Welhartitz), auf den Seewiesen und wohl auch ander-
wärts noch zu beobachten. Wo der Kalk sehr rein ist, wird
er namentlich zu Zwecken der Glasfabrikation gewonnen.
Im Künischen Gebirge fehlt Kalk dem eigentlichen hohen
Glimmerschieferterrain gänzlich. Er tritt nach von Hoch-
stetter erst an der i^FT-Grenze der Formation bei Glas-
12*
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180 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
hütten und St. Katharina auf, wo die Glimmerschiefer zum
Theil mit Chloritschiefern und Phylliten wechsellagern (VergL
Fig. 37.). So z. B. am Hofackerberg N von Glashütten in
einem cca 4 m mächtigen Lager, und auf der Eisensteinzeche
zur Hilfe Gottes links am Wege von Glashütten nach St.
Katharina. Hier tritt der Kalkstein in drei, je 2—3 m mäch-
tigen Lagerzügen auf, ist im Korne sehr wechselnd, von rein
weisser, rother (Manganfarbung) , grüner (durch Pistazit),
grauer (durch Hornblende) und anderer Farbe und reich an
accessorischen Beimengungen. Unter diesen sind besonders
beachtenswerth : derber rother Granat, oft in grossen eiför-
migen Massen dem Kalke eingewachsen und durch Zersetz-
ung in Thon- und Brauneisensteine übergehend, welche mit
dem Kalksteine zugleich gewonnen wurden ; ferner mit dem
Granat vergesellschafteter Pistazit und Hornblende und darin
häufig Kupferkies (Ghalkopyrit), Eisenkies, Magnetkies und
Magneteisen eingesprengt. In Spuren fand man auch Eisen-
glanz (Haematit), Zinkblende und Bleiglanz, in grösseren
Massen Asbest, Ghlorit und zersetzte serpentinartige Minerale.
Im Vorlande der Sumava sind Kalklager im Gneiss-
gebiete ebenfalls gemein. Alle sind dem Gneisse conform
eingelagert und gewöhnlich durch allmälige Uebergänge mit
ihm verbunden, so dass gegen das Hangende und Liegende
eine schärfere Begrenzung fehlt. Sie stimmen im Allgemei-
nen durchaus mit den Kalksteinen überein, die aus dem
Gneissgebiete nördlich von der Otava, welches noch zum
böhmisch-mährischen Hochlande einbezogen wurde, oben be-
schrieben worden sind. (Vergl. S. 90 ff.)
In der Umgebung von Barau und Wällischbirken sind
Kalksteinlager nach v. Zepharowich NO von Barau am
rechten Ufer der Blanitz, zwischen Mekynetz und Gepfowitz,
Zäluzi und Kwaskowitz, ferner bei Borcitz, S und SO von
Dub auf dem Spälen?- und Bababerge, bei Twrsitz, am
Teiche bei Wällischbirken an der Strasse nach Strunkowitz,
am Kancovberge, bei Setechowitz zu beobachten. Bei Dub
ist der Kalkstein z. Th. sehr dicht, dunkelgrau, oft auf
Spaltflächen mit Dendriten versehen. Eine Analyse dieser
Abart vom Bababerge ergab: Kohlensauere Kalkerde 77*29,.
unlöslicher Rückstand 22*15 Procent, wenig Thonerde, Eisen-
oxyd, Wasser und Spuren von kohlensauerer Bittererde. Bei
Strunkowitz ist der Kalkstein zumeist feinkörnig, bei Wäl-
lischbirken sehr dicht.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. 181
In der Umgebimg von Wolin und Ckyn kommt kry-
stailinischer Kalkstein bei Lhota Ptäckova, S von Horosedlo,
bei Budkau, gegenüber von Zuzlawitz an der Wolinka, bei
Bohranilitz. S von Spule und zwischen diesem Orte und
Dolan, in Ckyn, y von Elcowitz, 0 von Zleschitz, bei Starov
auf beiden Bachufern, 0 von Zechowitz, bei Wolin selbst,
bei Prechowitz an der Strakonitzer Strasse, zwischen Wolin
und Nemetitz, zwischen Nihoschowitz und Doubrawitz vor.
Die Kalksteine von Ckyn und Elcowitz sind die dichtesten.
Eine Analyse des ersteren ergab neben 89'58°/ 0 kohlensaueren
Kalkes, 4*93% kohlensauerer Bittererde. Er enthält häufig
Glimmer, ebenso wie der Kalk von Zleschitz. Im Elcowitzer
Kalke wurde auf Klüften Steatit gefunden. Im Zleschitzer und
Zechowitzer Kalke wurde Graphit in Schuppen oder unregel-
massigen Partien beobachtet.
In der Umgebung von Berg Reichenstein sind Kalklager
S von Miltitz, zwischen Albrechtsried und Kadeschitz, bei
2ihobetz, Sobieschitz, Ostruzno, Nezditz, NW von Straschin, p
sowie SW unter der Maria-Kirche, am Wege nach Damit-
beobachtet worden. Bei 2ihobetz, Ostruzno und Sobieschitz
sind die Kalke ausgezeichnet späthig. Bei Straschin hatte
v. Zepharowich Gelegenheit, im krystailinisch körnigen
Kalksteine, der accessorisch lichtbraunen Glimmer, Feldspath,
Amphibol und Quarz enthielt, eine durch einen Sprengschuss
zufällig eröffnete Höhle zu besichtigen, die sich bergeinwärts
bei einer Breite von cca 15 m beiläufig 50 m weit erstreckte.
Er fand die Decke der Höhle gewölbt, unverkennbare Spu-
ren der Auswaschung an sich tragend und den Beginn von
Tropfsteinbildung zeigend. Der abschüssige Boden war äus-
serst schlüpfrig und ganz* mit rothem Lehm Gedeckt, wie er
durch Zersetzung von Gneiss entsteht. Herabgefallene Kalk-
stücke lagen in demselben eingebettet.
In der Nähe von Schüttenhofen kommen krystallinische
Kalke bei der Stadt selbst, bei Podmokl, Zimitz, am Zimitzer
Berge und am Wege von hier nach Schichowitz vor. Der
Zimitzer Kalk erwies sich oft glimmerreich.
Bei Horazdiowitz treten Kalksteine in Verlängerung des
Hostitzer Zuges (Seite 91.) bei Svatopole und Boubin, am
Prachinberge unter der Ruine, bei Gross Hitschitz, in Hejna*,
am Hitschitzer und Pucanka-Berge, dann zwischen Hlineny
lljezd und Bojanowitz auf. Der Kalk von Svatopole ist sehr
dicht, weiss, quarzreich (22*94°/o unlö3l. Rückstände). Im
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182 L Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Gross Hitschitzer Kalke kommen Talkschüppchen und Gram-
matit vor.
In der Umgebung von Strakonitz am rechten Otavaufer
tritt krystallinischer Kalkstein N von Jinin an der Strasse
von Strakonitz nach Wodnian auf, ferner bei Strunkowitz
an der Wolinka und S von Kraselov am Wege nach NemCitz.
Bei Strunkowitz ist er feinkörnig, bei Kraselov kleinkörnig,
grauweiss. Eine hier am Wege nach Nemcitz einem verlasse-
nen Kalkbruche entnommene Probe ergab neben 87'02°/o
kohlensauerem Kalk, 7*33% kohlensauere Bittererde (nebst
l°/o Al 2 Oj und Fe 2 0 3 , 2% unlösliche Rückstände und 2-64%
Wasser).
Fig. 41. Rchlchtenreihe In einer Kalkgrube bei Jinin
Originalaufnabine von V. v. Ztpharomieh i, 854).
ü Dammerde. Q G' Gneles. Q Quart. K K K" Kalkuein. L lehmige»
Zwischenmittel
Als Beispiel der oft complicirten Lagerungsverhältnissev
welche in den einzelnen Kalkbrüchen beobachtet werden
können, möge das von V. v. Zepharowich aufgenommene
Bild einer kleinen Grube bei Jinin wiedergegeben werden.
(Fig. 41.) Hier war die Schichtenfolge von oben nach unten
folgende : Unter der Dammerde Gneiss G\ hierauf eine unter-
brochene und verbogene Kalksteinschicht JC", darunter dünn-
geschichteter welliger Gneiss G mit einer gekrümmten zu-
sammenhängenden Quarzlage und mehreren linsenförmigen
Quarznestern Q 1 hierunter eine Schicht eines lockerkörnigen
krystallinischen Kalksteine» K', welche durch ein lehmiges
Zwischenmittel L von dem zu unterst anstehenden festen,
kleinkörnigen Kalksteine K getrennt war.
Auch im westlichsten, über Klattau und Planitz tief in
das innere Böhmen sich erstreckenden Ausläufer der Sumava
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Kalkstein. Ifta
sind Lager von kristallinischen Kalksteinen ziemlich häufig.
In der Umgebung von Klattau trifft man Kalk bei Kozmacov
auf der östlichen Anhöhe ober dem Wege nach Gross Hosch-
titz, S bei letzterem Orte, zwischen Kydlin und Obitz, zwi-
schen diesem Orte und Boleschin, zwischen letzterer Ort-
schaft und Wiederkomm nächst dem Bache, Na vrchäch (auf
den Hügeln) bei Boleschin, bei Wostfetitz, auf den Kuppen
S von Aujezd auf Miecholuper Gebiet, 0 von Domailicky,
XW von Mislowitz, bei Bystre und Neuhof. Von Boleschin
bis Domailiöky scheint der Kalk als unterbrochenes Lager
zu streichen, das vielleicht auch mit der Mislowitzer Linie
zusammenhängt.
In der LTmgebung von Planitz kommt krystallinischer
Kalk XO und W von Klein Planitz, weiter am Witkowitzer
Berge und in der Streichungsrichtung nach Nordost in den
Feldern, zwischen Nitzau und Lowcitz, bei Mysliv und gleich
ausserhalb Nehodiv am Wege nach Stipoklas vor.
Auch sonst dürften Kalklager in diesem Gebiete an
manchen Stellen zum Vorschein kommen.
Alle, soweit sie bekannt sind, erscheinen dem Gneisse
ganz gleichmässig eingeschaltet und durch allmälige Ueber-
gänge mit ihm verbunden. Nur an einer Stelle ist die Schicht-
ung des Kalksteines und Gneisses von der im Gebiete herr-
schenden verschieden, nämlich bei den drei oder mehreren
Lagern östlich von Kozmacov. Diese streichen nach St. 12
und stehen auf dem Kopfe. Ein Granitgang durchsetzt die
ganze sehr regelmässige Folge der Kalkstein- und Gneiss-
schichten.
Im Hangenden und Liegenden des Kalksteines wird
der Gneiss oft besonders glimmerreich, dünnschieferig und
^immerschieferähnlich, in anderen Fällen wieder tritt ein
Mischgestein aus grossen Partien von Orthoklas, Kalkstein
und Quarz auf. Wo man eines oder das andere dieser Ge-
steine — namentlich das letztere — findet, kann man mit
grosser Wahrscheinlichkeit auf die A n w e s e n h e i t von
Kalk schliessen.
In dem gemengten Gesteine sind besonders Ortho-
klas und Calcit vorzüglich krystallinisch ausgebildet, zumal
der vorherrschende Orthoklas in grossen Individuen. Die
Orthoklaspartien sind nach v. Zephtarowich ganz gespickt
mit Araphibolnadeln, die bis 5 mm Dicke und mehrere cm
Lange erreichen und auch Endflächen zeigen. Die grösseren
Nadeln pflegen zumeist verwittert und in ein steatitartiges
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184 !• Archaeische Gruppe. —
Urgneiss
- und L'rschiefersvstem.
Mineral umgewandelt zu sein. In der kleinspäthigen Ortho-
klas-, als auch Kalkmasse sind' ziemlich reichlich kleine braune
und rothe Granaten eingestreut. Auch Oligoklas und kleine
Titanitkrystalle kommen vor.
Das Gestein fand v. Zepharowich am vorzüglichsten
in den Kalkbrüchen bei Boleschin entwickelt. Es ist übri-
gens möglich, dass es nur ein von Kalk durchdrungener und
umgewandelter Pegmatit ist. Auf Klüften im Kalke erscheint
manchmal Bergholz.
Bei Bystre kommt ein schmutzig grauer, dunkel ge-
streifter, kleinkörniger dolomitischer Kalkstein vor, der meist
voll kleiner drusiger Löcher, Zellen und unregelmässiger
grösserer Höhlungen ist, welche mit kleinen, sehr netten,
eben- oder drusig krummflächigen Bitterspath-Rhomboedern
ausgekleidet sind, auf welchen noch hin und wieder grössere
durchscheinende Galcitkrvstalle von der Form — 2 R. —
7 2 R. sitzen. Auch hier bemerkt man auf Klüften bergholz-
ähnliche Rinden.
Alle angeführten Kalksteine enthalten accessorisch mehr
oder weniger reichlich Glimmer, Pyrit und Graphit.
Unter den massigen Eruptivgesteinen, welche am Auf-
baue des eigentlichen Böhmerwaldes Theil nehmen, ist Gra-
nit von grösster Wichtigkeit. Er tritt im Gebirge in meh-
reren grossen und kleinen Partien auf, von welchen die
bedeutendste Rolle der Hauptgranitmasse längs der böhmisch-
baierischen Grenze zukommt. Dieselbe wird von dem ge-
waltigen Granitgebiete, welches sich nördlich von der Donau
durch Ober- und Nieder-Oesterreich bis tief nach Böhmen
hinein erstreckt (Vergl. S. 107.)i durch die Senkung abge-
trennt, welche das Thal der grossen Mühel mit dem Moldau-
thale verbindet und von einem Gneisszuge begleitet wird.
Von diesem Passe, durch welchen der fürstlich Schwarzen-
berg'sche Schwemmkanal führt, steigt der Hauptrücken der
Sumava als ausgezeichnetes Granitgebirge in nordwestlicher
Richtung auf. Doch schon östlicher, südlich von Rosenberg,
Hohenfurth und Friedberg, verbreitet sich vom rechten Ufer
der Moldau über die Landesgrenze hinaus ein zusammen-
hängendes Granitterrain, das westwärts im St. Thomasgebirge
am höchsten ansteigt und die südliche Begrenzung der Gneiss-
niederung zwischen Unter Wuldau und Aigen bildet, während
der Hauptgranitrücken der Sumava im Norden aus
derselben aufsteigt.
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Der BöhmenvaldL — 1. Sumava. — Granit. 185
Dieser letztere beginnt mit dem Schindlauerberge und
der Schönebene in Oesterreich, zieht sich dann in nordwest-
licher Richtung als Hochwiesmatrücken mit dem Fosenberg,
weiter als Hochfichtet u nd Reischelberg, immer höher sich
erhebend, längs der bö nmisch- österreichischen Grenze bis
zum Plöckenstein und der Dre ieckmark (am Grenzpunkte von
Böhmen, Oesterreich und Bai ern) und von da weiter längs
der böhmisch-baierischen Grenze über den Dreisesselberg
und Hohenstein. Zwischen Neuthal und Tusset unterbricht
das Querthal der Kalten Moldau, die sich am südöstlichen
Ende der Filzau mit der Warmen Moldau vereinigt, den
Gebirgskamm. Jenseits der Kalten Moldau bilden der Farren-
berg, böhmische Röhrenberg, Bretterberg, Tussetberg mit
den Schillerbergen eine NO von der Warmen, SO von der
Kalten, NW von der Grasigen Moldau (auch Kuschwarda-
bach genannt), SW von dem Moorbache und Markbache
(welche beide aus demselben Torfmoore bei den Markhäusern
entspringen und in die Kalte, beziehungsweise Grasige Mol-
dau abfliessen) umschlossene Berggruppe. Das Thal der Gra-
sigen Moldau bei Kuschwarda ist ein zweites Querthal. Von
Kuschwarda nördlich sind die Hauptbergkuppen der Schlössel-
berg, Röhrenberg, Langenrückberg, Scheureckenberg und die
Spitzberge. Bei Fürstenhut und Buchwald gegen Ferchenhaid
zu ist das Thal des kleinen Moldaubaches das dritte Quer-
thal. Nun folgen die Tafelberge, der Post- und Hochbretter-
berg, der Siebensteinfelsen und der Schwarzberg, an dessen
ÄO-Fusse die Hauptquelle der Moldau als ein kleiner nur
fingerdicker Wasserstrahl aus einem Gneissfels herausquillt,
sich aber bald im Siebenfilz verliert und dann mit bedeu-
tend vermehrter Wassermenge als Schwarzbach aus dem-
selben Moor nördlich abfliesst, aus welchem mit südlichem
Abflüsse nach Baiern auch die Dz entspringt. Dann folgen
sich an der Landesgrenze der Marberg, die Lusenspitze, der
Spitzberg, Plattenhausenberg, Kaltstaudenberg, und weiter
die nordöstlichen Gehänge der schon auf baierischem Gebiete
sich erhebenden Rachelberge, des Kammeralwaldes, Rachel-
waldes usw., die hier nur durch Torfmoore unterbrochen,
das hohe Gebirgsplateau bedecken. Der Ahornbach, W von
Mader, bildet so ziemlich die Grenze des Granites auf böh-
mischer Seite. Von hier an ist über den Mittagsberg und Stein-
delberg in der Gegend von Stubenbach auf eine Meile weit
längs der Landesgrenze Gneissterrain, bis dann am Lakaberge,
W von Stubenbach, die Glimmerschieferformation beginnt.
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I
136 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Auf der ganzen beschriebenen Strecke ist Granit zwar
herrschend, doch erscheint auf kurze Strecken an der Lan-
desgrenze böhmischerseits Gneiss, der je nach den Aus- und
Einbiegungen der Grenze bald von baierischer, bald von
böhmischer Seite her die Grenze erreicht. Zum erstenmal e
in der Gegend von Kuschwarda, wo die weit ausgedehnte
Grosse Au am linken Ufer der Grasigen Moldau, hier Wolfau-
bach genannt, bis über Unter Zassau hinaus zur Landes-
grenze aus Gneiss besteht. Eine schmale Gneisszone scheint
auch zwischen Landstrasse und Unter Lichtbuchet die süd-
westlich vorspringende Ecke von Böhmen abzuschneiden. Die
grösste Unterbrechung erleidet das Granitgebirge auf etwa
eine Meile Weges an der Grenze weiter nordwestlich, zwi-
schen Buch wähl und dem Marberg bei Pürstling. S von
Buchwald am Teufelsbache verlässt der Granit Böhmen,
setzt aber durch Baiern fort und tritt beim Marberg wieder
auf böhmisches Gebiet. Von hier an bis zum Zweislerfilz,
aus dem der Ahornbach entspringt, wechseln Gneiss und
Granit manigfaltig ab.
Die nordöstliche Grenze des Granitgebirges lässt sich
in den waldigen und sumpfigen Gegenden nicht mit Sicher-
heit bestimmen. Sie verläuft im Süden der Moldau entlang.
Von Hinterstift her über die Salnauer Jägerhäuser hinauf
bis in die Gegend von Haberdorf setzt der Gneiss noch aut
das rechte Moldauufer über und bildet hier eine schmale
Zone. Die weitere Grenze geht an der Filzau herauf bis
nach Guthausen und biegt sich von da, westlich am Schil-
lingbach hinauf, die Schillerberge einschliessend so, dass sie
zwischen Ober und Unter Zassau die Grenze erreicht. Gleich
über der Grasigen Moldau zieht sie sich aber wieder nord-
ostwärts, O an Kuschwarda, welches auf Granit liegt, vorüber,
folgt dann auf eine kurze Strecke dem Schlösslbache, geht
westlich an den Adlerhütten vorbei über den Todtenkopf
und die Spitzberge zum Moldaubachel, von der eigentlichen
Moldau immer eine halbe Stunde südlich entfernt. Die Gra-
nitgrenze schneidet das Moldaubachel wenige Schritte unter-
halb der Stelle, die „zum gnädigen Herrn" genannt wird,
und zieht sich dann & an den Tafelbergen hin. -V an Für-
stenhut vorbei, zwischen Hüttel und Buchwald über die Lan-
desgrenze. Ueber Hüttel selbst greift eine Gneisszunge in
das Granitterrain herein.
Im nördlicheren Verbreitungsgebiete ist die Granit-
grenze dem Gneisse gegenüber schwer zu bestimmen, da
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Der Böhmerwal«!. —
1. &umava.
(Iran it.
1*7
Humus und Moordecken in den Waldungen oft auf weite
Strecken kaum einen Stein finden lassen. Auf dem Marberg
herrscht Granit vor, den von Pürstüng herabfliessenden Ma-
derbach begleitet jedoch schon Gneiss. Eine schmale Gneiss-
zone streicht dann zwischen dem Marberg und Lüsen von
Baiern herein, geht über Pürstüng, den Kaltstaudenberg.
breitet sich über den Modelwald und Plohausen aus und
hangt hier mit dem grossen Gneissterrain bei Aussergetild
zusammen. Westlich scheint aber wieder eine schmale Zone
über den grossen Weitfälleriilz nach Baiern zu verlaufen.
Längs der Grenze über den Lüsen, das Hochgericht, den
Spitzberg, an der höchsten Spitze des Plattenhausen vorbei
verbreitet sich wieder Granit bis in die Nähe des Weges,
der von Pürstüng gegen den Rachel zu führt. Eine zweite
schmale Gneisszunge scheint sich von Baiern herein über
den Rachelwald, Kammerwald, Mühlbuchet und den Platten-
hausenberg bis zum Stangenfilz S von Pürstüng zu erstrecken.
Das Rachelhaus '* steht auf der Grenze zwischen dieser
Gneisszone und dem Granite, der sich zwischen dem Weit-
fallerfilz und dem „verlorenen Schachtfilz" über den Gayruck-
wald, die Neuhüttenfilze, den Plattenhausenlilz südlich bis
an die Landesgrenze ausdehnt.
Endlich der nördlichste Verbreitungsbezirk des Granites
an der Landesgrenze umfasst die Strecke zwischen dem
Weitfallertilz und Zweislerfilz, dann die Waldstrecken östlich
bis zu den Plohaushütten und Fischerhütten W von Mader,
und breitet sich nördlich noch wenig am linken Ufer des
Ahornbaches aus. Im Hirschgespreng und im Fallbaum gegen
Stubenbach zu ist schon entschiedenes Gneissterrain.
Dieses ganze mächtige Grenz-Gninitgebiet der Sumava
wird von zwei Granitabarten beherrscht, nämlich von gleich-
massig körnigem Granite, der hauptsächlich den langen
Kücken des Plöckensteins zusammensetzt und daher von
v. Höchst etter Plöckensteingranit benannt wurde,
und zweitens von porphyrartigem Granite, der im
nordwestlichen Theile des Gebirges nördlich vom Querlhale
der Kalten Moldau hauptsächlich verbreitet ist. Diese beiden
Ausbildungsformen des Granites sind natürlich nicht streng
von einander geschieden.
Im südlichsten Landestheile begrenzt Granit südlich
von der Moldau das ungefähr 14 km breite, gegen Nordost
auslaufende Glimmerschieferterrain, dessen oben schon ge-
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188 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
dacht wurde.*) Die Grenze verläuft nach G. Peters **) von
Heurafel bis zur grossen Doppelkrümmung der Moldau dem
Flusse entlang, an dessen nach Norden vorspringendem Bo-
gen der Glimmerschiefer fast tangential vorbeistreicht. Von
Hohenfurth an behält er das linke Ufer bis zu einem südlich
von Rosenberg einmündenden Bache, und geht an diesem
über Seiften, Bludau, Zartlesdorf und Trojern nordöstlich
an die Maltsch unweit Böhmisch Reichenau. Diese Um-
grenzung ist natürlich nur im Allgemeinen giltig, da Ein-
zelnheiten schwierig zu bestimmen sind. So steht z. B. der
Glimmerschiefer NW von Hohenfurth an den schroffen Gra-
nitmassen des rechten Moldauufers bis in sehr bedeutender
Höhe an. Dagegen kommt Granit in vereinzelten Kuppen
— der Kühberg nächst Hohenfurth ist
die ansehnlichste — und vielen kleinen
untergeordneten Massen im Glimmer-
schiefer vor (vergl. Fig. 43.). welche we-
sentlichen Einfluss auf die Oberflächen-
gestaltung ausüben. Besonders das Mol-
dau- und Maltschthal sind an Stellen, wo
der Glimmerschiefer von Granit durch-
42. conuct iwi«ch«n setzt ist, schluchtartig verengt.
QU Su^&3S£~ Unmittelbar an der Moldau, gegen-
N ftC h c. Peter.. über von Hohenfurth erscheint der Gra-
nit vom Glimmerschiefer überlagert. Die
Schichten des letzteren streichen nach St. 3—4, sind stellen-
weise stark wellig verbogen, so dass sie nach C. Peters
manchmal auch dem gewöhnlichen nordwestlichen Verflachen
entgegengesetzt nach SO einfallen. Der gleich mässig klein-
körnige Granit enthält lichten und dunklen Glimmer und
ist unregelmässig kubisch zerklüftet. Gegen die Auflagerungs-
grenze wird er gröber, verliert den dunklen Glimmer, dringt
in den Glimmerschiefer in eigentümlicher Weise ein und
ist manchmal am Contact mit dem Schiefer zur Texturebene
desselben parallel geplattet. Beides ist auf Fig 42. deutlich
wahrzunehmen.
*) S. 38 und 161. Nachzutragen ist, dass dort, wc jder Glimmer-
schiefer und Gneiss östlich an und nächst der Maltsch zusammenstoßen,
der erstere dem Gneisse nach Peters entweder unmittelbar oder unter
Vermittelung eines chloritischen Gesteines auflagert. Bei Unter Haid
scheint Chlorit ein stetes Gemengtheil des Glimmerschiefers zu sein, der
hier im Allgemeinen von grüner Farbe ist.
*•) Jahrb. d. k. k. geol. K.-A., 1852, III. Heft 4., P ag. 73. - Ibid.
IV., 1853, pag. 282 11.
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Der Böhmerwakl. — 1. Sumava. — Granit. Jgo,
Ein ähnliches Verhältniss kann man nach Peters bei
Rosenberg beobachten. Hier springt in die jähe Krümmung
der Moldau vom östlichen Gehänge ein allmälig sich ernie-
drigender Felsgrat vor, auf welchem die Burg steht. An der
Wurzel dieser Felszunge enthält der Glimmerschiefer drei
kleine Granitstöcke (Fig. 43.). Nahe der Spitze der Zunge
steht derselbe Granit in einer kubisch zerklüfteten Masse an.
Umgeht man nun diesen Felsen, so trifft man im Glimmer-
schiefer an der Spitze der Landzunge auf ein granitisches
oder "vielmehr gneissartiges, mit dem Schiefer untrennbar
verknüpftes Gestein, welches von einem cca 2 m mächtigen
Dioritgange durchsetzt wird (3 in Fig. 43.). Der Glimmer-
schiefer des linken Ufers enthält ausser zwei kleinen Stöcken
*ine umfangreiche Granitmasse, gegen
welche er südlich einzufallen scheint,
während er im Norden von derselben
abfällt. Dieser Granit ist feinkörnig, führt
lichten und dunklen Glimmer und er-
scheint in platte Säulen zerklüftet.
In der weiteren Erstreckung des
Granites südlich von der Moldau herrscht
ein grobkörniger Granit vor. Das Gestein J£ ^„S;; 1 * %F$S£.
ist ziemlich quarzreich, enthält fast nur
Kalifeldspath , Glimmer nur in kleinen N * ch c PtUr '-
Schüppchen oder Häufchen eingestreut, iWmm 79S& 8 ^
und soll keinerlei accessorische Gemeng-
theile aufweisen. Beachtenswerth ist die oft sehr ausgezeichnet
piattenförmige Absonderung. Der bei Böhmisch Reichenau,
Steinbach, Katharinahammer verbreitete typische porphyr-
artige Granit, welcher auch die grosse Masse des Stern-
waldes bei Leopoldfeldern in Ober Oesterreich zusammen-
setzt, geht bei Hohenfurth in ein Gestein von minder grobem
Korn und mit mehr lichtem als dunklem Glimmer über. Diese
Oranitabart erstrekt sich längs der ganzen Südgrenze des
Glimmerschiefers und zeichnet sich durch imposante Fels-
gruppen aus. Sie schliesst sich mehr dem porphyrartigen als
dem gleichmässig körnigen Granit an. Auch das St. Tho-
mas-Gebirge ist aus dem porphyrartigem Granite
aufgebaut.
Der Grenzrücken des eigentlichen Böhmerwaldes, NW
ton dem Aigen-Unter Wuldauer Pass, wird im südlichen
Theile von dem sog. PI öck enstein gr an it eingenommen.
Dieses grobkörnige und gleichmässig körnige Gestein besteht
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19Q I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
aus weissem oder gelblichem Orthoklas in unvollkommenen
Krystallen, die immer matt und gewissermassen im ersten
Stadium der Kaolinisirung erscheinen, aus graulichweissem
Quarz in unregelmftssigen bis haselnussgrossen Körnern, aus
dunklem und lichtem Glimmer. Accessorische Gemengtheile
sind nicht beobachtet worden.
Der lange Rücken des Hochfichtets und des Plöcken-
steines mit dem Dreisesselberge und Hohensteine — diese
beiden Felskuppen schon auf baierischem Gebiete, — ferner
die Rossberge S von Hirschbergen, der Hochwald und Jokes-
wald usw., kurz der ganze Gebirgsstock t der N von der Kalten
Moldau und NW von der Moldau begrenzt ist, wird von
dieser Granitvarietät zusammengesetzt. Der Gesteinscharakter
ist im Ganzen sehr gleichmässig, nur an der Grenze gegen
Gneiss wird das Gestein porphyrartig. Es verwittert verhält-
nissmässig sehr leicht, worüber unangenehme Erfahrungen
namentlich in dem 400 tn langen Tunnel gemacht wurden,
in welchem der Schwarzenberg'sche Schwemmcanal beim
Hirschberger Forsthause durch das Granitgebirge geleitet ist.
Die leichte Verwitterung, gepaart mit einer kubischen Zer-
klüftung, erklärt die unendliche Anzahl von Felsblöcken, mit
denen die Gehänge der Berge bedeckt sind. Auch über die
Umrisse der Berge erheben sich einzelne auffallende Fels-
formen, an welchen der lange Rücken des Plöckensteines
über den Dreisesselberg zum Hohenstein besonders reich ist.
Ein wahres Felsmeer von in wilder Unordnung aufgehäuften
Felsblöcken breitet sich zwischen dem Hirschberger Forst-
hause und dem hohen Plöckensteiner See aus, mit welchem
der Name des unübertroffenen Böhmerwaldpoeten Adalbert
Stifter*) untrennbar verknüpft ist. Eine hohe Felswand
ragt vom See steil auf. Ersteigt man den Hochrücken, so
überraschen und fesseln den Blick die in manigfachsten
Formen aus Granitplatten und Blöcken aufgebauten Felsge-
bilde, welche hier über die Oberfläche hervorragen. Eine der
grossartigsten dieser Felspartien ist der Dreisesselfels (Fig. 44).
Gleich N von der Kalten Moldau tritt porphyrarti-
ger Granit auf, der neben Orthoklas und Oligoklas viel
dunklen Glimmer führt, wogegen der Quarz zurücktritt.
Accessorisch kommt bisweilen Hornblende, Titanit und Ti-
taneisen vor. Diese Granitabart ist in der Sumava weiter
*) Dem ausgezeichneten Naturschilderer wurde auf dem Plöcken-
*tein ein Denkmai errichtet.
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Der BöhmenvaM. — 1. Sumava. — Granit.
191
verbreitet als der Plöckensteingranit, von welchem sie sich
auch durch ihre grössere Widerstandsfähigkeit gegen Ver-
witterung unterscheidet und zweitens dadurch, dass sie häufig
von körnigen Graniten durchsetzt wird, was beim Plöcken-
steingranit nie vorkommt. In Folge ihrer Verwitterungs-
bestandigkeit erscheinen die porphyrartigen Granite nur selten
in zerrissenen Felsgebilden und auch die losen Blöcke sind
roher und massiger.
Im Gebiete am linken Ufer der Kalten Moldau aufwärts
bildet der porphyrartige Granit zunächst den Tussetberg,
welcher mit der Schlossruine auf seinem zackigen Scheitel
und mit seiner Wallfahrtskapelle tief in der Stille des Ur-
waldes zu den herrlichsten Partien des Böhmerwaldes
Fig. 44. Der DrelieMtlfelt (Granit).
Nach R. Pattner.
gehört. Am südlichen Fusse des Berges war vor Zeiten ein
Quarzbruch offen, der Quarz für die Glashütte Eleonoren-
hain lieferte. Auf dem Röhrenberge kann man das gang-
förmige Auftreten kleinkörniger, so wie grosskörniger turma-
linführender Granite beobachten.
Im Gebiete nördlich von Kuschwarda ist der Granit
einem häufigen Wechsel unterworfen. An der Schlossruine
von Kuschwarda. in der Stadt selbst, dann gegen Land-
strasse und Lichtbuchet zu ist das Gestein noch echt por-
phyrartig. Der Kapellenberg NW von Kuschwarda ist ganz
bedeckt von unzähligen Blöcken, welche auch bei Lichtbuchet
in riesiger Grösse auftreten. Zwischen Josefsthal und Scheur-
eck findet man reichlich Blöcke des Plöckensteingranites,
die in der Nähe von Fürstenhut wieder ganz aufhören. Da-
gegen findet man hier neben porphyrartigem viel kleinkör-
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192 J- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
nigen Granit von verschiedener Zusammensetzung und dem
entsprechender Farbe (gelbweiss, graublau, grauschwarz).
Besonders auffallend sind die fast aphanitischen, sehr festen,
grauschwarzen Granite, die nur selten einzelne grosse Feld-
spathkrystalle eingewachsen enthalten, dagegen häufig von
Quarzadern durchschwärmt sind, welche an den verwitterten
Gesteinsblöcken wulstartig hervorstehen. Von besonderer
Beschaffenheit ist ein granitisches Gestein, welches in Blöcken
an der Hauptstrasse von Kuschwarda nach Winterberg, zwi-
schen Pumperle und Leimsgrub, als auch im Bette des
Kuschwardabaches in grosser Menge vorkommt. Das Gestein
ist aus denselben Bestandteilen zusammengesetzt wie der
Granit, jedoch ist die Grundmasse beinahe dicht und in der-
selben sind oft mehrere cm grosse Orthoklaskrystalle, kleinere
Oligoklaskörner, feinschuppige matte Glimmerpartien und
rundliche, erbsen- bis wallnussgrosse Quarzkörner porphy-
risch eingewachsen. Die letzteren lösen sich beim Zerschlagen
des Gesteines leicht aus der Grundmasse heraus und sind
durch ihre bisweilen schön blaue Farbe (die sehr an Dichroit
erinnert) ausgezeichnet.
Ausser in der Gegend von Kuschwarda kommen Blöcke
dieses Porphyrgranites (im Sinne Gümbel'S) in der
weiteren nordwestlichen Erstreckung der Sumava an der
Moldau hinauf nur mehr an vereinzelten Punkten vor, z. B.
bei Elendbachel an der Moldau, am Steinriegel bei Mehre-
garten u. a. Beim Biertopf unterhalb Aussergefild sind die
Blöcke wieder weit verbreitet und nicht selten dadurch aus-
gezeichnet, dass die ausgeschiedenen Krystalle und Körner,
welche im typischen Gesteine zumeist in bedeutender Grösse
und Menge vorhanden sind, oft vollständig zurücktreten, so
dass ein ganz feinkörniges Gestein entsteht, welches sehr an
gewisse Diorite erinnert.
Uebrigens findet man mit den Blöcken des Porphyr-
granites stets zugleich kleinere Blöcke eines Quarzpor-
phyr es mit grauer Grundmasse, in der sparsam schwarze
Glimmerblättchen und erbsengrosse Feldspathkörner, reich-
licher dafür graulicher Quarz in kleinen, vollständig ent-
wickelten Krystallen ausgeschieden sind.
Die Porphyrgranite und Quarzporphyre scheinen im
Gneisse gangartig aufzutreten. Sie begleiten die Hauptgranit-
masse des eigentlichen Böhmerwaldes an ihrer nördlichen
Begrenzung auf eine Länge von 3 Meilen aus der Gegend
von Kuschwarda bis in die Gegend von Aussergefild und
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Der Böhmenvald. — 1. Sumava. — Granit. 193
sind nach V. Hochstetter charakteristisch für das Gneiss-
Terrain iles oberen Moldauthales, das die Haupt-Granitmasse
überlagert.
Noch nördlicher im fünften Verbreitungsgebiete des
Granites, in der vom Marberge gegen die Lusenspitze vor-
springenden Ecke Böhmens, offenbart sich der innige Zu-
sammenhang zwischen porphyrartigem Granit und Gneiss
durch das bunte Durcheinander von Gneiss- und Granit-
blöcken. Eine Art porphyrartigen Gneisses (Augengneiss)
vermittelt hier geradezu den allmäligen Uebergang von einem
Gesteine zum anderen. Leider wurde jedoch die Grenze
zwischen dem geschichteten und massigen Gesteine nicht
entblösst vorgefunden, was in diesem unwirtlichsten Theile
der Sumava, wo Wald und Moore stundenweit Alles be-
decken, nicht Wunder nehmen kann.
Sehr interessant ist in diesem Theile der Grenzgranit-
masse des Bühmerwaldes das Auftreten des untergeordneten
kleinkörnigen Granites, der sich, abgesehen von einzelnen
Blöcken, in einem langen Zuge genau in der Streichungs-
richtung des Gebirges (St. 8—9) aus Baiern über den Lüsen
bis in die Nahe des Platt enhausenberges etwa 7 km weit ver-
folgen lässt. Die Lusenspitze selbst ist nach v. Hochstettek
nichts als ein kolossaler steil kegelförmiger Steinhaufen dieses
kleinkörnigen Granites. Es ist, als ob man eine Riesenfnhre
scharfkantiger, plattenförmiger Steine hier auf dem 18u0 m
hohen Bergrücken, der sich vom Marberge aus südwärts
erstreckt, abgeladen hatte. Der Granit ist ein feinkörniges
Gemenge aus vorwaltendem Feldspath und Quarz mit wenig
schwarzem und noch weniger weissem Glimmer.
Weiter im Inneren des Landes, nördlich von dem eben
beschriebenen Granit zuge des Grenzrückens der Sumava ver-
breitet sich Granit in drei grossen, durch Gneissstreifen von
dem Grenzzuge abgetheilten Partien.
Die südlichste derselben ist der mächtige Granitstock
zwischen der Christianberger Granulitpartie und der Moldau
— manchmal auch das Salnauer Gebirge genannt — dessen
nördliche Begrenzung von Blumenau bis zum Gutbache S
von Wallern, die östliche von Goldberg über Hinterhaid,
Spitzenberg bis in die Gegend von Althütten, die südwest-
liche über den Ochsenberg, Hintring und Schönau gegen den
Gutbach geht. Ueber Salnau und Sonnberg erstreckt sich
eine Gneisszone zwischen dem Granit gebiete und den Torl-
Kitser, Geologie ron Böhmen. V6
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194 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersvstem.
mooren der Moldau hin, bei Schönau aber und weiter hinauf
bei Huniwald scheinen die Gvanite bis zur Moldau zu gehen,
so dass sie nur durch die grosse Flache der Filzau von
den Graniten bei Tusset getrennt sein durften. Es gehören
diesem Granitstücke der Lysy-Hübel, die Fuchswiese, der
Langenberg, die Steinschicht bei Ober Schneedorf, der Stein-
berg, die Kronetberge, der Pendelberg, Garn weg- und Düren*-
borg, der grosse Sternberg und der Spitzberg an.
Herrschend ist ein grobkörniger, porphyrarti-
ger Granit, der sich von dem ähnlichen Gesteine, wie es
bei Tusset, Kuschwarda usw. gewöhnlich vorkommt, durch
die geringere Grösse der ausgeschiedenen Feldspathkrystalle,
sowie besonders dadurch unterscheidet, dass Oligoklas nur
selten in kleinen wasserhellen Körnern sichtbar wird, dunkler
Glimmer dafür häufig und reichlich, oft auch Hornblende
auftritt, in welchem Falle manchmal Quarz gänzlich ver-
schwindet und wahrer Syenit sich ausbildet. Stellenweise
ist brauner Titanit vorhanden.
Untergeordnet treten klein- und grobkörnige turmalin-
führende Granite ziemlich häufig auf. Die ersteren bilden
fast auf jeder über das Hochland emporragenden Kuppe
anstehende Felsmassen, und werden in Blöcken besonders
reichlich bei Humwald, Uhligsthal u. a. angetroffen. Die
schwarzen Steinwände des Langenheides, sowie überhaupt
das ganze Berggebiet, gehört mit seinen Felsmassen. Block-
haufen und finsteren Wäldern zu den wildesten Gegenden
des Böhmerwaldes.
Im Süden bei Hintring, Sonnberg und Althütten fällt
Gneiss scheinbar unter den Granit ein, im Norden, von An-
dreasberg und Ernstbrunn her, scheint er ihn zu überlagern.
Bei Mader W von Aussergefild. nahe heranreichend an
die porphyrartigen Granite der Hauptinasse. treten wieder
grob- bis mittelkörnige Granite auf. die zum Plöckenstein-
granit einzubeziehen sind, von welchen sie sich nur wenig
durch grösseren Quarzreichthum und den selten vorkommen-
den lichten Glimmer unterscheiden. Ihre südliche Grenze wird
vom Gross-Müllerbache bei Mader gebildet. Von da erstrecken
sie sich über Tettau und den Adamsberg am linken Ufer der
Widra hin über das Forsthaus von Schätzenwald bis in die
Gegend von Schlösselwald und Rehberg. Hier breiten sie
sich einerseits östlich von Schlösselwald über die Widra aus.
auf deren rechtem Ufer sie noch in Felsen anstehen, ander-
seits über Rehberg bis nahe an Grünberg bei einer Breite
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l)t«r BfthmerwuM. — 1. Sumava. — Granit. l<)f>
Ton cca 4 Der Schätzenwalder Schwemmcanal durch-
schneidet diesen Granitstock in einem grossen Bogen in der
Nähe des Antiglhofes und das zweitemal westlich von Reh-
berg. Am sog. Schlüssel bei Schlösselwald besteht aus diesen
(iraniten das linke Felsengehänge des Widrathales. An der
Südgrenze wird der Stock vom Gneisse mit steilem Einfallen
unterteuft, an der Nord grenze, welche an der über mächtige
Blöcke wegstürzenderi Widra oberhalb der Bruckmühle schön
aufgeschlossen ist, von Gneiss mit St. 7 und nordöstlichem
Einfallen unter 35° überlagert.
Weiter westlich bildet Granit im Gneisse einen grossen
Stock, dessen Uniriss ziemlich die Gestalt eines rechtwinke-
ligen Dreieckes zeigt. Die Hypothenuse desselben, entsprechend
der südwestlichen Begrenzung, hat abgesehen von manig-
faehen Einbiegungen und Lappen, eine mit der Streichungs-
richtung des Gneissgebirges ubereinstimmende Richtung nach
St. y. Sie verläuft vom Stubenbacher See nordwestwärts über
Gruberg, Fomberg, Alt Hurkenthal bis zum Regenbache X
von Eisenstein. Die östliche Grenze des Stockes zieht sich
vi»m Stubenbacher Set« bis zum St. Güntherberge bei Gut-
wasser 'P. Hartmanitz) und die nördliche von hier über
Glaserwald an der Gcrlhütte vorbei wieder zum Kegenbache.
Der östliche Theil dieses Granitgebietes, welches die sich
im Kislingbache vereinigenden zahlreichen Bäche nach allen
Richtungen durchschneiden, ist bergig, das übrige Terrain
stellt nur ein unregehnässiges Hügelland vor. Ausgedehnte
Torfmoore ziehen sich am Laufe der Bäche hin, besonders
beim Scherlhof (P. Stubenbach) und bei Neu Hurkenthal.
Das herrschende Gestein ist ein p orphy rart i ge r
Granit, der jedoch stellenweise, z. B. am Stubenbacher
See und am St. Güntherberge, in eine dem Plöckenstein-
jrranite ähnliche Varietät übergeht. Feinkörnige und pegmatit-
artige Granite sind hier, eben so wie im Rehberger Granit-
gebiete selten. Am Stubenbacher See kann die Berührung
zwischen Granit und Gneiss beobachtet werden. An der
Westseite des im Dunkel der Wälder wie ein schwarzer
Spie^'l sich ausbreitenden Sees ragen steile Felswände empor,
deren nördlicher Theil noch aus einem grobkörnigen Granite
besteht, während der südliche Theil aus Gneiss oder eigent-
lich srlimmerreichem Quarzitschieler zusammengesetzt ist.
welcher den Granit unterteuft.
Noch autlallender als hier ist der Quarzreichthum an der
Granitgrenze am St. Güntherberge auf der sog. Einöde, wo
13*
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19l) I. Archaeische Gruppe. — Ui^neiss- und l'rschiefersystem.
Quarzfels in Form eines cca 2 w machtigen Ganges einen
stark verwitterten Granit durchsetzt, dessen Klüfte von gelb-
weissem, in frischem Zustande weichem, an der Luft verhär-
tendem Steinmark ausgefüllt sind. Der Quarz selbst ist
gelblich auf Drusen schön krvstallisirt, zur Bereitung von
Hartglas vorzüglich geeignet, stellenweise auch Gold führend.
Vor vielen Jahren wurden auf dem St Güntherberge die im
Granit auf Klüften vorkommenden Quarzkrystalle gebrochen
und den Wallfahrern als „Diamanten von St. Günther" t heuer
verkauft. Das Volk hielt dieselben eben so wie die Quellen
des Wallfahrtsortes für besonders heil- und wunderkräftig.
Abgetrennt von den bisher beschriebenen, ziemlich
zusammenhängenden Granitmassen kommt Granit im inner-
böhmischen Gneiss- und Granulitgebiete des Böhmerwaldes
in einer erheblichen Anzahl kleiner und grösserer Inseln vor.
Zunächst im Granulit des Plansker Gebirges tritt Granit
in zwei Varietäten auf, einer kleinkörnigen und einer grob-
körnigen, welche den Granulit stock- und gangförmig
durchsetzen.
Die erste herrscht vorwaltend in der granitreichsten
Gegend der Granulitformation. in der Bergkette, welche die
beiden Parallelzüge des Plansker und Kluk verbindet. Aus
ihr bestehen namentlich die niedrigeren Kuppen und ein-
zelnen Felsen an den Gehängen zwischen Berlau und Neudorf,
bei Ober Neudorf und den Siebenhäusern. Es ist in der
Hauptsache ein kleinkörniger Granit mit grauem Quarz, weis-
sem und gelblichem Feldspath, lichtem und dunklem Glim-
mer. Er verwittert leicht. Bisweilen findet sich antatt des
dunklen Glimmers Turmalin in feinen Nadeln ein, wodurch
das Gestein eine gewisse Aehnlichkeit mit Turmalingranulit
(S. 142.) erhält.
In den höheren Bergen bei Jaronin bietet ein besonders
lehrreiches Beispiel für das Auftreten dos kleinkörnigen Gra-
nites die lange Felsmauer, welche auf dem Rücken, der vom
Buglataberge gegen Norden ausläuft, sich von Süd nach Nord
erstreckt. Am Anfange der Mauer (von der Buglata aus) ist
der Granit kleinkörnig und in Quadern zerklüftet. Weiter
nordwärts wird das Korn des Gesteines gröber, Turmalin
findet sich ein und es bildet sich ausgezeichneter Turmalin-
granit aus, der nur sehr wenig weissen Glimmer enthält.
Dieser Granit ist nur in rohe horizontale Platten abgesondert.
Darauf folgen wieder jene ersten kleinkörnigen Granite mit
Der BöhmerwaR — 1. Suniava. — Granit.
197
kubischer Zerklüftung, die ganz allinälig in sehr feinkörnige
und feinschieferige Gneissgranulite mit einer senkrechten
Paralleltextur nach St. 4 (00 W), aber mit derselben hori-
zontalen Abspaltung wie die Granite übergehen. Mit ihnen
bricht die Felsmauer ab. In ihrer weiteren Fortsetzung herrcht
abermals Gneissgranulit, der an einer Stelle von einem Gra-
uitgange senkrecht durchsetzt wird.
An anderen Punkten als den angeführten kommt klein-
körniger Granit nur in geringen Massen. vor, wie an den
einzelnen Blöcken z. ß. am westlichen Gehänge des Buglata-
und Pieschenberges gegen Wagnern und Woditz hinab u. a.
zu erkennen ist.
Noch untergeordneter erscheint die Verbreitung der
erwähnten grobkörnigen Granite. Sie treten haupt-
sächlich im nordöstlichen Theile des Plansker Gebirges auf,
zumal auf dem Wege der von Chmelna nach Neudorf führt;
an den JVO-Gehängen des Kluk-Zuges zwischen Slavce und
Jankau, wo sie überall mit feinkörnigen Turmalingraniten in
Verbindung stehen. Ferner trifft man sie am Naplaniberge
S von Berlau, bei Klein Zmietsch, bei Groschum, Saborsch,
Pleschowitz ; auf der Granulitzunge bei Hochwald, Penketitz,
Meisetschlag, Plattetschtag usw. Charakteristisch ist, dass
diese Granite nach v. Hochstetter, wenn sie im Granulite
aultreten, neben Turmalin auch Granat in bis erbsengrossen
Körnern führen, wogegen sie im angrenzenden Gneissgebiete
nie Granaten enthalten sollen.
Im Prachatitzer Granulitgebiete treten Granite an der
Grenzlinie -zwischen Bieltsch und Tfebanitz in manigfaltigster
Wechsellagerung mit Granulit und Gneiss auf, Vornehmlich
auf dem Witjejitzer Burgberge. Grobkörnige Granite mit Tur-
malin und schönen Granatkrystallen sind z. B. S von Lhotka,
X von Bieltsch, am Bababerge usw. häutig. Sehr interessant
ist die Entblössung oberhalb der Gemeindemühle bei Pra-
chatitz (vergl. S. 176), wo pegmatitartiger grobkörniger Granit
den Granulit durchbricht und ihn theilweise umhüllt. Nach
Camerlander ist der Plagioklasgehalt des Gesteines auf-
fallend. Jenseits des Zivn^baches ist an den Felsen am rechten
Ufer des Baches bis zur Sägemühle ein interessantes Gestein
der Beobachtung zugänglich. Es besteht aus einer sehr
feinkörnigen graugrünen Grundmasse, in welcher weisse
Feldspathkrystalle, Quarzkörner und in grosser Menge ein
lauchgrüner bis schwärzlichgrüner Chloritglimmer (Pennin?),
198 I- Archaeische Gruppe.
— Crjmei**- und Urschiefersystem.
manchmal auch Hornblendekrystalle eingebettet liegen. Das
Gestein, welches mit manchen Vorkommen der Kremser Gegend
übereinstimmt, darf seinem Habitus nach als Porphyrgranit
bezeichnet werden. Ein ähnliches Gestein findet sich in
Blocken übrigens auch auf der Grenzlinie von Gneiss und
Granulit von Röhn bis zum Galgenberge. Unterhalb des
Feidelhofes kann man es in Verbindung mit einem grobkör-
nigen, biotitreichen Granite beobachten.
Im Christ ianberger Granulitgebiete werden die Serpentine
auf ihrem ganzen Zuge von Haberies bis Neuberg (S. 17(>j
von einem ganz ähnlichen Porphyrgranit begleitet. Man findet
ihn in zahlreichen Blöcken, und bei Paulus an dem von Neu-
berg kommenden Bache im Serpentin als Gang entwickelt.
F. v. Hochstetter hebt hervor, dass die Richtung, in
welcher der eigenthümliche Granit hier auftritt, genau in
der Portsetzung der Prachatitzer Vorkommen liegt, und dass
er ihn auch in dem dazwischen liegenden Gneissterrain auf
der Fortsetzung der Linie bei Röhn, Luzernier und Ghrobold,
ferner in der weiteren Fortsetzung von Neuberg südostwärts
besonders bei Zodl, und endlich bei Prossnitz an der Grenze
zwischen dem Gneisse und dem Tuschetschlager Granulit-
vorsprunge gefunden habe, aber nirgends mehr anstehend,
sondern überall nur in zahlreichen grösseren und kleineren,
bald rundlichen, bald mehr plattenförmigen Blöcken. Es lässt
sich also dieser Granitstrich in gerader Linie 15 Im weit in
südöstlicher Richtung (St. ( J — 10) verfolgen.
Im Süden von den Granulitpartien des Böhmerwaldes
erhebt sich der Granit über das niedrige Hügelland des
Gneissgebii^res in zahlreichen Kuppen, besonders bei Ober
Plan, S von Honnetschlag, bei Schwarzbach, Unter Widdau,
Höritz, Kirchschlag u. a. Auf den Spitzen der Kuppen pflegt
er in mauerförmig aufgethürmten Platten, am Fusse der
Kuppen in zahllosen Blöcken vorhanden zu sein. Dieser Granit
unterscheidet sich von dem porphyrartigen Gesteine des St.
Thomasgebirges, als auch von dem grobkörnigen Granite des
Plöckensteines durch seine kleinkörnige Structur. Er führt
beide Glimmer, oft auch Schörl in feinen Nadeln. Nicht
selten wird er übrigens auch von Turmali ngranit in Gang-
oder Nesterform durchsetzt.
Dass ein pegmatitartiger Granit häutig auch die Kalk-
steinlager begleitet, ist oben schon erwähnt und mit Bei-
spielen belegt worden. (Vergl. S. 178, 179.)
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D*r Böhmerwald. — 1. Sumava. — Granit. 199
Westlich vom Granulitgebiete im eigentlichen Gneiss-
Jerrain der Sumava sind granitische Einlagerungen äusserst
selten. Kaum hie und da trifft man auf einen Block eines
peginatitischen oder auch feinkörnigen, oft Turmalin führen-
den Granites. Nur in der Granitnähe an der baierischen Grenze
sind granitische Ausscheidungen häufiger vorhanden, z. B.
bei Innergefild, an der westlichen Seite des grossen Seefilzes
m Hanefberge. am Kainzenberg N von Filipshütten usw.
Hier überall scheint der Granit im Gneisse nur Apophysen
oder Gänge zu bilden.
In der Umgebung von Gross Zdikau ist Granit nament-
lich zwischen der Wolinka, dem Spulkabache und dem
Zdikauer Bache, d. h. zwischen den Ortschaften Urowitz,
Rabitz, Zeislitz, Ziretz, Gr. Zdikau, welches am linken Bach-
ufer selbst auf Granit ruht, Racov, Budkau, Nespitz, Cabus
und Brancov verbreitet. In kleineren Partien erscheint hier
Granit S von Gross Zdikau, S von den Oberhäusern, S von
Stachau gegen die Blahamühle zu, N von Stachau über
Jaroschkau bis Aubislau, S von Nitzau, N von Jawornik (bei
Stachau), zwischen Mladikau, Hora und Rohanov. Das grosse
zuerst erwähnte Verbreitungsgebiet wird von einem Granit-
stocke eingenommen, welcher den Racover Berg umgibt. Die
übrigen Granitvorkommen dürften zumeist in Lagern, seltener
in Gängen entwickelt sein.
Man kann in diesem Gebiete nach Woldkich einen
jrrobkörnigen (Gneiss-)Granit und einen kleinkörnigen (Plök-
kenstein-)Granit unterscheiden. Der erstere kommt nament-
lich in Begleitung der Kalksteinlager vor; der letztere ist
in dem Granitstocke NO von BranCov und bei Budkau typisch
tntwickelt. Er besteht in der Hauptsache aus kleinen Feld-
spath- und Quarzkörnern, dunklem und untergeordnet auch
weissem Glimmer. Im Dünnschliff unter dem Mikroskop
(Fig. 45.) vermag man neben diesen Bestandtheilen auch
noch Zersetzungsproducte zu unterscheiden. Der Quarz
enthält reichlich Flüssigkeitseinschlüsse und Poren sowie
Apatitnadeln. Der Feldspath ist vorwaltend trüber und zer-
setzter Orthoklas, zum geringeren Theile Plagioklas, der
im polarisirten Lichte deutlich farbige Streifung zeigt.
Zum Granite dürften auch zum Theil die von Woldkich
/um Porphyr gestellten Gesteine dieses Gebietes, namentlich
-las Vorkommen vom Gross Zdikauer Bräuhause, gehören.
Es sind Porphyrgranite mit einer feinkörnigen, jedoch
makrokryslallinischen Grundmasse, in welcher grössere Ortho-
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200 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
klaskrystalle, Hornblende und Glimmer ausgeschieden erschei-
nen. Quarz ist sehr selten.
Von Plane westwärts in der Richtung gegen Ausser-
gelild treten im Gneisse mehrfach Granitgänge auf. Es ist theils
grobkörniger, Muscovit und Turmalin haltiger Pegmatit, theils
ein feldspathreiches Umwandlungsgestein mit vielen sehr schön
ausgebildeten braunrothen Granaten (gewöhnlich 2Ü2.a>0)
bis zu Erbsengrösse. In Winterberg an der Felswand, auf
welcher das Schloss steht, rechts von der Strasse nach
Kuschwarda, kann man die Wechsellagerung schieferiger
Gneisse mit feinkörnigen Graniten beobachten.
In der nordwestlicheren Erstreckung der Gneisszone
sind granitische Einlagerungen
häufiger. Erwähnenswerth sind
zunächst die wahrscheinlich
gangartig auftretenden Po rph yr-
granite, welche hauptsächlich
in der Gegend von Berg Rei-
chenstein*) und Hartmanitz vor-
kommen. Sie dürften ziemlieh
genau dem weiter oben ange-
führten Gross Zdikauer Vorkom-
men entsprechen. Auch hier ist
Quarz selten. An vielen Orten
gehen sie in ein aphanitisches
Gestein über. Sie lassen sich
nach den aufgehäuften Blöcken
in bestimmten Strichen verfol-
gen, wie z. B. unterhalb Unter
Reichenstein aus der Gegend
von Schröbersdorf bis irt die Gegend von Kriesenitz in einer
Linie nach St. 5, dann aus der Gegend von Kundratitz, S an
Hartmanitz vorbei, längs des Forellenbaches an dessen lin-
kem Ufer bis zum Scheschulka auf eine Strecke von cca
5 km nach St 8—9, genau in der Streichungsrichtung des
Gneisses : ebenso zwischen Wodolenka und dem Zusammen-
flusse des Kalenybaches mit der Ostni2nä nach St. 11—12.
parallel zur weiter westlich in derselben Richtung verlauf-
Fig. /"'. Kleinkörniger (IMöckenitein-)
Granit ron RaCor. (SOfach Tergr.)
Nach J. 2f. Woldrieh.
1 Qoarz mit Apatitnadeln. 2 Ortboklat.
8 PlSRiokla*. 4 Blotit. 5 Grüne rerseute
*) Ich bemerke mit Bedauern, dass mir J. Lehmann'« grosses
Werk: Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallinischen
Schiefergesteine, Bonn 1884, nur in unvollständigen Excerpten zugäng-
lich war, weshalb ich mich hier darauf beschränken muss, auf die Dar-
legungen im Kapitel V. des Werkes einfach zu verweisen.
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Der Bfthmerwahl. — 1. Sumava. — Kranit. »201
enden Granitgrenze und übereinstimmend mit der Streich-
ungsriehtung des Gneisses in jener Gegend ; ferner auch
zwischen Kolinetz und Mokrosuk, bei Welhartitz, bei St. Lo-
renz unweit Hradek, oberhalb Nemelkau an der Ostruznä
und wohl auch an vielen anderen Punkten.
Nahe unterhalb des Zusammenflusses des Kislingbaches
mit der Widra hat . v. Hochstetter granitische Gesteine
unter eigenartigen Verhältnissen im Gneisse beobachtet. Es
«oll dort, wo die Otava in einem grossen Bogen zuerst
westlich und dann wieder östlich fliesst, in einem Gange
nach Aussen hin eine kleinkörnige granitische Masse durch
ein felsits chief erartiges Zwischenniittel von porphyrähnlicheni
Granit im Innern des Ganges abgetrennt sein. Dieser regel-
mässig ausgebildete Gang soll den Gneiss durchsetzen, ohne
an diesem irgend welche Veränderungen bewirkt zu haben.
Sein eigentümliches petrographisches Verhalten ist allenfalls
auf contactmetamorphische Einflüsse zurückzuführen.
Im Glimmerschiefer-
terrain des Künischen Ge- *******
birges ist Granit als Peg-
matit mit weissem Glimmer "\\\\VTi / '^Vmr^"
und Turmalin, bisweilen 1 * *
auch Granat, in vielen Fig.4*>. Durchschallt durch da* Qtiiomericblefer-
Blöcken über das ganze lerr *'° zwiscben Ki»en»u»*i und dem Brock«i-
Gebiet zerstreut. Ansteh- x» C h f. t. itochatetur.
ende Gangmassen sind * Giimmtrichiefer. s Porphyr,
ebenfalls zu beobachten ,
z. B. bei Eisenstein am Kirchhof berge, an dem Felsen beim
Stierplatz u. a. Kleinkörniger Granit steht SO vom Osser
an, wo viele Blöcke auch weit hinab das Gehänge des Ber-
ges an der Landesgrenze bedecken.
Südöstlich bei Eisenstrass gegen Frischwinkel zu, eben
so wie von der Spitze des Brückelberges aus in nordwest-
licher Richtung bis in die Gegend von Grün am westlichen
Gehänge des Gebirges findet man zahlreiche Blöcke eines
porphyrahnlichen Gesteines, welches bald mehr granitisch,
bald entschieden porphyrisch ist, so dass hier neben Por-
phyrgranit auch Quarzporphyr vorhanden zu sein scheint.
Im Bereiche zwischen Eisenstrass und dem Brückelberge ist
die. bei stets gleichmässiger Streichungsrichtung an den
Phorphvren beidemale wechselnde Fallrichtung des Glimmer-
schiefers um so auffallender, als dies die einzigen Punkte im
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202 * Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschief ersystem.
Gebirge sind, wo ein widersinniges Fallen beobachtet wurde.
(Fig. 46.)
Im nördlichen Vorgebirge der Sumava bis zum Otava-
flusse tritt Granit in Gangen so häufig auf, dass es nicht
möglich ist, alle Vorkommnisse zu verzeichnen. Uebrigens
vormag man die Verbreitung des Granites gewönlich nur
nach verstreuten Blöcken zu beurtheilen. Im Allgemeinen
lassen sich grobkörnige und kleinkörnige Granite unterschei-
den, die neben und mit einander aufreten.
Grobkörniger porphyrartiger Granit, in wel-
chem grosse Orthoklaskrystalle (Zwillinge) in einem groben
Gemenge von Orthoklas, grossen grauen Quarzkörnern
und einzelnen spärlichen dunkelfarbigen Glimmerschuppen
eingebettet liegen, ist nur untergeordnet verbreitet, wie z. B.
S von Svatopole (SO von Horazdiowitz) am Wege nach
Kladrub, und bei Gaierle NO von Berg Reichenstein, wo
die Anordnung der grossen Orthoklaskrystalle in eigenthüm-
liche lang säulenförmige, sich nicht selten dichotomisch thei-
lende und daher, nach einem Gleichnisse v. Zepharowichs
an Encrinitenstengel erinnernde Gebilde, öfters auflallend ist.
Mehr verbreitet scheinen kleinkörnige, zumeist
glimmerarme und lichtfarbige Plöckenstein-Granite zu sein,
die häufig Turmalin führen. Man findet sie selten anstehend,
gewöhnlich nur in Blöcken, wie z. B. N1V von Barau bei
der Ruine Helfenburg, am Hajekberge S IV von Barau,
O von Ckvn an der Wolinka, in zahllosen Blöcken an der
Blanitz N von Putim SW von Pisek und an der Otava
soweit, als ihr Bett, welches gegen Pisek zu von Gneissfelsen
eingeengt wird, noch breiter ist.
Von Putim verbreitet sich Granit in einem Zuge süd-
ostwärts gegen Maletitz. Von dieser Partie ist durch tertiäre
Ablagerungen an der Blanitz ein zweiter Granitzug getrennt,
der sich von Razitz über Hefman nach Skäl erstreckt. Im
Allgemeinen hält dieselbe Richtung auch eine dritte Granit-
partie ein, die sich von den Helfenburger Bergen über den
Stetin-Hof bei Kranicko, Jawornitz, Tourov, Borcitz, den
Hajek-Berg, Gross Blanitz bis Klein Bor erstreckt. Die beiden
Enden dieses Zuges erweitern sich, die Mitte ist am Sattel
zwischen Tourov und Borcitz sehr verengt. Der Kamm der
Helfenburger Berge hält zwischen Mekynetz und Jawornitz
eine südnördliche Richtung ein. Die Berge bilden die Basis
eines gleichschenkligen Dreieckes, in welchem sich Granit
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Der Böhmerwald. —
1. Sumava. —
(»ranit.
203
über Jifetitz, Kojecin und Bohonitz bis Marzowitz ausbreitet.
Zwischen den beiden ersteren Ortschaften kommt im Gra-
nite häufig Schörl vor. Südlich von der Helfenburg bilden
Tiranitkuppen zuerst einen gegen Westen offenen Halbkreis
von Jawomitz bis zur Blanitz. Vom ÄO-Abhange des iso-
lirten Hajekberges verbreitet sich der Granit mehr, setzt
bei Gross Blanitz über das Flüsschen und breitet sich in
Form eines Viereckes zwischen den Ortschaften Cichtitz,
Klein Bor, Hracholusk, &ichowetz und Strunkowitz aus. Der
Bergzug von Jawomitz südostwärts bietet als Hintergrund
eines schönen Thaies vom Duber Schlosse aus einen lieb-
lichen Anblick. Zwischen Schipoun am Goldbache und Strun-
kowitz an der Blanitz breitet sich innerhalb des Granit-
Terraines eine Tertiärablagerung aus. Durch den Schotter
dringt jedoch stellenweise, z. B. bei Schipoun und Protiwetz,
Gneis» an die Obertläche, der somit vom Granite einge-
schlossen ist.
Inmitten dieser Granitzüge, deren Gestein kleinkörnig,
ziemlich wechselnd, oft sehr quarzreich und fest ist, und in
diesem Falle zumeist Turmalin führt, liegen isolirte Granit-
partien X\on Barau bei Swinetitz und Blsko, sowie weiter
nördlich zwischen Mladejowitz und Paracov.
Die grösste zusammenhängende Ausdehnung jedoch
erreicht der kleinkörnige Granit im Vorlande der Sumava
nach v. Zepharowich in der Umgebung von Wolin. In
zahlreichen Ausbiegungen und Lappen entsendet die Granit-
inasse zwischen Malenitz und Swatä Mära, Zäles und Ckyn
zwei Arme an beiden Ufern der Wolinka aufwärts. S von
der Wolinka gehören diesem Granite der Bohumilitzer,
Mardi-, Brdo-Berg, westlich vom Flüsschen der Nahoraner
und Watzowitzer Berg an. Von Watzowitz aus zieht sich
am linken Ufer der Wolinka der eine Arm über Kruschlau,
Xuzin bis gegen Xemetitz nordostwärts. Am rechten Wo-
linkaufer nimmt der Granit den Cernetitzer Berg ein und
die Anhöhen zwischen Buschanowitz, Stranowitz und Pi;ed-
slawitz. Zwischen den letzten Orten und Marzowitz unter-
bricht Gneiss in geringer Breite den Zusammenhang des
Granites, so dass erst von Marzowitz an der östliche Arm
wieder gegen Norden über Litochowitz und Neusluiitz bis
Miliwitz fortsetzt, gegen Westen parallele Rücken entsendend,
die an der Wolinka bei Prechowitz und bei der St. Anna-
und Schutzengelbergkapelle bei Wolin enden.
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204 I- Archaeische Gruppe. — Urgrneiss- und Ursclüefersystem.
Mit diesem kleinkörnigen (Plöckenstein-) Granite kom-
men an manchen Orten gemengt Blöcke eines Porphyr-
Granites vor, in dessen feinkörniger grauer zäher, vor-
waltend aus Feldspath und Glimmer bestehender Grund-
masse grössere Krystalle von Feldspath, Glimmer, Quarz und
Amphibol eingebettet liegen, wodurch das Aussehen des
Gesteines ein porphyrartiges wird. Man findet Blöcke dieser
Granitvarietät vorzüglich in der Umgebung von Ckyn bei
Watzowitz, Kruschlau. Zlesehitz, Stranowitz, Buschanowitz,
Bohumilitz, Budilau. Radostitz, Stitkqvy Budkau, Cabus und
anderwärts. Die Blöcke pllegen meistens in langen schmalen
Streifen angehäuft zu sein, wodurch ein gangförmiges
Auftreten des Gesteines wahrscheinlich wird. Die Gänge
durchkreuzen theils die Streichungsrichtung des Gneisses,
wie z. B. von Berg Reichenstein in der Senke zwischen
Buchholz (Pohoisko) und Zuklin am Bache in nördlicher
Richtung gegen Straschin und von hier westwärts zwischen
Nezditz und Ostruzno; theils stimmen sie jedoch auch mit
der Streichungsrichtung des Gneisses vollkommen überein
(Lagcrgänge). Diese sind jedoch seltener. Einen solchen Zug
kann man z. B. ebenfalls bei Berg Reichenstein vom Karls-
berge bei Neuhof über Rindlau unterhalb des Ortes Zosum,
dem Kamme des Zosumer Berges gleichlaufend bis gegen
den Königstein bei Jawornik verfolgen. Gleicherweise stimmen
die kleineren Striche des Porphyrgranites bei Duschowitz,
Kumpatitz und Milcitz N von Berg Reichenstein, sowie SO
von der Stadt, zwischen Milau und Jachimov mit dem Strei-
chen des Gneisses überein.
Von vielen anderen Vorkommen des Porphyrgranites
seien nur noch die grösseren Granitpartien erwähnt, die S W
und Sü von Strakonitz an beiden Ufern der Wolinka auf-
treten. Eine erstreckt sich zwischen Zwottok und Libetitz,
die andere bei Jinin von West nach Ost. Es scheinen Lager-
gänge zu sein.
Anstehend lässt sich der Porphyrgranit seltener be-
obachten, doch fehlt es auch nicht an derartigen Vorkommen.
Felsen bildet er z. B. am Bache bei Cabus und bei Wolin.
Sie sind kubisch zerklüftet oder in horizontale Platten ab-
gesondert. Unmittelbar bei Zechowitz {SW von Wolin) am
Wege nach Nuzino tritt ein gegen 100 m mächtiger Gang
dieses Gesteines im Gneisse auf. Er wird selbst wieder von
schmalen Gängen eines feinkörnigen Granites durchschwärmt.
Weitere Belege für das gangartige Auftreten des Granites
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Der Bohmenvald. — 1. äumava. — Granit. 205
bieten sich der Beobachtung in der Vorstadt von Wolin am
Wege nach Doubrawitz, wo mehrere Gänge von K nach S
streichen, ferner an der Wolinka unterhalb Malenitz, wo ein
mächtiger Gang in Felsen ansteht.
Schliesslich wären in dem Vorlande der Sumava noch
Granite anzuführen, die stets nur schmale Gänge bilden
und von sehr wechselnder, zumeist jedoch grobkörnig
pegmatitischer Structur sind. Hieher gehört z. B. der
Ganggranit N von Cepfowitz am Wege nach Skäl NW von
Barau. Es ist ein Pegmatit mit vorheiTschendem weissem
Orthoklas, mit Quarz. Muscovit und viel schwarzem Tur-
malin in grossen säulenförmigen Krystallen oder stengeligen
Aggregaten. Ferner der sehr grobkörnige, eigentlich nur aus
von Quarz durchwachsenem, röthlichem oder blaugrauem
Orthoklas und wenig dunklem Glimmer bestehende Gang-
granit TF von Strunkowitz an der Blanitz. Ein ähnlicher
Granit scheint auch einen Gang im kleinkörnigen Granite
auf der Kuppe des Cestitzberges S von Barau zu bilden.
Bei Mutenitz S von Strakonitz wird der dort herrschende
feinkörnige oder feinschuppige (je nach der Glimmermenge)
Gneiss von zahlreichen granitischen Gängen durchsetzt. In
einem dieser Pegmatit-Gänge, welcher in einer Mächtigkeit
von etwa 1 tu quer über den Weg nach Vorder Zborowitz, nicht
zu weit von Mutenitz, im Gneisse nach St. 10 streicht, hat
v. Zepharowich*) Titanit und ein Zerset/ungsproduct, wel-
ches er Strakonitzit benannte, entdeckt. Näher gegen Mutenitz
durchsetzt den dort quarzreichen Gneiss ein Gang, der aus
einem Gemenge von röthlichgrauem Quarz und grünlichem
Flussspathe besteht. In Drusenräumen pflegen beide Mine-
rale in Krystallen ausgebildet zu sein, der Fluorit in der
Regel in apfelgrünen Oktaedern.
Die feldspathreichen Granite und porphyrischen Ge-
steine verwittern zu Kaolin, welcher stellenweise ziemlich
reiche Lager bildet. So z. B. wurde ein cca 2 m mächtiges
Kaolinlager in der Nähe des Forsthauses von Kubern SO
von Winterberg in etwa ntn Tiefe aufgefunden. Leider war
die Qualität der Porzellanerde keine besonders gute. Auch
bei Grün im Klinischen Gebirge wurde ein Kaolinlager
entdeckt.
*) Ueber einige interessante Mineralvorkommen von Mutenitz hei
Strakonitz in Böhmen. Jahrb. d. k. k. jtpoI. H.-A., IV. 1853, pap. <>95 ft'.
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206 I- Archaeische Gruppe. — Urtrneiss- un<l Urschiefersystem.
Von sonstigen eruptiven Ganggesteinen sind im
eigentlichen Böhmerwalde nur wenige bekannt. Genauere
petrographische Studien werden in dieser Hinsieht unsere
derzeitigen Kenntnisse wohl sehr erweitern.
Einiger Vorkommen von Quarzporphyren, welche
meistens mit gewissen Graniten vergesellschaftet sind, ist
schon oben gedacht worden. (Vergl. S. 192 u. 201.)
Quarzporphyr kommt ferner nach Woldkich bei 2iretz.
Brancov und anderwärts in Blöcken vor, deren Verbreitung-
auf ein gangartiges Vorkommen hinweist. Die kryptokrystal-
linische Grundmasse des Gesteines ist bläulichgrau. In ihr
liegen erbsen- bis haseinussgrosse Urthoklaskrystalle, darunter
zahlreiche Zwillinge, seltener Oligoklase und hie und da
Quarzkörner eingebettet. Das Aussehen des Gesteines ist
ein typisch porphyrartiges. Die Grundmasse desselben er-
weist sich unter dem Mikroskop aus Orthoklas, Plagioklas,
Quarz, Biotit, Magnetit, Augit, Viridit und Apatitnadeln
zusammengesetzt.
G. v. Camerlandek beschreibt einen Q uarz glim-
me rporphyr it, den v. H o c H stetter als ein zwischen
Porphyr, Granit und Diorit stehendes Gestein bezeichnet
hatte, aus dem Bieltschthale N von Prachatitz und vom
Fusse des Jelemkaberges S von Prachatitz. Makroskopisch
zeigt das Gestein Feldspathkrystalle (Plagioklas) und grünen
Glimmer in einer grünlichgrauen Grundmasse. Diese löst
sich u. d. M. in ein Gemenge von Plagioklas, wenig Quarz
und Biotit auf, welch' letzterer sehr oll in Chlorit oder tief
weingelben Epidot umgewandelt ist.
Im Granulitgebiete des Planskerwaldes kommt Di ori t-
porphyrit nach v. Hochstetter bei Mric 0 von Krems
unmittelbar an der Nordseite des Dorfes vor. In einer grau-
lichen Grundmasse liegen weisse Feldspathkrystalle und
schwarze Hornblendekrystallbüschel porphyrartig einge-
wachsen. Die Hornblende soll zumeist in eine serpentinartige
Masse umgewandelt sein und das ganze Gestein bedeutende
Aehnlichkeit mit Gabbro haben.
Diesem sehr ähnlich scheint der Dioritporphyrit zu
sein, dessen Auftreten im Profil bei der Gemeindemühle von
Prachatitz oben schon Erwähnung fand. Das Gestein ist
dunkelgraugrün, bestehend aus einer dichten Grundmasse
mit zahlreichen haarfeinen langen Hornblendenadeln und
Plagioklaskörnern. Die Grundmasse löst sich erst bei sehr
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Ganggesteine. 207
starker Vergrößerung (400fach) in vorherrschende farblose
oder lichtgrünliche Hornblendemikrolithen und grünlich-gelb-
liche Epidotkörnchen, nebst ganz wenig Feldspath, Quarz
und Magnetit auf.
Echte Diorite kommen im südlichsten Gebirgstheile
im Glimmerschiefergebiete vor, wie aus Fundstücken zu ent-
nehmen ist, die z. B. zwischen dem Kühberge und den
kleineren westlicher aufragenden Kuppen, am Ostabhange
des Klosterwaldes am Südfusse der Kuppe von Wieles u. a.
verbreitet sind. Als anstehende Gangmasse fand C. Peters
Diorit nur im Burgfelsen von Rosenberg. (Fig. 43.) Dass die
Kalksteinlager sehr häufig von Dioritgängen durchsetzt wer-
den, wie z. B. bei Schlackern und anderwärts, ist oben schon
erwähnt worden. Es mag zwischen den dioritischen Gang-
gesteinen und dem Umstände, dass die Kalklager sehr oft
in wahrem Amphibolgneiss eingelagert sind, ein ursächlicher
Zusammenhang bestehen. Der aphanitische Diorit aus dem
Kalklager bei Schlackern wurde von C. Peters genauer
beschrieben. Makroskopisch lassen sich darin Feldspath,
Amphibol und Quarz unterscheiden.
Blöcke eines Diorites (?) fand C. Peters auch unweit
Schwarzbach.
Biotitdiorit tritt in der randlichen Gneisszone, des
Granulitgebietes von Prachatitz nach G AMERL ANDER bei
Grilling, Witjejitz, Zernowitz, Zdenitz, am Libinberge in
zwei Gängen, auf dem Freiberge ziemlich in der Mitte zwi-
schen Prachatitz und Christianberg, und wahrscheinlich in
der Fortsetzung dieses letzteren Vorkommens bei der sog.
Waldmühle NU von Christianberg auf. Die Farbe des Ge-
steines ist im Allgemeinen schwarzgrau, durch den vorwal-
tenden Biotit bestimmt, neben welchem man mit dem blossen
Auge auch noch Hornblende, Quarz, Feldspath (Plagioklas)
und Apatitkryställchen unterscheiden kann. Diese Bestand-
teile des Christianberger Gesteines sind von G. Starkl
sehr genau beschrieben worden. Camerlander hat noch
accessorischen Zirkon nachgewiesen, und in dem Gesteine
von Grilling auch Epidot gefunden.
Der Biotitdiorit, dessen Gangmächtigkeit am Libingipfel
cca 100, bei der Christianberger Waldmühle cca 30 m be-
trägt und bei Grilling ebenfalls bedeutend ist, eignet sich
seiner Zähigkeit und Wetterbeständigkeit wegen vorzüglich zu
Steinmetzarbeiten und wird zu denselben um so lieber ver-
wendet, als er frisch gebrochen ziemlich leicht zu bearbeiten ist.
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'208 !• ArchaeUche Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem.
Die granitischen Gesteine, besonders der Porphyrgranit,
werden öfters feinkörnig bis aphanitisch. Die aphani-
tischen Gesteine sind im Gneissgebiete ziemlich verbreitet,
werden jedoch leider nur in Blöcken gefunden, weshalb
über ihre Lagerungsverhältnisse nichts Bestimmtes zu sagen
ist. In der Umgebung von Gross Zdikau kommen nach
J. N. Woldkich diabasartige Aphanite vor, die
durch ihren Augitgehalt — neben Plagioklas, Orthoklas,
Biotit, Quarz, Viridit, Opacit, Magnetit, Pyrit — ausgezeichnet
sind. Sie werden in Blöcken namentlich zwischen Klein
Zdikau und Mehlhüttel, bei Churanov, Budkau, Na Lizu.
ftiretz, Franzensthal (Biertopf) und in einer sehr dichten
Varietät W von den Unterhäusern am Ostgehänge des Sta-
chauer Berges und unterhalb Jirkalov gefunden.
Ein diabasartiges Gestein von mittelkörniger Structur
steht SIV von Mladikau an.
Minetteartige oder kersantitähnliche Gang-
gesteine kommen nach C. v. Camerlaxder im Prachatitzer
Granulitgebicte an zwei Stellen vor. Zunächst wäre hieher viel-
leicht ein in der oberen Partie des mehrfach erwähnten Profiles
bei der Gemeindemühle auftretendes Ganggestein von schie-
ferartigem Aussehen zu stellen, welches dem blossen Auge
nur schwarzbraunen Biotit und weisse Feldspathpunkte in
schwärzlicher Grundmasse zeigt, unter dem Mikroskop aber
als ein Gemenge von vorwaltendem Feldspath (Plagioklas
z. Th.), Quarz. Biotit, Apatit, nebst untergeordneten Rutil (?>-
Mikrolithen, Epidot- und Granatkörnchen erscheint.
Das zweite Vorkommen beim Salzerhof SO von Pra-
chatitz stimmt mit dem ersten ganz uberein; nur im Korn
ist es etwas gröber.
An technisch verwendbaren Mineralen und an Erzen
ist der eigentliche Böhmerwald arm. Von den ersteren ist
firaphit von allergrösster Wichtigkeit.
Graphitlager sind vorzüglich im südlichen Theile des
Gebirges verbreitet, bei Mühlneth und Platten (bei Friedberg),
bei Eggetschlag. Planles. Schömern und Zahrädka in Strei-
chungsliuien mit Kalklagern, die z. Th. auch über die Moldau
fortsetzen. Eine Hauptgraphitlinie beginnt zwischen Schwarz -
bach, Stuben und Rindles mit St. 4 (XO), biegt bei
Mugrau plötzlich in St. 8 um, streicht in dieser Richtung
über Reichet schlag, Zichlern, Klein Uretschlag bis X von
Kirchschlag. wo sie sich wieder gegen Nordosten wendet.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Graphit
209
Auf dieser Linie liegen die meisten und ergiebigsten Gra-
phitlager und Ausbisse wie namentlich jene bei Sehwarz-
bach, Stuben, Rindles, Mugrau, Zichlern, Hubene, Reichet-
schlag, Hossenschlag, Reith, Kirchschlag, Passern, Podesdorf,
Weislowitz, Hoschlowitz, Pohlen, Kabschowitz und Unter
Breitenstein. Nördlicher kommt Graphit bei Tattern und
Klein Drosen, ferner bei Wettern
und bei Niemsching nahe Krumau
vor. (Fig. 47.)
Im westlicheren Gneissgebiete
ist Graphit viel weniger häufig.
Z. B. findet man unreinen Graphit
bei Lukawitz unweit Drosau. am
Wege von Schattenhofen nach
Wodolenka. am Svatobor bei der
genannten Stadt; ferner am Mal-
sitzberge S von Wolin unter der
Kirche, bei Budaschitz südlich von
Schattenhofen, zwischen Cepitz und
Zimitz ; ferner nach WoLDfüCH in
der Umgebung von Gross Zdikau,
wo er meist zwar nicht von schlech-
ter Qualität,*) jedoch nicht mächtig
genujx ist. Denn bei den unternom-
menen Schürfungen NW bei Win-
terberg unterhalb Rabitz, S\V bei
Gross Zdikau, S von Mehlhüttel
bei Hadruwa und bei Plane wurde
selbst in 20 m Tiefe kein mächti-
geres Graphitlager angefahren.
WoLDftiCH hat auch auf Ei- Fig. 47. Einfahrt |1n dai Graphit-
eenheiten einieer Vorkommen auf- bemerk bei Kranu.
umleiten ^iiugci v&jLuiiiiii^ii h BreMer
merksam gemacht, die als Beleg
für den organischen Ursprung des Graphites angesehen wer-
den können.
Ueberall sind die Graphitlager, soweit zu ermitteln,,
dem Gneisse regelmässig eingelagert. Die Lagerungsver-
hältnisse in dem Hauptgraphit gebiete zwischen dem Olsch-
bache und Schwarzbach sind nach G. Peters**) folgende:
*) Eine Analyse des Vorkommens von Gross Zdikau ergab 89'72%
reinen Graphit. 1*8% Feuchtigkeit und 9 6% Asche.
**) Die Kalk- und Graphitlager bei Schwarzbach in Böhmen. Jahr-
buch d. k. k. geol. R.-A., IV. 1853, pag. 138.
, Geologie *on Böhmen.
14
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210 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Die ganze weite Thalmulde des Olschbaches wird von einer
1—2 m mächtigen Torfablagerung ausgefüllt, welche eine
eben so dicke Lehmschicht bedeckt, unter welcher der meist
stark verwitterte Gneiss im Hangenden der Graphitlager
ansteht. Zu oberst erscheint eine cca 1 m mächtige Schicht
eines graphithaltigen, hie und da von Kalkadern durchzo-
genen Gneisses, darunter 2 m wohlgeschichteten Glimmer-
gneisses mit etwas Amphibol, endlich unmittelbar am Gra-
phitlager ein deutlich geschichtetes glimmerfreies Grestein,
welches in eine braune, bröckelige Masse verwittert ist.
An anderen Orten liegt der Graphit unter einem etwa 2 tn
mächtigen Kalklager. Er selbst bildet zumeist mehrere, durch
überall stark verwitterte, jedoch als Gneiss erkennbare Zwi-
schenmittel getrennte Lager, deren Mächtigkeit zwar eine
ungleiche, im Ganzen aber mit der Tiefe zunehmende ist,
und in gewissen Tiefen auf 15 bis 20 m angegeben wird.
Der Graphit ist meistentheils unrein und so ungleich-
massig in seiner Beschaffenheit, dass die reinen von den
verunreinigten Sorten sorgfaltig abgeschieden werden müssen.
Doch kommen auch ansehnliche reine Massen vor. Im All-
gemeinen ist der Graphit dicht bis grossblättrig, amorph
als auch krystallinisch, fest und schiefrig, bis weich und
milde.*)
Von allen in Böhmen 1887 bestandenen Unternehm-
ungen auf Graphit (15) entfielen mehr als die Hälfte auf
den südlichen Böhmerwald, nämlich 8, von welchen 5 im
Betriebe waren. Mit 723 Arbeitern (darunter gegen 80 Kin-
der) wurden 120.285 metr. Centner Graphit imWerthe von
469.331 fl., also zum Mittelpreise von 3 fl. 90*2 kr. per
metr. Gentner erzeugt. Die wichtigsten Producenten waren:
Adolf Fürst von Schwarzenberg in Schwarzbach undKrumau
mit 60.834 metr. Gent. (Naturgraphit zum Preise von fl. 1*50
bis 20 fl. und Raffinaden im Preise von 80 kr. bis 8 fl.
per metr. Gent.), die Gewerkschaft der Mugrauer Wirthschafts-
*) Ch. Mene hat in einem Mugrauer Naturgraphit 94*94% C. ge-
funden. A. Belohoubek, Cuem. Listy, V. 1880, Nro. 1 u. 2 hat eine
ziemliche Anzahl böhmischer Naturgraphite und Raffinaden analysirt
Eine sehr graphitreiche Probe von Schwarzbach enthielt 87*201% Rein-
graphit. Unter den Raffinaden stammte die reinste mit 96* 125°/ „ Rein-
graphit von Mugrau. — Fr. Stolba, Chem. Listy, XIII. 1889, pag. 118,
hat nachgewiesen, dass das äussere Aussehen von geschlemmten Gra-
phiten bei Beurtheilung der Qualität derselben sehr trügerisch sein kann,
da scheinbar vorzügliche Sorten bei der Analyse auch nur 36*1 1°/» rei-
nen Graphit enthielten.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager.
211
besitzer mit 30.992 metr. Cent. (Naturgraphit im Preise von
38 kr. bis 17 fl. für den Gentner), Anna Porak's Erben in
Knimau mit 20.700 metr. Cent. (Raffinaden im Werthe von
1 bis 5 fl.) und Adolf Josef Fürst von Schwarzenberg in
Mugrau mit 7659 metr. Cent. (Naturgraphit von 1 fl. 50 kr.
bis 15 fl., Raffinade von 1 fl. bis 8 fl. pro metr. Cent.*)
Man ersieht aus diesen Angaben, wie sehr der Preis des
Graphites je nach der Qualität variirt, wobei zu beachten
ist, dass die böhmischen, oder besser gesagt, Böhmerwald-
Producte von allen österreichischen den besten Durchschnitts-
preis erzielen. Von der gesammten österreichischen Graphit-
erzeugung entfielen 1887 auf Böhmen 60*79%' Etwas über
ein Drittel der Gesammterzeugung, nämlich 48.194 metr.
Cent., wurden nach Deutschland, Belgien, Holland, Frank-
reich, Dänemark, Schweden und Amerika ausgeführt, der
Rest im Inlande abgesetzt und verarbeitet.
An Erzlagern ist die Sumava verhältnissmässig
sehr arm.
Zunächst sind die Goldlagerstätten hervorzuheben,
welche Böhmen im Mittelalter als eine unerschöpfliche Fund-
grube des edelsten Metalles berühmt machten. Heute zeugen
von dem wahrscheinlich für immer verschwundenen goldenen
Zeitalter des Böhmerwaldes nur die Reste der alten Berg-
baue, auf welchen Gold aus seinem Muttergesteine direct
gewonnen wurde, und die weit reichlicheren Seifenhügel,
d. h. die Ueberreste ehemaliger Goldwäschereien.
Pingenzüge und sonstige Spuren des einstigen Gold-
bergbaues befinden sich nach v. Hochstetter im Ge-
biete der Flanitz bei Oberschlag, Kolmberg, Albrechtsschlag
S\V von Sablat, welche neueren Datums zu sein scheinen.
Ferner kommen Pingen bei Aussergefild und Innergefild am
Widrabache vor. Hauptsächlich jedoch wurde der Gold-
bergbau bei Berg Reichenstein betrieben, wofür die zahl-
losen Pingenzüge und Halden an den felsigen Gehängen
des Zollerbaches und die Ueberreste alter Pochmühlen zeu-
gen. Am linken Ufer der Otava (des Kislingbaches) sind
Reste der alten Goldbergbaue besonders am Kiesleitenberge
zwischen Stadeln, Babilon, Gutwasser und Hartmanitz vor-
handen, woselbst ein langer Pingenzug vom Forellenbach
bei Bezdekau südsüdostwärts über den Kislingbach hinaus
•) StaL Jahrb. des k. k. Ackerbau-Minist, f. 1887. 3. Heft, l.Lief.,
Wien 1888, pag. 80 ff.
14*
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212 I- Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschiefersystem.
bis Sattelberg und Rehberg verfolgt werden kann. Auf Gold
und Silber wurde auch bei Bergstadtl unserer lieben Frau
und bei Drouchawetz gebaut.
Von allen diesen einstigen Goldbergbauen ist unbe-
dingt jener von Reichenstein von grösster Bedeutung. Dem
Golde, welches hier in Quarzitschichten oder derbem Quarz
eingestreut, ehemals reichlich vorgekommen sein muss, ver-
dankt die Stadt ihre Gründung und ihre Blüthe im 14. Jahr-
hundert. Wie lebhaft der Bergbau war, der hier betrieben
wurde, das beweisen die zahlreichen Spuren längs des
Zollerbaches, wo man von der Weihermühle bis zum Losnitz-
bache an den steilen Felswanden viele Mundlöcher stollen-
artiger Eintriebe und Spuren alter Feuerarbeiten wahrneh-
men kann. Von den nördlichen Felswänden am Zollerbache
überblickt man gegen Berg Reichenstein ein von unzähligen
Halden und Pingen bedecktes, so durchwühltes Gebiet, dass
hier wohl kaum ein Stein auf seinem ursprünglichen Platze
verblieben ist. Die Alten sind allem Anscheine nach nicht
in die Tiefe gegangen, sondern haben den goldhaltigen
Quarz von Tage aus gewonnen, wobei sie eigentlich nur
die Berglehnen am Ausgehenden der Goldadern durchwühlten.
Die ältesten Nachrichten über Berg Reichenstein stam-
men aus dem J. 1345, um welche Zeit nach Graf Sterx-
b ekg *) der Bergbau hier in höchster Blüthe gestanden
haben dürfte. Denn es sollen hier damals mehr als 300
Quick- und Goldmühlen im Gange gewesen sein. Welche
Bedeutung zu jener Zeit die Stadt hatte, beweist der Um-
stand, dass sie im Stande war, dem Könige Johann von
Luxemburg in seinem Zuge gegen Landshut in Baiern mit
600 Bergknappen beizustehen, wofür ihr der König mittels
Urkunde vom Tage Michaelis besagten Jahres die ersten
Priviligien ertheilte. Zum Range einer Bergstadt wurde
Reichenstein erst von Rudolf II. im J. 1584 erhoben. Von
1536 bis 1543 betrug die Gesammtausbeute an edlen Me-
tallen 85 Mark 2 Loth Gold und 11.784 Mark 2 Loth Silber.
Im Jahre 1581 baute bloss die Stadtgemeinde und gewäl-
tigte einen Stollen und ein Gebäude mit einem Aufwand
von 60 Thalern vierteljährlich. Es beweist dies den Nieder-
gang des Bergbaues, über welchen auch Graf Schlick 1596
nichts Erfeuliches zu berichten weiss. Vielmehr räth' er
dem Kaiser, für Knin, Pribram und Reichenstein einige
*.» ( T mrisse etc. I. Bd. pag. 250 ff.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager.
213
Rathengeher anzustellen, da im alten Mann nichts mehr
anzufangen sei und nur im unverritzten Gebirge durch neue
Schürfe ein Ergebniss erzielt werden könne. Es scheint
somit der ehemals so reiche Bergsegen vielmehr durch Er-
schöpfung als durch den 30jährigen Krieg zum Erliegen ge-
kommen zu sein.
Der Goldbergbau um Berg Reichenstein hat sich nimmer
mehr erholt. Das Aerar hatte ihn zu Ende der 30er Jahre
dieses Jahrhundertes aufgenommen und als Hoffnungsbau
mit 24 bis 30 Mann in regelmässigen Betrieb gesetzt, jedoch
leider ohne Erfolg, weshalb er aufgelassen wurde. Zu An-
fang der 50er Jahre unternahm es ein Privater, der frühere
Schichtmeister des Werkes A. GernV, den Bau fortzuführen,
erzielte jedoch auch nur geringe Resultate. Dennoch wurde
ein Hoffnungsbau bis in die neueste Zeit gefristet. Nach
Cerny's Angaben*) wechselte der stellenweise sichtbare Gold-
gehalt des Quarzes von 2 Loth bis 5 Mark in 1000 Gentnern,
ja einzelne reiche Mittel enthielten sogar 10 Mark Gold, und
auch das Nebengestein hatte stellenweise einen Gehalt von
2-9 Loth Gold.
Lind acker**) hat einige reiche Goldstufen beschrieben,
die auf dem Rathhause zu Berg Reichenstein aufbewahrt
werden. Eine davon ist erst 1764 auf freiem Felde in der
Ackerkrume gefunden worden.
Es ist klar, dass die zahlreichen Wasserläufe des Ge-
birges seit undenklichen Zeiten aus dem goldhaltigen Ge-
steine Körner des edlen Mctalles mit Sand und Schutt
zugleich fortschlemmten und so eine Aufbereitungsarbeit
verrichteten, die den ersten glücklichen Findern allerdings
ermöglichte, grosse Schätze verhältnissmässig leicht und
schnell zu gewinnen. In der That ist das Auswaschen des
Goldes dem Gewinne durch Bergbau vorangegangen und
gab wohl erst verhältnissmässig spät Veranlassung zu directer
Ausbeute der Goldadern. Der Chronist Hajek verzeichnet
eine Anzahl Sagen, nach welchen Goldwäschereien schon
im 7. und 8. Jahrhunderte bestanden haben müssten. Unter
Herzog Nezamysl im J. 760 sollen Goldwäscher an der
Otava, wo damals Gold in solcher Menge vorhanden gewesen
sein soll, dass drei Wäscher an einem Tage eine ganze
Mark zusammen bringen konnten, eine Stadt gegründet und
*) Vergl. V. v. Zepharowich, 1. c. pag. 284.
**) Meyer's Sammlung physik. Aufsätze, 3. Bd., pag. 328.
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214 I- Archaeische Gruppe. —
Urgneiss- und Urschiefersystem.
Pisek (Sand) benannt haben. Auf ähnliche Weise soll Schatten-
hofen, HoraZdiowitz, Strakonitz und Wodnian entstanden
sein. Zur Zeit des Herzogs Kresomysl im J. 847 brachen
zwischen Bauern und Goldwäschern Streitigkeiten aus, die
zur Folge hatten, dass die Goldwäschereien zum Theil ein-
gestellt und den Bergleuten ihre Siedlungen niedergebrannt
und die Schächte verdorben wurden. Die Bergleute schwuren
dem Berather des Herzogs, Horymir, Rache, welcher er nur
durch einen kühnen Sprung mit seinem Rosse Öemik entrann.
Wiewohl dies Alles in das Gebiet der Sage gehört,
scheint daraus doch hervorzugehen, dass Goldwäschen in
Böhmen schon vor dem 10. Jahrhunderte im Gange waren
und zwar zuerst im Böhmerwalde und im südlichen Theile
des böhmisch-mährischen Hochlandes an den Flüssen Lusch-
nitz, Blanitz, Lomnitz, Otava. Im Riesengebirge soll erst
im 13. und 14., im Erzgebirge erst im 16. bis 18. Jahr-
hundert Gold gewaschen worden sein. Die Blüthezeit dieser
Goldgewinnung im Böhmerwalde muss vor das 13. Jahr-
hundert, d. h. vor den grossartigen Aufschwung des Berg-
baues in Böhmen fallen, und speciell bei Reichenstein und
Bergstadtl dem dortigen Goldbergbau, zu welchem es die
Veranlassung gab, vorausgegangen sein.
Von dem grossen Umfange der einstigen Goldwäschen
im Böhmerwalde zeugen die zahllosen Seifenhügel, welche
last alle Wasserläufe begleiten und bis im höchsten Gebirge
nahe an den Quellen der Bäche noch angetroffen werden,
wie z. B. am Alten Schwellbache und am Ernstberger Bache
auf dem Hochrücken, über welchen die höchste Kuppe des gold-
führenden Gneissgebietes der Sumava, der Kubani 1362 m
sich erhebt, am Widrabache bei Innergefild, am Marchwasser
auf den Seewiesen und anderwärts. Hier begleiten die Seifen
den Lauf der Bäche jedoch nur so. weit, als ihre Strömung
eine gelinde ist, und hören dort auf, wo die, durch den
Zusammenlluss mehrerer Bäche angeschwollenen Wasserläufe
mit reissender Gewalt eng ausgefurchte Felsthäler durch-
strömen. Sobald im Vorlande des Hochgebirges die Ström-
ung wieder langsamer wird und in weiteren Thälern mäch-
tigere Alluvionen zum Absätze gelangen konnten, finden sich
sofort wieder Seifenhügel ein, und zwar die häufigsten und
grössten am Zusammenflusse zweier oder mehrerer Bäche,
an der Innenseite starker Krümmungen der Wasserläufe,
kurz dort, wo die Ablagerung grosser Sandbänke stattfinden
musste. Einen vorzüglichen Beleg für das Gesagte bietet
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Der Böhmerwold. — 1. Sumava. — Erzlager. 215
der Widrabach, an welchem bei Innergeüld Seifenhügel vor-
handen sind, weiter unten aber auf der ganzen Strecke
gänzlich fehlen, wo die nun mit dem Maderbache verbun-
dene Widra in rasendem Laufe brausend und schäumend
über Granitblöcke hinwegstürzt, und erst wieder dort begin-
nen, wo die Widra nach ihrer Verbindung mit dem Kisling-
bache als Otava in einem breiteren Thale ihren Lauf mässigt.
Nun begleiten die Seifenhügel den Fluss bis Pisek. Beson-
ders zahlreich und gross sind sie beim Einflüsse des Losnitz-
und Zollerbaches bei Unter Reichenstein, der Wolschovka
und Ostruznä bei Schüttenhofen, der Wolinka bei Strakonitz
und der Blanitz bei Pisek. An letzterem Flusse sind die
Seifenhügel zwischen Sablat und Husinetz, besonders an der
Einmündung des Aubaches am zahlreichsten, sind aber auch
bei Rutim, Zdär, Protivin, Wodnian, Barau und Strunkowitz
anzutreffen. An der Wolinka erscheinen Seifenhügel bei
Wolin und Winterberg, bei Hora2diowitz am Wildbache,
der von links aus der Gegend von Silberberg kommt. An
der Ostruznä findet man sie bei Hradek, Kolinetz, Welhar-
titz, und an deren Zuflüssen bei Pfestanitz, Kaschowitz,
Malonitz, Jindfichowitz usw. An der Wolschowka und deren
Zuflüssen bei Wolschov, Petrowitz, Hartmanitz, Gutwasser.
In der Berg Reichensteiner Gegend am Zollerbache, Losnitz-
bache und der Widra. Ausserhalb des Flussgebietes der
Otava an den Zuflüssen der Moldau: dem Seebache bei
Aussergefild und dem Kapellenbache bei Schattawa am Fusse
des Eubani, und ferner am Drnovy-Bache, der aus der Wel-
hartitzer Gegend über B&sin gegen Klattau fliesst.
Die Seifenhügel sind von verschiedener Grösse, 3 bis 8 m
hoch, unordentlich neben einander aufgeworfen und oft
durch morastige Gruben von einander getrennt. Sie sind
zum grossen Theile noch immer unfruchtbare, kaum mit
dürrem Gras bedeckte Sand- und Schotterhaufen, zum
Theile jedoch auch schon zu Feldern eingeebnet oder mit
Wald bewachsen. Tausende und abertausende fleissige
Hände mussten hier thätig gewesen sein, um die Unmassen
Sand und Schotter zu durchwühlen und ihnen das letzte
Goldkörnchen abzugewinnen.
Es ist selbstverständlich, dass auch heutigen Tages
die Wasserläufe der Sumava dem Urgebirge seinen Gold-
gehalt eben so entführen müssen wie ehemals, und dass
daher ihre Anschwemmungen goldhaltig sind. Es ist dies
übrigens durch Wascharbeiten in neuerer Zeit erwiesen
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216 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
x worden. Graf Sternberg konnte constatiren, dass die Ge-
winnung des Goldes aus den Alluvionen der Böhmerwald-
bäche mehr als zweimal so theuer zu stehen käme, als das
Gold werth ist, und Schichtmeister Cerny hat noch in den
50ger Jahren durch seine Verwaschungs-Unternehmungen
erwiesen, dass eine nutzbringende Ausbeute des Goldes
nicht möglich ist. Er fand neben Goldschüppchen im Fluss-
sande als Seltenheit auch Edelsteine in Geschieben, oft noch
mit Spuren von Kry stall flächen, wie Korunde, Rubine, Sa-
phire, Smaragde, Spinelle, Granaten, ferner Titaneisen in bis
eigrossen abgerundeten Stucken, seltener Nigrin und Graphit.
Hienach dürfte v. Hochstetter mit der Ansicht im
Allgemeinen Recht haben, dass es eine Illusion sei zu er-
warten, dass im Böhmerwalde noch einmal aus nassen
Minen ein neues Galifornien erstehen werde. Höchstens ist
die Annahme zulässig, dass unter dem Moorboden und
unter der Decke tausendjähriger Urwälder sich hie und da
Sand- und Schotteranhäufungen erhalten haben könnten,
die dem Entdecker in geringem Umfange reiche Ausbeute
zu bieten vermöchten. Die Erfahrung, dass das Gold in
quarzreichen Gebirgsmassen fein zerstreut, nicht aber auf
Adern concentrirt ist (siehe S. 152), gibt auch wenig Hoff-
nung, dass im Böhmerwalde einstens mittels Bergbau ein
erheblicher Goldgewinn erlangt werden könnte, selbst wenn
eine genaue bergmännische Durchforschung des Gebietes,
wie sie heute wegen des Waldbewuchses undurchführbar
ist, möglich wäre.
Auf Silber wurde vor Zeiten bei Krumau an meh-
reren Orten gebaut, wie noch heute vorhandene Spuren
von Pingen und Halden beweisen. Nach Sterxherg *) fällt
die Blüthe der Krumauer Silberbergwerke in das 15. bis 16.
Jahrhundert, zu welcher Zeit der Gewinn ein grosser ge-
wesen sein soll. Das der Stadt angehörige Bergwerk soll
im J. 1543 monatlich 50—60 Mark Silber geliefert haben
und der Besitzer der St Lorenz-Zeche war sogar zu einer
Abgabe von 100 Mark Silber an Johann von Rosenberg
verpflichtet. Johann von Rosenberg befreite die Stadt im
J. 1530 vom Bergzehend und ertheilte ihr das Recht des
Schmelzens und Verkaufes edler Metalle gegen eine Abgabe
von 15 Gulden von der Mark Gold und von 16 Groschen
von der Mark Silber. Kaiser Mathias verordnete 1613 die
*; l'mrisse etc. I. Bd. S. 216 ff.
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Der Böhmerwald. — 1. Sumava. — Erzlager. 217
Verwendung der Steuer zum Bergbaue. In der Umgebung
von Krumau finden sich Reste des ehemaligen Bergbaues
namentlich bei Alsching und der dazu gehörigen Einschicht
Bergwerk. Hier wurde der Bergbau noch 1
um das Jahr 1760 betrieben und zu Anfang jj
dieses Jahrhundertes neuerdings eröffnet, je-
doch ohne Erfolg.
Bei Prachatitz und bei Schnei-
derschlag#VF von Sablat wurden in den
40er Jahren dieses Jahrhundertes Versuchs-
baue auf Silber unternommen, die jedoch zu
keinem Ergebnisse führten. Bei letzterem
Orte am linken Ufer des Planskerbaches ge- t,
gen Sablat zu ist auf Gängen mit Quarz und
Kalkspath Rothgiltigerz, (Pyrargyrit), Blei-
glanz, Zinkblende, Eisenkies und Haematit
vorgekommen, leider hat jedoch der Abbau
keinen Ertrag ergeben und ist daher aufge-
lassen worden. J
Silber wurde nebst Gold vor Zeiten
namentlich auch im Gebiete zwischen dem
Kalen^bache und der Ostruznä bei Bergstadtl £ f*f 1 1j <2
und Drouchawetz gewonnen. Ein langer Pin- M * | J
genzug erstreckt sich 0 von Drouchawetz IM s "f s
vom Bergstadtlberge südwärts bis zum Gra-
nitgebirge, welches hierher einen Ausläufer -jj
entsendet. Silbererze sollen namentlich bei ||
Jindrichowitz N von Welhartitz vorgekom- |
men sein. 1 1
Der Beginn des hiesigen Süberberg- 5 5
baues fallt in den Anfang des 16. Jahrhun- §
dertes. König Wladislav verlieh an Zdenek
Ton Rozmitäl die erste Bergfreiheit auf Wel-
hartitz und Bergstadtl. Um das Jahr 1530
machte der Ertrag des Bergbaues 4000 Mark
Silber jährlich aus. Die Gruben sollen nicht
durch Erzarmuth, sondern durch Streitigkeiten §
der Besitzer bald in Verfall gerathen sein.
Zwischen Planiöka und Bystre kommen auf der Anhöhe
rechts von der Strasse nach Klattau an der Grenze des
mittelböhmischen Granitgebirges im Gneisse Pegmatit- und
Quarzgänge vor. Hier soll vor Zeiten ein Silberbergbau
bestanden haben.
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218 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Eisenerze sind in der Sumava nicht sehr verbreitet,
immerhin waren sie vormals in dem wald- und holzreichen
Gebiete von Bedeutung. Mächtigere Eisenerzlager waren im
Kremser Thale Gegenstand eines regen Abbaues und die Grund-
lage der dortigen Eisenindustrie. Die Erze sind allenfalls
secundäre Verwitterungsproducte und bilden an mehreren
Punkten viele Meter mächtige Lager. Es ist Brauneisenerz
in erdiger Form als Eisenocker, oder als faseriger Braun-
eisenstein in Form schöner und grosser Geoden von brau-
nem Glaskopf. Die Geoden sind gewöhnlich von Aussen
in Ocker umgewandelt, im Innern aber mit traubigen, nieren-
förmigen stalaktitischen Gebilden bedeckt und der Hohlraum
mit feinem Sande angefüllt. Es wurden auch Geoden von
1 m Durchmesser ausgegraben.
Die Erze wurden allenfalls schon vor sehr langer Zeit
durch Tagbau gewonnen, wie die alten verstürzten Gruben
beweisen, deren Spuren am südlichen Gehänge des zwischen
Berlau und Neudorf auslaufenden Hügelzuges sichtbar sind.
Um die Mitte dieses Jahrhundertes befanden sich die ergie-
bigsten Gruben auf dem von der Rothen Mühle ausgehenden
südwestlichen Serpentinflügel in der Nähe der Einschichten
Simäcek und Ghlap, ferner auf dem rechten Ufer zwischen
Roisching und Mehlhiedl am Nordfusse des Plansker, und
zwischen Chlumecek und Bohouschkowitz am Südwestfusse
des Kluk. F. v. Hochstettens Originalprofil (Fig. 48.)
zeigt die Lage der Eisenerzgruben zwischen Ghmelna und
Roisching, deren Erze noch vor nicht zu langer Zeit zu-
sammen mit Roth- und Thoneisensteinen aus der Budweiser
Tertiärebene auf dem Hochofen zu Adolfsthal verschmolzen
wurden. Der Ofen besteht zwar heute noch, doch ist er
ausser Betrieb gesetzt, und die ganze Eisenerzunternehmung
beschränkte sich 1887 auf die Gewinnung von 5557 metr.
Centner Thoneisensteine zur Fabrikation von Ockerfarben,
wobei 6 Arbeiter beschäftigt waren.*)
Im Künischen Gebirge wurde vormals auf Brauneisen-
steine auf der Eisenzeche zur Hilfe Gottes links am Wege
von Glashütten nach St. Katharina gebaut. Auch die Ort-
schaften Eisenstein und Eisenstrass sollen ihren Namen den
Erzen verdanken, die einst in ihrer Nähe gegraben worden
sind. Bei der Eisensteiner sog. Schweizerei sind noch Spuren
alter Gruben zu sehen, ebenso weiter hinauf bis auf die
*) Stat. Jahrb., 1. c. pap. 26.
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>
Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. 219
Höhe zwischen dem Spitzberg und der Seewand, wo auch
eine Waldstrecke „bei den rothen Gruben 44 genannt wird,
hn ganzen Gebiete ist die rothe und gelbe Eisenfarbung
auffallend. Hie und da kann man auch noch Stücke von
Brauneisenstein finden, oder doch Stücke einer eigentüm-
lichen, durch faseriges Brauneisenerz zusammengebackenen
Breccie aus Glimmerschiefer-, Quarzit- und Quarzbrocken.
2. Der Böhmische Wald (Ceskt Im)
bildet, wie wir schon in^ der Einleitung bemerkt haben, eine
selbständige, gegen die Sumava deutlich begrenzte und auch
sonst als Gebirgseinheit sich darstellende Bergkette. Er erstreckt
sich von den Cerchovbergen bis zum Dillenberge in nord-
nordwestlicher Richtung in einer Gesammtlange von 10 Meilen
und bildet gegenüber der viel ausgedehnteren und auch
höheren Sumava, welche ihre Ausläufer und Rücken tief in
das Innere des Landes entsendet, nur eine verhältnissmässig
schmale Gebirgskette von etwa 700 m mittlerer Kammhöhe,
welche gegen die Sumava im Süden, ebenso wie gegen das
Fichtelgebirge im Norden, das mittelböhmische Schiefergebirge
und das Karlsbader Gebirge im Osten so deutlich abgeschlos-
sen erscheint, dass sie ihre Selbständigkeit schon hiedurch
documentiren würde, selbst wenn der geognostische Aufbau
dieselbe nicht ebenfalls darthun würde, wie es in der That
der Fall ist.
Im Süden wird der Böhmische Wald durch die breite
Neumarker Senke von der Sumava, im Norden durch das
Egerer Zwischengebirge vom Fichtelgebirge getrennt, und im
Osten ist seine Grenze gegen das mittelböhmische Urschiefer-
gebirge und das Karlsbader Gebirge überaus deutlich durch
einen Quarzzug gekennzeichnet. Auf baierischer Seite hängt
der Böhmische Wald mit dem Oberpfälzer Waldgebirge zu-
sammen. Sein Verflachen ist hier ein allmäliges, während
der Abfall nach Böhmen zu ein steiler ist. Bei der Sumava
haben wir das Gegentheil kennen gelernt; der schroffe Ab-
fall ist nach Baiern, das allmälige Verflachen nach Böhmen
gerichtet.
Der Böhmische Wald, dessen ein Theil in die Umgeb-
ung der Curorte Marienbad und Franzensbad fallt, musste
natürlich eher zum Gegenstande von Begehungen gemacht
werden, als der wilde südliche Theil des böhmisch bayeri-
schen Grenzgebirges. Trotzdem vermochte v. Hochstetter
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220 I- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem.
noch 1855 die südlicheren Gebirgstheile vom geologischen
Standpunkte aus ganz berechtigt als terra incognita zu be-
zeichnen. Allerdings der nördliche, in das Egerer Ländchen
eingreifende Gebirgszipfel hatte schon längst vor dem die
Beachtung mancher Forscher gefunden.
Vor Allen ist wie immer Fr. X. M. Zippe zu nennen,
der eine sehr brauchbare Vorarbeit für die späteren Auf-
nahmen in seinen geognostischen Einzeichnungen in die
Kreybich'schen Karten und in seinen Darlegungen und Notizen
in den betreffenden Bänden von Sommer' s Königreich Böh-
men*) geliefert hat. Derselbe vorzügliche Forscher hat
übrigens auch einige Mineralvorkommnisse des Böhmischen
Waldes beschrieben**) und so die Kenntniss des Gebirges
bedeutsam gefördert.
Einen Beitrag zur Kenntniss des Böhmischen Waldes
hat auch A. E. Beuss in seiner Abhandlung über die geo-
gnostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes***) geliefert, doch
bezieht sich derselbe nur auf den nördlichsten Auslaufer
vom Dillenberge an. Wie ärmlich es damals noch um die
Kenntniss des geognostischen Aufbaues des Gebirges bestellt
war, erhellt aus den kargen Bemerkungen in Rel ss' „Kurzer
Uebersicht etc." f)
F. v. Hochstetter's Aufnahmen konnten daher nur
auf sehr unvollkommenen Vorarbeiten fussen. Um so mehr
ist anzuerkennen, dass es ihm in vorzüglicher Weise gelun-
gen ist,ft) erstens den von ihm selbst ausgesprochenen Zweck
der geographischen Vervollständigung des geognostischen
Bildes eines in dieser Beziehung bis dahin unbekannten
Theiles der Erdoberfläche zu erfüllen, und zweitens über-
haupt die Geologie des Urgebirges wesentlich zu fördern.
Von baierischer Seite war das Gebiet schon im Jahre
1852 und 1853 unter v. GüMBEL'Sftt) Leitung aufgenommen
•) Bd. 6. und 7. Pilsener und Klattauer Kreis. 1838, 39.
**) Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterland. Museums in
Dölimen. 1889, p. 19, 1840, p. 41 ff.
***) Die geognostischen Verhältnisse d. Egerer Bezirkes u. Ascher
Gebietes. Mit 1 Karte. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanst. Wien
1862, I. Bd., 1. Abtheilg.
t) L. c. 1854, pag. 86.
ff) Jahrb. der k. k. geol. R.-A., VI. Bd. 1S55, pag. 749 ff'.
ftt) Uebersicht der geognost. Verhaltnisse der Oberpfalz. Cor-
respondenzbl. des zool.-mineralog. Vereines in Hegensburg. 1854, Nro. 1.
— Das baier.-böhm. Grenzgebirge, Gotha 1868.
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Oberflächengest. 221
worden, so dass durch Hochstetter's Ergebnisse das
geognostische Bild des Grenzgebirges ein vollkommenes
wurde.
Das Egerer Zwischengebirge, welches die Verbindung
zwischen dem eigentlichen Böhmischen Walo'e und dem
Fichtelgebirge bewerkstelligt und welches wir noch dem erste-
ren Grenzgebirge anfügen, hat nach den vorgenannten For-
schem auch J. Jokely aufgenommen und zugleich mit dem
südlich angrenzenden Gebirgstheile beschrieben.*)
Die Oberflächenbcschaffcnheit des Böhmischen Waldes
i?t im Allgemeinen die eines Mittelgebirges, ohne besonders
hohe Bergkuppen, jedoch nicht ohne scharfe Contouren und
auffallende Felsgebilde. Theilweise mit Berücksichtigung des
Gesteinscharakters und der Schichtenstellung hat v. Hoch-
STETTEK im Gebirge fünf Gruppen unterschieden, die im
Ganzen aus den orographischen Verhältnissen abgeleitet sind.
Wir werden an dieselben als sechste Gruppe das Egerer
Zwischengebirge anschliessen.
Die erste und südlichste Gruppe bildet das Cerchov-
gebirge, welche sich schroff aus dem flachen Hügellande
der Neumarker Senke erhebt und sofort zum höchsten Punkte
des ganzen Gebirges ansteigt. Von diesem, dem Cerchov
(1039 mj, verlaufen gewissermassen nach allen Seiten nie-
drigere, abgerundete, bewaldete Bergrücken, als der Hoch-
berg, Langenfcls, Beerenfcls, Schwarzberg, die alle mit auf-
ragenden Felsmassen gekrönt sind.
Die Thal furchen des Haselbachcs und der Wasser-
suppen trennen diese erste von der zweiten Gruppe, dem
Bärnsteiner und Stockauer Gebirge bis zum
Pfraumberge, welches aus zwei ziemlich parallelen Berg-
rücken besteht, die durch die Längsthaler des Mauthhauser
Baches und der Radbuza von einander geschieden sind. Die
Wasserscheide zwischen diesen beiden Bächen bildet der
Querrücken bei dem Dorfe Gibacht. Die westliche Bergkette,
das besagte Bärnsteiner Gebirge, bildet an der Landesgrenze
von Grafenried aus über den Haselberg, Hochstein, Helle-
fleckenwald, Bärnstein bis zum Plattenberge, der sich west-
wärts gegen Plöss und Wenzelsdorf ausbreitet, und zum
Kuhberge einen steilen, mehr als zwei Meilen langen Ge-
birgsrücken. Die östliche Bergkette beginnt mit dem Zadek-
berge bei dem Dorfe Nepomuk SW von Klentsch und
*■) Jahrh. d. k. k. geol. R.-A., VII. Bd. 1856, pag. 479 ff.
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222 I- Archaeische Gruppe. —
Urgrneiss- und Urschiefersystem.
erstreckt sich über Stockau und Rindei bis gegen Weissen-
sulz. Sie bildet in der südlichen Hälfte einen schroffen Fels-
kamm mit dem Haltrovberg, Schauerberg (auch Kniebrecher
genannt), Nimmvorguterfels bis zum Hirschstein und Lissa-
berge (W Ronsperg, 869 m). Von den beiden letztgenann-
ten höchsten Gipfeln des Zuges an senkt sich diese Gebirgs-
gruppe zu Hügelreihen, die gegen Heiligenkreuz und Weissen-
sulz zum Querthale der Radbuza auslaufen. Jenseits der
Radbuza verbinden sich beide Bergketten in eine, welche
über den Kuhberg und Wolfsrangerberg mit dem Bärn-
steiner Gebirge zusammenhängt, vom Wurkaberg N von
Schmölau über den Nikiasberg, Apolloniaberg, Weizen- und
Galgenberg (755 m) jedoch mehr in der Fortsetzung der öst-
lichen Kette bis zum Pfraumberge (837 m) sich erstreckt.
Mit diesem nördlichsten Hochpunkte endet die zweite Berg-
gruppe.
Der ganze Gebirgsrücken ist ziemlich scharf contourirt,
bildet jedoch namentlich im südlichen Theile einen durch
die Schichtenstellung bedingten, gegen Baiern schroff abfal-
lenden und in überhängenden Felsmassen anstehenden Fels-
grat, der diesem Gebirgstheile einen wilden romantischen
Charakter verleiht. Am meisten auffallend nicht nur hier,
sondern im ganzen Böhmischen Walde ist der Pfraumberg,
welcher als mehr isolirter Hügel im Flachlande des west-
lichen und südwestlichen Böhmens als ein burggekrönter
Kegel weithin sichtbar ist. Von seinem felsigen Gipfel, wel-
cher die Burgruine trägt, eröffnet sich dem Auge ein herr-
licher Rundblick über das Grenzgebirge, sowie weit nach
Baiern und Böhmen hinein.
Die Niederung zwischen Waidhaus in Baiern und Hayd
in Böhmen trennt diesen Gebirgstheil von der dritten Berg-
gruppe des Böhmischen Waldes, welche die Gegend zwi-
schen Alt Zedlisch und Waldheim und die Ta-
chauer Wälder umfasst und im Norden im Allgemeinen
von den Querthälern des Rothen Baches, Reichenbaches
und Katzbaches, die zusammen die Mies bilden, abgeschlos-
sen wird. In diesem Theile hören die langgestreckten Berg-
ketten auf. Viele gedehnte Bergrücken und abgerundete Hügel
bilden zusammen ein grosswelliges Bergland, in welchem der
Böhmische Wald seine grösste Breite von beiläufig 3 Meilen
erlangt. Die am meisten hervorragenden Bergkuppen sind :
der Ahornberg bei Schönwald SW von Tachau (689 w),
der Klitscherberg bei Langendörflas (754 m), der Uschauer-
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Gneiss. 903
und Holterberg bei Purschau, der Steingrill-, Esel- und Lan-
genberg und ganz an der Grenze der Rabenberg W von
Goldbach bei Neuwindischgrätz.
Jenseits des Rothen Baches beginnt die vierte Berg-
gruppe des Böhmischen Waldes, in der Gegend von
Paulusbrunn, Galtenhof, Promenhof und Drei-
hacken, ein niedriges welliges Hügelland mit wenigen
aufragenden Kuppen, dagegen jedoch ziemlich ausgedehnten
Hochebenen. Es wird von mehreren Längs- und Querthälern
durchfurcht und steigt am höchsten im Kohberg bei Paulus-
brunn, im Edelwald nnd Eberbühlwald bei Hals, dem Pfeffer-
bühl und Hochwald bei Galtens tallung an. Dem Schichtenbau
nach steht dieser Theil des Grenzgebirges im engsten Zu-
sammenhange mit dem Karlsbader Gebirge, von welchem er
in der That nur durch das Thal des Altbaches getrennt wird.
Im Norden geht der Gneiss dieser Gruppe in den
Glimmerschiefer der fünften Berggruppe des Böhmischen
Waldes, nämlich in die Gruppe des Dilienberges über,
zwischen welcher und der vorigen Gruppe keine orographi-
sche Grenze besteht. Auch das Glimmerschiefergebirge des
Dillen besteht aus breiten Rücken und Hochebenen, welche
in der runden Kuppe des Dillenberges selbst zu 939 m auf-
steigen. Von diesem Nordpfeiler des Böhmischen Waldes fallt
das Gebirge nordwärts zum Wondrebflüsschen terassenför-
mig ab. Ebenso steigt das Land jenseits des Thaies allmälig
an und begleitet somit die Furche des Wondrebflusses bei-
derseits als ein Hügelland, welches man dem Böhmischen
Walde anschliessen und wohlberechtigt als Egerer Zwi-
schengebirge bezeichnen darf. Es vermittelt die Ver-
bindung zwischen dem Böhmischen Walde und dem Fichtel-
gebirge.
Der geognostisclie Aufbau des Böhmischen Waldes ist
ein einfacher. Das ganze Gebirge, welches gegen Osten
äusserst deutlich durch den oben erwähnten Quarzzug ab-
geschlossen ist, besteht bis auf das nördliche Ende aus Gneiss,
ausser welchem sich am Aufbaue desselben hauptsächlich
noch Granulit, Glimmerschiefer, Hornblendegesteine, Granit
und im Egerer Zwischengebirge Phyllite betheiligen.
Gneiss herrscht in den ersten vier der oben angeführ-
ten sechs Berggruppen -des Böhmischen Waldes. Im Gerchov-
gebirge ist das Gestein im Allgemeinen körnig streifig, mit
dunklem Glimmer, nur im Hangenden am Ostfusse des
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224 !• Archaeische Gruppe.
— Urgneiss- und Urschiefersystera.
Cerchov wird es quarzreich, schuppig und glimmerschiefer-
ähniich. Beim Bau der Strasse von Klentsch nach Wald-
münchen traf man vor vielen Jahren bei dem Dorfe Nepomuk
im Gneisse auf ein sog. Krystallgewölbe, welches schöne
Quarzkrystalle, zum Theil von ausserordentlicher Grösse, von
gelblicher, weinggelber, rauchgrauer und schwarzbrauner
Farbe enthielt. Bruchstücke von diesen Krystallen wurden
dem Prager Museum übergeben, die meisten jedoch zu
Kunstgegenständen verschliffen.
Auch in der zweiten Berggruppe ist der Gneiss körnig
streifig mit dunklem Glimmer, manchmal, z. B. auf der Fels-
kuppe des Hirschsteines bei Frohnau oder in Berg W von
Ronsperg, äusserst ebenflächig geschichtet, so dass hier die
grössten Platten gebrochen werden können. Am Schmalz-
berge bei Muttersdorf ist der Gneiss schuppig und enthalt
häufig Nigrine, welche in abgerundeten Stücken in den
Wasserrissen gegen die Stoffelmühle herab massenhaft ge-
sammelt werden können.
In der dritten Berggruppe herrschen bei Neu Losimthal
und Waldheim schuppige Zweiglimmergneisse mit einem so
charakteristischen grünen Talkgemengtheile, dass sie von
Hochstetter Talkglimmergneisse benannt hat. Weiter
im Hangenden am Uschauer Berg, Zeidelberg, Zeidelbacher
Flurwald, Khtscherberg und auf den von ihm nordwärts aus-
laufenden Bergrücken ist wieder ein körnig streifiger Gneiss,
wie im Gerchovgebirge, verbreitet. Er bildet auf den Gipfeln
der Berge bedeutende Felsmassen und bedeckt die Gehänge
mit gewaltigen Blöcken. Noch weiter im Hangenden gegen
das Quarzlager zu wird der Gneiss feldspatharm und glim-
merreich, glimmerschieferähnlich, wie bei Gross Gropitzreith,
am rechten Miesufer bei Tachau, am Hohen Stein u. a. Die
schuppenartigen Gneisse bei Goldbach N von Waldheim ent-
halten sehr häufig Rutil eingewaschen, welchen man übri-
gens auch im Kaltwasserbachcl bis unterhalb Goldbach im
Bachbette oft in eigrossen Körnern antrifft. Stellenweise ist
der Gneiss auch graphitisch, wie z. B. unweit Heiligen, bei
Gropitzreith usw. Uebrigens ist eben in diesem Gebirgstheile
die Ermittelung der Verbreitung der einzelnen Gesteinsarten
und ihrer gegenseitigen Verhältnisse wegen des mächtigen
Waldbewuchses sehr schwierig, um so mehr, als ein äusserst
rascher Wechsel der Gesteine stattfindet und namentlich der
Gneiss ungemein häufig von Hornblendegesteinen und Gra-
nit durchsetzt wird.
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Glimmerschiefer. 225
In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes
vermag man wesentlich zwei Gneissabtheilungen zu unter-
scheiden. Der südliche Theil bis zum Hammerbache wird
von körnig streifigem Gneisse eingenommen, der namentlich
an der Landesgrenze sehr häufig mit Graniten, Hornblende-
gesteinen und Granulit wechsellagert, ganz so wie im an-
grenzenden Gebiete bei Bärnau in Baiern. Auf vielen Bergen
bildet er mächtige Felsgruppen und Blockanhäufungen, wie
namentlich bei Hals, im Edelwald, Eberbühlwald, bei Gaken-
hof und im Steingerölle bei Promenhof.
In der nördlichen Abtheilung, im Dreihackner Gebiete,
wird der Gneiss sehr quarzreich, nimmt Einlagerungen von
<}uarzitschiefer auf, enthält zum Theile Granaten und wird
so glimmerschieferartig, dass man ihn füglich als Gneiss-
glimmerschiefer bezeichnen darf, welcher nordwärts in den
Glimmerschiefer der Dillengruppe übergeht. Eine besonders
quarzreiche Zone verzeichnet v. Hochstetter längs der
Granitgrenze über den Hügelzug von Hinterkotten und den
Kuhberg nach Klein Siehdichfür, wo sie von graphitischen
Gneissen und wirklichen Graphitschiefern begleitet wird.
Glimmerschiefer entwickelt sich, wie gesagt, allmälig
aus dem Gneisse der vierten Berggruppe des Böhmischen
Waldes, um im Dillenberge herrschend zu werden. Daher ist
die Abgrenzung gegen den Gneiss nur im Allgemeinen zu
bestimmen. Sie verläuft von Mähring in Baiern anfangs nord-
ostwärts, hierauf, von der böhmischen Grenze an, mehr
gegen Norden zwischen Maiersgrün und Altwasser hindurch
bis zum Sandauer Granite des Kaiserwaldes, der weiter gegen
Konradsgrün den Glimmerschiefer im Osten begrenzt. Im
Norden bilden die Tertiärablagerungen des Egerer Beckens
und ferner die Phyllite des Egerer Zwischengebirges die
Grenze der Formation.
Am meisten verbreitet ist ein quarzreicher Glimmer-
schiefer mit weissem, hie und da gelb oder röthlich gefärb-
tem Glimmer, zu welchem sich untergeordnet auch Biotit
und Ghlorit gesellt. Das Gestein herrscht auf dem Dillenberge
selbst und wird auf dem von ihm nordwärts über den Lin-
denbühl (66.3 m) und südwärts über den Planlohwald gegen
Neumugel sich erstreckenden breiten Gebirgsrücken in ein-
zelnen vorragenden Felsmassen anstehend angetroffen. Für
den Glimmerschiefer des Dillen sind kleine schön auskrvstal-
lisirte Granaten, welche ehemals beim sog. „Fuchs" und
*<nur, Geolotfe Ton BShmtn 15
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226 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
„Granatenbrünnlein" schachtmässig gewonnen wurden, so-
wie feinfaseriger, gelb- oder grauweisser Buchholzit, cha-
rakteristisch. Bei der Rumpelmühle am südwestlichen Ab-
hänge des Dillen und auch anderwärts kommen schöne, oft
mehrere Centimeter lange, grauröthliche bis pfirsichblüthen-
rothe Andalusitkrystalle in Quarzlinsen eingewachsen vor.
Gümbel erwähnt ausserdem als accessorischer Beimengun-
gen Schörl, Hornblende und Kibdelophan.
Die Schichten des typischen Glimmerschiefers sind häufig-
gewunden und geknickt, und an ihrer verwitterten Oberfläche
tritt der Quarz wulstenförmig hervor. Quarzreiche Abarten
gehen stellenweise, wie z. B. bei Grafengrün, in Quarzit-
schiefer über. An der südlichen Grenze gegen das Gneiss-
gebirge zu stellen sich allmälig Uebergänge in Gneiss ein,
und im Norden, beziehungsweise im Hangenden entwickeln
sich eben so allmälig Glimmer und Chlorit haltige Schiefer,
welche den Uebergang in den ürthonschiefer des Egerer
Zwischengebirges vermitteln.
In den übrigen Berggruppen des Böhmischen Waldes
tritt Glimmerschiefer nur ganz untergeordnet stellenweise im
Gneisse auf, aus welchem er sich allmälig ausbildet. Be-
sonders zu erwähnen wäre höchstens das etwas umfang-
reichere Vorkommen im Stockauer Gebirge bei Schüttwa
unmittelbar im Liegenden des Quarzfelszuges und zwischen
Haselbach und Siehdichfür. Der Glimmerschiefer von Schüttwa
ist sehr quarzreich, wobei die Quarzlinsen nach Hochstettek
grösstenteils als Drusen mit ausgezeichneten schönen Kry-
stallen ausgebildet sind, deren Oberfläche häufig einen nieren-
oder rindenförmigen Ueberzug von Psilomalan aufweist.
Granulit ist im Böhmischen Walde wenig verbreitet.
In der Cerchovgruppe kommen Blöcke eines granatreichen
körnigen Granulites W von Fichtenbach vor, während grös-
sere Einlagerungen eines zum Theil schönen Turmalingra-
nulites knapp an der Grenze jedoch schon auf bairischeni
Gebiete bei Arnstein und Kramberg auftreten.
In der zweiten Berggruppe erscheint Granulit in wenig
mächtigen Zwischenlagen im Gneisse bei Grafenried, Neu
Possigkau, zwischen Klein Gorschin und Wasserau, dann in
grösserer Ausdehnung abermals auf baierischer Seite an der
Landesgrenze zwischen Schwarzach und Straschhütte bei
Stadlern, und südwestlich von hier bei Schönau und Schönsee.
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Der Böhmenvald. — 2. Der Böhm. Wald. — Hornblendeschiefer. 227
In der dritten Gruppe des Gebirges treten schöne kör-
uige und körnig streifige Granulite, so viel bekannt, nur
knapp bei Mauthdorf am südlichen Fusse des Weissenbuch-
waldes auf.
In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes
kommt Granulit an der Landesgrenze zwischen Paulushütte
und Baderwinkel in einem Zuge vor. Er scheint hier mit
schuppigem Muscovitgneiss und klein- bis mittelkörnigem
Granit in Verbindung zu stehen. Beim Galtenhofer Jäger-
hause und bei Hermannsreuth begleitet er in einer schönen
körnigen und körnig streifigen, granatreichen Abart die dor-
tigen Hornblendeschiefer. Zwischen Ringelberg und Hals bei
Galtenstallung und weiter nördlich tritt er im Gneiss in
kleinen Lagern auf.
Hornblendeschiefer sind in der dritten Gruppe des
Böhmischen Waldes, in der Gegend zwischen Alt Zedlisch
und Waldheim und in den Tachauer Wäldern so sehr ver-
breitet und wechseln so rasch mit demGneisse und feinkör-
nigen Lagergraniten, dass es unmöglich ist/alle Vorkommen zu
verzeichnen. Es verhindert dies übrigens auch der Umstand,
dass in dem reichbewaldeten Gebiete der rasche Gestemswechsel
zumeist nur aus herumliegenden Felsstücken zu ersehen ist,
während die Abgrenzung des Umfanges der einzelnen Schich-
tenstriche und die Bestimmung ihres Verhältnisses zum Neben-
gesteine in der Regel nicht durchgeführt werden kann.
Eine Einlagerung von Hornblendeschiefer im Gneisse
i?t zunächst bei Josefsthal zu verzeichnen. Ferner trifft man
Hornblendeschiefer mit kleinkörnigen Graniten in raschem
Wechsel namentlich auf dem Wege von Inselthal nach Schön-
wald. Sehr feldspathanne, fast nur aus schwarzer Hornblende
bestehende Schiefer finden sich ausgezeichnet zuerst S bei
Xeuhäusel als Lager nach St. 10 — 11 mit einem östlichen
Einfallen unter 80°. Der grösste Hornblendeschieferzug des
Gebietes beginnt jedoch am Hollerberge S von Purschau,
beim Wachterhofe, und zieht sich von da über Purschau, den
St. Annaberg nordwestwärts nach St. 9 über . Schönwald
hinaus zur oberen Mühle. Es sind sehr ebentlächige, ziemlich
grosskörnige, aus schwarzer Hornblende und wenig Feld-
spath bestehende Schiefer. Parallel zu diesem Zuge streicht
Hornblendeschiefer am westlichen Fusse des Klitscher hin.
Hier sind bei der Eichicht Helldrot und beim Abdecker
viele grosse Blöcke des Gesteines verbreitet.
15*
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228 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
In der Grenzzone gegen den Quarzzug zu in der Ta-
chauer Gegend sind Hornblendeschiefer ebenfalls ziemlich
häufig. Schöne Profile über die Wechsellagerung von Gneiss,
Granit und Hornblendeschiefer sieht man nach Hochstetter
am rechten Ufer des Zeidelbaches zwischen Gross Gropitz-
reith und der Georgsmühle bei Tachau, ferner in dem ro-
mantischen Thale der Mies zwischen Heiligen und Sorghof,
so wie am Schönwalder Bache bis zum Albersdörfer Weiher
aufgeschlossen. Die Homblendeschiefer am linken Ufer des
letztgenannten Baches sind dadurch ausgezeichnet, dass sie
kleine Titanitkrystalle, Pistazit und Eisenkies enthalten.
Im nördlichsten Gneissgebiete des Böhmischen Waldes
sind Hornblendeschiefer in der Abtheilung südlich vom
Fig. 40. Profil durch den Böbmtachen Wald und dM Oberpfälzer Waldgebirge.
Nach C. W. t Qtimbel
S BoJUcbe Qnelatformation. H HercynUcbe Gneiuformatlon. G Glimmer*
•cbiaferfonnaüon. P (am A'O-Eode) Phyllitforiaatloo.
/ (in B) Lagergrantt. * (in II) Granit, Gratmlit nnd Hornbleodeacblefer.
2 (in ö) Stockgranit. 8 Qaaraftjla und Quaniuchiefer. 4 Carbonjchlchten.
Bei 8Vf Koihliexende».
Hammerbache, besonders an der Landesgrenze in Wechsel-
lagerung mit Gneiss, Granulit und Granit ziemlich häufig.
Vom Baderwinkel bis Hermannsreuth wechseln Hornblende-
schiefer mit kleinkörnigem Lagergranit. Sie erstrecken sich
an der Südseite des Katzenberges hin bis zum Galtenhofer
Jägerhause und sind an diesem Punkte, ebenso wie bei
Hermannsreuth von Granulit begleitet, wie oben erwähnt
wurde. Ein weiterer Hornblendeschieferzug zieht sich von
Promenhof gegen die Landesgrenze.
Blöcke eines harten massigen Hornblendegesteines
kommen ebenfalls an der Granulitgrenze vor. In der Ab-
theilung nördlich vom Hammerbache, im Dreihackner Gebiete
und im Glimraerschiefergebirge des Dillen, sind Amphibol-
gesteine äusserst selten. Ein isolirtes Vorkommen wurde S W
von Oberdorf (NW von Kuttenplan) verzeichnet.
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Lagerung. 229
Die angeführten vier Hauptgesteine bedingen die La-
gernngsvcrhältnisse des Böhmischen Waldes, welche daher
gleich hier besprochen werden sollen.
Im Cerchovgebirge und in dem Gebiete des Bärnsteiner
und Stockauer Gebirges ist das Hauptstreichen der Schichten
ein nordnordwestliches nach St. 10 bis 11, bei meistens
sehr steilem, oft saigerem nordöstlichem Einfallen. (Fig. 49.)
Diese Schichtenstellung bedingt namentlich im Grenzrücken
die schroffen, baierischerseits überhän-
genden Felsgrate, welche demselben ein
so wildromantisches Aussehen verlei-
hen. In der dritten Berggruppe des Böh-
mischen Waldes herrscht im südlichen
Theile ebenfalls im Allgemeinen ein
Streichen nach St. 10 — 11, wogegen es
im nördlichen Theile mit Stunde 9 mehr
nordwestlich wird. (Fig. 50.)
Während hier immerhin die allge-
meine Streichungsrichtung der Schich-
ten von Südosten nach Nordwesten bei
constantem nordöstlichem Verflachen
gewahrt bleibt , tritt in der vierten
Berggruppe des Böhmischen Waldes
mit einem Male eine Aenderung der
Streichungsrichtung ein. Das Streichen
wird mit Stunde 3 — 4 ein gerade ent-
gegengesetzes , nimmt weiterhin eine
beinahe rein nördliche Richtung nach
Stunde 1 — 2 an, wobei das Einfallen
an der Ostgrenze der Gruppe ein süd- driucVviai^'ond nniteSB 1 ^
östliches, an der Westseite jedoch ein -JE»? ÄÄS^JSL
J M StÜUlioien der Pfeile zeigen
nordwestliches ISt. (Flg. OO.) In dieser da« Streichen, die Pfeile selbst
Weise erscheint die ganze Berggruppe -••'^m*«^
als der eigentliche Gebirgsknoten zwi-
schen dem böhmisch-baierischen Grenzgebirge, dem Fichtel-
gebirge und dem Karlsbader Gebirge, an welch' letzteres sie
sich übrigens in jeder Beziehung am engsten anschliesst
Im Glimmerschiefergebiete des Dillenberges sind die
Lagerungsverhältnisse ebenfalls etwas complicirter als im
südlichen Theile des Gebirges. Nahe an der Gneissgrenze
bei Mähring in Baiern u. a. ist das Streichen der Schichten
ein nordöstliches nach St. 3 — 4 und das Fallen ein nord-
westliches. Weiter gegen die Mitte der Glimmerschiefer-
Fig. 50. Lagerungskarteben
dee nördlichen Thetles dee
Böhmischen Waldes.
Nach Ftrd. W. Hochttetttr.
II, III. IV, V die zweite.
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230 I- Archaeische Gruppe.
— Urgneiss- und l'rschiefersystem.
erstreckung, bei Maiersgrün, Grafengrün, bei Lohhäuser
u. a., herrscht dasselbe Streichen nach St. 3 — 4, allein das
Einfallen ist ein entgegengesetzes, nach Südosten gerichtetes.
Auf der Höhe des Dillenberges erscheinen die Schichten fast
schwebend, da das Einfallen bei verschiedener Richtung
kaum je 10 Grad übersteigt. Am westlichen Gehänge des
Dilen und an der Grenze gegen den Urthonschiefer jedoch
ist das Streichen wieder dasselbe wie an der südlichen
Gneissgrenze, d. h. nach Stunde 3—4 mit steilem Einfallen
unter HO Grad nach XIV. (Fig. 51.) Hienach wäre anzu-
nehmen, dass der Glimmerschiefer dem Gneisse regelmässig
aufgelagert ist, dann eine Mulde bildet, hierauf als Sattel
im Dillenberge aufsteigt, um im Norden wieder nordwestlich
zu verflachen. Hier sind ihm die Phyllite eben so regel-
mässig aufgelagert, wie er selbst im Süden dem Gneisse.
DilUnftrg OraOn/jriin Bildraumhrr^ A'finmrftsrnich Gr. SiW*VR/ür
Fig. 61. Durchschnitt durch da« Nordtode des Böhm. Waldes.
N»ch J- Jokily.
1. Gnciis. 2. Glimmerschiefer.
Dieser Lagerung entsprechen im Allgemeinen auch die oro-
graphischen Verhältnisse des Glimmerschieferterraines.
Von sonstigen Gesteinen, welche sich am Aufbaue des
Böhmischen Waldes in untergeordneter Weise betheiligen
und den besprochenen krystallinischen Schiefern mehr we-
niger gleichmässig eingeschaltet sind, wären zunächst kry-
stallinische Kalksteine zu erwähnen, welche in zwei Lagern
auftreten.
Das eine, mehrere Meter mächtige Lager befindet sich
bei Mauthdorf am linken Ufer des Schönwalder Baches. Es
ist körniger Kalk, welcher den dortigen Amphibolschiefern,
die in seiner Nähe durch Biotitaufnahme in Homblende-
gneiss übergehen, eingelagert ist. (Siehe S. 228.)
Das zweite Kalksteinlager gehört dem Glimmerschiefer-
gebirge an. Es ist demselben X\V von Grafengrün ganz
regelmässig eingeschaltet, — im X nach St. 2—3 mit süd-
östlichem Verflachen unter 30—50 Grad, im S nach St. 5
bis C> mit südlichem Einfallen von 80°, — und wird in meh-
reren Brüchen ausgebeutet. Der Kalkstein ist schmutzigwciss
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Quarzfels. 231
bis grau, mit lichteren und dunkleren feinkörnigen Streifen,
häufig gemengt mit Glimmer und Schwefelkies.
In der Nähe kommen auch graphithaltige Glim-
merschiefer vor.
Serpentin ist im Böhmischen Walde noch weniger
verbreitet. In der dritten Berggruppe ragt aus dem Horn-
blendeschiefer unmittelbar bei Neuhäusel, rechts von der
Strasse nach Reichenthal ein kleiner kahler steiniger Ser-
pentinhügel mit klippigen Felsen hervor. Auch im Holler-
berg-Purschauer Hornblendeschieferzuge scheint Serpentin
bei der Schönwalder Mühle aufzutreten, da dort Fundstücke
des Gesteines ziemlich häufig vorkommen.
Besonders interessant und wichtig ist der Quarzfels-
gang, welcher den Böhmischen Wald im Osten abschliesst
und welcher nach v. Hochstetter mit Recht der böh-
mische Pfahl genannt werden darf, da er das Gegenstück
des bekannten Pfahles (Valium) im Baierischen Walde bildet,
welcher am Fusse des südlichen Grenzgebirges baierischer-
seits von Klafferstrass am Dreisesselberge nordwestwärts bis
gegen Bodenwähr im Oberpfälzer Waldgebirge in einer Ge-
sammtlange von beiläufig 36 Stunden sich erstreckt.
Auch der böhmische Pfahl tritt auf unser Gebiet aus
Baiern herüber. Seinen südlichen Anfang nimmt er jedoch
auf böhmischem Boden am Zwergeck an der Seewand (vergl.
S. 161), überschreitet alsbald die Grenze, durchsetzt baieri-
scherseits das Glimmerschieferterrain des Künischen Gebir-
ges in den liegendsten Schichten, wendet sich in das Horn-
blendeschiefergebiet zum Hohen Bogen, und lässt sich an
der Grenze des Schiefers und Gneisses ziemlich genau bis
S von Gross Rappendorf verfolgen. In der Ebene von Furth
erleidet er mehrfach Unterbrechungen, tritt auf der Kuppe
des Dieberges wieder deutlich hervor und kehrt zwischen
Ober Vollmau und Piassendorf nach Böhmen zurück.
Hier erhebt sich der Pfahl an der Oberfläche auffallend
zuerst südlich von Klentsch nahe der Landesgrenze bei
Vollmau am Ostfusse des Cerchov als ein „am Stein" ge-
nannter Bergrücken. Hie und da ragen zackige Quarzklippen
empor und jenseits des Hochöfner Baches zwischen der
Glasschleife bei Hochofen und Meigelshof erhebt sich eine
mehr als 10 m hohe kahle und zerrissene Felsmauer, welche
schon von weitem in die Augen fällt. In Meigelshof selbst
macht sich der Quarzzug noch bemerkbar, dann tritt eine
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*)'i>2 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschief ereystem.
durch die örtlichen Verhältnisse bedingte Unterbrechung auf
anderthalb Stunden ein. Zu Grus verwittertes Grundgebirge*
tiefe Lehmschichten, die ausgedehnten Anschwemmungen
des Chodenschlosser und Klentscher Baches bilden nämlich
0 von Klentsch am Fusse des Gebirges breite sumpfige*
tümpelreiche Niederungen, aus welchen keine anstehenden
Gesteine hervortreten. Erst vor Neu Gramatin hebt der
Quarzzug wieder an und streicht in einer steilen Felsmauer
genau in der Fortsetzung der Meigelshofer Linie nach St. 11
ununterbrochen 6 km weit bis jenseits des Stockauer Baches-
W von Ronsperg. Bei Neu Gramatin sind die Quarzfelsen am
bedeutendsten. Vor dem Dorfe steht ein Kreuz und im Orte
selbst die westliche Häuserreihe auf denselben. Die weitere
Fortsetzung bis Schüttwa wird durch umherliegende Blöcke
und eine niedere Terasse am Bergabhange bezeichnet. Nörd-
lich von dieser Ortschaft erhebt sich der Quarz wieder kamm-
artig und streicht nun bis über den Stockauer Bach fort, aus
dessen Schwemmlande er in beiläufig 10 m hohen Felsklippen
aufragt. Weiterhin zwischen Hostau und Muttersdorf hin-
durch gegen Heiligenkreuz bezeichnen abermals nur einzelne
Quarzstücke die Fortsetzung des Ganges, welcher erst wieder
S von Heiligenkreuz am Westabhange des Schwarzen Berges
als kleine steinige Terasse deutlich hervortritt und unmittel-
bar bei dem Dorfe auch wieder in klippigen Felsen aufsteigt.
Am linken Ufer des Baches zieht er unter der Kirche durch
als auffallender, mit grossen Quarzblöcken bedeckter Rücken
nach St. 11 nordwärts und lallt in das Bett der Radbuza
unterhalb Weissensulz in steilen zerrissenen Felsen ab. Jen-
seits der Radbuza erhebt sich wieder ein kleiner Quarz-
felsen, in dessen Fortsetzung am westlichen Fusse der Cernä
hora-Höhe bis etwa 1 km vor Pabelsdorf sich eine Quarz-
mauer erstreckt, worauf der Gang bis über Pabelsdorf hin
nur nach verstreuten Stücken verfolgt werden kann, bis er
hinter dem Orte am Wege nach Tutz abermals in einem
Felshügel deutlich hervortritt. Derselbe wird durch den Weg
nach Rail gewissermassen in zwei Theile getrennt, von wel-
chen der Pabelsdorf zugekehrte eine kegelförmige Gestalt
hat und auf der Spitze ein Kreuz trägt. Die ganze Quarz-
masse des Hügels ist in etwa 1 m dicke Bänke abgesondert*
an welchen man die Streichungsrichtung nach St. 11 und
ein östliches Einfallen bestimmen kann.
Mit diesem Hügel, der über das Flachland auffallend
hervorragt und einen weiten Ausblick über dasselbe gewährt*
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Quarzfels. 233
endet die deutliche Spur des Quarzzuges und bleibt auf
eine 4 Stunden weite Strecke westlich von Hayd unter der
tiefen Dammerde verborgen. Da jedoch in Steinbrüchen
z. B. bei Konraditz SW und bei Inichen NW von Hayd
der Quarzfels unter der Oberflächenschichte blossgelegt und
hiedurch auf die in Feld und Wald verstreuten Blöcke auf-
merksam gemacht wurde, so konnte auch auf dieser weiten
Strecke, trotzdem sich der Gang von Pabelsdorf aus östlich
einbiegt, dessen Richtung bestimmt werden. Erst wieder in
der Nahe von Tachau zwischen Bernetzreith und Gross
Gropitzreith steht eine weithin sichtbare steile Felsmauer
da, deren Fuss ungeheuere Quarzblöcke bedecken. Gegen
den Zeiderbach fallen die Quarzfelsen steil ab, um sich am
jenseitigen Ufer bis über Tachau hinaus nicht wieder
auffallend zu erheben. Die Streichungsrichtung des Zuges
nach Stunde 9 auf Tachau zu ist hier nur nach einzelnen
Blöcken zu bestimmen, die am linken Miesufer unweit der
Angstmühle 1 km oberhalb Tachau immer reichlicher wer-
den. Am Wege nach Stiebenreith gegen den Lugelberg zu
steigt der Quarz wieder in seiner ganzen Mächtigkeit empor
und zieht über den Rücken des Berges hin. Jenseits des
Teufelsbaches kommen nur noch einzelne Quarzfelsstücke
vor bis etwa zum Wege, welcher von Frauenreith nach
Stiebenreith führt. Hier, SO von Hals, an der Grenze der
dritten und vierten Hochstetter'schen Berggruppe des Böh-
mischen Waldes, hört der mächtige Quarzzug plötzlich auf.
(Fig. 50., S. 229.)
In dieser ganzen Erstreckung von der baierischen
Grenze bei Furth bis gegen Hals, bildet der Quarz im All-
gemeinen die Grenze zwischen dem Böhmischen Walde und
dem östlich anliegenden mittelböhmischen Urschiefergebirge.
Jedoch bestehen an einigen Stellen Ausnahmen hievon. Genau
auf der Grenze erstreckt sich der Quarzgang von Vollmau
„am Stein" bis Meigelhof, ebenso von Heiligenkreuz an bis
an den Fuss des Pfraumberges W von Hayd. Allein bei
Schüttwa, da. wo der Quarzgang den Stockauer Bach erreicht,
biegt das Schiefergebirge in das Gneissgebiet des Böhmischen
Waldes ein, geht an Hoslau und Natschetin vorbei, zwischen
Trohatin und Berg durch über den Galgenberg bei Mutters-
dorf, zwischen diesem Orte und Wasserau hindurch, an
Haselberg vorbei, und schliesst sich erst bei Heiligenkreuz
wieder an den Quarz an. Auch weiter im Norden an der
Grenze der dritten Berggruppe des Böhmischen Waldes ist
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234 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera.
der Quarzgang keineswegs genau an die Gneissgrenze ge-
bunden. Erst bei Tachau vom Kollingberg und Gerichtsberg
bis gegen Stiebenreith fällt die Schiefer- und Gneissgrenze
wieder in den Quarzzug. Dieser bestimmt also keinen eigent-
lichen Horizont und ist auch kein Lager, sondern ein Gang
und eines „der grössten Denkmale linearer Dislocationen,
die überhaupt in unserem Welttheile bekannt sind. 14 *)
Der Quarz des Ganges ist von ziemlich verschiedener
Beschaffenheit. An der Felsmauer bei Meigelshof ist er zwar
manigfaltig weiss, grau, gelblich, röthlich, violett gefärbt,
gestattet jedoch in der Hauptsache zwei Abarten zu unter-
scheiden : eine hornsteinartige, gelbliche und undurchsichtige,
und eine mehr krystallinische, grauliche, glasglänzende und
halbdurchsichtige. Charakteristisch ist auf Klüften ausgeschie-
denes Brauneisenerz. Der Quarz ist hier häufig sehr stark
zerklüftet und in kleine Stücke zerbröckelt, die direct als
Strassenschotter benützt zu werden pflegen. Bei Heiligen-
kreuz tritt an den Quarzblöcken am linken Bachufer die
Durchaderung der gelblichen oder röthlichen, hornsteinarti-
gen Masse von einer reineren weissen sehr deutlich hervor,
weil die erstere meistens mit Flechten überzogen ist, von
welchen die letztere verschont bleibt. Es mag diese Erschein-
ung mit der leichteren Verwitterung der eisenschüssigen Va-
rietät zusammenhängen. Am Lugelberg, zumal auf dessen
höchstem Rücken, dem sog. Vogelherd, ist der Quarz fast
rein weiss. So zerstückelt und zerklüftet der Quarzfels allent-
halben ist, so sind doch Drusenräume mit Krystallen selten.
Besonders auffallend jedoch ist der Mangel an accessorischen
Beimengungen.
Abgesehen von dem mächtigen Quarzfelszuge an der
Grenze des Gebirges, ist der Böhmische Wald an Quarz-
einlagerungen nicht reich. An der Landesgrenze in der Gegend
von Reichenthal**) werden häufiger als sonstwo Quarzblöcke '
gefunden. Bei Reichenthal selbst soll ehemals ein hoher
Quarzfels emporgeragt haben, der jedoch zur Strassenbeschot-
terung gänzlich aufgebraucht worden ist.
In der vierten Berggruppe erscheinen Einlagerungen
von Quarzitschiefer namentlich im Dreihackner Reviere nörd-
*) E. Sue«s: Das Antlitz der Erde, I. pag. 270.
**) Südlich von Reichenthal am Mühlteiche hei Reichenau auf baye-
rischem Gebiete, aber unmittelbar an der Landekreuze, kommen im
ftneisse schöne, an beiden Enden ausgebildete Quarzkrystalle mit selte-
neren Formen vor.
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Granit. 235
lieh vom Hammerbache. Eine besonders quarzreiche Zone
erstreckt sich längs der Granitgrenze über den Hügelzug
Ton Hinterkotten und den Kuhberg gegen Klein Siehdichfür,
Klemensdorf und Schanz. Bei dem erstgenannten Orte auf
der dürren Wiese und am Kuhberge oberhalb Oberdorf lie-
gen grosse Quarzblöcke herum. Sie enthalten nicht selten
Drusen; die Quarzkrystalle pflegen mit Psilomelan überzogen
zu sein, und bisweilen stellt sich auch üranglimmer (Autu-
nit) in kleinen deutlichen Krystallen ein. Nördlicher, bei
Klein Siehdichfür, wird der Quarz in solcher Weise herr-
schend, dass hier wohl ein zweiter Quarzgang anzunehmen
ist. Es begleiten denselben graphitische Gneis se und
Graphitschiefer, und der Quarz selbst ist zum Theil
von Graphit ganz schwarz gefärbt. Ausser Graphit fand
v. Hochstetter in den Schotterbrüchen bei Herrnberg
Eisenglimmer (Haematit), Manganit und auf Drusen oft
schöne Amethystkrystalle.
Etwas westlicher sind Einlagerungen von Quarzitschie-
fern besonders zwischen Neumetternich, Tannenweg und
den Hackenhäusern verbreitet. Auch hier werden sie von
Graphitschiefern begleitet.
Von massigen Gesteinen ist im Böhmischen Walde
Granit am meisten verbreitet. In den beiden südlichsten
Bt-rggruppen ist er nur ganz untergeordnet vorhanden, an
der Oberfläche auffallend eigentlich nur am Pfraumberge,
dessen körnig streifigen Gneiss er in zahlreichen Gängen
durchsetzt. Es ist ein kleinkörniger bis mittelkörniger, Oligo-
klas und Biotit haltiger Granit, der an den Gehängen des
Berges in Blöcken eben so häufig angetroffen wird als der
Gneiss, und an dem Felsgrat, welcher über den Berg mit
fast senkrechter Schichtenstellung von Süden nach Norden
hinzieht, mit Gneiss auch in Wechsellagerung beobachtet
werden kann. Der alte viereckige Burgthurm auf dem Gipfel
des Berges ist aus Granitquadern gebaut.
Vereinzelte Einlagerungen von kleinkörnigen Graniten,
die sich nur durch herumliegende Blöcke zu erkennen ge-
ben, hat v. Hochstetter in der Cerchovgruppe bei Fich-
tenbach und am Schwarzbache S von Sophienhütte, in der
zweiten Berggruppe zwischen Schüttwa und Waldersgrfm
am Steinbruchberge, bei Muttersdorf am Schmalzberge, bei
Neubau W von Muttersdorf, S bei Weissensuiz und an der
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236 I- Archaeische Gruppe. — Urgiieiss- und Urschiefersystein.
Landesgrenze bei Eisendorf verzeichnet. Bei Berg kommt in
Blöcken ein Turmalin und Beryll haltiger Pegmatit vor.
Sehr häufig sind besonders kleinkörnige Lagergranite,
wie schon oben erwähnt, in der dritten Berggruppe des
Böhmischen Waldes. An der Landesgrenze bei Waldheim
treten im Talkglimmergneisse (vergl. S. 224) lichte Lager-
granite von feinstem Korn, mit beiden Glimmern, auf, die
vortreffliche Gebrauchssteine liefern. Von der Grenze her
über Reichenthal nordwärts, über das Waldgebiet um die
Köhlerhütte, Glashütte bis gegen Neufürstenhütte breitet sich
auf cca 7* Meile Fläche kleinkörniger Granit aus, dessen
Umrisse gegen den Gneiss in der dichtbewaldeten Gegend
leider nicht genau bestimmt werden können. Der Granit ist
meistens in ungeheuere kubische Blöcke zerklüftet und bildet
am Dachsbau bei Reichenthal und am steinernen Thor
grosse Felsmassen. Auch weiter nördlich erstreckt sich zwi-
schen Paulushütte und Goldbach gegen Inselthal Granit aus
Baiern nach Böhmen herein. Das Gestein ist theils gleich-
mässig grobkörnig (Plöckensteingranit), theils porphyrartig.
Die erstere Ausbildungsform bildet namentlich im Paulus-
brunner Revier schöne Felspartien, von welchen z. B. das
ruinenartige sog. „alte Schloss" mit seinen dicken, über ein-
ander liegenden Platten den Felsformen am Plöckensteine
und Dreisesselberge (S. 191) gleichkommt.
Im Hangenden dieser grösseren Granitpartien sind ge-
ringe Graniteinlagerungen im Gneisse und Hornblendeschiefer
(vergl. Seite 227) ungemein häufig, wie man vorzüglich am
Wege von Inselthal nach Schönwald und auf der Strecke
von Paulushütte ostwärts über den Anleitenwald, Pollerberg,
Thornberg bis Brand und Sorghof beobachten kann. Kleinere
Granitgebiete vermochte v. Hochstetter S bei St. Katha-
rina und Hochofen über Münchsfeld an Hesselsdorf vorbei
bis in die Gegend von Petlarn; dann nördlich von Schön-
wald gegen Gürnberg zu auszuscheiden. In der ersteren Er-
streckung ist der Granit kleinkörnig, Biotit und Muscovit
haltig, lichtfarbig, und wird allgemein zu Bauzwecken be-
nützt. Im zweiten Gebiete liegen an der Oberfläche des zu
leinsandigem Grus verwitterten Granites überall abgerundete
Blöcke umher. Einzelne Granitblöcke findet man übrigens
auch an zahlreichen anderen Punkten im Gneissgebiete z. B.
bei Petlarn, am Höllberg, Steinberg, Eselberg, Langenberg,
Ahornberg bei Wosant, Albersdorf usw. In einem Pegmatit-
gange, welcher beim Petlarner Brand unweit des Jäger-
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Glimmerdiorit. 237
hauses den Gneiss durchsetzt, kommen im Quarz eingewach-
sen schöne schwarze Turmalinkrystalle von ansehnlicher
Grösse vor.
Im östlichsten Gebiete der Gruppe treten theils klein-
körnige, theils porphyrartige Granite zwischen Heiligen,
Frauenreith, Sorghof und Mauthdorf auf. Ihre gewaltigen
Felsblöcke, welche die Bachläufe dämmen und an den Ge-
hängen der Berge herumliegen, machen die durch tiefe
Thaleinschnitte ausgezeichnete Gegend zu einer sehr roman-
tischen.
In der vierten Berggruppe des Böhmischen Waldes
sind nur auf der dürren Wiese bei Hinterkotten kleine Gra-
nitlinsen beobachtet worden. Eben so selten ist das Auf-
treten des Granites im Glimmerschieferterrain der Dillen-
gruppe, wo nur vereinzelte Blöcke z. B. bei Lohhäuser, im
Planlohwalde u. a. auf. kleine Granitvorkommen hindeuten.
Von sonstigen eruptiven Massengesteinen ist aus unse-
rem Gebiete nur ein Glimmerdiorit beschrieben worden,
der am Mühlberge bei Dreihacken angeblich als ansehnliche
stock förmige Masse im Gneisse aufsitzt. Das Gestein besteht
aus Oligoklas, lauchgrüner Hornblende und viel Biotit, und
fuhrt den vulgären Namen „Kohlmünze". An der Oberfläche
liegen viele abgerundete Blöcke mit oft schaliger Textur
herum, welche nach v. Hochstetter bloss die aus dem,
übrigens gleichmässig zusammengesetzten, Gesteine heraus-
gewitterten festeren Kernmittel sind.
Dem Böhmischen Walde fügen wir noch eine sechste
Berggruppe an, welche wir das Egerer Ztvischengebirge
nennen und für sich allein besprechen wollen. Es ist das
vom Wondrebflüsschen durchströmte Hügelland, welches
an der Landesgrenze zwischen dem Glimmerschiefer des
Dillen und dem Granite des Fichtelgebirges sich ausbreitet *)
Dieses Zwischengebirge besteht eigentlich nur aus Urthon-
schiefer, der in Südosten ganz regelmässig dem Glimmer-
schiefer der Dillengruppe auflagert, indem er sich aus ihm
allmälig entwickelt und auch im Nordwesten unter denselben
Verhältnissen von einem Glimmerschieferstreifen begrenzt
*) Fr. X. M. Zippe hatte als* orographische Scheide zwischen
dem Böhmischen Walde und dem Fichtelgebirge das Wondrebthal an-
genommen, da es einer Gebirgsspalte zu entsprechen scheint, die aus •
dem Egerlande über das Waldsassische bis zum mittelfränkischen Jura
verläuft. Die späteren Forscher haben diese Abgrenzung beibehalten.
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238 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera.
wird, so dass er in der That dem Glimmerschiefer als jün-
geres Gebirgsglied muldenförmig aufliegt. Dies ist der Grand r
weshalb wir das Egerer Zwischengebirge als Ganzes dem
Böhmischen Walde anschliessen, da \yir ja doch schon die
vierte und fünfte Berggruppe Hochstettens bei dem Ge-
birge belassen haben, obwohl sie eigentlich dem Erzgebirgs-
Systeme angehören.
Das kleine Gebirge wurde von Reuss,*) Hochstet-
ter**) und Jok£ly***) beschrieben und dessen Mittelge-
birgscharakter betont. Es ist seiner Überfläche ngestaltung
nach ein Hügelland, welches sich im Theile südlich vom
Wondrebflüssehen gegen Gosel zu allmälig vom Glimmer-
schiefergebirge des Dillen senkt, dann im St. Lorettoberge
bei Alt Kinsberg wieder aufsteigt, um weiter nördlich in das
Wondrebthal ziemlich jäh abzufallen. Bei Unter Lindau
dringt der Urthonschiefer inselartig durch die Decke der
Tertiärablagerungen des Egerer Beckens. Im Theile nördlich
von der Wondreb bis zum Granitstocke des Fichtelgebirges
erstreckt es sich als ziemlich gleichmässiges Mittelgebirge.
Es erhebt sich hier zunächst in einzelnen Inseln über die
Tertiärgebilde, wie z. B. am Nordwestende von Eger, am
Gansbühl, zwischen Pirk und Schiada im Kammerwald und
bei Rathsam an der Landesgrenze. Bei Gehaag, Nonnenhof
(bei Eger), Schiada und Reisig (NW von Eger) steigt es
in schmalen Zungen aus der tertiären Niederung auf, um
in der Umgebung von Eger alsbald berjgigen Charakter an-
zunehmen und sich mit einigen ziemlich hervorrangenden
Kuppen zu krönen, als dem Galgenberg, Spittelberg, dem
Kammerwald, Ober Kunreuther Berg, Grünberg. St. Anna-
berg und dem Bergzuge des Buch-, Soos- und Kulmwaldes.
(Vergl. das Profil Fig. 52 auf S. 240.)
In geofjnostischer Hinsicht besteht das ganze kleine
Gebirge ausser dem nördlichsten Rande, soweit er von der
Tertiärbedeckung entblösst ist, aus Phylliten, welche im
Liegenden mehr krystallinisch und glimmerschieferähnlich
sind, im Hangenden aber in dünnschieferigen seidenglänz-
enden, stellenweise dachschieferartigen Urthonschiefer über-
*) Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des
Ascher Gebietes in Böhmen. Abhandl. d. k. k. gool. R.-A. I. Bd. J. Ab-
iheilung. 1852.
•*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. VI.. 1855, na;:. 7G7.
••♦) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. VII., 1856, pag. 485, 51o ? 522.
Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Phyllit. 239
»
gehen. Die erstere Abart, welche mit dem Glimmerschiefer
beiderseits untrennbar verknüpft ist, herrscht im südlichen
Gebirgstheile bei Boden, Alt Albenreuth, Palitz gegen Gosel
und Kinsberg, im nördlichen Gebirgstheile in der Gegend
von Pirk, Zettendorf, Stein, Eger, Ober und Unter Kunreuth
bis Unter Pilmersreuth. Die letztere mikrokry stall inische Ab-
änderung des Urthonschiefers, von etwas erdiger Beschaffen-
heit und sehr vollkommener Spaltbarkeit, kommt in der
Gegend von Alt Kinsberg und in der vom Tertiär um-
schlossenen Partie bei Unter Lösau vor. In der Granitnähe
erleiden die Phyllite Umwandlungen in Fleck- und Knoten-
schiefer, welche jedoch nur in der Unter Sandauer Gegend
selten beobachtet werden können.
Ebenso wie im Süden vom Dillen her wird der Urthon-
schiefer auch im Norden am Granitstocke des Fichtelgebirges
zum Theil von Glimmerschiefer begrenzt. Der ganz
allmälige Uebergang eines Gesteines in das andere ist in
der Gegend von Schiada, Reisig und des basaltischen Kam-
merbühls, der später besprochen werden wird, zu beobach-
ten. Im Allgemeinen ist der Glimmerschiefer ebenflächig und
kleinschuppig, nur stellenweise wird er grossschuppig und
granatführend. Accessorisch enthält er hie und da auch
Feldspath, Chlorit und Turmalin. An der Granif grenze ist
bei Trogau, Seeberg, nahe bis zum Sorg - Meierhofe und
weiter ostwärts gegen Ober Lohma bei Franzensbad der
Glimmerschiefer in ein gneissartiges Gestein umgewandelt
(Fig. 52.)
Im Glimmerschiefer als auch im Phyllit, zumeist gegen
die Grenze beider Gesteinsarten zu, findet sich häufig Quarz
ein. Derselbe bildet entweder Gänge, welche den Urthon-
schiefer in verschiedener Richtung durchsetzen, wie stellen-
weise bei Unter Lindau, am Grünberge, bei Stein und Spittel-
hof; oder es entwickelt sich Quarzitschiefer, welcher
in regelmässigen Einschaltungen auftritt, z. B. NO von Ul-
richsgrün, NW von Ober Sandau, SO von Ober Lösau, SO
von Taubrath u. a.
Accessorisch enthält der gang- oder aderförmig aus-
gebildete Quarz hie und da Manganerz und, wie der Quarz-
schiefer, auch Feldspath, Turmalin, Pyrit und Magneteisen.
Die Lagerungsverhältnisse des Egerer Zwischengebirges
sind einfach. Die Phyllite lagern dem Glimmerschiefer gleich-
massig auf. Im südlichen Gebirgstheile ist das Streichen
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240 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
I
Dillenberg
Ulrichtgriin
Alt Albtnreuth
Gottl
AU Kin*b*rg
— Wondreb
Heiligenkreut
1'nt.Pilmersrtuth
St.
Egerftust
§ vorherrschend nach St. 4 — 5 ge-
richtet, nur im Osten bei Konrads-
grün wendet es sich in St. 7. Das
Einfallen ist vom Glimmerschiefer
ab, in vollkommener Uebereinstim-
mung mit diesem, bei steiler Neig-
ung gegen NNW bis Nord gerich-
tet, gestaltet sich bei Alt Kinsberg
zu einem ganz saigeren, wendet
sich allmalig nach SSO und wird
in der Gegend von Wies noch S
von der Wondreb entschieden süd-
lich.
Im nördlichen Gebirgstheile
herrscht ebenfalls zwischen Urthon-
und Glimmerschiefer vollkommene
Übereinstimmung der Lagerung.
Der Phyllit ebenso wie der
Glimmerschiefer sind von dem Gra-
nite des Fichtelgebirges gehoben
worden und schmiegen sich dem-
selben daher im Ganzen genau an,
d. h. ihr Streichen verläuft parallel
zur Granitgrenze. Jedoch auch Falle
von wirklich abweichendem, ge-
gen den Granit gerichtetem Ver-
flachen kommen vor, z. B. bei Mark-
hausen 0 von Tobiesenreuth. Jo-
k£ly glaubt, dass diese Erschein-
ung durch spatere Verwerfungen
verursacht worden ist Sonst ist
aber das Streichen ziemlich gleich-
mässig nach St. 5 gerichtet und
das Fallen ist ein steiles südliches.
Es bildet somit das Egerer Zwi-
schengebirge eine Mulde zwischen
dem Glimmerschiefer des Dillen im
Süden und dem Granite des Fich-
telgebirges im Norden. (Fig. 52.)
An Erzen ist der ganze Böh-
i mische Wald, das Egerer Zwischen-
gebirge mit inbegriffen, äusserst arm.
._ Kammtrdorf
8
Setberg
!
Haslan
Vorder
Himmelreich
Sautngrub
A»ch
Sttinpm
- Fricdersrevth
■
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Erze. 24 1
Die bedeutenden Quarzmassen des böhmischen Pfahles
und des angrenzenden Gebietes scheinen leider nicht gold-
haltig zu sein, so dass die einst vorgenommenen Wasch-
versuche wohl keinen Ertrag lieferten. Man trifft Spuren von
fraglichen Goldwäschen auch ausserhalb des Pfahlgebietes
z. B. bei Lohhäuser. Nach Fluel *) hätten Goldseifen auch
um Alt Albenreuth bestanden.
Im Egerer Zwischengebirge jedoch ist auf einzelnen
Quarzgängen Gold mit eingebrochen, da nach Flurl'ö Mit-
theilungen im 16. Jahrhundert in der Alt Albenreuther Ge-
gend ein ziemlich umfangreicher und ergiebiger G o 1 d b e r g-
bau betrieben wurde. Im Jahre 1574 wurden bloss während
* der drei letzten Quartale an Gold, welches 22 Karat fein
hielt, 9 Mark 10 Loth und 1 Quentchen geliefert. Zwanzig
Jahre später muss die Ausbeute nur mehr eine ganz geringe
gewesen sein, so dass wohl nicht erst der 30jährige Krieg
den hiesigen Goldbergbau zum Stillstande brachte. Später
wurde der Bau wiederholt von Neuem in Angriff genommen,
ohne je einen nennenswerthen Ertrag zu liefern.
Auf Kupfer-, Blei- und Silbererze wurde nament-
lich in der Grenzzone gegen den Glimmerschiefer im Gebiete
um Dreihacken gebaut, welches durch das häufige Vorkom-
men von Kupferkies, Kupferschwärze, Schwefelkies, Arsen-
kies. Zinkblende und Bleiglanz ausgezeichnet ist. Vor langen
Zeiten musste hier der Bergbau ein sehr reger gewesen sein,
wie aus den ungeheueren Berg- und Schlackenhalden zu
ersehen ist, welche sich in der Gegend befinden. Dreihacken
erhielt von Rudolf II. am 1. September 1606 ein Bergprivi-
legium, welches später von Josef II. bestätigt wurde, zu
einer Zeit, als der Bergbau in der Umgebung allerdings
schon an 40 Jahre ruhte,**) da die Werke ertrunken und
die Künste zerstört worden waren. Im J. 1836 ist jedoch
der Bau von einer Gewerkschaft wieder aufgenommen wor-
den und bis in die 50er Jahre gefristet und durch mehrere
Versuchsbaue erweitert worden. Auch zu Beginn der 70er
Jahre hat sich eine neugebildete Gewerkschaft, wenn anders
die Angabe J. F. Schmidt s***) richtig ist, mit Wiedergewäl-
tigungs- und Abbauvorrichtungsarbeiten beschäftigt.
~) Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz.
1792. pap. 390.
**' Sternberp, Umrisse etc. I. Bd., 1. Abth.. pag. 263.
*»* Gesch. <i. Berg- u. Hüttenwesens in Böhm. 1873, pag.22ö.
Kattrr, Geologie tod Böhmen. 16
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242 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Kupfererze wurden ehemals hauptsächlich bei Drei-
hacken und Schmelzthal (St. Stephanizeche) gewonnen. Zu
Anfang dieses Jahrhundertes wurde W von der Glashätte
von Grafengrün ein Versuchsbau auf Kupfererze eingeleitet,
der jedoch bald wegen geringer Ergiebigkeit aufgelassen
wurde. Die Erze, hauptsächlich Kupferkies, seltener Kupfer-
pecherz und Malachit kamen nach Jokäly in Nestern, Drusen,
oder nur körnigen Partien auf einem an 2 m mächtigem
Quarzgange vor, welcher auch zu Tage ausbiss und bei
einem südöstlichen Einfallen ein Streichen in Stunde 3 — 4
erkennen liess.
Bleiglanz kommt nebst untergeordneten Kupfererzen .
auf Gängen im Gneisse besonders bei Neumetternich vor,
wo auf ihn noch vor nicht zu langer Zeit auf der Stock-
zeche gebaut wurde. Der Bleiglanz bricht hier in beiläufig
1 m mächtigen, angeblich in St. 5—6 streichenden und
nordwärts einfallenden Quarzgängen ein. Das Nebengestein
ist quarzreicher Gneiss, der in St. 11—12 streicht und in
Osten verflächt.
Unter ähnlichen Verhältnissen erscheint Bleiglanz auch
SO von dem alten Pochwerke N von Klein Siehdichfur, wo
er allem Anscheine nach mehr silberhaltig ist, ferner west-
lich bei den nördlichen Häusern von Neumetternich und an
der Bärenzeche, am Ruhberg W von Neumetternich. Die
hier vorgenommenen Kuttungen ergaben nebst Bleiglanz
auch Zinkblende, führten jedoch zu keinem befriedigenden
Resultate.
Im Bereiche des Glimmerschiefers, jedoch nach J. Jo-
k£ly höchst wahrscheinlich demselben Gangsysteme ange-
hörend, wie die eben angeführten, wurde Bleiglanz ehemals
bei Maiersgrün abgebaut. Leider blieb der erhoffte Segen
aus, so dass der Bau schon im J. 1815 völlig aufgelassen
werden musste. Auch südlich bei Grafengrün wurde vor
Zeiten ein Bleibergbau betrieben, der im Anfange dieses
Jahrhundertes am rechten Thalgehänge neuerdings in An-
griff genommen und mit Unterbrechungen bis in die 50er
Jahre gefristet wurde.
Spuren eines ehemaligen Bleibergbaues finden sich auch
am Bildraumberge.
Die Kobalterze, welche im Gebiete des Böhmischen
Waldes vorkommen, scheinen nach J. Joküly einem ande-
ren Gangsysteme anzugehören als die Quarzgänge mit Blei
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Der Böhmerwald. — 2. Der Böhmische Wald. — Erze. 243
und Kupfererzen. Die betreffenden Gänge setzen sowohl im
Glimmerschiefer als auch im Urthonschiefer auf, besonders
in der Umgebung von Promenhof und dürften wahrschein-
lich von noch anderen Erzen begleitet worden sein. Doch
ist hierüber, eben so wie über die Lagerung und sonstige
Verhältnisse nichts Näheres bekannt geworden.
Die Kobalterze — bei Maiersgrün (S W) und bei Taub-
rath wurde Kobaltmanganerz gewonnen — sind im Blau-
farbenwerke, welches einst in Promenhof bestanden hat,
verarbeitet worden. Dieses Werk ist jedoch schon 1780 aus
Mangel an Kobalt aufgegeben worden.*)
Auf Eisenerze wurde vor Zeiten im Böhmischen
Walde an mehreren Orten gebaut, namentlich in der Gegend
von Schanz S von Marienbad. In den 40er Jahren dieses
Jahrhundertes wurde im Gneissterrain südöstlich von Hacken-
häuser Brauneisenstein (Limonit) stollenmässig gewonnen.
Das Erz war hier in mit Quarz gemengten, von wenigen
Decimetern bis etwa 2 m an Mächtigkeit wechselnden Lagen
dem Gneisse gleichmässig eingeschaltet. Aehnlich verhielt
sich das Erz, welches zwischen Hackenhäuser und Altwasser
am rechten Thalgehänge durch Schachtabteufen gewonnen
wurde. Später wurde hier ein ziemlich ausgedehnter Bau auf
Brauneisenstein bei der Wonschamühle zeitweise betrieben.
Das häufig von Quarz durchdrungene Erz bildet dort bis
1 m mächtige Putzen im Quarzitschiefer oder quarzreichen
Gneisse, welcher am Tage bis in eine Tiefe von mehr als
2 m in eine lehmige Grusmasse verwittert ist, welche eben-
falls Nester und Lagen von Brauneisenstein enthält, jedoch
von mehr erdiger, ockeriger Beschaffenheit.
Bedeutender scheinen die Brauneisenerzlager im Be-
reiche des Urthonschiefers im Egerer Zwischengebirge zu
sein. Sie kommen hier in Nestern und Lagen vor, welche
dem Phyllite gleichmässig eingelagert sind und deren Mäch-
tigkeit zwischen wenigen dem und 3 m wechselt. Das Ne-
bengestein pflegt in ihrer Nähe zersetzt und so eisenschüssig
zu sein, dass es zum Theil auch schwartenweise gewonnen
und an die Hütten abgeliefert wurde. Am meisten verbreitet
ist der Eisenstein bei Wies, wo schon vor langer Zeit an
mehreren Orten auf Eisen gebaut wurde und wo noch un-
längst etwa 1 km NW vom Dorfe das Erz mittels eines
Hauptschachtes und auf mehreren in Norden und Osten
e
*) Sommer s Böhmen, VI. Bd., pag. 229.
W
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I
244 1- Archaeische Gruppe. — Urpneiss- und Urschiefersystem.
getriebenen Strecken gewonnen wurde. Die wöchentliche
Erzeugung an Eisenstein soll vor 30 Jahren beiläufig 50
Gentner betragen haben.
Bei Unter Pilmersreuth ist das Vorkommen des Braun-
eisenerzes jenem von Wies ganz ähnlich, nur dass hier die
Erze minder tief gelagert und weniger mächtig sind. Hier
wurde der Brauneisenstein zeitweise in Tagbauten gewonnen.
Auch sonst ist der Urthonschiefer häufig eisenschüssig,
zumal an der Grenze gegen das Tertiäre, wo sich in grosse-
r f 1
I 8 I ! I §
Fig. 6$. Gliederung der kryetalllnischen Schieferreihe Im nördl. böhtnlach-
baieriaobeu GrenigebiiRo.
B Boj lache Gneiaaformation. H HercynUche Gneiaaformation. O Glimmer-
acbieferformailon. P (am 5rO-Eode) Phyllitförmatlon.
1 (In B) Lagergranit. S (In II) Granit. GranuUt and Hornblendeachlefer.
* (In Q) Stuckgranit. * QuarafttU und QuaralUchJefer. 4 Carbonaehlchten.
Bei SW Rothllegendea.
rer Tiefe wohl auch mächtigere Lager vermuthen lassen.
Jedoch steht heutigen Tages hier kein nennenswerther Eisen-
erzbau im Betrieb.
Um die Mitte dieses Jahrhundertes wurde W von Säuer-
lingshammer, NW von Ulrichsgrün, ein dort früher bestan-
dener Bau auf Brauneisenerz wieder aufgenommen, jedoch
ohne Erfolg.
Nachdem wir den geognostischen Aufbau des ganzen
Böhmerwaldes kennen gelernt haben, möge die Gliederung
der mächtigen Schichtenreihe der krystall mischen Schiefer,
welche das Gebirge zusammensetzen, angedeutet werden.
Das Urgneisssystem ist nur durch die hereynische
Gneissformation Gümbel'S (vergl. Seite 46) vertreten,
welcher die Gneisse, Granulite, Ilornblendeschiefer, Serpen-
tine, Kalke etc. der Sumava, als auch des Böhmischen Wal-
des angehören. Diese Formation ist am meisten verbreitet.
Hingegen ist das räumlich beschränktere Urschiefer-
system CS. 47 IT.) im. Böhmerwalde in seinen beiden Forma-
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Das Ficht eltrebirge.
honen (S. 51) entwickelt. Der Glimmerschieferforma-
tion gehören zunächst die Glimmerschiefer beider Gebirge
an. Im Böhmischen Walde folgt nach oben auch noch die
Phyllitformation des Egerer Zwischengebirges. Die Glie-
derung der Schichtenreihe des Böhmischen Waldes ist übri-
gens aus dem Profil Fig. 53. zu ersehen.
Das Fichtelgebirge.
Dieser gewaltige Gebirgsknoten zwischen den Systemen
des Böhmischen Waldes, des Erzgebirges und des Franken-
waldes, der sich jedoch am engsten an das Erzgebirge an-
schliesst, umfasst nur in der Ascher Grenzausbuchtung ein
kleines Gebiet in Böhmen. Seiner Haupterstreckung nach
gehört das Gebirge dem Königreiche Baiern an. Es besteht
in seiner am höchsten anstrebenden Masse aus Granit, auf
welchen nördlich mit gleichem Streichen die Münchberger
Gneissmasse folgt. Diese beiden Grundmassen des Gebirges
sind von einander getrennt und umgeben von vielfach ge-
störten sedimentären Ablagerungen, namentlich der altpalaeo-
zoischen Schichtenreihe. Von diesen letzteren ist in dem
kleinen böhmischen Gebirgsantheile nichts vorhanden.
Dieser verbreitet sich aus dem Ascher Landeszipfel
südlich bis Seeberg an den Glimmerschiefer des Egerer
Zwischengebirges und im Osten bis zu der breiten Thal-
mulde, welche sich von Schönbach gegen Elster in's Voigt-
land hinauszieht. Nach Gumprechts*) und einiger Anderer
Specialmittheilungen, und nach Zippe'S**) allgemeiner Ueber-
sicht lieferte A. E. Reüss***) 1852 eine eingehende Be-
schreibung des Gebirges, die wenige Jahre später von J. Jo-
Kely noch in einigen Punkten vervollständigt werden konntet)
Der Löwenantheil an der Erforschung der Hauptge-
birgsmasse in Baiern, an welcher sich seit den Jugendjahren
unserer Wissenschaft mehrere Geologen betheiligt hatten,
gehört dem unermüdlichen G. W. v. GCtmbel an, welcher
erst 1879 tt) den verwickelten Bau des Gebirges in gewohn-
*) Beiträge zur geognostischen Kenntnis« einiger Theile Sachsens
und Böhmen*. Berlin 1886.
**) Sommers Böhmen, Bd. XV.
***) Geogn. Beschr. d. Egerer Bez. etc., 1. c.
f) Jahrbuch der k. k. geol. R-A. t VII. 1866, pag. 606 ff.
tt) Geognostische Beschreibung des Fichte] pebirgHS. Dritte Ab-
teilung der Geognost Beschreib, des Königreiches Baiern. Mit Karte u.
Tafeln. Gotha, Perthes, 1879.
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246 Archaeische Gruppe.
Urgneiss- und Urschiefersystem.
ter klarer und gründlicher Weise in einem grossen zusam-
menfassenden Werke dargelegt hat.
Die Oberflächengestaltung des böhmischen Fichtelgebir-
ges ist eine ziemlich bergige, von dem Hügelterrain des
Egerer Zwischengebirges und namentlich von der ruhigen
Oberfläche des Tertiärlandes sehr auffallend verschiedene.
Es hängt dies mit dem geognostischen Aufbaue insofern
zusammen, als der Granitstock des Gebirges zwischen Mark-
hausen und Fleissen aus dem Tertiären des Egerlandes un-
mittelbar, zum Theil wallartig steil aufsteigt. Jedoch ist
dieser Granitstock, wiewohl relativ über die Umgebung er-
haben, im Ganzen hochflächig, nur von einzelnen Kuppen
überragt. Die wichtigsten sind auf böhmischem Gebiete der
Plattenberg bei Liebenstein (637 m), der Riedersberg bei
Hirschfeld, ferner der Störelberg, Zitterdäl und Vogelherd-
berg, welche mit scharfen Umrissen aus dem niederen Egerer
Hügellande steil sich erhebend, der Gegend von Wildstein
und Schnecken einen romantischen Charakter verleihen. Auf
baierischer Seite gehören dem Granite die höchsten Gipfel
des ganzen Gebirges (Schneeberg, Ochsenkopf), so wie der
malerische Hohenberg knapp an der böhmischen Grenze
und die Felsgruppen der Kösseine und Luisenburg an.
An das Granithochland schliessen sich einige nordwärts
auslaufende Glimmerschieferrücken an, welchen sich im Nor-
den und Nordwesten die Berge von Asch, Niederreuth und
Neuberg zugesellen. Hier sind der Hainberg 752 m, Kegel-
berg 689 m und Lerchenberg 733 m um Asch, der Wachtberg
bei Oberreuth 714 m, der Leithen 465 m, der Hungersberg
690 m und Finkenberg um Grün und Neuberg die höchsten
Punkte, welche zum Theil selbst das benachbarte Granit-
gebiet überragen.
Im äussersten nordwestlichen Gebiete von Asch senkt
sich das Gebirge, hier aus Phylliten bestehend, ziemlich be-
deutend und bildet nurmehr einige von SW nach NO ver-
laufende Hügelzüge, die um Rossbach, Mähring und Schil-
dern am höchsten ansteigen. In gleicher Weise fallt der
Glimmer- und Urthonschiefer vom Granitstocke des Hinter
Schnecken- Waldes terassenförmig über Fleissen in das
Schönbachthal ab, bleibt jedoch immerhin ein hochwelliges
Bergland, welches von zahlreichen Bächen durchflössen, zu
den anmuthigeren Landschaften Böhmens gehört.
Der geognostische Aufbau des böhmischen Fichtel-
gebirges ist ein einfacher. An den Granitstock, welcher un-
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Das Fichtelgeb) rpe. — Glimmerschiefer. 247
mittelbar aus dem Tertiär des Egerer Ländchens aufsteigt,
legt sich im Norden und Osten Glimmerschiefer an und
diesem folgt nach Aussen hin Urthonschiefer.
Glimmerschiefer verbreitet sich im äussersten Zipfel
Böhmens nördlich von Neuenbrand, Himmelreich und Hohen-
dorf (in Sachsen) über Asch bis Schildern, Neuberg und
Grün, nimmt in Sachsen die Umgebung von Ober und Unter
Brambach ein, und kehrt als ein ganz schmaler Streifen
über Fleissen bis Ermesgrün und Watzkenreuth wieder nach
Böhmen zurück. Am Hain- und Lerchenberge bei Asch, dann
bei Niederreuth, Fleissen, Ermesgrün, Steingrub ist das Ge-
stein grossschuppig und granatreich, sonst ist es im Allge-
meinen feinschuppig, allmälig in Phyllite übergehend. An
vielen Orten wird das Gestein sehr quarzreich und geht
namentlich an der Grenze gegen den Urthonschiefer z. B.
bei Steinpöhl, Eilfhausen, Thonbrunn und Fuchshäuser N
von Fleissen in Quarzitschiefer über. Accessorisch enthält
der Gliinmerschiefer manchmal Ghlorit, Turmalin und Feld-
spath.
In der Granitnähe, namentlich von Fleissen westwärts,
über den Donich- und Elsterwald im Ascher Gebiete und
weiter über Hinter Himmelreich und Nassengrub zur baie-
rischen Grenze ist der Glimmerschiefer durch den Einfluss
de? Granites umgewandelt und zwar in einer Weise, die das
Eindringen von granitischem Magma in den Schiefer wahr-
scheinlich erscheinen lässt. Das Gestein wird ziemlich grob-
körnig und feldspathreich und enthält lichten und dunklen
Glimmer in Flasern oder länglichen Flecken und Streifen
ausgeschieden. Es steht dem Granite petrographisch ziemlich
nahe, jedoch behält es seine geschichtete Structur im All-
gemeinen bei. Stellenweise führt es auch Schörl, dessen
säulenförmige Krystalle parallel zur Structurfläche eingelagert
sind. Zunächst dem Granite wird das Gestein sehr glimmer-
reich und durch ausgeschiedene Quarz- und Feldspathlinsen
dem Augengneisse ähnlich.
Eine von der zusammenhängenden Glimmerschiefer-
masse losgetrennte Partie befindet sich inmitten des Gra-
nites NW von Liebenstein am nordöstlichen Gehänge des
Schellenberges.
Weiterhin an der Gebirgsabdachung folgen dem Glim-
merschiefer Phyllite. Sie nehmen den äussersten Zipfel
der Ascher Ausbuchtung in der Gegend von Schildern, Mäh-
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•>48 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystein.
ring, Friedersreuth, Ziegenrück, Gottmannsgrün, Rossbach bis
Krugsreuth und Grün ein. Die Grenze gegen den Glimmer-
schiefer verläuft beiläufig von der baierischen Grenze bei
Neuhausen in NON über Angerl bei Steinpöhl vorbei, längs
des Südabhanges des Hungersberges (690 m) gegen Krugs-
reuth und von da ostwärts durch Sachsen in die Gegend von
Fleissen, wo auf eine Strecke der Hannabach die Grenze bil-
det, die sich dann über Watzkenreuth zum Tertiären wendet.
Mit dem Glimmerschiefer ist der Phyllit durch ganz allmälige
Uebergänge verbunden, daher die beiderseitige Grenzbestimm-
ung nur eine annähernde sein kann. Glimmerschieferähnliche
Abarten sind besonders um Schildern, Eilfhausen, Thon-
brunn, Krugsreuth, Dürngrün und Unter Schönbach ent-
wickelt. Sonst ist der dünnschieferige, seidenglänzende,
stellenweise dachschieferartige Urthonschiefer allgemein ver-
breitet. Gegen den Granit zu wird er oft fleckig und körnig.
Im Gebiete der beiderlei krystallinischen Schiefer kom-
men untergeordnet einige bemerkenswerthe Gesteine vor.
Kalkstein bildet im Glimmerschiefer SW von Ober-
reuth ein Lager, welches dem umgebenden Gesteine genau
entsprechend in St. 5—6 streicht und gegen N unter 30
bis 35° einfallt.
Häufiger sind Quarzfels und Qaarxitschiefer. Diese
letzteren trifft man im Glimmerschiefer nahe der Grenze des
ürhonschiefers bei Steinpöhl, am Finkenberge in der Gegend
von Eilfhausen, bei Thonbrunn und Fuchshäuser N von
Fleissen. (Siehe S. 247.)
Quarz kommt untergeordnet in Nestern und Gängen
im ganzen Gebirge häufig vor und bildet auch einen mäch-
tigen Gang, der die Fortsetzung des Quarzzuges im Kaiser-
walde bei Sandau und wohl auch des böhmischen Pfahles
zu bilden scheint. Er erscheint nach Reuss gleich an der
Tertiärgrenze bei Seeberg, streicht bei dieser Ortschaft nörd-
lich vorbei im Granite über den Gaisberg bis zum Kalvarien-
berge bei Haslau, erleidet hier eine Unterbrechung bis zu
den Ziegelhütten, von welchen an er sich zu einem etwa
V/ 2 hn langen und über 250 m hohen Rücken erhebt, dessen
scharfe klippige Contouren sehr deutlich von den runden
Granitkuppen der Umgebung abstechen. Weiter verräth er
sich in Blöcken und Bruchstücken gegen Vorder Himmel-
reich bis Nassengrub. Hier verlässt er das Granitgebirge und
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Das Fichlelgebirge. —
Phyllit und Egeranschiefer.
249
setzt im GKmmerschiefer bei den Forst-Häusern fort bis zum
Südende von Asch. Nördlich von der Stadt ist von dem
Quarzgänge über Tag nichts zu sehen, aber bei Schönbach
und Soldatenhäuser, ferner 80 von Schwarzenloh und bei
Steingeröll sind zahlreiche Quarzblöcke verstreut, und beim
Abdecker SO vom Sorg-Meierhofe bildet in dicke Platten
abgesonderter Quarzfels auch eine Felsklippe. Falls diese
Quarzvorkommen wirklich die Fortsetzung des Ganges S
von Asch bilden, so würde sich der Gang hier, wie Jok£ly
sagt, in drei Trumme zerschlagen, von denen der eine ge-
gen Sorg, der andere über Steinpöhl und Steingeröll und
der dritte W bei Schönbach vorüber gegen die Soldaten-
häuser verlaufen würde. Hier scheinen sie sich aber aus-
zukeilen und nicht weiter in den Urthonschiefer fortzusetzen.
Uebrigens treten gleichsam in Begleitung des Hauptganges
namentlich im Glimmerschiefer Nebengänge auf, z. B. bei
Rommersreuth, NO von Hinter Himmelreich und vielleicht
auch am Goethestein, einem isolirten Quarzfels NWN von
Haslau an der Strasse nach Hof, bei welchem Goethe wäh-
rend seines Franzensbader Aufenthaltes gern weilte. Im
Granit bei Schnecken 2V von Wildstein scheint auch ein
Guarzgang aufzusetzen.
Ebenfalls im Granit erscheint nördlich bei Haslau am
rechten Thalgehänge bis zum sog. Burgstall anscheinend als
Lager ein eigenartiges Schiefergestein, welches A. E. Reuss
beschrieben und E?eranschiefer benannt hat. Es ist licht-
farbig, gelblich, grünlich oder bräunlich, zumeist dünnschie-
ferig und besteht in der Hauptsache aus einem feinkörnigen
Gemenge von Kalkspath, einem diopsidartigen Mineral, Tre-
molith und Glimmer, die je nach ihrer Menge das Aussehen
des Gesteines beeinflussen. In Zwischenlagen oder Nestern
erscheint nun Egeran,*) Granat, Quarz, Periklin, Opal und
Pvrit*. Diese Schiefer streichen zwischen Stunde 1 bis 11,
bei einem steilen westlichen Einfallen von 65 bis 90 Grad.
Im Liegenden ist grobkörnig flaseriger Granitgneiss entwickelt
ganz ähnlich, wie er sonst an der Granitgrenze als Gontact-
ge bilde vorzukommen pflegt. Am linken Thalgehänge- ist der
Schiefer nurmehr in Fragmenten vorhanden, sonst herrscht
hier allgemein porphyrartiger Granit, welcher sich nordwärts
•) Egeran (Vesuvian) ist ein hasisches AlluminiuDa-Calcium-Silikat
von meist gelber, grüner, brauner, auch blauer und schwarzer Farbe.
Kryrt. tetragonal. H *= 6 5. G = 84.
250 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
bis ungefähr zur Hälfte der Erstreckung dieser Schiefer an
beiden Thalgehangen hinzieht, weiter nördlich aber in mittel-
körnigen Granit übergeht. Hienach hat es den Anschein, als
wenn der Egeranschiefer an der Grenze des porphyrartigen
und mittelkörnigen Granites als eine über öOO m lange
Lagermasse, und zwar wahrscheinlich als Liegendes eines
ehemaligen Kalksteinlagers, eingeschaltet gewesen, bei der
Thalbildung jedoch zerstört und bis auf die vorhandenen
Reste fortgeführt worden wäre.
Der Granitkern des böhmischen Fichtelgebirges, wel-
cher das Gebiet zwischen Fleissen und Fischern im Süden
über Liebenstein und Haslau bis Vorder Himmelreich und
Neuenbrand im Norden umfasst, besteht in der Hauptsache
aus zwei Granitabänderungen, die ziemlich genau von ein-
ander geschieden sind. Den südlichen Gebirgstheil, d. h. die
Umgebungen von Tobiesenreuth, Eichelberg, Liebenstein,
Seichenreuth, Halbgebäu und Lindau nimmt porphyr-
artiger Granit ein, während im nördlichen Gebirgstheile
in der Gegend östlich von Haslau um Rossenreuth, Otten-
grün, Voitersreuth, Wildstein und Schnecken, ferner um
Rommersreuth, Steingrün und südlich von Vorder Himmel-
reich und Neuenbrand mittelkörniger Normalgranit
herrscht. Beide Abänderungen bestehen vorwaltend aus
Orthoklas, dann aus Quarz und beiden Glimmern, von wel-
chen Muscovit im südlichsten Bezirke an der Grenze der
Tertiärablagerungen nach Jok£ly ganz besonders häutig
ist, ja stellenweise allein herrschend wird. Plagioklas ist
allenfalls untergeordnet vorhanden, Turmalin und Granat
accessorisch. An beiden Abänderungen ist eine dickplattige
Absonderung gewöhnlich, minder häufig eine Absonderung
in Blöcke. Ein solcher typischer Block ist der sogenannte
Schüsselstein (nach schüsseiförmigen Aushöhlungen an der
oberen Seite) an der Grenze bei Neuenbrand. Beide Abän-
derungen des Granites sind durch allmälige Uebergänge mit
einander verbunden und nach Jok£ly von gleichem Alter.
Dieses zusammenhängende Granitgebirge wird ebenso
wie die krystallinischen Schiefer des Fichtelgebirges von
Granitgängen durchsetzt, deren Gestein zumeist fein-
körnig oder pegntatitartig ist, ziemlich viel Plagioklas und
keinen Biotit enthält. Manchmal wird der Glimmer über-
haupt durch Turmalin ersetzt, zu welchem sich bisweilen
auch Granat gesellt. Zwischen Liebenstein und Tobiesen-
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Das Kichtelpebirge. — Granit. — Lagerung. 251
reuth sind im porphyrartigen Granite zahlreiche Gange eines
feinkörnigen Granites als auch eines Pegmatites entwickelt.
Sie scheinen kein gleiches Streichen zu haben. Auch in der
Gegend von Liebenstein, Seichenreuth, Halbgebäu und am
Rodersberg kommt feinkörniger Ganggranit im porphyrar-
tigen Granite häufig vor, jedoch noch zahlreicher sind die
Granitgange im Normalgranite, namentlich um Hagengrün,
Voitersreuth, Ottengrun, Haslau, Rommersreuth, im Gärber-
hauwalde und im Neuenbrander Reviere, wo sich die Gänge
zumeist nur durch zerstreute Bruchstücke verrathen. Auch
hier scheinen die feinkörnigen und die Pegmatit-Gänge ein
verschiedenes Streichen zu haben.
Im Glimmerschiefergebiete sind Granitgänge minder
zahlreich, am häufigsten noch in der Granitnähe. Manchmal
wird der Feldspath nahezu allein herrschend. Er verwittert
verbältnissmässig rasch zu Kaolin. Nach Jok£ly wäre der
zwischen Fischern und Liebenstein ehemals bestandene Bau
auf Porzellanerde auf einem solchen zersetzten Pegmatit-
gange betrieben worden.
Wegen ihrer abweichenden Beschaffenheit ist eine
grosskörnige Granitabart erwähnenswerth, welche neben
körnigem Turmaiin zahlreiche Granaten eingestreut enthält.
Sie kommt bei Steingrün, zwischen Markhausen und Tobiesen-
reuth und anderwärts vor und bildet hier wahrscheinlich im
Normalgranite auch Gänge.
Die Lagerungsverhaltnisse im böhmischen Fichtelge-
birge hängen in solcher Weise vom Centraigranitstocke ab,
dass sie erst hier besprochen werden können. Der Glimmer-
schiefer und Urthonschiefer schmiegen sich an den Granit
genau an, weshalb auch ihr Streichen im Allgemeinen der
Längenaxe des Granitstockes entspricht. Es ist beim Glimmer-
schiefer im westlichen Theile in St. 5—6, im östlichen
Theile bei Fleissen in St. 7—8 gerichtet, wobei das nörd-
liche Einfallen dort 30—65, hier 70 bis 80 Grad beträgt.
Je weiter vom Granite, desto geringer wird der Neigungs-
winkel, welcher an der Phyllitgrenze bis auf 25 Grad herab-
sinkt Der Urthonschiefer lagert dem Glimmerschiefer durch-
aus regelmässig auf und streicht seiner Grenze parallel bei
Schildern und Mähring bis Friedersreuth zwischen St. 2 bis
X weiter nördlich um Thonbrunn, Rossbach bis an die
Toigtländische Grenze, eben so wie der Glimmerschiefer, in
St. 6—7. Bei Watzkenreuth und Ober Schönbach ist das
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252 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
herrschende Streichen in St. 6—9 gerichtet; doch kommen
locale Abweichungen vor. Das Verflachen ist im Allgemeinen
ein nördliches oder nordöstlches. (Fig. 54.)
An Erzen scheint das Fichtelgebirge keineswegs arm
gewesen zu sein, wenn auch sein Reichthum an edlen und
unedlen Metallen^ nicht so gross wie im Erzgebirge war.
Beweise dessen sind die vielen Mythen und Sagen, welche
auf die Erzvorkommen des Fichtelgebirges Bezug haben,
die historischen Nachrichten über ergiebige Bergbetriebe in
vergangenen Jahrhunderten und endlich die noch heute im
Gange befindlichen Bergbaue in Baiern. Allerdings im böh-
mischen Gebirgsantheile ist es in allen diesen Stucken ziem-
lich ärmlich bestellt.
Fig. 64. Profll dtfreh dai böhm. Jlctalalfeblrira (tod Seeberg nord«re«twir*>.
Nach J. JokÜf.
1. Glimmerschiefer an dar Granitgrensa metamorpbcwlrt. 2. Urthonschtefer.
S. TertilrgabUda dai Egarar Backana. 4. Granit.
Gold soll nach Jokely einst im Schwemmsande einer
Quelle bei Goldbrunn N von Grün (NO vou Asch) in Kör-
nern vorgekommen sein. Die Einschicht soll diesem Um-
stände ihren Namen verdanken.
Silbererze und Bleiglanz kommen am Hungers-
berge bei Neuberg auf einem Quarzgange im Glimmerschiefer
vor. Unter ähnlichen Verhältnissen sollen dieselben Erze
auch 0 von Steinpöhl (0. G. Neuberg) einbrechen.
Quecksilber ist vor drei Jahrhunderten bei Ober
Schönbach aus Zinnober gewonnen worden. Graf STERN-
berg berichtet hierüber, dass sich eine Gewerkschaft zu-
sammengefunden habe, welche um eine Bergfreiheit einge-
kommen sei, um auf den alten Gruben und Stollen Mariae
Verkündigung und Dreikönig bei Schönbach auf Quecksilber
zu bauen. Die angesuchte Bergfreiheit wurde am 1. März
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Das Erzgebirge.
253
1563 mit sechsjährigem Zehentnachlass ertheilt. Es wurden
nun damals 50 Centner Quecksilber gewonnen und die
Gewerke hofften noch in demselben Jahre 20 bis 30 Gentner
zu machen. Aus unbekannten Gründen ist der Bergbau als-
bald aufgelassen worden.
Auf Zinn soll am sog. Zinnberge zwischen Oberreuth
und Wernersreuth (0 von Asch) gebaut worden sein. In
der That befinden sich dort im Bereiche des Glimmerschiefers
spärliche Pingen und Haldenreste. Auch der N von Schil-
dern entspringende, nordwärts über Friedersreuth nach
Baiern abmessende Zinnbach kann möglicherweise seinen
Namen den einstigen Zinnseifen zu verdanken haben.
Eisenerze, welche im Egerer Zwischengebirge vor-
züglich im Urthonschiefer vorhanden sind, kommen im
Phyllite des böhm. Fichtelgebirges, obwohl derselbe häufig
eisenschüssig ist, nicht so reichlich vor, dass sie abgebaut
werden könnten. Vor Zeiten wurde jedoch auf Limonit im
Glimmerschiefer bei Fleissen am sog. Eisenberge gebaut,
wo das Erz auf Quarzgängen vorkommt, und in Steingrub
bestand ein Eisenwerk. Unter denselben Verhältnissen trifft
man Brauneisenerz stellenweise im Granite. So wurde ein
Eisenerze führender Quarzgang bei Halbgebäu N von Lie-
benstein vor Jahren abgebaut
Im Anschlüsse hieran mag endlich noch einiger Säuer-
1 i n g e gedacht werden, welche dem Glimmerschiefer ent-
quillen und nur als Trinkwasser benützt werden. JoKÄLY
führt folgende namentlich an: In Asch befindet sich ein
Säuerling in der Rosmaringasse, ein anderer im Wiesen-
thaie nahe der Stadt. Ein Säuerling ist in Niederreuth,
einer bei Grün. Im Bereiche der Torfablagerungen, die
im Fichtelgebirge häufig vorkommen, treten mehrere Säuer-
linge zu Tage, so im Rohrbachthale S bei Fuchshäuser,
TT von Steingrub im Fleissenthale bei der Kohlmühle, ferner
auf der Wiese SO bei Fleissen, wo das Wasser auch einen
reichen Eisengehalt hat und von angenehmem Geschmack ist.
Das Erzgebirge.
Den bezeichnenden Namen verdankt das Gebirge, dessen
Haupttheil sich an der böhmisch-sächsischen Grenze in nord-
östlicher Richtung hinzieht, seinem einst sehr grossen Erz-
reichthume, — von welchem heutzutage allerdings nur noch
Spuren vorhanden sind. Der Erzreichthum ist für das Ge-
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264 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
birge solcherweise charakteristisch, dass er, wie F. v. Hoch-
8TETTER*) zuerst hervorhob, geradezu als ein Hilfsmittel für
die Begrenzung des Gebirges angesehen werden kann. Von
allen Bergmassen, welche den Grenzröcken zwischen Böh-
men und Sachsen umgeben, weist bloss das Karlsbader Ge-
birge mit dem Kaiserwalde Erzlagerstätten auf, die jenen des
Grenzkammes durchaus entsprechen. Folgt man diesem Hin-
weise und prüft man den Zusammenhang des eigentlichen
Erzgebirges mit den beiden genannten Gebirgstheilen genauer,
so gelangt man zu dem Ergebniss, dass diese letzteren im
geologischen Sinne thatsächlich dem Erzgebirgssysteme an-
gehören und einen integrirenden Theil desselben bilden, —
eine Ansicht, welche übrigens schon vor einem halben Jahr-
hunderte der treffliche Zippe angedeutet hat.
Der Grenzrücken des Erzgebirges, welcher nach Böhmen
steil abfällt, verflächt gegen Sachsen ganz allmälig bis zur
Senke, die sich von Werdau und Zwickau über Chemnitz
und Hainichen bis nahe gegen Dresden hinzieht und von
einem Streifen Garbon- und Postcarbonablagerungen begleitet
wird. Dieser Streifen bildet die Südostumrandung eines nicht
hohen Gebirgszuges in Sachsen, der vorwaltend aus Granulit
aufgebaut ist und daher das sächsische Granuiitge-
birge genannt wird. Dieses nun gehört ebenfalls dem Erz-
gebirgsysteme an, welches somit drei Gebirgszüge umlasst,
von denen das Karlsbader Gebirge zur Gänze Böhmen, das
Granulitgebirge zur Gänze Sachsen und endlich das eigent-
liche Erzgebirge beiden Königreichen gemeinsam angehört.
Bei der Beschreibung der böhmischen Gebirgstheile,
nämlich 1. des Karlsbader Gebirges und 2. des eigentlichen
Erzgebirges, werden wir uns nur soweit, als zumVerstand-
niss nothwendig, auch auf das sächsische Gebiet beziehen.
1. Das Karlsbader Gebirge
umfasst das archaeische Gebirgsland südlich von der Eger
zwischen dem Duppauer Basaltgebirge im Osten, dem Böh-
mischen Walde im Westen und dem mittelböhmischen Ur-
schiefergebirge im Süden. Im Westen ist seine Grenze scharf
gekennzeichnet durch die Einsenkung von Schanz und Unter
Sandau, ebenso im Norden durch das Flachland des Falke-
*) Jahrb. d. k. k. ffeolog. B.-A., VI. 1855, pag. 810. — Ferner ist
zu vergleichen: Ibid., VII. 1856, pag. 316 ff.
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Dos ErxuebirKf.
— 1, Das Karlsbader Gebirge.
2öö
nau-Elbogener Tertiärbeckens. Audi im Osten ist die oro-
graphische Grenze gegen das Duppauer Basaltgebirge eine
ganz deutliche und nur im Süden gegen das Urschiefergebirge
ist dieselbe zum Theil nicht scharf ausgeprägt. Sie verläuft
hier von Kuttenplan und Plan südlich über Truss, Wiedo-
witz, Sinzendorf bis gegen Juratin, von dort zurück über
Damnau und Pawlowitz gegen Schlief und von hier stets
Dordostwärts gegen Dörflas, 8 an Leskau und Neumarkt
vorbei gegen Kutsch, Prasles und zwischen Luditz und
Chiesch hindurch zum Duppauer Basaltgebirge bei Stadt-
höfen. Hier geht das Gebirge meist unmerklich in das Wellen-
land des mittelböhmischen Urschiefergebirges über.
Im allgemeinen Bau des Gebirges ist der schroffe Auf-
stieg aus der Senke der Eger besonders auffallend. Der
westliche Auslaufer, der sog. Kaiserwald, ist der höchste
Theil des Gebirges, von welchem es nordwärts in die Ge-
gend von Tepl und Karlsbad, aber besonders in südöstlicher
and östlicher Richtung ganz allmälig abdacht Es verhält
sich also das Karlsbader Gebirge gerade entgegengesetzt wie
das Erzgebirge, welches gegen Südosten, nach Böhmen zu.
steil abstürzt, hingegen nordwestwärts sanft abfällt ; während
das Karlsbader Gebirge seinen steilen Abfall nach Nord-
westen, das allmälige Verflachen gegen Südosten gerichtet
hat Beide Gebirge ergänzen sich daher gewissermassen zu
einer Welle, die durch das Egerthal in zwei Flügel zerlegt
wurde. Der südliche Flügel ist das Karlsbader, der nörd-
liche Flügel das eigentliche Erzgebirge. Bei Königsberg und
Maria Kulm hängen beide Gebirgstheile am deutlichsten zu-
sammen.
Dass beide Gebirge demselben Systeme f angehören und
mit einander zusammenhängen, hat, wie erwähnt, schon Zippe
angedeutet*) und A. E. Reuss näher dargelegt.**) Hiemit
war in der geologischen Auffassung des Karlsbader Gebirges
ein bedeutender Fortschritt erzielt, nachdem schon vordem
die Kenntniss des geognostischen Aufbaues desselben von
einer ganzen Reihe namhafter Forscher gefördert worden
war. Der Weltcurort Karlsbad musste ja die besondere Auf-
merksamkeit der Fachleute den geologischen Phaenomenen
zuwenden, welchen er seine ganze Existenz verdankt. Daher
gehört der östliche Theil des Gebirges in der weiteren Um-
*) Sommer's Böhmen. VI. Bd. 1838, pag. V.
**) Geo^nosU Beschr. d. Eger. Bez., 1852, 1. c.
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256 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystera.
gebung von Karlsbad zu den Gegenden Böhmens, welche
seit der Kindheit der Geologie immer und immer wieder
zum Gegenstande von Untersuchungen gemacht worden sind.
Bewährte Forscher, wie Klaproth, *) Leop. v. Büch, **)
F. A. Reuss (Vater),***) HosEB,t) v. Struve, BERZELius,ft)
betheiligten sich an der Lösung der Quellenfrage und der
Erforschung der geognostischen Beschaffenheit des Karlsbad
umgebenden Gebirges. In letzterer Hinsicht hat sich ein an-
erkennenswerthes Verdienst namentlich J. W. v. Goethe er-
worben, dessen Antheil an der Durchforschung des Gebir-
ges fft) besonders hervorgehoben zu werden verdient, als
Beleg des wahrhaft bewunderungswürdigen Umstandes, dass
der grosse Dichter in gleicher Weise wie die Höhen der
Poesie, auch die Tiefen der Wissenschaft zu umfassen be-
strebt war. K. v. Hoff *f) brachte 1825 zuerst die Lage
der Quellen in Beziehung zu den geologischen Verhaltnissen
und B. Cotta **f) erläuterte ihr Verhältniss zu einem Horn-
steingange. E. R. v. Waknsdobff ***f ) veröffentlichte 1846
und 1855 zwei Arbeiten, welche einige irilhümliche Annah-
men v. Hofps richtig stellten und eine wesentlich selbst-
ständige Auffassung der geologischen Verhältnisse zum Aus-
druck brachten. Diese Forscher sind die einzigen, welche
bis zur Mitte unseres Jahrhundertes über die Beziehungen
der Karlsbader heissen Quellen zu den geognostischen Ver-
hältnissen sich zu selbständigen, begründeten Ansichten auf-
geschwungen hatten. Jedoch erst v. Hochstetter erforschte
das ganze Terrain genau f*) und entwickelte eine Quellen-
*) Chem. Untersuchung d. Mineralquellen zu Karlsbad. Berlin 1790.
**) Beitrag zu einer mineral. Beschreib, der Karlsbader Ogend.
Freiberger Bergmann. Journal. V. 1792.
***) Mineral. Bemerk, auf einer Reise nach Karlsbad. Berlin. 1795.
7) Beschreibung von Karlsbad. Prag, 1797.
ff t Untersuchungen der min. Wässer von Karlsbad, Teplitz und
Königswart. Leipzig, 18'<J3.
ttf) Abhandl. zur Kenntniss der bohm. Gebirge von und um
Karlsbad. Karlsbad. 18U7. — Leonharde Jahrb. f. Mineral, etc. 1807. —
Sämmtl. Werke. Cotta'sche Ausg. 40. Bd., pag. 12^ ff.
*jj Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 1825.
**t) Leoni i. X. Jahrb. J83', pag. 253.
***f) Einige Bemerkungen über die Granite von Karlsbad. Leon-
hard'» uud Bronns N. Jahrb. j846, pag. 385. — Bemerkungen über geo-
gnostische Verhaltnisse Karlsbads. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., VI., 1855,
pag. 88.
j" Aufnahmen der k. k. geol. R.-A. 1855. — Jahrb. VI., 1855,
p. 906—7. — Ibid. VII., 1856, pag. 316 IL — Karlsbad, die geognost
Verhaltnisse seiner Umgebung und seine Quellen. Karlsbad, 1856.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. 257
theorie , *) welche er zwei Decennien später an einem
neuen Aufschlüsse durchaus bestätigt fand.**) Das schönste
Lob für die Resultate Hochstettens beruht darin, dass
weder A. E. Reuss***) 1862, noch G. C. Laube f) 1884
Veranlassung hatten, denselben Wesentliches beizufügen und
anderer Meinung zu sein. Allerdings C. F. NAUMANNtt) ver-
mochte Hochstetter'S Ansichten nicht in Allem beizu-
stimmen,
Ebenso wie im nördlichen Theile des Gebirges konnten
sich die unter Hochstetter'S Leitung im J. 1854 und 18f>5
vorgenommenen Aufnahmen der k. k. geol. Reichsanstalt fff)
auch im südlichen Gebirgstheile auf eine Anzahl älterer Vor-
. arbeiten stützen. Einen Theil des Karlsbader Gebirges hatte
Leop. v. Buch auf der Kreibich'schen Karte des Elbogener
Kreises geognostisch colorirt, und eine weitere Einzeichnung
hatte Zippe vorgenommen *f) Eingehende Untersuchungen
haben sich eigentlich nur auf den südlichsten Theil des
Gebirges, nämlich die Umgegend von Marienbad, beschränkt,
welcher Curort in ähnlicher Weise wie Karlsbad zu geolo-
gischen Untersuchungen herausforderte.
Unter den ersten Erforschern der Umgebungen des
Bades ist neben dem älteren Reuss **t) wieder J. W. von
Goethe zu nennen ,***f) der durch seine Gesteinszusammen-
stellungen allenfalls anregend wirkte. Strenger wissenschaft-
lich sind die Arbeiten von Gutbier,t*) Cotta,!**) Kapp,| ***)
*) Sitzber. der math. naturw. Cl. Kais. Akad. Wien, XX, 18ötf.
pajr. 13-36.
••i Denkschrift. Kais. Akad. Wien, XXXIX. Bd., 1878.
*•*) Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und ihre Umgebung vom
luturhlst. u. medicin.-gesclüchtl. Standpunkte. Prag, 1862.
t) Geolog. Excursionen im Thermalgebiete des nordwestl. Böh-
mens. Leipzig, 1884.
tt) Ueber den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad. Leonhard'«*
xl Geinitz' N. Jahrb. etc. 1866, pag. 146-180.
ttt) Jahrb. d. k. k. geol. B.-A. VI. 1855, pag. 801. — Ibid. VII.,
1856, pag. 316. - Ibid. pag. 382.
•fi Elbogener u. Pilsener Kreis. Text in Sommer 's Böhmen. Bd.
VL und XV.
•*f) Marienbad, physikalisch, chemisch und medicinisch geprüft
und dargestellt Prag, 1818.
**'t) Werke, Cotta'sche Ausg. 40. Bd., pag. 238 fT.
f) jn Heidler's „Pflanzen u. Gebirgsarten von Marienbad" etc.
Prag, 1837.
t") Leonh. u. Bronn's Neues Jahrb. etc. 1838, p. 529.
f ***) Die Quellenregion v. Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb.
«tc. 1840, p. 338.
Kaiztr, Geolog!« ron Böhmen. H
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258 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Klipstein,*) Ä. E.Reuss,**) C. Kersten***) und besonder»
E. R. v. Warnsdorfs!) welche mit grösstem Lob erwähnt
werden müssen.
Einige der oben schon citirten neueren Publicationen
beziehen sich ebenfalls auf den Marienbader Theil des Ge-
birges. Zu denselben gesellt sich ferner eine erwähnens-
werthe petrographische Studie H. B. PATTONS.ft)
Seiner Oberftäclicngestaltung nach erscheint das Karls-
bader Gebirge als ein Hochland, das nur von verhältniss-
massig wenigen auffallenden Hochpunkten überragt wird. Der
südwestliche Gebirgstheil, der Kaiserwald, bildet einen mäch-
tigen, breiten, nördlich von Unter Sandau und Königswart
von West nach Ost gestreckten Rücken, von welchem klei-
nere Bergzüge nach Norden und Südosten auslaufen. Er
erhebt sich namentlich vom Egerlande aus schroff bis zu
seinen höchsten Kuppen, dem Judenhauberg und der Glatze
die nicht nur die höchsten Punkte des Kaiserwaldes (987 m) r
sondern überhaupt des ganzen, von hier gegen Nordosten
allmälig abdachenden Karlsbader Gebirges sind.
Eines der erwähnten Nebenjoche trennt sich vom Glatz-
berge los und erstreckt sich in südöstlicher Richtung bis
zum Filzhübelwalde, wo es sich westlich gegen das Auscha-
thal senkt, während ein Zweig davon als Marienloh-, Reh-
knok- und Darnwald nahezu in südlicher Richtung über
Marienbad fortsetzt.
Nord- und westwärts erstreckt sich von dem Haupt-
joche des Kaiserwaldes bei sanfter Abdachung bis zum Fal-
kenauer Becken, zum Theil auch bis über die Eger hinweg
und zum Egerlande eine Berggruppe, welche durch einige
Thaleinschnitte ebenfalls in mehrere Theile getrennt wird,
die besondere Namen führen. So verläuft zwischen dem
*) Geognost. Beobachtungen über die Umgeh, von Marienbad.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., IL, 1861.
**i Einigt? Zweifel über die Altersverschiedenheit der Granite von
Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb. It44, j>. 129 ff.
***) Die ehem. Zusammensetz, der Feldspathe der Granite sowie an-
derer Gebirgsarten v. Marienbad. Leonh. u. Bronn s N. Jhb. 1845, p. 646 fT.
f ) Geognost. Erinner. an Marienbad. Leonh. u. Bronn's N. Jahrb.
1844, p. 409 fT. — Beitrage zur geolog. Kenntnis» von Marienbad und
Karlsbad. Ibid., 1861, pag. 769 ff. — Geognosie von Marienbad. In Kratz-
marin's N. Kührer in u. um Marienbad. 1854. 2. Aull. 1862.
ff) Die Serpentin- u. Amphibolgesteine nördlich von Marienbad
in Böhmen. Tscherniak's Mineral, und petrogr. Mittheil. N. F. IX. Bd.
1888, pag. 89-144.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Oberfläche. 259
Gross Uebaubache und dem Lobsbache gegen Frohnau,
Ebmeth und Steinbach der vom Dürrnberge und Knokberge
bei Lauterbach (856 m) verhältnissmfissig bedeutend über-
ragte Zankwald (6(59 m). Ferner zwischen dem Gross und Klein
Uebaubache der Stock des 'Wöhrberges bei Wöhr (735 m)
mit Ausläufern gegen Schönlind, Tiefengrün und Liebau.
Endlich ein drittes Nebenjoch umfasst den Steinknokberg
bei Schönficht (727 m) und den Arbersberg bei Miltigau,
und senkt sich westwärts bis zum Egerlande hinab. An die
zwei letztgenannten Berggruppen schliesst sich nordwestlich
die relativ viel niedrigere Gruppe des Urthonschiefers um
Königsberg an mit dem Kocher (521 m) und den Höhen
des Steinbacher Revieres, wozu auch noch die Berggruppe
von Maria Kulm mit dem Mariahilf Berge (567 m) am linken
Egerufer zu rechnen ist, die geologisch und orographisch
noch diesem Gebirgszuge angehört.
Der Kaiserwald ist ein von tiefen Thälern und Wasser-
rissen durchfurchtes Gebirge von eigenartiger, durch einen
grossen Wechsel der Formen ausgezeichneter Oberflächen-
gestaltung. Es hängt dies mit dem geognostischen Aufbaue
aufs Innigste zusammen. Es bildet nämlich im Kaiserwalde
Granit den centralen Gebirgsstock, mit welchem die Axe
desselben zusammenfallt und von welchem die krystallini-
schen Schiefer allseits abfallen. Aber eben der empordrin-
gende, den Schiefermantel hebende Granit hat diese Hülle
zum Theil zertrümmert, vielfach verworfen, sie auch über-
deckt, so dass die Schiefergebilde, wie Jok£ly sagt, in ihm
Fragmente und Schollen bilden, „gleichsam wie in einen
Teig eingeknetet und in verschiedenen Richtungen daraus
hervorragend, oder sie erscheinen in mehr minder ausge-
dehnten Lappen als Decken dem darunter ausb eissenden
Granit aufgesetzt. Hieraus ergibt sich eine seltsame Combi-
nation von Bergformen, die nur aus solch* einem unregel-
raässigen Zusammenvorkommen von Gebirgsarten hervor-
gehen kann. In den Thälern zeigen sich schroff abfallende
Granitgehänge, theils mit sanft gewellten oder ganz flachen
Schieferrücken, theils aus Granitmassen hervorragende Grate
zerborstener Schieferschollen, oder es enthält der plateau-
förmig geebnete Theil einer mehr zusanimenhängenden Schie-
lerhülle einzelne aufgesetzte Granitkuppen, nicht selten um-
säumt von einem Trümmerkranz oft kolossaler Blöcke".
Dies alles zeigt sich besonders auffällig in den tiefei ngenagten
Thälern des Liebaubaches, der sich, vermehrt durch den
17*
Ul
2()0 I- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem.
sog. Schinderbach, unterhalb Königsberg in die Eger ergiesst.
des Kneibelbaches (oder Leibenbaches), der bei Tippessen-
reuth in die Wondreb mündet, bei Königswart, Amonsgrün.
Markusgrün (bei Miltigau) usw.
Aehnliche Verhältnisse herrschen auch in dem nörd-
lichen Gebirgstheile, in der weiteren Umgebung von Karlsbad,
welcher durch die Höhen von Einsiedl, Sangerberg und
Lauterbach mit dem Glatzer und Perlsberger Revier des
Kaiserwaldes zusammenhängt. Die Oberfläche ist im Ganzen
genommen ebenfalls einförmig und zeigt nur wenige für das
Auge anziehende Ilöhenpunkte. Jedoch vom Egerthale aus,
welches weit genug ist, um einen beträchtlichen Theil der
Abdachung des Gebirges zu überblicken — eben so wie im
Fig. 55. K&ilabad.
Norden beim Erzgebirge — bieten die sich an und über
einander drängenden runden Kuppen und zackigen Felsen,
welche sich zumeist um einige hochanstrebende mächtige
Berghäupter schaaren, einen sehr schönen Anblick. Hier,
vom Egerthale aus zwischen Elbogen, Karlsbad und Schlak-
kenwerth, erscheint das Karlsbader Gebirge recht bergig.
Minder grossartig ist der Eindruck des Gebirges von der
Eger oberhalb Elbogen, weil hier die Berge in die Ferne
gerückt sind und die ziemlich einförmige Contour des Hoch-
rückens mehr zur Geltung kommt. Das Egerthal bietet dorf.
wo der Fluss zwischen grotteske Felsmassen eingeengt, sich
in manigfachen Windungen hinschlängelt, eine Anzahl sehr
romantischer Partien. In dieser Hinsicht geniessen die Umgeb-
ungen von Karlsbad (Fig. 55.), Wildenau und Elbogen einen
uiymzeu uy
Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader (iebir^e. — Oberflücbe. 261
wohlverdienten Ruf. Es erheben sich hier Felsgehänge in
pittoresken, klippigen, zerrissenen Massen und merkwürdigen
Formen zu beiden Seiten oft unmittelbar aus dem einge-
engten Flussthale. Berühmt sind vorzüglich die abenteuer-
lichen Gestalten der Heilingfelsen zwischen Elbogen und
Karlsbad. (Fig. 56.)
Von dem Hochrücken des Kaiserwaldes und seiner
nordöstlichen Fortsetzung bis über Karlsbad hinaus, senkt
sich das Gebirge südostwärts, gegen das mittelböhmische
Urschiefergebirge zu, ganz allmälig, indem die Bergrücken
immer ausgedehnter und flacher werden. Zwischen Weseritz
und Leskau ist eine oro-
graphische Grenze zwischen
beiden Gebirgen nicht vor-
handen. Die Contouren des
Karlsbader Gebirges sind
hier, im Süden des Tepler
Gebirgstheiles, ziemlich ein-
förmig, ähnlich wie im an-
grenzenden Urschiefergebir-
ge. und auch nördlich, im
Westen von Theusing und
Schönthal , vermitteln von
Einsiedl , Sangerberg und
Petschau her nur breite,
gross- und flachwellige Ge-
birgsrücken die Verbindung
mit dem Kaiserwalde. Durch
die dem Gebirge aufgesetz-
ten jüngeren eruptiven Kup-
pen erlangen jedoch einzelne Theile immerhin ein bergiges
Aussehen, zumal im nordöstlichen Gebiete, wo eine Anzahl
bedeutender isolirter Vorberge des Duppauer Basaltgebirges
die Oberflächengestaltung des Karlsbader Gebirges sehr be-
einllusst. So erscheint die Gegend von Neumarkt gegen
Theusing zu vom östlichen hohen Flachlande aus bedeutend
bergig.
Es ist überhaupt zu beachten, dass das vom östlichen
Theile des Gebirges gesagte nur für dessen Oberfläche Gil-
tigkeit hat. Vom Grunde der zahlreichen, zum Theil tief
eingeschnittenen Thäler erscheinen die Gehänge wie Berge
und das Auge erfreut sich an anmuthigen Landschaftsbildern
mit einem gewissen Gebirgscharakter. Dasselbe gilt von dem
Fig. 56. Hjuii Helllngfelien an der Kger
bei Elbogen.
202 I- Archaeische Orupjx'. — Uiyneiss- und Ursehiefersystem.
südlichen Abfalle des Gebirges in die Niederung von Plan
und Kuttenplan.
Der geoynostische Aufbau des Karlsbader Gebirges Iässt
sich im Allgemeinen wie folgt zusammenfassen. In der süd-
östlichen Grenzzone um Leskau. Neumarkt, Luditz und
Theusing herrscht Glimmerschiefer, an welchen sich
weiter westlich von Plan und Michelsberg bis zum Duppauer
Basaltgebirge bei Buchau eine in der Theusinger Gegend
sehr verengte Gneisszone anschliesst. Auf diese folgt von
Plan über Tepl, Einsiedl, Schönthal bis gegen Buchau ein«.-
Hornblendeschieferzone, welche sich an die von
Marienbad, Königswart und Unter Sandau über Petschau
und Elbogen, Engelhaus und Karlsbad hinaus erstreckende
Granitmasse des Gebirges anschmiegt. Diese nun wird in
der Gegend von Schlaggenwald, Schönfeld und Lauterbach
von Gneiss, weiter westlich gegen Kirchenbirk von Glim-
merschiefer und endlich um Königsberg vonPhylliten
überlagert. Dieser westlichste Theil schliesst sich zwar dem
Karlsbader Gebirge orographisch an, ist jedoch auch mit
dem eigentlichen Erzgebirge geologisch deutlich verbunden.
Der Gneiss des Karlsbader Gebirges ist von sehr
schwankender Beschaffenheit, jedoch ist Zweiglimmer- und
Biotitgneiss am meisten verbreitet. Im Tepler Gebiete sind
Gneissfelsen eine Seltenheit, und verschuldet die leichte Ver-
witterbarkeit des Gesteines allenfalls die eintönige flach« ■
Oberflächengestaltung dieses Gebirgstheiles. In der Planer
Gegend ist der Gneiss stellenweise sehr glimmerreich, in
Glimmerschiefer übergehend. Dasselbe ist an der Glimmer-
schiefergrenze überall wahrzunehmen. Ueberhaupt wird der
Charakter des Gneisses durch die häufigen Einlagerungen
anderer Gesteine sehr beeinflusst. Leider sind nähere petro-
graphische Untersuchungen in diesem Theile Böhmens nocli
nicht vorgenommen worden.
Das östliche Gneissgebiet des Karlsbader Gebirge <
zerfallt in zwei Hauptstrecken: die eine von Plan und Mi-
chelsberg gegen Neumarkt und Theusing, die andere süd-
östlich von Buchau. Beide sind durch Ausbuchtungen und
Bänder in der Theusinger Gegend mit einander verbunden
An die südliche Erstreckung schliessen sich einige isolirl>-
Gneissschollen an.
Zwei solche Schollen breiten sich gleich SSO von Plan
aus : die eine um das Dorf Thein ist in halbmondförmiger
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Gneiss. 263
Gestalt gegen Ottenreuth und Hohenzetlisch ausgedehnt, die
andere bildet zwischen Trus, Pawlowitz (an der Basis) und
Sinzendorf (an der Spitze) ein schmales Dreieck.
Die Grenze der grossen zusammenhängenden Gneiss-
partie verläuft im Allgemeinen von Plan über Zaltau, Hohen-
jamny, an Leskau vorbei über Patzin, Krips, W an Neumarkt
vorbei gegen Witschin, Dobrawod westlich über Besikau
hinaus und von hier zurück über Zeberhisch, Hermannsdorf,
Nesnitz, Schrikowitz, Domaschin über Michelsberg hinaus
bis Waschagrün, wo eine schmale Amphibolschieferzunge
nordostwärts bis Fürwitz und Hurz (N" von Leskau) in den
Gneiss eingreift. An dieser Zunge wendet sich die Grenze
des Gneisses gegen Plan zurück.
Von den isolirten Partien, die sich an diese zusammen-
hängende Gneisserstreckung westlich anschliessen, ist die
Insel südlich von Tepl die grösste. Sie breitet sich zwischen
Tepl, Prosau, Weserau und Deutsch Borau aus. Die Gneiss-
partien X von Tepl in der Richtung gegen Landeck, dann
SO von der Stadt zwischen Stift Tepl und Hermannsdorf
bilden nur bandartige Inseln im Bereiche des Hornblende-
schiefers. Viele andere Gneisseinlagerungen zwischen Tepl,
Theusing und Einsiedl können ihrer geringen Ausdehnung
wegen nicht besonders ausgeschieden werden. Der Gneiss
ist im Allgemeinen schuppiger Zweiglimmergneiss, in wel-
chem sich gegen Stift Tepl zu nach v. Hochstetter Lager
eines porphyrartigen Gneisses mit dicken Feldspathkrystallen
einfinden.
Die nordöstliche grössere Gneisspartie breitet sich zwi-
schen Pohlem, Buchau und Luck aus. Gegen die Glimmer-
schiefer der Luditzer Gegend ist die Grenze nicht scharf zu
bestimmen. Sie bewegt sich zwischen den Ortschaften Poh-
lem, Knönitz, Sichlau. Südlicher sind die Grenzverhältnisse
ziemlich verwickelt, indem der Gneiss zwischen Uitwa und
Theusing zwischen Glimmerschiefer und Hornblendegesteinen
zunächst eine Einlagerung bildet, die im Osten an Theusing
heranreicht, von hier nordwärts über Schönburg gegen Go-
schowitz, dann über Külitz und Schwinau hinaus sich er-
streckt. Von dieser Hauptmasse entsendet sie südwärts über
Uitwa einen Lappen und eine lange zungenartige Ausbucht-
ung von Schönburg an Theusing vorbei gegen Poschitz. An
diese Gneissscholle reihen sich westwärts einige untergeord-
nete Einschaltungen, die grössten W von Böhm. Borau (A r
von Tepl) und um Proles (N von Uitwa).
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2tf4 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem,,
In den westlichen Theil des Karlsbader Gebirges
streicht der Gneiss aus dem Böhmischen Walde von Neu«
metternich, Siehdichfür, Schanz und Klemensdorf zwischen
der Königswarter und Marienbader Eisenbahnstation herüber
an den Fuss des Kaiserwaldes und entsendet südostwärts an
Auschowitz vorbei bis gegen Unt. Gramling N von Kuttenplan
einen Auslaufer, der sich im Süden an den Kuttenplaner
Granit anlehnt, im Norden in die Hornblendeschiefer des
Tepler Gebirges übergeht. Auch östlich von Marienbad vom
Ausgange des Hamelikathales gegen Abaschin zu herrscht
feinschuppiger Gneiss mit Uebergängen in Glimmerschiefer.
Hin und wieder enthält er Granatkörner und Talkausscheid-
ungen. Der westliche und nordwestliche Abhang des Harne-
likaberges selbst, der sog. Kreuzberg, besteht aus Biotitgneiss,.
der sich von hier nach v. Warnsdorff über den Fuss des
Darnberges zum Hammerhofe ausbreitet und in einer schma-
len Zunge im Schneidthale verfolgt werden kann. Der Gneiss
ist durchwegs deutlich geschichtet, die Schichten verschie-
denartig gestaut, in der Granitnähe oft steil aufgerichtet. Er
ist meist sehr verwittert und wird häufig von Quarz und
Hornsteingängen mit Rotheisenstein, Pyrolusit, Manganit und
Braunit in der Richtung St. 11 — 12 durchsetzt. Einen da-
durch interessanten Amphibolgneiss, dass er mit dem Ser-
pentin des Filzhübeis in unmittelbarer Berührung steht, hat
Patton beschrieben. Er zeigt wie die übrigen Gneisse de?
Gebietes einen raschen Wechsel seiner Zusammensetzung.
Im Wesentlichen besteht er aus Orthoklas, Plagioklas, Quarz,
viel Hornblende und Biotit (in theilweiser Umwandlung in
Chlorit). Nicht selten ist Epidot vorhanden, ferner accesso-
risch Titanit, Apatit, Magnetit, Granat.
Am Fusse des Kaiserwaldes bei Schanz und Altwasser
enthält der Gneiss (nach F. Löwl Glimmerschieferl) viele
Einlagerungen von Quarzit- und Graphitschiefern, und über-
haupt soll der Gneiss nach Jokely am Gontact mit Granit,
und an Uebergängen in andere Schiefergesteine stellenweise
eine graphitschieferartige Beschaffenheit annehmen.
Von Königswart lassen sich gneissartige Gesteine in
isolirten Partien nordwestwärts gegen Amonsgrün und Schön-
ficht über das Plateau des Kaiserwaldes verfolgen. Von
Schönficht und Roggendorf erstreckt sich eine Gneissinsel
ostwärts bis gegen das Unter Perlsberger Forsthaus. Weiter
nördlich erst liegt dem Granite eine grosse, mehr zusammen-
hängende Gneissscholle (nach Löwl z. T. Glimmerschiefer)
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebinre. — Glimmerschiefer. 265
auf, die im Norden bei Grün an das Falkenaüer Tertiär-
becken heranreicht, über Schwand und Lobs südwestwärts
bis Kirchenbirk, Reichenbach und Schönlind sich ausbreitet,
dann weiter ihre südliche Grenze S an den Waldhäusern
und Oehrlich vorbei nach Ober Tiefenbach, Müllersgrün und
Wasserhäuseln wendet, und im Osten an Leimgruben und
Ober Trossau hinanreicht. Von hier verläuft die nördliche
Gneissgrenze N von Töppeles über die Tepl durch das
Waldgebiet nördlich von dem Dorfe Poschitzau und der
Porzellanfabrik gegen Nallesgrün. Hierauf wendet sie sich
W an Dreihäuser vorbei in einem Halbkreise gegen Schön-
feld und verläuft von hier über Lauterbach westlich vom
Lobsthale und ziemlich parallel mit ihm zurück zum Tertiär-
lande bei Grün.
In diesem ausgedehnten Gneissgebiete, welches nament-
lich die weitere Umgebung von Schlaggenwald einnimmt,
als auch besonders in den südlicheren kleinen Gneisserstreck-
unjren ist der Gesteinscharakter des Gneisses eben so wie
in der östlichen Gneisszone des Gebirges sehr wechselnd,
was zunächst durch die zahlreichen Einlagerungen fremder
Gesteine und die Uebergänge in dieselben, dann durch auf-
fallend hervortretende accessorische Gemengtheile und end-
lich wohl nicht zum Geringsten durch den metamorphosi-
renden Einfluss des Granites verursacht ist.
Im Allgemeinen herrschen Zweiglimmer- und Biotit-
gneisse vor, von welchen dasselbe gilt, was weiter unten von
den Gneissen des eigentlichen Erzgebirges gesagt werden
wird. Accessorisch führt der Gneiss des westlichen Karls-
bader Gebirges oft Granaten, dann zumal an der Granit-
grenze mehr minder zahlreich eingestreute, aber stets nur
sehr kleine Krystalle von Andalusit und auf Klüften in filz-
artig verworrenen Aggregaten ein sillimanitähnliches Mineral
(Buchholzit?). Gegen den Glimmerschiefer zu wird der
Gneiss feldspatharm und glimmerreich und in die Horn-
blendegesteine zeigt er durch Aufnahme von Amphibol
Uebergänge.
Glimmerschiefer ist im Karlsbader Gebirge eben-
falls in zwei Hauptpartien verbreitet, einer östlichen und
einer westlichen.
Die östliche grosse Glimmerschiefermasse lässt sich
im Allgemeinen wie folgt umgrenzen : Beginnend 0 von Plan
verjäuft die Grenze über Gstom, S an Leskau vorbei über
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!• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Harlosee und Russin N an Weseritz vorüber gegen Jemet-
schen und weiter nordostwfirts an Kutsch, Krasch, Wilke-
schau, Prassles vorbei gegen Schaub, Kolleschau, Sahorsch,
überschreitet zwischen Luditz und Ghiesch den Schmelka-
bach, wendet sich dann nordwestwärts gegen Stadthöfen
und von hier westwärts gegen Passnau. Weiterhin nimmt
der Grenzverlauf mehr südliche Richtung an und lässt sich
durch die Orte Maroditz, Lintsch, Zobeles, und südlich vom
Schmelkabache : Lachowitz, Polliken, Besikau, Dobrawod,
Witschin bezeichnen, wo er gegen Osten eine Einbuchtung
macht und W von Neumarkt gegen Krips und von hier
weiter über Patzin. Hohenjamny und Zaltau zurück zum
Ausgangspunkte bei Plan hinzieht. Es verbreitet sich also
der Glimmerschiefer zwischen Neumarkt, Luditz und Theu-
sing sehr ansehnlich, während von Neumarkt südwestwärts
über Leskau gegen Plan nur eine schmale Zunge ausläuft.
Natürlich hat die angegebene Umgrenzung nur im All-
gemeinen Geltung, weil das Gestein nach oben und unten
durch allmälige Uebergänge mit den übrigen Gliedern der
krystallinischen Schieferreihe einerseits des Karlsbader-, an-
derseits des mittelböhm. Urschiefergebirges verknüpft ist.
Es tritt hier der Glimmerschiefer eben so wie im Nordende
des Böhmischen Waldes als regelmässiges Mittelglied zwi-
schen Gneiss im Liegenden und Phylliten im Hangenden auf.
Im westlichen Flügel des Karlsbader Gebirges ist
Glimmerschiefer in der Gegend voa Wöhr, Schönbrunn.
Tiefengrün, Kirchenbirk, Ruditzgrün 'und Prösau verbreitet.
Er entwickelt sich hier allmälig aus Gneiss beiläufig in der
Grenzzone von Tiefengrün, Reichenbach, Steinbach gegen
Prösau, und ist ebenso wie der Gneiss von sehr schwan-
kender petrographischer Beschaffenheit, weil er wie jener
sehr häufig von Granit unterbrochen wird, oder vielmehr
nur viele Schollen bildet, die theils im Granite zu stecken
scheinen, theils ihm aufliegen. In Folge dessen steht er
allerorts mit Granit in Contact und hat überall durch Ein-
wirkung desselben Umwandlungen erfahren, die ihn häufig
gneissähnlich machen. Typisch entwickelt ist er selten.
Auch den Urthonschiefer von Königsberg und Maria
Kulm im westlichsten Ausläufer des Gebirges an seiner Ver-
bindung mit dem Erzgebirge begleitet an der östlichen
Grenze Glimmerschiefer. In der südlichen Partie erstreckt er
sich zwischen Mülln und Liebau südwärts gegen Miltigau und
Schönficht als Streifen längs des Granites. Weiter nördlich
Das Erzpebirjre. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Hornblemleprest. 267
tritt eine kleine Partie um Schaben auf, und am linken Eger-
ufer breitet er sich zwischen Dassnitz, Kloben, Maierhöfen
und Reissengrun aus. Hier wird er im Osten von den Ter-
tiärgebilden des Falkenauer Beckens bedeckt.
In beiden Gebirgstheilen ist der Glimmerschiefer zu-
meist dickschieferig, grobschuppig, führt vorwaltend braunen,
und nur ausnahmsweise, wie z. B. \V von Klobon in der
hier zungenförmig in das Tertiärland eingreifenden Partie
ausschliesslich weissen Glimmer. Oft ist der Glimmer talk-
artig umgewandelt oder durch ein chloritisches Mineral er-
setzt. Eine ziemlich häufige Erscheinung ist wie beim Gneisse
(S. 26")) ein weisses oder gelbliches fibrolithahnliches Mineral
(Buchholzit), welches besonders auf Kluftflachen hervortritt
und stellenweise dieselben in filzartigen Aggregaten bedeckt.
Accessorisch führt der Glimmerschiefer am häufigsten Gra-
naten, in grösserer Anzahl bei Mühlpeint, Schönficht und
Ruditzgrün, seltener Andalusit in kleinen Krystallen, ferner
Araphibol und Turmalin, diesen besonders im Quarz, wel-
cher das Gestein in Adern durchschwärmt oder Nester
darin bildet.
In der Granitnähe wird der Glimmerschiefer meistens
feldspathreich und gneissähnlich, oder auch quarzitisch, wie
bei Wöhr u. a. In dem ersteren Product der Contactmeta-
morphose häuft sich der Glimmer (Biotit und Muscovit) oft
in Knoten an, so dass eine Art Knotenschiefer entsteht, wie
sie in Contacthöfen überhaupt häufig angetroflen werden.
Untergeordnete Glimmerschiefer-Einlagerungen von minderer
Bedeutung sind auch sonst ziemlich häufig zumal in der
Granitnähe und in den Schieferschollen, welche dem Granite
aufliegen. Oft befinden sie sich in bunter Wechsellagerung
mit Gneiss und Hornblendeschiefern, z. B. S von Plan, bei
Marienbad, Königswart, Unter Sandau, ebenso zwischen
Einsiedl und Petschau im Centrum des Gebirges.
Hornblendegesteine nehmen den mittleren Theil
des Karlsbader Gebirges ein, welcher vom Granite gegen
Michelsberg, Tepl und Theusing südostwärts abdacht. Sie
sind vorwaltend als Amphibolschiefer, minder häufig als
massiger Amphibolit entwickelt. Vielfach zerstückt, lagern
sie dem Granite als Reste der ursprünglich wohl allgemei-
nen Bedeckung auf.
Die Südgrenze der Hornblendeschieferzone ist oben
schon angegeben worden, da sie mit der Nordgrenze der
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268 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- urul Crschiefersystem.
(jneissschollen von Michelsberg, Theusing und Buchau zu-
sammenfallt. (S. 263.) Von Böhmisch Borau und Procho-
muth (bei Theusing) erstreckt sich nordostwärts über Goss-
maul gegen Polliken und Theusing, und von hier weiter S
an Goschowitz vorbei über den Schmelkabach hinaus bis JV
von Zobeles eine schmale Amphibolschieferzunge, welche bei
Gossmaul S von Theusing von einer kleinen Gneisserstreckung
unterbrochen wird. Zwischen das Nordende dieser Zunge und
die westlichere Hauptmasse des Hornblendeschiefers schiebt
sich bei Kosslau Glimmerschiefer ein.
Südlich von Plan bei Trus (Karolinengrund) in der
schmalen Zunge zwischen Granit im Liegenden und den
Phylliten des mittelböhmischen Urschiefergebirges im Hang-
enden, trifft man in raschem Wechsel Amphibolite, Amphi-
bolschiefer, Gneiss, Glimmerschiefer und granitische Gesteine.
In dieses bunte Durcheinander erhalt man einen überrasch-
enden Einblick im tiefen romantischen Thale des Schiada-
baches bei Karolinengrund (0. G. Bruck S von Plan) und
weiter abwärts nach seiner Verbindung mit der Mies im
Thale dieses Flusses an den sehr schroffen Gehängen. Man
findet hier nach v. Hochstetter in Wechsellagerang:
Amphibolschiefer; schuppigen, körnigstreifigen, granitischen
Augengneiss mit rothem Feldspath, besonders schön am
Vorsprunge des Saberlohwaldes gegen Trus; kleinkörnigen
Amphibolit ; Syenit : grob- bis feinkörnige Granite, besonders
ausgezeichnet rothe Feldspathgranite (Pegmatite), welche bei
Josefihütte von sehr feinkörnigen Amphiboliten (Dioriten?)
in allen Richtungen gang- und netzförmig durchschwannt sind.
Auf dem Plateau bei Wischezahn, Habakladrau usw.
SO von Marienbad sind kleinkörnige Amphibolite verbreitet,
die nach v. Hochstetter durch Granataufnahme häufig in
Eklogit übergehen, den man am schönsten beim Stifte
Tepl antrifft. Von da südlich auf dem Zuge von Pöken über
die Borauer Höhe, Wischkowitz, den Lasurberg und Auber-
berg gegen Kuttenplan und Plan werden die Amphibolite
durch Hornblendeschiefer verdrangt und diese wieder im
Hangenden bei Punau, Hetschigau und Michelsberg durch
schuppigen Gneiss. Im Hohlwege von Plan nach Wascha-
grün kann man besonders deutlich beobachten, wie die
Amphibolschiefer der gegen Fürwitz und Hurz sich erstreck-
enden schmalen Zunge fortwährend mit Gneiss wechsellagern,
welch' letzterer immer mehr die Oberhand gewinnt, weiter
ostwärts sehr quarzreich wird und endlich in Glimmerschiefer
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Hornblendesrest. 20>9
übergeht. So bildet sich jene 2 — 4 hm breite Glimmer-
schieferzone aus, die sich von Neumarkt über Leskau bis
in die Nähe von Plan erstreckt. (Vergl. S. 266). An sie
grenzt das mittelböhmische Urschiefergebirge an. (Fig. 57.)
Die Nordgrenze der zusammenhängenden Homblende-
schiefermasse verläuft dem Granit entlang von Taschowitz
{XW von Buchau) südwärts, zwischen Buchau und Deutsch
Killmes über die Strasse, wendet sich dann gegen Südwesten,
streicht S an Gabhorn und N an Böhm. Killmes vorbei in
die Petschauer Wälder, zieht südlich von Petschau nun in
mehr östlicher Richtung gegen Sangerberg (JV), hält sich
weiterhin eine Strecke zwischen der Strasse nach Königs-
wart und dem Flossgraben, übersetzt diesen dann, um jedoch
alsbald auf das rechte Ufer zurückzukehren und in einer
Bucht bis in die Nähe von Rojau und Marienbad schart
einzubiegen.
I.atttrbtrrf Stichtlaherg Klnnhobtrg
Wolftbtra
Vff
^f^e^tha!
SO
' 4SS /
Fig. 57. Profil längt des MicheUber#er Hache* vom Plateau bei Habakladrau
bla In' • Mieatbal.
Nacb F. t. Hochitttttr.
1 Horobl«nde«cbiefer 2 UrtboDtcblefcr. 3 Gneiss. 4 Glimmerschiefer, 't Kalkstein.
6 Granit. 7 Basalt.
Zwischen Marienbad und Königswart ist der Horn-
blendeschiefer vielfach von Granit unterbrochen und durch-
setzt. Er lehnt sich im Norden an das Südgehänge des
Glatzeberges und setzt hier den plateau förmigen Theil, die
sog. Mauthwiese, zusammen. Von hier erstreckt sich der
Schiefer südwärts in der Richtung zum Haselhof und Schanz,
von wo er sich — immer einige Hundert Meter östlich von
der Eisenbahn — gegen Marienbad ausbreitet.
Südlich von Marienbad stösst er im Auschowitzer Thale
bis nahe an Unter Gramling mit Gneiss zusammen (S. 264),
worauf um Kuttenplan bis Plan Granit die westliche Grenze
bildet, und weiter südlich die Alluvien am rechten Ufer des
Baches Hornblendeschiefer und Granit bedecken.
SW vom Haselhof bildet Hornblendeschiefer eine Ein-
lagerung von geringer Mächtigkeit im Gneisse und bei der
isolirten Gneisspartie zwischen Königswart und Amonsgrün,
als auch an seiner südlichen Grenze steht er mit Gneiss in
270 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Wechsellagerung. Gegen den Granit der Glatze zu, d. h.
gegen die Linie, die vom Jägerhause gegen das Königs-
warter Badehaus in & IT- Richtung gezogen gedacht werden
kann, wird der Hornblendeschiefer gneissartig und stellen-
weise, wie z. B. auch auf der Mauthwiese, dicht, quarzreich,
und graphitisch.
Nördlich von Königswart in der Gegend von Roggen-
dorf und Perlsberg und von hier ostwärts, gegen Petschau
ist Hornblendeschiefer nur in zahlreichen isolirten Schollen
und Inseln von verschiedener Grösse, dem Granit aufgelagert
und gewissermassen in ihn eingebettet.
In den Schiefern, als auch in den massigen Amphiboliten
herrscht die dichte Amphibolgrundmasse, in welcher man
in der Regel auch schon mit dem blossen Auge dunklen
Glimmer in kleinen Schuppen und Feldspathkörnchen unter-
scheiden kann, vor. In ihr liegen gewöhnlich grünlichgraue
Amphibolkrystalle und meistens auch Plagioklaskörner ein-
gesprengt. An der Grenze gegen Gneiss vermittelt der häu-
figer auftretende Feldspath den allmäligen Uebergang des
nun gncissarügen Homblendeschiefers in Gneiss, mit welchem
jener übrigens geologisch untrennbar verbunden ist. Auch
an der Granitgrenze macht sich der Feldspathreichthum des
Amphibolschiefers sehr bemerkbar.
Der Homblendeschiefer ist meistens dickschieferig, sel-
tener dünngeschichtet. Accessorisch führt er nach Jokely
in Partien und aderförmigen Verzweigungen oder als Ueber-
züge auf Kluftflächen Granat und Pistazit, theils derb, theils
krystallisirt, ferner Pyrit in Körnern und etwas Magnetit.
Hochstetter erwähnt, dass zwischen Grün und Neudorf
Strahlsteinschiefer und grossblätteriger Strahlstein mit Oligo-
klas vorkomme. Chlorit- und Strahlsteinschiefer von hell- bis
schwarzgrüner Farbe sind den herrschenden Amphiboliten
untergeordnet an mehreren Stellen eingeschaltet, namentlich
N von der Sangerberg-Einsiedler Strasse etwa 400 m bevor
man die Rodabachbrücke erreicht, wo die beiden Schiefer
an der Bachsohle wechsellagern. Der Brunnen beim Jäger-
hause ist in diesen Schiefern angelegt.
Die Amphibolgesteine um Marienbad wurden von H. B.
Patton eingehend untersucht. Herrschend ist Hornblen-
deschiefer, dessen Hauptgemengtheil Araphibol ist, wel-
chem sich in untergeordneter Weise Feldspath, Zoisit, Epidot T
Rutil oder auch Quarz zugesellen. Nimmt der Feldspath an
Menge zu, so dass er als wesentlicher Bestandteil ange-
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r
Das Erzgebirge. — 1 . Das Karlsbader Gebirge. — Hornblendegest 271
sehen werden muss, so entwickelt sich Feldspatham-
phibolit, welcher häufig völlig massig erscheint. Ein ge-
wöhnlich vorhandener accessorischer Gemengtheil ist Titanit
in winzigen keilförmigen Krystälichen.
Viel weniger verbreitet als diese beiden Haupt-Amphi-
bolgesteine sind in der Marienbader Gegend einige andere
Abänderungen. Epidotamphibolit, dessen Hauptmasse
nebst Hornblende sich unter dem Mikroskop in ein Aggregat
von Feldspath und Epidot auflöst und auch reichliche Pseudo-
morphosen von Titanomorphit nach Rutil erkennen lässt,
tritt etwa 100 m W von dem Amphibolitfels des Kalvarien-
berges bei Sangerberg zu Tage. Er ist sehr grobkörnig,
gabbroähnlich. Zoisitamphibolit, im Wesentlichen aus
Hornblende und Zoisit mit accessorischem Feldspath be-
stehend, kommt vorzüglich cca 200 m thalaufwärts von der
an der Mündung des Schöpplbaches in den Rodabach ge-
legenen Brücke, am linken Ufer des ersteren Baches, und
weiter von dieser Brücke etwa 250 m gegen Sangerberg
rechts von der Strasse vor. Hier stehen die entblössten Felsen
einer in den Serpentin auskeilenden Amphibollinse an, die
stellenweise in Zoisitamphibolit übergeht. Porphyrischer
glimraerreicher Amphibolit wurde an der Stelle, wo
die Neudorf - Lauterbacher Strasse den Leitenbach über-
schreitet, angetroffen. An derselben Strasse nahe den sog.
Sihützenhäuseln bei Neudorf liegt ebenfalls mitten im Gra-
nite ein gebänderter Pyr ox en- Amphibolschi efer,
der häufig zierliche Stauchungen seiner hellgrün und schwarz -
gnin gefärbten Lagen zeigt. Eklogite, d. h. feldspathfreie
Gesteine, welche wesentlich aus Omphacit und Granat be-
stehen, neben Hornblende, Quarz, Cyanit, Zoisit oder Glim-
mer, die gewisse Abänderungen bedingen, wurden an eini-
gen Punkten bei Marienbad in Blöcken angetroffen. Am linken
Ufer des Rodabaches S von Grün scheint er im oberen
Thefle der hohen Felsen an der Strasse anstehend zu sein.
Die Blöcke enthalten sämmtlich Granat, die zwischen der
Schöpplmühle und der neuen Schleifmühle bei Einsiedl auch
Disthen. Der Granat pflegt von kelyphitähnlichen Mänteln
umhüllt zu sein, die gewöhnlich aus stengeligen, mit ein-
ander verwachsenen Individuen von vorwiegender Horn-
blende und Plagioklas bestehen, welche sich mit Vorliebe
senkrecht zur Granatoberfläche stellen. Die Hüllen sind nach
Patton keineswegs aus der Granatmasse entstanden. (Vergl.
S. 170.) Dass diese Amphibolite sich aus einem erruptiven
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272 !• Archaeische Gruppe. — Urprneiss- und Urschiefersystem.
Massengesteine entwickelt haben könnten, ist zwar nicht aus-
geschlossen, jedoch Hess es sich nicht näher begründen.
Im Bereiche des Urthonschiefers im Westausläufer des
Gebirges kommt ein wenig mächtiges Lager von feinkörni-
gem Amphibolit am Gamilberge bei Konradsgrün vor.
Ein weiteres sehr beachtenswerthes Gestein, welches
sich am Aufbaue des Karlsbader Gebirges betheiligt und
stets mit Amphiboliten in Verbindung angetroffen wird, ist
Serpentin. Er beschränkt sich zwar auf die Zone der
Hornblendegesteine im östlichen Gebirgstheile, erlangt hier
jedoch zwischen Einsiedl, Sangerberg und Neudorf solche
Ausdehnung, wie vielleicht nur in der Thalmulde von Krem?
im Krumauer Granulitgebirge. (Seite. 171.) An diese grosse
Serpentinmasse schliessen sich einige Schollen an, welche
mit ihr einen Zug zusammensetzen, der von Marienbad über
Einsiedl, Grün, Neudorf gegen Lauterbach verläuft.
Die bezeichnete Hauptmasse des Serpentines erhebt
sich über die Oberfläche des Gebirges in einem von SW
gegen NO streichenden, über eine Meile langen Bergrücken,
dessen höchste Punkte : der Wolfsteinberg 880 m und Haid-
berg, die Umgebung weithin beherrschen. Der Rodabach
durchbricht in einer Querschlucht diesen Serpentinrücken
und theilt ihn in zwei Theile: die nördliche sog. Pfluger-
haide und den südlichen Wolfsteinrücken. Dieser ist mehr
zusammenhängend, während die Pflugerhaide aus getrennten,
von Hornblendeschiefer umfassten Serpentinstücken besteht.
Sie ist bewaldet.
Südlich von dieser Hauptmasse erscheint Serpentin
X von Marienbad in einer beiläufig 1 km langen und l /, km
breiten Scholle mit Hornblendegneiss dem Granite des Filz-
hübels am südlichen Abfalle aufgelagert. Im Steinbachthale
kann man das Ineinandergreifen des sich auskeilenden Ser-
pentines und Gneisses beobachten.
Nördlich von der Hauptmasse liegen W und N von
Sangerberg auf dem Granite zahlreiche Inseln von Amphi-
bolitschiefern, mit welchen zwischen Sangerberg, Lauterbach,
Neudorf und Grün auch Serpentine vergesellschaftet sind,
welche an den rauhen zerklüfteten Felskuppen, die sie bil-
den, zumeist schon von weitem kenntlich sind. Die nörd-
lichste dieser Serpentininseln befindet sich etwa eine halbe
Stunde S von Lauterbach.
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Das Erzgebirge. - 1. Das Karlsbader Gebirge. — Serpentin. 273
Hoka.ce B. Patton hat diese Serpentine einer genauen
petrographischen Untersuchung unterzogen, deren Haupt-
resultate kurz angeführt werden mögen. Alle Serpentine
lassen schon mit blossem Auge eine Verschiedenheit der
Zusammensetzung und einen Wechsel der Structur erkennen,
die auf eine bedeutende Manigfaltigkeit der Muttergesteine,
welchen sie ihre Entstehung verdanken, schliessen lassen.
Der Serpentin vom Filzhübel bei Marienbad erscheint
dem blossen Auge als dichte dunkle Masse, in welcher pech-
schwarze metallische Körner von Magnetit sehr reichlich
eingestreut sind, und grössere hellgrünliche Partien vor-
kommen. Die Untersuchung der letzteren namentlich lässt
erkennen, dass der Serpentin aus einem Bronzit-Olivin-
Hornblendegesteine hervorgegangen ist, welches thatsächlich
an der höchsten Serpentinkuppe des Filzhübeis nahe der
Granitgrenze in grobkörnigen Blöcken vorkommt.
Die Serpentine des Wolfsteinrückens und der Plluger-
haide sind meist dicht, manchmal aber auch grobkörnig, in
Farbe und Aussehen wechselnd. An der Schöppelmühle bei
Einsiedl sind sie in mehreren Brüchen gut aufgeschlossen und
hier kann man die äusserlichen Unterschiede des Gesteines
vorzüglich beobachten. Die Farbe der Hauptmasse ist grün-
oder blauschwarz, chocolate-, gelb- oder schwarzbraun, vor-
waltend dunkel, weil Magnetit theils in Schnüren, theils in
Körnern und Oktaederchen reichlich vorhanden ist. Das
Muttergestein scheint eben so wie beim Serpentine des Filz-
hübels ein peridotitisches gewesen zu sein.
Die Serpentine einiger von den nördlichsten isolirten
Inseln sollen etwas eingehender beschrieben werden, weil
sie, auf der unbewaldeten Hochebene in klippigen Felsen
hervorragend, leicht aufgefunden und zum Studium heran-
gezogen werden können.
„Bei den drei Kreuzen* 4 an der Strasse von Sangerberg
nach Neudorf zeigt das Gestein porphyrartige Structur, in-
dem in der dunklen Serpentinmasse mehr als 1 cm grosse
Einsprengünge einer weisslichen, weichen, gewöhnlich von
schwarzen Einschlüssen der Grundmasse durchspickten Masse
liegen. Diese erweist sich unter dem Mikroskope als zusam-
mengesetzt aus Talk, Ghlorit und Faserserpentin und könnte
möglicherweise eine Pseudomorphosenbildung nach Tremolb
sein. Die schwarze Grundmasse selbst zeigt unter dem Mi-
kroskope die deutliche Maschenstructur und die Magnetit-
schnüre des Olivinserpentines, mit welchem einzelne Chlorit-
Kttttr, Geolojle Ton B8hm«n.
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274 l- Archaeische Gruppe. — Ur^neiss- und Urschiefersystem.
blätter und grüne, stark lichtbrechende Spinellkörner ver-
gesellschaftet sind. Im Serpentine nicht weit südlich von den
„drei Kreuzen 44 ist auch Enstatit vorhanden, der stellen-
weise in gelblichen Bastit umgewandelt ist, nebst welchem
auch Maschenserpentin. Ghlorit und Magnetit beobachtet
wurde. Westlich von den „drei Kreuzen 44 erheben sich W
von der Strasse und X vom Flössgraben drei Serpentin-
kuppen. Die nördlichste besteht aus einem an Talk und
Ghlorit. deren Blätter häufig mit einander verwachsen sind,
sehr reichen Serpentine. Tremolit ist meist in Spindel- und
Nadelform reichlich vorhanden. Unter dem Mikroskope kann
man Pseudomorphosen von Serpentin nach Tremolit wahr-
nehmen, wie ähnliche auch im Serpentine vom Filzhübel
vorkommen.
Nördlich von Neu Sangerberg (bei Sangerberg) und S
vom Flössgraben kommt ein Tremolit- Olivin -Gestein vor,
dessen nur noch spurlich erhaltener Olivin durch sein Um-
wandlungsproduct, einen schwarzen Maschenserpentin, als
ursprünglich reichlich vorhanden erwiesen wird. Tremolit
tritt in quadratischen oder unregelmässigen Durchschnitten
von bis 2 cm Durchmesser aus dem dichten Serpentine
hervor. Er ist dem Aussehen nach dem Bronzit täuschend
ähnlich. Das ganze Gestein besitzt grosse Aehnlichkeit mit
dem Tremolit-Olivingesteine der Pflugerhaide.
Etwas über eine Viertelstunde südlich von Lauterbach
kommt an der Strasse nach Sangerberg ein schwarzgraues,
deutlich körniges Enstatit-Tremolit-Olivin-Gestein zu Tage.
Es besteht aus den genannten Gemengtheilen und deren
Zersetzungsproducten : Serpentin, Talk und Ghlorit.
Unweit der X\V von Sangerberg gelegenen „grossen
Ruhestätte 44 tritt ein feinkörniges, graues oder gelbgraues
Bronzit- Tremolit -Chlorit- Gestein auf mit den genannten
Hauptgemengtheilen und untergeordnetem Olivin, Spinell in
tiefgrünen durchsichtigen Körnern und Magnetit, die alle
ohne deutliche Krystallgestalt sind. Besonders merkwürdig
ist jedoch, dass der Ghlorit nicht in gewohnten Blättchen
ausgebildet ist, sondern eine Art Grundmasse bildet, in wel-
cher die übrigen Gemengtheile eingebettet liegen. Ueberau*
ist an dem Ghlorit eine an Plagioklas erinnernde polysyn-
thetische Zwillingslamellirung zu beobachten.
In allen Serpentinen des Gebirges, unter welchen kein
Granatserpentin aufgefunden wurde, sind Ghrysotiladem
zahlreich vorhanden. Mächtigere Klüfte sind stellenweise von
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Da* Erztrehirptf. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Phyllit. 275
abwechselnden Lagen von Chrysotil und schwarzem Opal*)
ausgefüllt. ..Im Steinhaubachthaie beim Filzhübel kommen
an zwei Stellen mehrere Meter mächtige Ausscheidungen
von schwarzem und grünem Opal vor. Er ist wahrscheinlich
zwischen Serpentin, und Gneiss parallel eingelagert. 4 ' Von
sonstigen Kluftausscheidungen im Serpentine sind Calcit,
Chlorit (ein häufiger Gemengtheil grösserer Gangausscheid-
ungen, vergl. S. 173), Tremolit und Asbest bemerkenswerth.
In Einsiedl hat sich schon zu Anfang dieses Jahr-
hundertes in erfreulicher Weise eine Serpentinindustrie
entwickelt, indem das Gestein zu allerlei Kunst und Zier-
gegenständen verarbeitet wurde. Im J. 1838 wurde die hie-
sige Serpentinwaaren-Fabrik , welche gelegentlich als „die
wichtigste Gewerbsanstalt" der Stadt bezeichnet wird, mit
21 Arbeitern betrieben. Gegenwärtig steht hauptsächlich die
neue Schleifmühle unterhalb der Schöppelmühle in Betrieb.
Phyllit ist vorwaltend in dem westlichsten Ausläufer
des Karlsbader Gebirges entwickelt, welcher die Verbindung
mit dem Grenzrücken des Erzgebirges herstellt und zugleich
die Scheide zwischen dem Egerer und Falkenauer Tertiär-
becken bildet. Das ganze Verbreitungsgebiet des Urthon-
schiefers östlich von Königsberg über Golddorf, Perglas und
Dassnitz. nordwärts über Maria Kulm und Reissengrün bis
zum Falkenauer Tertiär erscheint als flachwelliges, theilweise
plateauförmig geebnetes Bergland, welches sich nach Jok£ly
gleichsam als erste Terasse (bis 561 m) des Karlsbader Ge-
birges darstellt. Ueber dieselbe erhebt sich weiter im Süd-
osten der Glimmerschiefer als zweite Terasse (bis 750 m)
und dieser wieder wird beherrscht von dem granitischen
Centraistocke (bis 987 m).
Von der Königsberger zusammenhängenden Phyllitpartie
verläuft gegen Süden ein schmaler Streifen über Ebersfeld,
Mülln und Krottensee bis Teschau, westlich an das Tertiär-
land des Egerer Beckens gränzend. In der Gegend von
Miltigau wird er von Granit unterbrochen, erscheint aber
wieder bei Leimbruck und Konradsgrün, am Gamil- und
Baierberge, wo er ebenfalls nur einen ganz schmalen Streifen
bildet, welcher westlich gegen die Tertiärablagerung vom
Altbache (Leimbache) begrenzt wird. Allerdings setzt der
Phyllit noch über den Bach fort und tritt im Gebiete des
Böhmischen Waldes um Palitz wieder zu Tage.
*i l\ A. auch von Goethe für Pechstein gehalteu.
18*
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27H I- Archaeische Gruppe. — L'rgnciss- und Urscliiefersystem.
Im Osten lehnt sich der ganze Ausläufer an den Granit
des Kaiserwaldes an. Hier nun geht der Phyllit in Glimmer-
schiefer über. Die Grenze beider Gesteine, soweit sie sich
bestimmen lässt, verläuft in der nördlichen Partie des Ur-
thonschiefers in ziemlich gerader Linie von den östlichen
Häusern von Teschau zwischen Liebau und Mülln nordwärts
beim Jägerhause (0 von Golddorf) vorbei gegen das Spiegel-
wirthshaus. Die Grenze der tertiären Ablagerung wird bei
Teschau auf eine Strecke vom Krottenbache gebildet und
wendet sich östlich bei Krottensee vorbei über Mülln und den
östlichen Theil von Steinhof bis Königsberg. Zwischen Kö-
nigsberg und Perglas greift der Urthonschiefer buchtförmig
tief in das Tertiäre ein und tritt aus der Tertiärbedeckung
inselförmi r r bei beiden Orten, 0 von Schaben und am Kö-
nigsberger Schlossberge, hervor. Von dem nördlichen Theile
von Königsberg wendet sich die Grenze, nun am linken Eger-
ufer, entlang des südwestlichen und westlichen Gehänges
des Mariahilfberges (f>67 m) bis zum Leibitschbaehe (X bei
Katzengrün), von wo sie zwischen Rauenkulm und Unter
Schossenreuth ostwärts an der orographischen Scheide des
Karlsbader und des Erzgebirges als nördliche Grenzlinie des
Urthonschiefers bis zum Falkenauer Tertiärbecken verläuft.
Das Tertiärland bildet weiter zum Theil längs des Rauscher-
baches bis in die Gegend U von Reissengrün die Grenze
des Phyllites, welcher 0 von Maria Kulm in einer Linie von
Dassnitz südöstlich an die dortige Glimmerschieferinsel sich
anschliesst.
Im Allgemeinen ist der Phyllit deutlich kristallinisch,
stellenweise glimmerschieferähnlich , jedoch immer quarz-
ärmer, weniger hart und daher viel leichter verwitterbar als
wahrer Glimmerschiefer. In den Thaleinschnitten und be-
sonders an den Grenzen der Tertiärauflagerung pflegt er in
eine ockergelbe oder röthtfche Masse aufgelöst zu sein. Im
Uebrigen stimmt er vollkommen mit den Phylliten des west-
lich angrenzenden, von uns noch zum Böhmischen Walde
einbezogenen Gebietes überein. (S. 238.) Besonders erwäh-
nenswerth sind zwei Abänderungen. Die eine ist weiss, fein-
schuppig und enthält zahlreiche oft »cm lange Staurolith-
krystalle. welche jedoch meist zersetzt oder zerstört sind, so
dass häufig nur mit Eisenoxydhydrat überzogene Eindrücke
ihr einstiges Dasein verrathen. Man findet sie bei Teschau
und Krottensee. Die andere Abart enthält reichlich Tur-
malin in zarten Krystallen, körnig stengelige Aggregate
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Lagerung. 277
"5
Ob
« -
1 *
bildend, welche lagenweise mit grauer, grünlicher, gelblich-
weisser. biotithaltiger Phyllitsubstanz wech- ©
sein und daher das Gestein am Querbruche
zierlich dünn gestreift erscheinen lassen. Im s
Grossen besitzt diese Abänderung eine dick- 1
plattige Absonderung und wurde O von |
Krottensee zu Bauzwecken gebrochen. |
Es ist wohl möglich, dass diese Abän-
derungen mit contactmetamorphischen Ein-
flüssen des Granites zusammenhängen, wofür
auch die hie und da vorkommenden Fleck- \ , ' r |
und Knotenschiefer sprechen. t '■'■■> to
Die LftgerungsverMltnisse der bespro- JjS\ f
ebenen geschichteten Hauptgesteine des
Karlsbader Gebirges sind im östlichen Theile,
im sog. Tepler Gebirge, ziemlich einfach, im ^ o
westlichen Theile, namentlich im Kaiser-
walde, dagegen im Einzelnen sehr verwor- IM J \
ren und überall deutlich vom Granite des Wr*. * '
Gentraistockes beeinflusst. Eine Uebersicht ».
kann gleich hier eingeschaltet werden, da
über die besondere Art der Beeinflussung 5 > ~ 1
der Lagerung durch den Granit, welche noch '|
keineswegs sicher gestellt ist, einiges besser 1,3 y$jjr 1 1
später nachgetragen werden wird. , p^f- * J
Im östlichen Gebirgstheile um Plan, }j3ß 5 §
Tepl, Einsiedl, Neumarkt, Theusing, Luditz, g?-: j Ä
Buchau herrscht im Allgemeinen Südwest- ^
nordöstliches Streichen der krystallinischen
Schiefer, wobei das Einfallen vorwaltend ein )\. ■ : |
südöstliches, d. h. vom Granitstocke abge- 7.V. : 1
wendetes ist. Nur stellenweise, z. B. im )' .' :* I
Hornblendeschiefer und Gneiss zwischen \;X :
Tepl und Neumarkt, tritt ein widersinniges ^
Verflachen ein, welches in grösseren Falt- | T \',
ungen seine Erklärung findet und auch auf | ^N/ '
Verwerfungen urtheilen lässt. (Fig 58.) £
Nördlich von Plan bis Leskau, Neu-
markt und Tepl streichen die Schichten ^
durchwegs nach Nordosten mit St. 2 bis 4 *
und fallen in Südost unter 45 — 00 Grad. Bei Leskau z. B.
streicht der Glimmerschiefer in St. 4 und verflächt 55° in SO.
278 I* Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Bei Plan und weiter nördlich gegen Waschagrün herrscht
im Gneiss und Amphibolschiefer ein Streichen in St. 2 — 4;
das Verflächen ist bei der Stadt unter 60°, bei Waschagrün
unter 45° in -SO gerichtet. Bei Tepl streicht der Gneiss
und Hornblendeschiefer mehr nordlich (St. 1 — 2) und fallt
unter 50° in SO.
Die Lagerungsverhältnisse in der Mitte des Gebirges,
nahe der Ostgrenze des Centraigranites, macht das Profil
Fig. 59. deutlich, welches den Verband der allenfalls als
gleichzeitige Gebilde aufzufassenden Hornblendeschiefer und
Serpentine zwischen Einsiedl und Sangerberg zur Anschau-
ung bringt. Von Einsiedl aus in Nordwestrichtung folgen
auf Amphibolit zwei je beiläufig 300 m machtige Streifen
von Gneiss und Amphibolit. in welch' letzterem der Roda-
bach sein Bett eingeschnitten hat. Dann kommt eine etwa
100 Meter mächtige
nw ~ R.«tahach so Serpentinlage, dann
Zoisitampjiibolit (S.
271), welcher eine
irn Serpentine sich
auskeilende Einla-
gerung bildet, auf
welche wieder ein
plattiger, meist zer-
setzter Serpentin
folgt, der von Ghlorit- und Strahlsteinschiefer unterlagert zu
sein scheint. Diesem endlich folgt ein drittes Serpentinvor-
kommniss, dessen Mächtigkeit auf 400 m angeschlagen wer-
den kann. Den Serpentin unterlagert abermals Amphibolit
Alle Schichten fallen vom Granite ab unter 50— 70 1 ' in SO-
Das Streichen ist ein nordöstliches.
Im westlichen Theile des Gebirges, vom Granite der
Eger zu. trifft man überall in buntem Wechsel: Gneiss.
Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer und Granit, welcher die
Schiefer immer wieder durchbricht und sie einzuschliessen
scheint. Man muss hier zur Ueberzeugung gelangen, dass
die Schieferinseln nur spärliche Reste oder Fetzen der ur-
sprünglichen Granithülle sind, die der vollständigen Erosion
eben deshalb entgangen sind, weil sie in den Granit tiefer
und fester eingeklemmt waren als die weggeschwemmten
Partien. Diesen Verhältnissen zufolge wäre es eigentlich
unmöglich, irgend welchen Aufschluss über die Lagerung
der Schiefer zu erlangen, wenn nicht doch an den Granit
t v i * ' * ' J
Fig 6$. Profil durch da« Serpentlngebtet xwiicheu Ein
•ledl und Saugerberg.
Nach II. B. Patton.
1 Amphibolit. 1—z Zoiaitamphlbollt. 2 Chlorit- u. Strahl
(tdnscbiefer. 3 Gnel»s. 4 Serpentin.
Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Lagerung. 279
auch grössere und zusammenhangende Schieferpartien sich
anschmiegen würden.
In diesen bestimmte Jokely z. B. beim Amphibol-
schiefer zwischen Roggendorf und Perlsberg ein nordöstliches
Streichen (St. 4 — 5) und ein Fallen unter 60 — 65° in Nord-
westnord. Nahe dieselbe Lagerung zeigt der den Amphibol-
schiefer überlagernde Gneiss zwischen Schönficht und Unter
Perlsberg. Zwischen Reichenbach und Steinbach unterteuft
der Gneiss bei einem Streichen in St. 2 — 4 gleichmässig
den Glimmerschiefer, welcher unter 60 — 80° in Nordwesten
verflächt. In gleicher Weise ist das allgemeine Streichen in
«ler Gegend von Kirchenbirk, Steinbach und Prösau nach
Nordosten (St. 2—4) gerichtet und das Verflachen ein nord-
westliches, also vom Centraigranite abgewendetes.
Ganz analoge Verhältnisse herrschen am Südabfalle
des Kaiserwaldes, wo die krystallinischen Schiefer ebenfalls
den Granitumrissen parallel streichen und vom Granite ab-
lallen. So streichen Amphibolschiefer und Gneiss von
Schanz und Haselhof in St. 5 — 6 und fallen unter 60 — 80°
in Süden, und gleicherweise schmiegt sich der Gneiss (Glim-
merschiefer) von Haselhof gegen Altwasser an den Granit an.
Von Altwasser über Ober Sandau bis nahe an Kon-
radsgrün ist Glimmerschiefer verbreitet, der eigentlich zum
Böhmischen Walde gehört. (S. 225.) Er scheint vollkommen
abweichend von den übrigen Schiefern gegen den Granit
einzufallen, was jedoch nach Jokely einfach aus dem
wellenförmigen Gebirgsbaue des Glimmerschiefers zu erklä-
ren ist. Vom Schichtensattel des Dillenberg es (Seite 230)
zieht nämlich nordostwärts über den Egerbil bis in die
Gegend von Altwasser eine Sattellinie, von welcher nörd-
lich, das ist eben gegen die Granit-Glimmerschiefergrenze
zu, die Schichten des Sattels unter T>0— 40 Grad in Norden
einfallen. Unmittelbar an der Grenze werden sie jedoch fast
schwebend, so dass diese gerade in die Mitte der einst ge-
schlossen gewesenen Schichtenmulde fällt. Gegenwärtig ist
allerdings nur noch der südliche Muldenflügel vorhanden
(im Egerbil und seinen westlichen Anhängen). Der nördliche
Muldenflügel, der einst dem Granite zwischen Unter Sandau
und Schloss Königswart auflag und einen südlichen Schich-
. tenabfall besass, ist vollständig weggeschwemmt, so dass nun
das niedrige Granithügelland zwischen den genannten beiden
Punkten (XIII und XV in Fig. 60.) von jeglicher Schiefer-
hülle entblösst ist. ^
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280 L Archaeische Gruppe. — LJrjnieiss- und UrsclüefersystciiL
Man darf hienach wohl behaupten, dass Gneiss. Glim-
merschiefer und Amphibolschiefer dem Granite des Kaiser-
waldes auflagern und von ihm abfallen, welche Lagerungs-
Fig. 60. Geogoostisches Kärtchen des Kaiserwaldcs und der angrenzenden Gebiete.
Von J. Jokily. (Orig.»
/ Kloben // Maria Kulm. /// Schaben. IV KuditzgrüD. V Kirchenbirk. VI Spiegel
wiribahaus VII Schönlind. VIII Königsberg. IX Ebersfeld X Krottensee. X/ Mlltlgau.
XII Konradsgrlln XIII Unter Sandau. XIV Krouzkircbel. AT Sehloss Könlgswart.
XVI Königswart. XVII Glatzeberg. XVIII Judenhauberg. XIX Steinbach. XX Hachen-
bach. XX/ Unter PerUberg XX// 8chönficbt. XX/// Ober Sandau. XXIV Malersgrün.
XX V Altwasser. XXVI Schanz.
/ Gneiss. 2 Glimmerschiefer. .'; Hornblendeachlefer. 4 Phyllit. ~> Tertiärablagerungen
F des Egerer, F de« Falkenauer Hecken«. 6 Granit.
Sarh F. Löwl sollte, soweit es der kleine Massstab des Kärtchens zalässt, /// eine
kleine gestreckte (.ilimmerschieferinsel umgeben, und der eingerechnete Gneiss Im •
Süden twlschen XXP nnd XXVI ganz und jener Im Osten bei XIX u. XX// Glimmer-
schiefer sein. Ferner wären zwischen V und VI, dann SO von VII, und Inmitten zwi-
schen VII und /X Inseln von Gebirgsgrsnit, und zwischen XVI u XVIII ein Greisen-
vorkommen einzurelchnen. Die Quarzgänge \ n XI und XII stidoatwärts i gegen XVI
und XXV) sind nicht berücksichtigt wörden
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Laserung. 28 1
Verhältnisse durch die Profile Fig. Ol. u. 62. veranschaulich!
werden. Dieselben beziehen sich auf das Kärtchen Fig. 60.,
in welchem übrigens das Verflachen der Schichten auch
durch Pfeile angedeutet ist.
Anders verhält es sich bei dem zwischen Maria Kulm
und Miltigau (II und XI in Fig. 60.) längs des westlichen
Ft 9 61. Profil durch den Kaiterwald (in der Linie AA' Fig €0).
Nach J. JokHy.
I GbsIis. i Glimmerschiefer X Amphlboltchlefer. 4 Tertiärablagerungen du» Palke-
nauer Beckens. 5 Granit.
«Steh ir,wl mtUite am Sudende Glimmerschiefer anstatt Gneis» und bei Beggendorf
anstatt GneU« GeblrgegranU eingezeichnet «ein
f£f. Durchschnitt durch da« Grenzgebiet «wischen dem Böhmischen Walde und
dem RarUbsder Gebirge (KsUerwalde, in der Linie BB' Fig. 60).
Nach J. Jokehj.
1 Glimafr*thi«fer. » Tartlarablagerungeo des Falkenauer Beckens. 8 Granit.
<X»CB LSarl besteht die Schönbranner Höbe «wischen den beiden Llebsnbkchen z.Th.
aus Geblrgsgranlt.t
Gebirgsabfalles sich hinziehenden Phvllitstreifen. Das Strei-
chen der Schichten ist hier sehr wechselnd zwischen St. 4
bis 8, das Fallen in SSO bis SSW gerichtet, also entgegen-
gesetzt dem Hauptverflächen des Glimmerschiefers. (Fig. 62.)
Es mag diese Erscheinung nach Jokely in durch den Granit
hervorgerufenen Störungen beruhen. Aehnliche Verhältnisse
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282 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
-
8
Muxthal b«i
21 (tritnbad
t'tutr Teich
Glatze
Unter Perltberg
herrschen auch anderwärts. So z. B. fällt nach F. Löwl*)
bei Schönlind der in einen körnigen granatreichen Anda-
lusitglimmerfels umgewandelte Glim-
g merschiefer von Norden her unter
den Granit ein. Er streicht gegen 0
und fallt :"i0— 60* in S. Auch auf
der Westseite des Liebauthales, zwi-
schen Schönlind und Tiefengrün
wird der Granit vom Schiefer un-
terteuft. Zwischen Tiefengrün und
Wöhr ist der Contactschiefer zu
einer schmalen Steilmulde zusam-
mengebogen, deren Ostflügel sich
an den Perlsberger Granit anlehnt.
Unter dem Westflügel, der St. 9
streicht und 60 bis 70° NO fallt,
kommt bei Schönbrunn ein neuer
Granitkern zum Vorschein. In Ma-
rienbad ist der Gneiss zwischen den
Granitpartien des Steinhau - und
Schneidrangberges fächerförmig ein-
gezwängt und parallel zum Schneid-
thale steil aufgerichtet.
Ueberhaupt scheinen die La-
gerungsverhältnisse venvickelter zu
sein, als aus den Angaben der älte-
ren Geologen zu entnehmen ist. So
sah sich F. Löwl veranlasst zur
Erklärung der wechselnden Lager-
ung in der zerissenen Schieferhülle
des Kaiserwaldes zur Annahme in-
trusiver Stöcke [Laccolithe. Bathy-
lithe**)] zu greifen, welche die Schie-
ferhülle hoben und wölbten. Da-
durch erklärt er sich auch den
abweichenden Oberflächencharakter
des Kaiserwaldes gegenüber dem
Böhmischen Walde und Erzgebirge ;
Schönlind
Uebernthal bei
ßcichtnbach
K.rchenbirk
Spttgilwirtht-
han«
Dastnitz
Maria Kulm
Sfhotsenratth
*; Die <;raiiitkerne des Kaiserwaldee
bei Marienba«!, l'rajr, 1885. Mit 18 H«>lz-chn. u. 2 lith. Tafeln.
**) Veiv!. <.:. v. (i n m Ii e 1 : (ieolo/. Aphorismen über Karlsbad.
Karlsb. Fremdblt. 1884, Nro. 82.
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Das Erzgebirge. — l. Das Karlsbader Gebirge. — Kalkstein. 283
denn während hier weit fortstreiehende Joche und Mulden ,
vorherrschen, besteht der Kaiserwald aus „dicht geschaarten
Schieferkuppeln mit Granitkernen k \ welche nur dort an der
Oberfläche zum Vorschein kommen, wo die Schieferkappen
abgetragen sind.
Zu den besprochenen geschichteten Hauptgesteinen
des Karlsbader Gebirges gesellen sich einige untergeordnete
Einlagerungen.
Graphitschiefer, gewöhnlich sehr feinkörnig oder
kryptokrystallinisch, quarzreich und dünnspaltig, manchmal
auch thon^chieferähnlich , bilden im Gneisse an mehreren
Orten schichtenförmige Einlagerungen. Vorzuglich kommen
sie im südwestlichen Grenzgebiete bei Schönficht am Stein-
bockberge, S von Haselhof und X bei Schanz vor, ferner
bei der isolirten Gneissinsel östlich von Amonsgrün und an
der Grenze der Hornblendeschiefer gegen den Granit auf
der Mauthwiese am Südabhange des Glatzeberges. Hier ist
das Graphitgestein öfters dickplattig, so dass es in losen
Blöcken massig erscheinen kann. Accessorisch führen die
Graphitschiefer häufig Andalusit, welcher jedoch gewöhnlich
in eine glimmerartige Substanz umgewandelt zu sein pflegt.
Krvstallinische Kalksteine sind im Karlsbader Ge-
birge nur spärlich vorhanden. W von Reichenbach (X von
Schönlind bei Kirchenbirk) am linken Ufer des Gross Liebau-
baches scheint er im Gneisse dicht an der Grenze mit
Glimmerschiefer ein Lager zu bilden. Dasselbe würde 8 bis
10 m Mächtigkeit besitzen. Das Streichen entspricht voll-
kommen jenem des Nebengesteines (in St. iV), das Einfallen
ist ein nordwestliches unter 70—80 Grad. Jokely hebt
hervor, dass dieses Kalkvorkommen nach den Lagerungs-
verhAltnissen zu schliessen in innigster Wechselbeziehung
mit den hiesigen Bleiglanzgängen stehen könnte.
Von grösserer Bedeutung ist der Kalkreichthum des
Lasurberges XO von Plan, der sich mit seinen Anhängen
zwischen den Thälem des Wunschelbaches im Norden und des
Michelsberger Baches im Osten ausbreitet und in dieselben
mit klippigen, felsigen Gehängen steil abfallt. Fast vollkom-
men ebenflächige Amphibolschiefer wechsellagern hier mit
kristallinischem Kalkstein in Lagern von l / 2 bis 6 m Mäch-
tigkeit. Die Lagerung wird v. Hochstetter als wunderbar
regelmässig bezeichnet, da wohl ein Dutzend Kalklager unter
und über einander vollkommen ebenüächig geschichtet sind,
284 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Ursclüefersystem.
gleichmässig nach Stunde 2 streichen und unter ;J5 Grad
in Südosten einfallen. Die Lager erstrecken sich nordost-
wärts über den Michelsberger Bach gegen Wischkowitz fort
und sind überall in zahlreichen Brüchen aufgeschlossen.
Im Hangenden dieses Hauptlagerzuges streicht X von Punau
ebenfalls ein Kalksteinlager.
Der Kalk an allen diesen Punkten zeigt die verschie-
densten Färbungen, weiss, gelb, grau, roth, bläulich, schwarz.
Oft, besonders in den Wischkowitzer Brüchen, sind die Kalk-
steine von Klüften durchzogen, auf welchen schöne Galcit-
drusen als auch (nach Zippe) Bergkork (Bergleder) in sehr
grossen Stücken vorkommen. Von weiteren Mineralen führt
v. Hochstetter an: Chlorit, Pyrit. Quarz und Pistazit.
dieser letztere theils als Pistazitschiefer, — am Lasurberge
mit Amphibolschiefern wechsellagernd, — theils auf Kluft-
flächen in Krystallen ausgebildet, oder den Amphibolschiefer
in Adern und Schnüren durchziehend. In den Wischkowitzer
Brüchen wurde auch Pistazitgranit mit rothein Orthoklas in
Gängen beobachtet, welche den Kalkstein und Hornblende-
schiefer durchsetzen.
üeberhaupt ist das Kalksteingebiet zwischen Wischko-
witz, Punau, Michelsberg und Pistau reich an Einlagerungen
von granulitischen Gesteinen und an Pegmatiten, welche
in Blöcken überall angetroffen werden.
Quarzfels durchsetzt namentlich im westlichen Theile
des Gebirges den Granit in mächtigen Gängen, die unter
einander ziemlich parallel von SO gegen KW streichend
stundenweit verfolgt werden können. Sie bestehen vorwal-
tend aus Quarz in verschiedener Ausbildung, oft mit acces-
sorisch beibrechendem Tunnalin, mit Rotheisenerz und
Manganoxyden. Häufig ist Hornstein entwickelt, oder es
bildet sich durch Aufnahme von Brocken des Nebengesteines
(Granit. Porphyr u. a.) eine art Breccie, sog. Quarzbrocken-
fels aus.
Der südlichste dieser Gänge, der schon durch die älte-
ren sächsischen geolog. Aufnahmen bekannt wurde, ist spä-
ter (185*2) von A. E. Reitss eingehend beschrieben worden.
Er beginnt mit einer ziemlich schroffen Felspartie bei Alt-
wasser SO von Unter Sandau, dicht an der Grenze zwischen
Granit und Gneiss (nach Löwl Glimmerschiefer), wo er in
Brüchen offen gelegt ist. Von da setzt er in nordwestlicher
Richtung 0 knapp an Unter Sandau vorbei über den Kreuz-
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Quarzfels. 285
berg bis an das Tertiärland bei Leimbruck fort, scheint sich
aber im Osten von Konradsgrün in zwei Trume zu zerschlagen,
von denen der eine mehr nordwärts bis Sehüttüber, der
andere nordwestwärts gegen Schirmitz und Leimbruck ver-
läuft. Von dieser Ausgabelung des Ganges kann man sich
leicht zwischen Konradsgrün und dem Lehnhofe überzeugen,
wo beide etwa 4—500 m von einander entfernte Quarz-
sänge in Schottergruben aufgeschlossen sind. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass der Quarzgang von Langenbruck an
unter der Tertiärbedeckung weiterstreicht und seine Fort-
setzung in dem Quarzgange des Fichtelgebirges bei Seeberg
und Haslau findet. (Vergl. S. 248.)
Etwas nördlicher durchsetzt den Granit des Judenhau-
stockes nach F. Löwl ein zweiter Quarzgang, der W von
Königswart beginnt und von hier nordwestwärts am Fusse des
Bergrückens über Amonsgrün und Markusgrün bis Miltigau
verläuft. Auf der ganzen Strecke ist er in zahlreichen Kies-
und Schotterbrüchen blosgelegt. Im Norden von Miltigau fällt
die Verlängerung des Ganges „haarscharf mit einer Verwerfung
zusammen", die sich aus der Faltrichtung des Urthonschiefers
von Kuttensee und Mülln erschliessen lässt. In die südöst-
liche Fortsetzung dieses Ganges dürften die Quarz- und
Hornstein gänge fallen, welche in der nächsten Umgebung
ron Marienbad zu Tage kommen. Die bedeutendste dieser
Gangbildungen zieht sich in der Richtung von der Marien-,
Ambrosius- und Karolinen-Quelle am Schneidranggehänge
in St. 9— 10 zu dem Jägerhause herauf. Sie erreicht bei 75
bis £0" südlichen Einfallens eine Mächtigkeit bis zu 10 m.
Die Hauptmasse besteht aus Quarz, eisenschüssigem quarzi-
gem Hornsteine, der vielfach von schmalen Achat-, Chalce-
ion- und kristallinischen Quarztrümmern durchzogen wird,
zahlreiche kleine Granit- und Feldspathbrocken, sowie mit
Eisenoxvd erfüllte Quarz- und Amethvstdrusen enthält, und
endlich auch in der Mitte der ganzen Masse Rotheisenerz
und Braunstein in Putzen und Nestenn führt. Aehnliche
Quarzbrockenfelsgänge durchsetzen wahrscheinlich in der
Fortsetzung des mächtigen Ganges im Schneidrang den grob-
körnigen Granit des Mühlberges. Man kann sie am Eingange
des Steinbruches an der Karlsbader Strasse beobachten.
Ausser diesen in St. 9 — 10 streichenden Gängen kommen
nach Warxsdorff bei Marienbad auch Quarzgänge mit
nördlichem Streichen (St. 11-12) vor.
286 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Noch weiter nördlich streicht parallel zu den beiden
besprochenen ein dritter Quarzfelsgang, der im Erzgebirgs-
granite des Grudumberges W von Schlaggen wald beginnt
und nordwestwärts gegen Wudingrün zum Falkenauer Ter-
tiärbecken streicht. Unter den Ablagerungen des letzteren
scheint er im Granite 0 an Falkenau vorbei weiterzuziehen
und mit dem Quarzbrockenfelsgange, welcher im Erzgebirge
in der Gegend von Silbergrün zu Tage kommt, zusammen-
zuhängen.
Im nördlichsten Theile des Karlsbader Gebirges end-
lich treten Quarz- und Hornsteingänge häufig im Granite
der Umgebung von Karlsbad selbst auf, obwohl sie nur an
wenigen Stellen, z. B. am Bernhardfelsen bei der Felsen-
und Stephansquelle und in der Granitwand unter dem Stadt-
thurme hinter der Marktbrunnencolonnade beobachtet werden
können. Sie sind von ganz ähnlicher Beschaffenheit wie die
vorerwähnten analogen Gänge bei Marienbad. Ueber beider
Verhältniss zu den betreffenden Quellen wird weiter unten
das Nothwendige erörtert werden.
Eine sehr wichtige, für den ganzen Aufbau und die
Oberflächengestaltung des Karlsbader Gebirges höchst be-
deutungsvolle Rolle spielt der Granit. Es ist nothwendig.
bevor wir in die Beschreibung des Granitgebirges eingehen,
vorerst den Begriff und die Bedeutung einiger Varietäten-
Benennungen festzustellen.
Ferd. v. Hochstetter hat im ganzen Erzgebirge
A. Hauptgranite, welche grössere Gebirgstheile zusam-
mensetzen, den B. untergeordneten Graniten gegen-
über gestellt. Bei der ersteren Hauptvarietät unterschied er
gleichmässig und porphyrartige grobkörnige Gebirg s-
granite; bei der zweiten Hauptvarietät gleichmässig und
porphyrartige feinkörnige Zinngranite. Die unter-
geordneten Granite theilte er in N e s t e r g r a n i t e, umfassend
grauen und glimmerdioritartigen Granit, und Ganggranite,
klein- und grosskörnig, ein. Speciell in der Umgebung von
Karlsbad unterschied er: 1. Hirschensprunggranit
(Gebirgsgranit) ; 2. Karlsbader Granit (porphyrartiger
Zinngranit); 3. Kreuzberggranit (gleichmässig feinkör-
niger Zinngranit). Jokely und Reuss haben sich im Allge-
meinen dieser Eintheilung angeschlossen. C. Naumann jedoch
beschränkte sich auf die Unterscheidung des meist feinkör-
nigen Kreuzberggranites vom grobkörnigen meist porphvr-
artigen Hirschensprunggranite.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 287
Endlich Laube in seinem Erzgebirgswerke unterschei-
det drei Gruppen von Graniten : 1. Gebirgsgranite, pla-
tnoklasarme, erzfreie, filtere Granite, die ähnlich auch im
Fichtelgebirge und Böhmerwalde entwickelt sind; 2. Erz-
gebirgsgranite, zinnsteinführende , plagioklasreichere,
jüngere, auf das Erzgebirgssystem beschränkte Granite;
3. Ausscheidungsgranite, d. i. Ganggranite, theils fein-
körnig, theils pegmatitisch.
Die glimmerdioritartigen Nestergranite Hochstetter s
und grauen Granite Jokelys deutet Laube als Glimmer-
syenitporphyr (Minette).
Wie man sieht, beruht das Wesentliche der Eintheilung
bei allen Autoren darin, dass die zinnführenden von
den übrigen Graniten geschieden werden. Dies wäre in der
That berechtigt, weil die ersteren Granite eben wegen ihres
Zinnerzgehaltes als einzig ihrer Art bezeichnet werden kön-
nen, wenn alle Granite, welche unter der Bezeichnung
Zinngranit verstanden werden, auch in der That Zinnstein
beigemengt enthalten möchten. Dies ist aber nicht der Fall,
weshalb Laube's sehr bezeichnender Benennung der Vor-
zug zu geben ist. Wir werden also von Gebirgsgraniten,
Erzgebirgegraniten und Ganggraniten zu sprechen haben,
jedoch wollen wir vorerst einer Frage kurz gedenken, die
zwar für die geognostische Beschreibung des Erzgebirgs-
systemes von minderer Bedeutung jst und erst im zweiten
f heile unseres Buches näher beleuchtet werden wird, immer-
hin aber zur vorläufigen Orientirung einiger Bemerkungen
bedarf. Die einzelnen Erforscher des Gebirges vermögen
sich nämlich nicht darüber zu einigen, ob die beiden Haupt-
abarten des Granites von gleichem oder verschiedenem
Alter sind.
Goethe (1807) neigte gegen Buch (1792) zur Ansicht,
dass die (Karlsbader) Granite gleichzeitige Gebilde sind,
wofür sie auch v. Hoff hielt, wählend der als vorzüglicher
Beobachter bewährte v. Warnsdorff ihnen ein verschie-
denes Alter beilegte. Dem entgegen hielt sie Reuss und
namentlich F. v. Hochstetter für entschieden gleich-
zeitige Bildungen, die durch ganz allmälige Uebergänge
mit einander verbunden sind. Der specifisch Karlsbader
Granit, welchen er dem Gebirgsgranite des Ilirschensprun-
ges und dem Erzgebirgsgranite des Kreuzberges einfügt, ist
das eigentliche Verbindungsglieg zwischen diesen beiden
Abarten. Nach Jok£ly stellt der Erzgebirgs(Zinn-)granit
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_>88 I- Archaeische Gruppe.
Urgneiss- und Urschiefersystem.
and Greisen nur concretionäre Massen innerhalb des Ge-
birgsgranites vor, mit welchem sie gleichzeitig entstan-
den sein müssen. Diese Auffassung ist allerdings nicht halt-
bar. Rücker, dem wir einen lesenswerthen Beitrag zur
Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald *) ver-
danken, gelangte zur Ansicht, dass die (Schlaggen walder)
Zinnerzstöcke einer jüngeren eruptiven Bildung angehören
als die Gebirgsgranite. Ebenso trat C. F. Naumann (vergl.
weiter unten) entschieden für ein verschiedenes Alter
der beiden Granitabarten ein, welcher Ansicht sich neuer-
dings auch Laube anschliesst.
Man sieht, wie schwankend die Ansichten über die
Altersverhältnisse der beiden Haupt-Granitabarten des Erz-
j?ebirgssystemes sind, wobei zu beachten ist, dass jeder
Forscher für seine Ansicht die überzeugendsten Gründe zu
haben glaubte. Ich halte die Frage noch nicht für gelöst,
da ein wichtiges Moment unbeachtet blieb : die verschiedene
Ausbildungsweise des Granites im Gentrum und an der
Peripherie der Stöcke, die überall nachzuweisen ist. Ich
glaube man wird durch Untersuchungen in dieser Richtung
zur Ueberzeugung gelangen, dass gewisse grobkörnig por-
phyrartige und gleichmassig körnige Granite, die heute von
einander geschieden werden, von gleichem Alter sind,
dass aber zwischen gleichmässig körnigen Graniten, welche
heute gewöhnlich zusammengeworfen werden, Alters-
unterschiede bestehen, wie ich es im mittelböhmischen
Granitgebirge beobachtet habe.—
Die allgemeine Umgrenzung des Granitgebietes im Karls-
bader Gebirge ist durch die Städte Königswart, Marienbad.
Petschau, Engelhaus, Karlsbad, Elbogen, Unter Sandau ge-
geben. Der Untergrund dieses ganzen Gebietes ist Granit,
der an der Oberfläche allerdings vielfach unterbrochen ist
von den zahlreichen Inseln und Schollen krystallinischer
Schiefer, von Tertiärinselchen. Basalten, Torfbedeckungen
usw. Die grosse Schlaggenwald-Lauterbacher Gneissinsel allein
(S. 265) bedeckt etwa ein Fünftel der Granitmasse.
Die südliche Grenze des Granitgebirges gegen die Horn-
blendeschieferzone ist oben (als nördliche Begrenzung dieser
letzteren, S. 269) schon angegeben worden. Die Nord- und
Xordwestgrenze verläuft, zunächst mit den Ausläufern des
Duppauer Basaltgebirges und den Tertiärablagerungen süd-
V. Jahrb. .1. k. k. £...-,!. H.-A., XIV.. 1804, pup. 311 tT.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gel». — Marienbad. 289
lieh von Rodistort sich berührend, von Taschwitz (NW von
Buchau) in nördlicher Richtung 0 an Giesshübel vorbei, biegt
sieh dann gegen Stichlmühl bei Engelhaus ein, um sogleich
wieder in einem Lappen über Hammelhof und Hartmanns-
grün in das Basaltgebirge einzugreifen; wendet sich hierauf
gegen Satteies und von hier in einer Ausbuchtung über
Pullwitz und Elim hinaus, von wo sie sich an Haid vorbei
zum Egerflusse hinzieht. Hier hält sie sich über Weheditz
bis -V von Fischern dem Flusse parallel, vorher noch zwi-
schen Schobrowitz und Dallwitz gegen Hohendorf auskeilend.
Von Fischern westwärts begleiten die Eger bis Taschwitz
und Aich Alluvien und ostwärts gegen Drahowitz Tertiär-
gebilde, unter welchen am rechten Ufer des Flusses sofort
wieder Granit zu Tage kommt, dessen Grenze jedoch schon
bei Aich wieder die Eger überschreitet und am linken Ufer
gegen Horn und Hunschgrün ausbuchtet, XO von Altsattel
wieder auf das rechte Egerufer zurückkehrt und nun in Süd-
westrichtung über Wudingrün, Prösau, Ruditzgrün bis Liebau
verläuft. In der Strecke Grün, Prösau, Ruditzgrün tritt der
Granit nur zwischen den Gneiss- und Glimmerschieferdecken
hervor.
Von Liebau zieht sich die Granitgrenze südwärts bis in
die Gegend von Miltigau und von hier etwas mehr gegen
Westen, dann in einem Halbkreise über Ober Sandau bis
ostlich von Königs wart, wo sie sich an das Hornblende-
schieferterrain anschliesst. Die Ausbuchtung des Granites
vom Ostabhange der Glatze bis über Marienbad hinaus ist
sehr unregelmässig begrenzt, da der Hornblendeschiefer und
zum Theil auch Gneiss und Glimmerschiefer, welche der
Granit hier durchbricht, in Lappen und Schollen vielfach in
denselben eingreifen und ihn bedecken.
Diese von dem zusammenhängenden Granitraassiv des
Karlsbader Gebirges abzweigende Ausbuchtung möge zuerst
besprochen werden. Am meisten Interesse nimmt der süd-
lichste Theil derselben, die Umgebung von Marienbad
für sich in Anspruch.
Dieser vielbesuchte Gurort liegt in einem kleinen Thal-
kessel in der Gabel des Schneid-, des Hamelika- und des
Steinhaubaches, welche nach ihrer Vereinigung von Marien-
bad ostwärts als Auschowitzer Bach abmessen. Zwischen
dem Hamelika- und Steinhaubache liegt der aus grobkörni-
gem Gebirgsgranite bestehende Mühlberg, zwischen dem
Fc::tr, Geologie Ton B2hm«o. ^
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290 I- Archaeische Gruppe — Urgneis«- und Urschiefcrsystem.
letztgenannten und dein Schneidbache der aus gleichem
Granite gebaute Steinhauberg.
Der porphyrartige Gebirgsgranit ist auch in der Umgebung
verbreitet. Grosse Orthoklaszwillinge treten auffallend hervor,
während im eigentlichen Steingemenge nach Warnsdorff
Plagioklas vorherrschend ist. Dieser Granit setzt nicht nur
den Steinhau und Mühlberg zusammen, sondern breitet sich auf
dem Rücken des Darnberges bis zum Jägerhause aus und
bildet einige Felspartien, namentlich die sog. kleine Schweiz,
in welcher man u. a. auch am Friedrichstein lichtfleisch-
rothe, feinkörnige Granitgänge mit Schörl beobachten kann,
welche den herrschenden grobkörnigen und porphyrartigen
Gebirgsgranit übrigens am Mühl- und Steinhauberge an vielen
Stellen durchsetzen.
Das rechte Gehänge des Schneid- und abwärts Auscho-
witzer Baches wird im Schneidrang und Darnberge haupt-
sächlich aus Gneiss zusammengesetzt. Zwischen dem Auscho-
witzer und Hamelikabache liegt der Hamelikaberg der mit
seiner Umgebung vorwaltend aus Hornblendeschiefern mit
Einlagerungen von Gneiss und Glimmerschiefer aufgebaut
ist. Der Amphibolschiefer geht schichtenweise in einen G r a-
natfels über, welcher aus einem Gemenge von Quarz,
dichtem Tetartin (nach Kkrsten), einem bronzitähnlichen
Mineral, feinschuppigem Talk, etwas Hornblende und dichtem
Eisengranat besteht. Nur die Kuppe des Hamelikaberges ist
aus aschgrauem feinkörnigem Granite mit graul ichweissem
Albit, braunen Glimmerschüppchen und wenig Quarz zusam-
mengesetzt.
Der ineist ganz in thonigen Letten zersetzte Gneiss am
Fusse des Gehänges zwischen der Marienbader Mühle und
dem Waldbrunnen wird nach Warnsdorff häufig von
Quarz- und eisenschüssigen Hornstein-Gängen (mit Rotheisen-
stein und Psilomelan) durchsetzt, die auch in den Granit
übergehen und im Allgemeinen in St. 11—12 streichen. Sie
wurden mit den Quellenzügen in Verbindung gebracht, wie
überhaupt Warnsdorff die Ansicht vertrat, dass die Horn-
steingänge in den Quellengebieten der berühmten Badeorte
des Karlsbader Gebirges nur als Quellenabsätze aufgefasst
werden dürfen.
Marienbad zählt 6, wenn man will 7 Mineralquellen
von Bedeutung, — eine sehr geringe Zahl im Vergleiche zu
der von Heidler angegeben, der in einem Umfange von
.*> Stunden von Marienbad 123 Mineralquellen zählte. Die
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Geb. — Marienbad. 291
7 gedachten Hauptquellen sind: der FerdinancUbrunnen,
Kreuzbrunnen, die Waldquelle, Wiesenquelle, der Karolinen-
brunnen, Ambrosiusbrunnen und die Marienquelle. Diese
letztere will Reuss jedoch nicht als Mineralquelle gelten
lassen, "-weil sie sich kaum durch eine etwas höhere Tempe-
ratur (+ 8'8° C) von gewöhnlichem Quellwasser unter-
scheidet. Die anderen Quellen besitzen einen niedrigeren
Wärmegrad, der die mittlere Jahrestemperatur nur sehr wenig
überschreitet und, wenigstens zum Theil, entsprechend der
Lufttemperatur zu variiren scheint. Es sind im Allgemeinen
kohlensäurereiche, Glaubersalzwässer, jedoch im Einzelnen
sehr verschieden. So z. B. enthält der Ferdinandsbrunnen
beinahe 12mal mehr fixer Bestandteile als der Ambrosius-
brunnen. Ueberhaupt ist der Ferdinandsbrunnen und nach
ihm der Kreuzbrunnen durch die grösste Menge freier Kohlen-
saure und mineralischer Bestandtheile ausgezeichnet.*) Am
reichlichsten strömt die geringhaltige Marienquelle (nach
Laübe 115*78 / in der Minute), dann folgt der Ferdinands-
brunnen (3r5f>J) und der Kreuzbrunnen (1*17 /); die übri-
gen Quellen liefern weit weniger Wasser.
E. R. v. Warnsdorff sprach 1844 die Ansicht aus,
dass die Quellen zum Theil auf einem Spaltensystem längs
der Berührungsfläche des Steinhau- und Mühlberggranites
mit dem Gneiss und Hornblendeschiefer des Hamelikaberges
an den tiefsten Thalpunkten ausbrechen, zum anderen Theil
auf einem Spaltensystem emporsteigen, das dem Streichen
der aufgerichteten Gneiss- und Schieferschichten entspricht.
In diesen beiden Richtungen setzen die oben erwähnten
eisenschüssigen Quarz- und Homsteingänge auf. Der grosse
Quarzfelsgang vom Schneidrang (S. 285) soll nach Warns-
dorff genau in die Richtung der Karolinen-, Ambrosius*
■> Nach Laube, welcher in seinem Excursionsbuch die Zusam-
mensetzung des Kreuzbrunnenwassers wie folgt angibt. Temperatur
8 8»C, Spec. Gewicht 1*0094. — Fixe Bestandteile in 10.000 Theilen Wasser :
Schwefelsaures Natron 49*53 12, schwefelsaures Kali 0*522 1, Ghlornatrium
1T0062. kohlensaures Natron 11*75, kohls. Lithion 0-047, kohls. Kalk
5 1953, kohls. Strontian 0 0078, kohls. Magnesia 4*3385, kohls. Eisen-
oxvdul 0*3414, kohls. Manganoxydul 0 0311, bas. phosphorsaure Thon-
erde 0*0494, neutr. phosphors. Kalk 0 0179, Kieselsäure 0*8203, Brom-,
Fluor-, organ. Verbindungen 0 0729. Summe der fixen Bestandteile
89*7474, freie und halbgebundeue Kohlensäure 18*8815. — Nach den
f-iten Analysen von Reuss. Steinmann, Berzelius, enthält der
Ferdinands!) rannen wohl menr Kohlensäure, aber weniger fester Be-
standtheile als der Kreuzbrunnen.
19*
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292 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
und Marienquelle (St. 9—10) fallen, wahrend die Waldquelle,
der Ferdinandsbrunnen und der Schneid- und Wiesensäuer-
ling in ihrer Lage der Richtung des Rotheisensteinganges
mit Manganoxyden am Schnei drang (St. 12) entsprechen
sollen. Der Kreuzbrunnen würde dann nur wenig abseits
von dem Kreuzungspunkte beider Spaltensysteme liegen.
Diese letzteren entsprechen nach Warnsdorff'S Auffassung
.,den beiden partiellen Hebungsrichtungen der hiesigen Ge-
birge und sind einfache Wirkungen derselben, womit auch
die Frage beantwortet ist, warum gerade an diesem Orte
und diesen Punkten die segensreichen Quellen so kräftig
emporsteigen. 1 *
A. E. Reuss glaubte nicht diese Annahmen theilen zu
können, vielmehr schien ihm, dass sämmtliche Quellen, mit
der Waldquelle als der nördlichsten beginnend bis zum Fer-
dinandsbrunnen im Süden, in einem Zuge liegen, der den
deutlich nordwärts gerichteten Quellspalten entsprechen
würde, welche seinerzeit bei Gelegenheit einer Neufassung
des Kreuzbrunnens blosgelegt wurden. Nach seiner Meinung
liegen die Waldquelle, der Kreuzbrunnen und der Ferdi-
nandsbrunnen auf dem Hauptzuge, die übrigen Quellen —
abgesehen von der Marienquelle — auf einem Nebenzuge,
die beide eine südnördliche Richtung einhalten. Mit den
Quarz- und Hornsteingängen hätten die Quellen nach Reus.s
nichts zu schaffen.
Dem entgegen scheinen Laube einige der oben nach
Warnsdorff geschilderten Verhältnisse unzweifelhaft einen
Zusammenhang der Quellen mit dem Quarz-Hornsteinzuge
anzudeuten, wobei weiter zu beachten ist, dass auch das
Marienbader Thal in Nordsüd streicht und vom Ferdinands-
brunnen in derselben Richtung eine Säuerlingsreihe bis
gegen Plan verfolgt werden kann. Da nun auch die Quarz-
gänge des Dreihackner Revieres (S. 234) mit diesem Zuge
parallel verlaufen, so darf man wohl berechtigt annehmen,
dass die Marienbader Hauptquellen auf einer grossen Ge-
birgsspalte liegen, die durch den Quarzfelsgang, bezeichnet
ist, wodurch Warnsdorff's oben wiedergegebene Auffass-
ung im Wesentlichen bestätigt wird.
Zur Ergänzung des Erörterten noch einige historische
Daten.
Die ältesten Nachrichten über die Marienbader Quellen
stammen aus dem 16. Jahrh. Es wird nämlich in einem
Schreiben vom 27. April 1528 der damalige Abt Anton des
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Da? Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 29:3
Tepler Stiftes von König Ferdinand I. aufgefordert einige
Flaschen Wasser aus dem „Salzbrunnen", über welchen er
Meldung gemacht, nach Prag zur Untersuchung einzuschicken,
indem der König gewillt sei dort eine Salzsiederei zu er-
richten. Diese ist an der Quelle, dem heutigen Ferdinands-
brunnen, auch in der That zu Stande gekommen, jedoch
dürfte man sich alsbald überzeugt haben, dass das hiesige
Salz nicht Kochsalz sondern Glaubersalz ist. Jedoch soll der
Betrieb des Salzwerkes nach Balbin (1679) auf Gegenvor-
stellungen der Schlaggenwalder Bergbeamten , die Holz-
mangel befürchteten, aufgelassen worden sein.
Zu Heilzwecken wurden die Quellen schon in den
frühesten Zeiten von den Einwohnern der Gegend benützt
und auch von Aerzten den Stiftsgeistlichen und manchen
hochgestellten Personen seit dem 16. Jahrhundert verschrie-
ben, ohne dass jedoch der Ruf der Quellen durchgedrungen
wäre. Erst 1780 und 1781 wurde der damalige Abt Graf
Trautmannsdorf von der Bedeutung der Heilquellen so
überzeugt, dass er den Grund zur Entstehung des Gurortes
legte. Das Hauptverdienst um das Gedeihen desselben kommt
jedoch D?- Nehr zu, welcher 1804 hier ein Curhaus errich-
tete. Von dieser Zeit an verbreitete sich der Ruf des Bades
und sein Aufblühen schritt rasch vorwärts.
In dem an das Marienbader Gebiet westlich angrenz-
enden Gebirgstheile, besonders im Kaiserwalde, herrscht Erz-
gebirgsgranit vor, theils mit, theils ohne porphyrartig einge-
streute Orthoklaskrystalle. Es ist jedoch nicht möglich den
porphyrartigen von dem bloss grobkörnigen Granite streng
zu scheiden, vielmehr scheinen beide derart zusammen zu
hangen, dass der gleichmassig grobkörnige Granit die inne-
ren und tieferen Gebirgstheile einnimmt, während die por-
phyrartige Ausbildung auf die Peripherie der Kuppen be-
schränkt zu sein scheint, wie man nach Jokely z. B. am
Judenhauberge, am Arbersberge, Schafberge und in der Ge-
gend von Perlsberg und Amonsgrün. als auch auf dem
Glatzeberge und beim Schloss Kömgswart beobachten kann.
Im Einklang hiemit steht F. Löwl's Auffassung des
Baues der Gegend zwischen Altwasser, Königswart und
Ober Perlsberg. Ein Durchschnitt durch den Judenhaustock
zeigt nämlich im Centrum eine Greisenkuppe, die an der
Oberfläche allerdings nur in einer kleinen Partie SO vom
Judenhaugipfel zu Tage kommt, an welche sich zunächst
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■
294 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefereystem.
feinkörniger und erst \n weiterer Entfernung grobkörniger
Erzgebirgsgranit anschliesst. Dieser erst wird im Süden vom
Glimmerschiefer durch den Quarzgang bei Altwasser ge-
trennt und im Norden bei Ober Perlsberg von Glimmer-
schiefer mit Graphit Schiefereinlagerungen überlagert. Zu be-
merken ist jedoch, dass Löwl einen grossen Theil des
Granites, welchen Laube als Gebirgsgranit auflfasst, für Erz-
gebirgsgranit halt.
Eine unregelmässig blockförmige, oder häufiger dick-
plattige Absonderung ist an dem Granite, welcher accesso-
risch oft Chlorit, Titanit, auf Klüften kleine Nester von Man-
ganoxyden und dendritische Ausscheidungen enthält, sehr
gewöhnlich, selten macht sich auch eine kugelige Absonderung
geltend. Grosse, mitunter merkwürdig gestaltete Blöcke sind
namentlich um Schloss Königswart verbreitet. An den Gra-
nitplatten vermag man an vielen Punkten die Fall- und
Streichungsrichtung zu bestimmen. Nach Jokkly scheint
das Einfallen der Platten je entfernter von der Gentralaxe
des Granitstockes desto steiler, und das Streichen mit den
Grenzlinien der Gebirgspartie nahezu parallel zu sein.
Zinnstein führende Granite sind nur an der Glatze bei
Königswart und bei Ober Perlsberg entwickelt (S. 309);
sonst scheint der Erzgebirgsgranit im südlichen Kaiserwalde
(Judenhaukern) als auch im Norden (Lobskern) überall zinn-
erzfrei zu sein. Bei Liebau, bei Ruditzgrün und Kirchenbirk,
um Prösau und von Tiefengrün, Schönlind und Wöhr ost-
wärts gegen Unter Perlsberg soll nach Löwl Gebirgsgranit
entwickelt sein, welcher auch alle die kleinen Granitinseln
im Hornblendeschiefer zwischen Schönficht und Sangerberg
zusammensetzt. F. Löwl unterscheidet im Kaiserwalde, wie
schon oben erwähnt, eine Anzahl bathylithischer Granitkerne,
von welchen der Judenhaukern und der Lobskern nach
seiner Meinung dem Erzgebirgsgranite, der Marienbader, der
Unter Perlsberger, der Liebauer, Kirchenbirker und Prösauer
Kern dem Gebirgsgranite angehören. Die ersteren intrusiven
Kerne hätten nach seiner Einzeichnung auf die krystallini-
schen Schieler wenig oder gar nicht eingewirkt, während
die Gebirgsgranit kerne von Contacthöfen umgeben sind, in
welchen sich wesentlich zwei Zonen unterscheiden lassen:
Die innere besteht aus undeutlich schieferigem Andalusit-
und Fibrolithglimmerfels, die äussere aus Glimmerschiefer
mit Knoten und kornförmigen Concretionen. In der Umgeb-
ung von Liebau, Arnitzgrün, Kirchenbirk und Ruditzgrün
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Pas Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Granit. 295
soll die innere Zone im Mittel ;X)0, die äussere 4 — 500 m
mächtig sein. Zu den Contactbildungen des Glimmerschiefers
am Erzgebirgsgranit bei Wudingrün gehört auch ein horn-
felsartiges Gestein, welches Reuss für Gornubianit hält.
' Ganggranite sind im Kaiserwalde auffallend spärlich
vorhanden und zwar gewöhnlich nur in pegmatitischer Aus-
bildung, während feinkörnige Ganggranite hauptsächlich nur
an der Grenze der Schiefer meist wenig mächtig entwickelt
zu sein pflegen. Im Hornblendeschiefergebiete des Kaiser-
waldes werden nebst Gebirgsgranit, der zwischen den Schollen
des Amphibolschiefers zum Vorschein kommt, häufig auch
Bruchstücke von feinkörnigen Ganggraniten angetroffen, die
daher hier ziemlich verbreitet sein dürften. Ebenso durch-
setzen den Gneiss (Glimmerschiefer?), besonders in der Gra-
nitnähe, Ganggranite und Apophysen, z. B. in der Gegend
von Steinbach, Ebmeth, Reichenbach, Schönlind, Schanz
und 0 von Königswart. Im Glimmerschiefer bei Wöhr soll
ein Ganggranit von felsitischem Aussehen auftreten, und 0
bei Ruditzgrün und 0 bei Arnitzgrün verzeichnet Jokely
ein graues bis blaulichschwarzes greisenartiges Gestein.
In der nördlicheren Erstreckung des Granitgebirges
herrscht im Mittelzug um Lauterbach, Schönfeld, Schlaggen-
wald, hier als Untergrund der grossen Gneissscholle, bis zum
Karlsbader Kreuzberge Erzgebirgsgranit, zumeist von gleich-
mässig feinkörniger Beschaffenheit, und zum Theil zinnerz-
führend, mit Uebergängen in Greisen. Der ehemals hier
hauptsächlich abgebaute Greisenstock, die Hub, dringt in
den Gneiss ein, zwei andere Greisenstöcke lehnen sich zu-
gleich an den Granit an, in welchen übrigens der Greisen
des Stockes NW von Schönfeld ganz allmälig übergeht.
(Vergl. Seite 306.) Porphyrartiger Erzgebirgsgranit kommt
ausser im Teplthale bei Karlsbad auch am Rodabache bei
Einsiedl vor.
Oestlich von dieser Zone in der Umgebung von Pet-
schau ist gleichmässig grobkörniger, und westlich um Elbo-
gen vorzüglich porphyrartiger Gebirgsgranit verbreitet.
Endlich in der nördlichsten Erstreckung des Karlsbader
Gebirges im Grenzgebiete gegen das Duppauer Basaltgebirge,
am Giesshübel- Puchstein, Schömitz, Engelhaus, Karlsbad
herrscht grobkörniger, zum grössten Theil porphyrartiger
Gebirgsgranit, welcher die bezeichnete Zone des Erzgebirgs-
granites umgibt.
296 1- Archaische Gruppe. — Urjjneiss- und Urschiefersystem.
Ganggranite sind in diesem Gebirgstheile ziemlich häufig
und verdienen die grobkörnigen Pegmatite besondere Er-
wähnung. Sie sind nämlich technisch von grosser Wichtig-
keit ihres Feldspathes wegen, welcher in zahlreichen Spath-
gruben für die Porzellanfabriken gewonnen wird. Solche
Pegmatite sind hauptsächlich in der Umgebung von Elbo-
gen, Karlsbad, Engelhaus, bei Biendorf, Dallwitz usw. ver-
breitet.
Die Granite der nächsten Umgebung von Karlsbad
müssen eingehender besprochen werden, weil ihnen die be-
rühmten heissen Quellen entströmen. F. v. Hochstetter
hat. wie oben erwähnt, drei Varietäten unterschieden und
im Wesentlichen wie folgt charakterisirt.
Der H i r s ch e n s p r u n g g r a n i t ist ein grobkörnig por-
phyrartiger Gebirgsgranit. identisch mit dem bekannten
Elbogener Granit. Er ist hauptsächlich auf dem linken Tepl-
ufer entwickelt (Fig. 64.) und besitzt wie alle Gebirgsgranite
dort, wo er herrschend ist, eine kubische Zerklüftung in
grosse Blöcke, die durch Abwitterung rund wollsackförmig
werden. Er zerfallt sehr leicht in Grus und die Feldspath-
krystalle bleiben frisch übrig.
Der Kreuzberggranit ist ein feinkörniger, am rech-
ten Teplufer herrschender Erzgebirgsgranit mit einer
mehr bankförmigen, oft fast schichtenartigen Absonderung,
widersteht der Verwitterung länger und zerfallt in kleine,
scharfkantige rhomboidische Stücke.
Die dritte Granitabart, der specifische Karlsbader
Granit, bildet gewissermassen ein Mittelglied zwischen den
beiden ersteren Varietäten. Er nimmt die Sohle des Thaies
von Karlsbad ein und bildet die dasselbe zunächst und un-
mittelbar einschliessenden Felswände. Es ist ein feinkörniger
Porphyrgranit, in dessen Grundmasse alle wesentlichen
Gemengtheile : Feldspath, Quarz und Glimmer porphyrartig
in Krystallen eingewachsen sind. Er setzt das Quellengebiet
vorwaltend zusammen und geht stellenweise durch allmälige
Uebergänge in Kreuzberggranit über, in welchen er übrigens
vielfach eingreift. (Fig. 64.) Die Hauptmasse des Karlsbader
Granites widersteht entgegen dem Hirschensprunggranite
der Verwitterung ganz ausserordentlich, während die Feld-
spathkrystalle zuerst und ziemlich leicht verwittern, in eine
gelblichgrüne, specksteinartige oder rothbraune erdige Sub-
stanz zersetzt werden und aus dem Gesteine herausfallen,
Digitizeci by
Das Ertffebir^. — 1. Das Karlsbader Geb. - Karlsbad. 297
dessen übriggebliebene Hauptmasse daher vielfach löcherig
erscheint. Besonders ist dieser Granit ausgezeichnet durch
die ausserordentlich ebenflächige, scharfkantige Absonderung
oder Zerklüftung in grosse rhomboidische Pfeiler und Platten.
Dalier die besondere Physiognomie des Teplthales, die zak-
kigen, spitzigen Felsgipfel und Felsnadeln, die steilen senk-
rechten Felswände , die
allerdings dem Porphyr-
Charakter des Gesteines
entsprechen.
F. V. HOCHSTETTER
führte nun aus, dass es
wohl erklärlich ist, wenn
die Quellen gerade aus den
Spalten dieses Granites
hervortreten, weil er eben-
flächig zerklüftet ist und
seine Klüfte in Folge des
Widerstandes, den er der
Verwitterung entgegen-
setzt, offen erhalten blei-
ben. Das Gestein erscheint
von einem Systeme paral-
leler Spalten' durchschnit-
ten, die sich fast unter
einem rechten Winkel kreu-
zen. Die Hauptzerklüftungs-
richtung streicht in St. 8
bis 10 und fallt theils in
SO. theils in SW; die
zweite Zerklüftungsricht-
ung streicht in St. 2—3
und fällt steil in SO oder
.Vif. Dieses Spaltensystem rutSSHirm
tritt charakteristisch an
allen Felspartien des Tepl-
thales hervor, am deutlich-
sten nach v. Hochstetter's Annahme im Flussthale selbst,
das den beiden Hauptzerklüftungsspalten im Karlsbader Gra-
nite entspricht, welche die Tepl allmälig erweitert hat.
Die Kreuzungsstelle der zwei mächtigsten Spalten im
Karlsbader Granite ist durch die stärkste Thalerweiterung
abgeprägt, in welcher das Centrum der Stadt mit Kirche, Rath-
Fig. €4. Geognostische* Kärtchen Ungleich
Quellenkartchen von Karlsbad.
Nach F HochsMttr.
Uli die sog. HoflHsche Quellenllnie verbindend
die Eisenquelle mit dem Snuerbrunn auf der
Dorotheenau AA Sprudel - Hauptspalte. BB
MUhlbruun-Nebeuspall«
Auf AA: a Springer, h HygLieaquelle, e Markt-
brunnen, d Sehlossbrunnen ; — « Quelle zur
russischen Kroue auf einer Seltenspalte. Auf
BB: /MUhlbrunnen, g Neubrunnen, i Bern-
hardsbrunnen, * Felsenquelle, m Kaiserquelle
«Im Mllltarliospitah ; — auf Seltenspalten : h
nen, l Spitalbrunnen, n Quelle
xuin rothon Stern.
/ Hiracbensprunggrsntt 5 Kreutberggranit,
S Karlsbader Granit. 4 Alluvium.
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298 I« Archaeische Grapp*. — Urjoieiss- urrd UrschiefVrsystera.
haus und Markt in seiner Lage geologisch vollkommen moti-
virt, sich ausbreitet. (Fig. H4.) Auf der Kreuzungsstelle dieser
Gebirgsspalten bricht der Sprudel hervor, und auch alle
übrigen Quellen sind an die Klüfte des Karlsbader Granites
gebunden.
Karlsbad zählt 17 heisse Quellen, die sämmtlich im
Teplthale liegen und zu welchen sich noch eine Anzahl
Säuerlinge gesellt. Die Hauptqueile. der Sprudel, wird von
mehreren* auf einer Fläche von 1 80 Metern hervorbrechendeD
Quellen gebildet, deren wichtigste der Springer oder eigent-
liche Sprudel ist, dessen Wasser in der Minute in 40 bis 60
Fig. Der Springer in Karlsbad.
ungleich starken Stössen über 2 m hoch ausgeschleudert wird.
(Fig. 65») Das Sprudelgebiet umfasst derzeit 6 Quellen-
Öffnungen im Springerraume, die alte und neue Hygiaea-
quelle (vergl. weiter unten), das obere Zapfenloch und den
Löwenzapfen, die zusammen nach der neuesten Messung in
der Minute 2232*55 Liter Wasser liefern, was im Jahre nahezu
12 Millionen Hektoliter ergibt. Die Temperatur des Sprudel-
wassers wurde zu 73' 1° C bestimmt. In der Tepl selbst ist
der kleine Sprudel bemerkbar.
Die übrigen heissen Quellen geben in der Minute Wasser :
Die Kaiser Karl-Quelle 6*5 l, 38* 1° G warm, der Marktbrunnen
5*75 7, 38*6° warm, der Schlossbrunnen 7*5 7, 51° G warm»
der Theresi^nbrunnen 9*7 l mit 57*9° G Temp., der Mühl-
brunnen 7f>5 l mit 47*8° Temp., der Neubrunnen 5*9 I»
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Das Erzgebiet-. — 1. Das Karlsbader Gel». — Karlsbad. 290
W wann, der Bernhardsbrunnen 3*1 l mit 60*7° warm, die
Elisabethquelle 3*2 l mit 36*1° Temp., die Felsenquelle
2*5 /, 57*7° warm, die Kurhausquelle 10*4 7, 64*3° warm,
die Spitalquelle 8*1 l, 35 4 U warm, die Hochbergerquelle
;» l mit 37*5° Temp., der Kaiserbrunnen 8*4 h 48*6° warm,
die Parkquelle 10*8 Z, 37 2° warm und die Kronprinzessin
Stefanie-Quelle 2 8 l, 213° warm.
Ausser diesen Gurz wecken dienenden Quellen gibt es
in Karlsbad noch viele andere laue und warme Brunnen, so
dass an Mineralwasser kein Mangel ist, wohl aber an ge-
wöhnlichem Trinkwasser. Die Thermen sind alkalische
Glaubersalzquellen mit einem ansehnlichen Gehalte fixer
Bestandteile , vorwaltend schwefel - und kohlensauerem
Natron, so wie Chlornatrium,*) ferner Kalk- und Eisen-
earbonaten, welche letztere zum Niederschlag gelangend den
von Eisenoxydhydrat gewöhnlich gelb oder braun gefärbten,
oft gestreiften Sprudelstein (Aragonit) bilden. Der Spru-
del, dessen Wassermasse ehemals viel grösser gewesen sein
mag als gegenwartig, hat im Laufe undenklicher Zeiten
über der Quellenspalte eine mächtige gewölbeartige Decke
abgelagert, die sogenannte Sprudelschale, welche die
heutige Quellenfassung allseitig ziemlich bedeutend überragt.
Auf ihr ist ein Theil der Stadt erbaut. Die übrigen Ther-
men Karlsbads setzen zwar Sinter ab, bilden aber keine
Sprudelschale.
Ueber die Lage der heissen Quellen sprach seinerzeit
v. Hoff die Ansicht aus, dass durch vulcanische Kräfte in
der Granitmasse des Teplthales eine tiefe Spalte entstanden
sei, die von Granittrümmergestein ausgefüllt worden ist und
aus welcher alle Quellen hervorbrechen. Dies ist die be-
rühmt gewordene Hoff sehe Quellenlinie, welche
Warnsdorff später für eine Spalte an der Grenze zweier
Granite von verschiedenem Alter erklärte.
*"> Die Zusammensetzung des Sprudelwassers ist die folgende:
Fixe Bestandtheile in 1U.000 Theilen Wasser : Schwefelsaures Kali 1636.
*chwefelsaur. Natron 23 721, Chlornatrium 10306, Jod- und Bromnatrium
Spuren, kohleusaur. Natron 13011), kohlensaur. Calcium 2iJ78, kohlens.
Mapesia 1*241», kohlensaur. Strontian 0 00«, kohlensaur. Eisenoxydul
0028, kohlensaur. Manganoxydul 0 006, phosphorsau r. Thonerde 0*004,
phoephorsaur. Kalk 0*002, Fluorcalcium 0 036, Kieselerde 0'728, Borsaure,
Litbion Spuren. Caesium, Rubidium Spuren. — Summa der lixen Be-
ilandtlieile 54*31V. Fme und halbgehund. Kohlensaur«? 7x04. — Spec.
Gewicht 1-0053.
f*00 I Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Hirtchmiprung Schlot sbtrg TrpUhal
F. v. Hochstettkr fasste die Lage der Quellen dahin
auf, dass sie in zwei Südost-Nordwest (St. 9—10) verlau-
fenden parallelen Zügen angeordnet seien (AA und BB in
Fig. 64.), welche durch die angeführte Zerklüftung des Karls-
bader Granites bedingt sein sollen.
Die Kluftllächen in der Partie S vom Sprudel (d. i. S von
der Linie AA in Fig. 64.) fallen steil mit 70—80° in XU ein t wo-
raus Hochstetter den Schluss zieht, dass auch die Sprudel-
hauptspalte mit dieser Neigung in die Tiefe gehe. Der Horn-
steingang des Militärhospitals und. des Bernhardfelsen, der
die Nebenspalte be-
Knuzbern zeichnet, aus welcher
die Quellen des Ne-
benzuges : Mühlbrun-
nen, Neubrunnen,
Bernhardsbrunnen.
Felsenquelle, Militär-
hospitalquelle her-
vorbrechen, zeigt je-
doch ein entgegen-
gesetztes Verflachen
mit 70—80° in SW.
Hiernach wäre anzu-
nehmen, dass die
Hauptspalte und Ne-
benspalte in der Tiefe
sich schneiden, so
dass die zwischen
beiden Spalten lie-
gende Granitmasse
des Schlossberges ei-
nen grossen Keil bil-
det, an dessen Schneide sich in der Tiefe die Wasser des
Hauptstromes in die Nebenspalte abtheilen. Diese Vorstell-
ung Hochstetter's ist in Fig. 66. veranschaulicht, aus wel-
cher zugleich die Verhältnisse zwischen der Hygiaeaquelle,
Schlossbrunnen und Theresienbrunnen ersichtlich sind, wie
man sie annehmen darf, um zu erklären, dass z. B. bei dem
Durchbruche der Hygiaeaquelle im J. 1809 der Schlossbrun-
nen ganz versiegte und der Theresienbrunnen von seiner
Wassermenge verlor.
Die Lage des Theresienbrunnens, sowie die Thatsache,
dass aus dem vielfach zerklüfteten, von Hornsteingängen
Fig. ifa. Profil durch da» KarUbader Qaelleugebiet.
Nach F. v. Uochitetttr.
AA ßprudel-Haupupalte. BB MUhlbronn-Nebenipolt«.
8 Spradelachale. a Springer k Hygiaeaquelle. c Qnelia
xur raaaiacben Krone ü Schloasbroonen. e Therealen-
brunnen. / Milhlbrunnen.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Geb. — Karlsbad. 3Gl
durchzogenen Schlossberge überall warmes Wasser heraus-
dringt, lassen es Hochstettern wahrscheinlich erscheinen,
dass im Schlossberge selbst warmes Wasser zwischen beiden
Spalten circulirt, — auf Seitenspalten, die wohl hauptsäch-
lich der zweiten Zerklüftungsrichtung des Granites ent-
sprechen (Fig. 64.). Aus solchen Seitenspalten, da wo sie im
Teplthale zu Tage ausgehen, scheinen der Theresienbrunnen
und Spitalbrunnen hervorzuquellen. (Fig. 66.)
Bei der Demolirung des Hauses „zum weissen Adler"
wurde im J. 1877 am Marktplatze am Fusse des Schloss-
berge? zwischen dem Sprudelgebiete und dem Schlossbrunnen
ein Terrain aufgeschlossen, auf welchem zwischen der steilen,
stellenweise sehr schwefelkiesreichen, von Hornsteingängen
durchsetzten Granitmasse, auf welcher der Stadtthurm steht,
und zwischen den schwefelkiesreichen Graniten, welche unter
der Schlossbergterasse zu Tage kommen, eine etwa 15 bis
20 m mächtige Gesteinszone angetroffen wurde, die als von
Aragonitsinterbildungen durchsetztes, sehr hornsteinreiches
Granittriimmergestein bezeichnet werden konnte. Direct
dem Granite aufgelagert war eine 1*3 m starke, aus concen-
trischen Lagen von verschiedener Farbe gebildete Sprudel-
steindecke, deren Wölbung genau der Gestalt des (Karls-
bader) Granites entsprach und keinen Hohlraum erkennen
lies«. Gegen den Schlossberg stieg die Sprudelsteinschale
auf und war hier im Liegenden und Hangenden von einer
Granithornsteinbreccie begleitet, lieber der Sprudelschale
gegen den Marktbrunnen zu stand Granit an, welcher wie der
unterlagernde Granit eigentümlich umgewandelt war.
Aus der Lagerung der Sprudelsteinschale, sowie aus
der Richtung der vielen Hornsteingänge am Stadtthurm-
felsen, worunter 5 über einen halben Meter mächtig waren,
Hess sich mit Sicherheit schliessen, dass diese Thermalzone
nordwestwärts gegen den Schlossbrunnen und südostwarts
gegen das eigentliche Sprudelgebiet im Bette der Tepl fort-
setzt, worin v. Hochstetten eine gewichtige Bestätigung
seiner Ansicht erblickte, dass in dieser von NW nach SO
verlaufenden Richtung die Sprudelhauptspalte liegt.
Dagegen betonte Naumann (1866), dass die Karlsbader
Thermen nicht in zwei Parallelzügen nach St. 9—10 an-
geordnet sind, welche der charakteristischen Hauptspalten-
richtuBg. oder Zerklüftungsrichtung des Karlsbader Granites
entsprechen möchten, sondern dass alle Quellen einen Zug
bilden, dessen Hauptstreichen sehr nahe St. 11 beträgt.
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302 I- Archaebche Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefei»ystem.
daher ein Causalzusammenhang zwischen der Quellenlinie
und jener Zerklüftung kaum , angenommen werden darf. Da
nach seiner Meinung die Annahme gestattet sein dürfte,
dass die Quellenspalte vom Sprudel (a in Fig. 67.) bis gegen
den Kaiserbrunnen (k in Fig. 67.) ihre anfangliche Richtung
um 12° ändert, so würden sich alle diese Quellen aus einer
gemeinschaftlichen Spalte ableiten lassen, deren
mittlere Streichungsrichtung
sehr nahe St. 11 ist. Die übri-
gen Quellen würden aus obe-
ren Abzweigungen derselben
Hauptspalte entspringen , in
welcher tiefer abwärts die
sämmtlichen Wasser ihren
Lauf nehmen, wahrend die
hauptsächlichste Wassererup-
tion an der Stelle des Sprudels
stattfindet. Da nun auch der
Sauerbrunn in der Dorotheen-
au im Süden und die Eisen-
quelle im Norden sehr genau
in die angegebene Richtung
der Hauptspalte fallen, so
glaubt Naumann, dürfe man
St. 11 als die corrigirte
Richtung der Hoffschen
Quellenlinie betrachten,
^ ^SÄÄr ch die auch topographisch am
N» C h a f. Sttutmum meisten gerechtfertigt er-
e. k. bvu««l Kirche. Da jedoch v. Hochstet-
TEB trotz dieser gegenteiligen
Ansichten, wie gesagt, später
seine ursprüngliche Auffassung
der Quellen- Verhältnisse Karls-
bads durchaus bestätigt fand,
so mag hier genügen die Meinungen beider so vorzüglichen
Forscher einander gegenüber gestellt zu haben.
Zur Ergänzung dessen, was über die weltberühmten
heissen Quellen von Karlsbad gesagt worden ist, mögen
noch einige historische Bemerkungen beigefügt werden.
Bis in s 16. Jahrh. soll das Wasser nur zum Baden
benützt worden sein. Erst um das J. 1521 scheint man die
TV. Waldic
a Sprudel, b Hygiaeaqaelie. e Merktbrna-
nen. d Scbloubr. e Mtthlbr. / Neubrannen
g Thereilenbr. h Bernherdjbr. » FeUen-
quelle. * KaUerbrunnen.
/ Grobkörniger (HlrtchenaprnngO Granit
2 Kreuaberggranit. 8 Allatrium.
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0*3 EreRebir£<\ — 1. Das Karlsbader Geb. — Karlsbad. 3Q3
Trinkcur in Anwendung gebracht zu haben. Fabian Summer
spricht 1571 von mehr als 200 Bädern.
Die Sage lässt die Karlsbader Quellen, und zwar na-
mentlich den Sprudel, erst im 14. Jahrh. durch ein Jagd-
abenteuer Kaiser Karl IV., auf welches die Benennung des
Felsens Hirschensprung sich bezieht, bekannt werden, aller-
dings der Wahrheit sehr zuwider, da die Umgebung schon
im 9. Jahrh. bewohnt war — Elbogen wurde etwa 870 von
den. mit den Herzogen von Baiern verwandten Markgrafen
von Vollburg, welchen die Egerer und Elbogener Umgegend
gehörte, gegründet, — und schon im 13. Jahrh. der Ge-
schichtsforscher GELA8IUS Dobner auf seiner Karte von
Böhmen ungefähr an der Stelle des jetzigen Karlsbades eine
Ortschaft War)' (Warmbad) verzeichnet. Die heissen Quellen
sind also nicht erst von Karl IV. entdeckt worden, wohl
aber wurde der Ort von ihm zur Stadt erhoben und mit
Privilegien beschenkt. Es würde zu weit führen, hier auf
die Geschichte des Badeortes, ja auch nur der Hauptquellen
eingehen zu wollen. Nur als geologisch immerhin wichtig
sei bemerkt, dass in früheren Zeiten häutig Sprudelausbrüche
stattgefunden haben, indem das Wasser, wenn durch Ab-
satz des Sprudelsteines die gewöhnliche Oeffnung des
Sprudels verstopft wurde, an anderen "Stellen sich einen
Ausgang bahnte. Schon Summer spricht 1589 von solchen
Ausbrüchen, die sich später oft wiederholten und nur durch
sehr kostspielige Arbeiten gut zu machen waren. Die vom
geologischen Standpunkte wichtigsten Sprudelausbrüche er-
folgten: 1713, wo die Sprudelschale untersucht wurde, 1774
wo die gewöhnlichen Sprudelöftnungen eine Zeit lang gar
kein Wasser gaben, am 2. September 1809, wo der Aus-
bruch in der Nähe des Sprudels von Erscheinungen begleitet
war, die einem Erdbeben glichen und die Leute vor Schreck
aus den Häusern trieben. In Folge dieses Ausbruches, dessen
Verbau grossen Aufwand erforderte, werden die Mündungen
aller Quellen zeitweise durchgebohrt und nach Bedarf er-
weitert. Merkwürdig war bei diesem Ausbruche, dass der
Schlossbrunnen ganz zu fliessen aufhörte, die Hygiaeaquelle
jedoch an's Licht kam. Die erstere Quelle kam erst 14 Jahre
spater am 15. Oktober 1823 wieder unverhofft zum Vor-
schein. Auch später haben mehrmals Ausbrüche stattgefun-
den, jedoch zum Glück nur von minderer Bedeutung.
Von sonstigen eruptiven Gesteinen, abgesehen von den
jungplutoni sehen Massen, welche erst später beschrieben
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304 J- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem
werden können, sind nur wenige Gangrejesteine zu erwäh-
nen, welche bisher die Beachtung der Geologen gefunden
haben.
Porphyr tritt im Karlsbader Gebirge nur vereinzelt
und untergeordnet auf. In der Umgebung von Marienbad
wird von Warnsdorff ein mächtiger Gang (Felsitporphyr)
erwähnt, welcher vom Hamelikaberge gegen den Ferdinands-
brunnen streicht. Zwei Porphyrgänge durchsetzen nach ihm
den Gneiss mitten in der Stadt neben dem „Goldenen An-
ker' und sind auch an der Karlsbader Strasse zu beobachten.
An dem steilen Rande hinter dem „Weissen Löwen 41 ist
ein mächtiger Gang eines grünlich grauen, schmutzig gelb
gefleckten fraglichen Augitporphvres entwickelt. Weiter nörd-
lich kommt Porphyr bei Landek N von Tepl und bei Theu-
sing im Gebiete der Hornblendegesteine, sowie ferner im
Granite der nächsten Umgebung von Karlsbad unterhalb
Bellevue (Streichen St. 6-7, Fallen 80° in A 7 ), sowie beim
„Altenburger Hause u in der Egerer Strasse (Streichen St.
10—11, Fallen 80° in 0) in wenig mächtigen Gängen vor.
Hier m/>ge auch des Granitporphyres gedacht werden,
welcher südlich von Petschau bei Gängerhäuseln unter dem
Koppenstein als Gang entwickelt und durch vorzüglich aus-
krystallisirte Orthokiasse ausgezeichnet ist.*)
Di ori tische Ganggesteine von verschiedener petro-
graphischer Beschaffenheit sind auch nur untergeordnet vor-
handen. Bei Marienbad steht am Nordabhange des Hamelika-
berges unmittelbar hinter dem alten Badehause ein Gl im-
mer diorit in klippigen Felsen an, der wesentlich aus
Albit, Hornblende und Biotit besteht. Das Gestein ist von
Klipstein H a m e 1 i c i t benannt worden.
Im nördlichen Theile des Gebirges bildet Glimmer-
diorit einige Gänge nach Lauhe im Granit bei Nallesgrün
und erscheint zwischen Schönfeld und Schlaggenwald rechts
an der Strasse nach Hochstetter in einer ausgezeichneten
Varietät.
Ein dioritisches Gestein bildet auch einen Gang im
Liebauthale bei Kirchenbirk.
Minette (Glimmersyenitporphyr, vergl. S. 287), be-
stehend „aus einer trüben Orthoklasmasse mit Plagioklas.
Biotit. Hornblende. Apatit und sehr sparsamen Quarz 44 , ist
im Karlsbader Gebirge in Gängen und kleinen Stöcken
*j F. v. Hochstetter, Verh. d. k. k. geol. R.-A., 1872, pag. 1.
Das Erzgebirge. — J. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 305
ziemlich verbreitet, namentlich in der Umgebung von Vetschau
und Elbogen. Bei -Marienbad stellt Laube hieher das Gang-
gestein, welches im städtischen Steinbruche an der Karls-
bader Strasse durch seine kugelige Absonderung auffallend
ist. Diese letztere scheint überhaupt eine Eigentümlichkeit
les Gesteines zu sein, welches gewöhnlich feinkörnig und
nur selten porphyrisch ist.
Möglicherweise gehört hieher auch das biotitreiche
Hornblende-Gestein, welches am Galgenberge S von Plan
einen Stock zu bilden scheint und als Syenit bezeichnet
worden ist.
An Erzen ist das Karlsbader Gebirge zwar nicht
ausserordentlich reich, jedoch hat es wegen des Zinnerz-
vorkommens besondere geologische Bedeutung. Dieses Erz
(Kassiterit) ist an den Erzgebirgsgranit gebunden, in welchem
es zum Theil als Uebergernengtheil auftritt, zum Theil auf
Quarzgängen im Granit und im Gneiss vorkommt. An einigen
Punkten entwickelt sich aus dem Erzgebirgsgranite durch
Ueberhandnehmen des Quarzes und Schwinden des Feld-
spathes Greisen, dessen grösstes Vorkommen im Kaiserwalde
am Judenhau zwischen Königs wart und Ober Perlsberg ver-
zeichnet wurde, der aber in der Zone vom Judenhau und
Glatzeberge nordostwärts bis zum Karlsbader Kreuzberge
namentlich bei Lauterbach, Schönfeld und Schlaggenwald
ebenfalls entwickelt ist. Er hauptsächlich ist mit Zinnerz im-
prägnirt. Der normale Erzgebirgsgranit enthält nach Laube
keinen accessorischen Zinnstein.
Von grösster bergmännischer Bedeutung waren seiner-
zeit die zusammenhängenden Zinnstockwerke bei Schlag-
genwald und Schönfeld, welchen eine ziemlich umfang-
reiche Literatur gewidmet ist.*)
Die geologischen Verhältnisse dieses Zinnerzgebietes
sind im Wesentlichen folgende: Der wichtigste Zinnstock
ist der Huberstock (bei Hub) auf Schönfelder Gebiete, welcher
ringsum von Gneiss umgeben in einer Tiefe von cca 100 m
einen Umfang von mehr als :V>0 m hatte. Er besteht der
Hauptsache nach aus Erzgebirgsgranit, welcher in kleinen
* i Besonders sind hervorzuheben : C v. N o w i c k i : Vorkommen des
Zinnsteines bei Schlaggenwald und Schönfeld. Lotos. 1857, pag. 1 Oü. —
Glückselig: Monographische Skizze von Schlaggenwald. Zeitschrift
für <hV /e=amnite» Naturwiss. 18"4, III., p. 2-V7. — Dann die Bemerk-
ung v. Hoch-I etter's, Jokely's und die citirte Arbeit Hückers.
lai:€t, G«o1ofie von Böhmen 20
306 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Stöcken Greisen einschliesst , der durch sehr häufige, oft
schön auskrystallisirte Minerale ausgezeichnet ist (nebst
Kassiterit namentlich Quarz, Speckstein, Flussspath, Apatit.
Lithionglimmer, Wolfram, Arsenkies. Schwefelkies und
Kupferkies, ferner Baryt, Topas, Molybdaenit, Sphalerit.
Malachit, und viele seltenere Vorkommnisse), und ebenso
wie der Hauptstock von zahlreichen Quarzgängen durch-
schwärmt wird. Diese Gänge mussten sehr erzarm gewesen
sein, weil auf den mächtigen Halden ungeheuere Mengen
Quarz angehäuft sind, der früher mehr als jetzt für die
Porzellanfabriken der Umgegend verwerthet wurde. Abbau-
würdig waren und sind abgesehen von einigen Gängen nur
die Greisenpartien, nicht der ganze Erzgebirgsgranit, und
auch in diesem ist das Zinnerz meist so fein eingesprengt,
dass man es mit freiem Auge kaum wahrzunehmen vermag.
Jedoch sammelt es sich auch in Schnüren, Nestern und
Putzen, die manchmal sehr gross und ergiebig waren. So
wurde auf der Dreieinigkeitszeche ein derartiger Fund ge-
macht, welcher nahezu 100 Geutner Zinnerz lieferte. Das
gewöhnliche zinnsteinhaltige Greisengestein (Zwitter) pflegt
im Durchschnitt nur 0*2—0*4 Procent, also in 1000 Gentnern
Zwitter nur 2 bis 4 Gentner Zinn zu enthalten. Ehemals
allerdings soll der Halt zehn-, ja sechzigmal grösser ge-
wesen sein.
Südwestlich, nicht ganz 90 m vom Huber Hauptwerke
entfernt, liegt der sog. Schnöderstock und weiterhin an der
Grenze des Gneisses und Gebirgsgranites der sog. Klingen-
stock, deren allgemeine Verhältnisse mit jenen des Huber-
stockes übereinstimmen; der Schnöderstock ist jedoch viel
kleiner und der Klingenstock viel erzärmer.
Südöstlich von diesem Stockwerkszuge sitzen im klein-
körnig schuppigen Biotitgneisse, der stellenweise in Glimmer-
schiefer übergeht, einige Quarzgänge auf, die Mittel zum
Gangbergbaue lieferten. Drei der wichtigsten, der sog. Gell-
nauer (Jelenauer) Gang, Mariengang und Kluftgang streichen
parallel mit einander — und zugleich mit dem Stockwerks-
zuge — von SW gegen NO (St. 3—4), ein anderer, der
Antonigang, schaart ihnen in SW in einem spitzen Winkel
zu. Alle fallen nach NW oder N gegen den Granit. Der
Antonigang, sowie der Kluftgang gaben nur arme Mittel, so
dass ihr Abbau bald aufgelassen werden musste. Die beiden
erstgenannten Gänge waren jedoch ergiebig. Ihre krystalli-
nisch massige Ausfüllung besteht bei einer Mächtigkeit von
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Das Engebirge. — I. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 307
5 bis 40 cm vorwaltend aus Quarz,- der manchmal durch
Steatit oder Steinmark mehr weniger verdrängt wird. Zu
diesen Hauptbestandteilen gesellen sich nebst einigen an-
deren Mineralen vornehmlich Kassiterit, Flussspath, Wol-
framit, Kupfer-, Eisen- und Arsenkiese, Molybdänit, Apatit,
Topas, von welchen sich nur der Zinnstein, der Flussspath
und Kiese stellenweise anhäufen. Zumeist treten mit ein-
ander auf: Quarz und Zinnstein; diese beiden und Wol-
framit, dessen Stelle auch Topas, oder Eisen- und Kupfer-
kiese einnehmen; ferner Quarz, Beryll und Zinnstein ; Quarz,
Apatit und Zinnstein ; Quarz, Flussspath und Zinnstein ;
Quarz und Scheelit; Quarz, Malachit, gediegen Kupfer und
Ziunstein und anderweitige Paragenesen. Der Zinnstein
(Kassiterit) ist theils krystallisirt, theils derb im Gange selbst,
theils als Fahlband (local „Borden 41 genannt) entwickelt und
kommt auch im Nebengesteine vor, welches sich für die
Erzfuhrung überhaupt nur günstig erweist, wenn es locker
und etwas zersetzt erscheint, während im frischen, festen
Gesteine das Erz gewöhnlich ganz verschwindet. Beachtens-
werth ist auf Gängen das Auftreten von gewissen Mineralen,
welche erfahrungsmässig stets erscheinen, wenn man sich
einer edlen Partie nähert. Manchmal freilich verliert sich
der Zinnstein auch in so einer edlen Erzzone. In diesem
Falle pflegen jedoch im Hangenden oder Liegenden des
Ganges Greisenputzen vorzukommen, die oft sehr erzreich
sind. Wenn diese nicht leicht aufzufinden sind, d. h. weder
der Gang hältig, noch der Adel in Greisenpartien concen-
trirt erscheint, so kann der Geübte häufig durch ganz dünne
Schnürchen von Zinnstein oft 2 m in's Hangende oder Lie-
gende zu schönen Nestern von Erz geleitet werden. Kurz:
„in den durch Nebengestein und Gangausfüllung als edel
charakterisirten Erzzonen ist der Adel immer vorhanden,
wenn sich in denselben der Gang manchmal auch nahezu
ganz taub zeigt."
Die vier genannten Gänge bilden zusammen ein System,
ausser welchem Rücker «noch zweier anderer Gangsysteme
Erwähnung macht. Das eine tritt in unmittelbarer Nähe des
Huberstockes auf. Seine Gänge haben ein flaches Einfallen
und sind wenig mächtig (5 — 8 cm). In ihnen pflegt das
Zinnerz jedoch sehr concentrirt zu sein und bildet häufig
im Gemenge mit Wolframit, Eisen- und Kupferkiesen die
ganze Gangausfüllung. Diese Gänge werden daher mit gün-
stigstem Erfolge abgebaut. Das andere Gangsystem erscheint
20*
308 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
NW vom Haberstockwerke im sog. Hahnengebirge und
wird von einem ausgedehnten Pingen- und Haldenzuge be-
gleitet, welcher dessen einstige grosse Bedeutung erkennen
lässt. Der Bau ist jedoch schon seit sehr langer Zeit er-
trunken und verlassen. Diese Gänge waren namentlich auf
der Paulizeche, Johann Evangelista-Zeche, Kreuzzeche und.
Bäckenzeche aufgeschlossen. Häufiger als im Stockwerks-
granite traf man hier auf Fahlbänder, die sehr zinnstein-
reich, die Quarzgänge durchsetzten und veredelten.
Die beiden Städte Schlaggenwald (Schlackenwald) und
Schönfeld verdanken dem einstigen Zinnerzreichthum ihrer
Umgebung allenfalls ihre Gründung. Historische Nachrichten
reichen jedoch nicht weit zurück. Schönfeld ist älter und
wird sogar in einer Inschrift im Rathhause angeblich vom
J. 1448 als „uralte konikglige frete Berkstatt" bezeichnet.
Im XII. oder Anfang des 13. Jahrh. bestand nach Stern-
berg*) in Schönfeld das erste Zinn-Schöppengericht. bei
welchem alle anderen Zinnbergwerke ihr Recht zu suchen
hatten. Das erste Privilegium erhielt die Stadt von Bores
(Borsso) von Riesenburg am Margarethentag 1355, und 1547
wurde sie von Ferdinand I. zur königlichen Bergstadt er-
hoben.
Schlaggenwald ist eine jüngere Bergstadt, über deren
älteste Geschichte zuverlässige Quellen erst aus dem 14.
Jahrh. vorhanden sind. Dem böhmischen Namen (Slavkov)
nach scheint Slavko von Riesenburg ihr Gründer gewesen
zu sein. Kaspar Pflug von Rabenstein belehnte 1530 die
Gewerkschaft des Hans Schnöd aus Nürnberg mit einem
Stollen, der noch heute dessen Namen führt.**) Ferdinand I.
nahm sich der Stadt eifrig an und erhob sie 1548 zu einer
königlichen Bergstadt. Jedoch gerieht der Bergbau aus mehr-
fachen Ursachen ***) immer mehr in Verfall, wenn die Stadt
auch noch zu Beginn des 17. Jahrh. in so guten Umständen
war, dass sie von den königlichen Kammern die Stadt Pet-
schau für sich als Lehen einlösen konnte. Jedoch blieb ihr
dieses Lehen nicht lang, da schon nach der Schlacht am
•) Umrisse etc. I. c. pag. 276 und 280.
**) Ste ruber*?, Umrisse etc. 1. c. pap. 285.
***) Graf Sternberg leprt die Bergbauverhältnisse von Schön-
feld, Schlatfrenwald und Lauterbach bis zum 30 jähr. Kriege) umständ-
lich in seinen Umrissen etc. I. Bd., 1. Abtlu pag. 275 bis 310 dar. Eine
der Hauptursachen des Verfalles waren die ungeregelten Baue der Pri-
vatg«werkenv
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 309
Weissen Berge, sowohl der Pfandsehilling als das Lehen
selbst wegen Betheiligung der Schlaggenwalder an dem pro-
testantischen Aufstande als verwirkt erklärt wurden.
Bei Lauterbach sind die allgemeinen Verhältnisse
des Zinnerzvorkommens von jenen bei Schlaggenwald und
Schönfeld nicht verschieden, aber der hiesige Zinnberg-
bau hatte nie die Bedeutung -wie an. den letzteren Orten.
1551 erhob Ferdinand I. den Ort zur königl. Bergstadt.
Sonst ist über die ältere Geschichte der Stadt und der Berg-
baue nur wenig bekannt, da 1772 sämmtliche alte Urkunden
und Schriften einem grossen Brande zum Opfer fielen.*)
Der Zinnerzbau im Gebiete von Schlaggenwald und
Schönfeld wurde vom Aerar und Privaten mit Unterbrech-
ungen immer wieder in Angriff genommen und wird auch
gegenwärtig in kleinem Massstabe betrieben. Im 16. und zu
Beginn des 17. Jahrh. scheinen die Zinngruben um Schlag-
genwald in grösster Blöthe gestanden zu haben, denn nach
einem summarischen Rechnungsauszuge wurden in den Jah-
ren 1557, 1558 und 1559 in Schlaggen wald und Schönfeld
15.034, in Lauterbach und Umgegend 6373 Ctr., zusammen
21.407 Centner Zinn gewonnen. Im Jahre 1847 waren
zwei aerarische und 17 privatgewerkschaftliche Gruben im
Betrieb, welche zusammen 3 bis 400 Centner lieferten.**)
Gegenwärtig ist der Zinnbergbau im ganzen Elbogener Be-
zirke ein sehr geringer. 1 887 war von 7 Unternehmungen nur
die Johann Evangelisten-Zeche bei Schönfeld mit 13 Arbeitern
im Betriebe, hatte aber keine Production. Nach langjähriger
Unterbrechung wurde 1888 auch eine theilweise Ge wältigung
des alten Zinnbergbaues bei Schlaggenwald-Schönfeld unter-
nommen um die Bauwürdigkeit der neben dem Zwitterstock-
werke vorkommenden Gänge (vergl. oben) in Bezug auf
ihren Halt an Zinn- und Wolframerzen zu untersuchen.
Die im Bezirke bestehenden 3 Zinnhütten waren ausser
Betrieb.***)
Am Glatzeberg im Kaiserwalde, wo, wie oben erwähnt,
auch Zinnstein im Erzgebirgsgranite vorkommt, dürfte der
Bergbau nie sonderlichen Umfang besessen haben, wiewohl
Künigswart in alter Zeit eine Bergstadt war und das Zechen-
*• Sternberg, Umrisse etc., pag. 292.
*•) Sommer's Böhmen, XV. Bd., pag. 260.
Stat. Jahrb. des k. k. Ackerbau-Minist, für 1887. 3. H., I.,
Wien 1888, pag. 62.
310 !• Archaeische Gruppe.
Urgneiss- und Urschiefersystem.
haus (Josefizeche), etwa 5 km von der Stadt entfernt, dem
Namen nach noch jetzt besteht. Auf dieser Zeche wurde
übrigens noch im J. 1854 gebaut. — Die Pingen und Halden
um Ober Perlsberg stammen nach Zippe auch von einstigen
Zinnzechen her.
Auf Silbererze ist namentlich im südlichen Theile des
Karlsbader Gebirges an mehreren Stellen gebaut worden.
Zunächst erwähnenswerth ist die alte Bergstadt Michels-
berg, *) in deren Umgebung schon im 13. Jahrh. Bergbau
betrieben wurde, welcher die höchste Blüthe im 16. Jahrh.
erlangte. Von dem einigsten Umfange der riesigen Silber- und
Bleiwerke zeugen die noch vorhandenen riesigen Halden. Un-
weit von der jetzigen Kirche stand ursprünglich eine Kapelle
zum heil. Michael, bei welcher sich die ersten Bergleute
ansiedelten. In den Jahren 1540—90 lieferte das Werk, be-
nannt „das alte Glück mit Freuden 41 , das meiste Silber, aus
welchem die Grafen Schlick ihre Münzen prägen Hessen.
Das Werk verblieb auch noch im Betrieb, als nach der
Schlacht am Weissen Berge die Protestanten, zu welchen
auch die Mehrzahl der Einwohner von Michelsberg gehörte,
Böhmen verlassen mussten und in Folge dessen die meisten
von den 52 damaligen Werken und Zechen eingiengen.
Im J. 1721 wurde ein neues ergiebiges Werk aufge-
schlossen, welches den Namen „das neue Glück in Freuden"
erhielt und Rothgiltigerz, Glaserz (Argentit), weisses und
schwarzes Silbererz (Tetraedrit), gediegen Silber, auch Kupfer
und Blei lieferte. Im J. 1838 wurden noch 4 Zechen auf
Silber. Kobalt, Blei und Spiessglanz bearbeitet. Sie ergaben
1834 an Silber 3 Mark 4 Loth, und 7 Gentner Blei.
Heute besteht bei Michelsberg der einzige Kobalt- und
Nickelbergbau Böhmens. (S. 312.)
Im nördlichen Theile des Karlsbader Gebirges wurde
bei Sangerberg 1822 ein Silberbergbau auf einem in St.
8—9 streichenden Gange in Angriff genommen. Wegen An-
sammlungen von Kohlensäure musste man jedoch von dem
Weiterbetrieb abstehen.
Im Kaiserwalde wurde bei Schönficht auf Silbererze
gebaut, ausser welchen hier auch Wismuth-, Kobalt- und
Kupfererze einbrachen. Das Werk wird nach Sternberg **)
*j liraf Sternberg. Umrisse etc. 1. Bd. 1. Abth. pag. 258 ff. —
V. v. Zapharowich, Jahrb. d. k. k. »reol. R.-A. III., 1858, patf. 435.
*♦) Umrisse etc. I. Bd., 1. Abth. 309.
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Das Erzgebirge. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Erze. 31 1
in der Bergfreiheitsurkunde König Ferdinand's I. vom 3. Juni
1550 aJs ein neu erstandenes Bergwerk bezeichnet, das
wahrscheinlich schon vor dem Jahre 1545 von dem Grafen
Schlick eröfimet worden ist. Der hiesige Bergbau dürfte
jedoch nie von sonderlicher Bedeutung gewesen sein trotz
der noch jetzt bestehenden zahlreichen Spuren desselben.
In den 40er Jahren dieses Jahrh. ist versucht worden, den
Bau wieder aufzunehmen, allein wegen Erzmangels musste
man hievon ablassen.
In gleicher Weise erwies sich der vor etlichen Jahr-
zehnten bei Krainhof SO von Königsberg unternommene
Versuchsbau auf Silbererze als hoffnungslos, da blos Spuren
von Bleiglanz und Arsenkies gefunden wurden. Es sollen aber
in dieser Gegend Quarzgänge mit Bleiglanz und Arsenkies,
so wie stellenweise Uran-, Silber-, Kobalt- u. ä. Erzen that-
sächlich an mehreren Orten im Glimmerschiefer aufsitzen.
Auch im Phyllit kommen hie und da Spuren von Silber-
erzen vor. So wurde vor mehreren Jahrzehnten ein Versuchs-
bau nördlich von Königsberg unternommen, wobei Quarz-
gänge angefahren wurden, die jedoch zu wenig edel waren,
um den Abbau zu lohnen. Eben so endete ein gleiches
Unternehmen TT von Dassnitz an der Eger. Schliesslich soll
auch bei Schönlind Silber gewonnen "worden und bei Leim-
bruck ein Versuchsbau auf Silber im Betriebe gewesen sein.
Auf Kupfererze soll angeblich bei Leimbruck, NW
von Unter Sandau, im Phyllit vor mehreren Jahrzehnten ein
Versuchsbau bestanden haben, ohne jedoch zu irgend welchem
Erfolg zu führen.
Bleierze wurden bei Reichenbach 0 von Königsberg
noch vor nicht gar langer Zeit gewonnen. Die Baue sollen
schon zu Anfang des vorigen Jahrhundertes in Betrieb ge-
standen haben und mögen nach Jok£ly ziemlich umfang-
reich gewesen sein. Im J. 1856 baute man mittels eines
Stollens am Nordwestende des Dorfes zwei Gänge ab, die
an der Grenze zwischen Gneiss und Glimmerschiefer auf-
geschlossen waren. Der eine war 1 bis 4 dem mfichtig,
hatte ein Streichen in St 3 und ein Fallen unter 80 — 87
Grad in NW. Der andere kreuzte jenen in der durch-
fahrenen Stollenlänge, besass ein Streichen in St. 9 und
fiel unter 80—87 Grad in S W. Seine Mächtigkeit betrug
5 dem. Ausser diesen Hauptgängen durchsetzt den Glim-
merschiefer in der hiesigen Gegend noch eine Anzahl ge-
ringmächtiger, zumeist tauber Gänge, welche vorwaltend
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312 I- Archaeische Gruppe. — L'rgneiss- und Urschiefersystem.
nach St. 11 — 12 streichen und unter 60—75° in NW ein-
fallen. Sie durchziehen und verwerfen namentlich den ersten
Hauptgang. Die Erze, welche in einer aus Quarz, seltener
aus Kalkspath bestehenden Gangmasse einbrechen, sind:
Bleiglanz mit Pyrit und Sphal^rit.
Vor längerer Zeit wurde beim Dreifichtenhof und bei
der sog. Froschmühle (SW von Rcichenbach ), dann bei
Steinbach und Schönlind ebenfalls Bleiglanz bergmännisch
gewonnen, worüber jedoch nähere Nachrichten fehlen.
Antimonerz (Antimonit) ist in der Michelsberger
Gegend ein gewöhnliches Vorkommen, leider tritt es aber
nicht so reichlich auf, um einen gleichmässig andauernden
Bergbau zu fristen.
In der Nähe von Deutsch Thomaschlag NU von Michels-
berg besteht eine Antimonzeche, die zu Anfang dieses Jahrb.
eine jährliche Ausbeute von 2000 Gulden ergab, später aber
der Wasser wegen nur mit Zubusse und schwach bebaut
wurde, in neuester Zeit sich jedoch wieder gehoben hat.
Auch etwas südlicher, bei Punau, besteht seit den 70er
Jahren dieses Jahrh. ein Antimonbergbau. Im J. 1887 waren
bei den Unternehmungen zeitweise 6 Arbeiter beschäftigt,
welche hauptsächlich die Gruben in Stand hielten und nur
nebenbei 60 metr. Gentner Erze erzeugten.
Ausser den oben erwähnten Silbererzen kommen bei
Michelsberg auf der Johann Baptista-N i c k e 1- und Kobalt-
zeche: Kupfernickel (Ni As 2 ), Kobaltkies, Bleiglanz, Zink-
blende auf Gangmassen mit Quarz, rothem Hornstein und
Kalkspath, dann unter anderen auch Kobaltblüthe (Erythrin),
strahliger Schwefelkies und im tiefen Stollen der Baptista-
zeche milchweisser, rosenrother und grünlich oder bläulich
gefärbter, nierenförmiger oder tropfsteinartiger Kalksinter
(Aragonit) vor. Die Gänge sind nach v. Hochstetter
6 bis 6 dem mächtig, streichen nach St. 9 — 10 und setzen
theils im Gneiss, theils im Hornblendeschiefer auf. Die Nickel-
und Kobalterze wurden mit abnehmendem Segen bergmän-
nisch gewonnen. Im J. 1887 wurde der Bergbau mit 3
Arbeitern ohne Erzeugung nur bauhaft gehalten.
Auf Eisenerze wurde ehemals im Karlsbader Gebirge
an mehreren Orten mit Erfolg gebaut.
Bei Hollowing NW von Michelsberg wurde Brauneisen-
stein theils als Ocker, theils in grossen Geoden als brauner
Glaskopf in zersetztem Amphibolit nach v. Hochstetter
in grosser Menge gewonnen und auf dem Hochofen zu Ka-
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Das Erz^ebir^e. — 1. Das Karlsbader Gebirge. — Säuerling. :j]H
rolinengruud verhüttet. Der Flecken liegt im Mittelpunkte
*ines eisenreichen Gebietes, welches schon von Alters her
Mittel zur Eisenerzeugung geboten hat. Eisensteingruben
bestanden in der Umgebung bei Pistau, Unter Gramling und
Kuttnau. Bei allen diesen Orten treten auch Sauerbrunnen
zu Tage — bei Pistau bei Hollowing, Unter Gramling
und Kuttnau je 1 , bei Martnau 2 , durch deren Einfluss
wohl die Verwitterung der Homblendegesteine, deren Re-
sultat die Ansammlung von Eisenerzen sein mag. hier be-
günstigt wurde.
Auf Rotheisenstein wurde ehemals bei Ober Perlsberg
im Kaiserwalde, wo auch zwei Eisenwerke bestanden, ge-
graben. Zu Beginn der öOer Jahre wurde in dieser Gegend
ein Bergbau auf Rotheisenstein südlich von Schönficht unter-
halb der Grundmühle am linken Ufer des Kneibelbaches
eingeleitet und ein Stollen 8f> Klafter weit ins Gebirg ein-
getrieben. Es wurde nach Jokely ein cca 1 m mächtiger
Gang angefahren, der aus Quarz, rothem Letten und rothem
Thoneisenstein mit Nestern von rothem Glaskopf und Knollen
von dichtem Manganerz bestand. Dieser Gang wurde noch
von einigen anderen, minder mächtigen Gängen begleitet,
auf welchen etwas östlicher ehemals auch stollenmässig ein
Versuchsbau betrieben wurde. Die Gänge hatten ein Strei-
chen in St. 10—11 und ein Fallen unter TO Grad in WSW.
Der Eisensteingange und der sehr eisenschüssigen Horn-
steingänge in den Quellengebieten von Marienbad und Karls-
bad ist schon oben erwähnt worden.
Heute besteht im ganzen Karlsbader Gebirge keine
Eisenerzunternehmung mehr.
Endlicli muss noch der zahlreichen Säuerlinge des
Karlsbader Gebirges gedacht werden. Sie bilden in der
Hauptanzahl einen Zug, der aus dem Egerer Becken ost-
wärts über den Kaiserwald gegen Sangerberg und Petschau
verfolgt werden kann.
Im Kaiserwalde verdient zunächst Königswart Beacht-
ung welches zwanzig Mineralquellen besitzt, von welchen
drei schon 1822 von Berzelius und Steinmann untersucht
und »ehr günstig beurtheilt wurden. Die Marienquelle kommt
darnach mit dem Marienbader Kreuzbrunnen überein, die
Eleonorenquelle ist sehr reich an Kohlensäure, und die
Badequelle steht in der Mitte zwischen beiden. Diese drei
sowie die Neu-, Victors- und einige andere Quellen sind
314 !• Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
ziemlich eisenhaltig, die Richardsquelle, welche östlich von
den n früher genannten liegt, dagegen ist eisenarm.
Auch die ganze Umgebung ist sehr reich an Sauer-
brunnen, einige entquillen bei Amonsgrün, darunter einer
unmittelbar am Nordende des Fleckens, ferner zwei bei
Markusgrün beim Dorfe und im Kneibelthale. Alle diese
Säuerlinge entspringen dem Granite.
Auch im Gebiete der krystallinischen Schiefer W von
Unter Sandau bricht eine Anzahl hervor, z. B. im Glimmer-
schiefer N bei Zeidlweid, im Phyllit bei Konradsgrün 4 be-
deutendere und einige minder benützte, ferner bei Leim-
bruck am rechten Thalgehänge und ein eisenhaltiger, ein
vortreffliches Getränk bietender S\V von Palitz. Diese alle
liegen schon im Gebiete des Böhmischen Waldes, es ge-
schieht ihrer jedoch erst hier Erwähnung, weil sie mit den
Sauerbrunnen von Königswart und des östlicheren Theiles
des Karlsbader Gebirges in gewissen Beziehungen zu stehen
scheinen.
Die Säuerlinge von Sangerberg, Neudorf - Grün bei
Pe tschau, Enkengrün bei Tepl muss genügen namentlich
angeführt zu haben. Auch die Erwähnung der Sauerbrunnen
zwischen Marienbad und Michelsberg S. 313 mag genügen.
Besonders sei jedoch des Säuerlinges gedacht, der an der
nördlichen Grenze des Gebirges zwischen Rodisfort und Schö-
mitz entspringt und unter der Bezeichnung Giesshübler
Sauerbrunnen ein weltbekanntes Gesundheitswasser ge-
worden ist. Schon 1614 sprach der Schlaggen walder Arzt
Raitdenius mit Lob davon, zu Beginn des 18. Jahrh. wurde
es von F. Hoffmann und später u. A. auch von Klaproth
und Steinmann wissenschaftlich untersucht. Graf Stiebar
errichtete 1796 zu Wien die erste Niederlage, später auch
in Karlsbad, Prag, Brünn, Lemberg usw., und überall wurde
das Wasser schnell beliebt. Beleg dessen die Thatsache,
dass schon 1798 allein in Wien und Ungarn 240.000 Krüge
abgesetzt wurden. Zu einem beliebten Ausflugsorte nament-
lich der Karlsbader Curgäste hat den früher nur auf schlech-
ten Waldwegen zugänglichen Ort Ritter von Neuberg in den
30er Jahren dieses Jahrh. durch gute Verbindungsstrassen
und Weganlagen in der reizenden Umgebung umgestaltet.*)
Heute ist Giesshübel-Puchstein selbst ein besuchter Gurort.
*) Sommers Böhmen, XV. Bd. p. 101.
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentliche Erzgebirge. 315
'2. Das eigentliche Erzgebirge
umfasst erstens das Grenzgebirge zwischen Bönnien und
Sachsen, welches von Böhmen aus wallartig zu beiläufig
800 m Seehöhe ansteigt, auf welcher es sich auf seiner
ganzen Erstreckung erhält; und zweitens eine Anzahl iso-
lirter archaeischer Inseln, welche südlich vom Grenzkamme
aus den jüngeren Formationen hervortreten und unbedingt
dem Erzgebirge angeschlossen werden müssen. Sie werden
später genauer umschrieben werden. Bezüglich ihrer Zuge-
hörigkeit zum Erzgebirge sei nur vorderhand kurz bemerkt,
dass der böhmisch-sächsische Grenzkamm nur der Ueberrest
einer Welle ist, welche durch gebirgsbildende Vorgänge eine
Spaltung in der Richtung der Falte erlitt, längs welcher der
Südostflügel des Erzgebirges in die Tiefe sank. Auf diesem
abgesunkenen Gebirgstheile gelangten die Gebilde des Ter-
tiärsystemes und vielleicht auch z. T. des Kreidesystemes,
sofern diese nicht schon vor der Absenkung vorhanden wa-
ren, zur Ablagerung. Durch relatives Empordringen einzelner
Theile und durch Abwaschungen wurden die erwähnten
archaeischen Inseln entblösst.
Der stehen gebliebene nordwestliche Flügel, d. i. der
böhmisch-sächsische Grenzkamm, wird im Südwesten vom
Fichtelgebirge durch das breite Thal von Schönbach, im
Süden, von Maria Kulm an nordostwärts, vom Egerthale,
dann von dem Komotauer und Dux-Teplitzer Braunkohlen-
becken und endlich zwischen Königswald und Bodenbach
von der Eulauer Schlucht begrenzt. Als nordöstliche Grenze
darf das Elbethal von Tetschen bis Niedergrund angesehen
werden. Jedoch wird hier das Gebirge von Tetschen und
Niedergrund westwärts bis Königswald und Tissa von Ge-
bilden des Kreidesystemes bedeckt.
In dieser Umgrenzung erscheint das Gebirge von Böh-
men aus als ein Wall, dessen steiler Abfall ermöglicht, von
nicht grosser Entfernung einen beträchtlichen Theil desselben
vom Fusse bis zu dem sanft gewellten Rücken auf einmal
zu überblicken. Die Vertiefung vom Gipfel bis zum Fusse
beträgt in Böhmen an manchen Stellen kaum 2 Meilen,
während nach Sachsen hin das Verflachen überall ein ganz
allmäliges ist. Beiderseits ist das Gebirge ausgezeichnet durch
seinen Erzreichthum, welcher die nächste Veranlassung zur
bergmännischen und geognostischen Durchforschung des Ge-
birgszuges war, derzufolge das Erzgebirge schon längst im
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316 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Allgemeinen besser bekannt war als irgend ein andere? Ge-
birge Böhmens.
So sind z. B. die Eigenheiten seines allgemeinen Baues
von einzelnen Forschern schon im letzten Viertel des vorigen
Jahrhundertes ziemlich richtig dargestellt worden.*) Jedoch
schilderte die geognostische Beschaffenheit des Erzgebirges
mit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit zum erstenmale Fr.
X. M. Zippe.**) Die Beschreibung des Erzgebirges, welche
A. E. Reuss***) liefert, entspricht in den Hauptzügen schon
.jranz der heutigen Auffassung.
Um die genaue Erforschung des böhmischen Antheiles
des Gebirges hat sich J. Jokely die grössten Verdienste
erworben. Seine Aufnahmen und Erläuterungen!) mussten
daher die mehrfach nach Verdienst gewürdigte Grundlage
für G. C. Laube's neueste umfangreiche Monographie ff)
bilden, an welche wir uns in unseren zusammenfassenden
Darstellungen im Allgemeinen halten werden.
Vor und gleichzeitig mit Laube haben sich an der
geologischen Detailforschung im Erzgebirge mehrere Autoren
betheiligt, wie aus den weiter unten folgenden Literatur-
*i Z. R: J. F. W. üharpentier. Mineralogische Geographie der
Chursächsischen Lande. Leipzig, 1778. Einleit. pag. VIII., weiter p. 137,
171 etc. — F. A. Keuss, Mineralogische Geographie v. Böhmen. Dres-
den, 1793. I. Theil. — F. A. Reuss, Mineralogische und bergmannische
Bemerkungen über Böhmen. Berlin, 1801.
**) Abgesehen von den kurzen Angaben in der Uebersicht der
Gebirgsform. in Böhmen, 1831, pag. 52 — 57, Öl — 2, ziemlich eingehend
im 15., 14. u. 1. Bande (Elbogner. Saazer und Leitmeritzer Kreis; von
Sommers Königreich Böhmen 1847, 1846, 1833.
***) Kurze Uebers. d. geog. Verh. Böhm.*s, 1854, pag. 21—27. —
Z. Th. Geogn. Verhält, des Egerer Bez. etc. 1852. — Die Umgebung von
Teplitz und Bilin. Prag. 1840. — Die Gegend zwischen Komotau, Saaz.
Raudnitz und Tetschen. Prag, 1863. Mit Karte.
f) Zur Kenntnis* der geologischen Beschaffenheit des Egerer ,
Kreises in Böhmen, .Jahrb. d. k. k. geol. M.-A., VII. 1856, pag. 479 ff.
— Der südwestliehe Theil des Erzgebirges. Ibid. VIII., 1857, pag. 1 ff.
— Die geologische Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazer Kreise in
Böhmen. Ibid. pag. 516 ff. — Das Erzgebirge im Leitmeritzer Kreise in
Böhmen. Ibid. IX., 1858, pag. 549 ff. — Ferner ist zu vergleichen: Ibid.
VII., 1856, Verhandl. p. 365. - Ibid. VIII., 1857, Verhandl. p. 165, 181.
— Ibid. IX., 1858, Verhandl. pag. 398, 519.
tt) Geologie des böhmischen Erzgebirges. I. Theil. Geologie des
westlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Maria-Kulm-öchön-
bach und Joachimsthal-Gottesgab. Prag, 1876. (Archiv für die naturw.
Landesdurchforsch. von Böhmen. III. Bd.) — II. Theil. Geologie des
östlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Joachimsthal-Gottesgab
und der Elbe. Prag, 1887. (Archiv etc. VI. Bd.)
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Oberfläche. 3\1
angaben zu ersehen ist; gleich hier aber müssen besonders
die allenfalls anregenden und verdienstlichen Studien E.
Reyer'3*) hervorgehoben werden.
Neuestens haben sich auch die sächsischen Geologen
an der detailirten Aufnahme eines Theiles des böhmischen
Erzgebirges angelegen sein lassen,**) doch glaubt Laube, dass
sie hiebei wohl eher zu viel als zu wenig geleistet haben
und in der scharfen Abgrenzung der Gesteinsarten zu weit
gegangen sein dürften, da die Schwierigkeiten des Terrains,
namentlich der grosse Mangel an Entblössungen, eine solche
zu gewissenhafte Aufnahme kaum zulassen soll. Laube selbst,
wiewohl er viele und auch gewichtige Einzelnheiten ganz
anders auffasst und deutet als Jokely, glaubt doch, dass
der Gesammteindruck des Gebirges, wie er sich
aus der Aufnahme dieses vorzüglichen Geologen der k. k.
geolog. Reichs - Anstalt ergibt , dadurch nicht geändert
werde. ***)
In Betreff der Ober fläche ny est alt uny des eigentlichen
Erzgebirges ist das Hauptsächlichste schon bemerkt worden.
Von Böhmen aus erhebt es sich von einer mittleren
Seehöhe von 300 m wallartig steil bis zur mittleren Kamm-
huhe von 840 m, bildet oben ein sanftwelliges, 2 bis 4
Meilen breites Plateau, von welchem es sich nordwestwärts
nach Sachsen hinein ganz sachte abdacht. Dem entsprechend
befindet sich die Wasserscheide nahe am böhmischen Ab-
falle des Gebirges. Die oft schluchtenförmigen Thäler der
vom Kamme beiderseits abfliessenden Gewässer bedingen
im Einzelnen die Gestaltung des Gebirges, welches auf böh-
mischer Seite durch dieselben in viele kurze und schmale
Querriicken gegliedert erscheint, welche schroff und unmittel-
bar ans dem Tieflande am linken Egerufer aufsteigen.
Von hier aus gewährt das Gebirge mit seinen tiefen
Thaleinschnitten und seinen Wäldern stellenweise einen sehr
*j Ueber die erzführenden Tieferuptionen von Zinn wald, Atten-
berg und über den Zinnbergbau in diesem Gebiete. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. XXIX.. 187«, pag. 1 ff. Mit 6 Taf. — Tektonik der Granitergüsse
von Neudeck und Karlsbad und Geschichte des Zinnbergbaues im Erz-
gebirge. Ibid., pag. 405 ff. — Zinn. Eine tfeolog.-montan.-histor. Mono-
graphie. Wien, lool.
Ihre älteren, die Grenzbezirke Böhmens mit umfassenden Auf-
aahmen konnten von A. E. Heuss und den Geologen der k. k. geol.
K^ichsanstalt schon in den "»Oer Jahren mehrfach benütz! werden.
•••i L. c. 2. Theil. pag. XII.
318 !• Archaeiache Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
anmuthigen, romantischen Anblick, während von grösserer
Entfernung aus die einförmige, flachgewellte, nur von ein-
zelnen Kuppen überragte Kammlinie einen monotonen Ein-
druck macht. (Fig. 68.)
Im südöstlichsten Theile, welcher durch die Schön-
bacher Thalsenke vom Fichtelgebirge getrennt wird, erscheint
das Erzgebirge als hochwelliges Bergland, dessen einzelne
Rücken in einander verfliessen und nur gegen Nordosten
allmälig ansteigen. Gegen Südwesten und Süden senkt es
sich terassenförmig. Einige Thäler trennen eine Anzahl
Joche, die ziemlich parallel zu einander verlaufen ; doch
Fig. 68. Der Kamm des Erzgebirges überragt vom Sonnen wlrbel.
steht diese Jochbildung mit der geognostischen Beschaffen-
heit des Gebirges in keinem eigentlichen Zusammenhange,
sondern ist durch die Erosion der Wasserläufe verursacht.
Zwischen Nonnengrün und Littengrün erstreckt sich ein
Hügelzug zwischen dem Falkenauer und Egerer Tertiär-
becken bis nahe zur Eger, wo sich die Doppelkuppe des
Maria Kulm- und Hilfberges über den Ausläufer des Kaiser-
waldes, der vom jenseitigen Ufer über den Egerfluss her-
überreicht, freier erhebt.
Erst westlich vom Thale des Konstadter Baches und
vom Leibi tschgrunde erhebt sich das Gebirge in der Gegend
von Bleistadt, Graslitz und Schwaderbach zu bedeutender
Höhe und bildet zwei deutliche Joche: das eine zwischen
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Das Erzgebirge. — 2. Das etgentl. Erzgebirge. — Oberfläche. 3 19
dein Leibitsch- und dem Zwodathale, und das andere zwi-
schen dem Zwodathale und dem Joachimsthaler Grunde.
Den Kern des ersteren Gebirgsjoches bilden der Hohe
Stein bei Kirchberg (766-4 w), der Schönau- und Sponirberg
bei Schönau, der Hochhau (720 m) bei Prünles, der Eisen-
uiid Ascherberg bei Bleistadt und der Pressbühl bei Leo-
poldshammer (NW von Gossengrün). An dieses Joch schliesst
sich die Berggruppe um Pichelberg an, die sich südwärts
bis Hartenberg und nordwärts gegen Heinrichsgrün aus-
dehnt, und ferner ein von Nordwest gegen Südost gestrecktes
Joch, welches die Höhen des Emether Revieres, dann jene
um Plumberg, Pürgles, Berg und Ober Schossenreuth um-
fasst und Leibitschrang (oder Leibitschkamm) genannt wird.
Das zweite bezeichnete Joch steigt aus dem Zwoda-
thale gleich steil auf und erlangt seine höchste Höhe im
Mückenbühl (949 m) bei Neudorf 0 von Graslitz, an wel-
chen sich nördlich der Eibenberg (802 m) und der Aschberg
bei Schwaderbach (925*5 m) ; im Süden der Glasberg (813m),
Schachthöhe und Vogelherd anschliessen. Von diesem Hoch-
rücken ostwärts bis Platten, Bärringen und Lichtenstadt
dehnt sich ein Plateau aus, über welches sich nur einzelne
Anschwellungen etwas erheben, und welches daher ganz
einförmig erscheinen müsste, wenn es nicht durch tiefe
Thaleinschnitte gleichsam in drei Gruppen eingetheilt wäre.
Die eine dieser Gruppen zwischen dem Rothau- (im
W) und Rohlauthal (im 0) steigt aus dem Falkenau-Elbo-
gener Hügellande zwischen Dotterwies und Neu Rohlau
5 von Neudeck ziemlich jähe gegen 300 m empor, welche
Höhe (700 m Seehöhe) sie in ihrer weiteren Ausdehnung
nordwärts bis Schönlind, Trinkseifen und Frühbuss beibehält.
— Die zweite Gruppe, zwischen dem Rohlau- und dem
Breitenbache zum Theil und dem Bärringener Thale (Salm-
thale) ist von Süden nach Norden jochförmig gestreckt, da-
bei von zahlreichen Nebenthälern und Wasserrissen durch-
furcht. Die höchsten Punkte sind der in seinen Ausläufern
in das Elbogener Flachland steil abfallende Traussnitzberg
bei Hohenstollen (949 m) und der Peindlberg N von Neu-
deck (974 m).
Diese beiden Berggruppen sind in ihrer nördlichen
Erstreckung mit einander und der Gruppe des Mückenbühl -
berges zu einem westöstlich verlaufenden Joche verbunden,
auf dessen Rücken die Landesgrenze verläuft. Der höchste
Gipfel ist hier der Buchschachtelberg bei Hirschenstand.
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320 I« Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Endlich zwischen dem Salmthale und dem Joachims*
thale breitet sich die dritte Berggruppe aus, die bei Lich-
tenstadt und Pfeifengrün steil aus der südlichen Niederung
aufsteigt und weiter nördlich vom Plessberg bei Abertham
(1027 m) hoch überragt wird.
Von dieser Gruppe verläuft ein Nebenjoch gegen Joachims-
thal und im Norden verbreitet sich der ganze Gebirgstheil in
die hohe Berggruppe des Grossen Plattenberges bei Platten
( 10o3'5 m ) mit seinen Ausläufern zwischen Irrgang und
Hengstererben. Durch den Thaleinriss des Schwarzwassers
Fig €9. Die Tnubenfel.en bei Halbmefl.
Nach G. C. Lnuhe.
ist von diesem Theile der Berggruppe der Sandfelsberg bei
Schwimmiger geschieden, von welchem sich ein breites ost-
wärts verlaufendes Joch mit dem Hahnberg lostrennt. Dieses
nun nimmt mit seinen sich nach Norden verzweigenden
Sätteln den ganzen Raum zwischen dem Schwarzwasserthale
und der sächsischen Grenze ein. Hier sind die höchsten
Gipfel der Bärenfangberg bei Streitseifen, der Mückenberg,
Ranimelsberg mit den malerischen Taubenfelsen bei Halb-
meil (Fig. W.) und dor Kaffberg in der Gegend von Gol-
denhöhe.
In diesem Theile des Erzgebirges sind besonders die
mittleren Partien mit ihren Wäldern und Hochmatten in
landschaftlicher Hinsicht ausgezeichnet und besitzen stellen-
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/
Das Erzgebirge. — I. Das eigentl. Erzgebirge — Oberfläche. 321
weise, z. B. um Trinkseifen, Neuhammer usw., wirklieh alpi-
nen Charakter. Von einzelnen hohen Berggipfeln kann man
eine prachtvolle Aussicht gemessen, jedoch am meisten
landschaftliche Reize entfalten einige thalgründe, wie f der
Leibitschgrund, das Zwodathal, das Joachimsthal und der
Eliasgrund.
Oestlich folgt nun der Hauptstock des ganzen Erz-
gebirges, die Gruppe des Keilberges oder Sonnen-
wirbels 1 1244 m) und Fichtelberges (in Sachsen 1213 *»)
und weiter östlich die Gruppe der Wirbelsteine (1094 w).
in welchen das Grenzgebirge am höchsten ansteigt, um in
dor Richtung seiner Langsachse ostwärts gegen das Elbe-
thal, als auch westwärts gegen das Schönbachthal allmälig
niedriger zu werden.
Zwischen den genannten Hochpunkten ist das Gebirge
eigentlich eine Hochfläche, die nur von einigen Rücken und
Kuppen in ihrer Einförmigkeit unterbrochen wird. Der Son-
nenwirbel mit dem Fichtelberge, die höchsten Punkte des
Gebirges hängen durch ein Joch zusammen, erscheinen also
als ein Doppelgipfel. (Fig. 70.). Oestlich von der Keilberg-
masse überragen die Zoisitamphibolitfelsen der Wirbelsteine
(Fig. 71.) die nun schon relativ niedrigere Hochfläche. Nord-
wärts verlaufen vom Keilberggebirge zwei Rücken. Der eine,
westliche, zwischen dem Wiesenthaie und Schwarzwasser,
senkt sich vom Weberberge ( 1009 m) über den Stolzenhahner
Rücken (987 m), den Hohen Stein bei Neugeschrei (926 m)
und die Weiperter Koppe (795 m) bis auf 730 m an der
Landesgrenze bei Weipert. Der andere, östliche, zwischen
Katur, Geologie ron Böhmen. 21
322 I« ArchÄfiischfi (xrupp^.
— Urgneiss- urui rrschiefersystem
dorn Schwarzwasser und Pressnitz ist breiter und flacher.
Er dacht sich vorn Hohen Hau (1003 m) bei Weigensdorf
zur Grenze bei Christofhammer allmälig ab. Im Grossen
Spitzberge erreicht, er 963 m, im Blasiusberge bei Orpus
918 Meter.
Die steile Südlehne des Sonnenwirbelstockes ist durch
kurze tiefeingeschnittene Thäler in eine Anzahl Joche ge-
trennt, welche durch ihre steilen terassenförmigen Abfädle
vom Tieflande aus dem ganzen Gebirge einen höchst aus-
geprägten Charakter verleihen, der weiter im Innern nur in
wenigen Thälern in ähnlicher Weise ausgesprochen ist. Die
Nordseite des Stockes ist nur von zwei Thälern: dem er-
Fig. 71. Die Wlrbclateine bei Hüttmcsgrün
Nach <?. C. Laube,
wähnten Wiesenthal und Schwarzwasser- oder Schmiede-
berger Thal seicht gefurcht.
Dem Sonnenwirbelstocke schliesst sich im Osten ein
zweiter Gebirgsstock an, der die Gegend zwischen Reiseh-
dorf. Sebastiansberg und dem Assiggrunde bis Komotau
einnimmt.
Er wird vom Hassberge (990 m) beherrscht, dem
an Höhe der Sonnenberger Rücken (914 m) und der Neu-
dorfberg (886 m) bei Sebastiansberg nahe kommen. Der
Reischberg (87?) m) überragt den flachen Rücken nur wenig.
Dieser Theil des eigentlichen Erzgebirges ist recht
eintönig und besonders die Ost- und Nordseite desselben
ist ganz flach.
In der weiter östlichen Erstreckung des Grenzgebirges
hat Laube vier Gebirgstheile abgegrenzt: das Bernstein-
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Das Erzjjebirpe. — ]. Das eisrentl. Krzjrebiiye. — Oberfläche. 323
jrebirge, Wieselsteingebirge, Porphyrgebirge und das Graupen-
Kulmer Gebirge.
Das Bernsteingebirge ist so benannt nach seinem
höchsten Gipfel, dem Bernsteinberge (Bärenstein, 921 m), der
sich über dem Eisenberger Thiergarten in Gestalt einer fla-
chen, von riesigen Blöcken gekrönten Kuppel erhebt. Kurz
gesagt, nimmt dieser Gebirgstheil die weitere Umgebung
von Katharinaberg ein. Hier ist das Obergebirge eine Hoch-
fläche, die sich nur in den dicht bewaldeten Rücken des
Neuhauser und Bernauer Revieres mit dem Beerhübel (914 w)
und in den östlich sich anschliessenden Hübladung- (920 m).
Adels- und Rothenhübelberg (842 m) S und SO von Katha-
rinaberg sich zu grösserer Höhe erhebt. Im Norden gegen
Brandau zu ragt der basaltische Steindl (836 m) und der
Scheibenberger Kamm etwas auffallender empor. Sonst ist
die Nordlehne eintönig.
Dagegen ist die Südabdachung dieses Theiles des
eigentlichen Erzgebirges verhältnissmässig breit und durch
hübsche Bergformen ausgezeichnet, unter denen besonders
der Tannichberg (851 m), Seeberg (705 w), Eisenberg und*
Tschernitzhübel, welche schroff aus der Tertiärebene zwi-
schen Hohenofen und Ober Georgenthal aufsteigen, einen
malerischen Anblick gewähren. Nördlich schliesst sich an
dieselben der Hohe Hübel S von Neuhaus an.
In der weiteren östlichen Erstreckung ist das Erz-
gebirge mehr gegliedert als im Centrum und setzt sich aus
einer Reihe durch Thäler und Schluchten von einander ge-
trennter kurzer Rücken und abgerundeter Kuppen zusam-
men. Oestlich von Nickelsdorf und Gebirgsneudorf schliesst
sich an die Bernsteingruppe das Wieselsteingebirge
an, welches bis zum Porphyrgebirge bei Nikiasberg sich
ausdehnt. Zunächst der Südwestgrenze erheben sich zu
namhafter Höhe der Haselstein (774 m), Käsherdberg (797 w)
und Steinhübel (813 w) bei Einsiedl, der Glöhrnberg bei
Göhrn (859 m) und der Nitschenberg bei Zettel, welche
Berggruppe schon dem Stocke des Wieselsteines angehört,
der sich allerdings erst jenseits des tiefen Rauschengrunder
Thaies in einem mächtigen, die Achse des Grenzgebirges
verquerenden Rücken entwickelt, welcher am höchsten im
Wieselsteine (956 m) selbst ansteigt. An diesen Hochpunkt
schliessen sich im Süden der Hohe Schuss bei Schönbach,
der Brettmühl und Steinberg bei Fleyh und der Ilmberg
bei Georgensdorf an. Schroff gegen den Rauschengrund
21*
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324 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
fällt mit einigen anderen Höhen auch der Schwarze Berg^
(0 von Göhrn, 888 m), der zweithöchste Berg dieses Ge-
birgstheiles, ab.
An das Wieselsteinjoch schliesst sich im Osten ein
Plateau an, welches nur von seichten Thälern gefurcht er-
scheint, jedoch am steilen Südabfalle in den zahlreichen
kurzen Querjochen, die von tiefen Thaleinschnitten getrennt
sind, stellenweise höchst malerische Formen annimmt. Einige
dieser Querjoche sind von bedeutender Höhe, z. B. der Hohe
Hau (880 m), der Dreiherrenstein (865 m) und Stürmerberg
(869 m) bei Nikiasberg. Ueber das flache Obergebirge erhe-
ben sich auffallend nur wenige Kuppen zwischen Langewiese t
Motzdorf und Moldau; die höchste ist der Walterberg (876m).
Das Porphyrgebirge, welches bei einer Breite von
beiläufig 8 Kilometer im Osten auf die Wieselsteingruppe
folgt, wird vom Seegrunde in zwei ungleiche Hälften ge-
schieden. Die westliche erhebt sich aus dem Hüttengrunde
bei Nikiasberg steil zum hohen flachen Gipfel des Bornhaues
(911 m). Auch gegen Süden ist der Abfall ein ziemlich
•schroffer, gegen Sachsen zu jedoch ein sehr allmäliger. Der
Grosse Lugstein knapp an der Grenze ist nur wenig niedri-
ger als der Haupt gipfel (864 m). Die östliche, grössere
Hälfte des Porphyrgebirges bildet einen gedehnten, sanft
gewellten Rücken, welcher sich vom Grossen Lugsteine ost-
wärts bis zum Gneisse bei Mückenberg ausdehnt. Es über-
ragen ihn der Hohe Zinnwald (873 m) und der Kahlenberg
(832 m) Die Südseite fällt von dem ersteren Hochpunkte
in den Seegrund steil ab (Nesselberg 776 m, Brandstein
696 m). Als Ausläufer des Kahlenberges können u. a. das
Raubschloss (711m) und der Hüttenberg (804 m) angesehen
werden. Der Nordabfall des Gebirges ist bis zur Landes-
grenze eine fast ungegliederte Fläche mit gelinder Neigung.
Der erwähnte Seegrund gehört zu den landschaftlich am
meisten hervorragenden Thalgründen des Gebirges.
Der Graupen-K ulm er Gebirgstheil, in welchem
sich das eigentliche Erzgebirge schon bedeutend senkt, er-
streckt sich vom Porphyrgebirge ostwärts bis zu den Rän-
dern des Sandsteingebirges an der Elbe. Er beginnt mit dem
Mückenberge (781 »•), steigt im Mückenthürmchen (806 m)
und Zechenberge (792 m) am höchsten an und sinkt dann
ostwärts über den Keibler (722 m), den Grundberg. (652 m)
bis Tissa (544 m) um mehr als 250 m. Bei Tissa erhebt sich
das Sandsteingebirge wohl ziemlich hoch, allein die Fort-
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Das Erzpebirjre. — 1. Das eipentl. Erzgebirge. — Granulit. 325
setzung des eigentlichen Erzgebirges , welches den Unter-
grund jenes bildet, sinkt weiter unter 400 w Seehöhe. Der
Südabfall dieses Gebirgstheiles ist sehr steil, das Nordver-
flächen wie überall sanft. Eine Anzahl tiefer, schluchtartiger
Gründe lässt das Gebirge ziemlich gegliedert erscheinen und
ertheilt ihm manchen landschaftlichen Heiz. Ein besonders
lieblicher Waldgrund ist das Teilnitzthal.
Der geognostische Aufbau des eigentlichen Erzgebirges
ist im Einzelnen ein sehr complicirter, obwohl sich die
Hauptgesteine in weiten Gebieten recht übersichtlich an
einander reihen. Im Allgemeinen folgt von Nordost gegen
Südwest und zugleich von unten nach oben auf Gneiss
Glimmerschiefer und Urthonschiefer, welche Schichtenreihe
im Nordosten von einer grösseren Porphyr- und im Süd-
westen von einer machtigen Granitmasse durchbrochen wird.
Allein die Verwickelung des Baues ist durch den häufigen
Wechsel untergeordneter Gesteinsarten, durch zahlreiche
Einschaltungen und durch local verworrene Lagerungsverhält- #
nisse verursacht.
Granulit ist im eigentlichen Erzgebirge wenig ver-
breitet und zwar nur am Fusse des östlichen Grenzrückens
im Egerthale zwischen dem Dorfe Wickwitz und Klösterle,
von wo er flussabwärts bis unter Seelau bei Kaaden ver-
folgt werden kann. Er ragt namentlich zwischen den Ort-
schaften Damitz, Warta und Wotsch oberhalb Klösterle in
steilen Felsen auf. Jedoch wird hier die Lagerung der Gra-
nulite von Basaltströmen mehrfach gestört. Anfangs treten
die Granulitmassen nur vereinzelt hervor, entwickeln sich
dann zwischen Hauenstein und Warta mächtig und werden
vor dem Dorfe Wotsch durch Basalt von der östlicheren
Granuliterstreckung getrennt. Zwischen Klösterle und Kaa-
den durchsetzt der Granulit häufig gneissartige Gesteine
(Granulitgneiss mit Uebergängen in Muscovitgneiss nach
Laube, Zweigiimmergneisse nach Dathk, Egergneisse der
sachsischen Geologen). Mann trifft sie gleich bei Aubach
unter Pürstein an der Eger in muscovitgneissähnlicher Aus-
bildung, dann zwischen Tschernitz und Schönburg mit eigen-
thümlichen Glimmernestern, worauf wieder Einlagerungen
von glimmerarmem Granulit folgen. Auch zwischen Klösterle
und Roschwitz steht typischer Granulit an, der weiterhin
folgende Tümpelstein aber scheint aus Muscovitgneiss zu be-
stehen. Unter der Kaadener Schiessstätte ist das Aussehen
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32f> I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und rrschiefersystPin.
des Granulites wieder typisch, in Kaaden selbst ist er da-
gegen gneissartig. Ueberall erinnern die Granulitfelsen in
ihrer Zerklüftung auffallend an Granit, namentlich den fein-
körnigen Erzgebirgsgranit, (vergl. Fig. 56, S. 261 mit Fig. 72)
wofür sie G. F. Naumann z. Th. auch ansah. Ueberhaupt
scheinen die hiesigen Verhältnisse zu Gunsten der Ansicht
von der eruptiven Entstehung der Granulite zu sprechen
und wären genauere Untersuchungen in dieser Richtung
wohl empfehlenswerth. Von Pürstein östlich trennt den Gra-
nulit des Egerthales ein Flügel des Komotauer Tertiär-
beckens von den Gneissen des Grenzgebirges. Jedoch breitet
sich der Granulit z. Th. in gneissartiger Ausbildung unter
der verhältnissmässig schwachen Decke jüngerer Gebilde bis
zum Grenzrücken aus und tritt z. B. zwischen Schönburg
und Klösterle, zwischen der Klösterle-Komotauer Strasse
und Ziebisch und weiter östlich bis bei Faberhütten X von
Wernsdorf in kleinen Kuppen zu Tage. Ueberall bildet er
die Stütze der nordwärts folgenden Gneisse.
E. Dathe *) hat die Granulite von der Eger eingehen-
der untersucht. Fast alle vermochte er als normale Granulite
zu bezeichnen, auf welche der Name Weissstein sehr wohl
passt. Makroskopisch erscheinen die weisslichen Gesteine
zuckerkörnig, mit eingestreuten hirsekorngrossen Granaten
von meistens hyacinthrother Farbe, vereinzelten Cyanitsäul-
chen, Quarzkörnchen und Blättchen von dunklem und lich-
tem Glimmer. Nimmt Glimmer überhand, so entwickeln sich
Glimmergranulite, welche den Uebergang in Gneiss vermitteln.
Die glimmerarmen Granulite sind hauptsächlich zwischen
Warta und Damitz entwickelt, die Glimmergranulite vorwal-
tend unterhalb Kaaden. Auch die Partie zwischen Wotsch
und Aubach (Fig. 72.) besteht nach Laube zum grössten
Theile aus Granulitgneiss, mit welchem die Gneisse des
Grenzgebirges über Mühlendorf her in Zusammenhang ste-
hen. Zwischen dem Granulit und den Gneissen des Erzge-
birges besteht nach Laube eine Discordanz, die es wahr-
scheinlich macht, dass an der Grenze beider Gesteine „eine
Bruchlinie hindurchgeht, an welche oder über welche hin-
über sich die Gneisse schieben, und für die sie ein Wider-
lager bilden."
Von den Hauptgemengtheilen der Granulite : Feldspath
und Quarz, ist ersterer vorwaltend als Orthoklas und Mikro-
♦ Z.-itschr. d. Deutsch, geol. XXXIV., 1882, pa*. 25-35.
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Das Erzgebirge. — 1. Das eigentl. Erzgebirge. — ^ranulit. 327
kiin entwickelt und zwar dieser in überwiegender Menge.
Zahlreich sind Mikroperthite (lamellare Verwachsung von
Plagioklas mit Mikroklin); auch Plagioklas ist in den Gra-
nuliten stets vorhanden, allerdings meistens in geringerer
Menge als die monoklinen Feldspäthe. Quarz pflegt in Kör-
nern und kurzen dicken Lamellen entwickelt zu sein. In
grosser Anzahl beherbergt er feste Einschlüsse (Rutil, Fi-
brolith , Disthen , Biotit und kleine Granaten) und auch
Flüssigkeitseinschlüsse sind oft reichlich vorhanden (in einem
Dünnschliir von Warta flüssige Kohlensäure)» Granat erscheint
in Kürnchen von mikroskopischer Kleinheit bis zu Hirsekorn-
grösse und von rundlicher oder auch deutlicher Krystall-
gestalt. Er ist gewöhnlich ganz frisch erhalten, jedoch von
Fig. 72. ÜranalitreUen an der K&er mliclien Aubach und Wotich.
Nach G. C. LauU.
Sprüngen durchsetzt und reich an Einschlüssen, namentlich
Rutil (besonders in den Granuli ten von Warta und unter-
halb Kaaden). Manchmal bilden Quarz oder Feldspath, auch
Disthen und Sillimanit einen Kern, um welchen als ziemlich
dünne Schale Granatsubstanz gelagert ist. Die Granaten sind
dem Gesteine oll regellos eingestreut, bringen jedoch in an-
deren Fällen im Vereine mit sonstigen Gemengtheilen (Biotit,
Quarz, Cyanit) die Schichtung des Granulites hervor.
Von weiteren Bestandteilen der Granulite von der
Eger sind besonders zu erwähnen: Disthen in etwa 1 mm
langen himmelblauen Säulchen und Sillimanit, nur mikro-
skopisch nachweisbar, zumeist als Fibrolilh in feinen Nädel-
chen entwickelt, welche die übrigen Gesteinsgemengtheile
durchspicken. Accessorisch tritt ferner Rutil in Kömchen
oder Säulchen, Biotit in Blättchen, Muscovit (in einem Gra-
nulit zwischen Klösterle und Kaaden und einem von Aubach),
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;3 4 >S I. Archaeisclie Gruppe. — Crjjneiss- und Urschiefersystem.
Apatit in den glimmerführenden Granuliten, und Zirkon(?)
(Warta, Kaaden) auf.
Gneiss ist im eigentlichen Erzgebirge in vier Abän-
derungen vertreten: als Zweiglimmergneiss, Muscovitgneiss,
Biotitgneiss und Hornblendegneiss.
Zweiglimmergneiss, zusammengesetzt aus Feld-
späthen, Quarz, dunklem und lichtem Glimmer in wechseln-
dem Mengenverhältnisse, ist am meisten verbreitet. Laube
unterscheidet Hauptgneiss, dichten Gneiss und Glimmer-
schiefergneiss.
Der Hauptgneiss ist der typischeste Gneiss des
Erzgebirges. Er besteht aus vorwaltendem, häufig gut aus-
krystallisirtem, weissem, gelblichem oder röthlichem Ortho-
klas, untergeordnetem, meistens gelbem und zersetztem Pia-
gioklas, graulichem Quarz in Kömern oder Lamellen und
aus beiden Glimmern, von welchen der dunkle Biotit ge-
wöhnlich vorherrscht. Accessorisch finden sich selten Tur-
malin und Granat riebst mikroskopischen Apatit- und Rutil-
nadeln ein. Dem Gefüge nach kann der eigentliche Haupt-
gneiss, d. i. eine körnig flaserige Abänderung von flaserigem
Hauptgneiss und Granitgneiss unterschieden werden, welche
wieder nach der Korngrösse und nach der Menge und Ver-
theilung des Glimmers in Varietäten geschieden werden
können (lang-, breit-, grobflaseriger Gneiss, Augengneiss,
grossflaseriger oder Riesengneiss, schieferig schuppiger Flaser-
gneiss, kurzflaseriger Hauptgneiss; grob- und mittelkörniger
Granitgneiss). Der Hauptgneiss ist im Ganzen wohl geschich-
tet, zeigt meistens plattige oder dickbankige Absonderung
und bildet hie und da mauer- oder pfeilerförmige Felsformen,
wie z. B. die Felsen im Zinnbusch bei Weipert, die Hüb-
ladung bei Kleinhan, die wilden Felsenmassen der Bern-
steinkuppe und die Felsen des Draxelsberges bei Eisenberg.
Auf dem Abstürze des Erzgebirges erscheint der Hauptgneiss
vorwaltend in steil aufgerichteten Felsschollen, wie z. B. am
Todtenstein in Graupen, an den HaseLsteinen bei Einsiedel
und am Abhänge des Kapuzinerhauberges zwischen Eisen-
berg und Obergeorgen thal beobachten werden kann. Die
Contouren der aus Hauptgneiss aufgebauten Gebirgstheile
sind meistens flachwellig.
Der dichte Gneiss kommt zwar stets in Gesellschaft
von anderen Gneissabänderungen vor, kann aber sonst
eigentlich nur mittels des Mikroskopes als zum Gneiss ge-
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Da? Erzgebirge. — i. Das eigetitl. Erzgebirge. — Gneiss. 320
hörend erkannt werden. Eine Form desselben, die man als
P 1 a 1 1 e ii g n e i s s bezeichnen darf, ist sehr dünnplattig,
phyllitähnlich, jedoch beinahe durchwegs deutlich feinkörnig
und von grauer Farbe. Der Glimmer erscheint immer deut-
lich individnalisirt, weshalb der charakteristische Seidenglanz
der Phvllite höchstens an Druckflachen zum Vorscheine
kommt. Biotit herrscht meistens vor, nur selten gewinnt
Muscovit das Uebergewicht. Bisweilen treten die Glimmer
ganz zurück und das Gestein erhält, wenn sich, wie es
häufig der Fall ist, kleine Granaten im Gemenge bemerkbar
machen, ein granulitähnliches Aussehen, oder er erinnert an
Quarzit oder Sandstein. Die zweite Form des dichten Gneisses
erscheint häufig ganz ungeschichtet, dem Aussehen nach
einer rauchgrauen Grauwacke ähnlich. Doch soll die mikro-
skopische Untersuchung jeden Zweifel über den wirklichen
Gneisscharakter des Gesteines beheben und darthun, dass
man es hier in der That nur mit einem Zweiglimmergneisse
zu thun habe, dessen Bestandteile alle von ziemlich gleicher
Grösse sind. Der dichte Gneiss tritt vorwaltend im Verbände
mit Glimmerschiet'ergneiss auf. doch fehlt er auch nicht in
den oberen Lagen des Hauptgneisses. Hauptsächlich ver-
breitet ist er zwischen Sonnenberg. Sebastiansberg und dem
rechten Gehänge des Assiggrundes, wo er fast allein vor-
handen ist. Felsenmassen bildet er bei der Kremelmühle
unterhalb Kupferberg, in der Tschoschler Schlucht, im Assig-
grund und zwischen Märzdorf und Tschoschel Unter März-
dorf im sog. Bösen Loche verengen romantische Felsmassen
dieses Gesteines den Lauf des Assigbaches.
Die dritte Abart des Zweiglimmergneisses. der Gliin-
merschiefergneiss oder s c h i e f e r i g schuppige
Gneiss, hat grosse Aehnlichkeit mit Glimmerschiefer, mit
welchem er von Jokely identificirt wurde. Muscovit herrscht
durchwegs vor, Biotit fehlt jedoch niemals. Nicht selten
findet sich im Gesteiiisgemenge auch Granat ein in hirse-
korn- bis erbsengrossen Körnern. Das Gestein ist deutlich
geschichtet, verwittert leicht und wird daher nirgends in
auffallenden Felsformen vorgefunden. G. 0. Laube glaubt, dass
die eigentümliche vielästige Gestalt der Querthäler zwi-
schen Wotsch und dem Hassensteingrund bei Kaaden auf die
weiche Beschaffenheit dieses Gesteines, welches aus dem
Muscovitgneisse, der stehen blieb, ausgewaschen wurde, zu-
rückgeführt werden könnte. Der Glimmerschiefergneiss ist
im Erzgebirge ziemlich verbreitet und zwar hauptsächlich im
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330 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- uiul Urschiefersystem.
mittleren Theile zwischen Joachimsthal, Weipert, Pressnitz,
Sonnenberg und Platz.
Muscovitgneiss, zusammengesetzt aus Muscovit,
Feldspath und Quarz, zu welchen sich accessorisch Granat,
Turmalin und Biotit beigesellen, kommt im eigentlichen
Erzgebirge in mehrfachen Ausbildungsformen vor.
Der gewöhnliche Muscovitgneiss, Tafelgneiss oder
normale sog. rothe Gneiss, stellt ein ziemlich gleich-
massiges Gemenge der angeführten Hauptbestandtheile vor.
Granat und Biotit fehlen beinahe gänzlich, mitunter findet
sich Schörl in einzelnen Säulen ein. Die parallele Lagerung
des Glimmers bedingt eine vorzügliche Spaltbarkeit des Ge-
steines in umfangreiche Platten von oft ganz geringer Dicke.
Unter dem Hassenstein zeigt die aufgeschlossene Felswand
eine Reihe solcher riesiger Tafeln. Aehnliches ist bei Klein-
thal N von Pürstein, im Endersgrüner Thal, an der Strasse
von Kupferberg nach Klösterle usw. zu beobachten.
Von diesem Tafelgneisse unterscheidet sich Flaser-
muscovitgneiss nicht nur durch die streifig flaserige
Anordnung seiner Hauptbestandtheile, sondern auch durch
die häutigen accessorischeu Gemengtheile : Granat, Turmalin,
Biotit und Haematit. Ebenso wie beim llaserigen Haupt-
gneisse vermag man dem Gefüge nach mehrere Abänder-
ungen des Flasermuscovitgneisses zu unterscheiden (lang-,
breit-, grobfaseriger, kurzfaseriger Muscovitgneiss, Augen-
muscovitgneiss, Glimmerschiefermuscovitgneiss).
Gran atglimmerf eis besteht im Wesentlichen aus
parallel gelagerten Muscovitschuppen mit oft in zahlloser
Menge eingelagerten Granaten von Hirsekorn- bis Haselnuss-
grösse (Hainzenbusch bei Pressnitz, bei Oberhals, Orpus
u. a.). Auch Turmalin ist oft in einzelnen Krystailen oder
ganzen Nestern vorhanden. Das Gestein ist mit gewöhn-
lichem Muscovitgneiss, mit welchem es auch in Wechsel-
lagerung angetroffen wird, durch allmälige Uebergänge ver-
bunden.
Sind im Muscovitgneisse die Gemengtheile regellos
gelagert, so dass die Schieferstructur verwischt wird, dann
entstehen granit ähnliche Abänderungen, die jedoch nur
wenig verbreitet sind. Ganz local ist das Auftreten eines
von Kiesen völlig durchdrungenen Muscovitgneisses, welcher
eine fahlbandartige Einlagerung im Zweiglimmergneisse bei
Liesdorf und Hinterteilnitz bildet.
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Das Erzgebirge«. — J. Das dgentl. Erzgebirge. — Gneiss. 331
Der Muscovitgneiss im Allgemeinen ist ein wohlge-
schichtetes Gestein, welches in seinen grobkörnigen Abän-
derungen mauerartig aufgebaute Felsmassen, — „am schön-
sten und einzig in der Art an der neuerer Zeit von den
Touristen mit dem Namen .,Sphynx u belegten Felsengruppe
an der Strasse nach Klösterle unter Kupferberg", — oder
einzelne, Ott ungeheuere Blöcke (z. B. im Orpuser Walde)
bildet; während der Tafelgneiss und kurzflaserige Gneiss
eher in steilen Wanden anstehen. Dem Muscovitgneisse als
dem Hauptrepraesentanten des sog. rothen Gneisses wurde
von Jokely ein eruptiver Ursprung zugeschrieben, da es ihm
die Lagerungsverhältnisse wahrscheinlich erscheinen Hessen,
dass der rothe Gneiss zu allererst die Decke der krystal-
linischen Schiefer des Erzgebirges gehoben und durchbrochen
habe. Ebenso wie H. Credner *) für das sächsische, wieder-
spricht auch Laiue in Bezug auf das böhmische Erzgebirge
dieser Auffassung und erklärt zwei beobachtete Gänge von
Muscovitgneiss im Zweiglimmergneiss hinter dem Bahnhof-
gebäude in Weipert und nahe der Mahlermühle an der
Strasse von Katharinaberg nach Brandau für bloss schein-
bare, durch Zufall aus an einander gereihten und angehäuften
Linsen entstandene Gangkörper. Immerhin darf man die
Frage von der Entstehungsweise des sog. rothen Gneisses
noch als eine offene betrachten. (Vergl. S. 41.)
Biotitgneis s, ebenso zusammengesetzt wie Muscovit-
gneiss, nur dass die Stelle des Muscovits dunkler Biotit ein-
nimmt, ist immer von dunkler Farbe und zeigt im Allge-
meinen dieselben Structurunterschiede wie der Haupt- und
Muscovitgneiss. Accessorisch ist Muscovit beinahe stets vor-
handen, wodurch auch deutliche Uebergänge in Zweiglimmer-
gneiss entstehen. Unter dem Viadukt bei Sebastiansberg
kommen granatreiche Zwischenlagen vor. Der Biotitgneiss
spielt im Aufbaue des Erzgebirges nur eine sehr unter-
geordnete Rolle.
Dasselbe gilt in noch höherem Masse vom Horn-
blendegneisse, in welchem schwarze Amphibol- mit
schmutzigröthlichen Feldspathflasern abwechseln, Quarz ist
nur selten deutlich entwickelt, ebenso accessorischer Biotit.
Das körnigtlaserige Gestein scheint im Hauptgneisse die
Amphibolite der oberen Gneisse zu vetreten.
•) Der rothe (Jnei?s des sächs. Erzgebirge«. Zeitschr. d. I). geol
«es. 1679, pag. 756 ff.
332 I- Archaeische Gruppe. —
Urpneiss- uud Urschiefersystem.
Im westlichen Gebirgstheile zwischen Maria Kulm-
Schönbach und Joachimsthal-Gottesgab ist Gneiss nicht vor-
handen. Es kommen zwar an einigen Punkten gneissartige
Gesteine vor, die jedoch nur Umwandlungsgebilde des Glim-
merschiefers sind.
Dagegen im östlichen Erzgebirge von Joachimsthal bis
zur Elbe ist Gneiss das herrschende Gestein.
Im Keilb erggebirge auf der Südseite zwischen
Joachimsthal und dem Holzbachthale tritt er in zwei Zonen
am Fusse und unter dem Kamme des Gebirges auf, die von
einander durch eine Glimmerschiefereinschaltung getrennt sind.
In der unteren Zone lässt sich bis über Schönbach hinaus
Hauptgneiss verfolgen, der bald unter Glimmerschiefergneiss
verschwindet, welcher vom Holzbach- bis zum Weigens-
dorfer Thale vorherrscht. Die obere Gneisszone beginnt
nördlich von Joachimsthal unmittelbar unter dem Sonnen-
wirbeljoche. Hier kommen an den Abhängen des gegen den
Keilberg gerichteten Schwarzwaldgrundes Muscovitgneisse zu
Tage. Sie dürften wahrscheinlich von Zweiglimmergneissen
überlagert werden.
Oestlich vom Keilberge und dem Holzbachthale, von
den westlicheren Zonen durch eine Glimmerschieferlage ge-
trennt, breitet sich eine grössere Gneisspartie aus. Sie be-
ginnt unter der Kuppel des Sonnen wirbels mit einem breiten
Streifen Muscovitgneiss, welcher über die Wirbelsteine nord-
wärts fortstreicht, im Süden nahe an das Hüttmesgrüner
Försterhaus heranreicht und am Südabhange des Kreuz-
bergrückens N von Boxgrün und Kleingrün gegen Südwesten
sich erstreckt.
Auf der Nordseite des Keilberggebirges nehmen Gneisse
den nördlichen und östlichen Theil ein. Sie beginnen hier
im Westen an der Landesgrenze im Wiesenthaie S von
Weipert und erstrecken sich nord- und ostwärts in die an-
grenzende Gebirgsgruppe und nach Sachsen hinüber. Im
Wiesenthaie grenzt der Gneiss an Glimmerschiefer, dessen
Umriss von der Wüstenzeche unter Neugeschrei am Nord-
abfalle des Hohensteines hin und hierauf ostwärts auf den
Spitzbergrücken, dann in einem Bogen zum Blasiusberge
und von dessen Westseite zum Hohen Hau und von diesem
auf den Kamm hinauf verläuft. Es wird somit der grössere
Theil der nördlichen Abdachung des Keilberggebirges von
Gneissen eingenommen, unter welchen Hauptgneiss in einem
bei Weipert aus Sachsen herübergreifenden Zipfel verhält-
Das Krzgebirp»\ — 1. Das eigentl. Erzgebiet» — Gneiss. 333
nissmässig am wenigsten verbreitet ist. In den Bahnein-
schnitten nächst Weipert kann man ihn mit Glimmerschiefer-
gneiss in Wechsellagerung beobachten. Er ist im Allgemeinen
von körnigschuppiger Beschaffenheit, nur im Weiperter
Grunde vom Zinnbusch abwärts trifft man grobllaserigen
Gneiss und Augengneiss.
Viel mehr verbreitet sind Muscovitgneiss, dichter Gneiss
und Glimmerschiefergneiss.
Der erstgenannte bildet im Hauptgneisse der Weiperter
Gegend einige kleine Einlagerungen. Jedoch vom Blech-
bammer bis zum Weissen Hirsch folgt fast genau der Landes-
grenze die südliche Fortsetzung einer grossen Muscovit-
gneisskuppel, welche von Sachsen herübergreift und gegen
Pressnitz streicht. „Das
Kreuziger Gebirge zwi-
schen Weisser Hirsch
und Sorgenthal und das
Kremsiger und Ausspan-
ner Gebirge mit dem
Pressnitzer Stadtwald
fallen in das Gebiet des
Muscovitgneisses". Eine
andere grössere Er-
streckung von Muscovit-
gneiss breitet sich vom
Grossen Spitzberg süd-
wärts bis Oberhals aus.
Sie hat mit ihrem im
Hassberggebiete liegen-
den Theile die Form einer etwas schräg stehenden 2.
Der dichte Gneiss tritt in einigen isolirten Partien im
Haupt- sowie im Muscovitgneisse auf, doch hauptsächlich
ist er ein Begleiter der Glimmerschiefergneisse. Ein schmaler
Streifen im Hauptgneisse kommt beim Blechhammer aus Sach-
sen nach Böhmen herüber. Weiter südlich erscheinen kleine
Lager zunächst in Weipert selbst 0 und W von der Kirche,
dann im Bahneinschnitte unter der Pressnitzer Strassen-
ubersetzung. (Fig. 73.) Ferner beginnt ein Streifen in dem
kleinen Thale vor dem tiefen Eisenbahneinschnitte, erweitert
sich in südlicher Richtung bis auf 15 km, überschreitet die
Weiperter Höhe und den Königirlberg, verschmälert sich
dann auf der Ostabdachung rasch, um jedoch am West-
abhange des Spitzbergrückens wieder fortzusetzen.
Fig. 78- Linsenförmige Einlage rang ▼on Haapt-
gnels« / In GlitnmerichlefergnelM S Im Bahnein-
schnitte unter der Preasnltser Stra«enuber«ettung
bei Weipert. — 8 Dlohter OnelM.
Naeh Q. C. Laube.
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334 I- Archaeiscli* Gruppe. — Uiyneiss- und Urschiefersystem.
* — — . — .
Glimmerschiefergneiss nimmt das Gebiet südlich vom
Hauptgneisse und den Muscovitgneissen ein und erscheint
auch im Liegenden des Muscovitgneisses an der Grenzlinie
des Keilberggebirges im Pressnitzer Thale.
Im Gebigsstocke des Hassberges von Pressnitz bis
in den Assiggrund sind auf der nordwestlichen Abdachung
des Reischberges Glimmerschiefergneisse und in deren Be-
gleitung dichter Gneiss am meisten verbreitet, welche west-
wärts als schmaler Streifen zwischen Kupferberg und Ober-
hals in das Gebiet des Muscovitgneisses eingreifen. In der
Umgebung von Weipert stehen sie mit den dortigen Glim-
merschiefesgneissen in Verbindung. Die verhältnissmassig
grosse Verbreitung der Glimmerschiefergneisse in diesem
Geriete ist nicht durch die Mächtigkeit, sondern durch die
flache, selbst schwebende Lagerung verursacht und sollen
in der That stellenweise die unterlagernden Gesteine durch
sie hindurch dringen. Es sind dies zunächst Muscovitgneiss,
danrt Hauptgneiss. Das Hangende dieses letzteren bildet der
dichte Gneiss, welcher zwischen Dörnsdorf, Pressnitz und
Sonnenberg eine dreiseitige zusammenhängende Fläche ein-
nimmt, im Reischberge am schönsten entwickelt ist und
daher von Laube mit dem Localnamen Reischberg-
gneiss belegt wurde.
„Die Masse des Hassberges besteht wie das Sorgen-
thaler Gebirge aus Muscovitgneissen und Flaser- und Augen-
gneissen. Die Verbindung der letzteren mit ersteren ist sehr
hübsch auf dem Wege über den Karlshof gegen die Berg-
lehne und im Mühlbüschel zu sehen, wo mehrere Steinbrüche
angelegt sind." Augen- und Flasergneiss bilden linsenförmige
Einlagerungen im Tafelgneiss und wechsellagern mit dem-
selben. Auch Granatglimmerfels ist hier in Blöcken vorhan-
den. Weiter gegen die Lehne wechseln Flaser- und Tafel -
gneisse, deren Streichen der Richtung des Höhenrückens
folgt. Die ersteren scheinen auf der Nordseite des Hassberges
die Oberherrschaft zu erlangen, wogegen im Neudorfberge,
nach den vorhandenen wenigen Aufschlüssen zu urtheilen,
nur Tafelgneiss entwickelt zu sein scheint, welcher den
ganzen Rücken bis nahe gegen Sebastiansberg zusammen-
setzt und möglicherweise den Flasergneiss flach überwölbt,
so dass in der Mitte dieser untere, an den Rändern jener
obere Gneiss zu Tage kommt.
Inmitten des flaserigen streicht ein Streifen glimmer-
reichen Muscovitgneisses über den Pressnitzer Stadtwald aus
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Das Erzgebirge. - 1. Das eijrentl. Erzgebirge. — Gneiss. &V>
Sachsen von Jöhstädt herüber und setzt auf der Süd-
westseite des Hassbergrückens fort. Sein Ausgehendes auf
der rechten Seite des Pressnitz thales iV r von der Brettsäge
soll um seine ganze Breite gegen den Ausstrich auf der an-
deren Seite des Thaies nordwärts verschoben und das
Pressnitzthal hiedurch als Verwerfungsspalte gekennzeichnet
sein. An der Landesgrenze bei Ulmbach treten dunkle fla-
serige Zweiglimmergneisse auf, welche in Sachsen die Mus-
covit- und Flasergneisse unterteufen.
Weiter ostwärts zwischen dem Zobietitzer Grunde und
dem Assiggrunde sind die geologischen Verhältnisse des
Gneisses verwickelt. „Den Zobietitzer Grund einwärts gehend,
hat man zunächst Tafelgneisse zur Seite, welche in den Zwei-
gliminergneiss eingelagert sind. Sie bleiben bis etwa in die
Mitte der Lehne, dann ändert sich das Gestein, es folgen
dunkle zweiglimmerige Gneisse aus der Reihe des Haupt -
gneisses. Im Verfolge derselben macht sich ein Uebergang
in Reischberggesteine immer mehr bemerkbar. Bei der Holz-
mühle an der Sonnenberg - Komotauer Strasse haben sie
schon den ausgesprochenen Charakter der letzteren, allein
sie fallen durch ihre dunkle, grauschwarze Farbe auf, wo-
durch sie sich im Aussehen dem Hauptgneisse sehr nähern."
Weiter hinauf gegen das Plateau folgen wieder normale
Glimmerschi efergneisse und dichter Gneiss. Auf dem Hoch-
rücken zwischen dem Kamme und Krima erstreckt sich am
Südrande im Zingerich unter dem Schweiger auf der rechten
Seite des Gaischowitzer Grundes in den Drexlerfelsen über
Wisset und Glieden Muscovitgneiss im Glimmerschiefergneisse.
Auf diesen meist steil stehenden Gneissen ruhen Zweiglimmer-
gneisse.
Die Decke der Krimer Haide wird von Glimmer-
schiefergneiss und dichtem Gneisse gebildet, ebenso die
Höhe zwischen Glieden, Nokowitz und Troschig. Beim Neu-
dorfer Bahnhofe ist der dichte Gneiss durch einen grossen
Durchstich aufgeschlossen. „Er breitet sich gleichmässig über
die Fläche bis nach Sebastiansberg hin aus, steigt dann öst-
lich über die steile Lehne des Assigthales hinab bis auf den
Thalgrund und bleibt das herrschende Gestein am ganzen
rechten Gehänge hinab und hinauf bis auf den Kamm.
Ueberall tritt er bald als weiches glimmerreiches, bald als
hartes quarziges kieselschieferartiges Gestein, dann wieder
mit eigentümlichen röthlichen oder weisslichen felsitischen
Zwischenlagen gebändert hervor." Jedoch ist nur die Aus-
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336 I- Archaische Gruppe. — l'rgneiss- und Urschiefersystera.
breitung. nicht die MAchtigkeit des dichten Gneisses eine
bedeutende, da er nur den Abschluss einer Gneisskuppel
vorstellt, „von welcher die Südhälfte eingebrochen und zu-
sammengestaucht und gefaltet worden ist, während die nörd-
liche, weniger gestört, erhalten blieb".
S und W von Sebastiansberg erstrecken sich dichte
Gneisse. welche in Begleitung von Glimmerschiefergneissen
noch einen schmalen Streifen am Fusse des Neudorfberges
und Glasberges bilden. -V von Sebastiansberg bei Ulmbach
zieht von der Landesgrenze in 50-Richtung gegen das Assig-
thal Hauptgneiss : typische grobflaserige Gesteine, Augen-
gneisse mit überwiegendem Biotit, namentlich in den oberen
Partien, während weiter hinab das Gestein heller wird, da
sich neben dunklem auch lichter Glimmer mehr bemerklich
macht. Dieser Gneiss hält bis in die Gegend N vom Bösen
Loche an, worauf dichte Gneisse folgen, welche der Haupt-
gneiss unterteuft. Der letztere ist im Hassberggebirge nur
wenig verbreitet, erlangt aber weiter östlich das Ueberge-
wicht, während der dichte Gneiss. und zwar als Hangendes des
Hauptgneisses, auch in den den östlichen Gebirgstheil über
den Assiggrund hinüberzieht, jedoch an Bedeutung verliert.
Die mächtige Entwickelung des dichten Gneisses im Assig-
grunde erklärt Laube durch eine Einfaltehmg desselben an
der Grenze gegen den Hauptgneiss, in deren Verlauf der
Assigbach zum grossen Theile fliesst.
Das östlich nun folgende Bernsteingebirge be-
steht im Wesentlichen aus Hauptgneiss, die Gruppe der
Glimmerschiefergneisse ist nur untergeordnet vertreten. Der
erstere kommt auf der Südseite des Gebirgszuges NW von
Sebastiansberg bei Ulmbach über die Landesgrenze herüber
und lallt bei einem fast genau westlichen Streichen unter
die jüngeren Gneisse im Süden ein, wogegen er im Süd-
osten und Osten bis zu den Tertiärgebilden der Ebene
reicht. Er ist auf dem Südabhange hauptsächlich als Flaser-
und Augengneiss entwickelt. Hinter der Rabenmühle ober
Rodenau findet sich eine Einlagerung von granitischem Gneiss
den Jokely für Granit gehalten hat. Auch auf der Lehne
des Tschemitzhübels und Draxelberges zwischen dem Flachs-
grund und Mariengrund ist Granitgneiss entwickelt. Er bildet
den mittleren von den drei Felsen, welche den Höhenzug
krönen (der nördliche ist Augengneiss, der südliche Flaser-
gneiss) und bleibt weiter längs des Wildzaunes bis Marien-
thal herrschend. Im Hauptzuge des Gebirges herrschen gross-
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Das Erzgebirge.
2. Das eigentl. Erzgebirge.
— Gneis*. 337
flaserige Gneisse, welche namentlich den Rücken des Rothen-
hübelberges, der Bernstein- und der Ladunger Hübel zu-
sammensetzen und vom Rothenhübel ostwärts nach dem
Flachsgrunde und über den Tschernitzhübel in einem nur
etwa 1 km breiten Streifen fortstreichen. Rings von Augen-
und Flasergneissen umgeben, bilden sie gewissermassen
die Axe des ganzen Gebirgszuges. Die nordwestlich vom
Ladunger Hübel liegende Hübladung 0 vom Dorfe Kleinhan
ist eine ähnliche, aber kleinere Blockwerkshäufung wie die
Bernsteinkuppe, nur dass sie bloss aus grossflaserigem,
diese dagegen auch noch aus Augengneiss besteht. Jok£ly
hat diese Gesteine als Granit bezeichnet, während Laube
glaubt, sie entschieden den Gneissen beizählen zu dürfen.
Schon über dem Rudelsdorfer Moore tritt ganz normaler
biotithaltiger Flasergneiss auf, der sich bis in's Natschungthal
erstreckt. In ihm kommt zwischen Gabrielahütte und Rothen-
thal eine mächtige Einlagerung von Hornblendegneiss vor.
Auf der Lehne gegen Katharinaberg breitet sich jen-
seits des Bernsteines und Rothenhübeis noch auf eine
Strecke grossflaseriger Gneiss aus, welchem dann weiter
herunter bis nach Nickelsdorf und Gebirgs-Neudorf gewöhn-
licher flaseriger Hauptgneiss folgt, der gegen Kleinhan zu
mit Augengneissen vermengt ist. Katharinaberg selbst liegt
auf einem Rücken zwischen dem Katharinaberger und dem
Schweinitzthale, welcher aus einem besonders schönen Flaser-
und Augengneiss mit lebhaft pftrsichblüthrothem Feldspath
gebildet wird. Im Schweinitzthale bei Gebirgs-Neudorf tritt
aus dem benachbarten Gebiete Granitgneiss herüber, welcher
auch im Grunde unter Katharinaberg auf Flasergneiss mit
Einlagerungen von ganz dunklen Gneissen bei der Mahler
Mühle folgt, und von buntem Hauptgneiss sowie dunklem
fast phyllitartigem Gneiss mit Schnüren und gangförmigen
Einlagerungen von Muscovitgneiss überlagert wird.
Die nördliche Abdachung des Bernsteingebirges wird
von verschiedenen Abänderungen des Hauptgneisses einge-
nommen, unter welchen jedoch grobflaserige Gneisse fehlen.
Flaseriger bunter Hauptgneiss ist am meisten verbreitet,
weniger schon Augengneisse. Unter der Steindlmühle bei
Gabrielahütten kommt ein fester zäher Hornblendegneiss vor.
Die Gruppe der Glimmerschiefergneisse ist hauptsäch-
lich in der südwestlichen Ecke des Gebirgstheiles, also in
der Fortsetzung der gleichartigen Gesteine des vordem be-
schriebenen Assiggrundes entwickelt. Es sind bald glimmer-
KaUtr, Geologie t-on Böhmen. 22
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338 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
reiche und glimmerschieferartige, bald ziemlich feldspath-
haltige Gneisse, welche die ünke Lehne des Assiggrundes
einnehmen und unter nahezu gleichem Streichen in der
'Südlehne des Bernsteingebirges fortsetzen. „Ihre nördliche
Grenze, wo sie sich auf den Hauptgneiss stützen, verläuft
vom Gehänge des Assiggrundes S von Petsch nach Platten,
von hier über den Eingang des Töltschgrundes bei Görkau
nach der Hixmühle unter Weingarten, wo dann der Aus-
strich gegen die Braunkohlenformation erfolgt.' 4
In dem weiter östlich folgenden Abschnitte des Erz-
gebirges, dem von Laube so benannten Wieselstein-
gebirge, tritt der Hauptgneiss merklich zurück und die
jüngeren Gneisse erlangen dagegen grössere Verbreitung.
Im südwestlichen Theile des Gebirges nimmt Gneiss
das Terrain zwischen dem Marienthal und der Landesgrenze
über den Rauschengrund hinaus, über Oberleutensdorf bis
an den Brückner Grund ein. Hauptgneiss in den im Bern-
steingebirge vorkommenden Ausbildungsformen ist auch hier
das herrschende Gestein, jedoch sollen die Gesteine an der
Abdachung und dem Fusse des Gebirges kleinkörniger sein,
als am Scheitel, wo nur typischer Hauptgneiss vorhanden
ist. Der Haselstein S von Einsiedl besteht ähnlich wie der
Bernstein (S. 337) aus über einander gethürmten Blöcken
von Augengneiss und grobfla serigem Gneiss. Auf dem Kamme
erreichen die Granitgneisse zwischen dem Käsherdberg und
der Einsiedler Strasse im Nordwesten und Gebirgs-Neudorf
im Südwesten bedeutende Ausdehnung, indem sie bis zur
Landesgrenze bei Brüderwiese und ostsüdostwärts über Göhra
bis zum Eingange in den Rauschengrund streichen. Sie treten
auf der Höhe des Haideweges in der Erstr eckung von der
Gebirgs-Neudorfer Kirche ostwärts bis auf den Haselstein
in grobkörnigen und noch weiter gegen Osten in immer
feinkörnigeren Abänderungen auf. Jokely's Einzeichnung
gemäss würde dieser Granitgneiss vielleicht als stockförmige
Masse aufzufassen sein, während ihn Laube für eine dem
Bernsteiner Zuge parallele Einlagerung hält. Petrographisch
sind die beiderlei Granitgneisse jedoch wesentlich verschie-
den, da der Granitgneiss auf der Höhe des Haidweges meist
grobkörnig ist und keinen weissen Glimmer enthält. Nörd-
lich und südlich vom Granitgneisszuge breitet sich Haupt-
gneiss aus, und zwar im N zwischen Brüderwiese, Einsiedl
und Käsherd bunter, im S zwischen Gebirgs-Neudorf und
Nickelsdorf flaseriger, welch' letzterer auch zwischen Johns-
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Das Erzgebirge. — 2. Das ei^entl. Erzf?ebiri?e. — Gneis«. 339
dorf und Oberleutensdorf herrschend ist, wogegen die Gra-
nitgneisse hier völlig zurücktreten. Auch die Gehänge des
Rauschengrundes bestehen aus flaserigem Hauptgneiss, nur
am Eingange zu beiden Seiten, sowie weiter innen auf der
linken Seite zwischen dem Schwarzen Berge und der Kiefer-
leite trifft man Granitgneiss. Weiter hinauf beim oberen
Teiche befinden sich rothgefleckte Muscovitgneisse. Zwi-
schen Rascha und Göhrn vermag man deutliche Ueber-
gänge von Granitgneiss in Flasergneiss zu beobachten; von
Göhrn nordwärts bis zur Grenze bei Georgensdorf trifft
man nur gewöhnlichen Flasergneiss.
Von sonstigen Gneissabarten, die ganz untergeordnet
sich vorfinden, verdient Muscovitgneiss Erwähnung, welcher
im Marienthal unter dem Nesseistein auftritt und vollkom-
men dem oberen Gneisse des Spitzbergzuges zwischen
Schmiedeberg und Pressnitz gleicht, ferner dichter Gneiss
(nach Jokely Phyllit) unter dem Farbenhübel, welcher
La lue eine ehemals vorhandene, nun bis auf diesen und
wohl einige andere spärliche Reste abgetfagene Bedeckung
des Hauptgneisses durch jüngere Gneisse vermuthen lässt.
» Durch einen Porphyrgang, welcher vom Wieselstein
südwärts streicht und durch Granit wird das beschriebene
südwestliche Gneissgebiet des Wieselsteingebirges vom nord-
östlichen Gneissterrain getrennt. Diesem gehören die Gneisse
an, welche sich zwischen Ladung und dem Fleyher Granit
ausbreiten und diesem von dem Gontact zwischen dem
Hortenwald und Wolfsberg an bis zu den östlichen Häusern
von Willersdorf und von hier nordwärts über die Grünwal-
der Höhe folgen, wo dann zwischen Ullersdorf und Grün-
wald die Grenze gegen Nordwesten um den Granit herum
biegt. Auch im Nordosten gegen den Porphyr verläuft die
Grenze des Gneisses nicht genau nach der Linie des Hütten-
grundes, sondern überschreitet diesen am Eingange bei der
Grundmühle und wendet sich gegen Klostergrab, von wel-
cher Stadt nördlich sie in der Richtung der Bahnlinie hin-
zieht, worauf sie dann über den Hüttengrund zurückkehrt
und bis Nikiasberg an der linkenL ehne des Porphyres bei-
läufig mit der vom Wolfstein zu dieser Stadt führenden
Waldstrasse zusammenfallt. Von Nikiasberg geht die Gneiss-
grenze an der steilen Lehne oberhalb des Ortes an der
Nordseite des Hirschberges nach dem Wegkreuze auf dem
Keilberge und von hier auf dem rechten Gehänge des Kalk-
ofener Thaies gegen Zaunhaus an der Landesgrenze.
22*
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340 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
An der Lehne zwischen dem Porphyr bei Ladung und
dem Hüttengrunde ist Hauptgneiss nur noch im Westen
beim Wieselsteinporphyr entwickelt der bis in den Brückner-
grand, in die Umgebung des Adelsgrunder Forsthauses sich
ausbreitet. Am Eingange in den Ladunger Grund am Ab-
hänge des Droscheberges trifft man auf dichten Gneiss, wel-
cher von Lagen eines „prächtigen Muscovitgneisses mit
erbsengrossen Granaten und über cm 2 grossen Muscovit-
individuen" durchsetzt wird. „Der dichte Gneiss breitet sich
ostwärts auch über die Kappe des Ossegger Spitzberges aus
und bildet so auch das rechte Gehänge des Riesengrundes
bis hinter die Ruine Riesenburg an den Abhang der Strom-
nitz 44 . Auch die Riesenburg selbst steht auf diesem Gesteine.
Weiter einwärts im Ladunger Grunde folgen lichte Glimmer-
schiefergneisse mit sehr vorhersehendem Muscovit. Sie strei-
chen unter dem Adelsgrunder Forsthause nach dem Riesen-
grund, wo sie am Ostabhange des Spitzberges zu Tage
treten. In der Thalsohle des unteren Riesengrundes gegen
Osseg ist dem Glimmerschiefergneisse dichter Gneiss aufge-
lagert. Weiter hinauf von Langewiese gegen den Wieselstein
zu bilden dem Muscovittafelgneisse ähnliche Gesteine eine
dünne Decke, unter welcher schon im unteren Dorfe Lan-
gewiese Glimmerschiefergneisse wieder zum Vorscheine kom-
men. Die Lehne des Stromnitzberges bis an den Porphyr
nehmen eigenthümliche glimmerreiche Gneisse ein, welche
dem Muscovitgneisse auflagern und vielleicht dem dichten
Gneisse entsprechen. In der Umgebung von Nikiasberg
herrscht körniger Muscovitgneiss. der in der Porphyrnähe,
zum Theil glimmerschieferartig, ja selbst granulitähnlich
wird. Es ist sehr möglich, dass diese Gesteinsabänderungen
auf den Einfluss des Porphyres zurückzuführen sind, wie
schon Jokely anzunehmen geneigt war, wogegen Laube
meint, dass höchstens „das häufige Vorkommen von Roth-
eisentlecken im Gneisse an der Gesteinsgrenze 44 mit dem
Contacteinflusse des Porphyres in Zusammenhang gebracht
werden könne.
Endlich im östlichsten Theüe des eigentlichen Erzge-
birges, im Graupen-Kulmer Gebirge ist nach Laube
nahezu einzig Hauptgneiss verbreitet, welcher allerdings von
Jokely in der Graupener Gegend zum „grauen 44 und in der
grösseren Erstreckung gegen Tissa zu zum „rothen 44 Gneisse
gestellt worden war. Die „grauen 44 Gneisse sind vorwaltend
biotithaltig und glimmerreich, die „rothen 44 feldspathreich
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Gneiss. 34 1
und zwar je weiter ostwärts in desto grösserem Masse.
Diese letzteren erlangen stellenweise granitisches Aussehen
und wurden zum Theil von Jok£ly, z. B. zwischen der
sachsischen Grenze, Müglitz, Ebersdorf bis Streckenwald,
als Granit auf der Karte ausgeschieden , während nach
Laube dort kein Granit aufzufinden sein soll. Nur in der
Teilnitz steht echter Erzgebirgsgranit an und in Hinterteil-
nitz unter der Winterleite am iVW-Abhange des Zechen-
berges, sowie am Eingange in den Liesdorfer Grund treten
granitische Gesteine auf, welche Bleiglanz und Kiese führen,
die jedoch Laube ebenfalls nur für Gneisse mit abweichen-
der Textur ansieht.
Im Allgemeinen haben die Graupener und Kulmer
Gneisse überhaupt ein anderes Gepräge als die Hauptgneiss-
abarten im mittleren Theile des Grenzrückens, wobei zu
bemerken ist, dass hier eben so wie am Südabhange auch
an der nördlichen Lehne des Gebirges glimmerreichere Ab-
arten vorherrschen. Vom Geiersberge erstrecken sich auf
dem Abhänge bis gegen Liesdorf mehrere Streifen von
echtem Muscovitgneiss.
Bei Tissa werden die Gneisse des Grenzrückens von
Quadersandstein überlagert, der sich nun weiter ostwärts
bis zum Elbethale erstreckt. Erst hier, zwischen Laube und
Niedergrund kommen in einer Erstreckung von beiläufig
3 km wieder krystallinische Gesteine zu Tage, welche die
eigentliche orographische Grenze des Erzgebirges andeuten.
Es sind vorwaltend Phyllite, die weiter unten Erwähnung
finden werden. Hier sei nur darauf aufmerksam gemacht,
dass bei Tschirte, zwischen dem Orte und dem Adalbertsfelsen,
den Phyllit ein Gestein unterlagert, welches von Laube als
gneissartige Ausbildungsform des Granites angesehen wird.
Jedoch am gegenüber liegenden rechten Ufer unterhalb des
Dorfes Rasseln wird das Gestein, welches in einer steilen
Felswand bis an den Fussweg nächst der Elbe herantritt,
als typischer dichter Gneiss bezeichnet.
Auch südlich vom Grenzrücken des Erzgebirges er-
scheinen im Gebiete jüngerer Formationen einige isolirte
arehaeische Inseln, die unbedingt dem Erzgebirge angehören
und Theile des abgesunkenen südlichen Flügels desselben
vorstellen. Diese Inseln bestehen hauptsächlich aus Gneiss.
Eine davon breitet sich westlich von Rongstock aus.
Sie besteht nach Jokely an den Gehängen des dortigen
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342 !• Archaeische Gruppe. — Urgrneiss- und Lrschiefersystem.
Nebenthales aus grauem Gneiss, welcher von Phonolithtuff
bedeckt ist, während im Hauptthale der Elbe bei und in
Rongstock kleinkörniger amphibolitartiger Syenit und Diorit
anstehen, welche zum Theil von Phonolith und Trachyt
durchsetzt werden und bis zum Nordende des Ortes sich
ausbreiten.
Weiter südwestlich, resp. stromaufwärts befindet sich
eine grössere archaeische Insel inmitten der Kreidegebilde
N von Lobositz zwischen Gross Tschernosek, Wellemin und
Libochowan. Hier stehen im Wopparner Thale ebenso wie
zu beiden Seiten der Elbe namentlich Gneissfelsen an. Zwi-
schen den Bergen Skala und llrädek, welcher auch durch
uralte Erdwälle ausgezeichnet ist, sind an dem Felsgehänge
die besten Aufschlüsse vorhanden, welche durch die Bauten
der öst. Nordwestbahn noch deutlicher gemacht wurden.
Im Allgemeinen ist folgende Lagerung ersichtlich. (Fig. 74.) *)
Gr. Tsch«r-
Libochowan llrädek nosek
*'ig. 74. Profil durch die Urg«blrgMcholi« xwi«cben Libochowan and T*cb«rnotck
Nach G. 0 Laube.
1 Gnelia. Jf Glimmortchiefur. .; AinphlboUchtefer. 4 PbylHt. 5 Kreldeabltg. 6'Kalkatoln.
Die Kreideablagerungen bei Gr. Tschernosek werden nord-
wärts von Phylliten mit Kalksteineinlagerungen unterlagert,
die weiterhin in Amphibolschiefer übergehen. Diesem folgt
Glimmerschiefer und endlich Gneiss, welcher bei Libocho-
wan jedoch sehr granitähnlich ist. Den Glimmerschiefer
bezeichnet Jokely als theils granatführend und spricht die
Ansicht aus, dass er wahrscheinlich vom eruptiven Gneiss
durchbrochen werde.
Jedoch nicht nur im Elbethale sondern auch westlich
kommen unter der Bedeckung der Tertiär- und Kreide-
ablagerungen einige Gneissinseln zum Vorscheine, so bei
Watislaw W von Lobositz, wo Biotitgneiss mit nordöstlichem
*) J. Krejcf: Archiv f. d. Landest! urchforsch. v. Böhmen I.
Vorbemerkungen etc. Section 2. nag. 11. — II. Wolfinau: Geologische
Studien aus Rohmen. Jahresbericht der Caniiu. Oberrealschule zu Leit-
meritz 1873. — Laube, Erzgebirge I. pa«r. 4.
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erz^eb. — Glimmerschiefer. 343
Streichen herrscht; dann nördlich von hier am Fusse des
Donnersberges, wo Biotit- und Muscovitgneiss in einer Klippe
anter dem Pläner und Basalt emporragen ; ferner bei Ratsch
am rechten Bielaufer an der Strasse zwischen Borislau und
Teplitz; und namentlich bei Biiin und zwar ostwärts in
einer Erstreckung bis gegen Liskowitz und Radowesitz und
südwestwärts über Üjezd bis Liebschitz und Seilnitz in
den tiefen Thaleinschnitten.
Uebrigens ruhen die Kreideschichten hier überhaupt
auf dem Urgebirge, welches noch an mehreren Orten in
geringem Umfange entblösst ist.
Glimmerschiefer ist im eigentlichen Erzgebirge we-
niger verbreitet als Gneiss. Von seinen Hauptgemengtheilen :
Gümmer (weisser, grünlicher, gelblicher, röthlicher Muscovit,
oder brauner bis schwarzer Biotit, bei Prünles nahe Blei-
stadt auch grüner Glimmer) und Quarz, erscheint der erstere
zumeist deutlich schuppig blättrig, der letztere in dünnen,
aus Quarzkörnern gebildeten Lamellen. Accessorisch tritt
Granat in zum Theil deutlichen Krystallkörnern (00 0) sehr
häufig auf, minder häufig Orthoklas, Turmalin, Pyrit und
Calcit. Orthoklas, Turmalin und Galcit bewirken, wenn sie
sich reichlicher einfinden, den Uebergang in Gneiss, bezieh-
ungsweise Turmalingestein und Kalkglimmerschiefer. Die .
Structur und das Mengenverhältniss der Bestandteile lässt
einige Abänderungen des Glimmerschiefers unterscheiden
gross- und kleinblätterigen, feinkörnigen, Lagen-, phyllit-
ähnlichen, graphitischen Glimmerschiefer). Besondere Ab-
arten sind der phylli tartige Glimmerschiefer oder
sog. Joachimsthaler Schiefer, der muscovitreiche
helle Glimmerschiefer und der sehr kiesreiche Fahl-
bandglimmerschiefer, der im unteren Theile des Zeil-
eisengrundes bei Joachimsthal ansteht. In der Nähe eruptiver
Massengesteine erleidet der Glimmerschiefer Umwandlungen
in Knoten- und Fleckschiefer und wird gneissartig.
In der östlichsten Abtheilung des Grenzrückens des
Erzgebirges zwischen dem Schönbachthale und dem Neu-
decker Granitmassiv bei Heinrichsgrün nimmt Glimmer-
schiefer den südlichen Theil ein. Seine Grenze verläuft hier
vom linken Ufer des Leibitschbaches bei Nonnengrün ost-
wärts gegen Littengrün, dann über das Waldhäusel und die
Marklesgrüner Abdeckerei N von Annadorf in's Zwodathal
und über Werth, Tilling, Unter Neugrün und die Finkmühle
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344 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
nach Doglasgrün, wo sie sich umbiegt und weiter am West-
abhange des Weissensteines gegen Altengrün und Heinrichs-
grün, dessen westlicher Theil auf Glimmerschiefer steht,
nordwestwärts bis Nadlerhäuser und Unter Rothau an den
Granit sich erstreckt. Die nördliche Grenze des Glimmer-
schiefers ist dem auflagernden Urthonschiefer gegenüber
nicht scharf zu bestimmen, da beide Gesteine durch Ueber-
gänge verbunden sind. Sie kann vom westlichen Gehänge
des Leibitschranges etwas nördlich vom Wege von Neu-
kirchen nach Ebmeth zur Mündung dieses Weges in den
Leibitschgrund hinüber in's Zwodathal S von Annathal bis
nordwestlich von Heinrichsgrün zum rechten Gehänge des
unteren Rothauthaies gezogen werden. Es nimmt hier also
der Glimmerschiefer die weitere Umgebung, von Gossengrün
und Bleistadt zwischen Neukirchen im Westen und Hein-
richsgrün im Osten ein.
In der Granitnähe, zumal in der südwestlichen Ecke
der Erstreckung um Neugrün, ist der Glimmerschiefer meta-
morphosirt. Er erscheint dem Gontact zunächst gneissartig,
weiterhin quarzig und geht dann in normalen, ziemlich
grossblätterigen Glimmerschiefer über. An der südlichen
Grenze zwischen Nonnengrün und Ober Neugrün sind lichte
glimmerreiche Abarten, bei Gossengrün quarzreicher, zwi-
schen Hartenberg und Bleistadt sehr weicher Glimmerschiefer
entwickelt.
Stellenweise wird der Glimmerschiefer durch ein Ge-
stein von vollkommen analoger Ausbildung, jedoch bloss aus
Quarz und Sericit bestehend, ersetzt. Dieses gewöhnlich
weisse Gestein ist von Laube als Sericitquarzschiefer bezeich-
net worden. Im westlichen Erzgebirge kommt es ganz un-
tergeordnet als eine etwa 1 m mächtige Einlagerung im
normalen Glimmerschiefer bei Lindenhammer im Zwoda-
thale an der nördlichen Mündung des Tunnels der Falkenau-
Graslitzer Bahn vor.
Im Schiefergebiete, welches östlich dem Neudeker
Granitstocke auflagert, nimmt der Glimmerschiefer nach
Laube ziemlich genau die Hälfte des ganzen Gebietes,
nämlich die vom Granite im Westen und Süden begrenzte
Hochfläche zwischen Bärringen, Abertham und Gottesgab ein
und zieht sich von Abertham, angeschmiegt an den Umriss
des Granites, bis an den Fuss des Erzgebirges bei Ober Brand
herunter. „Die Grenze gegen den Granit zwischen dem Höfel
bei Platten und Bärringen ist recht deutlich markirt. Es ver-
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigenü. Erzgeb. — Glimmerschiefer. 345
läuft hier längs der Scheidung eine ganz merkliche sanfte
Thalniederung, welche man bis zum Umbiegen der Granit-
grenze südlich von Bärringen verfolgen kann. Hier wird die
Grenzbestimmung unsicher durch das grosse Fischbacher
Moor, weiches zwischen Bärringen und Abertham seine
grösste Ausdehnung erlangt. 4 ' Südlich von Abertham ist die
Grenze gegen den Granit wieder deutlich über die weite
Wiese hinab nach Werlsgrün in den Eliasgrund und weiter
am Gehänge des Wolfsberges über Maria Sorg und Pfaffen-
grün bis an den Fuss des' Gebirges bei Ober Brand zu ver-
folgen. Jenseits des Joachimsthaler Grundes, östlich von
Gottesgab, steigt der Glimmerschiefer zu den höchsten Gipfeln
des eigentlichen Erzgebirges an. (Siehe S. 347.)
Die nördliche Grenze des Glimmerschiefers verläuft
vom Höfel über das Plattener Moor nördlich von Abertham
über Hengstererben längs des Irrganges, des Granites und
Basaltes der Steinhöhe, dann um den Spitzberg hinaus bis
etwas westlich von Gottesgab, wo sie sich nordwärts zur
Landesgrenze wendet.
Der Glimmerschiefer in diesem Gebiete ist in der
Hauptsache grobflaserig. In der Granitnähe scheint auch er
in ein gneissfihnliches Gestein überzugehen, welches Jok£ly
von Brand bis Abertham einen Saum längs des Granites
bilden lässt. während die sächsischen Geologen und Laube
ihm nur eine mindere Ausdehnung zugestehen. Letzterer
hält diese Abänderung übrigens für das Ausgehende der im
Keilberggebirge östlich von Joachimsthal entwickelten Ge-
steine, räumt ihr also dem Glimmerschiefer gegenüber eine
gewisse Selbständigkeit ein. Von sonstigen Varietäten wäre
der quarzreiche Glimmerschiefer zu erwähnen, welcher sich
vom Jugelstein bis auf den Gebirgsvorsprung unter dem
Viertelswald erstreckt, und ferner die am Abhänge des
Pfaffenberges etwa vom Knieriemen ostwärts allmälig sich
ausbildenden sog. Joachimsthaler Schiefer, d. h. sehr fein-
körnige, schwarzgraue bis schwarze, abfärbende, graphit-
haltige, oft mit Kies impraegnirte, phyllitartige Glimmer-
schiefer, welche den ganzen Stadtgrund bis zu den nörd-
lichsten Häusern von Joachimsthal einnehmen und eine
Mächtigkeit von etwa 2000 m erreichen sollen.
Nördlich von Joachimsthal folgen auf die dunkeln
phyllitartigen Gesteine wieder grobflaserige Glimmerschiefer,
welchen nur noch in der Gegend des Dürrenschönbergstollens
ein schmaler Streifen von Joachimsthaler Schiefern einge-
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346 1- Archaeische Gruppe. — Urgmeiss- und Urschiefersvstem.
lagert ist. Weiterhin scheinen normale Glimmerschiefer zu
folgen, welche N vom Spitzberg in Phyllit übergehen.
Der den Abertham-Bärringer Hochrucken von dem
Joachimsthaler Gebirge trennende Eliasgrund gewährt leider
nur geringen Einblick in den geognostischen Bau dieses
Gebirgstheiles. Im Modesgrunde unterhalb Abertham sieht
man den Rand des Glimmerschiefers deutlich gegen den
Granit aufgebogen. Joachimsthaler Schiefer, welche über-
haupt nur in Fundstücken vorhanden sind, bilden hier wahr-
scheinlich nur einen schmalen Zug. Im Reichengebirge, am
Neujahrsberge und N von Abertham bis an die Phyllitgrenze
ist grobflaseriger Glimmerschiefer verbreitet, welcher auf
der weiten Wiese und um Abertham von quarzigem Glim-
merschiefer unterlagert zu werden scheint. Es sei übrigens
bemerkt, dass der Glimmerschiefer auch in der Granitnähe
überall quarzreich wird.
Der Joachimsthaler Grund, welcher von Laube als
Grenze zwischen dem östlichen und westlichen Erzgebirge
angenommen wurde, ist in Glimmerschiefer eingefurcht, wel-
cher daher auch das linke Gehänge desselben von Ober
Brand bis auf den Gebirgskamm bei Gottesgab zusammen-
setzt, weiter ostwärts jedoch in seiner Ausdehnung alsbald
von Süden und Norden her vom Gneissc sehr eingeengt
wird und schon am Gehänge des Holzbachthales bis auf
einen schmalen, die beiden Gneisszonen trennenden Streifen,
sein östliches Ende erreicht. Ein mit dieser Erstreckung
des Glimmerschiefers nicht zusammenhängender Streifen
tritt zwischen den Wirbelsteinen im XV und dem Hohen
Hau im 0 über den Gebirgskamm in südöstlicher Richtung
auf die Weigensdorfer Seite herüber, wo er auskeilt.
Zwischen Joachimsthal und Dürnberg entwickelt sich
der Glimmerschiefer allmälig aus Gneiss in einer Zone, die
aus bald mehr gneiss-, bald mehr glimmerschieferähnlichen
Gesteinen besteht, bis endlich echter Glimmerschiefer herr-
schend wird. Dieser beginnt am Schindergründel bei Jo-
achimsthal und verbreitet sich nordwärts. Der Galgenberg
besteht im Wesentlichen daraus, enthält aber noch gneiss-
artige Einlagerungen. Weiter nördlich im Türkner und der
Hut bis hinauf zur Schanze ist dem typischen Glimmer-
schiefer Joachimsthaler Schiefer eingelagert, welcher jedoch
schon im benachbarten Zeileisengrunde auskeilt. Nördlich
von der Schanze folgen wieder graue Glimmerschiefer und
Gneissglimmerschiefer bis auf den Kamm. Auf der Hoch-
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Glimmerschiefer. 347
fläche zwischen Honnersgrün und Dürnberg herrscht eben-
falls grauer Glimmerschiefer und vom Keilberg her zieht
sich ein Streifen lichten Glimmerschiefers gegen Südosten
herab, wird weiter östlich von Muscovitgneiss abgelöst, setzt
aber als ein schmaler Streifen zwischen der nördlichen und
südlichen Gneisszone über Hüttmesgrün und Egertl bis Box-
grün fort. Ehedem muss Glimmerschiefer auch die Lehne
nördlich von diesem Dorfe bedeckt haben.
Auf dem Rücken und der Nordseite des Keilberggebirges
erstreckt sich der Glimmerschiefer nach Laube von der
Kuppe des Sonnenwirbels und dem Sonnenwirbeljoche, im
Westen von den graphitischen Gneissglimmerschiefern von
Gottesgab begrenzt, nordwärts über den Fichtelberg und
Wiesenthal nach Sachsen fort. „Auf böhmischer Seite bleibt
er zur rechten Seite des Wiesenthaies bis nach Neugeschrei,
wo seine Grenze im Hangenden des Glimmerschiefergneisses
um die Nordseite des Hohen Steines zurückbiegt gegen das
Schmiedeberger Thal, und hier, im Hangenden des Muscovit-
gneisses, in einem weiten, nach Nordwesten offenen Bogen
vom Kleinen Spitzberg zum Blasiusberg verläuft, an dessen
Westseite sie sich plötzlich nach Süden gegen den Hohen
Hau beugt, um von da in die Antiklinale der Südseite des
Gebirges zu fallen." Die Abdachung des Keilberges, in der
Richtung gegen Ober Wiesen thal zu besteht aus zum Theile
sehr quarzreichem Glimmerschiefer; auf dem Stolzenhaner
Rucken, im Steinberg und Hohen Stein, sowie auf der West-
seite des Hohen Haues bis hinab zum Schmiedeberger Bahn-
hofe ist der helle Glimmerschiefer im Ganzen weniger quarz-
reich. In der Gegend der Hofberghäuser S von Böhmisch
Wiesenthal, dann bis zur Lauxmühle und weiter das Wiesen-
thal hinab bis Neugeschrei treten Gneissglimmerschiefer von
derselben Art auf, wie auf der Joachimsthaler Seite. Diese
Schiefer bilden auch auf der Nord- und Ostseite des Glim-
merschiefers im oberen Schmiedeberger Thale das Liegende
desselben.
Im weiter östlich folgenden Hassberggebirge trifft man
zunächst Streifen von Muscovitgneiss und Glimmerschiefer in
der Fortsetzung der analogen Gebilde des Keilberggebirges.
Weiter nördlich beginnt im Innern des Kesselgrundes zwi-
schen der Hammermühle in Unterhals und der Kremel-
mühle unter Kupferberg eine Zone von Glimmerschiefer-
gneiss mit einer Einlagerung von dichtem Gneiss. Die Zone
setzt ostwärts fort über Steingrün, zwischen Wenkau, Kunau
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348 I. Archaische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
und Bettlern nach Tomischan und Laucha. Von hier an
theilt sie sich in einen südlichen und einen nördlichen Arm.
Dieser streicht von Laucha über Kretscham-Neudörfel am
Abhänge des Eichwaldes hinüber nach Wohlau; der süd-
liche Arm dagegen zieht sich von Laucha über Radis am
Südabhange der Hundskoppe und zwischen Schönbach auf
die Schnabelmühle nördlich von Brunnersdorf und gegen
Neudörfel zu.
Am Rücken und auf der Nordseite des Hassberges
ist Glimmerschiefer nicht bemerkenswerth verbreitet und
auch in den östlich folgenden Gebirgstheilen, dem Bernstein-,
Wieselstein- und Graupen-Kulmer Gebirge, ist er nicht ent-
wickelt.
Dagegen ragt er in drei isolirten Inseln im Süden der
zusammenhängenden Glimmerschieferpartie aus dem Ter-
tiärgebiete empor. Die eine davon, der Lanzer Berg (bei
Lanz NO von Davidsthal) besteht aus normalem Glimmer-
schiefer, der südlich einfallt; von den beiden anderen lässt
die eine, westlich von Waldl, ebensolchen Glimmerschiefer
erkennen, während die zweite im Osten dieses Ortes, den
Gneissglimmerschiefern des lleinrichsgrüner Zuges entspricht.
Phyllit ist abgesehen von der östlichsten, im Elbe-
thale auftretenden Partie auch nur auf den westlichen Theil
des eigentlichen Erzgebirges beschränkt. Es ist oben (S. 344)
schon bemerkt worden, dass in dem Abschnitte des Grenz-
rückens zwischen dein Schönbachthale im Westen und dem
• Neudeker Granitmassiv im Osten die Grenze des Urthon-
schiefers dem Glimmerschiefer gegenüber nicht genau zu
bestimmen ist, weil beide Gesteine allmälig in einander
übergehen. Ausserdem sind die Schiefer durch Einwirkung
des Granites zum Theil in Quarz- und Fleckschiefer umge-
wandelt, namentlich in der Zunge, welche sie ostwärts weit
in denselben hineinschieben. Am Westabfalle des Leibitsch-
rang- findet der Uebergang von Glimmerschiefer in Phyllit
zwischen Zweifelsreuth und Ullersgrün statt. Die Grenze
zwischen beiden Gesteinen führt dann in den Leibitsch-
grund zwischen der Glashütte und dem Hegerhause, zieht
sich dann nördlich von Prünles hinab in's Zwodathal etwas
südlich von der Mündung des Rothauthaies, und am rechten
Gehänge des Baches bis an den Granit vor Unter Rothau,
von wo aus sie weiter längs des Granites in einem Bogen
über Pechbach und Glasberg bis herab in das Silberbach-
thal unter dem Hausberge bei Graslitz, sodann am rechten
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Das Erz$ebirjr.?. — 2. Das eijrentl. Erz^ebirg* 1 . — Phyllit. 349
Bachufer nordwärts verläuft, um bei den ersten Häusern
von Silberbach plötzlich gegen Ost umzubiegen. Weiter
ist sie am Nordgehänge des Mückenbühlberges in einer
einmal scharf südwärts gezackten Linie gegen Schieferhütten
zu verfolgen, von wo sie am Gehänge des Spitzenberges
westlich umbiegt und über den Eselsberg und das Dorf Asch-
berg in nordwestlicher Richtung zur Landesgrenze verläuft.
Der allmälige Uebergang vom Gümmerschiefer in den
L'rthonschiefer ist z. B. im Leibitschgrunde folgender: Bis
zur Glashütte erstreckt sich normaler Glimmerschiefer, auf
welchen von da an lichte, weissliche, dünnschieferige Thon-
glimmerschiefer folgen. Diese überlagern weiterhin graue,
stark glänzende, wellig gebogene, dünnschieferige Thon-
glimmerschiefer, die flache Quarzlinschen und wenig Glimmer
enthalten und bis Abtsroth sich ausbreiten, worauf erst
zwischen diesem Dorfe und der Rebmühle typischer Urthon-
schiefer folgt.
Aehnliche Verhältnisse herrschen z. B. auch im Zwoda-
thale von der Glimmerschiefergrenze N von Lindhammer
gegen Graslitz zu. Bei Annathal erscheinen eigenthümliche,
gneissartige grüne Sericitphyllite, denen bis in die Graslitzer
Gegend dünnschieferige Thonglimmerschiefer folgen, welche
sich auch westwärts vom Zwodathale bis in's Frankenham-
mer-Konstädter Thal erstrecken , wo in einigen kleinen Brü-
chen eigenthümliche kleinschuppige Phyllite aufgeschlossen
sind, r welche Uneben kurzwellige Schieferflächen zeigen, die
röthlich und grau geflammt oder gestreift gefleckt" sind
und von Laube mit dem besonderen Namen „Konstädter
Phyllit" belegt wurden. Sie sollen die Grenze gegen die jün-
geren Urthonschiefer, vornehmlich die ebenflächigen dünn-
schieferigen Dachschiefer markiren. An den Abhängen des
Glasberges treten in der Nähe des Granites Fleckschiefer
auf. „Die kleinen Felsenpartien des Gesteinig bei der St.
Adalbertskapelle und unter Glasberg bestehen aus Quarz-
fleckschiefern, welche jedoch am rechten Gehänge des Gras-
litzer Thaies nicht vorkommen, und offenbar auch die Fleck-
und Knotenschiefer, welche den Hausberg und den östlichen
Abfall des Eibenherges bilden, unterteufen." Auch die zwi-
schen Silberbach und Schieferhütten dem Granite eingela-
gerte Schieferzunge besteht aus Knotenschiefern mit Ueber-
gängen in Glimmerschiefer. Auf die Fleckschieferzone, welche
durch die Abdachung des Hausberges begrenzt zu sein
scheint, folgen Quarzschiefer, welche von Schwaderbach bis
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350 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
über die Landesgrenze und östlich an den Gehängen des
Aschberges bis Silberbach zu verfolgen sind. Am Gontact
mit Granit von Ober Silberbach bis zur Grenze sind sie
gneissartig umgewandelt. Ihnen folgen in gleichmässiger
Lagerung Thonglimmerschiefer. Auch im Falkenberge N
von Graslitz ist diese Abänderung entwickelt. Hinter dem
Graslitzer Friedhofe stehen Quarzschiefer an, die Hohen-
steinkuppe scheint gleichfalls aus Quarzschiefer zu bestehen
und auch die Thonglimmerschiefer bei der „Schmiedte"
sind sehr quarzreich. Erst von Ruhstadt an folgen Schiefer,
welche Laube als Urthonschiefer bezeichnen zu dürfen
glaubt, während nach der Auffassung der sächsichen Geo-
logen die Phyllitgrenze unmittelbar westlich bei Graslitz
vorbeizieht.
Nördlich und westlich von der Linie, welche von der
sächsischen Grenze zwischen Abenberg und dem Zwoda-
thal über Markhausen nach Ruhstadt, weiter über den Schö-
nauer Berg zur Kirche von Schönau, dann in s Konstädter
Thal vom Sponirlberg und weiter westwärts nach Abts-
roth und Schönbach verläuft, folgen jüngere Phyllite, die
im Allgemeinen glimmerärmer und weniger deutlich krystal-
linisch sind als die älteren Urthonschiefer und vornehmlieh
zwei Abänderungen ziemlich leicht zu unterscheiden gestat-
ten, nämlich erstens die u. A. bei Kirchberg, am Stein, und
gegen Ursprung am besten entwickelte, als Deckmaterial
verwendete, graugrüne oder graue, von Laube als Dach-
schiefer bezeichnete Abänderung, und zweitens die beson-
ders zwischen Waltersgrün, Lauterbach und am Schwang
bei Konstadt typisch entwickelten, dünnschieferigen, schön
seidenglänzenden, grünlich, violett, bunt gefleckten, auch
braun gefärbten Sericitschiefer.
Im Schöiibacher Thale nördlich bis zu den Strassen-
häusern herrscht kurzschieferiger Urthonschiefer, auf wel-
chen zunächst Sericit-, dann Dachschiefer und endlich licht
grünliche quarzige Schiefer folgen. Alle scheinen sich in
Zonen ziemlich parallel zur angegebenen Linie ostwärts aus-
zubreiten. Der gewöhnliche Urthonschiefer ist zwischen
Abtsroth und der Rebmühle, ferner am Westabhange des
Schwang gegen das Konstädter Thal, dann westlich von
Graslitz bei Ruhstadt und Schönwerth, dann zwischen Mark-
hausen und Ursprung, wo er ziemlich häufig quarzige Zwi-
schenlagen enthält, gut entwickelt. Sericitschiefer ist in
einer quarzreichen, eigenthümlich feinsandigen Abart nörd-
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Das Erzgebirge.
— 2. Das eigentl. Erzgebirge. —
Pbyllit. 351
lieh von der Rebmühle aufgeschlossen, während im Walters-
grüner Thale und unter der Trockengrüner Flur eine weiche
Abart auftritt. Auch an der westlichen Lehne des Lauter-
bach-Schwarzbacher Thaies verräth sich Sericitschiefer in
Fundstücken, während er auf dem östlichen Gehänge an-
stehend blossgelegt ist. Nördlich von Lauterbach ist in
einem kleinen Bruche typischer Sericitschiefer aufgeschlossen,
welcher im Thale weiter gegen Ursprung verfolgt werden
kann. Ferner sind in dem Thale, welches von Konstadt
nach Ursprung zu streicht, quarzige und grüne Sericitschiefer
entwickelt.
Auf diese Zone folgt die Zone des Dachschiefers. Die
so benannte Phyllitabänderung erscheint beim Berghof in
Waltersgrün, dann im nördlicheren von den beiden Brüchen
am Schwang W vom Stadlbauer, zwischen Stein und Kirch-
berg und westlich von Ursprung, so dass in der That der
Dachschiefer-Phyllit im bezüglichen Gebiete die Mitte ein-
nimmt, zunächst von Sericitschiefer und weiterhin von kurz-
schieferig welligem Urthonschiefer umgeben ist, welcher in
mehr kristallinischen Phyllit der südlicheren Erstreckung
übergeht.
Am Contact mit Granit werden die Schiefer meta-
morphosirt. Sie werden quarziger oder glimmeriger und
nehmen einerseits ein gneissartiges Aussehen an, wie z. B.
am Abhänge des Aschberges bei Graslitz, vom Dorfe Asch-
berg bis herab nach Hinter Silberbach, wo sie den gneiss-
ähnlich umgewandelten Glimmerschiefern von Pfaffen grün,
Werlsgrün, der weiten Wiese bei Abertham, des Blasius-
stollen bei Hengstererben und der Lehnerstauden N von
Neudek, welche, wie oben dargelegt, in der unmittelbaren
Granitnähe angetroffen werden, vollkommen gleichen; an-
dererseits entstehen Quarzfleckenschiefer wie am Gesteinig
bei Graslitz, oder Flecken-, Garben- und Knotenschiefer wie
am Hausberge und am Eselsberge bei Silberbach und von
hier weiter fort längs der Granitgrenze.
In der Joachimsthaler Gebirgsabtheilung östlich vom
Neudeker Granitstocke sind Phyllite auf der böhmischen
Seite des Grenzrückens wenig verbreitet, während sie sich
auf sächsischem Gebiete ziemlich weit ausdehnen. Die Grenze
iregen den Glimmerschiefer ist oben schon angegeben worden.
Sie ist übrigens durch Quarzschiefer deutlich gekennzeichnet.
Zwischen der Steinhöhe, dem Spitzberge und der Landes-
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352 I- Archaeische Gruppe.
— Urgneiss- und Urschiefersy3tem.
grenze W von Gottesgab ist die Grenze zumal längs des
Granites nicht genau zu bestimmen. Es ist möglich, dass
sie am südlichen Gehänge der Steinhöhe bei Seifen verläuft.
Im Allgemeinen jedoch bildet das hiesige Phyllitgebiet ein
ziemlich wohl abgeschlossenes Ganzes, indem es im Osten
vom Tellerhauser Thale (in Sachsen), dann unter den Tau-
benfelsen vom Thale von Rittersgrün nach Halbmeil, weiter
von den Abfallen des Bärenfanges und der Glücksburg, ferner
bis Niederjugel vom Breitenbacher Thale und vom Ober-
jugler Thale bis an den Abhang des Buchwaldberges, und
von hier in fast streng südlicher Richtung bis zum Höfel
bei Platten vom Granit umschlossen wird.
In diesem Gebiete sind altere Phyllite herrschend;
jüngere Urthonschiefer und Dachschiefer fehlen. Der allge-
meine petrographische Charakter ist recht eintönig. Quarz-
reiche Abarten des Gesteines sind z. B. am Hahnberge, am
Fusse der Taubenfelsen, bei Brettmühl am Sandfelsberge,
auf dem Wege von Streitseifen gegen Zwittermühl und
anderwärts entwickelt. Sie bilden im Phyllit Zwischenlager,
welche sich aus demselben durch Ueberhandnehmen des
Quarzes entwickeln und durch allmälige Uebergänge mit
ihm verbunden sind. So z. B. ist der Quarzschiefer am
Fusse der Taubenfelsen, am Hahnberge bei Halbmeil grau
und perlmutterglänzend, noch ziemÜch glimmerhaltig ; jener
zwischen Ruhstadt und Kirchberg von grünlicher Farbe
und seidenglänzend, schon quarzreich; endlich jener W von
Graslitz hinter dem Friedhofe, am Eichenberg bei Schwader-
bach und gegen Sachsengrund zu von gelblichweisser Farbe,
fast ganz glanzlos und sehr quarzhaltig. Hie und da neh-
men die Quarzschiefer auch Graphit auf, so dass sich eine
Art Graphitschiefer ausbildet, wie solche z. B. bei Schön-
werth und Abtsroth und nach Joküly auch bei Pachthäu-
sern und Halbmeil vorkommen. Wie überall bilden die
Quarzschiefer auch hier, da sie der Verwitterung in hohem
Masse widerstehen, häufig rauhe kahle Felsmassen, wie am
Glasberg, im Gesteinig und einigen Kuppen westlich von
der Stadt in der nächsten Umgebung von Graslitz.
In der Granitnähe erleiden die Schiefer Umwandlun-
gen, zu Fleckschiefer (zwischen Oberjugel und Pechöfen,
kupferroth gestreift und gefleckt unweit des Heinrichsfelsens),
und Turmali ngesteinen (namentlich bei Höfel, den Pacht-
häusern, Brettmühl und Halbunitz). Erwähnenswerth sind
ferner im Streichen genau mit den Phylliten übereinstim-
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Das Erzgebirge. — 2. Das eijrentl. Erzgebirge. — Phyllit. 353
mende Hornblendeschiefer, welche z. B. zwischen Brett-
mühl und Junghengst bei der alten Grube Glück mit Freuden
und dem Gottholdsstollen an der Strasse in ziemlicher
Mächtigkeit anstehen und sich nordwärts bis in's Streitsei-
fener Thal und südostwärts bis an den Granit des Platten-
berges verfolgen lassen. Zwischen den Pachthäusern bei
Platten und Breitenbach sollen etwa sechs solcher Einlager-
ungen und eine weitere zwischen Zwittermühl und N von
Halbmeil zu beobachten sein. Jedoch ist ihre Erstreckung
eine geringe.
I
r<; 75. Die Tauben fei sen bei Halbmeil.
Xacb G. C. Lavht.
In Bezug auf die Felsengestaltung sind die Klüfte,
welche den Phyllit durchsetzen, von Bedeutung, da durch
sie die Massen des Gesteines gewissermassen in rohe Säulen
oder Pfeiler abgesondert werden, aus deren Wiederholung,
wie Laube sich ausdrückt, ruinenartige Steilwände ent-
stehen, welche mit thurm- und zinnenartigen Vorsprüngen
geziert erscheinen. Der Heinrichsfelsen im Breitenbacher
Thale zwischen Platten und Johanngeorgenstadt (in Sachsen),
die Taubenfelsen bei Halbmeil und Rittersgrün (Fig. 75)
dnd Belege hiefür. Sonst bildet der Phyllit gewöhnlich
flache Rücken; nur das härtere Gestein erhebt sich zu schar-
fen Kämmen.
Satter, Geologie ton Böhmen
23
354 Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiofersystem
In der östlichen Erstreckung des eigentlichen Erzge-
birges jenseits des Joachimsthaler Grundes fehlen Phyllite
vollständig. Nur im östlichsten, im Elbethale bei Tschirte
aufgeschlossenen Ausläufer kommen diese Gesteine zu Tage.
Die im Hangenden des Granites von Niedergrund entblössten,
grau oder bräunlich gefärbten, seidenglänzenden, öfters auf
den Schieferflächen auch mit zarten Kieshäutchen überzo-
genen Gesteine gehören nach Laube dem jüngeren Urthon-
schiefer an. Sie lehnen sich an die Innenseite des Granites
an und streichen mit diesem unter den Quadersandsteinen
hindurch, die schon vor Niedergrund bis zum Flusse heran-
treten. Die am Nordfusse des Grenzrückens in Sachsen bei
Pirna unter dem Quadersandsteine hervorkommenden Phyl-
lite dürften mit den böhmischen in Verbindung stehen.
(Vergl. S. 341.)
Die besprochenen vier Hauptgesteine des eigentlichen
Erzgebirges lassen die Lagerungsverhältnisse des Gebirges
so deutlich erkennen, dass dieselben passend hier sofort
in allgemeinen Umrissen geschildert werden können, um
so eher, als auf die verwickelten Einzelnheiten der Schichten-
lagerung, welche Laube mit vielem Fleiss zu lösen bestrebt
war, nicht zu genau eingegangen werden kann.
Die Lagerungsverhältnisse der Phyllite und Glimmer-
schiefer, welche sich von Westen an das Neudeker Granit-
massiv anschmiegen und im Schönbachthale mit den ent-
sprechenden Gesteinen des Fichtelgebirges zusammenstossen
(vergl. S. 247 ff.), lassen erkennen, dass die Schiefer den
östlichen Flügel einer Mulde bilden, welche sich nordwärts
nach Sachsen hinüber erstreckt. Der Gegenflügel befindet
sich am nördlichen Abfalle des Fichtelgebirges. Hier, im
Voigtländischen, sind jedoch vorwaltend Glimmerschiefer ent-
wickelt, welche nach Böhmen eben nur einen verhältniss-
mässig schmalen Streifen zwischen dem Granit des Fichtel-
gebirges und des westlichen Erzgebirges herübersenden. Der
Zusammenhang der Phyllite mit jenen des Karlsbader Ge-
birges wird durch die Kuppe von Maria Kulm vermittelt.
(Vergl. S. 276).
Das Streichen der Schichten in diesem Theile des
westlichen Erzgebirges ist zwar ein wechselndes, jedoch
herrscht die Richtung St. 6—7 (Ost-West) vor. So z. B.
kann am Urthonschiefer nördlich von Schönbach, X von
Ruhstadt, bei Markhausen, zwichen Schönbach und Abtsroth,
bei Ullersgrün, Emeth, im Leibitschgrund, dann auch am
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigenU. Erzgebirge. — Lagerung. 35o
Egtr
Mariahilfbtrg
Maria Kulm
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Glimmerschiefer im Leibitschgrund constant St. 6-7 be-
stimmt werden; jedoch trifft man z. B. im Schieferbruche
von Lauterbach St. 4 — 5, bei Ruhstadt stellenweise St.
2 — 3, am Dachschiefer beim Berghofe S vom Hohen Stein
St. 3— 4, in der Graslitzer Gegend häufig St. 24—2, an der
Strasse bei Pechbach St. 22-23,
und ebenso am Gneissglimmer-
schiefer bei Heinrichsgrün am
Wege nach Waizengrün St. 22
bis 23, am Glimmerschiefer bei
AUengrün St. 24 — 2 usw. Kurz,
an Beispielen für das schnelle
Wechseln der Streichungsrichtung
fehlt es nicht. Immerhin bleibt
jedoch das ostwestliche Haupt-
streichen der Schiefer kenntlich,
welches sich je näher zum Granit
desto deutlicher nordwärts wen-
det, so dass also das allgemeine
Streichen in einem nach Nord-
westen offenen Bogen verläuft.
Zugleich geht das im ersteren
Falle vorherrschend nördliche
Einfallen in ein westliches über.
Ueberhaupt lässt auch das Fallen
der Schichten einige Unterschiede
erkennen und zwar nicht nur im
Neigungswinkel (10—60 Grad),
sondern auch in der Richtung.
So z. B. ist die Schichtenstellung
des Glimmerschiefers auf der Höhe
zwischen Frauenreuth und der
Stegmühle, forner zwischen Gos-
sengrün und Marklesgrün, dann
bei der Herrenmühle bei Harten-
berg im Bahneinschnitte, sowie
bei Neugrün eine antiklinale. £s
besteht hier eine schon von Reuss *
und Jokely erkannte Faltenbild-
ung, welche Laube in „genetischen Zusammenhang mit
der Bildung des Erzgebirges" bringt, während sie Jokely
als locale, durch den Granit hervorgebrachte Erscheinung
aüfgefasst wissen wollte. Zur Veranschaulichung der Lager-
23*
PrttihUh!
Bernau
Uoehhauberg
Frankenhammer ik
SpQnirlbtrg*
Sehii naut r Berg*
SN
* -
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356 !• Archaeische Gruppt
— Urgneiss-
und Urschiefersystem.
ungsverhältnisse im westlichsten Theile des eigentlichen
Erzgebirges mögen die Profile Fig. 76 und 77 dienen, die
in zwei sich kreuzenden Richtungen geführt sind.
In der östlichen Schieferhülle des grossen Granitmassivs
bis zum Joachimsthaler Grund macht sich in der Schichten-
stellung der Einfluss des Granites ebenfalls geltend. Der
Glimmerschiefer im Süden schmiegt sich an den Granit
ziemlich genau an. So streicht §r anfanglich am Abhänge
des Gebirges zwischen Pfaffengrün und Brand südwest-
nordöstlich bei südöstlichem Verflachen. Jedoch schon zwi-
schen dem Pfaffengrüner Berge und dem Jugelstein ist das
Streichen bei nordöstlichem Verflachen nordwest-südöstlich
gerichtet. Auf dem Kamme zwischen Maria Sorg und Joa-
chimsthal ist das Streichen der Schiefer St. 9 — 10, bei Werls-
Fig. 77. Durchschnitt vom MUckenbüblberg e aber Graslltz tarn Hoben Stein.
Nach G. C. Laubt.
1 Daohaohiefer. i Serleitecbiefer. 8 Quarrschiefer. 4 Phylllt. 6 Hohensteinechlefer. bil-
det euch den Gipfel dee Hohen Steinea am westlichen Anfange de« Durchschnittes
6 Fleckschiefer. 7 am NO-Ende dea Profils : Gebirge granit. Im Quarascbiefor westlich
Ton Graelitz aind Gänge ron Epidiorit entwickelt.
grün St. 9, im Reichen Gebirge bei Abertham St. 8, am
Abhänge des Pfaffenberges und zwischen Bärringen und
Platten sowie auf dem Hochrücken und um Joachimsthal
herum St. 6—7. Es geht also das Sndwest-Nordost-Streichen
in ein ostwestliches über. Das Fallen der Schichten ist in
N und NO gerichtet und beträgt am häufigsten 60 — 70°.
Ohne Zweifel haben die mehrfachen Durchbrüche von Por-
phyren und Basalten locale JEinflüsse auf die Lagerungsver-
hältnisse ausgeübt, wenn auch in den Joachimsthaler Gruben
bemerkenswerthe Verwerfungen nicht bekannt geworden
sind. Im Phyllitgebiete dieses Gebirgstheiles ist die Schich-
tenstellung wohl im Ganzen mit derjenigen des Glimmer-
schiefers übereinstimmend, keineswegs jedoch in allen Ein-
zelnheiten. Im Breitenbacher Thale sieht man den Urthon-
schiefer dem Granite parallel streichen, weiter östlich passt *er
Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 357
sich mehr dem Glimmerschiefer an. Längs der Granite des
Plattenberges kann man das Streichen St. 8—9 beobachten,
während es nach Laube weiter nordwärts immer mehr in
Westen herumgeht Bei Pachthäuser ist das Streichen in
St. 8, am Eingang in das Breitenbacher Thal und am Hein-
richsfelsen in St. 7 — 8, bei Pechöfen und Breitenbach in
St, 10 — 11 gerichtet. Am Sandfelsberge streicht der Schiefer
St. 12 — 1, welche Richtung er über Halbmeil bis an die
Taubenfeisen, sowie im Hochofengrunde und im Golden-
höher Thale beibehält. In der Kaffhöhe an der Grenze
streichen die Phyllite in St. 1—2 und schmiegen sich all-
raälig wieder genau dem Glimmerschiefer an. Das Verflachen
der Schichten ist im Allgemeinen in NO oder 0 gerichtet,
flach, ja bisweilen fast schwebend (so an den Taubenfelsen
oben 3—5°). Im Goldenhöher Thale kommen einige plötz-
Fif. 78. Dnrcbechnltt Tom BISsiberge Uber Aberthain nach Goldenhöbe
Nach 0. 0. J.auU
J Glimmerschiefer. 4 Qurticblefer. 6 Pbylllt 7 Tartitr. JO Dllavium und Allnrinm. -
/ GeblrpfrftniL 6 Engeblrgagranlt 9 DIorit 3 NepbeJlnbaaalt 8 Hauynb««alt
liehe Aenderungen der Fallrichtung vor, indem die Phyllite
am Nordende bald nord- bald westwärts verflachen und
endlich am Kaff WNW widersinnig einfallen. Beachtens-
werth ist, dass das Streichen und Fallen der Schichten nach
Laube ziemlich genau um das Schwarzwasserthal herum-
läuft und dadurch die Entstehungsart dieses Thaies kenn-
zeichnet. Zur Veranschaulichung der Lagerung in diesem
Gebiete dürfte das Profil Fig. 78 beitragen.
Eine wesentliche Stütze für die Annahme der Joachims-
thal-Gottesgaber Scheidungslinie zwischen dem westlichen
und östlichen Erzgebirge beruht in dem Umstände, dass
nördlich vom Neujahrsberge, im Reichen Gebirge, die Schich-
ten allmälig ihr Streichen nordwärts wenden und westlich
einfallen, woraus zu ersehen, dass das Sonnenwirbelgebirge
hier einen Einfluss geltend macht, welcher jenen des Gra-
nites allmälig überwiegt.
358 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- un«l Urschiefersystein.
In Betreff der Lagerungsverhältnisse im Keilberggebirge
ist zunächst zu erwähnen, dass dieselben am südlichen
Abfalle weit verwickelter sind als am nördlichen. Auf der
Südseite des Keilberggebirges lässt der Glimmerschiefer im
Norden der Ober Brander Antiklinale durchwegs eine nörd-
liche Neigung unter 35 — 45° erkennen, welche wesentlich'
dem Gneisse entspricht, dessen steil südliches Einfallen er
späterhin ebenfalls einhält, um aus dieser Richtung über
den Keilberg und die Wirbelsteine hinüber auf der Nord-
seite des Gebirges wieder in die santt nordwärts geneigte
Stellung überzugehen. Eine Antiklinale setzt auch 0 vom
Joachimsthaler Grunde über Honnersgrün und Schönbach
fort. Wo sie ihr östliches Ende erreicht, lässt sich nicht
feststellen, sicher ist nur, dass vom Beginne des Granulites
hinweg die Schichten der südlichen Gneisszone durchwegs
gegen Norden einfallen, dann in der Boxgrüner Gegend
immer steiler werden, hierauf gegen Süden verflachen, um
später abermals nordwärts, dann wieder gegen Süden und
endlich sanft gegen Norden abzudachen. Diese Verhältnisse,
welche deutlich eine Verwerfung und hierauf zwei Gewölbe-
biegungen erkennen lassen, vermag man z. B. an einem
Durchschnitt von Warta im Egerthale über den Kreuzstein
und Hohenhan nach Schmiedeberg zu beobachten. An den
Granulit im Süden lehnt sich, soweit unter der Nephelin-
basaltdecke der Steinkoppe zu ersehen ist, Glimmerschiefer-
gneiss, der nördlich verflächt. Bei Boxgrün folgt ihm
Glimmerschiefer, welcher jedoch alsbald von Muscovitgneiss
abgelöst wird. Er bildet in der That nur zwischen dem
Muscovitgneiss im Norden und dem Glimmerschiefergneiss
im Süden einen Keil, welcher eben das Vorhandensein einer
Verwerfung begründet. Die Lagerung des Muscovitgneisses
ist eine Antiklinale, die des sich anschmiegenden Glimmer-
schiefers unter dem Hohen Stein eine Synklinale, welche
nordwärts in ein flaches Gewölbe übergeht.
Auf der Nordseite, des Gebirges ist das vorherrschende
Streichen der Schiefer ein nordwest-südöstliches, welches
öfters in ost-westlicher Richtung abweicht. Das Fallen da-
gegen ist veränderlich, meistens zwar westlich oder nord-
westlich, jedoch häufig auch südöstlich bis südlich. Zur
Erläuterung der allgemeinen Verhältnisse wird das Profil
Fig. 79 hinreichen. Am Südende bei Ober Brand ist die
oben erwähnte Antiklinale im Gneissglimmerschiefer ersicht-
lich. Sie ist durch einen Bruch von der Synklinale des
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<
Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 359
Glimmerschiefers zwischen Arletzgrün und Elbecken ge-
trennt, welcher letzterer wieder scharf gegen die Gneisse
des Keilberges absetzt. Diese Gneisse bilden zwischen dem
Keilberg und Weipert eine regelmässige Mulde. Erst bei
Weipert treten im Hauptgneisse wieder Unregelmässigkeiten
in der Lagerung auf beschränkterem Räume ein. Im Ganzen
jedoch ist ersichtlich, dass im Keilberggebirge, wie Laube
hervorhebt, die kristallinischen Schiefer am Süd- und Nord-
abfall in derselben Reihenfolge lagern, nur dass dieselben
von Süden her zusammengestaucht wurden und daher Bieg-
ungen und Falten bilden, während auf der Nordseite die
Lagerung ziemlich ungestört ist.
Diese Lagerungsverhältnisse verbleiben auch im Hass-
berggebirge dieselben. „Das Streichen der Schichten ist im
Allgemeinen westöstlich, die Schichtenstollung eine facher-
Fif, 79. DarehichnSU durch dae Ercg'birge ron Ober Brand Uber den Kellberg nach
Weipert.
Nach O. O. Laulc
1 Haeptgneiee. 2 GlimmeracblefergnelM. 3 GneUagllramerichlefer. 4 Glimmerschiefer
6 MiueovttcneU».
förmige, indem das Einfallen von Süden her nach Norden
gerichtet ist, wobei der Neigungswinkel immer steiler wird
und endlich vor dem Gebirgskamme sich steil südlich kehrt,
um weiterhin allerdings wieder (lach nördlich abzudachen.
Zahlreiche Brüche jedoch und Wirkungen von Seitenschüben
lassen in dem grösseren Theile des Hassberggebirges die
Lagerungsverhältnisse weniger gut übersehen, man ist aber
berechtigt, für die ganze Strecke als giltig anzunehmen, was
sich sehr deutlich auf der West- und Ostseite übersehen
lässt." Eine Vorstellung von der Lagerung in diesem Ge-
birgstheile gibt der Durchschnitt Fig. 80. Der Zusammen-
hang der Schichten ist am besten auf der Rödling-Höhe
aufgeschlossen. Von Norden her biegen die Muscovitgneisse
aus dem Spitzbergzuge zwischen dem Hohen Hau und
Oberhals der Reihe nach gegen Süden um und fallen west-
wärts unter die Glimmerschiefer ein. Es bilden also die
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360 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Muscovitgneisse im Rödling eine Antiklinale, in deren Inne-
rem als Sattelkern die Antiklinale des Glimmerschiefergneisses
ruht. Diese Antiklinale ergänzt sich nach Laube zu einer
Falte, deren Hangendscherikel im Spitzberggneisszuge und
deren Mittelschenkel im Hohen Stein N von Reihen liegt,
während den Liegendschenkel der Muscovitgneiss am Fusse
des Gebirges vorstellt. -Wie die Steingrüner Antiklinale den
Sattelkern, so bildet der Reihener Glimmerschiefer den Mul-
denkern der Falte. In dieser allgemeinen Lagerung sind
die Störungen, welche der Gneissstreifen unmittelbar unter
dem Kamme des Gebirges erleidet, von besonderem Inter-
esse. Dieser Streifen beginnt 0 von der Kremelmöhle mit
dichten Gneissen, welche bei nordöstlichem Streichen und
nordwestlichem Verflachen plötzlich an der von Kupferberg
über die Röhl herabführenden Strassenserpentine abschneiden.
». X.
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Ii f s 3
S * 5 S £ £ £
Fig. 80. Durchschnitt durch du Erzgebirge tod der Eger bei Tacberniti Uber den
Seifenberg nach Kupferberg.
Nech G. C. Laube.
1 GliramerichtefergnelM. » MaacoTitgnetM. 8 Glimmerschiefer. 4B»»»Utaff. 5Nepheltn-
beiult. 6 Or »nullt.
An ihrer Stelle erscheinen Tafelgneisse mit nördlichem Ein-
fallen und in ihrem Liegenden die prächtigen Augengneiss-
felsen der Sphynx (S. 331), welche ihren steilen Abbruch
nach Süden kehren und sehr flach gegen Norden einfallen.
(Fig. 80.) Sie liegen, wie ersichtlich, im Hangenden der
Steingrüner Antiklinale, an deren Südrande Tafelgneisse
auftreten, welche sich Laube mit den eben erwähnten als
ursprünglich in Verbindung gestanden denkt. Er glaubt,
dass hier ein Bruch durchgehe, welcher auch auf Fig. 80
eingezeichnet ist. — Am Kamme und auf der Nordseite des
Hassberggebirges sind die Lagerungsverhältnisse auch nicht
gerade einfach, indem das Vertlächen der Schichten häu-
figen Aenderungen unterliegt. Besonders erwähnenswerth
ist das durch die Lagerung des von allen Seiten zur Mitte
einfallenden Gneissglimmerschiefers bedingte schüsseiförmige
Thal, in welchem die Stadt Pressnitz liegt. Im Norden von
igmzea Dy
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Lagerung. 3fil
Pressnitz zwischen dem Karlshofe und Weissen Hofe macht
sich wie im Kremsiger Gebirge eine regellose Lagerung be-
merkbar und der Bruch an der Grenze zwischen Glimmer-
schiefergneiss und Muscovitgneiss, welcher in diesem Gebirge
sichtbar ist, scheint auch hieher fortzusetzen. Auf dem
Hochrücken zwischen Sonnenberg, Sebastiansberg und Ulm-
bach ist das Einfallen der Schichten vorherrschend ein nörd-
liches. Die Felsmassen des Schweiger und jene W von
Glieden an der Nordseite des Höllensteines sollen eine anti-
klinale, durch Stauchung und Seitenschub allerdings ver-
änderte Lagerung deutlich erkennen lassen. Besonders ver-
wickelt aber sind die Verhältnisse im Assiggrunde, in welchem
eben „das stetige Schwanken der Schichtenstellung bald in
Süd, bald West, bald Nord, hier steil, da wieder flach
und selbst fast schwebend beweist, dass das Assigthal mit
seinen steilen Nebenschluchten unter Tschoschel und März-
dorf nicht allein durch die Erosion, sondern durch einen
tiefgehenden Bruch hervorgerufen worden ist' 4 .
Aehnlich wie im Keilberg- und Hassberg-Gebirge ge-
staltet sich die Schichtenlagerung auch im ostwärts folgen-
den Bernsteingebirge. Sie wird im Wesentlichen von einer
Antiklinale beherrscht, welche am Ostrande des Gebirgs-
theiles sichtbar wird und auch weiter westwärts anhält.
Während aber die entsprechende Antiklinale in den vorge-
nannten Gebirgstheilen von Glimmerschiefergneiss und Mu-
scovitgneiss, bez. der Glimmerschiefergruppe gebildet wird,
betheiligen sich hier an derselben Hauptgneiss und Glim-
raerschiefergneiss, so dass, wie Laube hervorhebt, im Grenz-
röcken des Erzgebirges von Südwesten nach Nordosten nach
und nach alle krystallinischen Glieder in die Antiklinale
einrücken, wie sie in ihrem Streichen aus Nordwesten gegen
Südosten der Reihe nach den Absturz des Gebirges erreichen.
Im Wieselsteingebirge sind die Lagerungsverhältnisse
wegen des dichten Waldbewuchses und der ausgedehnten
Decke des Culturlandes noch weniger genau zu verfolgen
als in den schon durchgenommenen Gebirgstheilen. Im süd-
westlichen Gneissgebiete scheinen dieselben übrigens sehr
einfach zu sein. Man kann hier ziemlich allgemein ein
flaches nördliches bis nordöstliches Einfallen der Schichten
beobachten, welches auch in der Nähe des Granites selbst,
im Fleyher Grunde unter Georgendorf anhält, so dass es
darnach Laube scheinen will, der Granit habe auf die Schich-
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3(52 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
tenstellung des Gneisses keinen
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Schünu-ald
Der Kamm
Einfluss genommen. Ebenso
scheint von einer Antikli-
nale am Abhänge des Ge-
birges keine Spur mehr vor-
handen zu sein. Dagegen
im nordöstlichen Gneissge-
biete, obwohl auch hier die
allgemeine Schichtenstellung
eine nördliche bis nordöst-
liche ist, ist die Lagerung
ziemlich verworren. Jokely
versuchte dieselbe einlach
genug durch die Einwirkung
der Eruptionen seines rothen
Gneisses zu erklären. Nach
dieser Ansicht schwimmt
der von ihm als Phyllit be-
zeichnete dichte Gneiss in
einzelnen Schollen geradezu
auf dem rothen Gneisse
und ist daher bald nach
dieser bald nach jener Rich-
tung geneigt. Laube be-
trachtet die kleinen Depots
des Glimmerschiefergneis-
ses und dichten Gneisses
als die Reste einer einst
ausgedehnten Bedeckung
und erklärt einzelne Partien
für in verschiedener Weise
abgesunkene Schollen, wel-
che in Folge dessen keine
übereinstimmende Lagerung
aufweisen können.
Endlich in der Grau-
pen-Kulmer Gebirgspartie,
in welcher Hauptgneiss
herrscht, lassen die Lager-
ungsverhältnisse zahlreiche
auf Abbruche hindeutende
Störungen erkennen. „Gleich
beim Eintritte in den Grau-
pener Stadtgrund wird man die ganz regellose Stellung des
Vorder Tellnitx
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Hornblende^est 363
Gneisses in den einander gegenüber liegenden Felsenmassen
der Wilhelmshöhe und des Todtensteines gewahr ; derartiges
wiederholt sich noch mehrfach/ 4 Abgesehen hievon kann
man die Stellung der Schichten jedoch ziemlich genau ver-
folgen. (Fig. 81). Das Streichen bleibt im Allgemeinen ost-
westlich bis an die Teilnitz, aber das im Westen nördliche
Verflachen geht in der Richtung von Peterswalde gegen
Tissa zu über Nordost in nahezu Ost über, so dass also
das Gneissgebirge hier an seinem Ende allseitig abdacht.
„Die Gneisse verschwinden auf der Ostseite des Löschbaches
unter einem nach Westen vorgestreckten Quaderlappen,
ziehen am Südrande desselben um Tissa unter den Tissaer
Wänden herum und sind dann auf eine kurze Strecke unter
der Wand bis zum Rabenhäusel zu sehen." Erst im Elbe-
thale bei Niedergrund trifft man wieder krystallinische Schie-
fer, allein jüngere als die Gneisse bei Tissa sind, mit wel-
chen sie doch wohl im Zusammenhange stehen mögen.
Dieser Zusammenhang nun wird klar, wenn man erwägt,
dass die kuppeiförmige Schichtenstellung im Norden und
Nordosten des Graupen-Kulmer Gebirgstheiles genau der
Umrandung des älteren Kernes durch jüngere Schielergestei-
ne entspricht, welche von Westen her in Sachsen gegen
Osten herumziehen und unter der Kreidedecke allenfalls
über Niedergrund und Laube fortsetzen. Die Verhältnisse
auf der Südseite aber könnten vielleicht eine Ergänzung
der Antiklinale im Bau des Gebirges durch die südwärts
rerflächenden krystallinischen Schiefer der isolirten Inseln
im Gebiete des Mittelgebirges (S. 341) wahrscheinlich er-
scheinen lassen. Und da ähnliche Verhältnisse auch weiter
westwärts bis Obergeorgenthal herrschen, so glaubt Laube,
dass von Westen gegen Osten nur bis in den grossen Sattel
im Berasteingebirge stets ältere Schiefer in die Kammlinie
einrücken, von da ab ostwärts aber im Grenzrücken der
Sattel gegen Osten abgebrochen und abgesunken sei, so
dass etwa von Obergeorgenthal bis an die Quadersandsteine
nur der Nordllügel des Sattels mit durchwegs nördlichem
Einfallen der Schichten stehen geblieben ist.
Von untergeordneten oder doch minder mächtigen
Einlagerungen im Gebiete der vier besprochenen krystalli-
nischen Schiefergesteine des eigentlichen Erzgebirges sind
zunächst Hornblendegesteine (Amphibolite) zu nennen.
Im westlichen Theile des Gebirges zwischen dem Schön-
bachthale und dem Joachimsthaler Grunde sind sie bemer-
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364 I- krcbaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
kenswerth nur in der Schieferpartie im Osten des Neudeker
Granitstockes verbreitet. Schon nördlich von Joachimsthal
bemerkt man nach Laube hinter dem Dürrenschönbergstollen
Amphibolitblöcke. Als zusammenhängender Zug beisst das
Gestein im Eliasgrunde SO vom Eliasschachte als soge-
nannter Schmirgelfels aus, d. i. granatführender Amphibolit,
welcher sich als angeblich gangartige Einlagerung im Glim-
merschiefer von Werlsgriin bei Joachimsthal bis gegen Platten
verfolgen lässt und bei Abertham und den Lessighäusern
einige kleine * Felskuppen bildet. Eine andere Einlagerung
von Hornblendegesteinen befindet sich N vom Eliasgrunde
an der Abertham-Joachimsthaler Strasse. Zwischen Platten
und Goldenhöhe sind dunkel- bis schwarzgrüne Hornblende-
schiefer sehr verbreitet. Bei Halbmeil werden sie stellen-
weise chloritschieferartig. Auch im Phyllitgebiete der öst-
lichen Schieferhülle des Neudeker Granitmassives bilden
Hornblendeschiefer häufige Einlagerungen, zumal zwischen
dem Plattenberg und dem Buchschachtelberg, sowie östlich
und nördlich von diesem Vorkommen, dessen oben schon
Erwähnung geschah. (S. 353.)
Im Erzgebirge von Joachimsthal-Gottesgab ostwärts
sind Hornblendegesteine von mehr verschiedener Zusammen-
setzung vorhanden. Ziemlich verbreitet ist Feldspat h-
amphibolit, im Wesentlichen aus Hornblende und Feld-
spath (gewöhnlich Orthoklas) zusammengesetzt, untergeord-
net auch Granat, Rutil und Apatit führend. Das Gestein
bildet, wie es scheint, nur im Glimmerschiefergpeisse, zumal
an der Grenze gegen den Muscovitgneiss, Einlagerungen,
wie in der Erstreckung vom oberen Holzbachthale über Hütt-
mesgrün (hier 10-16 m mächtig) bis Endersgrün und Reihen,
bei Pürstein bis in die Mühlleite, und noch einmal bei der
Schnabelmühle N von Brunnersdorf bei Kaaden am Ein-
gange in den Hassensteingrund. In der Gegend von Box-
grün und Kleingrün bildet Feldspathamphibolit lange Züge
von Blöcken, unter dem Hüttmesgrüner Jägerhause steht er
in mächtigen aufrechten Platten an. Er ist stets deutlich
geschichtet und erinnert, wenn er feldspathreich ist, sehr an
Amphibolgneiss, jedoch geht er auch in reinen Amphibol-
schiefer über. So z. B. ist im Rummelbachthale bei Wotsch
ein Lager aufgeschlossen, an dessen Peripherie feldspath-
freier, in der Mitte aber feldspathhaltiger Amphibolit aufge-
schlossen ist. Ein Gleiches kann man nach Laube bei der
Schnabelmühle beobachten. Auf dem Schlosserberge bei
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — HornblendegesL 3ß5
Peterswald bildet der Amphibolschiefer eine kleine Einla-
gerung.
Ein weiteres, sonst ähnlich wie das erstgenannte zu-
sammengesetztes Amphibolgestein, in welchem aber ausser
gemeiner Hornblende auch Aktinolith häufig ist und weiches
fast immer Zoisit in weisslichen Stengeln und Flasern mit
lebhaft glasglänzenden Spaltflächen accessorisch enthält und
daher als Z o isitamp hibolit bezeichnet wird, tritt im
Glimmerschiefer und im Muscovit- und Glimmerschiefergneiss
auf. Im ersteren trifft man es auf der Nordabdachung des Ge-
birges zwischen dem Keilberg und Stolzenhan, zumal bei den
Hofberghäusern in zahlreichen Blöcken. „Dem Muscovitgneiss
gehört der Wirbelsteinzug an, welcher mit den Wirbelsteinen
oberhalb des Hüttmesgn'iner Forsthauses beginnt und in ost-
Fig. 82. Die Wtrbelatcine bei Httttmesgrttn.
X»cb 0. C. Laube.
südöstlicher Richtung über den Kreuzstein, Weigensdorf,
Reihen, gegen Gesseln bei Klösterle herabläuft. 14 Zwischen
der Mauth und dem Hüttmesgrüner Forsthause ragen über
die Kammlinie des Gebirges 10 bis 15 m hohe rauhe Felsen-
gruppen, die Wirbelsteine (Fig. 82) empor, welche in St.
8—9 streichen, ihre Steilseite nach Norden kehren und
unter einem ziemlich grossen Winkel südwestwärts einfallen.
Aehnliche kahle Felsen bildet dieses der Verwitterung besser
als die umlagernden Schiefer widerstehende Gestein auch
anderwärts, wie z. B. den Aussichtsfelsen W vom Kupfer-
berger Friedhofe, die Felsen bei Weigensdorf u. a. Endlich im
Glimmerschiefergneiss sind die Zoisitamphibolite besonders
häufig unterhalb Kupferberg auf der ganzen Strecke von
Unterhals bis Pöllma und Tomischan und an sehr vielen
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I
36t) I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Punkten auf der Nordseite des Gebirges, soweit der Glim-
merschiefergneiss reicht. Wo dieser zurücktritt, fangen auch
die Zoisitamphibolite an zu schwinden, stellen sich mit ihm
aber sofort wieder häufiger ein, wie z. B. bei der Markus-
mühle unterhalb Sonnenberg, unterhalb Langenwiese und
S von der Kalkofener Brettsäge auf der Nordseite des Niki as-
berger Keilberges.
Die Structur dieser Amphibolite ist eine wechselnde,
körnige, stengelige, flaserige, schieferige. Sie sind rauh
geschichtet und enthalten nicht selten knollige oder lagen-
förmige Ausscheidungen von Quarz, in welchen erbsen- bis
haselnussgrosse Körner von Rutil und farbloser Disthen vor-
kommen. Ihre Lagerungsform ist nach Laube eine deutlich
linsenförmige, als welche man sie auf der Bahnstrecke um
den Nordabhang des Bläsberges S von Schmiedeberg mehr-
fach entblösst sieht, und welche man auch an grösseren
Gesteinspartien erkennen kann.
Als Magnetit führendes Granat- Aktinolith-
g est ein wird von Laube ein Amphibolit bezeichnet, dessen
aus nadeiförmig - dünnstengeli gen Individuen zusammenge-
setzte Büschel bildende, grüne Hornblende als Aktinolith
angesprochen werden muss. Oft in sehr bedeutender Menge
ist brauner bis dunkeiblutrother Granat vorhanden, ebenso
körniger Magnetit. Zu diesen Hauptbestand theilen gesellen
sich noch Kiese und deren Zersetzungsproducte, Epidot,
Chlorit, Pyroxen. Glimmer als accessorische Gemengtheile,
Schnüre von Quarz und Chalcedon durchschwärmen das
Gestein und Serpentin soll auch vorhanden sein. Am Kupfer-
hübel bei Kupferberg überwiegt rothbrauner Granat, welcher
hie und da auf Klüften in deutlichen Krystallen (oo 0.202)
entwickelt ist. Auch kommen in dem Gesteine nach A. Sauer
bis 2 mm grosse Titanitkrystalle vor. Die allgemeine Ver-
breitung wird von Laube wie folgt angegeben: „Das Auf-
treten dieser Gesteine ist auf einen schmalen Strich des
Erzgebirges zwischen Sorgenthal 0 von Weipert und Haa-
dorf W von Klösterle beschränkt. Sie bilden hier zwei
Züge, einen nördlichen, aus Sachsen in das Kremsiger Ge-
birge herüber setzenden, und einen südlichen, weicher west-
lich von Pressnitz mit der Fischerzeche beginnt und mit
dem Haadorfer Lager endigt. Ihre Lagerform ist stockförmig
und zwar folgen sie der Einlagerung des Muscovitgneisses
im Glimmerschiefergneiss , namentlich der feldspatharmen
glimmerreichen Form (Granatglimmerfels). 41
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Das Erzjrebirpe. — 2. Das eijrentl.' Erzgebirge. — Eklogit. 367
Bei Orpus im Ausspanner und Kremsiger Gebirge ist
die Zusammensetzung des Gesteines ebenfalls eine sehr un-
gleichmäßige, indem bald Granat, bald körniger Magnetit
in mächtigen Partien die Oberhand gewinnt. Am Hohen
Steine zwischen Unterhals und Reihen ist das Gestein be-
sonders reich an accessorischen Gemengtheilen, da es ausser
Augit, Epidot, Chlorit, Talk, Asbest, Biotit, Kiesen und
ihren Zersetzungsproducten auch noch gemeinen und edlen
Serpentin, Periklin, Hercynit und Muscovit führen soll. Bei
Haadorf verdrängt im dortigen Granataktinolithfelslager Py-
rit und Kupferkies fast den Magnetit. Auch bei Wohlau
ist im Muscovitgneisszuge der Hundskoppe eine ähnliche
Einlagerung vorhanden. Wahrscheinlich durch Einwirkung
der Sickerwässer haben die Gesteine an manchen Stellen
Umwandlungen erfahren, wie z. B. im Ausspanner Gebirge
auf den Gruben : Rother Pumpenschacht, Rothmantel-, Anna-
und Adalbertizeche, dann bei Oberhals auf der Rothen Su-
del- und Wenzelszeche, wo der Magnetit theilweise oder
ganz in Rotheisenstein umgewandelt ist.
Als besondere Abart kann das Lagergestein im Mus-
covitgneiss auf der Engelsburg bei Sorgenthal im nördlichen
Zuge genannt werden, in welchem nach Jok£ly der Akti-
nolith durch Chlorit und Serpentinasbest vertreten wird,
mit welchen der Magnetit lagenweise verwachsen erscheint.
Eklogit, ein körniges, aus Smaragdit (Aktinolith
mit Omphacit verwachsen) und Granat bestehendes Gestein,
steht zumeist mit Amphibolit in Verbindung. Im westlichen
Erzgebirge bildet es eine kleine Einlagerung im Glimmer-
schiefer zwischen Hartenberg und Loch und ein Lager eben-
falls im Glimmerschiefer bei der Herrenmuhle unterhalb
Joachimsthal. Das licht graubraune Gestein vom ersteren
Fundorte ist durch einen verhältnissmässig hohen Apatit-
gehalt ausgezeichnet, welcher dem letzteren Vorkommen,
welches dem Aussehen nach an einen Dioritporphyr erin-
nert, fehlt.
Im östlichen Erzgebirge sind Eklogite sehr viel mehr
verbreitet. Sie pflegen mit Zoisitamphiboliten innig ver-
gesellschaftet zu sein, von welchen sie überhaupt schwer
zu trennen sind, da ihre im Allgemeinen hellere Färbung
kein genügendes Unterscheidungsmerkmal bietet. Ais ein
bezeichnender accessorischer Gemengtheil der Eklogite wird
aber Muscovit angeführt, welcher in den Zoisitamphiboliten
nur ganz spärlich vorhanden ist. Von eigenthümlichen Aus-
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363 1- Arcbaeisi-he Gruppe.* — Urgneiss- und Urschiefersystem.
bildungsformen sind erwähnenswerth : schieferiger Eklogit
unter dem Spitzberg gegen Schmiedeberg zu ; porphyrartiger
Eklogit, der in Lesesteinen am Brandbach unter Sonnenberg
gefunden werden kann ; und bandstreifiger, felsitischer Eklo-
git, der im Gneissglimmerschiefer oberhalb Arletzgrün vor-
kommt. Im Uebrigen ist zu beachten, dass die Eklogite
von den Amphiboliten petrographisch nicht strenge geschie-
den werden können, vielmehr durch allmälige Uebergänge
(eklogitartige Amphibolite) mit ihnen verbunden sind.
Was die Verbreitung der Eklogite im westlichen Erz-
gebirge anbelangt, so passt sie sich wesentlich jener des
Zoisitamphibolites an. Ausser bei Arletzgrün machen sie
sich östlich vom Joachimsthaler Grunde im Dorfe Honners-
grün bemerkbar, ferner streicht ein Zug nördlich von hier
in der Richtung des Weigensdorfer Rückens und ein dritter
zwischen diesen beiden von den Wirbelsteinen in der Richt-
ung des Kreuzsteinrückens so, dass er den Weigensdorfer
Rücken bei Endersgrün überschneidet. Am Rücken des
Keilberggebirges ist Eklogit mit dem Zoisitamphibolite der
Wirbelsteine vergesellschaftet, ebenso am Nordabhange auf
dem Wiesenthaler und Stolzenhaner Rücken, unter dem
Blasiusberge auf der Weiperter Kuppe. Gleicherweise trifft
man Eklogit überall in den Verbreitungsgebieten des Zoisit-
amphibolites auch in den östlicheren Gebirgstheilen bei To-
mischan, zwischen Oberhals und Kupferberg, besonders 0
bei diesem Städtchen selbst, sparsam in einzelnen Blöcken
S von Sebastiansberg und anderwärts.
3 Serpentin ist im eigentlichen Erzgebirge nur sehr
spärlich vorhanden, nämlich nach Laube einzig in Gestalt
einer kleinen Kuppe nördlich von Reihen oberhalb Pürstein,
von der aus zahlreiche Blöcke über den Gebirgsabhang bis
herab gegen letztere Ortschaft ausgestreut sind. Er ist von
schwarzgrüner Farbe und soll stellenweise von reichlichen
kurzen Flasera eines bleigrauen kleinschuppigen Glimmers
durchsetzt werden.
Kalkstein ist auch nicht sonderlich verbreitet. Im
westlichen Theile des Grenzgebirges erscheint er in der
Heinrichsgrüner Gegend im Glimmerschiefer bei Ober Neu-
grün in einer feinkörnigen und bei Kalkofen in einer gross-
körnigen Abart. Im Allgemeinen ist er deutlich geschichtet,
sogar schieferig, von schmutzig weisser bis rauchgrauer
Farbe. Bei Joachimsthal tritt sehr feinkörniger, grauer,
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Kalkstein. 369
manigfach gefleckter und gebänderter kristallinischer Kalk-
stein am sog. Kalkhübel 0 von der Stadt auf, erscheint
aber auch diesseits durch den Bergbau aufgeschlossen und
bildet den sog. Geyerischen Kalkstrich.
Dieser in den Joachimsthaler Glimmerschiefern einge-
lagerte Kalkstrich setzt vom Kalkhübel in der Gegend der
St. Annakapelle auf dem Brodmarkt quer über den Stadt-
grund gegen Neustadt. Er streicht in St. 6 — 7, fällt unter
03° in Nord, besitzt eine Mächtigkeit von beiläufig 95 m
(am Tage ?>& w, im Westen in der Teufe bis 133 wt), und
ist auf eine Länge von 137*5 m bekannt. Gegen Osten
»paltet er sich in drei Trümer, welche über 200 m von ein-
ander weichen und durch Kalkschiefer getrennt sind.
Im östlichen Erzgebirge trifft man eine schmale Ein-
lagerung eines weissen, feinkörnigen, z. Th. dolomitischen
Kalksteines bei Reihen, wo er bandartig über den Rücken
zwischen dem Endersgrüner und Pürsteiner Thale hinüber-
zieht. Südlich von Wohlau am rechten Gehänge des Has-
sensteingrundes wurde ehedem ein Kalksteinlager abgebaut,
welches X von der Ruine Hassenstein fortsetzt. Ferner
?ind oder waren Kalksteinlager aufgeschlossen auf dem Kalk-
berge bei der Königsmühle nächst Stolzenhan; im Liegenden
des magneteisenreichen Amphibolitlagers von Orpus; bei
Kallich, wo der kleinkörnige, gewöhnlich lichtgraue Kalkstein
durch zahlreiche Mineralbeimengungen (Hessonit, Amphibol,
Pyroxen, Epidot in Lagen, Nestern und Schnuren) ausge-
zeichnet ist; und bei Kalkofen N von Nikiasberg an der
Landesgrenze.
Von diesen Kalksteinlagern gehören nach Laube die-
jenigen von Reihen, Pürstein, Wohlau, Hassenstein und wohl
auch bei Kalkofen dem Glimmerschiefergneiss an der Grenze
zum Muscovitgneiss, das Kailicher Lager dem Hauptgneiss
und das kleine Lager bei der Drahtmühle auf dem Kalk-
berge dem Glimmerschiefer an. Laube schreibt sämmtlichen
Vorkommen eine stockförmige Lagerung zu.
Der Uebergang vom Kalkstein in das umgebende Ge-
stein ist ein allmäliger. namentlich bei den oben angeführten
Vorkommen des westlichen Grenzgebirges durch Kalkglim-
merschiefer deutlich vermittelter. Ein Gleiches ist an dem
Kalkbande von Reihen zu beobachten. Der Kailicher Kalk-
stein bildete im Hornblendegneiss einen Lagerstock, der an
seiner Peripherie aus einem von Kalksteinadern nur spär-
Kattcr, Geologie »on Böhmen. 24
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370 Archaeische Gruppe. — Urjrneiss- und Urschiefersystem.
lieh durchsetzten körnigen Gemenge von Hornblende, Granat
und Epidot bestand, wogegen nach Innen zu der Kalkstein
immer mächtiger wurde, und nun im Gegentheil von Schnü-
ren des Hornblendegranatgesteines durchschwärmt war. Der
ehemalige Kalksteinbruch SW von Kallich ist längst ver-
stürzt und verwachsen.
Zwischen Böhm. Wiesenthal und der Lauxmühle wurde
beim Strassenbau ein gneissartig schuppig-schieferiges, grau-
grün und weiss flaseriges Kalkgestein blossgelegt, welches
hier ein Ausbeissen zu bilden scheint. Die graugrünen Par-
tien hat Laube als Malakolith bestimmt. Eines ähnlichen
Vorkommens erwähnt A. Sauer vom Kalkberge bei der
Drahtmühle.
Dolomit ist im Erzgebirge noch viel spärlicher ver-
breitet als Kalkstein, welch* letzterer übrigens häufig dolo-
mitisch ist. Wirklicher Dolomit mit dem entsprechenden
Gehalt an kohlensauerer Magnesia tritt zwischen Stolzenhan
und Schmiedeberg und bei Weigensdorf im Glimmerschiefer
in stockförmigen Massen auf, die von Hohlräumen, welche
mit Stalaktiten ausgekleidet zu sein pflegen, durchzogen sind.
Quarz bildet besonders im Granite des westlichen
Theiles des böhmischen Erzgebirges zahlreiche Gänge. Vor-
wiegend ist Quarzbrockenfels verbreitet, welcher aus kry-
stallinischem Quarz, grauem, rothem, sehr eisenschüssigem
Hornstein und Jaspis in Stücken und Trümmern bestellt, die
durch ein quarziges Bindemittel in ganz regelloser Weise mit
einander verkittet werden, so dass sich eine breccienartige
Structur ergibt. Das Bindemittel ist gewöhnlich krystalli-
nischer, weisser, zuweilen knospiger Quarz, selten besitzt es
chalcedonartiges Aussehen (am Irrgänger Zug bei Todten-
bach). Sehr gewöhnlich führt der Quarzbrockenfels Roth-
eisenerz und Braunstein in Nestern und Putzen, stellenweise
in Lagen auch Orthoklaskrystalle (z. B. an der Strasse von
Hirschenstand nach Sauersack). Eigentlicher Gangquarz
in dichten oder krystallinischen Massen von weisser oder
gelblichweisser Farbe ist minder gewöhnlich und besonders
im östlichen Gebirgstheile von nur untergeordneter Bedeut-
ung. Er kommt zum Theil in Abwechselung mit Quarz-
brockenfels, zum Theil selbständig vor und ist zumeist der
Träger von Blei-, Zink-, Kupfer-, Nickel-, Kobalt-, Silber-
und Wismuterzen.
Das Erzgebirge. — 2. Das eipentl. Erzgebirge. — Granit. 37 1
Die Gänge des Quarzbrockenfelses entsprechen durch-
aus den analogen Gebilden im Karlsbader Gebirge. Sie
sind, wie ernannt, vorwiegend im Granite des Neudeker
Massives entwickelt, jedoch nicht an denselben ausschliesslich
gebunden, sondern setzen auch im Schiefer fort. Ihr allge-
meines Streichen ist SO— NW und ihre Ausdehnung eine
^ehr beträchtliche, wie aus der näheren Betrachtung in dem
der Erzführung gewidmeten Abschnitte zu ersehen ist.
Von den massigen Gesteinen des eigentlichen Erz-
gebirges ist Granit das wichtigste und am meisten ver-
breitete. Im westlichen Gebirgstheile bildet er ein gewaltiges
Massiv in der weiteren Umgebung von Neudek, welches
jedoch mit der politischen Grenze Böhmens nicht abge-
schlossen ist, sondern nordwestwärts bis nach Schneeberg
in Sachsen sich erstreckt und dort unter dem Namen Eiben-
stocker Granitstock bekannt ist. Im Süden hängt der Granit
des böhmisch-sächsischen Grenzgebirges unter der Tertiär-
decke des mittleren Egerbeckens unzweifelhaft mit dem Gra-
nitstocke des Karlsbader Gebirges zusammen. Es beweisen
dies nicht nur die einzelnen Granitinseln, welche zwischen
den beiden grossen Massiven die Tertiärdecke durchbrechen
und die Verbindung deutlich genug herstellen, sondern auch
der in beiden Stöcken auf weite Strecken gleichbleibende,
durchaus übereinstimmende petrographische Charakter des
Granites. Diesbezüglich sei auf die Charakteristik der Gra-
nite des Erzgebirgssystemes (S. 286 ff.) verwiesen.
Die Grenze des Neudeker Granitstockes beginnt im
Westen an der Landesgrenze am Aschberg N von Silber-
büch, verläuft anfangs südöstlich bis gegen die Mühlhäuser
5 von Frühbuss, wendet sich dann plötzlich westwärts um
das Dorf Schieferhütten herum bis an das Silberbachthal
.Vvon Graslitz, zieht mit diesem bis zur Graslitzer Spinn-
fabrik, biegt dann südostwärts ein gegen Glasberg und Pech-
bach und weiter bis Heinrichsgrün, dessen Schloss und öst-
liche Vorstadt schon auf Granit liegen, während' der andere
Theil, wie oben (S. 344) erwähnt, auf Glimmerschiefer steht,
welchem entlang die weitere Granitgrenze gegen Rossmeissl
und Doglasgrün bis zu den Herrenteichen an der Strasse
nach Chodau verläuft. Hier biegt die nun südliche Grenze
des Granitstockes nordwärts nach Doglasgrün zurück, zieht
um die nördlich davon gelegenen Teiche, sendet eine Zunge
gegen Stelzengrün aus und erstreckt sich zwischen den
grossen Chodauer Teichen und Pechgrün gegen Neu Rohlau.
24*
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372 !• Archaeische Gruppe
— Urpneiss- und Urschiefersystem.
„Hier schiebt sich ein langer Ann, welcher dem Laufe des
Rohlaubaches folgt, bis nach Alt Rohlau vor. Derselbe
theilt sich etwa eine halbe Stunde ober Alt Rohlau und
sendet einen Seitenflügel bis an den Chodaubach zwischen
Putschirn und Münchhof." Von Alt Rohlau biegt die Grenze
wieder gegen Norden zurück bis zum Hutberge, an dessen
Fusse sie ostwärts über Schankau und Sodau bis S von
Grasengrün zum Duppauer Basaltgebirge hinzieht, um sich
nun gegen Norden und dann gegen Westen um den grossen
Teich bei Ruppelsgrün zu wenden, von wo sie gegen En-
dersgrün und Lichtenstadt, dann N von der Weseritz bis
Tiefenbach und in einem Bogen gegen Unter Brand ver-
läuft. Hier nun beginnt die östliche Grenze des Granit-
stockes, welche zunächst in einer Schlucht in Nordwest-
Richtung gegen Maria Sorg zu verfolgen ist, von wo sie weiter
gegen den Eliasgrund herabzieht, hier eine kleine nördliche
Ausbuchtung macht, dann westwärts zwischen der weiten
Wiese und den drei Brüdern über den Modesgrund zu den
unteren Fischbachhäusern bei Bärringen zieht. Hier, am
Ende des grossen Moores kurz vor Bärringen, wendet sich
die Grenze gegen Norden, streicht etwa an der Aberthamer
Kirche vorbei quer über das Thal, dann nördlich in der
Richtung des Schuppenberges und endlich in einem Bogen
beiläufig mit dem Breitenbacher Thale westwärts gegen
Ober Jugel zur Landesgrenze, welche den von uns zu be-
rücksichtigenden Theil des Granitmassives abschliesst. Dieser
besitzt in der angegebenen Umschreibung zwischen dem
Aschberge bei Graslitz und dem Breitenbacher Thale bei
Platten eine Breite von beiläufig 14 km, erweitert sich dann
bedeutend, um sich im Süden abermals zu verschmälern.
Den ganzen Granitstock theilt Laube in drei Zonen,
nämlich je eine w e s 1 1 i ch e und östliche Gebirgsgra-
nit -Partie, welche durch die grösste mittlere Erzge-
birgsgranit-Zone getrennt erscheinen.
Die westliche Gebirgsgranit-Partie steht mit dem
Gebirgsgranite zwischen Elbogen und Karlsbad in unmittel-
barer Verbindung. Denn aus dem beide grossen Massive
trennenden Tertiärland treten SYV von Chodau einige iso-
lirte Kuppen dieses Gesteines hervor und die beiden gegen
Süden vorgeschobenen Ausläufer des Grenzgranites ober
dem Herrenteiche und bei Stelzengrün bestehen aus dieser
Granitvarietät.
Von den erwähnten einzelnen Granitkuppen im Gebiete
der Braunkohlenformation liegt eine bei Wintersgrün, eine
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Granit. 373
andere am südlichen Ende von Chodau W von der ersteren,
dann melirere zwischen Untermünchhof und Putschirn, an
welche sich östlich die Kuppen von Fischern am rechten
Egerufer anschliessen. Die letzteren (Putschirn etc.) zählt
Laube übrigens zum Erzgebirgsgranit.
Im eigentlichen Granitstocke reicht der Gebirgsgranit
im Osten, wenn wir mit der Grenzangabe im Norden von
Graslitz beginnen, bis an die nördlichen Gehänge des Mücken-
bühlberges, zieht über den Hochgarther Rücken unter den
Harteisberg bei Frühbuss, dann auf den Hüttenberg N von
Schönlind, weiter über Ahornswald und Bernau in's Rohlau-
thal X von Neudek zur Theilung in das Hochofener und
Neuhammerer Thal, dann längs der Rohlau bis an die Ham-
merhäuser und von hier gegen Pechgrün.
Die petrographischen Verhältnisse dieses Gebietes sind
im Ganzen recht eintönig. Beachtenswerth ist jedoch (be-
sonders in Bezug auf die Andeutungen S. 288), dass man,
wie schon Jok£ly beobachtet hat, gegen die westliche Grenze,
d. h. gegen die Schieferhülle zu, vorwaltend grobkörnigen
porphyrartigen Granit antrifft, und zwar vom Wintersgrüner
Berg bis auf den Absturz des Glasberges bei Silberbach im
Zusammenhange, während gegen Osten, d. h. gegen das
Innere des Stockes zu. mehr gleichkörnige Granite entwik-
kelt sind. An einigen Stellen, wie z. B. am Föllaberg S
Ton Dotterwies und nördlich von hier bei Sponsel in zwei
kleinen, wahrscheinlich mit einander zusammenhängenden
Stöcken; ferner an der Ostgrenze der Zone am Nordende
von Neudek, sowie südlich von Thierbach in Partien, die
südwärts bis unterhalb Kösteldorf streichen dürften, tritt
Erzgebirgsgranit zu Tage, dessen Auftreten Laube als Ra-
mificationen im Gebirgsgranite bezeichnet.
Die östliche Gebirgsgranit-Partie ist viel kleiner als
die westliche. Ihre Grenze verläuft im Süden etwa von
Merkelsgrün ostwärts zwischen dem Hochberg und der Ullers-
grüner Höhe hindurch unterhalb Tiefenbach und Pfaffen-
grün an die Grenze gegen das Schiefergebirge, dann längs
des Wolfsberges bis Kloster Maria Sorg W von Joachimsthal,
weiter hinab nach Werlsgrün und westwärts bis gegen Aber-
tham. Hier bildet der Modesgrund bis gegen die Modes-
mühle die Grenze, welche weiter gegen Bärringen' verfolgt
werden kann und sich dann am rechten Gehänge des Salm-
thales gegen Merkelsgrün zurückwendet.
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374 I. Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
In diesem Verbreitungsgebiete herrscht fast ausschliess-
lich grobkörniger porphyrartiger Granit, welcher östlich von
Lindig eine gedehntelliptische Kuppe von Erzgebirgsgranit
umschliesst.
Das ganze übrige Terrain des Granitmassives wird von
Erzgebirgsgranit eingenommen, welcher zwischen der
Asch bergkuppe im Westen und der Buchschachtel (NW von
Barringen) im Osten von Sachsen her die Landesgrenze
überschreitet, zunächst von Phyllit im Westen bis Schiefer-
hütten und von Glimmerschiefer im Osten bis Bärringen
begrenzt und weiter gegen Süden hin in seiner Erstreckung
von den beschriebenen beiden Gebirgsgranit-Partien einge-
schlossen wird. Sehr beachtenswerth ist nach Laube, dass
im ganzen Granitstocke die höchste Erhebung dem Erzge-
birgsgranit zufällt und seine Begrenzung zum Theil mit
Thälern : dem Rohlauthale bei Neudek und dem Salmthale,
zusammenfallt. Auch-sdie nördlich von dem Gebirgsgranit
auftretende Schieferbegr&naung ist eine bezeichnende, und
namentlich ist die im Osten hei Silberbach tief einschnei-
dende Fleckschieferzunge von Bedeutung, da sie die beiden
Granitabarten von einander scheidet.
Im Bereiche des Erzgebirgsgranites sind grobkörnige
und porphyrartige Gesteine mehr verbreitet als feinkörnige.
Diese letzteren bilden in den ersteren zumeist Stöcke und
gangförmige Züge, wie z. B. S von Neuhammer um den
Peindlberg einen anscheinend elliptischen Stock, um Früh-
buss und Sauersack, wo das feinkörnige Gestein zwischen
dem grobkörnigen Granite des Harteisberges, Mittenbrand-
berges und des Hirschenstander Gebirges eine flache Mulde
bildet, und in kleinerem Umfange an zahlreichen anderen
Stellen. Im Gebfete des Egerthales bis an den Fuss des
Gebirges jedoch ist feinkörniger Erzgebirgsgranit herrschend
und auch der Glas- und Hochberg bestehen daraus. Erst
weiter gegen Neudek zu sind grobkörnige Gesteine allgemein
entwickelt.
Von der Decke der krystallinischen Schiefergesteine,
welche den Granitstock ehemals bedeckte, ist vor der gänz-
lichen Abtragung nur ein ganz geringer Theil bewahrt
worden, nämlich eine kleine Partie von Contactgneissglim-
merschiefer in den Lehnerstauden oberhalb der Raben-
berghäuser N von Neudek und 0 von Hochofen. Sonst
scheint keine insuläre Schiefermasse auf dem Granitstocke
des eigentlichen Erzgebirges bekannt zu sein, während jen-
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Das Errgebirge. — 2. Das ei^enU. Erzgebirge. — Granit. 375
seits der Eger im Karlsbader Gebirge derartige isolirte
Schollen sehr häufig sind. (Vergl. S. 262 ff.). Bei den Raben-
berghäusern kommen auch inmitten des Erzgebirgsgranites
einzelne Blöcke von Gebirgsgranit vor, welche G. G. Laube
als Reste eines Einschusses deutet, da er im Allgemeinen
der Meinung war (1876), dass der Gebirgsgranit älter ist
als der Erzgebirgsgranit und daher mit diesem durch Ueber-
gänge nicht nur nicht verbunden ist, sondern ihn unter-
teuft, resp. sprengt, durchbricht und einhüllt. Als Belege
hiefür werden die Verhältnisse zwischen Pechgrün und Ham-
merhäuser angeführt, wo der Bruchrand des Gebirgsgranites
auf dem Erzgebirgsgranite zu liegen kommen soll; ferner
die stockförmigen Massen bei Sponsel und Lindig, welche
die Hülle des Gebirgsgranites durchdrungen haben sollen;
und endlich als unzweifelhaft bezeichnete Gänge von Erz-
gebirgsgranit im Gebirgsgranit bei der Barreuther Brettmühle
im Salmthale, bei Lindig u. a. a. 0. Später (1884) hat
Laube diese Ansicht in Uebereinstimmung mit Naumann
dahin präcisirt, dass der Erzgebirgsgranit wohl jünger ist
als der Gebirgsgranit, dass aber beide einer und dersel-
ben Bildungsperiode angehören. (Vergl. S. 288). Diese
soll mindestens theilweise in die Zeit nach der Ablagerung
der cambrischen Schiefer fallen.
An die grosse zusammenhängende Granitmasse des
Erzgebirges schliessen sich westlich und östlich kleine iso-
lirte Stöcke an, welche von dem Hauptstocke durch zwi-
schenliegende Schiefer und durch diese auch von einander
getrennt sind.
Westlich vom Hauptmassive bildet Granit eine kleine
Kuppe am Ausgange des Leibitschgrundes bei Berg, welche
von Jokely nur als kleiner entblösster Theil eines von den
Schiefern bedeckten, besonders westwärts sich ausbreitenden
grossen Stockes angesehen wird, welchen er als Ursache
der Faltung im südlichen Glimmerschiefergebirge hält. —
Auch S W von Bleistadt an der Strassenbeuge kommt
ein Gestein vor, welches Laube als Lagergranit anpricht,
wAhrend es Jokely als Gneissglimmerschiefer und die säch-
sischen Geologen als Gneiss bezeichnet haben.
Oestlich vom grossen Granitstocke, nur durch die schmale
Schieferzone des Breitenbacher Thaies von ihm getrennt,
erscheint zunächst die Granitkuppe des Hirsch berge s,
welche wiederum nur durch ein mit Alluvionen ausgefülltes
37P) 1. Archaeische Gruppe.
Urgneiss- und Urschiefersystem.
Thal von der Granitinsel des grossen Piattenberges
geschieden wird. Diese flachkegelförmige, weithin sichtbare
Kuppe beherrscht den westlichen Theil einer umfangreiche-
ren isolirten Granitpartie, welche durch die Einsenkung
zwischen Irrgang und Todtenbach in vzwei ungleiche Hälften
zerfallt, deren westliche eben den kleinen und grossen Plat-
tenberg und zum Theil den Zottenberg bei Schwimmiger,
die östliche aber die Hengstererber Höhe umfasst.
Die Grenze zwischen Granit und Schiefer verläuft über den
Plattener Marktplatz — die unteren Häuser von Platten
liegen auf Schiefer — nördlich über Junghengst und das
Schwarz wasserthal bis Schwimmiger. Auch unter dem
Todtenbacher Torfmoor setzt nach den Aufschlüssen auf der
Irrgänger Rotheisensteinzeche Phyllit fort, ohne dass jedoch
zu ermitteln wäre wie weit. Wenn er nicht auskeilt, so
würde die Verbindung mit der Hengstererber Granitpartie,
die am Wege von Zwittermühl nach Irrgang durch Gerölle
vermittelt wird, eigentlich nur eine oberflächliche sein.
Zwischen Seifen und Hengstererben stösst der Granit un-
mittelbar an die Basaltdecke der Steinhöhe. Weiter folgen
dann wieder Phyllite und Glimmerschiefer, welche im Süden
und Osten die Grenze bilden.
In der Granitpartie bei Platten ist porphyrartiger Erz-
gebirgsgranit allgemein verbreitet. Auf dem kleinen Platten-
berg wird er einem Quarzporphyr ähnlich, eigentlicher Por-
phyr soll dort jedoch nach Laube (entgegen Jokely) nicht
vorkommen. Auch die Hengstererber Höhe besteht wesent-
lich aus porphyrartigem Erzgebirgsgranit, nur in der Mitte
der Partie wird das Gestein feinkörnig.
Nördlich vom Plattenberg zwischen Schwimmiger und
Streitseifen erhebt sich die kegelförmige Kuppe des Sand-
felsens als kleine Granitinsel über den umgebenden Ur-
thonschiefer. Der Granit dieser Kuppe ist im Aussehen von
dem Gestein der übrigen Inseln verschieden. Auf der Süd-
seite bei Schwimmiger ist er nach Laube feinkörnig, dem
Kreuzberggranite von Karlsbad (S. 296) sehr ähnlich.
In der Erstreckung des Erzgebirges östlich vom Jo-
achimsthaler Grunde ist Granit nur in kleineren Stöcken
verbreitet. Im westlichsten Gebirgstheile, dem Keilberg-
gebirge, kommt auf der Südseite Erzgebirgsgranit vor, wel-
cher südlich und nördlich von Arletzgrün gegen Honnersgrün
hin in Lesesteinen gefunden wird, welche auf ein gangartiges
Auftreten des Gesteines hindeuten. In der Arletzgrüner
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgeb. — Granit. 377
Leite steht es in Form einer kleinen Kuppe an. Laube
fasst dieses Vorkommen als weit nach Osten vorgeschobene
Apophyse des Erzgebirgsstockes auf und schreibt ihm einen
offenbaren Zusammenhang mit dem Hochberg N von Lich-
tenstadt zu. Von Weipert hinter dem Bahnhofe führt Laube
einen Halbgranit, bestehend aus grossen Orthoklaskrystallen
und wenig Quarz, an, welcher an der Grenze der oben
erwähnten Einlagerung von Muscovitgneiss im Zweiglimmer-
gneiss (S. 333) erscheint. Hier handelt es sich wohl gewiss
um ein Contactgebilde, was nicht ohne Bedeutung für die
Entstehungsart des Muscovitgneisses sein dürfte.
Weiter östlich tritt Granit erst wieder im Bernstein-
gebirge auf. Hier hatte Jokely mehrfach Granit verzeich-
net, der von Laube für Gneiss angesehen wird. Von den
restlichen geringen Vorkommen wird jenes bei der Gfell-
mühle unterhalb Stolzenhan (in zahlreichen Blöcken) als
Halbgranit von pegraatitischem Aussehen (bestehend aus
röthlichem Orthoklas, viel Plagioklas, Quarz und blauem
Flussspath) bezeichnet. Weiter hinauf finden sich Blöcke
eines grobkörnigen, aus fleischrothem Feldspath, bläulichem
Quarz, sparsamem Muscovit und viel Schöll zusammenge-
setzten Granitgesteines, welches hier einen Gang bilden soll.
Ein ganz ähnlicher Granit kommt am Fusse des Gebirges
zwischen Eisenberg und Ober Georgenthal in Blöcken vor,
deren Verbreitung ebenfalls einen Gang andeutet. Es scheint,
dass man es hier mindestens zum Theil mit Contactgraniten
zu thun hat.
In das Gebiet des Wieselsteingebirges fallt der Granit-
stock von Fleyh, welcher die zweitgrösste Granitmasse des
Erzgebirges ist, die zum grössten Theile Böhmen angehört,
indem nur etwa ein Fünftel nach Sachsen hinübergreift.
Die Grenze verläuft auf böhmischem Gebiete von Georgen-
dorf im Westen herab über den Fleyhgrund und an der
östlichen Lehne des Geyerberges südwestwärts zum Jagd-
schlosse Lichtenwald, von hier genau südlich zum Nordende
des Rauschengrundes, welchem entlang sie auf die Kuppe
des Kühberges zieht, von wo sie in den Grund hinabsteigt
und wenig abwärts von der Kieferleite sich nordostwärts
nach dem Höllberg und um die Nordseite des Wieselsteines
herum nach dem Hortenwald wendet, um von da in mehr
nördlicher Richtung nach der Mitte von Willersdorf zu strei-
chen, von wo sie sich in einem Bogen zwischen dem Wal-
terberg und Motzdorf nördlich um Grünwald unter dem
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378 I- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Kampfberge zum Hirschhübel zurückwendet, welcher an der
Landesgrenze zwischen Georgensdorf und Moldau aufragt
In dieser Umgrenzung herrscht bis auf einen Strich in
der Mitte Erzgebirgsgranit von gleichartig körniger, nur zum
Theil durch das Hervortreten von Plagioklaskrystallen por-
phyrischer Beschaffenheit, der jedoch nur an wenigen Stellen
im Fleyhgrunde blossgelegt ist. Der Mittelzug besteht aus
Porphyr (siehe unten), dessen Durchbruch auf den Granit
nicht ohne Einwirkung blieb. Denn dieser ist in der Por-
phyrnähe auffallend in Platten abgesondert und nach Jo-
kely auch quarzreicher als weiter entfernt von ihm. Nach
Laube allerdings würde der grössere Quarzreichthum sich
am Granit nicht sowohl in der Nachbarschaft des Porphy-
res, als vielmehr auf der ganzen westlichen Seite um Lich-
tenwald und Georgenhöhe bemerkbar machen, wogegen auf
der Ostseite bei Motzdorf der Granit minder quarzhaltig wäre.
Ausläufer in das Nebengestein scheint der Stock nur wenige
zu entsenden, denn nur ein Gang eines feinkörnigen röth-
lichen Erzgebirgsgranites, welcher im Glimmerschiefer im
oberen Theile des Dorfes Langewiese aufsetzt, und ver-
streute Pegmatitbrocken im Gneisse an der Westgrenze des
Stockes im unteren Fleyhgrunde deuten auf solche hin.
Der Granit des Fleyher Massives dürfte in Ueberein-
stimmung mit dem Granit vom Greifenstein in Sachsen jünger
sein als die Phyllite. Allenfalls hat er die ihn umgebenden
Gneisse in Betreff der Lagerung als auch der petrographi-
schen Beschaffenheit beeinflusst.
Weiter östlich im Porphyrgebirge kommt Granit an
der Landesgrenze im Greisenstock von Zinnwald zu
Tage, welcher auf der nördlichen Abdachung des Bornhau
und Hohen Zinnwaldes sich ausbreitet und durch die Lan-
desgrenze in zwei Theile zerlegt wird, von welchen der
kleinere südliche Böhmen angehört. An der Oberfläche ist
dieser Granitstock nur wenig über den Porphyr erhoben,
jedoch ist sein Gebiet durch die zahlreichen Halden weithin
kenntlich gemacht. Der Umfang des Stockes über Tag
ist der einer Ellipse, deren längere, mit dem Streichen des
Porphyrzuges übereinstimmende Axe etwas über andert-
halb Kilometer misst, wogegen die kurze Axe kaum die
Hälfte beträgt. Nach der Tiefe zu scheint sich der Stock
auszubreiten. Die besondere Ausbildungs- resp. Umwandl-
ungsform des Granites, die als Greisen bezeichnet wird und
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Das Erzgebirge. — 2. Das eigentl. Erzgebirge. — Granit 379
wesentlich aus Quarz und Glimmer oder Talk (mit oft bei-
gemengtem Zinnstein, Turmalin, Wolfram und Topas) besteht,
iit zwar herrschend, jedoch kommen in derselben auch
Kerne eines mehr normalen Erzgebirgsgranites vor, welche
mit dem typischen Greisen durch allmälige Uebergänge ver-
bunden und für die Entstehungsweise desselben sehr be-
zeichnend sind. Auf eine eigenartige Aus- oder Umbildungs-
weise verweisen auch die häufig mit schön auskrystallisirten
Mineralen, vornehmlich Quarz, Zinnwaldit, Lithionglimmer,
Scheelit, Flussspath u. a. ausgekleideten Hohl- und Drusen-
räume, an welchen das Gestein reich ist. Gewöhnlich ist
der Greisen mittelkörnig, doch erlangen namentlich Quarz
und Glimmer stellenweise überraschende Dimensionen. Quarz
bildet an einigen Orten sogar grosse stockförmige Massen
im Greisen. Ein sehr gewöhnlicher Uebergemengtheil ist
Wolfram, besonders ausgezeichnet ist das Gestein jedoch
durch seinen Zinnsteingehalt.
Der Kassiterit ist im Greisen in vereinzelten Kry-
stallen verhältnissmässig selten, gewöhnlich durchzieht er
das Gestein in lagerartigen Anhäufungen, welche in der
Mitte „ziemlich horizontal liegen und daher von den Berg-
leuten ,Flötze 4 genannt werden, gegen die Ränder des
Stockes sich jedoch aufrichten, so dass die obersten zu
Tage ausgehen und auf böhmischer Seite, wo die Schächte
mehr gegen die Peripherie hin abgeteuft sind, mehrere
Flötze untereinander durch eine solche Anlage durchsunken
werden. Auf böhmischer Seite sind 9 solcher Flötze bekannt,
deren Mächtigkeit zwischen 0*04—0*10 m wechselt. Doch
ist die Mächtigkeit auch in demselben Flötz keine bestän-
dige*\ Als Gänge können diese lagerartigen Anhäufungen
nicht bezeichnet werden, weil sie weder im Hangenden noch
im Liegenden durch Salbänder begrenzt werden. Ueber
das Zinnerzvorkommen wird übrigens unten Weiteres mit-
getheilt werden.
Endlich im östlichsten Kulm - Graupener Theile des
Erzgebirges ist Granit nach Laube nur wenig verbreitet.
Jokely und H. Wolf verzeichnen hier zwar in ihren be-
züglichen Karten Granit bei Ebersdorf, Müglitz, Strecken-
wald, Teilnitz. Laube aber erklärt diese Vorkommen für
granitartigen Hauptgneiss. Einzig und allein in Mittel Teil-
nitz soll echter Erzgebirgsgranit auftreten, und zwar un-
mittelbar an der Strasse in einem ziemlich mächtigen Gange,
welcher gegen Ostsüdost zu streichen scheint.
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380 1- Archaeische Gruppe. — Urgneiss- und Urschiefersystem.
Dass am eigentlichen Ostende des Erzgebirges in der
archaeischen Insel des Elbethales zwischen Mittel- und Nie-
dergrund die Phyllite bei Tschirte auf Granit liegen, welcher
bis zum Albertsfelsen ansteht und dann in der Flusskrümme
verschwindet, und dass der Granit im Liegenden der Phyl-
lite zwischen Tschirte und dem Adalbertsfelsen durchaus
gneissähnlich aussieht, ist schon oben bemerkt worden.
(S. 341). Laube stellt den hiesigen grobkörnigen Granit
zum Gebirgsgranit. Er besteht aus fleischrothem Orthoklas
und Plagioklas, rauchgrauem Quarz und Biotit.
Von sonstigen eruptiven Massengesteinen des Erzge-
birges, welche, obwohl nicht insgesammt archaeisch, doch
wegen ihres engen Verbandes mit dem archaeischen Körper
des Gebirges nicht wohl von diesem abgetrennt beschrieben
werden können, ist zunächst Porphyr zu nennen. Es ist
zu beachten, dass hier unter dieser allgemeinen Bezeichnung
eine bedeutende Anzahl Abarten zusammengefasst wird,
auf deren genauere petrographische Charakterisir